Geoutet und gemieden oder verstanden und respektiert ?

  • Hallo Miteinander,

    seit einiger Zeit schon beschäftige ich mich mit der Akzeptanz unserer Krankheit in der Gesellschaft und durch die verschiedenen sozialen Gesellschaftsschichten hinweg.
    Da ich relativ geringe Probleme mit der Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber anderen mit meiner Krankheit habe und den Grundsatz eines meiner, leider mittlerweile verstorbenen, Lehrer lebe: "Was andere von mir denken, das könnte mich nie kränken ! Was stört mich andrer Leute Sinn, ich muss selbst wissen wer ich bin !", ( @Karsten: ist nach seiner damaligen Aussage von ihm selbst) habe ich damit auch schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht.

    Am Meisten bin ich erstaunt darüber, dass viele Leute mit höherem Niveau, von denen ich eher erwartet hätte gemieden zu werden, mir volles Verständnis entgegen bringen, Interesse an mir bekunden und sich bei jedem Kontakt wohlwollend nach meinem Befinden erkundigen und mir weiterhin alles Gute wünschen. Wobei anders herum, Leute mit normalem Niveau, von denen ich dachte, dass sie mich eher verstehen würden, eher entsetzt reagierten und von da ab spürbar Kontakte zu mir vermeiden.

    So haben sich z. B. mein Unternehmensberater und sein gesamter Freundeskreis, welchen ich bisher nur flüchtig kannte, voll hinter mich gestellt und jegliche Unterstützung signalisiert. Auch mein Anwalt betrachtet mich nach wie vor, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.
    Hier wird sogar freiwillig, bei jedem Treffen dem ich beiwohne, auf alkoholische Getränke verzichtet.

    Wogegen ein Freund (früherer Schulkammerad und Arbeitskollege), mit seiner gesamten (Arbeiter)-Familie, welche ich schon seit fast 40 Jahren kenne, bei denen aber ein Verwandter Alkoholiker ist, nunmehr jeden Kontakt zu mir abgebrochen hat.

    Oder, als ich in Begleitung von "gemischten Bekannten" eine Messe besuchte und mir dort unerwartet Alkohol zum probieren angeboten wurde, ich mit dem Hinweis auf meine Krankheit deutlich abwies, da wandten sich einige meiner "normalen" Begleiter sofort zur Seite und taten, als ob sie nicht zu mir gehörten ( :lol: , hat mich durchaus zum Schmunzeln gebracht).

    Es gibt also unterschiedlichste und unerwartetste Reaktionen.

    Welche Erfahrungen habt Ihr bei der Offenheit mit Eurer Krankheit gemacht?
    Wie habt Ihr diese Offenheit und in welchen Kreisen erfahren?

    LG, Andy

  • Zitat von ottonv

    Am Meisten bin ich erstaunt darüber, dass viele Leute mit höherem Niveau, von denen ich eher erwartet hätte gemieden zu werden, mir volles Verständnis entgegen bringen, Interesse an mir bekunden und sich bei jedem Kontakt wohlwollend nach meinem Befinden erkundigen und mir weiterhin alles Gute wünschen. Wobei anders herum, Leute mit normalem Niveau, von denen ich dachte, dass sie mich eher verstehen würden, eher entsetzt reagierten und von da ab spürbar Kontakte zu mir vermeiden.


    Hallo Andy,

    ich frage mich gerade, wie du den Begriff "Niveau" definierst. Meinst du damit Bildungsniveau und sozialer Status?
    Deine Beispiele lassen darauf schließen:

    Zitat

    So haben sich z. B. mein Unternehmensberater und sein gesamter Freundeskreis, welchen ich bisher nur flüchtig kannte, voll hinter mich gestellt und jegliche Unterstützung signalisiert. Auch mein Anwalt betrachtet mich nach wie vor, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.
    Hier wird sogar freiwillig, bei jedem Treffen dem ich beiwohne, auf alkoholische Getränke verzichtet.

    Zitat

    Wogegen ein Freund (früherer Schulkammerad und Arbeitskollege), mit seiner gesamten (Arbeiter)-Familie, welche ich schon seit fast 40 Jahren kenne, bei denen aber ein Verwandter Alkoholiker ist, nunmehr jeden Kontakt zu mir abgebrochen hat.

    Zitat

    Oder, als ich in Begleitung von "gemischten Bekannten" eine Messe besuchte und mir dort unerwartet Alkohol zum probieren angeboten wurde, ich mit dem Hinweis auf meine Krankheit deutlich abwies, da wandten sich einige meiner "normalen" Begleiter sofort zur Seite und taten, als ob sie nicht zu mir gehörten ( :lol: , hat mich durchaus zum Schmunzeln gebracht).


    Als Unterscheidungskriterium bezüglich der Reaktionen auf deine Krankheit führst du hier lediglich unterschiedliche Berufsgruppen an.
    Das ist meiner Meinung nach zu oberflächlich.

    Zum einen hängt es wohl nicht nur vom erlernten Beruf und sozialen Status ab, ob ein Mensch in der Lage oder willens dazu ist, für die Erkrankung und die damit verbundene Problematik eines anderen Menschen offen zu sein.
    In meinen Augen spielen da Kriterien wie die soziale oder die emotionale Intelligenz eine weitaus größere Rolle.

    Zum anderen denke ich, es ist ein gefährlicher Trugschluss zu glauben, Menschen aus gesellschaftlich höheren Schichten würden der Alkoholkrankeit offener begegnen als Menschen aus sozial niedrigeren Schichten.

    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass die Erstgenannten mitunter sehr viel verlogener und scheinheiliger mit der Alkoholkrankheit umgehen. Dass gerade in dieser Schicht sehr viel gesoffen, dies aber als chic deklariert wird. Dass es gerade hier viele "versteckte" Alkoholkranke gibt, die es aber vehement von sich weisen, krank zu sein. Weil es gerade in dieser Schicht einen großen Makel bedeutet, sich mit dieser Krankheit zu outen.
    Gesoffen darf werden, aber bitteschön ohne zu klagen!

    Dass du in den von dir benannten Berufsgruppen aus höherer Schicht auf Akzeptanz bezüglich deiner Krankheit gestoßen bist, sollte dich, meiner Meinung nach, nicht dazu verleiten, zu pauschalisieren.
    Zum einen sind es nur wenige Beispiele, die du da anführst.
    Zum anderen weißt du nicht, was gerade diese Leute hinter deinem Rücken reden.
    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade von Leuten aus der höheren Schicht vordergründiges Verständnis gezeigt wurde, aber dann, wenn es um Konsequenzen daraus ging, dieses Verständnis schnell einer Nichtakzeptanz und Distanzierung wich.

    Zitat

    "Was andere von mir denken, das könnte mich nie kränken ! Was stört mich andrer Leute Sinn, ich muss selbst wissen wer ich bin !"


    Wirklich? Dann verstehe ich die beiden folgendenen Äußerungen von dir nicht so ganz.

    Zitat

    seit einiger Zeit schon beschäftige ich mich mit der Akzeptanz unserer Krankheit in der Gesellschaft und durch die verschiedenen sozialen Gesellschaftsschichten hinweg.

    Zitat

    Wie habt Ihr diese Offenheit und in welchen Kreisen erfahren?

    LG
    Babsi

  • Servus ottonv !

    Da du dieses Thema ansprichst möchte ich dir auch meine Erfahrungen die das Thema deine Threads betreffen mitteilen:

    Ich konnte nicht feststellen, dass Personen mit höherem Niveau (was ist höheres und was normales Niveau) bzw. höherer Bildung mich anders behandlen als sogenannte kleine Leute. Vielleicht haben Menschen mit
    höherer Bildung ein größeres Allgemeinwissen und daher auch mehr Wissen über die Alkoholkrankheit.

    Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass Alkoholsucht bei Menschen aller Rassen und Bildungsschichten vorkommt.

    Ich vermute vielmehr, dass sich die Akzeptanz der Alkoholsucht eines befreundeten oder bekannten Menschen im emotionalen Bereich abspielt.
    Freunde die um meiner selbst Willen mit mir befreundet sind und mich als Person respektieren, werden auch meine Alkoholkrankheit akzeptieren und respektieren. Von Saufkumpanen aus vergangenen nassen Tagen kannst du hingegen kein Verständnis erwarten zumal sie ohnehin mit dem Pflegen und Weiterentwickeln ihrer eigenen Alkoholsucht beschäftigt sind.

    Dazwischen gibt es natürlich auch Menschen die aus Unwissenheit und Borniertheit das Existieren einer Krankheit namens Alkoholkrankheit ablehnen. Hier wäre von den öffentlichen Stellen noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

    Aber sei es wie es sei:
    Ich bin absoluter Egoist in Sachen Nüchternheit und stelle alles andere hintan:
    das gilt für Beziehungen, Freundschaften und Bekanntschaften.

    Wer nicht für meine Trockenheit ist, ist gegen mich und hat in meinem nüchternen Leben nichts verloren!

    Liebe Grüße
    Andreas

    carpe diem

  • Zitat von Babsi11


    Meinst du damit Bildungsniveau und sozialer Status?

    Hallo Babsi,

    ja, genau das hab ich gemeint.

    Wer hat welche Erfahrungen, im Bezug auf seinen offenen Umgang, oder nennen wir es hier "Outing", mit seiner Alkoholkrankheit, beim Zusammentreffen mit welchem der o. g. und unterschiedlichsten Bildungs- und Sozialen-Niveaus gemacht ?
    In welcher Ecke dieser jeweiligen Status traf man persönlich auf die höchste bzw. geringste Akzeptanz ?

    Natürlich hast Du recht, dass die soziale und emotionale Intelligenz eines Jeden, dem man sich offenbart, hier eine größere Rolle spielt.

    Du schilderst ja auch aus Deinen Erfahrungen, dass diese mit gesellschaftlich höheren Schichten nicht so besonders berühmt waren. Was ist Dir denn da passiert ?

    Ich gebe mich da auch keiner Illusion hin, das vielleicht gerade diese Schichten abgewandt an mir vorbei laufen würden, wenn ich auf der Straße läge, wo ein "Penner" vielleicht versuchen würde mir wieder auf die Beine zu helfen, also Pauschalierung liegt mir fern und ich wollte auch keine soziale Statusdiskussion lostreten.

    Leider sind auch meine Beispiele etwas begrenzt, denn von den ca. 10 "Freunden" die ich vorher hatte und die waren Arbeiter und Kleinstunternehmer, sind nur 3 geblieben. Mein Bekanntenkreis ist da etwas größer, aber spielt mehr in der Berater-, Freiberufler- und Selbständigen-Liga. Meine Kundschaft behellige ich prinzipiell nicht mit meiner Krankheit, es sei denn ich bekomme dort etwas angeboten und lehne es generell, auch zur Vorbeugung für vielleicht weitere Male, dankend mit dem Hinweis ab.

    Aber ich finde es dennoch interessant darüber mehr zu erfahren und zu diskutieren, bei welcher Gelegenheit und bei welchem Kontakt der Einzelne auf welche/s Reaktion/Verhalten beim Selbst-"Outing" traf.

    Vielleicht hilft dieser Thread ja auch mit den geschilderten Erfahrungen einigen, die Probleme haben mit ihrer Offenkeitsarbeit, diese Lücken zu überbrücken.

    LG, Andy

    P.S. Danke Andreas auch für Deine Meinung dazu.

  • Hi Andy,

    .......Geoutet und gemieden hab ich so krass noch nicht erfahren,.....

    Verstanden und respektiert würde ich mir noch öfters wünschen !

    Meine Erfahrung ist, innerhalb meiner Familie ist die Akzeptanz meiner Alkohol-Krankheit viel schwieriger zu vermitteln, da spielt auch die Scham und die Vorstellung vom "Penner auf der Parkbank" immer noch eine sehr große Rolle.
    Im Arbeitsleben oder auch bei Bekannten ist es sehr viel einfacher, da wird die Ehrlichkeit und Offenheit "gelobt", das nicht Alkohol trinken wird einfach respektiert, akzeptiert und hat schon einige über das eigene Trinkverhalten zum Nachdenken gebracht.

    Soziale- und Bildungsunterschiede, hm.......in der angeheirateten "Family" meiner Tochter sind fast alle Lehrer, Prof`s, Künstler, gerade die haben die meisten Probleme mit der Akzeptanz der Alkoholkrankheit, vielleicht weil sie selbst zu gerne "trinken" ?!

    Liebe Grüße, Rose

  • Zitat von andreas57

    Dazwischen gibt es natürlich auch Menschen die aus Unwissenheit und Borniertheit das Existieren einer Krankheit namens Alkoholkrankheit ablehnen. Hier wäre von den öffentlichen Stellen noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
    Wer nicht für meine Trockenheit ist, ist gegen mich und hat in meinem nüchternen Leben nichts verloren!

    Zitat von Rose2

    Meine Erfahrung ist, innerhalb meiner Familie ist die Akzeptanz meiner Alkohol-Krankheit viel schwieriger zu vermitteln, da spielt auch die Scham und die Vorstellung vom "Penner auf der Parkbank" immer noch eine sehr große Rolle.

    Hallo Rose, hallo Andreas,

    da bin ich voll Eurer Meinung. Ich hab auch so einen Fall in der Familie. Meine Schwägerin (53, aber mit etwas beschränktem Horizont), trinkt selber nie Alkohol, ist absolut der Meinung, dass jeder Alkoholiker die volle und alleinige Schuld an seinem "Schicksal" (nicht Krankheit) trägt, es nicht besser verdient hat und sie ist dabei in keiner Weise vom Gegenteil zu überzeugen. Für sie sind Alkoholiker Aussätzige, die es nach bester Möglichkeit zu meiden gilt. Leider kommt sie, auf Grund der Familienbande, nicht an mir vorbei :lol: , aber wenn zu einer Feierlichkeit bei mir zu laden gilt, findet sie immer einen Grund (und sie zieht auch meinen Bruder da mit hinein) nicht kommen zu müssen. Da wir aber im Großen und Ganzen eine lustige Familie sind und sie wegen ihres losen Mundwerkes sowieso immer ins Lächerliche gezogen wird, hab ich nicht die geringsten Probleme damit.

    LG, Andy

  • @all,

    meiner Erfahrung nach wurde meine Abstinenz immer dann akzeptiert und unterstützt, wenn ich glaubwürdig meine eigenen Belange vertreten habe. Dabei spielten die sozialen Schichten eine eher untergeordnete Rolle.

    Sowie eine etwaige Diskussion jedoch auf "generelle" Schauplätze zu sprechen kam (z.B. Werbung oder "der Alkoholiker an sich" etc.), sank die Akzeptanz stark ab.

    LG
    Spedi

  • Zitat von Spedi

    Sowie eine etwaige Diskussion jedoch auf "generelle" Schauplätze zu sprechen kam (z.B. Werbung oder "der Alkoholiker an sich" etc.), sank die Akzeptanz stark ab.

    Hallo Spedi,

    ich habe so etwas auch schon oft festgestellt und diese Verhaltensweise wirft eigentlich eine ganze Menge Fragen auf.

    Woran liegt das, dass die Akzeptanz/ bzw. der Wunsch Näheres zu erfahren dann so stark absinkt ?
    Daran, dass Nichtbetroffene kein Interesse daran oder selbst zu wenig Aufklärung und Erfahrung damit haben, oder insgeheim von der gleichen Krankheit geplagt werden ?
    Oder, dass man seinem Gegenüber und sich selbst im Endeffekt nicht erklären kann, warum und wie man Alkoholiker werden konnten, weil man ja nur nach vorn blickt um Abstand zu gewinnen und das Vergangene, das ja immerhin ein nicht geringer Bestandteil des bisherigen Lebens war, einfach wegwischt ?
    Oder weil es ein gesellschaftlich fest verankert und verkrusteter Stereotyp ist, der über einem schwebt und das Urteil über den Betroffenen und sich "Outenden" eigentlich schon fest steht ?
    Ein Faktum, das genauso schwer aus den Köpfen der Menschen zu bekommen ist, wie aus dem Eigenen der Alkohol ?
    Wird man beim "Outing" überhaupt respektiert (ausser von einigen Wenigen, die einem wirklich Nahe stehen und deren Respekt evtl. eher Mitgefühl ist, oder Erleichterung - Der Groschen ist endlich gefallen-?), oder ist man dann abgestempelt und kann sich nur noch mit enormem Kampf behaupten (wie die Frauen z. B. als Manager oder in der Politik) ?
    Würde einem dann nicht eigentlich nur noch eines helfen, Rückblick-Ursachenforschung-Öffentlichkeitsarbeit-Aufklärung ?
    Warum begegnet man sich fast ausschliesslich in anonymen Foren, bei AA´s, oder zu konspirativen Hinterzimmertreffen in SHG ?
    Sind die öffentliche Anerkennung als Krankheit und die eigene Kapitulation vor Alkohol wirklich genug ?
    Wird man also überhaupt respektiert oder wird man gemieden ?
    Meidet man sich am Ende selbst :?:

    Die Gedanken an diese Fragen waren begleitet von Gedanken an meinen Sohn und viele andere Kinder/Jugendliche.

    LG, Andy

  • Servus ottonv !

    Ich persönlich mache mir nicht so viele Gedanken, wie[ b]meine[/b] Alkoholkrankheit von anderen aufgenommen wird. In erster Linie muß ich damit klarkommen und trocken bleiben.
    Den gleichen Egoismus, den ich beim trinken hatte verwende ich jetzt dazu um in meiner Trockenheitsarbeit voranzukommen.

    Und das sich bei der Alkoholsucht alles in einer gewissen Grauzone bewegt kann vielleicht dadurch erklärt werden, dass es der Schulmedizin bis heute nicht gelungen ist nachweislich die Ursachen der Alkoholkrankheit zu erklären, wirksame und erfolgreiche Methoden zur Behandlung anzuwenden oder gar ein Medikament gegen Alkoholsucht zu entwickeln. Überdies war bis vor gar nicht so langer Zeit die Alkoholsucht
    nicht als Krankheit anerkannt.

    Leider ist in unserer Gesellschaft die Hintergrundinformation Alkohol betreffend mehr als mangelhaft - aber das wird auch bewußt unterdrückt, denn wie sollte sonst der riesige Industrieapparat der sich hinter dem Geschäft mit Alkohol aller Art verbirgt funktionieren und Gewinn abwerfen.

    Mein Leitsatz ist:
    Ich bin
    [/b]nicht auf die Welt gekommen um anderen Menschen zu gefallen, sondern um meinen eigenen Weg zu gehen und der ist trocken und nüchtern.

    LG
    Andreas

    carpe diem

  • nach meiner erfahrung ging die trennung nicht in gesellschafftlichen klassifizierungen.

    es gab eher ne andere trennung

    geoutet und gemieden

    ja bei denen die selber gerne trinken und ein alkproblem haben.

    Verstanden und respektiert

    bei denen die mit alk eh kein problem haben und dabei ist es geal obs meine wirklichen freunde waren oder auch im beruf oder innerhalb der familie.

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Servus ottonv,

    Du beklagst u.a. mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung für unsere Krankheit, und dazu mangelndes Interesse sowie auch mangelnde Aufklärung/Präsenz durch Betroffene.

    Ich will's mal auf den Punkt bringen:

    Gehe doch bitte mal in irgendeiner Stadt auf die Straße, oute Dich als Träger von Syphilis, Gonorrhö, Ulcus molle, Lymphogranuloma inguinale und Granuloma venerum.

    Und dann sag mir bitte, ob Du in der Bevölkerung mehr Akzeptanz/Interesse etc findest.

    Wohl kaum. Warum? Ganz einfach: wer nicht direkt davon betroffen ist, will sich damit nicht befassen und muss sich damit nicht befassen. Er/sie hat einfach keine direkten Bezugspunkte zum Thema, und wenn, dann sind sie ihm/ihr nicht wichtig genug.

    Aber mal direkt gefragt: was bringt Dich dieses Gedankenspiel / diese Überlegungen bei Deiner Trockenheitsarbeit weiter? Doch wohl eher nicht...

    LG
    Spedi

  • Hallo Ottonov

    ich sehe es ähnlich wie Andreas
    ich bin nicht auf die Welt gekommen um andere es recht zumachen und dann noch meine Erkrankung zu erklären , sondern sie für mich zufrieden und trocken so zu leben!

    Die einen wollen es nicht verstehen!
    Die andern können es nicht verstehen!
    Die nächsten wollen es nicht wahrhaben!
    Die einen verstehen aber wollen es nicht wahrhaben , weil es selbst Änderungen bedeutet!
    Dann noch die alles diskutieren bis sie ihre innnre Zufriedenhelit gefunden haben, weil sie doch noch irgendwas finden, im ihren Hirn das anderes aussehn kann /könnte!
    usw....

    Ist auch nicht meine Aufgabe jedem das soweit rüberzubringen , bis er seine innere Zufriedenheit erreicht hat und meine in Frage stellt!
    Bei weiteren unglaübigen blödsinnigen provozierende Fragen , verweise ich sie auf Suchtberatungsstellen hin , bei denen sie Ihre Weisheiten kund tun können! Egal nach Bildungstand :wink:

    Nur mir nuzt das alles nichts, denn das macht mich keine bisschen trockener!

    Ich trinke keinen Alkohol mehr und diskutiere auch nicht darüber mit diesen Möchtegernbesserwisser!
    Es liegt wahrscheinlich auch an meine Art und Auftreten , das es eher akzeptiert wird!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Miteinander,

    Zitat von Spedi

    Gehe doch bitte mal in irgendeiner Stadt auf die Straße, oute Dich als Träger von Syphilis, Gonorrhö, Ulcus molle, Lymphogranuloma inguinale und Granuloma venerum. Und dann sag mir bitte, ob Du in der Bevölkerung mehr Akzeptanz/Interesse etc findest.

    Nun ja, ich meine da mehrere Gruppierungen zu kennen, denen es am Anfang genau so erging, dass man sie geoutet und nicht respektiert hat und die sich durch ihre schonungslose Öffentlichkeitsarbeit eine weitaus höhere Akzeptanz und Reflexion in der Gesellschaft erarbeitet haben. Als Beispiele nur mal: Homosexualität (eine wahrscheinlich genetische Disposition im Zusammenspiel mit Erbfaktoren und hormoneller Bestückung während der Schwangerschaft, deren Vertreter mittlerweile sogar sehr öffentliche Ämter bekleiden, was früher undenkbar gewesen wäre) oder AIDS-Kranke (für deren Krankheit ständig Plakate und Werbespott´s unterwegs sind), Krebskranke, ect... .
    Wir haben doch auch nur eine Krankheit, oder sollte man sich als etwas Besonderes damit betrachten, eine Art Geheimbund :?:

    Zitat von Spedi

    Aber mal direkt gefragt: was bringt Dich dieses Gedankenspiel / diese Überlegungen bei Deiner Trockenheitsarbeit weiter? Doch wohl eher nicht....

    Ich denke und das beweist auch die Geschichte immer wieder bei der Betrachtung von Einzelkämpfern, dem aussichtslosen Kampf kleiner Gruppierungen, dass unsere Krankheit, gerade bei der ungeheueren Anzahl der Betroffenen, nicht die entsprechende Repräsentation erfährt. Jeder bekennt sich nur im engsten Kreise, anonym oder in Zwangssituationen zu seiner Krankheit, ansonsten trägt er seinen Kampf allein aus, geht "seinen eigenen Weg", ohne nach Rechts oder nach Links zu schauen:

    Zitat von andreas57

    Ich bin absoluter Egoist in Sachen Nüchternheit und stelle alles andere hintan: das gilt für Beziehungen, Freundschaften und Bekanntschaften. Wer nicht für meine Trockenheit ist, ist gegen mich und hat in meinem nüchternen Leben nichts verloren!


    Ich glaube, aus diesem Grunde fällt es uns auch so schwer unsere Krankheit (zumindest erst, wenn es fast zu spät ist und manche lernen es auch nie) als Krankheit zu begreifen, anzunehmen und nicht als persönlichen Mangel und Verfehlung des Gesellschaftszieles zu empfinden. Diese Krankheit ist eine Gesellschaftskrankheit. Und erst wenn diese Erkenntnis sich in der Gesellschaft, durch alle sozialen Schichten hinweg, durchsetzt und die erforderliche Präsenz besitzt, wird es möglich sein den Kreis der davon Betroffenen einzudämmen, bzw. zeitlich betrachtet, ein früheres öffentliches persönliches Bekenntnis dazu zu erreichen. Das erspart sicher dem ein oder anderen etliche vertrunkene Jahre und vielleicht Manchem sogar den Beginn.

    Hätte auch ich dann eher die Notbremse gezogen ?

    Und diese Betrachtung der Krankheit, als Gesellschaftskrankheit und nicht als individuelle Entgleisung, ist wichtig für meine Trockenheitsarbeit.

    Aber vielleicht geht ja auch mein äußerst sensibles Empfinden für Recht, Unrecht und das damit verbundene Aufdecken von Mißständen, der versteckte Politiker also, mal wieder mit mir durch. Na ja, bei der Mitgründung der ersten Basisgruppe des "Neuen Forum" in Leipzig und der damit zusammenhängenden Abschaffung eines Unrechtsstaates, oder bei meiner Art der Bekämpfung von Armutsmißständen (Hilfslieferungen in bescheidenem Maße) in der Ukraine, hat er mich aber bis jetzt noch nicht im Stich gelassen.

    LG, Andy

  • P.S. Seht Euch mal die "Theorie der Schweigespirale" von Elisabeth Noelle-Neumann dazu an, ist ganz interessant. Finden kann man die beim Googel n.

  • Servus ottonv,

    sorry wenn ich Dir hier vehement widerspreche.

    Ich behaupte hier (und nicht nur hier sondern oft genug auch intern in den "Führungsriegen" = Verbandstagungen etc. der SHG'n in Deutschland) mal ganz frech:

    Du wirst niemals auch nur einen einzigen Alkoholiker davon abbringen, zum Alkoholiker zu werden. Genauso, wie Du nicht einen einzigen Alkoholiker trocken legst, wenn der dies nicht will.

    Was ich damit ausdrücklich NICHT sage ist die Tatsache, dass Prävention nutzlos wäre. Prävention ist wichtig, um diese Krankheit nicht noch weiter im Dunkelfeld zu belassen und eventuell den einen oder anderen zu erreichen, sein Handeln immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.

    Aber Du erreichst mit allfälligen Aktionen zu den diversen Interessensgebieten (betrifft ja nicht nur Krankheiten!) immer nur diejenigen, die dies auch wollen. Und das sind erfarungsgemäss diejenigen, die auch direkt betroffen sind. Der Rest nimmt's maximal achselzuckend und bedauernd zur Kenntnis und schei...t sich fünf Minuten später nichts mehr darum.

    Sieh Dich in Deinem Umfeld um. Deine Kinder. Deren Kindergarten (z.B. Aktion Klaro) oder Schule (z.B. Aktion Schule 2000) betreiben seit Jahren Aufklärung und Präventionsarbeit an den Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen. Mal mit mehr, mal mit weniger Einsatz, aber er wird flächendeckend in der ganzen Republik gemacht.

    Frag doch mal Deine Kinder, was von damals hängen geblieben ist? Meistens recht wenig, weil es einfach nicht interessiert. So wie den Rest der Welt.

    Und wenn ich lese

    Zitat

    Und diese Betrachtung der Krankheit, als Gesellschaftskrankheit und nicht als individuelle Entgleisung, ist wichtig für meine Trockenheitsarbeit.


    dann muss ich Dir leider sagen, es ist keine Gesellschaftskrankheit. Es ist eine individuelle Krankheit, die zwar leider das gesamte System Familie negativ beeinträchtigt, aber immer nur vom Individuum ausgeht. Nicht die "Gesellschaft" ist "Schuld", dass es Alkoholiker gibt. Nicht der Alkohol ist "Schuld", dass ich Alkoholiker bin.

      Hat Dich die Gesellschaft zum Saufen gezwungen? Nein. Du wolltest trinken.
      Hat Dich der Alkohol angesprungen? Nein. Du hast die Flasche zum Mund geführt.


    Sorry, nochmals, aber Du fabulierst Dir hier für meine Begriffe ganz schön eine bíllige Erklärung zusammen, warum Du zum Alkoholiker "werden musstest". Das hat nichts mehr mit unseren individuellen Defiziten zu tun, auf Grund derer wir vom Missbrauch des Alkohols bis zur Sucht abgeglitten sind.

    Und das ist wieder mal ein Paradebeispiel für "nasses Denken" in der Anfangsphase (krieg's jetzt bloss nicht wieder in den falschen Hals!): nach einer kurzen Zeit der Abstinenz kommt eine Phase des Sendungsbewusstseins, in dem viele von uns Alkoholikern versuchen, die ganze Welt zu retten. Dabei lenken wir uns selbst hervorragend von unseren eigenen Defiziten ab...
    Und die Welt? Nun, die Welt will eigentlich gar nicht gerettet werden...es reicht vollkommen, wenn jeder von uns sich selbst rettet und für sich selbst trocken bleibt.

    Das ist nämlich auch die wirkungsvollste "Außenwerbung": trockene, zufriedene Alkoholiker, die ihrem direkten Umfeld ein Vorbild sind, dass es jeder schaffen kann.

    In diesem Sinne: denk einfach mal drüber nach...

    LG
    Spedi

  • Hallo zusammen,

    gesellschaftliche Aspekte werden in der Wissenschaft sehr häufig als mitverantwortlich für die Entstehung einer Akoholkrankheit benannt.
    Die einschlägigen Begründungen dieser Erkenntnis finde ich sehr schlüssig und nachvollziehbar.

    Es gibt sehr viele Beispiel die aufzeigen, dass Belief Management durchaus sehr wirkungsvoll sein kann (Bsp.Trend:sinkende Raucherzahl bei Jugendlichen).

    Um Gründe zu finden, weshalb ich nun Alkkoholikerin werden musste, geht es mir bei dieser Fragestellung überhaupt nicht. Bringt mir nichts, ändern kann ich es ohnehin nicht mehr.
    Die Frage ist für mich vielmehr, wie kann das Ausmaß der Krankheit in unserer Gesellschaft eingeschränkt werden. Und ich bin davon überzeugt, dass es dafür geeignete Methoden gibt (siehe Belief Management) und sehe unsere Gesellschaft/Politik auch in der Pflicht, etwas für diese Veränderung zu tun (und sei es nur aus volkswirtschaftlichen Gründen).

    Viele Grüße
    Clare

  • Hallo

    Zitat

    Um Gründe zu finden, weshalb ich nun Alkkoholikerin werden musste, geht es mir bei dieser Fragestellung überhaupt nicht. Bringt mir nichts, ändern kann ich es ohnehin nicht mehr.

    ich sehe es auch so ,das ich keine Gründe suche ,warum und wieso das nun soweit gekommen ist!

    Nur mit dem Unterschied das es mir auch piep schnurz egal ist ob das wissenschaftlich erwiesen ist ,oder verhindert werden hätte können! Denn alles Sinnieren ändert nichts an der Tatsache das ich alkoholkrank bin!

    Mein vordergründiges Ziel ist zumindest am Anfang ,das ich mich als erstes rette ,bevor ich versuche die Welt zu verändern.

    Ich bleibe bei mir und kümmere mich ausschließlich erstmal, um meine Trockenheitsarbeit und verbringe nicht auf" Nebenschauplätzen "die Hauptzeit !

    Das würde mich von meiner eigenlichen Trockeheitsarbeit oder mein befindlicher Zustand ablenken!

    Alles zu seiner und meiner Zeit :wink:

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Miteinander,

    erst mal Sorry, dass ich nicht sofort wieder geantwortet habe, aber momentan habe ich wenig Zeit - die liebe gute alte Arbeit.

    Zitat von Spedi

    Servus ottonv, sorry wenn ich Dir hier vehement widerspreche.

    Ich sehe das doch nicht als Widersprechen, sondern als wohl formulierte Äußerung der Meinung eines Anderen und die gilt es zu respektieren, auch wenn sie nicht mit meiner Meinung konform geht.

    Ich habe mich in den letzten Tagen einmal, bei dem mir gegebenen Zeitrahmen manchmal ganz schön problematisch, mit den Statistiken des Bundesgesundheitsministeriums befasst. Im Allgemeinen, um nicht zu sehr im Detail auszuufern und da jede in Auftrag gegebene Statistik ein paar geringfügig andere Zahlen ausdrückt, kann man wohl von folgenden Zahlenspielen ausgehen:
    - rund 80 Mio. Menschen leben in Deutschland;
    - rund 3 Mio. Menschen davon sind registrierte Alkoholiker (Dunkelziffer außer acht gelassen);
    - 25% der deutschen Bevölkerung begehen "missbräuchlichen" Umgang mit Alkohol;
    - weit über 40-tausend Menschen sterben jährlich an den direkten Auswirkungen ihres Alkoholkonsums (Leberzirrhose ect. ...., ohne indirekte Folgen wie: alkoholbedingten Erkrankungen des Körpers, Verkehrstote, Arbeitsunfälle, ect. ect....);
    - rund jeder 5-te Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren trinkt regelmäßig Alkohol, davon schon 5% aller 12-jährigen;
    - die staatlichen Einnahmen aus Steuern für Alkoholika decken nicht im Geringsten (Verhältnis ca. 1:3 bis 1:4) die Kosten für den volkswirtschaftlichen Schaden und bewegen sich in diesem Verhältnis im dreistelligen Milliardenbereich;
    - Deutschland belegt einen Spitzenplatz beim Alkoholkonsum in Europa;
    - es wird davon ausgegangen, dass jede Familie mit mindestens einem Alkoholproblem konfrontiert ist.

    Das/die Gift/Droge Alkohol, öffentlich verharmlost und zugelassen, hat also ganze Bevölkerungsteile fest im Griff und somit Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft und ihre wirtschaftlichen und sozialen Adern, bis in deren kleinste Zellen, die Familien, hinein. Wenn eine Droge und die mit ihr verbundene Sucht/Krankheit solche gravierenden Auswirkungen auf eine Gesellschaft, durch alle Schichten und Klassen hinweg hat, dann denke ich kann man getrost von einer Gesellschaftskrankheit sprechen, zudem sie ja, zumindest nach den Gesetzen dieser Gesellschaft, als Krankheit anerkannt wird.

    Natürlich ist das eine Krankheit, die nicht plötzlich wie eine Grippeepidemie über eine zeitliche Periode oder über Landstriche herfällt. Sondern diese Krankheit ist heimtückisch, sie schleicht sich über Jahre hinweg in das Individuum hinein, welches vielleicht durch genetische Dysgenesie vorbelastet, aber in jedem Fall durch gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Verhaltensweisen und Vorbildfunktionen (Medien, Elternhaus, Schule, Gruppenzwang, Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Hilflosigkeit, fehlende Anerkennung, Leistungsdruck, ect. ect., um nur die Spitze zu erwähnen) maßgeblich beeinflusst wurde und dann als Kranker wiederum die Gesellschaft beeinflusst bzw. belastet.
    Weil diese Kranken aber, in ihrer immer größer werdenden Anzahl, das lebendige Spiegelbild dieser Gesellschaft darstellen, werden sie von dieser geächtet, missachtet und totgeschwiegen, denn wer lässt sich schon gern sein Spiegelbild vorführen. Und diese Reaktion der Gesellschaft auf ihr Spiegelbild, zwingt die Kranken wiederum in einen Kreislauf der Ohnmacht, Orientierungs- und Hilflosigkeit bzw. verstärkt den schon vorhandenen negativen Rotationsprozess noch, aus dem es letztendlich kaum noch ein Entrinnen gibt.

    Nur die Abwendung vom bisherigen Umgang der Gesellschaft mit sich selbst, der Droge und ihren Opfern kann Änderung herbeiführen und das wird nur durch Aufklärung, Offenheit und Ehrlichkeit erreicht.

    Mit Sicherheit kann man keinen davor bewahren zum Alkoholiker zu werden, oder einen Alkoholiker trocken legen, wenn der es nicht will. Ich suche bei Gott auch keine Entschuldigung dafür, dass und wie ich Alkoholiker wurde und die Flasche habe ich auch immer selbst an den Mund geführt (meistens jedenfalls).

    Aber man kann durch Änderung des bisherigen Umganges mit der Droge und ihrer Auswirkungen mit Sicherheit mehr Akzeptanz in der Gesellschaft erreichen. Denn weil dieser Umgang bisher komplett falsch war, haben wir uns so lange in unserem Kreis gedreht, uns geschämt und versteckt. Sehr viele drehen sich so noch darin und unsere Kinder beginnen diesen Sog gerade in verschärfter Form für sich zu entdecken.

    Man kann die Welt nicht retten, aber man kann sie ändern, vorausgesetzt, man will ?

    Zitat von Hartmut

    Ich bleibe bei mir und kümmere mich ausschließlich erstmal, um meine Trockenheitsarbeit und verbringe nicht auf" Nebenschauplätzen "die Hauptzeit!

    Obwohl ich in meinem bisherigen Dasein Sachen angepackt und durchgeboxt habe, die Manche sich kaum zu denken wagten, habe ich trotzdem vor mindestens genau so vielen Dingen in meinem Leben kapituliert. Ich bin lieber in einer Alkoholwolke, deren LmaA-Wirkung mir ja schon seit meiner Jugend durch Unaufgeklärtheit, Gruppenzwang und Vorbildfunktion vermittelt wurde, davon geschwebt, als mich ihnen in den Weg zu stellen und wenigstens zu versuchen sie zu ändern. Ich habe mich selbst dabei immer tiefer in dieser trügerisch tröstenden Alkoholwolke verankert, mit der auch die Dinge vor denen ich kapitulierte immer größer und gewaltiger wurden. Und trotz, dass schon seit einigen Jahren die Einsicht in mein diesbezügliches krankes Verhalten in mir heranreifte, habe ich mich zum Einen, aus der Gewohnheit heraus an bestimmten Grenzen zu kapitulieren und mich mittlerweile der Sucht ergebend, zum Anderen aber auch aus panischer Angst vor der mich umgebenden Gesellschaft, deren Meinung über diese Sucht ja jeder kennt, die diese schon längst in mir erkannt hatte und mich teilweise aufs Negativste damit konfrontierte, immer weiter und tiefer in dieser Alkoholwolke versteckt und der Scham ihren Lauf gelassen.
    Erst als ich an dem Punkt ankam, an dem es für mich darauf ankam mich für Leben oder Tod zu entscheiden, an dem Punkt, an dem es mir vollkommen egal wurde, was diese falsch gepolte und desorientierte Gesellschaft von mir denkt, konnte ich einen Weg aus dieser Wolke finden, mich für das Leben entscheiden und die Krankheit für mich, ohne Wenn und Aber, akzeptieren.

    Diese Erkenntnisse, die erst in meinem klaren Kopf entstehen konnten, sind für mich kein Nebenschauplatz meiner Trockenheitsarbeit. Sie führen mir vor Augen was mit mir, aber auch mit meiner Umgebung falsch gelaufen ist und helfen mir für die Zukunft, Dinge ganz anders zu sehen und anzugehen. Und ich bedauere zutiefst die, welche noch, aus falsch verstandener Scham, denn mehr ist es nicht wenn es aufs Ende zugeht, sich der Sucht ergebend in ihrer Alkoholwolke verweilen.

    Zitat von Hartmut

    Denn alles Sinnieren ändert nichts an der Tatsache das ich jetzt alkoholkrank bin!

    Ich habe mir mal erlaubt das unterstrichene Wort zum Nachdenken einzufügen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemanden mit einem klaren Kopf nicht interessiert, warum es so gekommen ist, denn aus Fehlern der Vergangenheit lernt man für die Zukunft. Das soll natürlich nicht heißen, dass man nur noch nach hinten schaut.

    Zitat von Spedi

    Und das ist wieder mal ein Paradebeispiel für "nasses Denken" in der Anfangsphase (krieg's jetzt bloss nicht wieder in den falschen Hals!): nach einer kurzen Zeit der Abstinenz kommt eine Phase des Sendungsbewusstseins, in dem viele von uns Alkoholikern versuchen, die ganze Welt zu retten. Dabei lenken wir uns selbst hervorragend von unseren eigenen Defiziten ab....

    Ist das nicht auch eine Form des Sendungsbewusstseins, dass Du hier im Forum bist, dabei versuchst anderen, mehr oder weniger energisch, Deine Erfahrungen zu vermitteln, sie zu läutern, indem Du ihnen Deinen Weg als den einzig Beschreitbaren aufzeigst, von dem es, zumindest für Dich, nicht die geringste Abweichung zuzulassen gilt ? Und das nach so langjähriger Trockenheit ? Ist das dann auch "nasses Denken" ? (Kriegs jetzt bloß nicht in den falschen Hals) :lol:

    Ich wünsche allen trockene 24h.

    LG, Andy

  • Hallo Andy,

    Andy

    Zitat

    Man kann die Welt nicht retten, aber man kann sie ändern, vorausgesetzt, man will ?


    Hartmut

    Zitat

    Ich bleibe bei mir und kümmere mich ausschließlich erstmal, um meine Trockenheitsarbeit und verbringe nicht auf" Nebenschauplätzen


    Andy

    Zitat

    Ich habe mir mal erlaubt das unterstrichene Wort zum Nachdenken einzufügen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemanden mit einem klaren Kopf nicht interessiert, warum es so gekommen ist, denn aus Fehlern der Vergangenheit lernt man für die Zukunft


    Hartmut

    Zitat

    Denn alles Sinnieren ändert nichts an der Tatsache das ich alkoholkrank bin!


    ich habe dein eingesetztes Wort jetzt wieder heraus genommen!

    Ansonsten steht alles schon, in meinem vorherigen Posten !

    Lasse es bitte auch so unverfälscht stehen ! :wink:

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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