Schon Tag 8, doch es bleibt schwer...

  • Hallo Pia,
    es gibt keine Flasche zu entsorgen, da ich keine hier hab, aber gestern hatte ich echt Angst noch los zu fahren um was zu kaufen...Ganz schoen bloede kann ich da nur sagen. Aber so'nen Abend will ich nicht wieder haben, denn da ich alleine wohne, kann ich nur alleine auf mich aufpassen und das ist manchmal eine echte Herausforderung. Da wuenschte ich mir dann nen Partner, der mir einfach mit Liebe und Geduld erklaert, dass es keine Loesung ist wieder zu beginnen mit der Sauferei. Ich weiss natuerlich, dass ich das erst selber in mein Hirn rein bekommen muss, aber an solchen Abenden wie gestern waere das Hilfreich gewesen.

  • Zitat von Medicus

    P.S...
    Und auch wenn wir einander nie kennengelernt haben, so betet heute Abend mit mir, dass ich die Flasche nicht anruehren werde, bitte!!!!
    Ich werde es aus vollem Herzen versuchen...noch gelingt es.
    Werd euch nicht vergessen!

    Diese meine ich!

    lg Pia

  • Hallo Tina,
    freut mich das du den gestrigen Abend ohne Alk überstanden hast. Ich denke aber das auch ein Partner dir bei deinem Entschluß nicht zu trinken nicht wirklich helfen könnte. Denn du entscheidest das ganz alleine für dich. Habe gerade mit einem Bekannten telefoniert, dessen Frau ist auch Alkoholikerin. Er ist wieder zu ihr zurück gegangen weil sie ihn angefleht hat er möge ihr helfen. Und trotzdem hat sie heute wieder heimlich getrunken. Obwohl er für sie da ist. Ich wohne auch alleine seit ich aus der Klinik zurück bin und ich weiss wie es dir geht. Aber was ich damit sagen will ist, wir müssen es nur für uns wollen nicht für einen Partner oder für unser Umfeld. Mach weiter so. Und Gefühle nicht zeigen kenne ich auch nur zu gut. Da ist es schon hilfreich einfach mal die Bettdecke nass zu heulen. :(
    Ich wünsch dir einen trockenen Start in die neue Woche.
    Ganz liebe Grüße
    Cora

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Hallo Tina

    Kommst Du heute abend besser zurecht?

    haben uns gestern echt Sorgen gemacht

    Liebe Grüsse

    Backmaus

  • Zitat von Medicus

    Tja, was ist es eigentlich, was mich so traurig macht? Weiss nicht so genau. Einfach Gespraeche mit z.b. meiner aelteren Schwester, die mich schon immer als nicht ueberlebensfaehiges Uebel der Familie ansieht....

    Hallo Tina,

    Backmaus war schneller als ich - dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen! :wink:
    Meinst du nicht, du könntest einfach einen klitzekleinen Ausschnitt aus deinem problematischen Familienleben schildern? Muss ja gar nicht einmal lang sein, und selbst, wenn mal hier und da der Zusammenhang fehlt... also ich kenn' da ja nix, ich frage da notfalls einfach nach...
    Ich - und sicher viele andere hier - meine es ja nur gut mit dir. Aber niemand kann dir helfen, dir Mut machen, dich trösten oder notfalls auch den Kopf zurechtrücken ( :wink: ), wenn du nichts sagst!
    Aktionen wie gestern "Adieu, du schöne Welt!" haben zwar kurzfristig einen gewissen Unterhaltungswert, bringen aber letztendlich weder dir noch uns was.

    LG
    espoir

  • Hmmmmm..., nun ja, jeder sieht ja seine familieaeren Situationen als anders problematisch, will heissen, was fuer mich unertraeglich ist, ist fuer einen andern vielleicht nur 'ne Lachnummer...
    Aber dennoch...
    Hier mal was persoenliches.

    Als ich gerade mal 8 Jahre alt war musste ich den Unfalltod meiner damals besten Freundin mit ansehen und fuehlte mich auch nach Jahrzehnten noch immer schuldig deswegen. Dass das alles nicht meine Schuld war, kann ich von Kopf her auch verstehen, aber mein Gefuehl sagt mir einfach was anderes. Schlimmer war damals als Kind eigentlich, dass niemand jemals mit mir darueber gesprochen hat, mir niemals jemand erklaeren konnte, wo meine Feundin ist, was Tod bedeutet und was Schuld fuer eine Rolle in meinem weiteren Leben spielen sollte. Ich war klein, jung und hatte etwas unfassbares mit ansehen muessen und keiner der"grossen", zu denen ich doch aufsah als Kind, wollte mir helfen. Das war der Zeitpunkt, andem ich erkannte, dass wohl Gefuehle und Emotionen in unserer, meiner Famileie nicht erwuenscht sind. Wenn du ein Problem ignorierst, ist es auch nicht da. Und ist es nicht da, tut es auch nicht weh....
    Damit bin ich aufgewachsen.
    Dann der Tod meines Vaters vor 5 Jahren, der mir auch unendlich weh tat, da er auch noch so ueberraschend kam. Innerhalb von 12 Wochen war er tot, weg, einfach nicht mehr da. Und wieder sprachen wir ueber nichts, taten so, als sei nichts geschehen, damit auch dann nix wehtut. Meine Mutter fuehlte scheinbar nur, dass ihr Mann verstorben war, aber dass auch mein geliebter Vater nun tot war, hat sie niemals erkannt.
    Und so vergehen die Tage und ich verging mit ihnen im Suff./ Ich trank unglaublich viel, um mich zum einen zu bestrafen und zum andern nicht wahr haben zu muessen, dass da einfdach niemand war, der sich um mich und meine Trauer kuemmerte.
    Aber da ich das ja aus Kindheitserfahrungen kannte und wusste , es kommt keine Hilfe, trank ich einfach.
    Nun ja, das hoffe ich war erst mal persoenlich genug.....
    Tina

  • Hallo Tina,
    ja das war persönlich genug!

    Jenes sind sicherlich Dinge/Geschehnisse die von Dir so nicht verarbeitet werden konnten,wie auch!

    Nur bitte vergiss eines nicht,primär ist jetzt erst einmal das Alkoholproblem anzugehen,Aufarbeitung kommt danach und mit der Zeit.

    Ich bin jetzt nach nunmehr 4 Jahren Trockenheit an meine Knackpunkte angelangt,vordergründig war jedoch für mich immer,erst einmal für meine Trockenheit zu sorgen.

    Jetzt kommt alles nach und nach,weil ich jetzt erst auch im stande bin,mich ans verarbeiten heran zu wagen.alles benötigt seine Zeit,gib sie Dir!!

    Gruß Andi

  • Ja Andi, da magst du Recht haben, nur hatte ich vor Monaten schon das Gefuehl , meine Vergangenheit angehen zu muessen und hab danach erst erkannt, dass ich den Alk zum Verdraengen brauchte. Nun, da ich nicht mehr unter Alkeinfluss verdraengen kann, kommt aber einfach so viel hoch, was ich gerne wieder verdraengen wuerde. Es ist ein sch.......... Kreislauf!
    Und es ist wieder spaet, ich muss schlafen!
    Alles Gute,
    Tina

  • Liebe Tina,

    also das, was du da schildest, ist ja wohl alles andere als 'ne Lachnummer. Ich jedenfalls habe erst einmal ordentlich schlucken müssen, als ich das las.
    Aber ich kann Andis Beitrag nichts mehr hinzufügen - es ist tatsächlich die richtige Reihenfolge, erst das Alkoholproblem und dann die anderen Dinge anzugehen.
    Vielleicht hilft es dir für den Moment, dich intensiv entweder mit deiner Freundin von damals oder aber mit deinem Vater zu beschäftigen, z.B. indem du einem von beiden einen langen Brief schreibst, in dem du ihm sagst, wie sehr er/sie dir fehlt und was du ihm/ihr eigentlich sonst noch so sagen wolltest. Halt wie ein ganz normaler Brief, den man jemandem schreibt, der überraschend weggezogen ist oder so.
    Und wenn dann Tränen kommen, mei, dann lass sie halt laufen. Das kann ungemein befreiend wirken, wenn man dann am nächsten Tag das nochmal liest.
    Den Brief legste dann weg und kümmerst dich um deine Trockenheitsarbeit. Ganz bewusst und ohne wenn und aber. So kann man das eine tun, ohne das andere zu lassen.

    Vielleicht fällt dir ja auch noch was anderes ein, das dir einerseits hilft, deinen Schmerz erst einmal zu "verarzten" ("verarbeiten" scheint mir hier noch zu hoch gegriffen), anderseits aber nicht den Blick trübt für das, was im Moment am Wichtigsten ist: nüchtern zu bleiben!

    Alles Gute dir!
    espoir

  • Guten Morgen Espoire...,
    ja, die Idee mit dem Brief find ich gut. Das werde ich einfach mal machen. Hab ja nix zu verlieren ausser ein paar Traenchen. Und vielleicht faellt mir dann auch die Nuechternheit leichter. Oder besser gesagt, ich kann dann mein Problem besser anerkennen und weiter an mir und meiner Trockenheit arbeiten. Danke fuer deinen Tip,
    Lg, Tina

  • Hallo Tina,

    ich bin nun seit 15 Monaten trocken und Gründe zum Trinken, wenn man das überhaupt sagen kann, hatte ich auch! Aber mir war schon am ersten Tag in der Entgiftung klar, egal, warum, das ist alles Schnee von gestern! Die Trockenheit muss erstmal angegangen werden, erstmal die Sucht in den Griff kriegen!

    Wenn man mir sagen würde, ich hätte Krebs, würde ich auch nicht fragen, warum, ich würde dagegen etwas tun müssen, sprich oberste Prio der Krankheit vergeben. Mit der Alkoholsucht ist es meiner Meinung nach ebenso! Vergangenheitsbewältigung kommt automatisch, weil man ja auch alte Verhaltensmuster bekämpfen muss, aber da wäre es gut, wenn man am Anfang nicht zuviel buddelt!

    Geduld sollte angesagt sein und bemühe Dich um die Kraft, die jeder in sich trägt, nämlich sich selbst viel wert zu sein! Mache Dich für Deinen Körper und Geist verantwortlich, indem Du nichts mehr trinkst! Alles andere wird dann schon!

    Lobanshee

  • Nun ja, da ist was wahres dran;sich selbst was wert sein. Ich weiss, dass es damit anfaengt, doch ist genau dies der Schritt der mir so unsagbar schwerfaellt. Mir selber zu erlauben, dass es mir gutgeht und das ich mich als liebenswert und wichtig ansehe. Etwas wissen und danach leben sind jedoch 2 voellig verschiedene Dinge. Aber ich versuche mein Bestes.

  • Liebe Tina,

    Bleib dran,aber lass dir Zeit!
    Bedenke vieviel Zeit Du mit dem Alkohol verbracht hast.

    Also kannst Du nicht alles auf einmal erreichen in Deinem neuen Leben.

    Das mit dem Mich-selber-gern-haben habe ich wachsen lassen.Ich glaube,forcieren wäre da falsch.
    Einfach das Pflänzchen regelmässig giessen.Das heisst es nicht vergessen,daran denken.
    Und damit gehst Du immer tiefer,findest Du zu Dir!

    Auf die nächsten 24h Trockenheit,mehr brauchen wir auch nicht.Immer wieder 24h.

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Tina,

    die eigene Wertschätzung.... etwas an was ich ebenso Tag für Tag arbeite. Irgendwie denkt man... ey - das kann doch nicht so schwer sein, sich selbst zu mögen. Doch ist es - jedenfalls für mich.

    Ich glaube dorthin kommt man ebenso mit ganz kleinen Schritten... jeden Tag ein bisschen mehr halt. Mich hindert es eher, wenn ich sowas im großen angehe, ich versuche so elementare Sachen an ganz kleinen Dingen festzumachen.

    Gelingt mir gar nicht immer - aber immer wieder.

    Versuch langsam zu machen, die kleine Dinge sehen :wink:

    LG Mieken

  • Hallo Ihr Lieben,
    ja da denk ich auch wie ihr , step by step geht es voran.

    Ich glaube heute ein wenig erkannt zu haben, was mich letztens hat rueckfaellig werden lassen. Es war mein erstes Mal, dass ich nen kalten Entzug machte und hoffte vom Thema Alkohol endlich los zu kommen. Das war natuerlich irrsinnig. Vorher dachte ich immer daran den Alkohol zu beschaffen, nun dachte ich dauernd daran ohne ihn zu leben. Das hat mich einfach total ueberfordert und mir sind dann einfach die Sicherungen durchgebrannt. Ich fragte mich, weshalb ich mich so quaele und an etwas denke, was ich doch eigentlich loswerden will. Und dann war einfach alles so egal und drin war der erste Schluck. Soll keine Rechtvertigung sein, nur ne Analyse, in der Hoffnung nie wieder so dumm zu sein das als ein Motiv zu sehen wieder zu trinken. Aber da ich einfach ein totaler Anfaenger bin, was Entzug und ueberhaupt Nachdenken ueber Alk angeht, hoffe ich, dass ich euch nicht nerv mit meinem Hirnchaos.
    Ich muss akzeptieren, dass der Alk mein Leben auch weiterhin bestimmen wird, eben weil ich jeden Tag neu alkfrei erleben will

  • Hallo Tina

    Immer nur an die nächsten 24 Stunden denken-die müssen alkfrei bleiben.Lauter solche 24 Stunden bringen uns weiter voran.
    Es wird einfacher--Du wirst es bald merken.
    Liebe Grüsse,schlaf gut..

    Backmaus

  • Liebe Tina,

    du hast geschrieben, dass es dir so schwer fällt, dich selber wertzuschätzen.
    Das hat mich ganz schön angepiekst, weil ich das lange Zeit auch von mir kannte. Normalerweise habe ich mich eher negativ gesehen, schon allein optisch, ich bin sicherlich keine Krähe, aber mei, hübsch ist was anderes. Und dann meine - vermeintlich fehlende - Austrahlung, dieses Charisma, das manche Frauen haben, die betreten den Raum und stahlen so etwas aus... je nach Typ was Herzliches, was Humorvolles, was Eloquentes, was Gewinnendes... Eben alles das, was ich glaubte nicht zu haben und doch haben zu müssen.
    Naja, habe ich mich immer getröstet, es gibt ja doch ein paar Leute, die dich mögen, und wenn dir eben nicht die ganze Welt zu Füßen liegt, bloß weil du den Raum betrittst, mei, dann halt nicht.

    Ich habe dann ganz banal angefangen, mich zu fragen, was ich denn eigentlich toll an mir finden könnte, bin förmlich rot angelaufen vor mir selber, wie ich mir denn so eine schwachsinnige Frage einfallen könnte, und als mir so schnell keine tolle Antwort eingefallen ist, war da wieder dieses triumphierende "Siehste! An dir ist eben nix toll!". Aber ich habe nicht locker gelassen, irgendwas, und sei es noch so unbedeutend, muss es doch auch an mir geben!!!

    Und mir sind völlig zusammenhanglos völlig wahnwitzige Dinge eingefallen, z.B. dass ich mal scherzhaft gefragt wurde, warum ich mit meiner angenehmen Stimme keinen Telefon-Sex verkaufen würde. Aha. Meine Stimme ist also klasse. Hm, naja, und meine Augen finde ich eigentlich auch super, die lenken ein bisschen von meiner Nase ab, die nun wiederum nicht so doll ist. Und von Äußerlichkeiten bin ich zu Eigenschaften gekommen, und von dort zu Dingen, die ich gut kann. Und holla, die Waldfee, da sammelt sich fei ganz schön was an! Sooo ein Loser scheine ich dann ja wohl doch nicht zu sein... :oops:

    Was ich meine, ist, dass wenn du erst einmal anfängst, auch die winzigsten Kleinigkeiten zu betrachten, und dich tapfer gegen deinen vielleicht aufkommenden Unmut zur Wehr setzt, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass du irgendwann mal darauf kommst, dass du allein deshalb schon 'ne tolle Frau bist, weil du hier bist.

    Weil du versuchst, dein Leben irgendwie zu sortieren. Eine Struktur reinzukriegen, 'ne gewisse Grundordnung. Dein Leben scheint auszusehen wie eine riesige Loft-Wohnung nach einem Tornado. Jetzt ist nicht wichtig, ob die Espresso-Löffelchen oben rechts oder unten links im Schrank waren, jetzt ist erst einmal wichtig, den Schrank in den Trümmern wiederzufinden.

    Ich hoffe, dass ich mit meinen Beispiel nicht so völlig an deinem Problem vorbeigeschrammt bin. Ich lese nur so viel Hilflosigkeit in deinen Zeilen, weil du nicht weißt, wie du das Chaos ordnen sollst. Gönne dir da etwas Nachsicht dir selber gegenüber.

    Alles Gute dir!
    espoir

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