Wir hier wissen das wir einem nassen Alkoholiker nicht helfen können solange er nicht darum bittet. Wenn er umkippt ist die Lage klar. Trotzdem ist der Grundgedanke der Gesellschaft garnicht in dieser Richtung sondern eher ablehnend... als wenn man sich tödlich anstecken könnte?
Insgesamt ist wohl eher so die Lage, dass fast jeder denkt: Das geht mich nichts an.
Vielleicht auch ein gewisser Ekel und Angst vor einem unberechenbaren Säufer, aber auch Hilflosigkeit.
Solange alkoholisierte Menschen nicht unangenehm auffallen, werden sie, so gut es geht, ignoriert.
Jemand, der trocken ist, sieht das alles etwas differenzierter. Ich sehe nicht viele alkoholisierte Menschen. Sie fallen mir manchmal an der Kasse im Laden, oder auch davor auf. Ansonsten habe ich kaum Berührungspunkte.
Und wenn doch, was sollte ich dazu sagen? Ich weiß selbst noch viel zu gut, wie es sich damals angefühlt hat, in der Sucht festzustecken.
Wenn mich jemand anspricht, dann würde ich ein paar Worte sagen, aber ich bilde mir kein Urteil. Wer weiß, aus welchen Gründen derjenige momentan besoffen ist, oder sich Alkohol kauft. Es ist ja nur eine Momentaufnahme.
Jedoch habe ich als trockene Alkoholikerin "Antennen", und kann, so bilde ich mir ein, erkennen, wer wirklich in der Sucht gefangen ist.
Bei uns in der Verwandtschaft oder Bekanntschaft ist mir jetzt kein Fall (mehr) bekannt. Ob ich da etwas sagen würde, ich glaube eher nicht.
Jeder, der den Punkt erreicht hat und es wirklich will, der wird sich Hilfe und Unterstützung holen, um aus der Sucht herauszukommen.
Und die anderen werden sich im Laufe der Zeit tot saufen. Denn Alkoholismus ist eine tödlich verlaufenden Krankheit, die jedoch gern beschönigt wird. Die Zahlen der am Alkohol verstorbenen Menschen in Deutschland ist erschreckend.