Beiträge von Paul_

    Hi,

    Mit dem Willen war und ist es so ne Sache bei mir. Ich will viele Dinge, kriege sie aber nicht hin. Beim Alkohol wollte ich aufhören und wollte nicht mehr trinken. Gebracht hat es nichts, da ich nunmal süchtig bin. Erst als ich erkannt habe dass das Saufen mein sicherer Tod sein wird, gepaart mit einigen Tiefpunkten, kam der Wille wieder zu leben. Der treibt mich an. Mein Wille zu leben ist wieder da. Gegen den Alkohol bin ich machtlos, akzeptiert. Aber ohne den Willen zu leben ist eine Kapitulation vorm Alkohol für mich nur ein zementierter Weg in den nassen Abgrund. Ich glaube das trifft hier auf einige zu.

    Paul

    Hi in die Runde,

    bei mir war und ist der Ekel vor mir selbst ein funktionierender Motor. Wenn mal Gedanken an Alk kommen, z.B. wenn ich Menschen sehe die voller Genuss bei bestem Wetter sich das ein oder andere Bier reinkippen, denke ich an die zahlreichen Eskapaden die bei mir zwangsläufig auf sowas folgen würden. Da brauch ich keinen Willen. Da brauch ich genauso wenig Willen wie wenn ich meinen Finger in ein Wespennest stecken sollte. Es kommt einfach nicht mehr in Frage. Leider vergisst man gerne mal was nach dem ersten Schluck mit 100% Wahrscheinlichkeit passiert..

    Hallo hopeless,

    vielleicht hilft Dir ein bisschen Input eines Alkoholikers. Nasse Alkoholiker sind häufig sehr gute und überzeugende Lügner, auch und vor allem sich selbst gegenüber. Er wird Dir Alles erzählen was Du hören willst, er kennt dich schliesslich. Seine Motivation ist jedoch reiner Egoismus. "Saufen und Beziehung muss doch irgendwie gehen", ausserdem ist es ganz nett wenn man besoffen ist und jemand anderes ist da. Mag er auch der liebste Mensch sein, aber hier spricht die Sucht. An erster Stelle steht Alkohol und Rausch. Damit muss auch gefälligst jeder klar kommen, denn schliesslich trinkt er ja gerne und andere machen es genauso. Mit dem richtigen Pegel hat man auch immer recht und alle anderen übertreiben es. Die Welt wäre so perfekt wenn mal alle akzeptieren könnten, dass da nichts schlimmes dran ist.

    Aber dann wird man wieder nüchtern. Scheisse. N riesen Haufen von Problemen die man selbst verursacht hat. Also: Probleme so schnell wie möglich lösen. Angehörige belabern, sich entschuldigen, Versprechungen machen, parallel Überlegen wann und wie man endlich wieder was trinken kann, egal wie hoch der Preis und was man versprechen muss, wird ja eh nicht eingehalten. Wozu auch, gegen bisschen Alk ist ja nichts einzuwenden, diesmal nur bisschen aufpassen dass es nicht völlig ausartet. Und wir sind wieder genau da wo wir angefangen haben. Und das immer wieder und wieder...

    Solange er nicht ernsthaft akzeptiert, dass er süchtig ist und seine Sucht stoppen muss, wird sich rein garnichts ändern.

    Er wird sich bereits ausgemalt haben wie es sein wird wenn Du nicht da bist und dass er dann in Ruhe und Frieden saufen kann. Jedoch kommen dann früher oder später klare aber kurze Phasen in denen er kurz einsieht dass er dich nicht verlieren will. Ich mein, simple Frage: Alkohol oder Beziehung? Jeder Nicht-alkoholiker wählt ohne zu zögern die Beziehung. Jeder nasse Alkoholiker überlegt wie er beides, notfalls heimlich, haben kann.

    Er kann es schaffen, er kann es akzeptieren dass er Alkoholiker ist und seine Sucht stoppen, aber nicht indem er genauso weitermacht wie bisher. Und momentan scheint es bei ihm ja zu klappen.

    Denk an dich! Er tut es nämlich nicht.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Guten Abend in die Runde,

    mir ist es ehrlich gesagt noch nicht passiert, dass ich einen alten Bekannten im Laden getroffen habe der von mir eine Wein-Empfehlung haben wollte. Aber ich denke, würde das passieren, würde ich ihm einen Wein empfehlen wenn ich mich gerade damit auskennen würde. Für mich ist Alkohol Gift, für viele hier im Forum auch. Aber eben nicht für alle. Nicht jeder ist Alkoholiker und nicht jeder wird früher oder später Alkoholiker. Also warum sollte ich dann prädigen dass Alkohol für jeden Gift ist. Weiss doch im Grunde auch jeder. Hinzu kommt, die Menge macht das Gift. Fakt ist, für mich persönlich ist es nicht nur Gift, es ist mein Untergang. Das weiss ich und damit muss ich leben. Aber ich muss nicht so tun als wenn Alkohol in meinem Leben nicht existieren würde. Schön wärs für mich, aber leider ist es nicht so. Wenn ich an der Kasse stehe sind die kleinen Flachmänner auf Augenhöhe. Ich kaufe sie trotzdem nicht, gerade weil ich weiss dass das der Anfang vom Ende für mich wäre. Also akzeptiere ich dass sie da sind, und lebe mein abstinentes Leben einfach weiter (Wobei ich mich eh frage, wer ausser einem Alkoholiker kauft sich Wodka in 0.1l Fläschchen beim bezahlen an der Kasse? Wieso ist das erlaubt?).

    Wenn ich auf einen Geburtstag gehe oder mit Freunden Essen, was ehrlich gesagt mehr als selten passiert, sollen die anderen auch gerne Alkohol trinken. ich trinke halt keinen und solange ich deswegen nicht genervt werde a la "Komm, ein Bier geht doch, nur zum anstossen, bla bla bla.." werde ich andere Leute auch nicht belehren. Ich kann mit alkohol nicht umgehen. Wenn andere das können, schön für sie.

    Genauso hat es mich auch immer genervt wenn mir Nichtraucher erklären wie schädlich rauchen ist. Wenn Veganer mir erklären dass Fleisch-essen Mord ist. Radfahrer mir einreden wie ich mit meinem Auto die Umwelt zerstöre. Und und und... Ich belehre ungern andere Leute, es sei denn sie fragen mich explizit nach Rat. Dann gerne, aber dieses Missionieren welches sich in unserer Gesellschaft immer beliebter macht nervt mich. Mindestens genauso wie Fragen warum ich nicht trinke.

    Ich bin Teil dieser Gesellschaft und habe meine Anker. Ich muss damit leben, dass draussen Gefahren lauern. Ich muss auf mich aufpassen und meide alle unnötigen Risiken. Aber ich lebe auch ein normales Leben mit anderen Menschen und mit denen möchte ich so normal es geht interagieren.

    Würde ich wieder Alkohol trinken, dann deswegen weil ich ihn aktiv trinken wollte. Die Flasche wandert nicht auf magische Weise in meinen Einkaufswagen, das Glas wandert nicht einfach so zu meinem Mund. Wenn, dann bin ich das der das macht. Und weil ich Alkoholiker bin, weiss ich was dann passieren wird, ohne wenn und aber. Der totale Absturz. Und das will ich nicht und werde ich nicht zulassen.

    Es ist ein Zwiespalt in dem wohl nicht nur ich mich befinde. Wie weit sich selber schützen und wie weit am Leben teilnehmen in dem Alkohol eine Rolle spielt. Die offensichtliche Risikominimierung ist klar. Kein Alk zuhause, keine Veranstaltung in der es primär ums saufen geht. Danach kommen aber Situationen die nicht klar definierbar als Gefahr sind. Ich würde fast soweit gehen zu sagen, dass eine übertriebene Risikominimierung auch nach hinten losgehen kann. Wenn ich auf einer einsamen Insel leben würde auf der es keinen Alk gibt, würde mich nichts gefährden. Wenn ich dann aber abrupt in der Zivilisation wäre, voller Bars und Alk-Werbung, trinkende Leute, Alk an jeder Ecke, glaube ich wäre es für mich sehr viel gefährlicher als wenn ich vorher schon "trainiert" wäre mit solchen Situationen umzugehen.

    Ich lese auch nicht gerne über alk oder höre mir Podcasts von anderen trockenen Alkoholikern an. Ich weiss ja was Alk für mich ist. Ich muss damit umgehen können. Wenn ich am HBf an den Junkies vorbeigehe die sich auf offener Strasse einen Schuss setzen denke ich auch nicht "Hmm.. einmal kann man ja, ist sicher ganz toll". Da weiss ich doch auch dass das der sichere Tod für mich wäre. Genau wie mit Alk, ebenfalls der sichere Tod für mich. Aber deswegen werde ich nicht die Strassenseite wechseln und wegschauen weil es mich sonst triggert. Wenn das wirklich so wäre und ich nicht einsehen würde dass ich Alkoholiker bin und Alkoholkonsum mein Todesurteil wäre, dann könnte ich mir das ganze hier sparen und in guter Hoffnung erstmal einen saufen gehen.

    Es gibt Situationen die mich triggern, so ist es. Aber es ist mein Lebenswille der dieses Situationen bei einem Trigger belässt.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Hallo Oskar,

    auf den Punkt gebracht. Innere Ruhe habe ich mittlerweile gefunden. Keine Gleichgültigkeit, eher eine entspannte Art den täglichen Herausforderungen zu begegnen.

    Und ja, die Tagungen lassen sich gelegentlich nicht vermeiden, aber Risikominimierung so gut es geht ist ein treuer Begleiter. Skepsis hab ich dementsprechend bei einigen Neuankömmlingen auch. Manchmal auch mir selbst gegenüber ;)

    Liebe Grüße,

    Paul

    Guten Abend liebe Forenmitglieder,

    es ist nun etwas länger her dass ich in meinem Thread geschrieben habe, aber mittlerweile sind 5 Monate ohne Alkohol rum. Ich fühle mich gut.

    Während der letzten Zeit habe ich immer hin und wieder über die Zeit davor nachgedacht, aber auch nicht endlos gegrübelt. Fast schon mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln fragend, wie konnte ich es nur so lange soweit kommen lassen. Ist nunmal so, ich habe nach vorne geschaut um wenigstens dieses mal was draus zu lernen und nicht wie die male davor überzeugt zu sein, ich wüsste es eh besser.

    Ich war dem Forum natürlich nicht abhanden gekommen und habe meistens mindestens einmal am Tag vorbeigeschaut. Dabei habe ich vermehrt die Geschichten der Cos gelesen und mich, wie viele andere hier sicher auch, in der ein oder anderen (in vielen) wiedererkannt. Da kann ich fast nur sagen, gut, dass ich es noch rechtzeitig geschafft habe ernsthaft die Richtung zu korrigieren und fast schon ein Wunder, dass meine bessere Hälfte noch da ist.

    Was mir besonders bei den Geschichten der Cos aufgefallen ist, ist die mangelnde Einsicht des Alkoholikers, dass er ein Problem hat. Ich kann mich da nur zu gut reinversetzen und weiss wie ich gehandelt hätte. Genau so. Null Einsicht, lasst mich alle in Ruhe, ich hör schön auf wenn mir danach ist, es ist nur Alkohol, machen andere ja auch, ist mir egal ob euch das gefällt, wenns euch nicht passt dann geht doch, ich brauche euch nicht solange ich mich und meinen Alk habe.

    Jetzt nach 5 Monaten kann ich dieses Gefühl immernoch nachempfinden. Es ist nicht so als wenn ich auf diese Zeit voller Unverständnis blicke, ich verstehe sie sogar sehr gut, fast so als wenn es gestern oder immernoch so wäre. Diese Seite an mir ist nicht weg, ganz im Gegenteil, sie ist in greifbarer Nähe. Man könnte sagen, eine Armlänge zum Glas weit entfernt. Es ist schon merkwürdig sich einzugestehen, dass 2 Personen in einem Körper leben. Der nasse und der trockene Alkoholiker. Es liegt jetzt einzig in meiner Verantwortung, welche Person den Ton angibt. Beide sind laut wenn Sie erstmal zu Wort kommen. Ich verstehe diesen Satz "nur ein Glas entfernt" immer besser. Würde ich jetzt nur ein Glas trinken, wäre der nasse Alkoholiker wieder am Zug. Einen sehr langen Zug.

    Mit der Zeit ist auch meine Bewunderung für dieses Forum gewachsen. Es ist für mich eine Konstante. Ich weiss was mich hier erwartet, ich weiss woran ich bin, und vor allem weiss ich, dass hier nichts weichgespült wird. Danke dafür!

    Nun noch kurz ein Update:

    1. Die Gedanken an Alkohol sind sporadisch. Sie sind täglich da, aber 99% der Zeit denke ich nicht an Alkohol. Er spielt keine Rolle in meinem Alltag. Ganz verschwunden ist er aber bei weitem nicht, da reicht schon eine Bier-Werbung im Fernsehen und ich erinnere mich wieder.

    2. Süssigkeiten sind weniger geworden, aber ich esse dennoch gerne unnötigen Zucker-Krams. Dennoch merklich weniger als am Anfang.

    3. Schlaf, Gesundheit, Hautbild, Haare, alles hat sich positiv entwickelt. Könnte auch daran liegen, dass ich mehr wert auf mich lege als früher.

    4. Ehe ist wie ne Ehe nunmal ist. Harmonisch mit den obligatorischen Gewitterwolken von Zeit zu Zeit. Nur dass ich jetzt nicht in 99% der Fälle der Grund für Streit bin.

    5. Soziales Umfeld hat gelitten. Ein paar gute Freunde sind da, mit denen läuft es auch super. Viele haben mir den Rücken gekehrt. Ob das an der Distanz liegt, kein gemeinsamer Alltag, oder weil ich es besoffen bei einigen gegen die Wand gefahren habe. Sicher ne Mischung aus allem, aber so ists nunmal. Den Preis muss ich zahlen und ich kann niemandem verübeln keinen Bock mehr auf mich zu haben.

    Das wäre das Wichtigste kurz zusammen gefasst.

    Für die die neu im Forum und am Anfang ihres abstinenten Lebens sind habe ich noch einen kleinen Rat: Die Euphorie am Anfang ist unheimlich stark, lässt aber mit der Zeit nach. Es scheint danach nichts mehr zu kommen, ausser der Tatsache dass man nun das gleiche Leben wie vorher hat, nur ohne Alkohol und der einhergehenden negativen Begleiterscheinungen. Dem ist jedoch nicht so! Es ist so viel mehr was sich massiv verändert, man muss eben nur genau hinsehen. Mit der Zeit sieht man es ganz deutlich. Nur nicht wegschauen ;)

    Schönen Abend und liebe Grüße,

    Paul

    Hallo Arno,

    Du hast nen super Schreibstil, gerade das trockene wie in einem "Polizeibreicht" liest sich für mich sehr gut. Denk mal an Homo Faber ;)

    Mach Dir nichts draus wenn einige Leute deine Texte falsch verstehen. Du hast dein Ziel vor Augen und schlägst dich wacker, jeder der das gleiche Ziel hat ist schlau wenn er versucht etwas aus deinen Texten für sich mitzunehmen. Und ja, es wir immer Leute geben die alles besser wissen und auf Krawall gebürstet sind. Ignorier es einfach, Du bist nicht hier um dich provozieren zu lassen sondern um trocken zu leben.

    Also mach weiter so, ich lese gerne bei dir und nehme das ein oder andere für mich mit auf den Weg.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Hi in die Runde,

    das scheint mir eine mehr als ernste Situation zu sein. In diesem Fall kann ich nur folgendes empfehlen:

    1. Die Schwiegermutter sollte den Schlüssel ansich nehmen und dafür sorgen, dass der Schwiegervater nicht an die Waffen rankommt.

    2. Bei der Polizei schriftlich melden und protokollieren. Der Schwiegervater scheint ja nicht geeignet zu sein mit Waffen umzugehen, ergo sollte geprüft werden ob er seine Waffenbesitzkarte und die Waffen abgeben muss. Das sollte jedoch die Polizei ins Rollen bringen. Wenn sich das ganze aufm Land abspielt wo jeder jeden kennt (Polizei drückt auch mal n Auge zu) würde ich das an die nächst höhere Instanz melden.

    3. Anwalt kontaktieren.

    Wenn deine Schwiegermutter den Schlüssel ansich nimmt, dürfte ihr im Grunde nichts passieren, sofern es sich um eine kurzfristige Maßnahme zur Gefahrenabwehr handelt. Das wird euch aber ein Anwalt sicher erklären.

    Ansonsten viel Kraft in dieser nervenaufreibenden Situation.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Guten Mittag,

    Ich habe für mich festgestellt, dass Taten mehr bringen als Worte.

    Wenn Du nüchtern lebst, bist Du mit Sicherheit anders als Du besoffen warst. Das wird deine Partnerin merken. Auch wenn sie stichelt und sagt dass sie dir nicht glaubt, is es ok. Es braucht nun mal Zeit. Ich würde mir auch nicht auf Anhieb glauben nach dem Mist den ich besoffen so verzapft habe. Aber hier ist eben der "Vorteil" an der langen Saufgeschichte: sie unterscheidet sich krass zu der jetzigen Situation. Nichts von dem Mist den ich früher gemacht habe kann man jetzt bei mir beobachten. Und genau wie einem Partner nicht entgeht dass man besoffen ist und versucht normal zu wirken, entgeht dem Partner auch nicht dass man eben jetzt nüchtern lebt.

    Zweifel wie lange das so bleibt, ob es wieder nur ne Pause ist, sind berechtigt. Aber da liegts an dir einfach immer nüchtern zu bleiben.

    Mit der Zeit wird es auch für den Partner immer normaler dass man nicht trinkt.

    Und noch etwas positives wird gerne mal von Alkoholikern übersehen, zumindest von mir: man schafft so viel mehr. Ich denke häufig dass kein wirklicher Unterschied zur nassen Zeit besteht was mein Leistungspensum angeht. Aber der Unterschied ist da und groß. Es reicht einfach mal nen Monat Revue passieren zu lassen und den mit irgendeinem nassen Monat zu vergleichen. Niemals hast Du nass mehr geschafft als trocken. Das sieht auch dein Umfeld.

    Manchmal glaube ich diese falsche Bescheidenheit und das runterspielen der trockenen Zeit ist nur ein verzweifelter Trick des Suchthirns mir einreden zu wollen, trocken zu sein bringt nicht viel.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Hi,

    Wollte gerade das gleiche schreiben wie Dante. Meine Erfahrung mit Alkoholtestern hat genau das Gegenteil bewirkt. Plötzlich wurde bei jeder Kleinigkeit getestet und in mir wuchs die Wut weil ich nur mit diesem Tester meine Glaubwürdigkeit beweisen konnte. Das zerstörte Vertrauen wurde nur noch weiter zerstört und bei jedem mal kam von mir ein "na, was hab ich gesagt? Bist du jetzt zufrieden?"

    Ich bin in erster Linie für mich selbst nüchtern, dafür brauche ich keinen Tester. Mit dem Tester verschiebt sich das mit der Zeit in die Richtung "ich mache es für Andere". Das ist gefährlich, und war wohl auch ein Grund wieso ich rückfällig wurde.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Hi!

    Über die Medikamente kann ich nichts sagen, ich weiss schliesslich nichts über den genauen Zustand und was er deswegen wohl verschrieben bekommen hat. Hier wird auch das Thema "Medikamente" nicht groß besprochen.

    Aber was ich dir sagen kann:

    Es gibt Medikamente die das Verlangen nach Alkohol mindern können sollen. Funktioniert nicht bei jedem und schon garnicht bei Leuten die weiter trinken wollen. Also keine Wunderpille, eher eine Unterstützung die das Craving lindert.

    Es gibt sonst noch Mittel die sich mit Alkohol nicht vertragen und bei gleichzeitigem Konsum schwerste Reaktionen auslösen, wird aber meines Wissens in Deutschland nicht verwendet.

    Wie dem auch sei: Ohne den Entschluss des Trinkers nichts mehr zu trinken wirkt kein Medikament so, dass der Trinker plötzlich keine Lust mehr auf Alk hat. Schön wärs vlt, aber da muss Er ganz alleine den ersten Schritt machen.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Edit: Bitte auf keinem Fall Medikamente "irgendwie" besorgen und dann verabreichen. Es gibt Medikamente die heftigste Wechselwirkungen in Kombination mit Alkohol entwickeln. Das Ergebnis kann tödlich enden.

    Hi,

    Das zu lesen ist worklich nicht leicht, er scheint sich ja mittlerweile in einer mehr als ernsten Situation zu befinden. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass Du zu ihm in diesem Zustand kaum durchdringen wirst.

    Um deine Frage zu beantworten: Der Alkoholiker sieht und weiss was er da anstellt. Jedoch hinterfragt er sein Verhalten und kommt alkoholinduziert zu dem Schluss, dass das was er macht ja nicht so schlimm ist. Andere trinken schliesslich auch Alkohol und die Probleme wären nicht da, wenn man einfach akzeptieren würde, dass er nunmal trinkt. Er sieht nicht, was er für riesen Schaden verursacht, denn er sieht den Schaden, aber versteht nicht wieso er jetzt daran Schuld sein sollte. Er schadet ja nur sich selbst.

    Hinzu kommt, besoffen ist es einem egal. Die Einsicht kommt erst wieder wenn man halbwegs klar im Kopf ist. Dieser klare Zustand ist aber sehr unangenehm, daher schnell wieder der Griff zur Flasche.

    Wünsche dir viel Kraft! Gute Tipps was Du machen kannst hab ich leider nicht. Ausser vlt die Konfrontation nicht zu suchen. Bringt eh nichts ausser mehr Schaden.

    Liebe Grüße,

    Paul

    Hi Soapstar,

    Kann dich da gut verstehen. Nach einer Woche voller Arbeit, will man ja schliesslich einen Schlussstrich, einen Abschluss der harten Woche haben. Bis Freitag Abend gearbeitet, dann endlich Wochenende und die ersehnte Belohnung. Im Biergarten bei schönem Wetter, in geseliger Runde das Wochende einläuten. Machen ja auch viele, die Biergärten sind auch bei mir in der Gegend voll.

    Und jetzt findest Du keinen Abschluss. Die Arbeit ist erledigt, was nun? Samstag u. Sonntag nichts zu tun, eine lange Zeit bis Montag endlich wieder die Routine zuschlägt.

    Dabei sind doch gerade diese zwei Tage die einzigen in der Woche in denen Du doch machen kannst was Du schon immer machen wolltest. Bis jetzt hast Du nicht gewusst wie Du diese Tage für DICH nutzen kannst. Also, ab in den Biergarten und die lästige Freizeit versaufen bis endlich wieder Montag ist.

    Ich glaube Arbeit ist für dich enorm wichtig und kein notweniges Übel. Sonst hättest Du es längst schleifen lassen und während der Woche getrunken. Aber Du bist diszipliniert geblieben weil die Arbeit nunmal wichtig ist. Wichtiger als Alkohol. Deshalb auch die Schwierigkeit die Zeit zu nutzen in der Du nicht arbeiten musst.

    Du hast also zwei Möglichkeiten:

    1. Lerne wie Du die Freizeit für dich nutzen kannst und etwas machst worauf Du im Anschluss stolz bist. Auf Saufen im Biergarten warst Du mit Sicherheit nicht stolz.

    2. Arbeite an etwas, einem Projekt, an der Wohnung, Haus, Auto, wie auch immer. Etwas das Du gut kannst. Der Lohn wird das Ergebnis sein.

    Vermisst Du wirklich diese kleinen Pausen wo Du meinst mit Bier für 2 Tage aus der Arbeitswelt zu entkommen? Du entkommst da doch nicht wirklich, Du bist einfach nur für 2 Tage betäubt. Das bis ans Lebensende?

    Du sagst Du beneidest die Leute die im Biergarten sitzen und normal trinken können. Woher weisst Du dass sie normal sind? Sich volllaufen zu lassen weil Freitag ist, ist n ziemlich magerer Grund. Wenn es um das Beisamen sein und die heiteren Gespräche geht, sind diese doch auch im Grunde nur ein Vorwand. Es geht ums saufen, und das weisst Du. Ob nun alleine oder mit Gesellschaft ist doch im Endeffekt egal.

    Ich frage mich, was Du bei denen beneidest? Die kriegen das Wochenende nichts hin, versaufen ihre Freizeit nur um am Montag wieder mit dem warten auf Freitag zu beginnen. Jahr für Jahr. Du hast doch nur ein Leben, geniess es doch anstatt es wegzuspülen.

    Akzeptiere dass die freie Zeit deine Belohnung ist. Nicht das Bier welches die die freie Zeit stiehlt. Du musst nur noch den Wert der freien Zeit erkennen. Dann kommst Du nicht auf die Idee diese wertvolle Zeit zu löschen indem Du sie mit Bier wegschüttest.

    Sonnige Grüße,

    Paul

    Ich glaube jeder von uns kennt Situationen in denen der Partner, Familie oder andere liebe Menschen einem den letzten Nerv rauben.

    Ich sage mir bei solchen Situationen immer: "Das, wäre früher ein guter Grund gewesen um zu trinken". Dabei liegt die Betonung auf "früher". Ich nutze diese Gelegenheiten um mich besser zu fühlen. Nach dem Motto: "Challenge gemeistert, ich bin jetzt stärker und brauche keinen Alk". Ausserdem diskutiert es sich nüchtern besser, besoffen kriegt man seine Argumente ja kaum zusammen und ist am Ende noch Schuld dass es eskaliert.

    Also immer die Ruhe bewahren und die Gegenseite sich auslabern lassen.

    Wenn aber meine bessere Hälfte auf Krawall gebürstet ist, geb ich auch gerne sehr hart Contra. Ich bin schliesslich nicht schlechter als Andere, das soll auch ruhig jeder wissen. Ich bin es wert und verdiene Respekt, schläge unter die Gürtellinie haben immer Konsequenzen.

    Das ist einer der besten Aspekte des nüchternen Lebens: Ich habe meinen Wert wiedererkannt, Respektlosigkeit wird nicht toleriert.

    Niemand verlangt sich so in der Öffentlichkeit zu nennen, vor Freunden, Familie, Arbeit usw... Niemandem steht es auf der Stirn geschrieben, und niemandem soll es auf der Stirn stehen.

    Dieses Forum ist anonym, keine Gesichter, keine echten Namen.

    Wer es also hier nicht schafft, vor Leuten die er nicht kennt und nicht kennenlernen muss, sich einzugestehen Alkoholiker zu sein, wie soll derjenige es schaffen es sich selbst einzugestehen?

    Fakt ist, muss ja auch niemand.

    Ich nutze dieses Forum für meine Zwecke. Ich will alkoholfrei leben. Das Forum hilft mir dabei. Wenn ich kein Alkoholiker bin, warum der Wunsch alkoholfrei zu leben?

    Wenn ich irgendwo im Hinterkopf den Gedanken habe dass ich irgendwann mal wieder normal trinken kann, dann bin ich hier einfach falsch. Hier gibt es Menschen die dieses Forum brauchen. Da helfen Mitglieder die ihre Alkoholsucht als temporäreres Problem abstempeln niemandem.

    Verstehe es irgendwie nicht wo das Problem ist das Kind beim Namen zu nennen. Den Begriff gibt es aus einem bestimmten Grund.

    Wenn ich die Kontrolle über meinen Alkoholkomsum verloren habe und trinke weil ich trinken muss, bin ich Alkoholiker.

    Ich kann sagen, dass ich abhängig bin, dass ich krank bin, alles wahr und richtig. Aber wenn ich Probleme damit habe zu sagen, dass ich Alkoholiker bin, dann denke ich, dass es noch eine Stufe schlimmer gehen kann, da wo ich noch nicht gelandet bin. Ergo, Relativierung meines Alkoholkonsums.

    Ob nun der Arbeitnehmer der jeden Abend seine 10 Bier trinkt oder der Typ ohne Schuhe am Hauptbahnhof der Selbstgespräche führt und den Tag mit ner Flasche Korn startet, beide sind Alkoholiker.

    Solange ich denke, dass Obdachlosigkeit und mangelnde Hygiene ein zwingendes Kriterium für Alkoholiker sind, mag ich mich vielleicht nicht so nennen, das liegt aber eher an der Stigmatisierung des Begriffs und nicht an der tatsächlichen Definition.

    Alkoholiker sind nunmal Menschen die süchtig nach Alkohol sind. Das hat mit äusseren, inneren oder gesellschaftlichen Merkmalen nichts zu tun.

    Kann es sein, dass Du noch sehr jung bist, oder warum schreckt dich der Gedanke der lebenslangen Abstinenz so?

    Ich finde gerade am Anfang ist der Gedanke an eine lebenslange Abstinenz erschreckend.

    Sich einzugestehen, dass man bis zu seinem Ende etwas nie wieder machen kann, ist erschreckend, besonders wenn man sich andere Menschen anschaut, die diese Krankheit nicht haben.

    Auch die Einsicht, an etwas erkrankt zu sein für das es keine Heilung gibt, ist erschreckend.

    Wichtig ist, dass man sich dessen bewusst wird und dementsprechend handelt. Wenn man dabei erschrocken ist, ist es doch nur menschlich.

    Hi,

    ein kurzer Tipp meinerseits, da ich ähnlich denke.

    Konzentriere dich auf heute. Morgen ist ein anderer Tag, darum musst Du dich heute nicht kümmern. Was in 4 Monaten ist? Weiss ich nicht, denk am besten nicht darüber nach. Du wirst Gelegenheiten dazu haben wenn Du beim 4ten Monat bist. Bis dahin, Tag für Tag. Heute nichts trinken, morgen frisch und ohne Rest-Alk/Kater aufwachen.

    Wie hier schon oft geschrieben, es ist ein Marathon, kein Sprint.

    Ich verstehe den Wunsch, es schnell zu überstehen und wieder die/der Alte zu sein. Aber das wird nicht passieren. Freue dich darüber eine neue Person zu sein, eine die keinen Alkohol braucht.

    Du siehst ja die Früchte deiner Arbeit. Es wird immer nur besser, nicht schlechter. Zumindest wenn Du trocken bist.

    Mal ganz ehrlich, wer will schon zurück? Wir leben um uns zu entwickeln, ständig. Rückschritte sehen bequem aus, aber Du würdest genau wieder hier landen. Dann doch besser früher als später und immer wieder ;)

    LG, Paul