Vom Coabhängigen zum militanten Nichtcoabhängigen?

  • Hallo an alle,

    ich will mal eine Diskussion anstoßen, die mich hier schon eine Weile beschäftigt. Der Anlass für mein Anschieben eines neuen Threads war heute mein Stöbern in Jennys Thread zu Mieken.

    DIE DORTIGE DISKUSSION MÖCHTE HIER NICHT NEU ODER WEITER FÜHREN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Mir geht es um etwas anderes. Jeder von Euch kennt die landläufige Denke, dass aus Rauchern meist extreme Feinde des Rauchens werden. Ich meine hier manchmal ähnliches zu beobachten. In dem Bestreben sich aus seiner Coabhängigkeit zu befreien, werden alle Verhaltensweisen hinterfragt, ob sie eventuell auf Co-Verhalten zurückzuführen sind. Mitunter geht mir das deutlich über das Ziel hinaus.

    Beispiel: Da wird sich gefragt, ob das Sehnen nach Liebe coabhängig ist? Bin ich bekloppt. Jeder sehnt sich nach Liebe! Jemand bittet um Hilfe. Helfe ich dann nicht mehr, weil es könnte ja co sein?

    Beobachtet Ihr das bei oder für Euch auch? Seid Ihr auch der Meinung, dass es manchmal gilt, innezuhalten und sich zu besinnen? Oder seht Ihr es ganz anders?

    Ich sehe die Gefahr, von einem Extrem ins andere zu verfallen. Und das fände ich schade.

    Also legt mal alle los!

    Papi

  • Hallo Papi,
    ich kann Dir recht geben, weil auch ich mich extrem hinterfrage. Allerdings weniger in Punkto co-abhängig oder nicht sondern was tut mir gut und was nicht.

    Ich merke beispielsweise bei mir selber dass ich mich immer noch darauf konzentrieren muss Grenzen zu setzen, auch Bekannten. Ob das nun normal menschlich ist oder in Verbingund mit Co kann ich nicht beurteilen und versuche es abzustellen, sprich lernen Grenzen zu setzen.

    Dennoch stelle ich mir die Frage co oder nicht - aber ich gebe Dir absolut recht! Meine Psychotherapeutin empfand mich nicht als Co. Wobei mir eigentlich wichtig ist, dass schädliche Verhaltensweisen für mich persönlich von mir abgestellt werden, egal, ob die Co sind oder nicht - ich muss für mein Bestes versuchen zu sorgen .... ganz egal wie es heisst.

    Ich denke Papi, mit dem Bewußtsein sich selber gegenüber nicht umsichtig umgegangen zu sein verkehrt sich der Umlernprozeß ins Gegenteil, man hinterfragt zu viel und hört (noch) zu wenig auf den Bauch. Weil man/frau es über die Jahre vielleicht verlernt hatte?

    Lieben Gruß von Dagmar
    ä

  • Hallo Papi,


    ich meine es ist normal, wenn neues Verhalten probiert wird, sich intensiver zu beoachten und auch mal übers Ziel hinaus zu schießen. Ein trockener Alkoholiker sagte mal in einer Gruppe, als er frisch trocken war, wollte er ganz Deutschland trocken legen. Es ist für beide Seiten ein langer Weg, der Stück für Stück gegangen wird, auch mit Rückfällen - bis sich das Verhalten normalisiert.

    Natürlich sehnt sich jeder Mensch nach Liebe, wenn man aber viele Jahre eine süchtige abhängige Liebe gelebt hat, ist eine berechtigte Angst vorhanden, wieder in so ein Modell zu rutschen, das geht verdammt schnell, weiß ich aus eigener Erfahrung.

    Was das Helfen betrifft, schon in der Bibel steht denn Geben ist seliger denn Nehmen. Da mache ich den Unterschied helfen im Sinne einer guten Tat einem Hilfsbedürftigen gegenüber immer gerne und jederzeit. Einem Süchtigen die Dinge abnehmen, die er gut allein ausrichten kann, um seine Krankheit zu verlängern, ein klares nein.

    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Weiss nicht ob das Zerpflücken hier was bringt....jeder ist ja auch individuell, jeder in verschiedenen Phasen des Co-Daseins, jeder hat trotzdem seine eigene Geschichte und Umstände dabei.....

    Sehnen nach Liebe ja klar im Allgemeinen .... aber vom Alkoholiker bzw. Suchtkranken bekommt man ja keine, also warum jahre weiter auf was warten, ausharren, hoffen, was so nicht wirklich zurückkommen wird/kann. Das fällt dann wieder zu Co

    Hilfe geben, klar, wenns nicht selbst schadet. Bei Hilfe zum Suchtpartner kommt es aber auf Richtig und Falsch an. Hilfe dann durch Nichthilfe, alles andere geht wieder zu Co.

    Gerade am Anfang ist es wichtig seine Handlungen zu hinterfragen, vielleicht auch erst mal ALLE Handlungen, um dann langsam aber sicher auf das Wesentliche zu kommen.

    Dagmar hats schön gesagt, egal wie es heisst oder wie man es nun nennen mag, ob mans nun ist, nicht ist oder noch nicht so tief drinne ist, oder auch gar nicht da raus will......
    man ist hier, weil was nicht stimmt, weil es einem nicht gut geht.

    Was man für sich dann hier raus zieht und umsetzt oder zu welchem Ergebniss man auch kommt, es wird was bewegt und dem ein oder anderen geholfen. Was spielt es für eine Rolle, ob jemand Recht hat oder nicht oder extrem anti-coabhängig textet.... vielleicht ist für den Einen oder Anderen, genau das das Richtige Mittel.

    Leben und Leben, Gedanken und Gedanken, Gefühle und Gefühle, lassen.
    Jedem das Seine...

    Lieber individuell auf die Leute und Texte eingehen, wie hier Argumentationstreads mit keinem Ende und keinem wirklichen Ergebniss zu eröffnen. Lieber an der Front die Kräfte zum Einsatz bringen :lol:

    Weiterhin ein Friedvolles Miteinander und wie ich in einem anderen Treat gelesen habe und schön fand.
    Friede im Herzen.

    LG
    Verflixt

  • Zitat Papi

    Beispiel: Da wird sich gefragt, ob das Sehnen nach Liebe coabhängig ist? Bin ich bekloppt. Jeder sehnt sich nach Liebe! Jemand bittet um Hilfe. Helfe ich dann nicht mehr, weil es könnte ja co sein?

    Hallo Papi,

    Ich denke nur Abhängigkeit (von anderen) und Liebe schliessen sich gegenseitig aus. Wer wirklich liebt lässt dem anderen Freiheit. Er freut sich am Wachstum und Selbstständigkeit der einzelnen Familienmitgliedern oder Freunden.

    Als Kind einer alkoholkranken Mutter und eines Co-abhängigen Vaters der mich genauso im Stich gelassen hat wie meine Mutter, brauchte ich den Mut und die Einsicht, mir einzugestehen, dass ich zur Liebe nicht fähig war, weil ich sie nie erfahren habe. Ich habe nur Heuchelei erfahren und gelernt mich selbst aufzugeben und die Bedürfnisse meiner Familienangehörigen zu stillen.

    Dies setzt man weiterhin fort, lebt es in Partnerschaft weiter, und gibt Erfahrenes auch an eigene Kinder weiter. Mich stoppte meine Angstneurose nach der Geburt meiner Tochter, blind weiter zugeben was mir vorgelebt wurde und was ich verinnerlicht von Eltern und andern Erziehungspersonen hatte (unbewusstes spielt grosse Rolle).

    Dank meines Therapeuten konnte ich mir die Wahrheit eingestehen, dass ich von meinen Eltern nicht geliebt worden war, da sie liebesunfähig waren. Das war für mich ein schmerzhafter Prozess, der mir geholfen hat, meine Ängste zu verstehen und damit zu verringern.

    Nur mit diesem Eingeständnis kam ich auf den Weg, meiner Wahrnehmung zu trauen, und das nicht geliebt worden sein, zu betrauern. Wenn ich die Geschichte meiner Eltern ansehe, ging es ihnen nicht anders. So wird von Generation zu Generation Lieblosigkeit weitergegeben, da nur die Wenigsten wegen ihrer Selbst willen, Liebe von ihren Bezugspersonen geschenkt bekommen.

    Denn eines weiss ich gewiss: Der Mensch will nichts anderes als geliebt zu sein und zu lieben, nehmen und geben, hierin erkenne ich den Sinn meines Lebens.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hallo Laurina, hallo Verflixt,

    danke fürs Schreiben.

    Meine Intension für diesen Thread war nicht "recht haben wollen" oder eine bestimmte Meinung als die einzig wahre herauszukristallisieren. Ich hab hier lange nicht geschrieben, sehr wohl aber gelesen. Ich habe einfach festgestellt, dass hier manchmal eine ziemliche "Kampfstimmung" herrscht (so habe ICH es empfunden) und der eigene Blickwinkel manchmal sehr zementiert erscheint (auch MEIN Empfinden).

    Dieser Thread soll die Diskussion nicht verschärfen. Es soll aus meiner Warte eher ein Platz der Besinnung werden, mal den Blickwinkel ändern und sich in den anderen versetzen. Mal die Bremse ziehen, um sich nicht zu verrennen. Brücken bauen.

    Ich hoffe mein Ansinnen damit etwas klarer gemacht zu haben.

    Ich denke hier kommt schon nach wenigen Beiträgen einiges raus. Es ist wahrscheinlich wie so häufig, die Dosis machts. Selbst Kochsalz führt ab einer bestimmten Menge zum Tod.

    Nochmal ein Beispiel: An welcher Stelle wird die Sehnsucht nach Liebe zum Anzeichen für Coabhängigkeit? Bis wohin ist sie normal? Ich weiß es nicht! Ich denke wahrscheinlich auch für jeden individuell.
    Wie gesagt ein Beispiel.

    Wie geht Ihr mit dem "übers Ziel hinausschießen" um? Beobachtet Ihr das bei Euch auch? usw.

    Freue mich auf weitere Beiträge.

    Papi

  • Hi,
    seit ich hier im Forum bin, erwische ich mich oft bei der Frage: ist dieses Verhalten jetzt Co oder jenes.
    Ich bin, wie viele Co im sozialen Bereich tätig, schon wieder Co? Oder mach ich es einfach, weil es mir Spass macht, alten einsamen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern? Bevor ich noch ganz gaga werde, kann ich nur sagen:
    Danke, Papi, Beruhigung ist jetzt mal angesagt
    Liebe Grüße
    Thelma

  • Hi Papi,

    militant find ich gut, da werden Grenzen gesetzt, die ich nicht einhalten konnte. Klare Anweisung die ich mir gebe zu befolgen ist besser für mich, als nochmals grenzenlos hin- und her zu eiern. Ich besinne mich da lieber häufiger als von Sinnen zu sein.

    Wenn ich mich liebe, die Liebe in mir trage, grundlos, einfach so, dann habe ich keine Sehnsucht, dann ist diese Liebe nicht der Spiegel meiner Unzufriedenheit.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • hey papi,

    ich finde den thread gut weil ich dir recht geben muss, ich hatte oftmals einen ähnlichen eindruck, dass es hier manchmal recht "verhemmt" rüberkommt oder über einen kamm geschert. (auch natürlich mein perönlicher eindruck.) ausserdem denke ich schon, dass jeder es auf seine art nur gut meint. nur denke ich - wie hier jetzt auch schon ein paarmal gesagt - das es immer noch individuelle unterschiede zwischen menschen und fällen gibt (auch wenn bekanntlich manche grundzüge überall ähnlich sind). man kann nicht alles generalisieren.
    manchmal inne halten und die perspektive wechseln ist bestimmt ein guter vorschlag.

    LG von einem nachdenklichen mädchen......

  • Danke Bopunty für dein Posting. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Wenn ein Alki nichts mehr trinken will, dann ist das toll und wird als Fortschritt akzeptiert. Wenn ein Co seine Grenzen aufzeigt und nicht wieder Strukturen leben möchte, die er aus "alkoholischen" Zeiten kennt, muss er sich dafür rechtfertigen.

    Ich stehe zu meiner "Militanz", denn ich weiß, wo es mich hinbringt, wenn ich meine Grenzen nicht verteidige. Das Zulassen der Überschreitung meiner Grenzen ist für mich "das erste Glas", vor dem ich mich schütze.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Die Wandlung vom Saulus zum Paulus? Interessanter Ansatz.

    Egal, ob es um Coabhängigkeit oder um stoffliche Sucht geht:
    würde sich jeder von uns ehrlich und ernsthaft mit seinem Leiden auseinandersetzen, hätten wir zwar erheblich weniger Beiträge, aber die wären fundiert und somit lesenswert.

    Und wenn dann noch diejenigen wegblieben (auch wieder beide Fraktionen angesprochen!), die "nur" nach irgendeiner wie auch immer gearteten Bestätigung für ihr ungesundes Handeln suchen, nur mal plaudern wollen, lieber doch noch eine Runde drehen wollen, etc, ja, dann hätten wir den Traffic nochmals deutlich reduziert und wären perfekt.

    Wo gibt es Perfektion unter Menschen? Da war noch mal was von dem der ohne Steine sei und die erste Sünde werfe oder so... der Spruch muss auch schon etwas älter sein...

    LG
    Spedi

  • Hallo,

    also als ich angefangen habe in meiner Familie und bei Freunden Grenzen zu setzen fanden das einige toll, andere scheiße *g* :P Ich hab z.b. eine Bekannte die ruft vermehrt an wenn sie "Hilfe" braucht und früher hab ich das natürlich immer gemacht, ich brave, brave Co :lol: Vorhin war echt Schweigen in der Leitung weil sie drauf gewartet hat dass ich sage "Ja komm ich helf dir dabei".
    Ich versuche das jetzt immer sehr abzuwägen: Ist es jetzt etwas das der andere auch gut alleine bewältigen könnte oder braucht sie jetzt echt Hilfe?

    Ne andere Freundin lag z.b. im Krankenhaus, sie ist ledig und alleinstehend, die Eltern wohnen 2 Stunden weg und sind berufstätig. Da habe ich dann geholfen und gesagt "Komm ich geh dir Sachen holen und geh die Miezen füttern." Das ist für mich auch nicht Co.

    Das Maß machts :D

  • Hallo Spedi,

    habe Deinen Bericht heute im Offenen gelesen, vom Entzug und dem Herzinfakt.

    Nun, kann ich nachvollziehen, warum, Du so bist wie Du ebend bist :wink: Meine das nicht böse oder angreifend.

    War sehr, lehrreich, danke dafür.

    Aber, was ich nicht so ganz verstehe ist und da kommt nun meine Frage.

    Wer bestimmt eigendlich, welcher Beitrag : Lesenswert ist :!::?:

    Irgendwie finde ich es wirft doch Fragen auf, was Du mit dieser Aussage bezweckst. Nur weil etwas nicht, für Dich interessant ist, weil Du es schon kennst und abgeharkt hast, muss es doch nicht nutzlos, für Andere sein. :wink:

    Ich konnte was für mich aus Diesem und den anderen Thread, wo Du Dich auch zu Wort gemeldet hast, für mich rausziehen. :wink:

    Dir hat es Freude bereitet, wie ich gelesen habe, mir ist das Codenken, dabei näher gebracht worden.

    Leider muss ich Dich ja hier ansprechen, was ich wiederum Schade finde, denn Du hast ja, Deinen eigenen Thread, beendet.

    MLG Mandy

  • Hallo an alle,

    ich würde gern militant noch etwas genauer definieren bzw. abgrenzen.
    Ich denke es gibt einen Unterschied zwischen "Konsequenz" und "Militanz" (zumindest in meiner Gedankenwelt).

    Kaltblut was Du da schreibst (was ich eins zu eins unterschreiben würde) ist für mich Konsequenz. Ohne Konsequenz kein "besiegen" der Sucht egal ob stofflich oder nicht. Ein bisschen schwanger gibts nicht.

    Mit Militanz meine ich die Übertreibung. Beispielsweise beobachte ich manchmal Nichtmehrraucher (ich bin auch einer), die Raucher wegen Sachen anmachen, die sie vor kurzem noch selbst praktiziert haben. "Alle Raucherzonen abschaffen!" Warum gebe ich den Nochrauchern keinen Raum? Solange sie niemandem schaden.

    Oder trockene Alkoholiker, die das Oktoberfest abschaffen wollen. Ich mag das Oktoberfest auch nicht, also fahr ich nicht hin. Aber muss man es abschaffen? Muss ich die verurteilen, die hingehen?

    Oder aber eben die Co's, die plötzlich bei geäußerten Bitten an die Decke gehen oder sich nicht mehr trauen zu lieben.

    Diese Übertreibungen stören mich. Sie verbauen den Blick aufs Wesentliche. Sie behindern. (Und sie führen zu Threads, die besser niemals geöffnet worden wären. :wink: )

    Wir arbeiten hier alle an unseren Süchten. Lasst uns aber alle immer mal anhalten und die Position des Anderen einnehmen. Nur um sicherzustellen, nicht übers Ziel hinausgeschossen zu sein. (Und das finde ich kein bisschen Co! :wink: )

    Einen schönen Abend Euch allen!
    Papi


    PS.: Beim Nochmaldurchlesen ist mir aufgefallen, dass das klingt wie eine Predigt. :D Was solls?

  • Hi Papi,

    meinst Du nicht bewerten, sich nicht rechtfertigen und auch etwas im Raum stehen lassen? Das ist ganz schön schwierig und kommt oft mit der Gelassenheit. Ziel ist nur eins: gesund zu werden, das geht ohne Kampf, ohne Sieg, ohne Besiegte.

    Konsequent habe ich schon oft Entscheidungen getroffen und durchgezogen, sie waren falsch, aber konsequent, dann konnte ich das tun, was ich am Besten konnte, mich rechfertigen, verteidigen, austeilen und kämpfen. Wenn Du Dein Leben lang kämpfst, ist es schwierig plötzlich zu verstehen, daß es auch ohne Kampf lebenswert ist.

    In dem Maße wie wir uns verändern, verändert sich vieles und auch damit geht jeder anders um.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Papi,

    ich finde Deinen Thread klasse, denn dadurch kommt für mich auch ein ganz wichtiger Aspekt zutage. Nicht nur die Konsequenz, oder die Bereitschaft, sich seiner Grenzen bewußt zu sein, diese auch hin und wieder *konsequent* durchzusetzen, aber halt eben auch der Aspekt, daß es als Co-Abhängiger hin und wieder auch kleine Unsicherheiten, Schritte nach hinten, ganz klar Rückschritte oder auch Stillstand gibt.

    Wenn ich persönlich als Co so vehement an einer Stelle stillstehe, mich ein Thema, eine Äußerung, Verhalten oder eine Person so dermaßen anpiekt, frage ich mich immer, ob ich eventuell einen Anteil meiner Co ausser Acht gelassen habe, habe ich mich vielleicht wieder aus den Augen verloren.

    Ich empfinde für mich persönlich den Begriff*Überempfindlich* auch nicht so passend, denn jeder hier von uns, egal ob Co oder Alkoholiker steht in seiner Entwicklung an bestimmter Position. Der Eine ist vielleicht in seiner persönlichen Konsequenz weiter als der Andere. Warum dann an der *Empfindlichkeit oder Durchsetzung der selbstbestimmten Grenze *herumdoktorn wollen*?

    Papi schreibt:

    Zitat

    Oder trockene Alkoholiker, die das Oktoberfest abschaffen wollen. Ich mag das Oktoberfest auch nicht, also fahr ich nicht hin. Aber muss man es abschaffen? Muss ich die verurteilen, die hingehen?

    Oder aber eben die Co's, die plötzlich bei geäußerten Bitten an die Decke gehen oder sich nicht mehr trauen zu lieben.

    Diese Übertreibungen stören mich. Sie verbauen den Blick aufs Wesentliche. Sie behindern. (Und sie führen zu Threads, die besser niemals geöffnet worden wären


    Wir sind hier alle wegen einem und selben Ziel hier, nämlich jeder für sich an seiner Suchterkrankung zu arbeiten, jeder in seiner Entwicklung. Das ist das wesentliche Ergebnis hier.
    Wenn jeder Einzelne sich aus der Art und Weise des Anderen hier das herausnimmt, was er für sich braucht, also hinschauen, was ich noch für Schritte machen muß, als was der Andere noch tun sollte, dann können wir hier etwas mitnehmen.Jeder für sich!

    Wir sind nicht dafür da, die anderen zu missionieren, sondern jeder in seiner Konsequenz bei sich schauen muß, ob meine konsequente Trockenheitsarbeit irgendwo vernachlässigt wurde, oder vielleicht dieser oder jener Aspekt noch gar nicht aufgearbeitet wurde!

    So wie Kaltblut es schreibt:

    Zitat

    In dem Maße wie wir uns verändern, verändert sich vieles und auch damit geht jeder anders um.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Lieber Papi,

    ich finde diesen thread sehr gut und auch ich denke, dass einige hier im Forum übers Ziel hinausschiessen. Was verständlich ist. Was sicher in einer gewissen Phase des „Erlernens“ gesunder Verhaltensweise auch z.T. nötig ist. Das „Übers Ziel hinausschiessen“ muss aber genauso hinterfragt werden wie das co-abhängige Verhalten. Denn sonst wird ein ungesundes Verhalten durch ein anderes ungesundes Verhalten ersetzt, der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben und der Sache keinen Gefallen getan.

    Wenn ich Co bin, habe ich Mühe damit, Grenzen zu setzen. Das steht ausser Frage. Aber um „geheilt“ zu sein, reicht es nicht aus, einfach wild Grenzen zu setzen! Wie es beim Alkoholiker nicht reicht, "nur" nicht mehr zu trinken. Was bei beiden nötig ist, ist ein gesunder, sinnvoller Umgang mit sich selbst. Grenzensetzen und Nichttrinken alleine ist nicht genug.

    Und ein sinnvoller Umgang mit mir selbst bedingt, dass ich lerne, gesunde und sinnvolle Grenzen zu setzen. Und das bedeutet nicht, prinzipiell nein sagen wenn es um Hilfe geht. Und das bedeutet nicht, prinzipiell in jeder Bitte einen Manipulationsversuch zu vermuten. Es bedeutet, Bitten und Anfragen um Hilfe differenziert zu beurteilen und entsprechend dieser gesunden und sinnvollen Beurteilung zu handeln. Nicht ungesund hilfsbereit oder ungesund jedweder Bitte automatisch nachkommend aber eben auch nicht ungesund Hilfe prinzipiell verweigernd und alle Bitten abschlagend. Denn das kann meines Erachtens nicht nur eventuell für den, dem Hilfe verweigert wird ungesund werden. Es kann auch für den ungesund sein, der aus lauter Angst davor, sich co-abhängig zu verhalten in ein neues „Gefängnis“ gerät – in ein krankhaftes Misstrauen. Sich selbst („Huch! Mach ich da wieder was co-mässiges?“) und anderen („Aha, der will mich ausnutzen!“) gegenüber.

    Aber grad weil vielleicht manchen – wie mir – dieses „Übers Ziel hinausschiessen“ ein Dorn im Auge ist, laufen wir Gefahr, nicht nah genug ans Ziel ranzukommen?! Weil ich nicht alle meine Verhaltensweisen in denselben Co-Topf werfen will gehe ich vielleicht zu sehr nach dem Motto „im Zweifel für den Angeklagten“ und werfe manches nicht rein, das sehr wohl reingehören würde?! – mich persönlich animiert ein Thread wie Deiner hier weitaus mehr zu so einem kritischen Hinterfragen meines „Aussortierens“ als viele Beispiel militanten Nicht-Co-seins. Vielen Dank also für den Denkanstoss, Papi, und ich hoffe, es geht Dir gut und ich würd mich freuen, Dich auch in Deinem eigentlichen Thread wieder mal zu lesen!

    Liebe Grüsse,

    c.

  • :wink: ich vergleiche mich immer mit einem Pendel. Bevor ich hierher kam, ins Forum, bevor ich überhaupt wusste, was Co ist und dass ich es bin, lebte ich ein Extrem des Pendels....Selbstaufgabe, kein Ich, abhängig vom Außen.

    So...dann erkannte ich meine Co, stürzte mich ins Lesen und Schreiben, saugte förmlich die Kennzeichen von Co auf und....lebte dieses Nicht-Co-Sein-Wollen extremst aus...andere Seite vom Pendel.
    Bevor mich noch jemand um etwas bitten konnte, also...während er Luft holte, um eine Frage zu stellen, schlugen alle Alarmglocken in meinem Kopf an (der Kennzeichen-einer-Co-Katalog ratterte geistig herunter) und ich sagte: NEIN!!!!! :twisted:

    Ich bin gerade dabei, mich "einzupendeln"...beide Extremseiten gefallen mir nicht, ich möchte in meiner Mitte sein....ich-selbst.

    Viele liebe Grüße,
    Ingrid

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