Hallo Weitsicht,
das ist es vielleicht, was mir fehlt: WUT. Momentan bin ich eher BESORGT, habe ANGST, dass er STIRBT, dass ich ihn verliere. Aber dann sage ich mir manchmal: was verliere ich eigentlich? Er ist doch gar nicht mehr derselbe Vater. Er hat sich doch mit der Zeit immer stärker verändert. Ist nur noch mit seinem Alkohol beschäftigt, will schon gar nicht mehr, dass seine Kinder vorbeikommen. Vielleicht aber, weil ich ihn das letzte und gleichzeitig ERSTE Mal angeriffen habe. Während des 2stüdigen Besuchs, habe ich nicht viel gesagt. Ich war nur schockiert über seine Lebensumstände....über Dreck, Unordung, verkommenheit. Ich war so froh, dass mein Freund dabei war, den mein Vater übrigens zum ersten Mal sah. Mein Freund wusste aber, dass mein Vater Alki ist.
Das Schlimmste war, als wir durch die Stadt gingen und SPAZIEREN gingen, zeigte er uns die ganzen Kneipen - natürlich von außen: "Hier war ich schon, das ist ein toller Laden...." er hatte kein anderes Thema! Und als wir dann in einem Cafe saßen, trank er WEIN und aß Kuchen ...natürlich war auch in dem Alkohol drin. Ich musste das alles erstmal psychisch verdauen - zu viele Eindrücke, die von dem mir Bekannten abwichen...natürlich wird er schon damals ein Problem gehabt haben. Aber ich denke, dass es durch die einsamkeit und ferne sich verstärkt hat und er tiefer in den Sumpf gefallen ist.
Wenn man mal mit ihm über seine Situation reden kann, dann sagt er, dass er Langeweile hat. Wenn ich ihm entgegne, was er tun würde, wenn ich soviel saufen würde sagt er: "Du bist jung, hast Arbeit und bist eine Frau! Kannst du dir eine Frau vorstellen, die besoffen auf der Straße liegt?" NEIN!!! ABER AUCH KEINEN MANN, UND SCHON GAR NICHT MEINEN VATER!!! Für mich ist es egal, ob Mann oder FRau. Aber er redet sich aus allem raus, versucht es immer zu beschwichtigen...Ach, es ist egal.
Mir fehlt die WUT !