"wenn er eine andere krankheit hätte, ...."

  • ich hab mir ein wenig gedanken gemacht über eine aussage, die ich irgendwo in einem thread gelesen habe, von wegen:"Lasse ich ihn nicht im stich in seiner krankheit? wenn er diabetes hätte, würde ich ja auch bei ihm bleiben."
    ich hatte zuerst schuldgefühle, weil ich einen "kranke" vor die tür gesetzt habe. doch dann machte es "pling" und ich sah den fehler in der logik.

    ein uneinsichtiger alkoholiker ist wie ein diabetiker, der sagt:" so ein blödsinn, ich hab meinen zuckerspiegel unter kontrolle, ich brauch mich nicht 5 mal am tag stecken um zucker zu messen und insulin zu spritzen und diäten sind etwas für weicheier."

    "ich hab doch kein problem mit alkohol."
    "das wird doch überbewertet."
    "ich kann jederzeit aufhören wenn ich will."

    würde ich einen diabetiker in der verleugnung seiner erkrankung unterstützen? nein, ich würde ihn solange (verbal) treten, bis er zum arzt geht und seine theapie einhält - oder ihm sagen, dass ich ihm bei seiner selbstzerstörung nicht zusschaue.
    genauso wie bei einem uneinsichtigen/nicht handlungsbereiten alkoholiker.

    nur fühlt sich ein nichtbehandelter diabetiker die meiste zeit mies -und wird von daher schon eher einer behandlung zustimmen.

    soweit also zum "im stich lassen". ich nenne es lieber "mich selbst retten". oder wäret ihr auf der titanic geblieben und hättet versucht, mit liebe, willenskraft und einfühlungsvermögen das sinken zu verhindern?
    also ich hätte eher versucht, in ein rettungsboot zu kommen.....

    sory, mich hat dieser gedankengang solange gequält, da wollte ich eventuelle andere gequälte seelen an meinem lösungsansatz teilhaben lassen...

    lg reva

  • hallo reva

    ich finde das hast du richtig auseinander klamüsert. warum muß ich meinem mann beim selbstmord zusehen, das hab ich ihm bei der eheschließung nicht versprochen, und es ist irgendwie pervers das ernsthaft von mir zu erwarten.

    also ab in die boote!!

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • nachtrag: wenn der alkoholiker jedoch einsicht zeigt, sich hilfe sucht und seine therapie einhaält - abstinenz, dann würde ich sagen: ich bleib bei ihm und helf ihm standhaft zu bleiben, mit den aus der krankheit resultierenden problemen/schäden zurechtzukommen. genau wie ich meinen mann nicht wegen diabetes und alln folgen verlassen würde - ausser er entwickelt sich zu einem generellen ars**loch - oder der briefträger ist hübscher..... ;)
    lg reva

  • :) na ich hoffe ja doch, dass ich allein im bus fahren kann...vielleicht liegts an meinem beruf dass ich einigermassen gelernt habe loszulassen. sonst gehts nämlich zugrund auf einer station mit hauptsächlich über 75 jährigen, multimorbiden patienten.... lg reva

  • hallo gertrud!

    hoffe dieser thread kann dir deine schuldgefühle ein wenig nehmen....

    du siehst ja!
    nur verlassen ist zu wenig...

    leb für dich selbst - und sei dankbar, wenn du nette gesellschaft für deinen weg findest und such hilfe, wenn der weg zu steil für dich alleine ist, hilf, wenn du kraftreserven hast und sich jemand andrer wirklich anstrengt - aber lass dich um gottes willen nicht vor den karren eines andren spannen, während er gemütlich auf dem kutschbock sitzt!

    gott hat uns dieses leben gegeben, damit wir es selber leben und nicht für jemand andren verschwenden.

    alles liebe
    reava

  • ps: ich habe erst gemerkt, wieviel energie nur allein ins wegsehen, wegriechen, weghören, sorgen machen, vertuschen, verantwortung übernehmen, aufgaben übernehmen, fehler ausgleichen, gleichgültigkeit ertragen.... verschwendet habe, als ich ihn weggeschickt habe.
    und ich hatte das glück, dass er es einsah und freiwilig ging, ohne kampf.
    und wenn ich jetzt daran denke, dass ich um alles kämpfen musste (und nie erhielt), was mein neuer freund als selbstverständlich ansieht (nachfragen, wies mir geht, mithelfen, mitorganisieren, hilfe anbieten), kommen mir die tränen.....

    auch nach 23 jahren ist es nicht zu spät auszusteigen....


    lg reva

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