Neues Leben = Beziehungsende?

  • Hallo Spanijoggel, liebes Forum

    gestern war ich den ganzen Tag draußen, und das war auch sehr schön. Aber ich habe gerade mal wieder etwas hier gestöbert und wie immer auch etwas gelernt.

    Bei einem Spaziergnag habe ich gestern meine Freundin nochmal konfrontiert und ihr gesagt, dass es mir wirklich nicht leicht fällt, dass ich sie um Nachsicht bitte, weil ich im Moment keine große Hilfe für sie sein kann (ihr Vater ist seit Monaten schwer krank, und das ist für sie echt hart), aber dass die Therapie und mein Entzug und die damit verbundene Umstellung trotzdem jetzt sein muss, weil es sonst auch nicht besser wird. Ich glaube, inzwischen hat sie auch einigermaßen verstanden, dass mir das wichtig ist.

    Bei den meisten Leuten hier lese ich ja immer, dass die Partner der Abhängigen diese zu einer Therapie drängen, oder es zumindest begrüßen würden, wenn sie ihre Probleme angehen. Bei mir ist das ein bisschen anders: Ich habe jetzt den Deal, dass ich nicht mehr mit dem Thema "Leben ohne Alkohol" ankommen soll, und sie mich im Gegenzug mit den Geschichten von ihrem Vater verschont.
    Das klingt jetzt wahrscheinlich ein bisschen bescheuert, erstens dass wir versuchen unsere Probleme so gegeneinander aufzurechnen, und zweitens dass wir uns mit dieser Absprache auch gegenseitig von unserem Gefühlsleben ausschließen. Aber andererseits haben wir so vielleicht die Chance, die Beziehung mal wieder ein bisschen positiver zu erleben und nicht so sehr als Konkurrenz des Leids. Mal sehen wie es wird, muss man ja nicht mit aller Konsequenz durchziehen.

    Zumindest habe ich seit letzter Woche ein paar ganz gute Tage gehabt, und dass ich echt mal was Neues.

    Was mir etwas komisch vorkommt ist, dass ich immernoch oft zwischen totalen Selbstzweifeln und Größenwahn pendel, die Vorstellung von einem Leben als Ottonormalverbraucher fällt mir echt schwer: Alle Zukunftvisionen für mein Leben scheinen extrem glamourös und kommen mir außerdem wie unumstößliche Realität vor. Ich habe zwar Angst vor mir selbst, aber eher in dem Sinn, dass ich froh bin, dass es noch viel zu erreichen gibt. Und irgendwie scheint mir da Vorsicht geboten, denn diese Art von Gier, Übermut und Entgrenztheit kenne ich aus den Nächten, in denen ich nicht genug bekommen konnte.

    Aber das ist mal nur ein Gedanke von vielen, und ich muss jetzt echt in die Heia.


    Gute Nacht

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Servus Nachwuchsoptimist!

    Zitat

    Was mir etwas komisch vorkommt ist, dass ich immernoch oft zwischen totalen Selbstzweifeln und Größenwahn pendel, die Vorstellung von einem Leben als Ottonormalverbraucher fällt mir echt schwer: Alle Zukunftvisionen für mein Leben scheinen extrem glamourös und kommen mir außerdem wie unumstößliche Realität vor. Ich habe zwar Angst vor mir selbst, aber eher in dem Sinn, dass ich froh bin, dass es noch viel zu erreichen gibt. Und irgendwie scheint mir da Vorsicht geboten, denn diese Art von Gier, Übermut und Entgrenztheit kenne ich aus den Nächten, in denen ich nicht genug bekommen konnte.

    Gut, dass du das erkannt hast, denn Größenwahn kommt aus dem nassen Denken. Warum fällt dir die Vorstellung von einem Leben als "Otto Normalverbraucher" schwer ? Viele leben so glücklich und zufrieden und vor allem trocken. Jeder Mensch ist für sich einzigartig und kann aus seinen Talenten und Begabungen noch viel herausholen. Wichtig ist vorerst am Boden der Realität zu bleiben und sich ein stabiles trockenes Leben aufzubauen. Alles was du erreichen willst, kannst du auch erreichen.
    Für Alkoholikeer ist es wichitg Geduld zu haben und in kleinen Schritten unterwegs zu sein.

    Was die Beziehung zu deiner Freundin anbelangt ist es meiner Meinung nach wichitg, dass sie weiß, dass du nur für dich und für sonst niemand trocken werden willst. Hier ist absoluter Egoismus in Sachen Nüchternheit angesagt.

    LG
    Andreas

    carpe diem

  • Ja, kleine Schritte, das sit wohl das Thema. War die letzte Zeit extrem beschäftigt, daher keine Posts von mir. Alles geht so seinen Gang, und ich beobachte. Da es mir eigentlich ganz gut geht, bin ich auch wieder geduldiger geworden. Es geht voran, das ist die Hauptsache.


    Zitat

    Warum fällt dir die Vorstellung von einem Leben als "Otto Normalverbraucher" schwer?


    Das ist eine gute Frage. Ich glaube Größenwahn kann auch sehr produktiv sein. Ich weiß jedenfalls, dass mich am Ende ein Haus im Grünen und 1,37 Kinder nicht interessieren. Der Weg, den ich gerade einschlage, ist ein anderer. Und ich weiß einfach noch nicht wohin er führt. Kleine Schritte. Tripp, trapp. Nüchtern geht es dabei natürlich viel klarer und zielstrebiger voran.
    An profane Tatsachen und Realität will ich trotzdem nicht glauben. Aber für sich selber verbindliche Regeln aufzubauen, die mir ein neues Panorama ermöglichen, das halte ich für wichtig. Ob sich am Ende Zufriedenheit einstellt bleibt ein Experiment. Das ist wohl auch eine Frage des Typs.

    Zitat

    dass sie weiß, dass du nur für dich und für sonst niemand trocken werden willst


    Sowieso. Aber sie versteht einfach nicht, warum ich es mache. Sie mochte mich auch betrunken, sagt sie. Risikofreudiger, unberrechenbarer und mehr im Hier-und-jetzt sei ich gewesen. Es war prekär, aber von allen toleriert, was ich gemacht habe. Und sie hält es für überzogenen Kontrollwahn was ich jetzt mache. Naja, inzwischen hat sie es akzeptiert und stört sich nicht mehr besonders daran, wenn ich auch bei feierlichen Anlässen mit Mineralwasser anstoße. Es ist mein Leben, und ich weiß, dass es so richtig ist.

    Egal, ich muss jetzt wieder ins Bett. Gute Nacht allerseits!

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  • Hi Patience, danke der Nachfrage!

    Ja, es geht weiter. Ich habe gerade etwas Stress im Job, habe da eine falsche Entscheidung getroffen. Das ist unangenehm, aber alles noch im Rahmen. Einfach ein bisschen peinlich.

    Im Prinzip weiterhin trip-trap.

    Habe ein paar neue Laufschuhe und bin bisher recht regelmäßig damit unterwegs. Muskelkateralarm. Ansonsten versuche ich mich so gu es geht auf mich selber zu konzetrieren, was mir nicht immer leicht fällt weil ich immer neugierig bin neue Leute und Dinge kennenzulernen. Und da kann es schon mal sein, dass ich mich ein bisschen verzettel. Andererseits macht es mir auch Spaß, und zu einem gewissen Grad brauche ich das einfach.

    Soweit der Stand.

    Ich hoffe bei Dir geht es auch voran!

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  • Ich melde mich auch mal wieder.

    Eigentlich bin ich wohl jeden zweiten Tag zumindest mal kurz hier im Forum, um zu sehen was sich hier tut. Und oft finde ich auch etwas neues zum lesen. Mit dem Schreiben halte ich mich wie Ihr wisst ziemlich zurück. Liegt vielleicht auch daran, dass ich mich ganz solide fühle.

    Sogar meine Beziehung sehe ich nicht mehr ganz so kritisch, seitdem ich mich selber etwas stabilisiert habe, auch wenn ich noch Zweifel habe. Meine Freundin beschwert sich immer mal wieder darüber, dass ich meine Grenzen recht eng ziehe. Sie war es gewohnt, dass ich mich mehr in ihre Strukturen füge. Das will ich jetzt nicht mehr, und für sie ist das natürlich erstmal ein Affront, dass ich das jetzt immer weniger mache. Vermutlich pendel ich auch grade etwas ins andere Extrem und bin etwas zu egozentrisch. Aber ich fühle mich ganz wohl dabei, und ich habe keine Zweifel daran, dass dieser kleine Egotrip überfällig war.

    Deshalb habe ich mir jetzt auch drei Monate freigenommen. So kann ich endlich mal die Abschlussarbeit für mein Erststudium schreiben. Nachdem das Zweitstudium ja inzwischen längst durch ist, wird es irgendwie Zeit. Es fühlt sich großartig an, weiter aufzuräumen und sich mal auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Multitasking wird echt voll überbewertet.
    Da ich die letzten Jarhre frei gearbeitet habe, kann ich meine Zeit glücklicherweise selber einteilen. Ist zwar stretegisch jetzt vielleicht nicht sooo schlau, weil nächstes Jahr die Finanzkrise auch in meinem Bereich richtig ankommen wird, aber was soll's. Wenn die Jobs mau sind, hätte ich auch noch zwei-drei andere Ideen, um mir die Zeit zu vertreiben.

    Wir werden es erleben. Ich geh jetzt erstmal ins Bett. Gute Nacht allerseits!

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  • Guten Tag,Nachwuchsoptimist!

    Es macht Freude zu lesen wie es Dir gut geht!
    Ich gratuliere Dir,dass Du Deine Trockenheit so gut behalten kannst!
    Dass Du Deine neuen Grenzen finden und halten musst ist nur gut.
    Du nennst es Egotripp. Wichtig ist,dass wir unsere Zeit für uns selber haben,auch in einer Beziehung,und dass wir unsere Trockenheit über alles stellen.Auch stete Trockenheitsarbeit ist unerlässlich.

    Ich meine,dass es gut wäre,wenn Du Dich hier einbringst auch wenn es Dir(zum Glück!!) gut geht.
    Das reflektiert Dir und uns Deine Trockenheitsarbeit und wir lernen Dich besser kennen.Letzteres kann in struben,turbulenten Zeiten enorm wichtig sein!

    In diesem Sinne grüsse ich Dich recht herzlich
    und wünsche Dir einen guten Tag,ein schönes WE mit Deiner Freundin.Vielleicht kannst du ihr ja Deine Bedürfnisse nahe bringen.

    Das mit den drei Monaten Arbeitsstop finde ich genial.
    Hast Du Pläne für diese Zeit?

    Ganz herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Zitat von patience

    Obwohl wir uns sehr gut verstanden. Irgendwie konnte ich aber einfach keine richtige Liebe mehr empfinden. Noch nicht einmal zu mir selbst.


    Das ist bei mir auch ein bisschen so. Aber ich hoffe noch, dass wir es schaffen können. Ich habe schon so viele Beziehungen in den Sand gesetzt, aber diesmal hatte ich von Anfang an den Eindruck, dass wir eine richtige gemeinsame Basis haben. Die Zeit wird es zeigen.

    Ich bin erstmal ganz zufrieden mit mir selber, und das reicht mir für den Augenblick. Ich denke, dass ich mir erstmal die Chance gebe, selber zu einem festen Stand zu kommen, und von dort kann ich dann versuchen mein Beziehung zur Welt neu zu entwickeln. Leider muss ich dadurch einige Leute auf Standy-by stellen, aber ich sehe im Moment keine andere Möglichkeit.

    Disziplin ist schon ein großes Thema bei mir. Zweispältig, wie Du schon richtig bemerkt hast. Mal gucken.

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  • Heute habe ich mal wieder einiges hier gelesen, unter anderem einen Apfelsaftthread, und daraufhin auch den Thread von dessen Autor. Ich schreibe das nicht nur deshalb, damit ich mal wieder auf der ersten Seite auftauche, sondern auch weil mir die Diskussionen dort mich an meine inneren Dispute erinnert haben. Außerdem bin ich heute genau seit 7 Monaten alkoholfrei. Nach dieser ganzen Zeit habe ich, wenn ich ehrlich bin, für mich noch nicht endgültig geklärt, was ich eigentlich will: Ist das jetzt einfach eine "Trinkpause", oder will ich konsequent ein rauschfreies Leben leben?

    Ich kann mich noch gut an die Reaktionen einzelner Mitglieder hier erinnern, als ich im April im Vorstellungsbereich dazugestoßen bin. Inzwischen verstehe ich warum das so war. Und insofern vermeide ich es auch solche "nassen" Gedanken hier zu äußern. Trotzdem muss ich gestehen, dass mir gerade die Beiträge von Foren-Teilnehmern, die noch nicht so richtig trocken sind, immer wieder interessante Denkanstöße geben, weil sie mir vor Augen führen, wie die Sucht funktioniert. Bei anderen fallen einem manche Sachen leichter auf als bei sich selbst.

    Ich vermute daher stark, dass die Langzeittrockenen hier genau wissen, dass ich noch auf der Kippe stehe. Ich möchte mich daher an dieser Stelle mal ausdrücklich für dieses Duldung bedanken, denn eigentlich ist das Forum ja nicht dafür für Halbherzige gedacht. Viele werden die Gedanken, die ich gerade äußere, als Rumeiern, letztendlich als nasses Denken abhaken. Ich glaube auch nicht, dass ich schon richtig trocken bin. Aber ich denke, dass allein dieses Einsicht schon ein Schritt in die richtige Richtung ist, die ich auch weiterhin verfolgen will.

    Jeder hat seine Geschwindigkeit und meine ist sicher langsam, weil ich mir immer schwer damit getan habe Rat anzunehmen. Ich tue es doch. Und dass das richtig ist, daran zweifel ich nicht. Meine Fortschritte sind vielleicht Trippelschritte. Aber meine Geduld und meine Zuversicht weisen mir den Weg wie Katzenaugen auf einer dunklen Landstraße. Und wie bei jeder Nachtfahrt weiß ich genau, dass bald wieder die Sonne aufgeht. Auch bei Schrittgeschwindigkeit. Wenn ich beim Autofahren nicht gut sehen kann, fahr ich langsam. Das gibt mir Zeit, um Fehler zu korrigieren: Wenn ich vom Weg abkomme, kann ich dagegensteuern.

    Ich heiße Nachwuchsoptimist, weil ich wachsen will. Und weil ich weiß, dass es nur ein Richtung gibt.

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  • Ich lese bei Dir irgendwie etwas zwischen den Zeilen, was mir so bekannt vorkommt. Ich bin keine Alkoholikerin, sondern Coabhängig. Erstaunlicherweise schreibst Du ein paar Dinge, die ich dachte, dass sie typisch für Coabhängige sind. (Aber vielleicht bist Du ja auch beides).
    Diese Ablehnung des durchschnittlichen, diese Illusionen, Angst vor Nähe etc
    All diese Dinge habe ich in meinem Leben auch durchlebt und sind teils noch immer mal vorhanden. Trotz harter Arbeit und Auseinandersetzung, Literatur und Therapie scheint es nie aufzuhören. Manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass ich mir selber der größte Stein im Weg bin.

    Vielleicht ist Dein Weg auch noch ein ganz langer. Aber ich will Dir ganz stark ans Herz legen, gehe ihn weiter, verliere Dich jetzt nicht.
    Alkohol ist tödlich und ich mußte die schlimmsten Folgen des Alkohols bei meinem Vater und vielen anderen mit ansehen und wünsche das niemandem. Auch bei ihm hatte es alles anders angefangen.
    Das, wonach Du 'suchst' hast Du offensichtlich noch nicht gefunden, aber es ist auch woanders zu finden als im Alkohol.
    Vielleicht solltest Du es Dir einmal erlauben, erlauben eben auch mal anders zu sein als der Durchschnitt. Das kann man auf verschiedene Arten ausleben, aber in erster Linie solltest Du Dich selber akzeptieren mit all Deinen Wünschen und Vorstellungen, mögen die noch so schräg sein.
    Größenwahnsinn und Glamour müssen nicht unbedingt negativ gewertet werden. Vielleicht ist da noch irgendwas im Ungleichgewicht bei Dir, vielleicht steckt in Dir noch eine ganze Menge Ehrgeiz etwas auf die Beine stellen zu wollen, verborgenen Energien und Talente, die ausgelebt werden wollen.
    Auch das kann ein Grund sein, warum Du Deine Beziehung eine Zeit lang als leer empfunden hast. Vielleicht hindert es Dich unterbewußt, dass Du gebunden bist und aber noch so viel in Deinem Leben vorhast und ausleben möchtest. Da hilft nur Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. ich will Dir hier nichts aufschwatzen oder so. Ich habe einfach nur den 'Verdacht', dass es bei Dir so ähnlich sein könnte, weil ich mich selber schonmal in diesem Zweispalt befand und es mir anfangs auch nur unterschwellig bewußt war, warum ich so unzufrieden war. Erst als es für mich unerträglich wurde und ich nach und nach überhaupt meine Bedürfnisse erkannt und danach gehandelt habe hat sich bei mir diese innere Spannung - so hatte ich es seiner zeit empfunden- gelöst.
    Der Alkohol ist ja oftmals nur Mittel zum Zweck, aber frag Dich mal zu welchem zweck er bei dir sein soll. Ich finde es schade um jeden Menschen, der dieses nicht erkennt und nicht seine Chance nutzt auch ohne Alkohol 'Sein Leben' zu leben. Hoffentlich war das jetzt nicht zu konfus für Dich.

  • Guten Tag,Nachwuchsoptimist!

    Den Vergleich mit den Katzenaugen und dem Nachtfahren finde ich gut!Du beschreibst überhaupt Deine Situation sehr gut.
    Du hast recht:Jedem sein Tempo.
    Du bleibst dran,das ist ganz toll!

    Ich möchte Dir sagen:Wenn Du in unseren Beiträgen etwas nicht verstehst oder krass findest,lass es sacken,lies es nochmals durch.Meistens bringen uns gerade diese Beiträge weiter,auch wenn wir es erst nicht verstehen können.

    Weiter so,mach weiter und wachse!

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo, lieber Nachwuchsoptimist,
    auch ich als co möchte mal ein paar Zeilen schreiben, weil ich Deine Ausführungen interessant finde und hoffe, dass Du es weiterhin so mit Bravour schaffst Dich für DICH zu entscheiden!

    Vielleicht bist Du schon weiter in Sachen Erkenntnis, als es Dir selber klar ist? Vielleicht ist deshalb die Beziehung gerade schwer für Dich. Im co-Bereich wird oft geschrieben wie schwer es ist, wenn ein Alkoholiker trocken wird und sich selber findet. Dadurch muss eine Beziehung wohl neu geschaffen werden.

    Du bist auf diesem Wege, wenn Du willst, dann hältst Du ihn auch durch - die Kraft scheinst Du zu haben. Die Fragen in Bezug auf Deine Partnerschaft sind nur zu verständlich. Es scheint nämlich so zu sein, dass Du eine Entwicklung durchmachst, während Deine Partnerin dieser nicht folgen kann bzw. einfach andere Wertigkeiten hat.

    Du schreibst von Deiner Kippe. Ich finde es sehr schön, dass Dir das bewußt ist, dadurch behältst Du alles im Auge (wenn Du willst) ich finde es noch schöner, dass Du den Schritt gewagt hast in eine Trockenheit.

    Ich persönlich fände es schön, wenn Du weiterhin ein alkoholfreier Mensch bleiben würdest, der Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und Fragen stellen kann. Ich fände es schön, wenn Du Dich nicht entscheiden würdest für eine Fremdsteuerung, die vielleicht irgendwann einmal alles menschliche aus Dir vertreiben könnte.

    Jeder Mensch ist wertvoll, es ist schade um jeden Menschen, der sich über, durch und mit dem Alkohol verliert!

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Nachwuchsoptimist,
    Dein thread war wirklich aufschlussreich für mich, da ich mit einem seit 3 1/2 Monaten trockenen Alkoholiker lebe, meinem Mann.
    Da er sich total in sich zurückgezogen hat und nicht mit mir darüber sprechen möchte, hat mir Dein Beitrag geholfen, zu erfahren, wie man sich so fühlen kann mit der Trockenheit. Ebenso wie Du hoffe ich , dass wir es als Paar schaffen.
    Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für Deinen Weg.
    LG
    C.

  • Hallo Nachwuchsoptimist,

    du sprichst mir ja so aus der Seele. Auch ich tapere so herum und suche meinen Weg. Dein Vergleich mit den Katzenaugen ist toll. Auch das hilft mir mal wieder weiter.

    LG Ingeliesi

  • Vielen Dank für die vielen netten Kommentare. Schon verblüffend, dass meine Darstellung anscheinend besonders die Co's anspricht. Muss wohl an meinem Hang zu Reflexion liegen. Wenn das für irgendjemanden außer mir interessant ist, freut mich das natürlich.

    Heute schreibe ich, weil ich mich mal wieder echt mies fühle. Und normalerweise hilft schreiben fast so gut wie schreien.

    Eigentlich war das Wochenende sehr schön, ich war Freitag auf einer großen Geburtstagsfeier und habe mich dort dank exzellenter Musik und wohl auch wegen der hübschen Menschinnen mal wieder prächtig amüsiert. Alkohol stand für die wenigsten im Vordergrund, und auch bei mir am der Gedanke eigentlich gar nicht auf. Und auch gestern war ich dann noch zu einem Abendessen bei Freunden eingeladen, wieder alles toll, hab mich blendend unterhalten, mein Bruder war auch dabei. Schöne Menschen alles.

    Jetzt kommt der unbequeme Teil, der mich gerade beschäftigt: Heute habe ich zweimal mit meiner Freundin telefoniert. Sie ist zur Zeit nicht in der Stadt und kümmert sich um ihre Angelegenheiten. Das sind keine sehr angenehmen Dinge, die sie gerade erlebt und entsprechend sucht sie bei mir Rückhalt und Unterstützung. Ich habe das glaube ich schon mal angedeutet, Krankheitsfall in der Familie. Jedenfalls merke ich, dass ich Ihre Erwartungen nicht, oder zumindest nicht vollständig, erfüllen kann. Wir diskutieren das jetzt seit etwa 3 Monaten, an der Situation ändert es aber nichts. Ich bin mit mir beschäftigt, sie mit sich. Beide wissen wir das, aber es ist echt frustrierend, und heute hat das erste Gespräch dazu geführt, dass sie mir Vorwürfe gemacht hat, und ich ein schlechtes Gewissen hatte. Beim zweiten Gespräch hat sie sich entschuldigt und wir sind wieder auf dem Status quo, der als solcher eben ziemlich unbefriedigend ist.
    Ich habe das Gefühl, dass wir ein Spiel auf Zeit spielen: Falls wir es schaffen den Status quo aufrechtzuerhaten, bis jeder von uns beiden mit seinen Befindlichkeiten klarkommt, könnte es irgendwann vielleicht wieder eine erfüllende Beziehung werde, zumal eine vertiefte Beziehung, weil wir dann echt eine schwierige Zeit gemeinsam bewältigt hätten. Ich denke, dass das durchaus ein Qualitätsmerkmal sein kann. Bisher habe ich bei meinen Beziehungen immer schnell gekniffen, wenn es anstrengend wurde. Das will ich heute nicht mehr, weil ich sonst nur immer wieder dasselbe erlebe, eine nette Zeit ohne große Bedeutung. An viele meiner ehemaligen Beziehungen und Affären kann ich mich kaum noch errinnern. So soll es nicht weitergehen. Und irgendwie schäme ich mich jetzt sogar dafür, dass ich mich das Wochenende so oberflächlich amüsiert habe.

    Allerdings stelle ich mir auch immer wieder die Frage, wie lange ich den schwierigen Zustand meiner Beziehung noch aushalten will. Kann sein, dass sich die Situation meiner Freundin in den nächsten paar Jahren nicht großartig ändert, und ich merke jetzt schon, wie empfänglich ich für weiblichen Zuspruch geworden bin. Es fühlt sich wie Verzicht an, an einem Wochenende wie diesem, an zwei Abenden hintereinander allein nach Hause zu gehen. Es führt mir zum einen vor Augen, wie unbefriedigend die Beziehung zu meiner Freundin zur Zeit ist, aber andererseits erkenne ich darin auch genau dieselbe Gier, die mich bei meinen Drogen- und Alkoholexzessen immer angetrieben hat. Wohl ein narzistisches Prinzip: Ich will mich gut fühlen, indem ich Drogen oder Zuneigung konsumiere. Lange Zeit hielt ich dieses Leben für sehr angenehm oder zumindest abwechsulngsreich. Aber wie schon beschrieben, ich will diesen Kreislauf, der ins Leere läuft, unterbrechen. Und wenn ich das so analysiere und reflektiere fühle ich mich an Tagen wie heute mies, weil ich das Gefühl habe, meinen eigenen Grundsätzen nicht standhalten zu können. Oder weil ich meine Sehnsüchte nicht als Sehnsüchte, sondern als Unzufriedenheit erlebe.
    Dabei finde ich es gerade sehr schwierig zu unterscheide, welche meiner emotionalen und sexuellen Bedürfnisse legitim sind. Ein Leben ohne Alkohol ist eine Sache, aber die Vorstellung eines Lebens ohne Nähe, und ohne zum Teil durchaus irrationale Bedürfnisse fällt mir schwer. Sicher ist das gerade nur eine notwendige Phase, aber ich muss gestehen keine sehr angenehme. Es ist kein Spaß, wenn man den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen nicht trauen kann.

    Ich glaube das sprengt hier doch irgendwie den Rahmen. Ich bin froh, dass ich am Dienstag einen Termin beim Therapeuten hab. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, falls jemand bis hierhin gelesen hat. Und sorry falls Thema verfehlt. Immerhin passt es zum Topic des Threads. Ich habe für mich geschrieben. Und jetzt, wo ich es so in der Vorschau betrachte, bin ich tatsächlich wieder etwas klarer und muss wahrscheinlich doch nicht den ganzen Abend Morrissey hören. Das sollte Grund genug sein. *g*

    Einen schönen Abend allerseits!

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  • Hi Patience, danke für Dein Feedback. Ich weiß, dass es kaum möglich war darauf zu antworten. *g* Wenn ich es jetzt nochmal lese, kommt es mir ziemlich wirr oder zumindest viel auf einmal vor. Und ich rechne es Dir hoch an, dass Du trotzdem schreibst.

    Zitat von patience

    Dieses Misstrauen oder diese Unsicherheit in Bezug auf meine Gefühle kenne ich gut. Lange kam es mir sogar so vor, als sei ich nüchtern komplett emotionslos. Alkohol oder der Kick des Verliebtseins hingegen vermittelten ganz intensive, berauschende Emotionen


    Wir scheinen da tatsächlich ein paar Dinge gemein zu haben.

    Ich habe am Dienstag nochmal alles beim Psycho rausgelassen, und das war ganz gut. Seitdem bin ich wieder ein bisschen weiter mit mir. Ich weiß was Du meinst mit dem "sich im Moment fühlen". Das sehe ich auch so. Trotzdem bin ich noch sehr misstrauisch, weil ich auch weiß, wie schnell meine Ungeduld und meine Gier die Oberhand gewinnen können. Das werde ich noch eine Weile bewusst steuern müssen, sonst bin ich sofort wie der da wo ich angefangen habe. Trotzdem bin ich eigentlich ganz froh, weil ich den Eindruck habe, dass ich langsam des Pudels Kern in den Blick beckomme. Das allein reicht zwar noch lange nicht, aber es kommt mir immerhin nicht mehr so dämonisch vor. :twisted:

    Ebenfalls ein schönes Wochenende!

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  • Kein Problem. Ich war durchaus überrascht, weil das Format so ungewöhnlich war. Hatte aber auch nur kurz quergelesen und musste dann los. Daher auch nur ein schnelles Danke.

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  • Nett, dass Du immer wieder bei mir vorbeischaust, Patience!
    Im Prinzip ist bei mir alles ok. Ich bin gerade ziemlich konzentriert und versuche meinen Internetkonsum in der Freizeit etwas einzugrenzen. Nur noch Quality Time online. *g* (Logo, das schließt dieses Forum ein.)

    Morgen wird bei mir ein merkwürdiger Abend. Zwei Veranstaltungen, auf die ich mich gleichzeitig freue und die mich ein bisschen stressen, weil ich nicht richtig einschätzen kann was mich erwartet. Muss jetzt aber in die Heia. Werde berichten, wenn ich wieder zuhause bin.

    Schönes Wochenende!

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  • Hmm.. jetzt ist es schon wieder so spät und ich habe nicht mehr die Konzentration, was vernünftiges zu schreiben. Auch nicht den Druck.

    Daher mal wieder nur ein kurzes Lebenszeichen. Mir geht es eigentlich gerade ganz gut. Das Wochenende und den Samstagabend habe ich ordentlich und in meinem Interesse über die Bühne gebracht. Vielleicht komme ich nochmal dazu das zu erläutern, wobei das vielleicht eher was für die nächste Therapiesitzung ist.

    Am Freitag steht die Weihnachtsfeier meiner Firma an. Aber obwohl ich mich etwas davor grusele, meine Kollegen im Suff zu erleben, was ich die letzten Monate ja erfolgreich gemieden habe, bin ich auch zuversichtlich, weil ich dort unter anderem als System-Freak angestellt bin. Dazu passt die neue Nüchternheit eigentlich sehr gut, und ich kann auch im Selbstmarketing nur davon profiteren.

    Gute Nacht!

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
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