Hallo Californiagirl,
ein herzliches Willkommen hier im Forum auch von mir.
Zitat von Californiagirl
Ich frage mich ob unser Problem wirklich der Alkohol ist. Ich habe die ganze Zeit die Hoffnung dass er sich ändert wenn unser Kind erstmal auf der Welt ist. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht die ein positives Ende genommen haben?
Nein, über ein positives Ende wie du es dir wünschst kann ich wahrlich nicht berichten, vielleicht hilft dir meine Erfahrung trotzdem weiter in deinen Gedankengängen:
Mein Mann hatte ein ganz ähnliches Trinkverhalten wie deiner, war auch die ersten Jahre betrunken niemals agressiv, sondern schon fast lästig-anhänglich. Vor unserer Ehe haben wir beide gern ab und an Party gemacht, über Alkoholismus habe ich mir bis dato keine unnötigen Gedanken gemacht. Mit Ankündigung unseres ersten Kindes habe ich entsprechende Verantwortung übernommen und einfach von heute auf morgen keinen Alkohol mehr getrunken. Ein Kind ist unterwegs, ich übernehme Verantwortung, jeder normal denkende Mensch würde das ebenso tun, so auch ganz selbstverständlich mein Mann. Dachte ich.
Der jedoch hat weitergemacht wie bisher, und dass er die Geburt miterlebt hat, ist wohl nur einem geplanten Kaiserschnitt zu verdanken.
Alkoholiker konnte er meiner Meinung nach absolut nicht sein, das waren nur die gescheiterten Existenzen unter irgendeiner Brücke. Schließlich war er smart und erfolgreich, Trinkpausen von über acht Wochen waren damals (noch) kein Problem. Also konnte er doch aufhören, wenn er nur wollte. Konnte er aber nicht. Ich habe mit Engelszungen geredet, appelliert, gedroht, sogar eine Eheberatung angeleiert. Ich war so verrückt, Buch über seine Trinktouren zu führen, weil ich meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr traute. Irgendjemand, irgendetwas musste ihn mit Logik "zur Besinnung" bringen können. Hat es aber nicht. Die Verantwortung für ein Kind würde ihn mit Sicherheit in die richtige Richtung bewegen. Hat sie aber nicht. Weil er nicht aufhören KONNTE.
Irgendwann bin ich hier im Forum gelandet, ich suchte nach einer Anleitung, ihn vom Alkohol wegzubringen, nach positiven Berichten, nach einem Strohhalm, an den ich mich klammern konnte. Ich habe gelesen, gelesen und nochmals gelesen. Wenn es ging, täglich. Und so weh diese vielen und fast immer gleichen Erfahrungen auch taten, weil sie nicht das waren, wonach ich suchte, hat sich im Laufe der Zeit fast unbemerkt in meinem Kopf ein Puzzleteilchen an das andere gereiht. Irgendwann saß ich nachts allein am Bettchen meines wenige Tage alten Zweitgeborenen und mein Bild war fertig.
Du als Mutter bildest mit dem Baby spätestens vom Tag der Geburt eine Symbiose, die sich über einen langen Zeitraum nur ganz allmählich wieder auflöst. Wie unglaublich sich das anfühlt, wirst du ja nun sehr bald erfahren dürfen.
Mit der Geburt eines Kindes WIRD MAN ZUR MUTTER bzw. zum Vater, wie diese vier Worte schon sagen, ist dies ein Prozess, der eine innere Wandlung beinhaltet. Findet diese Wandlung bei einem Elternteil nicht statt, steht der andere allein mit der Verantwortung da, und die kostbare Energie, die er so dringend für das Baby braucht, wird vom anderen gnadenlos aufgefressen. Bis nichts mehr übrig ist.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass dein Mann aufwacht.
Lieben Gruß
Nina