Hallo Papi,
ich denke, jeder wird mal übers Ziel hinausschießen, so sind wir Menschen halt.
Das kann einem CO ebenso passieren wie einem trockenen Alkie.
Ich dachte auch manchmal anfangs meiner Trockenheit, das doch viele andere auch trocken werden, und so ein viel schöneres Leben bekommen könnten. Ich begriff aber sehr schnell, das ich nichts dafür tun kann, denn jedermuß für sich selbst eintscheiden.
Darum spreche ich auch nie nasse Alkies auf ihr Tun an, wenn sie was wissen wollen, müssen sie zu mir kommen. Und auch dann verweise ich auf die örtlichen Hilfsangebote, denn auch ein Alkie kann zum CO werden und zu Selbstbestätigung „helfen“ wollen… also aufpassen, da nicht reinzurutschen. Ich helfe also nur soweit, das ich nicht selbst meine Sucht verlagere.
Denn süchtig bin und bleibe ich, ich werde wahrscheinlich immer mal wieder in leichtes Suchtverhalten rutschen, hier werden sich einige gleich kaputtlachen, ich wurde mal „Reiswaffelsüchtig“ und begann, heimlich Reiswaffeln in meinem Kleiderschrank zu horten, weil meinem damaligen Partner schon die ganzen Packungen inner Küche auffen Zeiger gingen.
Da wurde ich aber HELLWACH !! War eindeutiges Suchtverhalten, aber die Reiswaffeln hab ich heut im Griff… ich mag sie aber immer noch gern.
Und ein CO wird nie ganz un-CO werden, daran glaube ich nicht.
Ich hoffe nur immer, das er seine Sucht so abmildern kann, das er nicht mehr sich und anderen damit schadet, indem er beispielsweise immer wieder anderen Hilfe aufdrückt, so Schein-Selbstbewußtsein aufbaut, das ist für mich auch selbstschädigendes Verhalten.
Andererseits, wie wäre es, würde niemand mehr dem anderen helfen ? Nicht schön, dann würden wir ja alle zu puren Egoisten und es wäre auch gesellschaftsschädigend, im sozialen Miteinander… Das wird wohl kaum jemand ablehnen, wenn er gebeten wird, CO`s helfen aber schon, wenn es noch gar nicht erwünscht ist. Sie springen sehr schnell an, wenn sie DENKEN, jemand braucht Hilfe, dabei will der evtl. noch gar keine oder überhaupt keine.
Und ja, manche Thread steigern sich ins sinnlose … weil oft nichts einfach mal so stehen gelassen werden kann. In realen Gruppen läuft sowas anders, in meiner zumindest. Das werden Dinge sehr wohl im Raum stehen gelassen, persönliche Meinungsäußerung zur Situation des anderen ist nicht so erwünscht, nur wenn er darum bittet. Dann werden auch persönliche Situationen diskutiert und mal ein Rat gegeben.
Was einach im Raum stehen zu lassen, fiel mir dort anfangs schwer.
Aber ich sah auch, das die langjährigen Mitglieder sehr viel Gelassenheit ausstrahlen, ich brachte das dann irgendwann in Zusammenhang. Sie „MUSSTEN“ das nicht mehr und gerade dadurch erlangten sie wohl auch Gelassenheit.
Also hab ich mir das bei denen so abgeguckt, angefangen, zu schweigen, mal nix zu sagen, es einfach ausprobiert und es ihnen gleich getan.
Und siehe da, man wird wirklich so viel gelassener man nimmt alles nicht mehr so wichtig, lässt jeden so, wie er nun mal ist, und ein anderer ist völlig anders wie ich, davon gehe ich heute aus.
Sicher haben wir aber auch viel Gemeinsamkeiten, unsere Krankheit beispielsweise, da diskutieren wir viel drüber, jeder darf sagen, was er möchte und es entstehen sehr lebhafte Diskussionen diesbezüglich, wobei wir dann auch oft herzlich lachen müssen.
LG
Lilly