das ohnmachtsvolle Zusehen

  • Ja, irgendwie kenne ich das..... "Es ist mir alles zuviel" bekam ich gesagt. Allerdings sehe ich es jetzt so, dass es natürlich zu viel ist sich den notwendigen Alk zu besorgen, alles zu vertuschen und sich keinen Rausch oder Lallen erlauben zu können. Natürlich ist es "zu viel" weil alles nur Theater ist, welches dem Umfeld vorgespielt wird.

    Mich haben Die von Dir geschilderten Aktionen von einer starken Frau in einen schwachen Co-Abhängigen gebracht, der abhängig ist von den Stimmungen eines Trinkers.

    Ich für mich will das nicht mehr und will versuchen, egal, wie oft es Rückschläge gibt - weg zu kommen von diesem Menschen. Es wird hart, es wird Leiden ohne Ende ..... aber ich muss raus.....

    was ich auch Dir wünsche

    lieben Gruß von Dagmar

  • hallo secrets...
    bei mir ist es genau andersherum. bei uns ist es so das ich nichts trinke, dafür meine frau umso mehr... aber auch sie sieht es nicht ein und bestreitet alles. auch bei uns ist es so das ja eigentlich ich die schuld an ihrem verhalten habe. darunter leiden tu aber nicht nur ich sondern auch unsere beiden kinder!! ich wünsch dir und auch dir dagmar, viel kraft und den mut das ihr euch lösen könnt. trotz des wissens das sich hinter der alkoholfassade ein absolut liebenswerter mensch versteckt!! ich bin auch gerade dabei dies durchzuziehen. ich warte im moment auf ihren nächsten rausch um es zu beenden dieses endlose leiden das ich und die kinder schon seit jahren mitmachen.
    in diesem sinn...
    gruß
    Franke41

  • die mich an ihn Band wieder die Liebe zu spüren, die er mir anfänglich sandte, bevor der Alk seine Geliebte wurde.

    Ich habe über Jahre gegen diesen mächtigen Gegner Alkohol gekämpft und nun resigniert. Der Kampf ging nur zu meinen Lasten und brachte keinen Erfolg. Die von mir so ersehnte Liebe kam nicht, statt dessen saubere Vermeidungs-/Vertuschungstaktiken von ihm. Ich wurde zum Spielball seiner Sucht und der Aufrechterhaltung seiner Persönlichkeit nach außen. Jemand der geliebt wurde, der war ich schon lange nicht mehr.....

    Ich würde Dir wünschen, dass es bei Dir anders ist - oder Du aber, wenn es Dir so geht wie mir, schneller aufwachst als ich das kann. Denn eines ist bei mir persönlich Fakt: mit jedem Jahr in dieser Beziehung wurde ich schwächer..... Ich habe mich schwächen lassen!

    Und immer noch habe ich Angst umzufallen, noch immer bin ich froh über jeden Tag den ich überstehe, und ich muss jeden Tag neu kämpfen gegen das Gefühl "geliebt werden zu wollen"....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe secrets,

    "…weil man weiß das hinter diesem alkoholisierten mensch ein liebenswerter mann steckt…"

    Auch ich habe das immer gedacht und gefühlt und wollte nicht los lassen.
    Mag sein – es wird sogar so sein, dass er AUCH ein liebenswürdiger Mensch sein kann oder ist.
    Und es ist sicherlich somit auch schwerer, ihn zu verlassen.
    Es gibt aber noch ganz viele Männer, die sind mindestens genauso liebenswürdig.
    Die machen Dich aber nicht fertig, weil sie krank und süchtig sind!

    Dahinter steckt in erster Linie, dass Du ihn Dir “netter” redest, damit Du Deine Abhängigkeit nicht aufgeben musst.
    Es geht nur sekundär um ihn. Primär will Deine Sucht nach Liebe gestillt sein. Er soll Dir beweisen, dass Du liebenswürdig bist.
    Dahinter steckt aber – weil man sich gerade so einen Mann sucht – dass man eigentlich den Beweis sucht, dass man nicht liebenswürdig ist,
    weil man ganz tief im Inneren nicht glauben kann, das man einfach so geliebt wird. Und so ein Mann wie er wird genau dieses Muster bedienen.

    Glaube mir, Du wirst geliebt! Glaube mir, Du bist liebenswürdig. Und glaube mir, es gibt ganz sicher noch einen Mann, bei dem Du NICHT um Liebe kämpfen musst. Du wirst ihn aber erst finden – oder er wird Dich finden, wenn Du Deinen Wert erkennst und Dich dafür liebst, WIE Du bist.

    Dein (Noch-)Freund tröstet sich mit Alkohol. In Wahrheit geht es Dir doch viel schlechter. Und? Hat er Mitleid mit Dir? Auch wenn…
    Höre auf, eine Beziehung auf Mitleid aufzubauen. Höre auf, seine Krankenschwester zu spielen. Du wirst auch nie seine Therapeutin sein können, weil Dir der Abstand fehlt. Du hilfst ihm auch nicht mit Hilfe! Im Gegenteil! So wird er nie etwas ändern. Ihm muss leider erst der A.... auf Grundeis gehen, bevor er vielleicht etwas unternehmen WILL. Du kannst ihm nur dadurch helfen, dass Du ihn die Verantwortung über sich selbst übergibst, indem Du ihn los lässt. Tue es aus Liebe – zu ihm – aber vor allem für Dich.

    Und schaue nicht dabei zu!! Quäle Dich nicht selbst. Gehe.
    So bitter das ist – entweder er schafft es irgendwann, oder er will nicht. Es ist einzig und alleine seine Entscheidung. Die musst Du akzeptieren!
    Nur Du gehst ganz sicher vor die Hunde, wenn Du nicht STOPP sagst.

    Alkoholiker sein heißt nicht, ein schlechter Mensch zu sein.
    Aber Alkoholiker zu sein bedeutet, EIN LEBEN LANG krank zu sein und mit der Sucht zu kämpfen – tagtäglich und immer mal wieder.
    Einige bleiben Jahre lang trocken und fangen wieder an, viele schaffen es nie raus und nur wenige schaffen es mit Hilfe einer AA-Gruppe, nie wieder zu trinken. Aber das ist ein langer Prozess und alle Beteiligten leben immer mit der Angst und mit der Widersprüchlichkeit und mit den Verletzungen und leiden oft mehr als der Betroffene.

    Willst Du dazu gehören??

    Liebe Grüße
    Ettena

  • Zitat von dagmar007

    ich muss jeden Tag neu kämpfen gegen das Gefühl "geliebt werden zu wollen"....

    Wir müssen nicht gegen das Gefühl kämpfen geliebt werden zu wollen, denn das ist eine ganz normale menschliche Regung. Wir müssen dafür kämpfen uns selbst so sehr zu lieben das wir auf die Liebe von anderen nicht mehr angewiesen sind, sondern alles was wir brauchen in uns tragen und alles was von außen kommt als zusätzliches Geschenk zu schätzen wissen.

    Wir müssen uns nicht von dem Alkoholiker abwenden sondern uns uns zuwenden. Bei uns sein. Unsere Mitte finden und einen Weg gehen auf dem Wir in unserer Mitte bleiben.

    Liebe Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Secret,

    erstmal herzlich Willkommen.

    Als ich noch stark in meiner Co-Abhaengigkeit verankert war, da hab ich auch immer Ausfluechte gefunden, warum ich meine kranke Beziehung zu einem nassen Alkoholiker aufrechterhalten wollte. Ja, ich wollte nicht loslassen, ich wollte kaempfen, wollte ihn wachruetteln, er musst doch nun endlich merken, dass er Schuld an der gesamten Beziehungsmisere ist. Bei mir selbst hatte ich damals erstmal nicht geschaut, hatte mich auch nicht intensiv mit meinem Problem auseinandergesetzt, sondern hab alles auf den nassen Alki projeziert, denn da dachte ich liegt ja das eigentliche Problem.

    Erst als ich erkannt habe, dass mein Verhalten mich eigentlich ungluecklich macht und ich endlich fuer mich handeln musste und nun meine Ruder wieder selbst in die Hand genommen hatte, erst dann konnte ich wieder gluecklich sein. Ich habe erkannt, dass mein Verhalten krank war und selbstzerstoererisch. Ich hab meine Verantwortung in meinem Leben nicht angenommen und deswegen steckte ich dem ganzen Schlamassel.

    Secrets, DU kannst keinen anderen Menschen aendern, das passiert nicht und Du musst auch keine Schuldgefuehle gegenueber Deinem Partner haben, denn NUR er alleine kann etwas machen, da kannst Du flehen, bitten, betteln, schimpfen, drohen.....rein gar nichts wird passieren.

    Nimm Dein Ruder fuer Dein Leben in die Hand, nur Du kannst etwas fuer Dich ganz alleine aendern.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo, ich kenne das auch ziemlich gut...ich lese grad: Wenn Liebe zum Desaster wird, Mobbing in der Partnerschaft...blöder Titel aber unheimlich gutes Buch...auch samt positiven Vorschlägen wie mans besser machen kann...
    Aber weißt Du, Du hast soweit einen Vorsprung indem Du erkennst was abgeht und durchblickst warum dies und das...da bist Du doch klar im Vorteil. Bau den aus! Erkenne die Manipulation!

    Liebe Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo secrets,

    klar, er findet immer einen Grund, wieder zu trinken – und wenn er keinen findet, ist das auch ein Grund.

    Aber wie gesagt, die Sucht ist mächtiger als Liebe.
    Ich wünsche Dir, dass Du das bald bis über beide Ohren so satt hast und noch besser, wenn Du merkst, das Du ohne ihn besser lebst und klar kommst.

    Ich war auch co-abhängig, vielleicht bin ich es auch heute noch, obwohl ich mich getrennt habe und er mich seit dem in Ruhe lässt (nach langem Hin und Her). Das ist ja oft anders.

    Es wäre wirklich Dein Glück, wenn er irgendwann abhaut. Aber darauf kannst du Dich nicht verlassen.

    Aber ich habe gerade hier gelesen und das stimmt ja auch: Du hilfst ihm nicht, wenn Du bleibst, es verlängert sein Leiden, weil er so nichts unternehmen wird. Solange er das Gefühl hat, es geht ja doch irgendwie und Du machst mit, dann kann es ja nicht so schlimm sein.

    Wünsche Dir eine ruhige und stressfreie Nacht
    Ettena

  • da geht es Dir wie mir und vielen anderen "wir" dachten, wir können etwas ändern, was uns eben nicht gelingt.

    Ich glaube, bei mir hat es bis jetzt gedauert, bis ich auch fühle und umsetze, dass nichts zu ändern ist. Wohl wird es bei Dir ähnlich sein, den Anblick kann man/frau nicht ertragen. Aber warum tun wir uns den Anblick an? Ich kann Dich nur zu gut verstehen - ich bekam immer eine gnadenlose Wut wenn ich ihn mit Fahne schnarchend und schnappend hörte. Aber warum tat ich mir das überhaupt an mir diesen Anblick zu "gönnen"?? Warum habe ich nicht gleich zwei Schlafplätze aus einem gemacht?

    Du gehst zu Deiner Freundin - ich ins andere Zimmer - wir flüchten?! Warum eigentlich?! Warum setzen wir uns überhaupt einer solchen Wohn- und Lebenssituation aus? Gut ich suche recht massiv ein passendes Haus, aber es hat sich noch nichts getan. Aber das beschönert nicht die Tatsache, dass ich diesen Zustand bereits vor Jahren hätte ändern können. Das was Du und ich als Ekel empfinden war bestimmt schon lange da und wir haben diesen Anblick ertragen - ich zumindest.

    Der Weg zur eigenen Mitte ist lang und steinig, vielleicht weil wir einfach bei jedem Tun fragen müssen für wen und warum wir es tun um Mechanismen zu erkennen. Aber ich habe den Eindruck, wenn dieser Hebel des Nachdenkens einsetzt, so wird es leichter, wenn DEINE Wünsche einmal von DIR SELBER durchgesetzt wurden. Bei mir persönlich ist es so.

    Ich wünsche Dir (und mir) ganz, ganz viel Kraft, für alles, was wir noch vor uns haben.

    LIeben Gruß von Dagmar

  • Liebe secrets und liebe Dagmar,

    ich habe das gleiche gedacht und war in der gleichen Situation.
    Nicht ganz, wir wohnten nicht zusammen. Also, der Anblick eines Besoffenen bleib mir erspart. Trotzdem habe ich viel verbale Verletzungen davon getragen, die mich kleiner machten und entwertend waren. Das alleine schon war heftig genug. Denn auch bei mir bedurfte es nur einer Kleinigkeit und er verhielt sich abweisend und nicht selten tauchte er ein bis zwei Wochen unter und ich machte mir auch noch Sorgen um ihn anstatt um mich, oft sogar Vorwürfe, ich hätte etwas falsch gemacht und sei auch noch Schuld, wenn er wieder trinkt.

    Er hatte eine Entziehungskur gemacht, Therapie und war in einer Selbsthilfegruppe und ein Jahr angeblich trocken. Komisch war nur, das er sich in der Zeit nicht anders verhielt. Er fing auf jedem Fall wieder an zu trinken. Ich glaube, das man viele Jahre trocken sein muss, damit man eventuell wieder der Alte wird. Vorausgesetzt, der Schaden ist noch nicht zu groß.

    So, das nur am Rande. Ich habe es erst geschafft, als ich mir Hilfe holte, selbst in einer Selbsthilfegruppe für Co-Abhängige war, mir sogar Aufklärung bei den anonymen Alkoholikern suchte, viel darüber las und auch noch eine Verhaltenstherapie begann, in der in heute noch bin.
    Plötzlich ging es nicht mehr um ihn. Ich erkannte, das ICH mich retten und verändern muss, damit mir so etwas nie wieder passiert. Damit fängt es an. Mit dem Wissen darum. Im Gefühl kommt es erst später an. Aber es verändert sich von dem Tag etwas in Dir, wenn Du damit anfängst, an Dich zu denken. Und – Ihr seit schon mitten drin in dem Prozess.

    Und ich werdet es auch schaffen, ganz gewiss. Wenn nicht heute, dann aber bald…

    Und es ist dann ein schönes Gefühl, zu wissen, das man sich doch soviel Wert ist und stark ist, glaubt mir. Das ist schöner als jedes Liebesgesäusel eines anderen. Ja und dann muss man lernen, auch die Männer spannend zu finden, die heile sind und einem gut tun. Das ist nicht einfach. Aber ich glaube, je mehr man sich selber liebt, umso mehr zieht man auch andere Männer an. Das so genannte Steckmuster passt dann nämlich nicht mehr.

    Liebe Grüße
    Ettena

  • Hi Secrets,

    mal eine sehr provokative Frage, leidest Du gerne, willst Du so Dein ganzes Leben verbringen? Du musst Dich fuer nichts rechtfertigen was Du machst, damit es Dir gut geht schon gar nicht vor einem nassen Alkoholiker. Wir Co's lassen uns viel zu sehr in Probleme anderer mit reinziehen und machen sie zu unseren Problemen. Die Co-Abhaengigkeit spielt uns vor, dass wir so leben muessen, warum, keine Ahnung irgendwo scheinen wir zum Entschluss gekommen zu sein, dass wir es uns nicht wert sind ein glueckliches Leben zu haben, also dann lieber leiden bis zum Abwinken.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Secret,

    indem Du bei Dir bleibst und Dir selbst etwas gutes tust und Du nicht immer anderen versuchst gutes zu tun. Das bedeutet, Du musst Dich vom Problem Deines Partners abgrenzen, es ist sein Problem und fuer sein Problem kannst und solltest Du keine Loesung finden, einfach weil es gar nicht geht, das Alkoholproblem kann nur Dein Partner selbst ganz alleine loesen ohne Dich. Da er krank ist versucht er Dich natuerlich mit in das Problem zu involvieren, er versucht sozusagen sein Auffangnetz aktiv beizubehalten und das bist Du, denn somit hat er ja noch eine gewisse Normalitaet und mit Dir jemanden an den er seine Schuld abgeben kann. Du nimmst sie ja an, weil Du an diesem Spiel nach wie vor mitspielst. Ein gesunder und in sich ruhender Mensch wuerde eine solche Beziehung beenden, einfach weil sie nicht guttut und weil er weiss, dass es nicht sein Problem ist, ein co-Abhaengiger Mensch wird diese Beziehung weiterfuehren, da er denkt, dass der Partner noch tiefer ohne ihn fallen wuerde und somit ja leiden wuerde und weil er nach wie vor sein Helfersyndrom ausleben will, weil er glaubt, dass das Helfersyndrom Liebe ist. Durchbrichst Du dieses Verhalten wirst Du handeln und Dich nicht fuer egoistisch halten, weil Du die Dich trennst oder Du Dir etwas gutes tust und ein schoenes Leben lebst.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe secrets,

    ich habe Dir doch geschrieben, was Du tun kannst, um da raus zu kommen.Du musst es auch annehmen.

    Ich hätte es ohne Hilfe nicht geschafft. Du verschwendest so viel Zeit an Deinem Partner, die Zeit hast Du also. Suche Dir schleunigst eine Selbsthilfegruppe für Co-Abhängige. Dieses Forum ist hilfreich, aber es reicht nicht alleine. Und da ich jetzt erfahren habe, das Du noch einen Sohn hast… was glaubst Du, was er nicht schon alles mitbekommt. Soll er mal genauso werden, mit den gleichen Strukturen, die er zuhause so gelernt hat? So wie Du auch? Es wiederholt sich doch alles nur immer wieder.

    Ein nasser Alkoholiker ist Doktor Jäckel und Mr. Hide, es ist wenig Himmel und mehr Hölle, Zuckerbrot und Peitsche – heute Blümchen, morgen die Arschkarte. Er wird nie anders sein, solange er nicht aufhört. Und es sieht nicht danach aus, dass er aufhören will. Er will Dich nur immer wieder ruhig stellen und wird Dir die Schuld in die Schuhe schieben – weil er weiß, wie Du funktionierst! Er kann Dich manipulieren. Er spielt mit Dir.

    Du als Mutter bist nun gefordert, Dir und Deinem Sohn ein "gesundes" Leben zu ermöglichen. Punkt. Beiß die Zähne zusammen. Du hast Verantwortung für Euch. Gott sein Dank.

    Grüße
    Ettena

  • Hallo Ettena,

    ich spreche Dich hier mal in secrets Thread direkt an, bitte nicht gleich beleidigt sein, und Entschuldigung, secrets, das ich Deinen Thread gerade dazu mißbrauche. Ich hab ihn leider noch nicht ganz gelesen, hole das aber nach :oops:

    Ich finde, das Du mit Deinem „Ton“ sehr Druck machst auf CO-Abhängige.
    Ich persönlich bin keine CO, ich bin Alkoholikerin. Darum ist für mich einiges nicht 100% nachvollziehbar, aber süchtig sind wir alle.
    Und ich bin immer für klare Worte.
    Aber ich bin auch nicht erst seit gestern hier und lese und schreibe im CO-Bereich auch nicht erst seitdem.
    Hier habe ich folgende Erfahrung gemacht:
    Der Weg aus der CO-Abhängigkeit erfolgt meist in kleinen Schritten.
    Ein „pack sofort die Koffer“ bringt nix, wenn man noch nicht so weit ist.
    Ich habe das sicher auch schonmal geschrieben, oder „such das weite, solange Du noch kannst“.
    Oft können die Betroffenen aber nicht mehr, weil sie schon zu tief in der CO-Abhängigkeit stecken. Sie sind beinah wie gelähmt, wie ein geblendetes Kaninchen harren sie weiter aus.

    ABER das scheint oft nur so, die Schritte aus der CO-Abhängigkeit sind oft winzig und kaum erkennbar, aber sie erfolgen. Manchmal 2 vor, 1 zurück, manchmal auch 1 vor, 2 zurück.
    Oft muss erst genug Kraft gesammelt werden, Mut gemacht werden, ein gutes Zureden hilft immer noch mehr als zu strenge Aufforderungen, das setzt die Betroffenen nämlich noch zusätzlich unter Druck, unter dem sie eh schon stehen.
    Ich mußte das auch erst lernen hier.
    Und manchmal werde ich auch sehr deutlich, wie gestern bei fish, ich mache das aber nicht aus Grobheit, sind dann immer Versuche, wieder oder überhaupt wachzurütteln. Manchmal hilfts, aber is nich so gut… ich machs nicht gern und nur, wenn ich es für notwendig erachte, die Rückschritte evtl. zu groß werden.

    Trotz allem sind hier alles erwachsene Menschen, die selbst über ihr Leben entscheiden müssen. Wir können im Grunde NUR RATEN, entscheiden und ihre Schritte gehen müssen sie selbst. Und wieviel Kraft das kostet, kann ich nur erahnen.
    Wollte ich gern mal hier loswerden.

    Und ich werde auch immer versuchen, Verständnis zu erreichen für uns Alkoholiker.
    Denn ich denke, das ist wichtig, uns gegenseitig zu verstehen.
    Wir sollten lieber zusammenhalten im „Kampf“ gegen diese schreckliche Krankheit, nicht gegeneinader arbeiten. Ich kann gut verstehen, was hier viele erleiden mußten, das macht aber die Krankheit mit uns, die Sucht. Die ist nun mal leider so stark. Darum mag ich es nicht, wenn gegen nasse Alkies ZU SEHR gehetzt wird, wir haben uns diese Krankheit nicht ausgesucht !

    LG
    Lilly

  • Hallo sunny,

    ich bezog mich auch nicht unbedingt auf Ettena Beitrag hier, sondern es fiel mir sehr bei trini auf, ich hätte evtl. besser dort schreiben sollen.

    Es geht auch nicht darum, das ich Ettena nicht in vielem beipflichte, aber der Ton macht immer die Musik. Ich selber neige ja auch dazu, mal schrille Töne anzuschlagen, der Erfolg ist aber zweifelhaft.

    Du wirst von mir hier auch nirgends lesen, das ich dazu rate, bei einem nassen Alkie zu bleiben, ganz im Gegenteil. Das ist einfach zu schrecklich und verlängert das Leiden auf beiden Seiten. Darum wird es meist doch auf Trennung herauslaufen, solange beim Alkie keine Krankheitseinsicht besteht.

    Und doch dauert es seine Zeit, bis die Kraft dazu auch da ist. Und dabei sollten wir begleiten und Mut machen, so meine Meinung. Aber schrieben und dann auch handeln ist noch ein Unterschied, es dauert seine Zeit, bis beides im Einklang ist. Kopf und Bauch laufen leider nicht immer parallel… :wink:
    Das sind auch nur meine persönlichen Beobachtungen hier.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo an alle hier zusammen, im Besonderen Lilly,

    wir haben alle unsere Verletzungen erlitten, ob Co oder Alkoholiker. Denn, was wir gemeinsam haben, ist, das wir alle eine Suchtstruktur bewältigen wollen oder zum Teil schon haben. Als ich hier das erste mal meine Geschichte erzählte und um Rat fragte, kamen mir zuerst die Antworten wie ein Gewitter aus Verbitterung und Wut vor und ich dachte noch: Wie unsensibel! Ja, ich habe mich sogar bei den Moderatoren beschwert, glaube ich.

    Ich hätte lieber etwas anderes gehört. Eigentlich wollte ich in erster Linie Bedauerung und reagierte zutiefst empfindlich, wenn man mir direkt und zum Teil, ja, auch schonungslos sagte, wie man mich empfinde. So eine direkte Ansprache ohne ein reales Gesicht vor Augen und dann noch von Fremden… ich habe sogar dann erst einmal über bestimmte und wichtige Zeilen hinweg gelesen, ob bewusst oder unbewusst. Habe mir erst einmal nicht die Mühe gemacht, noch andere Beiträge zu lesen, obwohl man mir das mehrfach geraten hatte. Überhaupt habe ich eine Menge Ratschläge erst mal weg geschoben. Weil ich im tiefsten Inneren gar nicht raus wollte – sondern von meinem Partner erwartete, dass er uns/mich rettet.

    Lilly, ich gebe Dir Recht, dass kleine Schritte auch schon ein Erfolg sind. Aber wenn ich nur “Köpfchen Streicheln” bekommen hätte oder nur Verständnis, würde ich vielleicht noch heute in meinem Dilemma ausharren und weiter hoffen und hoffen. Ich fühle sogar so sehr mit unseren Neuankömmlingen mit, da ich am eigenen Leib spüre, wie verzweifelt sie sind. Und genau da finde ich Ehrlichkeit ohne Verschleierung und ohne Widersprüchlichkeiten so wichtig – denn ich ihrer Beziehung haben sie GENAU DAS nicht. Und Du selbst weißt doch auch, dass Mitleid und Verständnis das Leiden nur verlängern. Das ist beim Alkoholiker nicht anders.

    Nun, ich habe und zeige Verständnis, aber das alleine ist meiner Meinung nach zu wenig. Ein “Wachrütteln” finde ich an mancher Stelle wichtig. Wir können eh nicht mehr machen – und es wäre auch fatal. Aber das zumindest können wir. Deshalb bleibe ich unter anderem noch hier. Ich könnte ja auch statt dessen raus in die Sonne. Ich freue mich aber so sehr darüber, dass sich einige damals so engagiert hatten, sodass ich das heute zurück geben kann. Und ganz nebenbei hilft es mir, nicht wieder in alte Muster zurück zu fallen.

    Es kann schon mal passieren, das ich emotionaler dabei bin und mich nicht vorsichtig genug ausdrücke. Dafür ist es ehrlich und von ganzen Herzen. Ich möchte keinen Druck ausüben, aber Euch ein wenig anschupsen :-), ist das o.k.?

    (Ich kann aber nun auch nicht Stunden an einem Text verbringen, mir diesen aber und abermals durchlesen, damit sich auch ja keiner auf den Schlips getreten fühlt. Dann wäre er nur konstruiert und nicht mehr ehrlich)

    Ich lerne immer noch dazu. Danke.

    Liebe Grüße
    Ettena

  • …übrigens Lilly…

    ich habe einige Beiträge von Dir gelesen, die Du dagmar geschickt hast.
    Die haben auch meine letzten Zweifel über Bord geworfen. Ich wusste jahrelang nicht, ob ich mir das alles nur einbilde und wie ticken nasse Alkoholiker denn nun wirklich. Das hat mir noch mal sehr geholfen. Danke für Deine Ehrlichkeit und Direktheit :idea:

    LG, Ettena

  • Guten Morgen secrets,

    das ist eine ganz, ganz wichtige Erkenntnis - die Tatsache zu sehen, dass die Co-Abhängigkeit schon seit Jahren besteht. Und sie wird auch noch bestehen, wenn "dein Alki" aufhört zu trinken. Deshalb ist hier der Ansatzpunkt, für dich etwas zu verändern. Frage dich, warum du dich so verhältst. Was der Vorteil hinter dem Leiden für dich ist. Denn du hast auch Vorteile daraus, ansonsten würdest du nicht bleiben, denn niemand leidet ohne Motivation dahinter. Es ist nur schwer für uns, diese zu erkennen, denn es ist ja so offensichtlich, dass alles nur vom Trinken "unseres Alkis" abhängt. Dem ist allerdings nicht so.... wir müssen für uns gucken, warum wir sind, wie wir sind. Erst dann können wir wirksam verändern. Das braucht Zeit und vorallem die Überwindung der Angst.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo secrets,

    Ja, ich denke, so ist es hier ganz vielen CO`s gegangen. Erstmal das Schweigen zu brechen und zu sehen, ich bin nicht allein, das verschafft auch eine gewisse Erleichterung.
    Und ab dann macht man sich schon auf dem Weg aus der Abhängigkeit, wenn alles gut läuft.
    So meine ich das auch mit den „kleinen“ Schritten.
    Ich denke, da ähneln sich wieder die Süchte, denn so beginnt auch der Weg aus der Alkoholabhängigkeit, die Erkenntnis, ich bin abhängig, ich bin nicht allein, ich brauche Hilfe.

    Auch bei mir ist das so, das einzige, was ich noch bereue, sind die vielen sinnlos verschwendeten Jahre in der Alkoholabhängigkeit. Die Dummheit, mir nicht eher Hilfe geholt zu haben, weil ich mich zu sehr schämte.
    Aber wir alle können nix mehr rückgängig machen, nur noch nach vorn schauen und aus dem Rest unseres Lebens das beste machen.
    Und auch im Alkie-Beriech ist es manchmal so, das einigen länger Trockenen alles nicht schnell genug geht, wenn ein Neuer kommt, der noch nicht soweit ist. Veränderungen brauchen aber auch ihre Zeit, ein neuer Bekanntenkreis beispielsweise is auch nicht von heut auf morgen aufgebaut. Aber führen wir nicht diese Veränderungen durch, begeben wir uns in Rückfallgefahr, darum drängt es da vielleicht mehr.

    Ich sehe überhaupt oft viele Parallelen in unseren beiden Süchten, aber das betrifft wohl alle Süchte. Sicher nicht in allem, is klar. Aber der Entzug der Droge fällt schwer, bei CO`s isses halt eine nichtstoffliche Sucht und sie bezieht sich auf den Partner, der ist in diesem Fall die Droge, die man oft nicht loslassen will. Darum wohl auch oft dieses lange Ausharren.

    Trotz allem, wer hier herkommt und schreibt, macht sich meiner Meinung nach schon auf den Weg, sich aus seiner Abhängigkeit zu befreien und jeder braucht da verschieden lange zu.

    LG an Dich
    Lilly

  • Die Verhaltensmuster meiner Co-Abhängigkeit habe ich bestimmt noch nicht verloren, ich habe erst mal einen Anfang gesetzt, dass ich mich traute, mit ihm Schluss zu machen. Ich hatte körperliche Entzugserscheinungen bekommen: Schüttelfrost, Durchfall, Depression, Herzrasen, Angst. Mein gesamtes vegetatives Nervensystem spielte verrückt. Das ging ungefähr ein Woche so, dann wurde es allmählich besser. Und, obwohl mein Kopf mir schon lange sagte, ich muss da raus, hat auch mein Gefühl und Körper konträr gehandelt. Ich schrieb ihm bestimmt 30 Emails, die ich nie abschickte, aber in denen ich alles aussprach und verarbeitete. Wie eine Art Tagebuch.

    Ist wirklich erstaunlich, aber ich habe immer am eigenen Leib gespürt, wenn mein damaliger Freund auf Entzug war. Weil ich dann auch auf Entzug war.
    Beides hat nicht nur viel Ähnlichkeit, es zieht sich unweigerlich an. Es sind genau diese beiden Strukturen, die wie ein Stecksystem sich finden.
    Ergänzen, Zusammen passen wäre falsch ausgedrückt, denn sie tun sich nicht gut, weil sie das Leid für sich selbst und den anderen potenzieren.

    Mein Ex hat schon oft versucht, die Beziehung zu beenden und mir gesagt, dass ich mich um mich selbst kümmern soll und ich ihn nicht weiter bringe.
    Auf jedem Fall war meine Abhängigkeit von ihm größer als seine von mir. Normalerweise ist das der Text an den Alki. War hier etwas anders. Er brauchte mich nicht wirklich. Er wohnte 700 km weit weg, inzwischen wieder im Hause seiner Eltern, hatte zwei Töchter, die oft bei ihm waren und ein gute Freundin, die er von den Anonymen Alkoholikern her kannte und die ihn wahrscheinlich besser verstand. Wenn er mich alle zwei Wochen für drei Tage besuchte, trank er nicht in meiner Gegenwart. Genau am dritten Tag bemerkte ich Entzugserscheinungen und er war gereizt, wurde liebloser ect. Mir war klar, warum er immer am dritten Tag abreisen wollte. Ich stand für sexuelle Befriedigung und die Flucht aus dem heimischen Korsett. Er hatte sich ursprünglich mal gewünscht, dass ich ihm Struktur gebe und mit ihm lebe. Bis er erkannte, das ich selbst diese brauche und in einer ähnlichen Situation war. Eigentlich erkannte er es früher als ich. Mein Sucht wurde nur noch größer, wenn er sich entzog. Kontrolle, Jammern, das volle Programm.

    Ja, und dann hat er mir eine dreitägige Reise mit ihm nach Barcelona geschenkt. Als ich wieder zuhause war, seit dem Zeitpunkt hat er sich nicht mehr gemeldet, ging nicht ans Telefon, rief nicht zurück… und dann schrieb ich ihm meinen Schluss-Brief, weil ich das Hin und Her einfach nicht mehr aushielt. Er hat sich nie wieder gemeldet, ist wortlos abgetaucht. Ich hatte noch wochenlang den Wunsch auf Erklärung. Er war sicherlich froh, dass ich ging und hatte wahrscheinlich schon eine neue.

    Was ich damit sagen will ist, dass nicht nur der Coabhängige unter der Beziehung mit dem Alki leidet, sondern auch umgekehrt. Wir machen uns gegenseitig das Leben zur Hölle. Beide müssen lernen, aus Ihrer Abhängigkeit alleine raus zu kommen. Das geht leider sehr selten mit einander. Wenn BEIDE diese Sucht bewältigt haben, NUR dann wäre eine Beziehung lebbar.

    Liebe Grüße
    Ettena

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