Hallo Spanijoggel, liebes Forum
gestern war ich den ganzen Tag draußen, und das war auch sehr schön. Aber ich habe gerade mal wieder etwas hier gestöbert und wie immer auch etwas gelernt.
Bei einem Spaziergnag habe ich gestern meine Freundin nochmal konfrontiert und ihr gesagt, dass es mir wirklich nicht leicht fällt, dass ich sie um Nachsicht bitte, weil ich im Moment keine große Hilfe für sie sein kann (ihr Vater ist seit Monaten schwer krank, und das ist für sie echt hart), aber dass die Therapie und mein Entzug und die damit verbundene Umstellung trotzdem jetzt sein muss, weil es sonst auch nicht besser wird. Ich glaube, inzwischen hat sie auch einigermaßen verstanden, dass mir das wichtig ist.
Bei den meisten Leuten hier lese ich ja immer, dass die Partner der Abhängigen diese zu einer Therapie drängen, oder es zumindest begrüßen würden, wenn sie ihre Probleme angehen. Bei mir ist das ein bisschen anders: Ich habe jetzt den Deal, dass ich nicht mehr mit dem Thema "Leben ohne Alkohol" ankommen soll, und sie mich im Gegenzug mit den Geschichten von ihrem Vater verschont.
Das klingt jetzt wahrscheinlich ein bisschen bescheuert, erstens dass wir versuchen unsere Probleme so gegeneinander aufzurechnen, und zweitens dass wir uns mit dieser Absprache auch gegenseitig von unserem Gefühlsleben ausschließen. Aber andererseits haben wir so vielleicht die Chance, die Beziehung mal wieder ein bisschen positiver zu erleben und nicht so sehr als Konkurrenz des Leids. Mal sehen wie es wird, muss man ja nicht mit aller Konsequenz durchziehen.
Zumindest habe ich seit letzter Woche ein paar ganz gute Tage gehabt, und dass ich echt mal was Neues.
Was mir etwas komisch vorkommt ist, dass ich immernoch oft zwischen totalen Selbstzweifeln und Größenwahn pendel, die Vorstellung von einem Leben als Ottonormalverbraucher fällt mir echt schwer: Alle Zukunftvisionen für mein Leben scheinen extrem glamourös und kommen mir außerdem wie unumstößliche Realität vor. Ich habe zwar Angst vor mir selbst, aber eher in dem Sinn, dass ich froh bin, dass es noch viel zu erreichen gibt. Und irgendwie scheint mir da Vorsicht geboten, denn diese Art von Gier, Übermut und Entgrenztheit kenne ich aus den Nächten, in denen ich nicht genug bekommen konnte.
Aber das ist mal nur ein Gedanke von vielen, und ich muss jetzt echt in die Heia.
Gute Nacht