Enthaltsamkeitsverpflichtung

  • Heute bin ich seit meinem Rückfall einen Monat trocken...

    Es ist keine lange Zeit, aber der erste Monat war auch am Anfang meiner
    fünfjährigen Trockenheit sehr wichtig.

    Mir ist damals klar geworden, dass ich ein Alkoholproblem habe und durch meinen regelmäßigen Alkoholkonsum stark alkoholgefährdet bin.
    Als Alkoholiker habe ich mich zum damaligen Zeitpunkt nicht angesehen.

    Am ersten Abend beim Blauen Kreuz wurden an die "neuen" Enthaltsamkeitsverpflichtungen verteilt, die von den Betroffenen unterschrieben werden konnten.
    Ich habe mich für einen Monat verpflichtet, da mir noch nicht klar war,
    ob ich es auf dauer schaffe, vom Alkohol wegzukommen.
    Gleichzeitig habe ich meine SHG weiterhin regelmäßig besucht.

    Erst in diesem Monat ist bei mir der Gedanke gereift, dass ich bereits alkoholabhängig bin.
    Mein weiteres Leben sollte trocken sein.
    Nur durch meine eigene Dummheit, habe ich das Ziel aus den Augen
    verloren...

    Für mich war die damalige Enthaltsamkeitsverpflichtung der erste Schritt
    in meine Trockenheit.
    Gerade bei den jüngeren Menschen, die noch am Anfang ihrer "Alkoholikerkarriere" sind, kann es vielleicht auch der erste Schritt in eine trockenen Zukunft werden...

    Viele Grüße an Alle
    Chris

  • Hallo Chris,

    ich versuche seit einiger Zeit, Deinen Beitrag zu verstehen, aber es will mir nicht gelingen.

    Was ist denn der Inhalt der "Enthaltsamkeitsverpflichtung"? (Ich dachte, das gibt´s nur bei katholischen Priestern)
    Und wieso glaubst Du, dass sie der erste Schritt in Deine Trockenheit war?
    Ich bin gespannt.

    Gruß Michael

  • Hallo Michael,

    mit der Enthaltsamkeitsverpflichtung verpflichtet man sich schriftlich auf
    ein oder mehrere Suchtmittel für einen überschaubaren Zeitraum zu verzichten.

    Mit der Verpflichtung hat man keine Garantie-Erklärung für sich selbst abgegeben.

    Mit der Unterschrift drückt man aber feste und ehrliche Absicht aus,
    mit Gottes Hilfe für einen überschaubaren Zeitraum "ohne" auszukommen.

    Wie ich schon geschrieben habe, in diesen Monat ist mir klar geworden,
    dass ich bereits alkoholabhängig bin.

    Diese Selbsterkenntnis hat mir weitere trockene Jahre gebracht.
    Deswegen war es für mich der erste Schritt...

    Grüße
    Chris

  • Hallo Chris,
    ich möchte hier einmal ein paar Gedanken,zu deiner "Enthaltsamkeitsverpflichtung"loswerden.

    Ein ehemaliger Gruppenleiter,einer damaligen SHG hat sich zu Anfang seiner Trockenheit eines geschworen,"Ich bleibe 25 Jahre trocken"und wenn ich es bis dahin schaffe,dann werde ich wieder ein Bier trinken!

    Was glaubst Du was exakt nach diesen 25 Jahren passiert ist?

    Genau,er hat dieses eine Bier getrunken,nur leider blieb es nicht dabei,es sollte noch schlimmer kommen!!

    Er verlor kurz vor seiner Berentung seinen Arbeitsplatz in leitender Position mit Beamtenstatus,und seine weitaus jüngere Frau,reichte die Scheidung ein.

    Er leitete dann noch 2 mal die Gruppe in betrunkenen Zustand,und wurde ab da,dann auch nicht wieder gesehen!

    Ob er heute noch am Leben ist,wage ich zu bezweifeln,wünschen würde ich es Ihm!

    Diese Geschichte entspricht der Wahrheit,und zeigt mir immer wieder auf,wie stark doch unser Suchtgedächtnis ist,und unser Belohnungszentrum immer aktiv bleibt!

    Gruß Andi

  • hm, darüber mußt ich jetzt erstmal nachdenken.

    verpflichtung heist ja erstmal fürn alki. 'ich muß'

    1 monat war für mich in den ersten tagen und wochen auch nicht ein überschaubarer zeitraum. mir hat die 24 h regel da eher geholfen. und wenn ich nicht mein tiefpunkt habe nützt mir auch keine schriftliche erklärung. wie oft wollt ich aufhören und konnte nicht. jeden tag hatte ich mir das vorgenommen und nicht geschafft. wußte zu dem zeitpunkt nicht, das es alleine nicht geht und was alkoholkrank überhaupt bedeutet.

    und trotzdem kann ich mir vorstellen, das diese enthaltsamkeitsverpflichtung dem einen oder anderen helfen kann. wenn ich mir vorstelle man würde zum beispiel dieses schriftstück sich anpinnen und jeden tag sich diese enthaltsamkeitsverpflichtung durchlesen und parat haben, könnte es mir helfen bei saufdruck mir zu sagen: komm probier es aus. ein monat was ist das schon. zum beispiel bei den aas wird gesagt komm 10 mal bevor du wieder gehst.

    ferner kann mi das geschriebene wort mir bei meiner kaputilation helfen. nicht nur im kopf dies zu haben, sondern sich noch mal damit zu befassen. will ich wirklich jetzt erstmal ein monat nicht trinken und regelmäßig die shg besuchen. es hilft vielleicht dem einen oder anderen, das es nicht nur ein wunsch wird mit dem trinken aufzuhören, sondern auch eine für sich lebenswichtige entscheidung wird.

    der alki hat im suff seine eigene verbindlichkeit und zu seinem wort stehen verloren. so ein vertrag könnte ihm dabei helfen, das für sich noch mal verbindlich zu machen und der beginn sein in seine eigenverantwortung zu kommen.

    in therapie- oder auch jugendeinrichtungen wird zur zeit viel und gerne mit solchen verträgen gearbeitet. es geht um eigene zielsetzungen, um eigenverantwortung zu übernehmen und seine selbstständigkeit wieder zu erlernen und zu festigen.

    ich danke dir für den beitrag chris. das hatte ich vorher so noch nicht gehört und hat mich zum nachdenken angeregt.

    lg panther

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo zusammen,

    ich denke auch, dass so eine 'Vereinbarung mit sich selbst' durchaus hilfreich sein kann - so wie von panther und zilli bereits geschrieben wurde.

    Als ich mich im letzten Jahr auf den Weg gemacht habe, da ist mir als 'Hilfe' auch die 24-Stunden-Regel über den Weg gelaufen. Ich empfand diesen Zeitraum allerdings zu klein und habe mir selbst das 'Ziel' gesteckt, bis zum Jahresende nicht mehr zu trinken. Am Sylvesterabend könnte ich mir dann ja überlegen, ob ich wieder zum Alkohol greifen möchte, oder nicht. Und siehe da: Ich bin noch hier und auch noch trocken :D .

    Auch wenn jeder unterschiedlich mit solchen Fristsetzungen umgeht, wenn es einem hilft, dann ist es doch eine gute Sache. Wichtig ist doch nur, dass man das Erreichen dieses Zieles nicht mit einem 'Jetzt darf ich aber wieder!' verbindet. Ich habe meine Vereinbarung mit mir selbst jedenfalls ein weiteres Jahr verlängert und bin schon gespannt, in welchem Maße es mir gelingt, meine Trockenheit zu festigen!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo Forum,

    es kann jeder sehen wie er möchte und wenn es ihm dabei hilft trocken zu bleiben , ist es eine gute Sache! Da schließe ich mich auch den Vorschreibern an!

    Für mich ist so eine"Enthaltsamkeitsverpflichtung" nichts!
    Es sieht so aus ,als wenn ich mit mir selbst einen Vertrag abschließe und mit Willen ,gegenüber mir und andern ,diesen erfülle! Wie es bei Verträgen so ist ,gibt es auch Vertragsänderungen , die nicht immer dem Ursprungsvertrag ähnelt! Ich lass mal dieses Hintetürchen zu!

    Nö. Das ist nichts für mich!

    Ich habe für mich festgestellt , das ich keinen Alkohol trinken kann ,weil ich daran sterbe! Danach lebe ich und beachte die Grundbausteine des Trocken werdens mit Hilfe des Forums oder SHG!

    Gruß M2109

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    .......interessanter Titel", hat mich auch zum nachdenken gebracht.....

    Für mich bleibt bei dieser Enthaltsamkeitsverpflichtung ein schaler Nachgeschmack, klingt so nach ........danach kann ich ja wieder, ........
    ........und so erging es mir damals bei meiner 3-monatigen psychosomatischen Kur......
    Ich mußte mich verpflichten und unterschreiben, daß ich während des Aufenthaltes keinen Alkohol zu mir nehme, ansonsten drohte der sofortige Rauswurf und eine Meldung an die Krankenkasse.

    Nach der Kur trank ich weiter.......

    In den Anfängen meiner Trockenheit, hat mir allerdings mein heute bereits vergilbter Zettel, "Heute trinke ich nicht" über so manche Hürde geholfen, als Stütze am Anfang denke ich kann es hilfreich sein, heute hat dieser "Spruch" für mich eher Symbolcharakter, und ich hoffe nicht das ich ihn noch einmal tgl. brauche !

    Trockenheit ist für mich heute, Zeitlos ohne Begrenzung, ohne Hintertürchen und ohne das ich es als Pflichtprogramm ansehe.

    Lieben Gruß, Rose

  • Lieben Forumteilnehmer,

    wie von Euch richtig erkannt wurde, darf es bei der Verpflichtung kein "danach" geben.

    Ich bin damals auch in die SHG mit dem festen Willen gegangen, gänzlich auf Alkohol zu verzichten.

    Diesem Schritt ist auch ein persönlicher Tiefpunkt voraussgegangen.
    Scheidung, ich wurde im betrunkenen Zustand bestohlen, Konto geplündert...und viele andere Sachen.

    Ich hatte keine Ahnung, wie das "Trockenwerden" ablaufen sollte.
    Mir war nur klar, dass ich Hilfe brauche.

    Es hätte aber nicht viel gefehlt, dass die erste Sitzung beim Blauen Kreuz auch die letzte für mich wäre...

    Ich wurde plötzlich mit den vielen Begriffen konfrontiert, die mir nur Angst machten...Entzug,Entgiftung, Krankenhaus, etc.

    Ich habe mich z.B. gefragt, warum der Gruppenleiter wissen wollte, wann habe ich mein letztes Bier getrunken ?
    Erst später habe ich den Grund erfahren...Es sind die Nebenwirkungen, die bei einem plötzlichen Alkoholentzug auftreten können.

    Da ich ein "Wochenend-Trinker" war, war es für mich nicht schwierig, paar Tage ohne Alkohol auszukommen.
    Meine Verpflichtung habe ich also mit klaren Kopf unterschrieben.
    Mit Alkohol im Blut, hätte bestimmt das ganze nichts gebracht...

    Dann hatte aber der Gruppenleiter die Enthaltsamkeitsverpflichtungen verteilt und bei mir kamm der Gedanke :

    Versuche es :!:

    Ich bin mir sicher, wenn ich es nicht unterschrieben hätte, es wäre mit mir noch weiter bergab gegangen...

    Es sind bestimmt sehr viele alkoholgefährderte Menschen am selben Punkt gelangt, wie ich damals.

    Gerade aber die Unerfahrenen fühlen sich mit den Teilweise sehr harten Worten überfordert.
    Nach dem Motto : entweder trocken oder tot...

    Die sind dann auch hier aus dem Forum schnell veschwunden und wahrscheinlich verfallen der Sucht immer weiter... :(

    Ich vertrete die Meinung, "Vobeugen ist besser als Heilen".
    Je früher jemand zu der Einsicht kommt, dass er ein suchtmittelfreies Leben führen will, desto besser.

    Die Erfahrung zeigt, dass der Weg dorthin für jeden etwas anders verläuft.
    Deshalb sollte man grunsätzlich für alle Möglichkeit der Hilfe offen sein.

    Ich bin auf jeden Fall dankbar, dass mir damals diese Art von Hilfe angeboten wurde.

    Viele Grüße an Alle!
    Chris

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!