Sport und Alkohol -> Sport OHNE Alkohol

  • Bin auf der Suche nach intensiv Sporttreibenden mit Alkoholproblem.
    Was für Außenstehende nicht zusammenpasst: Auch im Leistungssport und im intensiven Breitensport gibt es Alkoholabhängige.

    Ich bin 39 und habe große Teile der letzten 11 Jahre an den Alkohol verschwendet/verloren. Obwohl seit 30 Jahren begeisterter z.T. auch erfolgreicher Ausdauersportler war der Alkohol leider steter Begleiter meiner "Karriere": Parallel zur Steigerung meiner Leistungen (vom Marathon, über 100km, Ironman bis zu 24-Std-Radrennen und mehr) nahm auch die Intensität und Häufigkeit meiner Rückfälle (inkl. stationären Entgiftungen u.a. auf geschlossenen Stationen) zu.

    Der oberflächliche Kommentar "Suchtverlagerung" ist mir nicht genug! Suche deshalb ähnlich Betroffene mit Erfahrung sowohl in der Suchtproblematik als auch im Sportbereich.

    Freue mich auf Eure Zuschriften.

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Jackofthedrawer

    Ich hatte schon kurz überlegt Dir im Vorstellungsbereich zu schreiben, aber da die klassische Diskussion sowieso hier stattfindet war das überflüssig.

    Ironman, Marathon und diese Dinge sind nichts was ich mir zumuten würde. Allerdings sind in meine Radtouren und meine Spaziergänge permanent außer Kontrolle geraten.

    ALKOHOL BEIM !!! Sport .. Ich denke mal da kann ich mitreden. :roll: Es ist die ganz große Frage ob Alkohol da nicht vielleicht eine Art Dopingmittel ersetzt. Immerhin sind die Inhaltsstoffe von Bier ja nun ersteinmal das was der Sportler braucht "Schnell verwertbare Kohlehydrate"

    Also wie gesagt wenn Du Lust auf ein kleines Pläuschchen mit jemandem hast, der 5 - 6 Stunden Radfahren (KEINE RENNEN) mit nen paar Liter Bier über die Bühne bekommen hat HIER BIN ICH.

    Ein Problem habe ich hier im Forum und das sehe ich auch bei Dir kommen.

    Wie vermeide ich die Orte an denen ich getrunken habe wenn ich einfach ÜBERALL !!! besoffen war ???

    Augenblickliche Aktivitäten bei mir : Stepper in der Wohnung und DVD dabei. 2 Stunden am Stück sind kein Problem. Tanzen und Inliner.

    Na ja lies Dich hier ersteinmal ein wenig ein ein und von mir ein Willkommen im Forum

    Gruss Vaan

  • Hallo Vaan,

    man muss ja nicht alle Tips/Ratschläge kritiklos hinnehmen: ICH persönlich hab keine Angst vor Alk in Pralinen oder Likör im Eisbecher. Und da ich in einem Viertel Kölns mit sehr hoher Kioskdichte wohne und weiterhin gern tanzen und auf Rockkonzerte geh, kommt "Orte meiden" für mich auch nicht in Frage.

    Ich finde, wenn man erstmal begriffen hat, dass der Alkohol AUF JEDEN FALL stärker ist als man selbst, dann kann man es auch in seiner Gegenwart gut aushalten. Mir sind (mäßig!) trinkende Freunde im Übrigen auch lieber als solche, die meinetwegen drauf verzichten.

    Zum Sport: Falls es Suchtverlagerung ist, was solls! Ist doch OK, wenns hilft! Stolz wär ich auf betrunkene Touren allerdings nicht (obwohl ich natürlich auch schon angetrunken manchen Wettkampf bestritten hab ...).

    Kann Dir die Radturistikfahrten (rtf - ganz ohne Wettkampfdruck) sehr empfehlen: Angebotene Strecken von 45 bis 200 km ausgeschildert und mit Verpflegung für kleines Geld. Zusammen machts einfach mehr Spaß und da sind auch ne Menge Leute mit "normalen" Rädern dabei. Dass sich im Ziel die meisten Fahrer ein, zwei Bier gönnen, damit kann ich gut leben (grinse eher innerlich, wenn ich denke: "Wenn die meine Geschichte kennen würden ...").

    Schönes WE!

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Jackofthedrawer,

    vorab mal eine Frage, wielange lebst du schon "nüchtern, ohne Alk, "trocken" ????

    Wenn ich dich so lese, kosumierst du nach meinem Verständnis weiterhin Alkohol !

    L.Gr. Rose

  • Nee, natürlich meide ich solche Lebensmittel (schmecken mir eh nicht). Ich wollte nur mal klarstellen, dass nicht jeder durch Tröpfcheninfektion rückfällig wird. Aber natürlich sollte man Risiken meiden, wo es nur geht. Ich schmeiß ja auch nicht den Fernseher aus dem Fenster, weil da Alk-Werbung läuft ...

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Kann Dir nur beipflichten: Sport taugt leider sehr gut, um sich selbst und anderen was vorzumachen. Aber selbst beim größten Regenerationspotential wird der Körper irgendwann schlapp machen und davor hab ich natürlich Angst.

    Gar nicht auszudenken, wie erfolgreich man ohne den ganzen Sch...alkohol gewesen wäre!

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Vorab mal eine Antwort: Meist schaffe ich bis zu 6 trockene Monat,bevor es aus "exogenen" Gründen zum Rückfall kommt.

    Zur Verdeutlichung: Bin im Dez. und Januar noch je einen Marathon gelaufen und hab dann trotzdem Anfang Februar einen Rückfall gebaut (10 Tage plus 8 Tage stationäre Entgiftung).

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Jackofthedrawer,

    willkommen hier im Forum,

    Jackofthedrawer

    Zitat

    Meist schaffe ich bis zu 6 trockene Monat,bevor es aus "exogenen" Gründen zum Rückfall kommt.


    was heißt hier meist?
    Wie lange befindest du dich in dieser Endlosschleife das du immer wieder rückfällig wirst oder deine Trinkpause beendest und was möchtest du daran ändern das es nicht mehr so ist?
    Eines unsere Ziele hier im Forum ist zufrieden abstinent leben zu lernen !

    Ist das auch dein Ziel?

    wäre mal nett diese Fragen zu beantworten damit wir hier ein besseres Bild von dir machen können!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ad 1: Meine "Bestleistung" in den letzten Jahren waren leider nur 6 Monate, es gab (wenn auch selten) leider aber auch Rückfälle nach wenigen Wochen.
    "Endlosschleife" trifft es also besser als Du denkst.

    ad 2: Zufriedene Abstinenz ist auch mein Ziel. Das man damit ziemlich glücklich werden kann, hab ich ja auch schon erfahren. Mein Problem ist eher die Dauerhaftigkeit.

    Wenn man rational denkt, muss man jedoch nicht nur Prävention betreiben, sondern auch einen Notfallplan parat haben. In meinem Fall wäre durch Intervention von außen am ersten Morgen nach einem Rückfall nämlich noch vieles oder alles zu retten (z. B. durch gemeinsames Training). Nur wem kann man diese Rolle zumuten? Familie und Freunden sicher nicht, für einen Bodyguard hab ich kein Geld. Deshalb "träume" ich ja von einer Gruppe sportlicher Betroffener / betroffener Sportler, die sich im Notfall gegenseitig "an den Haaren" aus dem Sumpf ziehen.

    Unrealistisch?

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Jackofthedrawer,

    ja unrealistisch!!!!

    Denn du bist für dich allein verantwortlich und kannst diese Verantwortung nicht abgeben.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Achtung Dogma!

    Schön, dass ich mich hier mit allen Admin's und Moderatoren gleichzeitig anlegen darf :)

    Halte dem nur "Eure" Permanent-Aussage entgegen: "Das schafft man alleine nicht. Da braucht man Hilfe von außen."

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Jackofthedrawer,

    wir sind keine Ärzte und keine Psychologen, sondern nur Selbstbetroffene.

    Ich z. B. bin die Frau eines Alkoholikers, also Co-Abhängig!

    Wir alle hier, egal ob Alkoholiker oder Co. , geben unsere Erfahrungen weiter und versuchen, anderen die noch nicht so weit sind, damit zu helfen!

    Beantwortet das Deine Frage?

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Danke, Speedy. Hatte mich zwar schon mind. 30 min durch die Hintergründe Eurer HP gearbeitet, das war mir aber nicht so richtig klar geworden.

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Danke Karten für den "therapeutischen Zeigefinger" :)

    Du stimmst mir ja sicher zu (im Gegensatz zu vielen Ärzten, Betreuern und Therapeuten), dass wir Alkoholabhängigen keineswegs alle gleich sind und in eine große Schublade gehören. Deshalb muss wohl auch jeder seinen eigenen Weg aus dem Schlamassel finden. Vorwürfe von Therapieresistenz und mangelnder Einsichtigkeit sind da wenig hilfreich.

    Ich beneide Dich um Deine trockenen Jahre - aber wegen des Alks auf den Sport zu verzichten, leuchtet mir nicht ein (finde ich dazu was in Deinen alten Beiträgen), erscheint mir für mich selbst sogar völlig abwegig. Will den Sport ja gerade als Ergänzung zu dem gesamten Konglomerat aus Psychotherapie, Betreuung, SHG, Akupunktur etc.einsetzen.

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Karsten,

    Du glaubst also wirklich, den Umweg / Unweg über "unter der Brücke" kann man sich nicht ersparen?

    Änderungen ja klar, auch massivster Art; aber wirklich dafür Sport aufgeben, Wohnungen verlieren, Partnerschaft beenden, Freundschaften kündigen, Job aufgeben - gehört das wirklich alles zum Lernprozess?

    Ich finde, gerade noch intakte soziale Beziehungen sollte man "um Gottes willen" pflegen und NICHT kappen! Ein funktionierendes beruflich-privates Umfeld ist m.E. eine weit bessere Stütze als Hartz IV und der (nicht zu verachtende) Erfahrungsaustausch unter der Brücke.

    Andreas Niedrig z.B. hat (wie gerade im Kino zu sehen "Lauf umDein Leben"), erfolgreich den Abzweig vor der Brücke genommen, auch wenn der Film die Problematikk viel zu stark vereinfacht.

    Gruß,
    Torsten

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Rose,

    ich bin seit meinem letzten Rückfall trocken. Was an meiner Argumentation kommt Dir denn betrunken vor?

    Ich finde es aber irrational, Rückfälle in der Zukunft a priori auszuschließen, deshalb der Notfallplan (siehe weiter unten).

    Wenn Du überzeugt bist, Dir passiert das nie wieder - umso besser! ich beneide Dich!

    LG,
    Goahead

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

  • Hallo Jackofthedrawer,

    ich komme gerade vom 1. Tages eines Zehnkampfes nach Hause und habe gerade diesen Thread gelesen.

    Für mich (bin jetzt 14 Monate trocken) war der Sport schon die letzten 5 Jahre schon wichtig, und hat mir in dieser Zeit auch den notwendigen Halt/Stabilität gegeben, um nicht vollends abzusacken. Wenigstens den körperlichen Schaden konnte ich dadurch, das ich trotz nassester Lebensgewohnheiten, weiterhin regelmäßig trainierte einigermaßen im Rahmen halten.

    Am wichtigsten war der Sport wohl in den ersten Monaten meiner Abstinenz, aber auch heute nimmt er einen wichtigen Teil meines Lebens ein....und trocken macht Sport auch viel mehr Spass, weil die Leistungen dadurch besser und stabiler werden.

    Sport ist, neben meiner Frau und meiner beruflichen Tätigkeit ein ganz wichtiger Grundpfeiler in meinem Leben, den ich keinesfalls missen möchte. Mehr aber auch widerum nicht.... :wink: ...hast du bei dir das Gefühl, das Sport mehr als ein Grundpfeiler in deinem Leben ist? Dann hört sich das auch für mich irgendwo nach Suchtverlagerung an. Ich kann mich aber natürlich auch genausogut irren.

    Viele Grüße,

    Blizzard (der sich jetzt gleich in die heiße Wanne legt und auf den 2. Wettkampftag vorbereitet - hart genug wird's...)

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Servus Jackofthedrawer!

    Habe deinen Thread erst jetzt entdeckt und fühle mich als seit 25Jahren Berg(Sport) betreibender ebenfalls angesprochen. - Meinen Werdegang kannst du in meiner Vorstellung im offenen Bereich nachlesen.

    Habe in meiner nassen Zeit sehr viele meiner auch extremeren Kletter-und Hochtouren gemacht und wundere mich heute, dass alles ohne gröbere Unfälle abgelaufen ist. (Der erste gröbere Unfall, war der meiner Frau beim Klettern - siehe Thread "Eine Bewährungsprobe").
    Ich war sog. Quartalstrinker und habe in so manchem trockenen "Quartal"
    (Trinkpause oft bis zu 1 1/2Jahren) tagtäglich Training und Bergsport betrieben und die Leistungen wurden immer besser - dann folgten wieder Abstürze ich mußte viele meiner Bergkameraden vor den Kopf stoßen und ausgemachte Touren wegen "Kreislaufproblemen" absagen.
    Mittlerweile nach fast 1 1/2Jahren Trockenheit bescheinigen mir meine Bergkameraden ein Muster an Verläßlichkeit zu sein- was mich auch sehr freut.

    Ich bin mir auch sicher, die Jahre des Alkoholkonsums nur dadurch körperlich so gut überstanden zu haben, da ich zwischen den Trinkpausen immer wieder teil exzessiv trainiert habe.Nur an meinem Tiefpunkt angelangt ging auch in dieser Hinsicht nichts mehr - jedoch blieb mir eine stationäre Entziehung erspart, da ich laut Arzt trotz allem in einer körperlich sehr guten Verfassung war.

    Von einer Suchtverlagerung auf Sport kann ich nicht sprechen, da ich immer schon leidenschaftlicher Bergsteiger und Kletterer war und bin.
    Jetzt in meinem trockenen, zufriedenen Leben kann ich erst so richtig meine Bergsportleidenschaften ausleben und ich betreibe alle Arten des Bergsteigens Sommer und Winter dazwischen als Ausgleich sozusagen viele Bergläufe, MTB-Touren und das Abschalten, erholen und relaxen gelingt mir jetzt ohne zum Alkohol zu greifen. Früher konnte ich es kaum erwarten nach vollbrachter Tour auf eine Hütte zu kommen und die ersten Biere zu trinken um nach manchmal auch nervenaufreibender Klettertour "herunter" zu kommen. Jetzt habe ich andere Optionen um abzuschalten und um mich zu beruhigen.

    Auch als Tourenführer bzw. in meiner Eigenschaft als Instruktor komme ich immer wieder mit Menschen zusammen die auch beim Bergsteigen trinken. Ich kann es mir nicht aussuchen wer sich anmeldet bzw. wer mir zugeteilt wird. Ich erkläre dann eben, dass ich keinen Alkohol trinke - das genügt zumeist- wenn wer mehr wissen will bin ich gerne bereit darauf einzugehen. An manchen Hüttenabenden wird es mir jedoch auch jetzt noch zuviel - die Gespräche werden immer alkoholgeschwängerter - und ich ziehe mich dann zurück - auch aus Selbstschutz denn gänzlich meiden kann ich solche Situationen nicht. Ich müßte dann das Bergsteigen aufgeben, dass aber einen Teil meiner Persönlichkeit ausmacht.

    Mir hat Sport und speziell Bergsport beim Beginn meines trockenen Lebens sehr geholfen und ich möchte ihn niemals mehr missen.

    Ich wünsche dir den nahtlosen Übergang von einer Trinkpause in ein zufriedenes trockenes Leben zu schaffen und die sportlichen Erfolge die du dir wünscht!

    Lg
    Andreas

    carpe diem

  • Hallo Andreas,

    danke für Deine ausführliche Antwort, die mir viel Mut macht. Besonders, weil Du den Absprung MIT dem Sport geschafft hast. Denn ein Verzicht erscheint mir undenkbar.

    Weiterhin viel Glück im Trockenen!

    LG,
    Torsten

    Von "Sport trotz Alkohol" zu "Sport OHNE Alkohol"

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