Hallo Forengemeinde!
Ich bin männlich, Anfang 40, verheiratet, keine Kinder. Ich bin seit gut einem Jahr selbstständig, da die Tätigkeit aber noch nicht genug Einnahmen generiert arbeite ich noch Teilzeit für meinen alten Arbeitgeber.
Ich musste mir eingestehen dass ich meinen Alkoholkonsum nicht mehr unter Kontrolle habe und Alkoholiker bin. Was vielleicht dadurch einfacher für mich zu erkennen war da meine Mutter bis in mein frühes Teenageralter hinein nasse Alkoholikerin war. Sie ist dann zu den Anonymen Alkoholikern gegangen und ist bis heute trocken.
Anfang dieses Jahres wurde bei mir eine Diabetis Typ II diagnostiziert. Das hat mich ziemlich aufgerüttelt. Die Wochenenden in denen ein Kasten Bier + 1l Kräuterlikör geleert wurden waren definitiv damit vorbei. Ich begann dann auch meinen Konsum im Kalender zu dokumentieren. Ich bin dann zwar auf zuckerfreie Getränke und Whisky oder Wodka umgestiegen aber der Konsum ist doch recht hoch geblieben, 1 Flasche pro Trinkabend.
Als ein paar Monate ins Lang gingen sah ich das sich die Trinkabende in etwa die Waage mit den nüchternen Abenden hielten. Au weia! Dann noch ein paar Selbsttests im Internet und bei allen leuchtete die Aufforderung ‚Suchen Sie sich Hilfe!‘ rot auf.
Pegeltrinken war nie meine Sache – ich suche den Rausch!
Das ist schon seit meiner Jugend so. Damals war auch noch viel Cannabis im Spiel – aber diese Zeiten sind seit nunmehr zehn Jahren vorbei. Wenigstens dieses Problem habe ich nicht mehr am A….
Auch das Rauchen habe ich aufgegeben, aber eine ‚Freude‘ sollte ja noch im Leben bleiben – naja.
Ich habe dann auch mal Revue passieren lassen wie viele Dinge ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe und wie entsetzlich viel davon liegen geblieben ist. Es dämmerte mir also das der Alkohol einen sehr negativen Einfluss auf mein Leben hat und ich auf dem besten Weg bin den Karren voll an die Wand zu fahren wenn ich so weitermache.
Daher bin ich jetzt hier.
Meine Frau ist sehr erleichtert über meine Entscheidung. Es war mir gar nicht bewusst dass es ein so großes Problem für sie war als ich noch getrunken habe. Erst an ihrer Erleichterung in den folgenden Tagen merkte ich wie wichtig diese Entscheidung auch für sie war. Wir sind erst wenige Jahre verheiratet, ich glaube das war auch ein Grund der mich hierher geführt hat – ich wollte nicht erst in einigen Jahren mit einer ruinierten Ehe und geschädigten Kindern hier aufschlagen.
Diese Woche war ich bei meinem Hausarzt um meinen Entschluss und mein Problem „offiziell“ zu machen. Ich habe es mir das Gespräch schlimmer vorgestellt – es war dann doch sehr sachlich und eigentlich eher angenehm. Wir besprachen meine Optionen für die nächsten Monate und wie er mir begleitend helfen kann.
Nun bin ich seit etwas über einer Woche trocken und ganz zufrieden mit mir. Es gibt ab und an mal wieder den Wunsch sich eine Flasche Whiskey hinter die Binde zu kippen oder den Sehnsüchtigen Blick im Supermarkt auf den bunten Schein der fröhlichen Sauferlebniswelt – unserer „kulturell eingebetteten Droge“ sei dank!
In solchen Momenten denke ich mir was ich eigentlich erreichen will und da ist glücklicherweise nicht nur der Verzicht. Der Verzicht soll zu einem Gewinn führen, so daß am Ende eine höhere Lebensqualität (Lebensglück) steht als ich sie bisher hatte.