Codierte Veränderungen

  • Hallo Karl,

    bei mir wares es damals einige deiner Beiträge, die bei mir wie der Blitz einschlugen. :)

    Heute stehe ich da und staune im Rückblick, wie tief mich meine Abhängigkeiten in den Sumpf geritten hatten.

    Brauch´ich auch nicht mehr, geht inzwischen ohne :) .

    Euch wünsche ich eine fröhliche Feier und ein (meist) freudiges Eheleben.

    Zitat

    Es geht immer weiter und weiter und wie gut das wird, hängt nicht von 11 Minuten ab, auch nicht vom Partner, sondern von dem wie es in mir aussieht, was ich daraus mache, wie ich in der Lage bin, eine bedingungslose Beziehung zu führen.

    Was macht die für dich aus ?

    LG Slowly

  • Lieber Karl,

    das freut mich sehr, herzllichen Glückwunsch und eine wunderbare Zukunft für euch beide. Ich bin mir sicher, ihr macht das Beste draus.

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Lieber Karl,

    das freut mich sehr, herzllichen Glückwunsch und eine wunderbare Zukunft für euch beide. Ich bin mir sicher, ihr macht das Beste draus.

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Zitat von Slowly

    Was macht die für dich aus ?

    LG Slowly

    genau das wollte ich auch gerade fragen ;)

    Aber erstmal wünsche ich Dir alles Gute für Deine Hochzeit
    :):):)

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Hallo Ihr Lieben,

    danke Euch, das waren tolle Festtage, einfach schön, unkompliziert, blitzfrei, ohne Rausch und doch berauschend, Trockenrausch.

    Was die Beziehung ausmacht? Ich mag gerade überhaupt nicht über irgendwas Tieferes nachdenken und komme darauf aber zurück, sobald der Kopf von all den schönen Gedanken frei ist.

    LG Karl

    NS: Liebe Viola, ich schicke Dir eine ganz feste Umarmung.

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Matthias, danke.
    Hallo Ihr Lieben,

    wie das geht, mit der Beziehung, der bedingungslosen Beziehung? Ist die in einer so versauten Welt möglich ohne zu spinnen, ohne selbst krank zu sein? Meine 2. Ehe ging hin, weil ich mit der Situation nicht mehr klar kam, weil sie mich krank machte, weil ich wollte, es aber nicht ging.

    Bedingungslos heißt nicht einseitig, es heißt nicht aufrechnen, es heißt nicht zügellos Pflichten und Rechte zu streichen, es heißt einpassen, es heißt nicht ungebunden die Sau rauszulassen, auch nicht am anderen sein Ego zu polieren, sondern ungezwungen zusammenzuwachsen. Das heißt auch nicht dass einer nur nimmt und der andere gibt nur. Es geht doch, wenn alles neu ist, bis die Eigendroge nicht mehr wirkt. Beziehung heißt nicht ziehen, rupfen, zupfen, ziehen, pressen und drücken, sondern zusammenfügen, frei ungezwungen sein, sich gut beim anderen fühlen.

    Wenn sich zwei Menschen treffen und es zu mehr kommt, weil genau an dem Tag die Chemie stimmt, weil die Hormone auf Befruchtungsmodus stehen, dann ist da ja keine Bedingungslosigkeit. Da passiert zwar etwas Natürliches, aber drum herum dreht sich die Welt weiter. Modus aus = fetter Kater, oft mit Enttäuschung und Konsequenzen.

    Wenn ich suchtgesteuert bin, von Abhängigkeiten hin- und hergeschleudert werde, von Ängsten erfüllt bin, mein Umfeld manipuliere und versuche alles meinen Bedürfnissen anzupassen, was soll da in einer Beziehung wachsen? Einer bleibt immer der, der auf der Strecke bleibt.

    Abhängigkeiten sind ja nicht nur Süchte, Triebe, nicht nur krankhaft. Gesellschaftliche, soziale Verpflichtungen gibt es ja auch, meine Herkunft, mein Stand, meine Nationalität, meine Bildung, meine Familie, Kinder, Bekannte, Job, Geld, Hobbies, Neigungen, Verpflichtungen, die unter Umständen schon genug Unstimmigkeiten mit sich bringen, sobald der Scheibenkleister porös wird. Bedingungslos wird da eher zu aussichtslos.

    Was wenn einer krank wird, Pflegefall, wir sagen ja oft: saufen ist keine Krankheit, da kann einer was dran tun, an was denn? Wir sagen ja oft: eine richtige Krankheit, das wäre ja eine ganz andere Situation- ist es das wirklich oder nur ein anderer Platzhalter für meine Unfähigkeit mein Leben zu meistern?

    Gewollte Abhängigkeiten, durch Medien, durch Ernährungsbeeinflussung, durch Umwelt und Systeme werde ich sowieso kaum durchschauen, denn Kontrolle heißt auch dumm machen, verblöden zur Ruhigstellung. Wie soll eine ruhiggestellte, verblödete Dumpfbacke, bedingungslos mit einer offenen Dampfmaschine zusammenpassen? Gewalt, Krieg, Vertreibung, Hetze, Unterdrückung, wie soll da etwas Bedingungsloses wachsen, wo der Zwang mein Leben bestimmt?

    Wenn ich unbefriedigte Bedürfnisse in mir trage, die meinen Organismus prägen, wie das Bedürfnis nach Schutz, Liebe, Zärtlichkeit, Geborgenheit, Anerkennung, Versorgung, Sicherheit und das Gegenstück wird vom Gegenteil gelenkt, wie soll da etwas bedingungslos werden?

    Wenn ich keinen Bock habe über mein Verhalten, meine Situation, meine Zukunft, meine Beziehung nachzudenken, mich nicht austauschen kann, weil es einfach nicht geht, weil mir da etwas fehlt, weil etwas in mir nicht raus kann, wie soll da was Bleibendes wachsen?

    Wenn sich im Laufe der Jahre mein Leben ändert, mein Zustand, meine Einstellungen und sich der Partner nicht mit verändert oder in eine andere Richtung entwickelt, wie soll da was dauerhaft und gesund halten?

    Bei so vielen unterschiedlichen Faktoren, da kann nur jeder selbst und für sich herausfinden, was wie geht, wenn er es dann kann. Wenn sich der Arsch nicht in Bewegung setzt, dann geht eben nichts und da kann auch was ganz anderes raus kommen als vorher gedacht.

    Warum soll ein Säufer nicht gut mit einer prächtigen Coabhängigen oder umgekehrt zusammen leben können? Es geht alles. Bei mir ging das irgendwann nicht mehr, das war nicht mehr möglich. Wie ich bei Sunshine16 schrieb, ist alles möglich. Freunde waren 45 Jahre trocken zusammen, nachdem sie die Saufzeit gemeinsam überstanden hatten.

    Wie meine bedingungslose Beziehung aussieht? Je mehr gleich ist zwischen Partnern, je mehr Spannung verschwindet, je einfacher ist es bedingungslos zu sein. Je mehr passt, je einfacher ist es und umgekehrt. Je mehr in mir passt, ich bei mir bin, je einfacher passt es mit anderen.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • danke dir für deine Gedanken dazu Kaltblut...
    vieles regt mich zum nachdenken an, aber ich stimme in allem zu eigentlich.

    muss mich da morgen in Ruhe mal zu äussern, grade ist mein Kopf bzw die Finger etwas zu träge.

    einen schönen Abend wünsche ich euch :)

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • hmmm...heute bin ich mal etwas "wacher", aber es fällt mir dennoch schwer, auf alles einzugehen, bzw nichts zu vergessen, so umfangreich war deine Erklärung :)
    Daher zitiere ich mal alles, und schreibe meine antworten bzw Gedanken dazwischen, ich hoffe dass ist ok.

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Hallo Katrienchen,

    danke für Dein Auseinandersetzen. Hinzuschauen und sich nicht vor der eigenen Belastung zu verdrehen, Einsichten nicht abzuwehren, ist für mich das härteste Stück Erkenntnis, um überhaupt gesund zu werden.

    Zitat

    "Und da ist sie wieder, die Frage: Hätte es ohne Alkohol gepasst?"


    Der Alkohol an sich ist ja nicht das Problem, sondern mein Umgang mit der Situation und der Person, auf die ich fixiert bin. Wenn ich mich nicht an der Sauferei und den daraus resultierenden Situationen festhalte, dann bleiben ja nur noch die Person und ich selbst übrig.

    Wenn die Person nicht passt, weil ich in deren Gesellschaft krank werde und mich auflebe, erübrigt sich doch weiter darüber nachzudenken, warum, wieso und weshalb. Wenn etwas nicht gut für mich ist, gehört es nicht zu mir.

    Übrigens: als meine Exfrau damals trocken wurde, da war sie scheinbar trocken, aber sonst war alles gleich. Trocken heißt ja nicht, dass damit auch für mich alles so ist, wie ich es brauche, mir vorstelle oder wünsche. "Trocken", also das, wo ich mich lange drauf konzentriert hatte, der Nabel von allem Guten, war nichts und alles ging trocken weiter wie vorher.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Danke Dir Karl, dass tröstet mich. ;)

    und vermutlich wäre es tatsächlich so gewesen, und DAS hätte mich dann richtig fertig gemacht denke ich...

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Zitat

    Übrigens: als meine Exfrau damals trocken wurde, da war sie scheinbar trocken, aber sonst war alles gleich. Trocken heißt ja nicht, dass damit auch für mich alles so ist, wie ich es brauche, mir vorstelle oder wünsche.

    "
    Trocken", also das, wo ich mich lange drauf konzentriert hatte, der Nabel von allem Guten, war nichts und alles ging trocken weiter wie vorher.

    Hallo Karl,

    ich bin gerade über diesen Satz gestolpert, welcher mich etwas irritiert und
    nachdenklich zurücklässt.

    Um von mir zu sprechen: Es ist mir bisher noch nie in den Sinn gekommen,
    von einem Freund/Freundin, bzw. Ehepartner zu erwarten, nicht mal
    zu wünschen, dass jemand so ist, sein soll, wie ich es brauche, mir
    vorstelle oder wünsche.

    Kann überhaupt jemand dem gerecht werden?
    Ist doch jeder Mensch für sich einzigartig, ein Unikat, also nicht dafür geboren eben meine Mängel auszumerzen.

    In meinen letzten Beziehungen habe immer Partner gefunden oder angezogen, wo ein sich Ergänzen eigentlich gut funktioniert hat, dies Gemeinsamkeiten und Harmonie mit sich brachte, aber auch
    zeitweise große Differenzen.
    Also diese zu überwinden, auch daran kann man wachsen.

    Mittlerweile nach Jahren des sich gegenseitigen Abschleifens, also der steten Arbeit an sich, hat jemand Neuer, der mich noch ergänzen könnte,
    es heute schon schwer.
    Besser ausgedrückt:
    Eigentlich will und brauche ich das gar nicht. Bin mir in gewisser Weise
    selbst genug, auch liegt es mir fern, jemals wieder jemanden
    ergänzen zu wollen.

    Zwar lebe wieder in einem Naheverhältnis, überhaupt sind wir uns
    beide auch vom Charakter sehr ähnlich, der Nachteil allerdings ist, dass der Reiz des Unbekannten oft fehlt.

    Du siehst also, auch wenn man denkt, man ist endlich mal angekommen,
    die Arbeit mit sich, sowie das Überwinden von Grenzen hört nie auf.

    Zu guter Letzt. Kann gut sein, dass ich deine Aussagen irgendwie falsch interpretiert habe,
    dennoch würde mich deine Sichtweise schon nochmal interessieren.
    Lebst ja vermutlich, auch irgendwie im steten Wandel und im Werden.

    Nette Grüße
    Emma

  • Hallo Emma,

    wenn du in einer Beziehung bist, denkst Du nicht darüber nach, ob die Beziehung gut tut, richtig ist und passt? Ich muss mir doch keine Probleme ins Haus holen und mich nochmal in meinem Leben mit Überflüssigem belasten? Belastungen kommen mit dem Altern doch schon von selbst genug.

    Zitat

    „…, wo ein sich Ergänzen eigentlich gut funktioniert hat, dies Gemeinsamkeiten und Harmonie mit sich brachte, aber auch zeitweise große Differenzen. „

    Ich brauche keine Beziehung, um in großen Differenzen aufzugehen und um später unter der Erde als Blumendünger über mich hinaus zu wachsen. Wenn es passt ist es ja schön, dann gibt es ja keinen Grund sich darüber Gedanken zu machen. Gründe kommen ja erst, wenn es nicht mehr stimmt. Dann landen wir z. B. in einem Alkoholikerforum oder einer Rehamaßnahme.

    Zitat


    „Kann überhaupt jemand dem gerecht werden?“

    Überhaupt nicht, kann und soll doch auch keiner. Ehe ich mich an einen saufenden Partner aufbrauche, mache ich doch lieber die Fliege. Es gibt genug Menschen auf der Welt, die eine Beziehung angenehm machen. Ich lege keinen Wert mehr darauf, an Komplikationen anderer zu wachsen.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Zitat

    Ich brauche keine Beziehung, um in großen Differenzen aufzugehen und um später unter der Erde als Blumendünger über mich hinaus zu wachsen.

    Servus Karl, danke für dein Statement. Schade ist, dass wir uns nicht im
    realen Leben kennen, würde dich glatt in meinen Philosophenkreis
    aufnehmen.

    Nur in einem Punkt, muss ich dir widersprechen.
    Wer so wie ich z.B. unter widrigen Bedingungen aufgewachsen ist, den
    erwarten zwangsläufig immer wieder mehr oder weniger grobe
    Differenzen. Und auch das nennt sich Co-Abhängigkeit.

    Aus heutiger Sicht kann mir allerdings auch kein Leben mehr
    mit einem Säufer vorstellen, dafür bin mir doch zu schade.


    Fazit: Wer sich im Diesseits für ein erfülltes Leben stark macht, hat auch
    gar keine Angst im Jenseits mal als Blumendünger zu enden.
    Und je eher wir es uns wert sind, um so länger ist der Genuss.

    Glück auf! Emma 8)

  • Hallo Emma,

    danke, das ist ja dann das treffende Wort zum Wahlsonntag:

    Zitat

    Fazit: Wer sich im Diesseits für ein erfülltes Leben stark macht, hat
    auch gar keine Angst im Jenseits mal als Blumendünger zu enden.
    Und je eher wir es uns wert sind, um so länger ist der Genuss.


    Philosophie ist wichtig und hat ja etwas mit denken zu tun. Denken konnte ich ab einem bestimmten Stadium nicht mehr wirklich.


    Es ist doch immer dasselbe. Wenn ich Auseinandersetzungen und Probleme
    habe, aufbrause oder genau im Gegenteil steif und blockiert bin und meine Energie vergeude,
    ist ja die Frage, warum ist das so. Das könnte ja einen Grund haben, der ganz anders gelagert ist, als ich denke.
    Dahinter könnte auch stehen, dass ich im Grunde mit mir, mit meinem
    Verhalten, mit meinen Reaktionen, mit der Befriedigung meiner
    Grundbedürfnisse unzufrieden bin und was tun muss. Weiß ja jeder, nur- macht
    auch jeder was dran oder ist es nicht viel angenehmer, viel einfacher und
    befreit es nicht schneller, wenn ich mich auf ein Pseudonym, auf einen
    Platzhalter stürze?

    Du hast ja schon viele Erfahrungen gemacht und bist ja auch schon etwas länger
    hier. Ich habe nicht mehr gefunden, wie Du damit damals umgegangen bist.

    Ich war nicht fähig, eine Auseinandersetzung mit mir zu führen. Pseudokrams
    hatte ich genug, den ich gerne verwendet habe, obwohl mich einige hier immer
    wieder bearbeitet haben. Ich war nicht wirklich in der Lage damit umzugehen.
    Da waren Liebe, Bedürfnisse, Ängste, Abhängigkeiten, die standen über allem
    und haben alles in mir blockiert, ausgeblendet.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo,

    es ist wieder was Wasser den Rhein runter geflossen. Vor 12 Jahren fing ich an hier im Forum zu lesen. Nach einigen Wochen habe ich mich angemeldet, große Augen und dicke Backen bekommen, der Kopf rauchte, es schüttelte mich durch und der Sabber lief aus mir heraus. Hier war ich nicht alleine.

    Vielleicht war es die Erkenntnis, dass meine Exfrau Alkoholikerin war, die Vorstellung an all die kommenden Konsequenzen oder coabhängig zu sein, selbst alkoholabhängig zu sein, das Unvermeidliche nicht ändern zu können, als Macher machtlos zu sein, ich war ohnmächtig. Sicher ist, dass jeder Gedanke Angst erzeugt hat, Verlustangst, dass ich dachte etwas tun zu müssen, was nicht richtig schien. Dazwischen, also zwischen der Veränderung und der Gewohnheit, da ist es wie mit nacktem Hintern auf dem drehenden Schleifstein zu sitzen.

    Ich denke immer noch darüber nach, wie so eine Situation entstehen konnte, was da in mir falsch gepolt war. Nichts. Ich war nur noch in der Lage, mit den neuen Situationen umzugehen, sie anzusehen, anzunehmen, zu handeln, etwas zu ändern.

    Mit den ersten Menschen darüber zu reden, mich zu öffnen, zu begreifen, dass es nicht um das ging, wo ich mich drum drehte, sondern um mich, um mein Verhalten war anstrengend. Monatelang ging alles um meine Frau. Monatelang drehte sich alles um den Alkohol. Später um meine Abhängigkeiten und dann um mich, nur noch um mich. Was war das für eine gewaltige Anstrengung mit Gewohnheiten zu brechen, mit Menschen, mit Verhalten, mit Eingeprägtem, mit Erziehung, mit Gefühlen. Nicht zu trinken z. B. ist eine Sache, die darauf folgenden Andeutungen und Konsequenzen wegzustecken war etwas ganz anderes, in der Familie, im Job, mit Freunden, auf Feiern. Die Kunden schauen plötzlich misstrauisch, wenn sie eine Flasche Wein zum Abendessen alleine trinken sollen. Oder anderen Menschen weh zu tun, weil es nicht um sie, sondern um mich ging, das war auch neu für mich. Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, die da seit Jahrzehnten fest saßen, nur daran denken und sie zu erkennen, war wie Schleifstein sitzen. Ich kann heute nichts mehr viel dabei empfinden, wenn ich daran denke, wie ich damals Rotz und Wasser geheult habe und nächtelang um die Häuser gelaufen bin und nicht verstehen konnte, was in mir ablief. Ich möchte auch nicht mehr daran kratzen, denn durch Kratzen gibt es Entzündungen. Die Erfahrungen musste ich damals machen. Stirb und werde.

    Im Heute sein, lassen, grundlos, ordnen, ehrlich sein, Ernährung, Bewegung, Umfeld, Sonne, Luft, Schlaf und auf den Punkt kommen, Müll weg, Umwelt, Umfeld. Da liegt alles drin, mehr ist das nicht. Mir helfen die paar Worte enorm weiter, wenn mal was nicht stimmt. Einfach nacheinander nachschauen, sortieren und die Löcher wieder füllen, die Gedanken auspacken oder suchen und ausgraben. Gelegentlich oder für einen anderen, ist das genau das Gegenteil.

    Ich habe sie mir aufgeschrieben, diese paar Worte, denn oft genug habe ich sie vergessen, dann sind sie weg. Aber Neues, das kommt von ganz alleine immer wieder und dann fängt das eine und andere wieder von vorne an. Nur, es gibt jetzt immer mehr was ich mir nicht mehr erlauben kann, denn aus unendlich ist endlich geworden.

    Gene, Erziehung, Angeeignetes, Gesellschaftliches, Umweltbedingtes, Situationen, haben mich unbewusst und bewusst geformt und das ist ja nicht unbedingt so, wie meine Zellen das so wollen. Ein natürlicher Bewegungsdrang wird durch die Sitzerei am PC bestimmt nicht gefördert. Würde ich täglich an der Liane durch den Urwald schwingen, dann wären die herunterrutschten Muskeln bestimmt noch da oben, wo sie gut aussehen und nicht wampidar im Mittelpunkt des Geschehens.

    Je mehr Abweichung, je mehr Anpassung ist erforderlich. Je mehr Anpassung, je mehr Auseinandersetzung, je mehr krank, je früher verbraucht oder hin. Ganz einfach. Meine Uhr läuft nicht schneller ab, weil ich 1 Stunde Sport mache oder mich gelegentlich aufrege, sondern weil ich permanent Dinge in meinem Organismus zu Recht rücke, tagsüber mit offenen Augen und nachts, wenn ich abgeschaltet bin.

    So was zu denken und danach zu handeln wäre mir von 12 Jahren nicht möglich gewesen. Vielleicht auch, weil ich anders konnte, weil ich einen schwierigen Weg einfach gehen konnte und weil es heute einfach sein kann, einfach sein muss.

    Danke, an die Vielen, die mich begleitet haben, zum Nachdenken und Handeln brachten. An "in 12 Jahren" hätte ich nie gewagt zu denken, an heute schon und da ist viel Zeit draus geworden, die wünsche ich jedem.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo zusammen,

    die letzten Wochen waren etwas lähmend, Sommerhitze und im Hirn brodelte es. Einige in meinem Alter sind vom Berg gefallen, andere vom Motorrad und wenn der Algorithmus sein Unwesen treibt, dann meldet das Handy jeden Morgen als Erstes jeden der unter die Räder gekommen ist. Das Ding ist mir unheimlich, vielleicht ist es besser, wenn das Handy den Berg runter fällt. Der Provider ist schon fürsorglich, denn zwischen den Nachrichten gibt’s was für Oldies alle 11 Minuten, Einkaufswägelchen mit E-Motor, günstigem Zahnersatz und Fettweg-Gesundheitsinfos. Die Leute da drin wissen alles von mir, alles was ich brauche, was mir gut tut, wo es lang geht, wo ich mein Kreuzchen machen soll. Was mache ich nur, wenn mal der Strom ausfällt. Gelegentlich vergesse ich es. Das ist schon fast wie etwas Übermütiges tun, was Halbseidenes, normal und frei sein illegal, vielleicht doch mal was Brodelwasser abschütten.

    Ich bin jetzt älter als die Prognosesoftware mit 48 meinte, dass ich werden könnte. Die ganzen umfangreichen Checks in den vergangenen Monaten haben nichts Auffälliges hinterlassen. Es könnte an dem Kram liegen, den ich die letzten 12 Jahre mit mir veranstalte. Der Stein, der mit dem Forum ins Rollen kam, mit kleinen Schritten immer mehr zu ändern, war anfangs so nicht absehbar. Wer denkt denn auch so weit.

    Ein lieber Mensch schrieb vor 9 Jahren: Du und Dein Vorruhestandsleben… Das stimmt so nicht, denn ich bin mit jetzt 60 immer noch voll am Schaffen. Geht ja auch schlecht, denn es gibt viel auf- und nachzuholen. Unsere 5 Jungs, meine Frau natürlich auch, sorgen schon dafür, dass immer was los ist. Eheleben, Familienleben, Haushalt, Selbstständigkeit, Blitzeinschlag, Brand, Wassereinbruch, das geht alles besser zu verarbeiten, wenn der Müll, der damals in mir war, gut entsorgt ist.

    Meine Belastungsgrenzen sind besser zu spüren, halt Stopp kommt von ganz alleine.

    Geladen bin ich 2006 durch die Supermärkte und habe die Verkaufsfläche für alkoholhaltige Getränke ausgerechnet, den Marktanteil, was das alles verursacht und wie das verboten werden könnte. Alle Gläser wurden bei mir entsorgt, alle Flaschen, alles radikal geändert. Auf der letzten Party waren mein Frau und ich zwei von vierzig. Welches Recht habe ich, anderen den Spaß zu nehmen, nur weil ich, also nur ich ein Problem habe? Es ist mein Ding damit umgehen zu lernen, andere haben damit nichts am Hut. Wir hatten ein richtig schönes Fest, auch wenn wir die einzigen waren, die keinen Alkohol getrunken haben. Andererseits, das komische Kunstlimettenzeugs ist mir überhaupt nicht bekommen.

    Würde jemand fragen, was ich besser machen würde, dann könnte ich nur mit den Schultern zucken und sagen: gestern war gestern, heute ist heute und was morgen ist, das weiß ich nicht. Es ist alles richtig, so wie es heute ist.

    Manchmal fehlt mir die Naivität, dieses dumm sein, dieses Zusammenhänge nicht zu erkennen, da möchte ich schon nochmal so richtig dumm sein, dann, wenn ich mit dem Alltag nichts zu tun haben will. Es gibt diese Situationen wo was falsch läuft, wo du genau weißt wo der Hase im Pfeffer liegt, aber nichts tun kannst ohne es schlimmer zu machen, wo dir in die Taschen gelangt wird und du kannst nichts tun, demokratischer Wildwest. Wenn alles richtig tickt, dann sind auch die merkwürdigen Ängste und Gefühle weg. Da hatte sich lange etwas breit gemacht, Verlust, Fehlen, Leere, auffüllen, etwas wollte immer etwas, was überflüssig war.

    Ich denke gerne an die Menschen, die nicht mehr hier sind, auch die, nicht mehr unter uns sind, mit denen ich einen tiefen Austausch hatte, die mir weitergeholfen haben, die dafür sorgten, dass mein Hirn arbeitete.

    Danke.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Karsten,

    während der regen Austauschjahre kommen 100 oder mehr Teilnehmer zusammen, mit denen ich einen intensiver Austausch hatte, aus dem ich einiges für mich mitgenommen habe, bestimmt noch mehr. Das kann ich noch recht gut nachlesen und mich in die Situationen zurückversetzen, auch wenn das was hier steht längst nicht mehr im Kopf abrufbar ist, aber dafür steht es ja hier :)

    Dazu gehören Menschen, die ich besucht habe, die ich heute noch treffe, Menschen die ich aus Dankbarkeit oder aufgrund der tiefen Gedanken unbedingt kennen lernen wollte oder meine Frau :), mit der ich heute verheiratet bin. Dazu gehörten auch meine Ex, wegen der ich hier aufgeschlagen bin, unglaubliche Geschichten, Prozesse, Auseinandersetzungen und Entwicklungen.

    Wenn ich an die Gedanken denke die hier stehen, dann frage ich mich heute schon, wo auf dieser Welt, im welchem Zustand und in welchem Umfeld bin ich in der Lage, so etwas von mir zu geben, so intensiv über die Dinge nachzudenken, nachzulesen oder mich sogar auszutauschen? In der realen Gruppe, etwas, da sind die 90 Minuten immer schneller vorbei als ich denken kann, in meinem Freundeskreis, gähn, Langeweile, nicht schon wieder, in meiner Familie, hallo, nix von wissen wollen, mit meinen Kindern, Papa, schalt mal ab, mit meiner Frau- ja, wir sind die kleinste Selbsthilfegruppe und es tut uns immer gut. Dann bleiben noch der hofierte Profi, ein Therapeut, das geht ins Geld.

    Da bleibt Dein Forum. Tolle Sache, überall zu erreichen, anonym und einzigartig. Was ich draus mache ist dann was ganz anderes. Ich kann ja auch den ganzen Tag streiten, besser wissen und sonst was oder einfach nur meine Konsequenzen aus den vielen Erfahrungen ziehen.

    Die Lebensgeschichten müssten eigentlich überquellen wie Hefeteilchen.

    Ja, die meisten haben abgeschlossen, für die ist das Thema erledigt oder auch nicht, es wäre schön zu wissen, dass es denen gut geht.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr,

    rum das Jahr. Von hinten betrachtet war es gut. Ansonsten will ich so was nicht nochmal. Kurzablauf der letzten 1 1/2 Jahre:
    Meine Hausratversicherung hatte mir gekündigt, machen die so bei 3 Schäden, nur was kann ich dafür, wenn durch anderes Verschulden was passiert und ich mit dran bin? Nix, aber ohne Versicherung, möchte ich nicht mehr dran denken. Es gab einen Kurzschluss letztes Jahr, da hatte es gebrannt, einen Blitzeinschlag, da war vieles hin, nebenan einen Leitungsbruch, da stand der Keller unter Wasser und paar Tage später Haus und Garten voll mit Partygästen, die Trockner liefen volle Kanne, es war trotzdem kein ausgetrocknetes Fest. Die angehende Schwiegertochter wurde wieder sehr krank, Hochzeit verschoben, aber ein Schutzengel hat aus dem seidenen Faden wieder ein kräftiges Tau gemacht und jetzt ist es bald so weit.

    Dann fuhr einer Absichtlich in die neue Karre und stand sich ganz gut dabei, nur ich nicht. Die Verwirklichung als Küchenbauer nahm etwas mehr Überlegungszeit in Anspruch als gedacht, Gebrauchsanleitungen sind eben oft Müll, da fing die Birne an zu qualmen und maßgeschneidert beinhaltet so viele Toleranzen, kopfschüttel, dafür ist die neue Küche schon was Besonderes und ich habe wieder Experimentierspaß.

    Es kommen halt jetzt Dinge auf mich zu, wo ich denke: wie hätte das heute funktionieren sollen, wenn sich nicht rechtzeitig etwas geändert hätte? Ich werde auch immer kritischer, scheint daran zu liegen, dass immer früher immer mehr Blödes auffällt, wie dieser Küchenprofi, der sich um 2.5cm vermisst. Toleranz, sowas brauche ich im Leben auch, mehr Toleranz.

    Wir standen voriges Jahr z. B. am Berg und mir ging die Puste aus und das Herz ging in die Hose, der Hypochonder wurde geweckt und gleichzeitig war ich stink sauer auf meine motzende Frau, wo die doch überhaupt nichts dafür konnte. Eine vollkommen neue Situation. Alles untersucht, mit Geräten rumgelaufen, bis zum Umfallen gestrampelt, sogar Strahlemannzeug in mich reinspritzen lassen, was ich nie machen lassen wollte, aber plötzlich war ich hilflos, alles war anders und natürlich habe ich mich auch nicht gesund gefühlt. Die mich in Röhren geschoben und alles durchforstet, aber alles in Butter. Dann sagt dir einer: wie, wo war das, aha, das ist doch normal, ab so 2000m muss man mal häufiger eine Höhenanpasspause einlegen und was trinken, dann geht’s wieder, je älter man wird, umso häufiger kann das vorkommen. War mir neu, für mich gab es so was nur am Himalaja. Da kommen so viele neue Dinge auf einen zu und auf die heißt es sich einzustellen. Der ganze Untersuchungsmüll, der auch bestimmt nicht preiswert war, wäre komplett überflüssig gewesen, wenn ganz am Anfang einer richtig zugehört und kombiniert, was fachmännisches vor sich gegeben hätte, aber da haben einige ganz legal gute Kohle mit gemacht, durch gewolltes Weghören. 1 Stunde in einer richtigen „Sprechstunde“ und das Ding wäre gegessen gewesen, aber der Hypochonder brauchte was zum Festhalten.

    Fehlverhalten aus Jahrzenten kommt gebündelt auf einen zu, dazu Unwissenheit, also nicht aufgepasst oder mit anderem beschäftigt, als Sahnehäubchen einiges vergessen, daraus wird ein richtiges Paket. Heißhunger auf irgendwas z. B. bedeutet, dass irgendwas innendrin passiert. Fehlende Bewegung und es geht was nicht. Unruhe im Kopf und es läuft was durcheinander, schon haste die Lauferei. Der Unterschied zu früher ist, dass ich es schon fast riechen und fühlen kann, obwohl es noch nicht da ist und mich trotzdem oft falsch verhalte. Das ist wie kleine Saufattacken. Gut, einen Rausch mit einer Kugel Eis zu vergleichen ist lachhaft, aber wenn ich mich anschließend von der Zuckerbombe schlecht fühle?

    So oder so langt dir irgendwer in die Tasche und du kannst einfach nur still da sitzen und musst zuschauen oder startest als Rumpelstilzchen und stampfst Löcher in den Boden, das gibt Gelenkverschleiß mit Folgeärger oder langst dir selbst ins Hirn. Laufend ins Hirn langen, das hatten wir ja auch schon, habe ich ja hier gelernt, zum Glück. Es wiederholt sich alles, nur etwas anders.

    Es hieß dann immer du musst agieren und nicht reagieren, weil ich als guter Co ja immer auf meinen trinkenden Partner eine Reaktion zeigte. Ich kann gar nicht so viel ändern und agieren wie ich müsste, um all meine überflüssigen Reaktionen weg zu bekommen. Was ich kann ist nix tun, einfach nix und es so annehmen wie es ist und wenn es in mir stimmt, komme ich gut klar. Wenn nicht, dann zerreißt es in mir, also ist mein Job dafür zu sorgen dass es stimmt und nicht auf anderen Hochzeiten rumzutanzen.

    Es gibt einiges wo es in mir ruhiger geworden ist, langsamer, bedachter, jedes Jahr mehr, das kann mich auch aufregen. Was habe ich mich gesträubt und Stress verursacht. Weniger Adrenalinausstoß durch Nixtun könnte ja auch weniger Lebensqualität sein, da fehlte mir noch was, habe ich gedacht. Es gibt Entwicklungen, wo ich vor 1-2 Jahren noch an die Decke gegangen wäre oder die ich vollkommen abgelehnt hätte. Scheinbar kommt das alles von ganz alleine. Wer will, der kann ja seine Energie verpulvern, nur nicht auf meine Kosten.

    Neulich las ich hier meine Erkenntnisse von vor 11 Jahren. Was muss ich einen an der Waffel gehabt haben. Da war so vieles undenkbar. Das geht ja nicht weg, so wie ein Pickel, das ist ja da, nur immer anders. Ich lebe gut, fühle mich gut, stehe im Leben und nicht am Abgrund und irre Gefühle und Gedanken habe ich auch keine.

    Es macht also Sinn, die Dinge in seinem Leben zu ändern, immer wieder zu ändern. Das fing so unbedeutend mit lesen hier im Forum an.

    Manchmal lese ich hier auch Geschichten, wo sich vieles zum Guten hin geändert hat. Dann denke ich: ja, dafür sind wir auf der Welt, dass es uns gut geht. Solche Geschichten hier in diesem Forum zu verfolgen ist selten und ein Highlight. Leider gehen viele bevor sich etwas ändert und wenn ein neues Kapitel beginnt, dann endet meist auch die Selbsthilfe und das Mitteilungsbedürfnis.

    Eigentlich ja nicht, denn es kommt immer was Neues und im Kern, also ganz tief drin, da ist das was ich hier mitgenommen habe der Grundstein zum Ändern, also dass es mir gut geht, immer wieder gut geht und dass ich mit den kommenden neuen Dingen klar komme. Das Wiederholen und das Nichtvergessen, das ist das Schwierige.

    Jetzt gehts auf den Berg, Urlaub, bis bald mal.

    LG und gute 24Stunden Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    Jahresdate. Ging wieder alles viel zu schnell. Wenn ich langsamer werde, muss draußen doch nicht alles schneller werden. Der eine und andere Stecker wurde ja durch Corona gezogen und Dampf abgelassen. Scheint ja alles ganz gut verkraftet zu sein, nachdem stetig Luft abgelassen wird, aus der prallen überdrehten Luftblase.

    Verschwörungstheoretiker, super Wort für ein Buchstabenspiel, bringt viele Punkte. Alles hat sich verändert, vieles ist hin, einiges langsamer geworden und kontrollierter, also besser für mich, ist ja für meine Sicherheit. Ansonsten Widerspruch über Widerspruch und Menschen, die ohne Reaktion die Widersprüche runter spülen. Unmündigkeit, das ist ja so wie saufen, einfach reinschütten, egal was da noch alles kommen mag.

    Bei mir ist alles im Lot. Es gab paar Bodychecks, weil ich mir nicht selbst voll vertraue, einiges nicht umsetzen kann und anderes nicht mehr gut geht. Ich bin ü60 und das ist tatsächlich ein Unterschied zu 48, als ich hier auflief. Da kommt eines zum anderen. Nur mal ein Beispiel: du springst aufs Motorrad, gibst Gas und das Hirn kommt nicht mit, das ist immer paar cm zurück. Also langsamer anfahren. Folglich fährst du wie ein alter Sack hinten den LKW´s her, schaust an Einmündungen zigmal nach links oder rechts, denkst weniger an Tankstopps, dafür mehr an Pinkelstopps und ob du genug Kleingeld in der Tasche hast, machst nur noch Minitouren, weil dich lange Strecken und Wetterplanung am Stück überfordern- aber, ohne Navi, ohne Überwachung. Selbst die Strecke ausdenken, das ist schon fast Abenteuer, Freiheit oder ist das Unkontrollierte, dieses nicht an der Überwachung teilnehmen schon asozial, bald illegal, strafbar?

    Da der Schwiegervater plötzlich und unerwartet von uns ging und ein großes Loch hinterließ, musste ich natürlich gleich einiges innendrin prüfen lassen. Was die alles machen, wenn die Kapazitäten frei sind, Corona machts möglich, alles gut, nur, alles gut heißt ja nix. Das ist eher wie zum TÜV fahren, neues Siegel drauf, zahlen, alles gut und plötzlich läuft dir unerwartet eine Wildsau in die Karre. Auto ist reparierbar, auf dem Motorrad geht es ab in neue Jagdgründe, zusammen mit der Sau oder ein längerer Aufenthalt in einer Klinik, das könnte ganz lustig werden, Freude im Krankenhaus, da wüsste ich was Besseres. Dazu Corona, ich habe vollkommen den Überblick verloren, was da alles an neuen Gesetzen erlassen wurde und welchen Eingriff das in mein freies Denken und Verhalten nimmt. Auf eine Sau treffen oder auf Corona, hm, im Koma hat sich sowieso ausgedacht.

    2006 bracht bei mir eine Welt zusammen, als meine Ex nach ihrem Infarkt nicht mit dem Saufen auf hörte. Und als ich das erste Mal Veränderungen an mir wahrnahm, da war ich schon einige Zeit hier aktiv unterwegs. Irgendwie waren das alles Vorübungen, also dass was mich verzweifeln lies und lebensunfähig machte. Vorübungen, denn danach kam immer wieder was Neues, nur etwas anders.

    Hier war mal einer, der schrieb: morgen schmeiße ich sie raus und dann war der weg, ob er es gemacht hat, wer weiß das, er war ja weg.

    Ein lieber Freund sagte mir damals auf die Frage, warum er seine Frau nicht verlassen hat: da waren die Kinder, was sollte ich denn machen. Sie verbrachten noch eine lange liebevolle Zeit und Sie müsste heute um 50 Jahre trocken sein. Alles ist möglich.

    Es verschiebt sich gerade einiges, also im Denken, auch in den Einstellungen, im Verhalten. Als ich damals hier ins Forum kam, da hatte ich so einen Lebenszeittest gemacht, wie lange noch usw. auf Basis der Lebensumstände, von daher bin ich ja schon lange übers Ziel geschossen. Das finde ich ganz gut. Wenn ich dann hier lese, wie Menschen einfach verschwinden, für immer, dann kommt vieles wieder hoch. Menschen, bei denen ich mich öffnen konnte, die im Austausch viel in mir wachrüttelten, hervorhoben, veränderten, an die ich gerne denke. Mit einigen Menschen hier im Forum, die ich nicht einmal gehört, gesehen, gesprochen habe, konnte ich mich tiefergehender austauschen, als mit den meisten guten Freunden, wir haben uns einfach verstanden. Freund hat ja auch nichts mit verstehen und begreifen zu tun. Die wenigsten Freunde haben die gleichen Gedanken und selbst wenn wir gemeinsam eine Sau im Wald getroffen hätten, auf dem Motorrad, wäre da anschließend eine natürliche Begriffsstutzigkeit.

    Wie meinte mein bester Freund damals: Karl, du doch nicht, komm jetzt trink mal, dann wirst du schon sehen. Da war Ärger programmiert. Begriffsstutzigkeit auch ohne Sau im Bike. Jedem das seine und er ist immer noch mein bester Freund.

    Ansonsten immer klar bleiben und gute 24 Stunden.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

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