Dornröschen ist aufgewacht!

  • Linde, du hast einen für mich sehr wichtigen Satz geschrieben: Er lebt den Kindern die Suchtstruktur vor.
    Nüchtern kann er ein noch so guter Vater sein, in betrunkenem Zustand löscht er diese Tatsache einfach komplett aus. Ich habe lange Zeit damit verbracht, mir vorzugaukeln, diese dunkle Seite würde nicht existieren, und fast genauso lange habe ich gebraucht um zu begreifen, dass diese andere Seite nun mal da ist, und sie nur verschwinden kann, wenn er (um deine Worte zu gebrauchen) trocken lebt und trocken denkt. Auch ein nüchterner Alkoholiker ist ein Alkoholiker. Entweder liebe ich also beide Seiten an ihm, denn sie gehören ja untrennbar zu ihm, oder ich lass es bleiben. Ich habe mich zu meinem eigenen Wohl für das Bleibenlassen entschieden. Basta.

    Mein Kind kann das nicht für sich entscheiden. Kleine Kinder lieben ihre Eltern - ob sie wollen, oder nicht. Ob die Eltern nun dick oder dünn, reich oder arm, alkoholabhängig oder abstinent sind. Kleine Kinder sind in dieser Beziehung wie junge Hunde: Sie besitzen ein unglaubliches Urvertrauen, bis sie hartnäckig eines besseren belehrt werden. Und genau das ist der Grund dafür, ihr gerade jetzt nur die gute Seite ihres Vaters zu zeigen und ihr meinerseits ein Leben ohne Suchtstrukturen vorzuleben.

    Umso schlimmer ist für mich die Tatsache, dass ich ja bereits alles als Kind erlebt habe und die gesamte Gefühlspalette bis in die letzten Nervenenden kenne. Und trotzdem war ich lange Zeit nicht in der Lage, einen wirklich komplexen und brauchbaren Zusammenhang herzustellen, weder für mich noch für die Kinder. Vielleicht Verdrängungskunst, oder einfach absolut Co.

    Die fast erwachsene Tochter meines Mannes hat mich heute in einer ruhigen Minute nach dem Stand der Dinge gefragt und ich habe ihr -ohne jegliche Schuldzuweisungen und Anfeindungen- offen und ehrlich Rede und Antwort gestanden. Sie hat sich mir gegenüber erstaunlich geöffnet, wir haben ohne große Umschweife über ihre und auch meine Kindheit gesprochen. Für den Moment dachte ich, ich stehe mir selbst gegenüber und scheinbar ging es ihr ähnlich, denn zum Abschied haben wir uns noch nie so fest gedrückt, wie wir es heute getan haben. Ein wichtiger Schlüsselmoment, den ich jetzt erstmal verdauen muss.

    Euch noch eine schöne sternenklare Nacht
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Liebe Nina,

    ich drück dich jetzt einfach mal so zwischendurch, wenn ich darf. Du schaffst da ganz schön was weg...

    Dir auch eine wunderschöne Nacht. Guck mal bissel links neben unterm Orion, da funkelt blitzeblankblau der Sirius!

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ihr Lieben,

    ich habe dieses Jahr meinen geliebten Hund, mein zweites Kind und meinen Ehemann verloren. Viel mehr kann da hoffentlich nicht kommen.

    Also freue ich mich voller guter Vorsätze auf 2009, denn es kann nur noch aufwärts gehen.

    Und das wünsche ich jedem einzelnen von euch auch.

    Liebe Grüße
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Liebe Nina.

    Was du geschrieben hast heute mittag, hab ich kurz darauf gelesen. Nur konnte ich dir nicht gleich antworten.

    Dein Schmerz muß grenzenlos sein, mein aufrichtiges Beileid. Was für ein schweres Jahr für dich. Du läßt uns ein Stück weit an deinem Schmerz teilhaben, sei sicher, daß deine Gefühle hier aufgefangen werden. Es ist ein gutes Netz hier. Es kann einem auffangen, wenn man zu fallen droht und man kann sich daran wieder hochhangeln, wenn es für einen selber soweit ist.

    Schreib weiter hier, teile dich mit. Dann ist die Last vielleicht nicht mehr gar so schwer.

    Du hast jetzt schon sehr viel für dich erreicht. Ich wünsche mir für dich, daß du deinen Weg weiter so gehen kannst, wie es sich für dich gut und richtig anfühlt. Hör auf deinen Bauch.

    Von Herzen alles Gute für dich!

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    ich hoffe, du hattest einen schönen Jahreswechsel.

    Mir war nicht nach Feiern zumute, ich wollte lieber mit mir allein sein. Mein Mann war noch da -stocknüchtern- und hat am frühen Abend für unsere Tochter ein eigenes Feuerwerk vor der Terrassentür inszeniert, damit sie keine Angst haben muss, falls sie nachts aufwacht. Diese strahlenden Kinderaugen verzaubern mich immer wieder.
    Als ich mir um Mitternacht draussen das Feuerwerk angesehen habe, hat sich dann unerwartet doch noch die eine oder andere wehmütige Träne einen Weg gebahnt, daran sehe ich, dass ich noch am Anfang stehe.
    Erst seit heute Abend lese ich wieder hier, lange schaffe ich es noch nicht, es gibt zuviele Geschichten, in denen ich mich immer und immer wiederfinde. Erkennen und erkannt werden.

    Danke für deine lieben Worte und die virtuelle Umarmung. Hat gut getan.

    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Hallo Nina,

    danke der Nachfrage, ja, ich hatte einen schönen ruhigen Jahreswechsel. Ich habe ja Urlaub im Moment, der Trubel geht erst wieder nächste Woche los. So konnte ich das Jahr in aller Ruhe ausklingen lassen.

    Ich kann mir gut vorstellen, daß an so bestimmten Tagen die Tränen kommen. Laß es einfach zu. Die Trauer will doch auch gelebt werden. Sie ist eines unserer viiiielen Gefühle. Und am Jahresanfang mehr oder weniger alleine dazustehen, kann schon mal ein paar Tränen hervorlocken. Das ist doch in Ordnung. Du mußt doch nicht funktionieren und so tun, als ob du über allem drüber stehst...

    Das was dein Mann für die Kleine da auf der Terrasse gezaubert hat, finde ich wunderbar. Gefällt mir. Hat ihr bestimmt gut getan und geholfen, die Angst vor dem Geballer zu nehmen. Schön.

    Ich lese hier viel, aber nicht alles. So wie ich merke, mir tut ein Thread nicht gut, lasse ich ihn weg. Da muß man auf seinen Bauch hören lernen. Sonst geht man über seine Grenzen. Und ansonsten schnapp ich mir hier alles, was mir gut tut!

    Ich freu mich, daß du jetzt wieder da bist. Mit oder ohne Tränen im Augenwinkel... :wink:

    Bis bald, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Nina,

    nun ist das neue Jahr ja schon ein paar Tage alt. Sag, wie ist es denn für dich gestartet? Wie geht es dir? Lass doch wieder mal etwas von dir lesen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo zusammen,

    da ist Dornröschen also wieder. Ich bin sozusagen in den letzten acht Monaten noch einmal kurz eingenickt. Fataler Fehler meinerseits.

    Auch ich habe mich noch ein letztes Mal mit etlichen Versprechungen weichkochen lassen und habe die paar Wochen, die es gutging, selig vor mich hingeschlummert und eines guten Tages festgestellt, dass ich a. schwanger bin b. Insolvenz anmelden muss und c. sich nicht nur nichts geändert hatte, sondern es auch noch zusehends schlimmer wurde. Der Neuanfang sollte wohl eher eine zweite Chance für mich werden, um mich nun endlich mit den Gegebenheiten abzufinden.

    Was sich aber seit Weihnachten merklich geändert hat, ist seine Emotionslosigkeit und Kälte. Wo er vorher noch zumindest versucht hat, zu beschönigen, einzulullen, oder einfach mit Aufmerksamkeiten wieder wettzumachen, ist jetzt nur noch Gleichgültigkeit. Was er sagt und wie er handelt könnte widersprüchlicher nicht sein. Seine Kinder können ihm kaum noch etwas recht machen, und selbst unsere 2-jährige Tochter wird sofort angefahren, wenn sie zum falschen Zeitpunkt den Wunsch äußert, mit ihm spielen zu wollen. Mein Mutterherz blutet zeitweise unendlich.

    Im Frühjahr waren wir gemeinsam zum Gespräch beim Jugendamt eingeladen um unser Statement zum künftigen Wohnort seines Sohnes abzugeben. Seinen Einzug bei uns habe ich ganz klar ausgeschlossen und auch entsprechend begründet. Alternative wäre für mich der sofortige Auszug meines Mannes gemeinsam mit seinem Sohn gewesen, was jedoch bei meinem Mann und auch beim Jugendamt keine Zustimmung fand, da er weder ausreichend Zeit noch Kompetenz hat, um sich allein um ihn zu kümmern.
    Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass er seinem Sohn bereits fest versprochen hatte, dass er bei uns wohnen würde, so dass dieser bereits auf gepackten Koffern saß. Dem Jugendamt hat er erzählt, dass er seinen Sohn ab Datum XY zu sich nimmt, einem gemeinsamen Freund gegenüber erwähnte er, dass ich mich schon wieder beruhigen und diese Tatsache akzeptieren würde.

    Das ist nun knappe sechs Wochen her, es folgten viele harte Worte, ein einzelner durch meine Widerspenstigkeit verursachter Termin bei der Eheberatung, eine eisenharte direkte Konfrontation mit seinem Sohn und mit dem Jugendamt, die Auflage, eine Suchtberatung zu kontaktieren, mindestens sieben Abstürze (vage geschätzt, da ich nicht mehr Co-mäßig mitzähle) und endlich getrennte Schlafzimmer.
    Auf Nachfrage, warum ich ihn komplett ignoriere, habe ich ihm die Gründe, warum ich ihn verlasse, noch einmal schriftlich zukommen lassen. Wo ein Nicht-Alkoholiker entweder sagen würde: Ok., sehe ich genauso, lass uns lieber getrennte Wege gehen, oder anfangen würde zu kämpfen, sitzt er wie das Kaninchen vor der Schlange und zeigt erstaunlicherweise absolut null Reaktion. Wenn ich sie nicht sehe, sieht sie mich auch nicht. Was wiederum bedeutet, dass ich auf ihn zugehen muss, um ihn zum Auszug zu bewegen.

    Sein Sohn, der jetzt drei Wochen in den Ferien bei uns ist, musste ihn letzte Woche nachts um vier im Nebengebäude, wo die beiden momentan schlafen, vom Boden aufsammeln, wo er volltrunken zusammengebrochen war, er hatte sich nicht getraut, mich zu wecken. Das Ende vom Lied war, dass sein Vater in das (einzige) Bett torkelte und ihn beim Versuch ihn zum Verlassen des Bettes zu bewegen wüst beschimpfte.
    Seitdem hat der Junge einmal mich und einmal unsere neuen Mieter bestohlen. Weil mein Mann lediglich droht und droht, aber letztendlich nichts umsetzt (und wohl auch als glänzendes Vorbild nicht umsetzen kann), habe ich heute morgen zum Telefonhörer gegriffen und den Leiter der Einrichtung, in dem sein Sohn lebt, über die Geschehnisse, meinen Unwillen, mich in meinem Haus als Gast zu fühlen und alles wegschließen zu müssen und auch unsere bzw. MEINE Trennung informiert. Ich habe zwar erst beim zweiten Anlauf die Nummer gewählt, aber dafür habe ich klar Stellung bezogen und für mich sonst wichtige Hintertürchen unwiderruflich zugeschlagen. Jetzt wissen wirklich ALLE Bescheid.

    Als ich vorhin meinen Thread noch einmal komplett durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ich den kurzen Dialogausschnitt ganz am Anfang in der Zwischenzeit mehrmals und gerade letzte Woche 1:1 genau wie geschrieben geführt habe. Das Erschreckende ist, dass es mir nicht einmal aufgefallen wäre, würde es hier nicht schwarz auf weiß stehen.

    So, das musste jetzt alles ganz dringend unsortiert und unzensiert aus mir raus. Ich hoffe, ihr könnt mir noch folgen und habt jede Menge Feedback für mich, damit ich diesmal schön in meiner Spur bleibe.

    LG Nina, die bereits einen Termin beim Anwalt hat

    Lieben Gruß
    Nina

  • Hallo Nina,
    ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und so wie es aussieht hast du für dich deinen tiefpunkt erreicht. Dein mann noch lange nicht oder er erreicht ihn gar nicht. Toll wie du deinen weg jetzt durchziehst. Anwalt ist in diesem fall immer gut, man muss wissen wo man steht. Ich denk an dich und weiterhin alles Gute!
    Lieben Gruß
    Nancy

  • Hallo Nancy,

    danke für deine aufmunternden Worte. Im Moment versuche ich einfach nur jede Stunde und jeden Tag auf meinem Weg zu bleiben. Abgesehen davon, dass ich andernfalls nicht nur viele Wochen Standhaftigkeit und Konsequenz in den Sand setzen würde, habe ich für einen weiteren Rückfall meinerseits keine Kraft mehr.
    Glücklicherweise bestärkt er alle paar Tage durch neue Abstürze meinen Entschluss, und obwohl er kein Gespräch mehr mit mir sucht, versucht er trotzdem die altbekannten und auch ein paar völlig neue Knöpfe zu drücken, und es scheint ihn zu verwirren, dass keiner davon funktionieren will.

    Zwar kenne ich den Weg, den ich für mich gehen muss sehr genau, trotzdem fällt es mir enorm schwer, völlig abzuschalten und mich auf mich selbst zu besinnen, solange ich noch nicht räumlich getrennt bin und (fast) jeden seiner Exzesse notgedrungen mitbekomme. Aber wem erzähl ich das.

    Der Termin beim Anwalt wird hoffentlich mehr Licht auf meine Position bringen, so dass ich anschließend von mir aus das klärende Gespräch mit ihm suchen und dieser für mich unerträglichen Situation bald ein Ende bereiten kann.

    LG
    eine ziemlich geschaffte Nina

    Lieben Gruß
    Nina

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