Ich bin 51 Jahr alt und in Österreich zu Hause. Meine Alkoholikerlaufbahn begann im Teenageralter wo ich um von anderen akzeptiert und anerkannt zu werden erstmalig mit Alkohol in Berührung kam. Ich konnte schon damals mit Alk nicht richtig umgehen, dann ich trank wegen der Wirkung und nicht wegen des Geschmackes, was natürlich in Folge auch die ersten Abstürze nach sich zog. Im Laufe der Zeit entwickelte ich mich zu einem Quartalstrinker und ich bekam nach der Geburt meines ersten von zwei Kindern im Alter von 23 Jahren die ersten gesundheitlichen Warnzeichen in Form von Panikattacken und anderen psychosomatischen Beschwerden.
Ab diesem Zeitpunkt begann ich mit Sport und meinem liebsten Hobby das inzwischen zu meiner Leidenschaft geworden ist dem Bergsteigen und Klettern und meine Beschwerden verschwanden. Das Quartalstrinken verschwand aber nicht. Ich konnte zwar längere Zeit ohne Alkohol auskommen wenn ich dann aber trank kam es über kurz oder lang wieder zu Vollräuschen. Diese Zustände zogen sich über Jahre hinweg und ich wundere mich heute noch wie ich in all den Jahren doch so viele auch extreme Berg- und Klettertouren unfallfrei machen konnte. Scheinbar hielt meine Höhere Macht seine schützende Hand über mich.
In weiterer Folge merkte ich aber schon eine zunehmende auch körperliche Abhängigkeit und begab mich auch in psychotherapeutische Behandlung was zu einer 2-jährigen Trockenphase (einer Trinkpause, wie ich jetzt weiß) führte. Damalige partnerschaftliche Probleme mit meiner zweiten Frau lieferten mir wieder Gründe zum Trinken und ich hatte viele Abstürze in immer kürzern Zeiträumen.
Nach der Trennung von meiner zweiten Frau und der Heirat mit meiner jetzigen Frau, die eine Lebenspartnerin ist ,wie ich sie mir immer gewünscht habe wurde alles exzessiv. Ich musste trinken und wusste bald keinen Ausweg mehr. Zwar versuchte noch ein alternativer Arzt mich mit fragwürdigen homöopathischen Methoden von der Alkoholkrankheit zu heilen, was natürlich nicht funktionierte ebenso wie das kontrollierte Trinken. Schlussendlich gipfelte mein Leidensweg in einen Lebensüberdruss und absolute Verzweiflung mein DOS war am 29.12.2006.
Nach 8-tägigem Trinken war ich absolut am Ende. Ich nahm Beruhigungstabletten und trank Alkohol dazu und wollte nicht mehr leben. Meine Frau, die auch allmählich eine Co-Abhängigkeit entwickelte, rief Notarzt und auch die Polizei kam mit. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht, behandelt und man schlug mir eine ambulante Entgiftung vor. Ich nahm diese Hilfe und für mich auch letzte Möglichkeit an und bin seit diesem Tage trocken.
Gleichzeitig suchte ich ein paar Tage später eine SHG auf, wo ich noch immer 1x pro Woche hingehe mich sehr wohl und verstanden fühle und dies auch weiter tun werde. Zur selben Zeit lernte ich auch im Internet dieses Forum kennen. Ich las und lese eifrig mit und habe mir viele wertvolle Tipps, Ratschläge und Erfahrungen geholt und diese versucht umzusetzen und tu dies noch heute – ein herzliches Dankeschön dafür an alle im Forum und speziell an den Betreiber. Konnte bis jetzt aber nur in der Arbeit mitlesen und möchte nun, da ich einen eigenen PC und Internet habe, wenn es recht ist, auch meine Erfahrung, Kraft und Hoffnung mit den anderen Forenteilnehmern teilen und mir gleichzeitig meine zufriedene Nüchternheit bewahren.
Ich lebe jetzt in einer harmonischen, glücklichen und absolut trockenen Beziehung und betreibe meine große Leidenschaft – den Bergsport in allen seinen Facetten – gemeinsam mit meiner Frau und meinen nicht alkoholkranken Bergsteigerfreunden und Kletterpartnern.
Tut mir leid, dass es sooooo unendlich lang geworden ist – aber einmal im Schreibfluss gekommen –konnte ich nicht mehr stoppen. Wünsche allen gute 24h !
Liebe Grüße
Andreas