Der liebevolle einfühlsame Alkoholiker! ??

  • Wenn ich mal alles gelesene der ganzen Threads zusammenfüge und meine eigenen Erfahrungen ( als erwachsenes Kind eines Alkoholikers ) auch noch dazu füge dann könnte man meinen, dass es ein gewisses 'Profil' eines Alkoholikers gäbe.
    "Mein Partner ist, wenn er nüchtern ist der liebevollste, einfühlsamste mensch, ein wunderbarer Vater/ Mutter ..."(- dennoch hatte man eine fruchtbare Kindheit und leidet ind er Ehe)
    So ähneln sich jedenfalls Aussagen über alkoholkranke Partner/ Eltern.
    Sicher ist dies auch mit ein Grund, warum man sich nicht trennen kann.
    Darauf will ich in meinem Thread aber nciht hinaus.
    Ich stelle mir gerade die Frage, ob da nicht vielleicht die Wurzel allen Übels liegt. Kann man vielleicht auch 'zu nett ', 'zu liebevoll' sein. Ist man damit vielelicht automatisch drogengefährdet?
    Ist es irgendein Ventil, um auch mal den anderen Part, der wohl in jedem steckt, herauszulassen. Etwas, was man eventuell ohne Dinge nicht schafft. Zum Beispiel weiß ich noch von meinen Eltern, dass sie sich nie getraut haben unangenehme Dinge vernünftig zu äußern, oder Dinge die sie ärgerten. Sie waren immer bemüht nach außen hin gut auszusehen. Dabei haben sie dann viel zurück gesteckt. ist es bei anderen auch so oder so gewesen? Wie habt ihr gelernt damit umzugehne, zjm Beispiel die jetzt trockenen Alkoholiker, bei denen es auch so war.
    Seid ihr jetzt weniger 'nett' udn 'einfühlsam'?
    gehen dadruch dann Beziehungen zu Bruch, weil man dann nicht mehr so idealisiert wird udn auch mal nach seinene igenen bedüfnissen lebt, sich nciht mehr alles gefallen läßt?

  • Hallo Frozen Tears

    Ich bin gut zweieinhalb Jahre trocken.War Quartalstrinkerin u. habe in meinen Trinkpausen abgesehen von akut auftretenden Putzfimmeln immer durch überhöhtes "Betüddeln" meiner Teenie-kids mein schlechtes Gewissen beruhigt bzw.ich habe es versucht.Ich habe schon oft meinen Mann gefragt,ob ich mich verändert habe.Er meint eigentlich nicht bis auf dass ich meine eigenen Bedürfnisse besser zur Sprache bringe u.ansonsten zu sehr "Tüddelei"betreibe.Das weiss u. merke ich selbst u.meine Familie weist mich da auch ganz schnell in meine Schranken.Kommt vielleicht auch daher ,weil ich einen "helfenden"Beruf erlernt habe u.zuhause auch "arbeite".Ansonsten bin ich charakterlich bestimmt unverändert.Meine Familie hat sich verändert:alles geht lockerer u.fröhlicher zu weil keiner mehr sich sorgen muss eine besoffene Mutter bzw.Ehefrau zuhause vorzufinden.

    das war's von mir-ich weiss nicht ob Du diese Art von Antwort erwartet hast;vielleicht habe ich ja auch das Thema verfehlt.(?)

    L.G.

    Backmaus

  • Hallo Frozen Tears,

    also ich bin nicht weniger nett oder einfühlsam aber ich lasse mir nicht mehr alles gefallen.
    Als ich getrunken habe, habe ich auch immer schlechtes Gewissen gehabt ich war an allem immer Schuld egal ob zu recht oder auch nicht.
    Das hat sich mit meiner Nüchternheit geändert, es gibt Grenzen bis hierhin und nicht weiter. Ich habe meine Fehler erkannt aber ich werde mich nicht bis Ende meines Lebens für diese Fehler entschuldigen.
    Und somit geht auch meine Beziehung zu Ende.
    Ich weiß nicht vielleicht habe ich auch das Thema verfehlt.

    LG Maria

  • Hallo Frozen Tears,

    ich bin eine von den ganzen lieben, die daran baden ging, weil sie zu sich selbst nicht lieb war!
    Das war meine Erziehung, ich stellte mich nie in den Vordergrund, funktionierte für alle anderen und kümmerte mich auch darum, dass nichts schiefging, nur mit mir ging es bergab. Manchmal frage ich mich, warum keiner es eher hat erkennen können, aber ich war wohl eine zu gute Blenderin!

    Heute bin ich aber auch noch lieb, gottseidank brauche ich mich nicht mehr zu ändern in meiner Grundtendenz, denn meine Lebenssituation hat sich auch gravierend verbessert. Ich habe ja meine Mutter fünf Jahre neben Beruf noch umsorgt, und das war wirklich für mich heftig. Nun ist sie im Pflegeheim und ich kann loslassen, obwohl ich mich natürlich nach wie vor kümmere, aber eben halt nach meiner Zeiteinteilung.
    Natürlich helfe ich noch, wenn es mir nicht an die Gräten geht und ich mich nicht unter Druck setzen muss. Das hätte ich aber sowieso irgendwann lernen müssen.
    Insofern habe ich mich nicht verändert, außer im ganz normalen Alltag. Ich bin überwiegend ausgeschlafen, überwiegend gut gelaunt, überwiegend gut aussehend (*schmunzel*, jedenfalls nicht nach heftigem Suff aussehend) und ich bin geduldig und ruhiger geworden, selbstsicherer im Umgang mit Menschen. Die engsten Kollegen haben es schon damals nach kurzer Zeit bemerkt.

    Bei mir stelle ich sogar eine deutliche Verbesserung für mich selbst fest, die ich aus meiner jetzigen Überzeugung heraus nicht erreicht hätte, wenn dieser bedeutungsvolle Punkt in meinem Leben nicht gewesen wäre, wo ich mich ändern musste und mich selbst in den Vordergrund gedrängt habe.

    Natürlich kein Grund, happy zu sein, dass man süchtig ist, und auch alles keine Begründung, getrunken zu haben, aber ein fester Ankerpunkt für mich, um zufrieden trocken zu bleiben.

    Lobanshee

  • hi frozen tears

    Zitat

    "Mein Partner ist, wenn er nüchtern ist der liebevollste, einfühlsamste mensch, ein wunderbarer Vater/ Mutter ..."


    ich kenn den satz von mir, hab ihn auch wie du scho 10 mio. hier gelesen - hab da aber inzwischen eher ne andere these zu.

    ich glaub unser blick/wahrnehmung is da getrübt, wir kennen die (häufig) negative seite durch den alkohol und schätzen dadurch das positive um einiges höher ein, in meinen augen bewerten wir es sogar über.
    ich schreibs etz aus eka-sicht, ich hab mich über manches gefreut von meiner mutter oder auch mein vater was für andere kinder ne selbstverständlichkeit war. oder manches was für mich selbstverständlich war, wo ich nur geschockt angeguckt wurde.
    ein nettes wort hebt 10 enttäuschungen wieder auf - zumindest lange zeit, ich denk früher oder später immer weniger... zumindest ich bin da anspruchsvoller geworden :wink: ein jetzt geäußertes "du wirst das schon schaffen" wird von mir nicht mehr höher bewertet wie die davor (und danach) geäußerten "hihihihi bald wirste eh wieder ankommen, weil du's net auf die reihe bringst" und und und :roll:

    ich hab meine mutter auch mit den von dir zitierten adjektiven bedacht, würd ich etz nicht mehr machen... sie ist meine mutter, bemüht eine "gute" zu sein, wahrscheinlich oft zu sehr... sie is halt MEINE mutter und das hebt sie von allen anderen müttern für mich ab... nicht das sie die beste, liebevollste, netteste mutter is...

    hoff das klingt etz net zu wirr und is einigermaßen nachvollziehbar auf was ich hinaus will :oops:

    darf ich fragen, warum du diese frage stellst? interessieren würd's mich auf jeden fall, denk mal das ganze is net grundlos.

    liebe grüße -Dani-

  • Vielen Dank für alle Eure Antworten und ich wünsche mir noch ein paar mehr davon zu bekommen, da die Antworten ja auch aus allen 'Richtungen' kommen sollen.
    Warum ich diesen Thread eröffnet habe?
    Nachdem ich hier überwiegend auf den Seiten der coabhängigen Partner gelesen habe, dass der abhängige Partner scheinbar diesem beschriebenen Profil entspricht habe ich mir angefangen Gedanken zu machen. Zunächst , ob dies auch auf meinen Vater zutrifft.
    Ich habe ihn tatsächlich noch als Kleinkind in guter Erinnerung, wo er ein wirklich liebevoller guter Vater war, wie man ihn sich schon wünscht.
    Kann sein, dass ich da auch schon vieles nicht gesehen habe, ich war ja noch sehr klein Aber dieses Bild überlagerte sich mit den Jahren, wo dann mein Vater zu einem wahren Monster mutierte. Bis hin zu dem Zeitpunkt, als ich dann etwa 15 Jahre alt war und ihn abgrundtief haßte und auch meiner mutter kein Verständnis mehr zeigen konnte.
    Auf den Seiten der Kinder von Alkoholikern findet man diese Aussagen übrigens auch nicht so oft vertreten.
    Auch nicht auf denen der Alkoholiker, die das gleiche ja auch über sich selbst aussagen können.
    In erster Linie wird dies eigentlich als eine Art Grund vorgeschoben, warum sich Coabhängige Partner ( und damit dann wohl auch meine Mutter) es nicht schaffen sich von ihrem Partner zu trennen.
    Als Kind ist es anders. Hätte ich die Wahl gehabt wäre ich sofort gegangen, somit ist da auch schonmal ein wesentlicher Unterschied in der Coabhängigkeit an sich.
    Dann stellt sich natürlich auch für mich die Frage, ist es eine Art Illusion oder wirklich nur eine einseitige Sichtweise. ist es tatsächlich so, dass man das bißchen Positive so überschätzt?
    Oder ist es doch eher so, dass es tatsächlich dieses Profil ist, was es unterstützt abhängig zu werden. Aus meiner persönlichen Erfahrung tendiere ich schon ein bißchen zum letzteren.
    Ich kann schon sagen, dass mein Vater, so wie ich ihn vor der beginnenden Sucht in Erinnerung habe ein sehr liebevoller, sogar selbst noch etwas kindlicher verspielter Mensch war. Was mir im Laufe der Kindheit immer mal wieder auffiel ist, dass er sehr verletzbar und unstabil war. Beide meiner Eltern hatten kein besonderes Durchsetzungsvermögen. Mein Vater trug eine große Verantwortung, mußte seine Mutter, Geschwister und uns 4 Kinder usw unterstützen. Ich glaube, dass er irgendwann dieser Verantwortung nicht mehr gewachsen war, hatte sich auch irgendwie übernommen. In den Threads heir finde ich viele Parallelen.
    Ich denke, dass beide meiner Eltern sich total überforderten, was sich dann auch darin äußerte, dass wir oftmals verprügelt wurden.
    Um das alles verarbeiten zu können, auch verzeihen zu können möchte ich in erster Linie erstmal verstehen, was da passiert ist und warum.
    Natürlich stellt sich dann auch die frage, ob ich selber über so eine Labilität verfüge und dadurch suchtgefährdet sein könnte. ich trinke hin und wieder Alkohol, selten und in Maßen. Habe mich aber auch schonmal dabei erwischt, dass ich in Krisensituationen zur Flasche gegriffen habe um mir ein zu kippen.
    Da ist dann der Punkt, wo ich eigentlich genau weiß, dass dies nicht die Lösung ist. Doch vielleicht ist da das Vorgelebte doch tiefer vernakert.
    Diese Einstellung 'es jedem recht machen zu wollen' kann ich gut nachvollziehen von Seite meines Vaters und erkenne ich auch in vielen Threads. Gleichzeitig sehe ich auch die andere Seite meiner Mutter, die dann auch noch dazu hohe Ansprüche stellte und vieles bestimmen wollte.
    Auch solch eine Tendenz empfinde ich in vielen Threads von Coabhängigen.
    Dann stelle ich mir die Frage, ob dies dann ein Thema in einer Therapie ist. Wenn es zutrifft, dass ein Alkoholiker tendenziell sich nicht abgrenzen kann, seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt, sich Aufopfert für ander usw, wäre es doch auch denkbar schon viel früher, also vor der beginnen den Sucht , zum Beispiel bei Jugendlichen, anzusetzen. oder auch bei suchtgefährdeten Menschen wie wir Kinder von Alkoholikern es ja sicher sind. Was für mich bedeutet, dass ich mich also auch selber damit auseinander setzen müßte. Auf der einen Seite müssen wir Kinder von Alkoholikern unsere Kindheit aufarbeiten, andererseits aber auch uns vor der Sucht schützen. Dazu benötigt es viel Aufklärungsarbeit, Verständnis, beantwortung vieler Fragen. Vieles liegt bei uns im Verborgenen . Vieles im Unterbewußtsein, vieles wurde verdrängt, oder aus kindlciher Persoektive auch verfälscht wahrgenommen. Das ist dann alles gar ncith so einfach. Da kann man dann nicht einfach sagen: trenne dich von deinem Vater oder so, wie man es hier bei Threads von Partnern von Alkoholikern liest.
    Eine andere ganz wichtige Sache wäre auch, dass man eventuell ganz andere Ansatzpunkte finden kann, um Suchtkranke zu behandeln.
    Klar ist , dass ein Alkoholiker von sich aus erstmal seinen Tiefpunkt erreichen muß. Diesen Tiefpunkt erreicht er aber oftmals erst sehr spät oder manchmal auch garnicht.
    Ein aus Liebe Loslassen könnte dann auch noch viel mehr bedeuten. Nämlich eine Möglichkeit des Alkoholikers sich aus der Situation einer Überforderung zu lösen und dadurch Kraft zu gewinnen wieder neu anzufangen.
    Eine Trennung ist auf der einen Seite ja wieder eine neue Stresssituation udn damit eine neue Überfprderung für eine Suchtkranken. Daher läuft man ja eben auch Gefahr, dass derjenige noch tiefer abstürzt. Da habe einige auch Angst vor. Auf der anderen Seite ist es dann wiederum für einige eine Art Erlösung. Ein Punkt im Leben, wo man sich neu orientieren muß, neue Entscheídungen treffen muß und auch Darf.
    Der Alkoholiker erhält damit doch eine vollkommen neue Chance. Er kann sich von dem alten Ballst lösen , ein vollkommen neues Leben anfangen oder zumindest sich mal ein Auszeit gönnen und sich therapieren lassen , und dann wieder neu entscheiden wie es danach weiter geht. Das alles stellt für den Partner natürlich ein gewisses Risiko dar, ihn durch ein 'Verlassen' erst recht 'verlieren' zu können. Auf der anderen Seite wird aber das Leben an der Seite eines Alkoholikers unerträglich. Als Kind denkt man da wohl eher an sein eigenes Wohl und es fällt einem nicht so schwer loszulassen, auch ohne Tiefpunkt.
    So ging es jedenfalls mir. Ich hätte es damsl jedenfalls auch begrüßt, wenn ER gegangen wäre.

    Für mich stellt sich dann auch die Frage, ob einem Alkoholiker auch geholfen werden könnte, solange er seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat. Denn ich meine es gibt noch eine Phase dazwischen, wo er selber erkannt hat, dass er ein Problem hat. aber eben es ihm noch nciht so schlecht geht, dass er es schafft aufzuhören. Kann man mit einer gewissen Bewußtseinsarbeit auch dazu beitragen, dass jemand erst garnicht abhängig wird oder auch sich aus der Abhängigkeit befreien kann. Auch die bewältigung der Coabhängikeit ist ja eine Art Bewußtseinsarbeit, so nenne ich es jetzt einfach mal. Da gibts sicher auch andere Ausdrücke für.

    Also nochmal anders ausgedrückt: Muß der Süchtige erstmal ganz tief fallen, oder hätte er auch die Möglichkeit an seinem Profil zu arbeiten und sich zu verändern und damit aus den Fängen der Sucht zu befreien?

  • Hallo Frozen Tears

    Zitat

    Also nochmal anders ausgedrückt: Muß der Süchtige erstmal ganz tief fallen, oder hätte er auch die Möglichkeit an seinem Profil zu arbeiten und sich zu verändern und damit aus den Fängen der Sucht zu befreien?

    Dazu fällt mir der Spruch ein jeder ist für sein Leben selber Verantwortlich

    Ich bin das Kind und Schwiegerkind eines Alkoholikers und glaube mir ich habe alles Versucht um meinen Vater trocken zu kriegen geholfen hat es nichts, ich denke ein Alkoholiker hat nur eine Chance trocken zu werden wenn er es selber will und wenn es bei Ihm selber klick gemacht hat wie tief er an dem Punkt gesunken ist, ist glaube ich egal. Es kommt nur darauf an das er einzieht das er ein Problem hat und bereit ist Hilfe anzunehmen.

    Zu dem Punkt ob ein Alkoholiker liebevoll sein kann :?:

    Ich habe meinen Vater als Kind für liebevoll gehalten und habe mich riesig gefreut wenn er mich gelobt hat oder mich in den Arm genommen hat. Heute ist mir bewusst was für einen Preis ich bezahlt habe.
    Wenn ich als Kind meinen Vater voll aus der Kneipe geholt habe und ihn nach Hause geschleift habe hat er oft mit besoffenen Kopf gesagt, das er eine tolle Tochter hat. Wenn ich in seinen Augen böse war und er mich verprügelt hat war er der böse Vater hat er mich ne Stunde später in den Arm genommen und gesagt mein großes Mädchen du bist so toll und gut waren die Strimen und blauen Flecken vergessen und ich bin stolz weil ich das große Mädchen bin los Bier und Jä*meister holen gegangen.

    Ich sehe meine Kindheit heute mit anderen Augen als wie ich sie noch vor einigen Wochen gesehen habe.

    Und ich kann heute sagen ja ich habe meinen Vater als Kind oft für einen guten Vater gehalten heute sehe ich das anders.

    Lieben Gruß
    Marina

  • Hallo,
    ich finde an Deiner Theorie ist schon was dran, aber auch an der von summerdream. Bin mir selber nicht ganz schlüssig. Haben wir das in Cozeiten echt alles durch die rosarote Brille gesehen und unseren Partner verherrlicht, uns so sehr mit dem bißchen zufrieden gegeben, was wir noch erhalten hatten? Und die zeiten vor dem Alkohol? Werden die vielleicht einfach auch zu sehr hochgelobt, alldas was in anderen Beziehungen einfach normal ist. Sind wir es selber sooo wenig gewohnt gewsen ein wenig Liebe zu erhalten, ein wenig Anerkennung? Oder versteht es der Abhängige auf eine so liebevolle Art so wieder all unsere Knöpfe zu drücken. Das wäre dann die dritte Theorie. Und ich fürchte fast, dass dies in meiner Beziehung zutraf. Denn nun nachdem alles vorbei ist gibt er sich nicht mehr die Mühe.

  • Liebe Frozen Tears,
    danke für diese Frage, denn da hat mich auch schon ein ganz besonderer Aspekt/Vermutung begleitet.

    Mein Ex konsumiert über Jahrzehnte, die Persönlichkeit änderte sich leicht, von einem Tag auf den anderen knallte es und es wurden lieb, einfühlsam und fürsorglich ersetzt durch aggressiv, wütend, morallos und alle anderen gewalttätigen Aspekte.

    So, nun gibt es für mich in seinem Fall leider die Frage, die ich mir stellte ob alle seine positiven Eigenschaften, die ich dachte in ihm zu sehen und die auch da waren (fürsorglichkeit gegenüber der Katzen ect.) eine Maske speziell für mich und das Umfeld? War er nicht lieb und fürsorglich um als Gegenleistung eine Partnerschaft zu erhalten, die nach außen ein Deckmäntelchen bietet?

    War es nicht vielleicht so, dass dieser Mensch schon immer wütend und voller Agresseionen steckte, diese nicht auslebte weil die Gesellschaft es nicht akzeptiert und Job und Mäntelchen nach außen geschwärtz wären?

    Ist nicht vielleicht genau dieses gewalttätige Wesen, welches sich zeigte der Urkern und die eigentlich Person um die es geht???

    Lieb, nett, fürsorglich - die Maske die mein Ex aufsetzte und verlor (da sehe ich nämlich den Unterschied zu den oben schreibenden, die im Regelfall eine fürsorgliche Eigenschaft haben).

    Lieb, nett, fürsorglich ... vielleicht deshalb um eine Gegenleistung zu erhalten?? Zu wirklichen Gefühlen nicht mehr fähig also definitive Gefühlskommunikation. Somit konnte diese ausgelebt oder ausgeglichen werden durch das ach so liebe, ach so fürsorgliche und mitdenkende.

    Mit dem Resultat (gilt nur bei mir) dass mir auf diese fürsorgliche Art alles mögliche an Dessous vorgeknallt wurde, was ich nicht wollte! Sprich fürsorglich stand hier auch für Manipulationsversuch. Es war keineswegs fürsorglich mir ein alkoholisches Getränk in lauer Sommernacht hinzustellen (da ich sonst nur Säfte trinke) nein, das war Berechnung....

    Ich für mich musste grausam aufwachen und stelle mir die Frage ob dieser eigenartige Mensch der jetzt tobt und wütend nicht genau der Mensch ist, der pur ist....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Ach Graffiti,
    aber 2 von 3 sind schon sooooo viele. Ich denke nämlich das Wut und Agression den Menschen selber vergiftet, der es empfindet.

    Ich gebe Dir recht mit Emotionen, oftmals dürfte es diesen Menschen nicht gelingen mit sich und den Gefühlen klar zu kommen oder sie auszudrücken.

    Ehrlich gesagt, die meisten Menschen, die nicht alkoholkrank sind, die ich kenne, werden unter Alk gesellig und körperbetont, also nehmen jemanden gerne in den Arm ect. Diese Gewalt habe ich jetzt bei einem Menschen erlebt, da dafür dann die komplette Dosis :(

    Nun gut, aber mal ganz erhlich, so traurig und grausam es für mich war, so viele Spuren es auch hinterlassen hat, sie werden heilen oder zumindest weniger gut sichtbar sein.

    Seine Unzufriedenheit, ob er es schafft, diese jemals zu erkennen und zu bekämpfen, das steht in den Sternen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Viele Coabhängige erhoffen sich ja, dass sie nach dem Trockenlgen ihres Partners diesen liebevollen tollen Menschen wieder erhalten. Daher ja auch oft das Bemühen, sich an der Beziehung festzuhalten, sich nciht zu trennen udn den Weg gemeinsam druchstehen zu wollen.
    Frage ist jetzt natürlich: Lohnt es sich? Oder jagt man hier nur einer Iluusion nach? Ist es nciht vielelicht sogar eine Lebensnotwenidkeit für den ALkoholiker in siener Theapie diesen 'ach so lieben' menschen abzulegen, weil genau der ihn in die Sucht getrieben hat?
    Als mein Vater trocken wurde wohnte ich nciht mehr zuhause. Also kann ich es nciht mehr so direkt beurteilen. aber ich habe nicht den Eindruck, dass er wieder dieser liebevolle Vater wurde, wie ich ihn als Kleinkind noch in erinnerung hatte. Stattdessen ist er nun ein Mensch, der sich gerne zurück zieht und sein eigenens Ding macht.
    Ansonsten ist er eher zu einem notorischen Rumnörgler geworden. All dei Aggressivität ist aus seienr nassen Zeit ist fort. Ich weiß nciht, ob es der Mann ist, den sich dann meine Mutter gewünscht hatte. Aber leider hat sie nicht wirklich an ihrer Coabhängigkeit gearbeitet und die Ehe meiner Eltern kam mir in der Trockenzeit eher vor wie ein nebeneinander herleben, eine gegenseitige Duldung. Für mich keine ersrebenswerte Situation.

  • Zitat von Frozen Tears

    Viele Coabhängige erhoffen sich ja, dass sie nach dem Trockenlgen ihres Partners diesen liebevollen tollen Menschen wieder erhalten. Daher ja auch oft das Bemühen, sich an der Beziehung festzuhalten, sich nciht zu trennen udn den Weg gemeinsam druchstehen zu wollen.


    Die meisten "Beziehungen" zwischen einem Alkoholiker und einem nicht-Alkoholiker gehen nicht während der akuten (langjährigen) Sauf-Phase auseinander, sondern im ersten Jahr der Trockenheit des Alkoholikers.

    Ich persönlich empfinde das heute als "normal", denn ein Alkoholiker, der wirklich kompromisslos trocken werden will, bricht erfahrungsgemäß mit seinem kompletten bisherigen Leben, er stellt all seine Empfindungen und Verhaltensweisen auf den Prüfstand und definiert für sich (erstmalig?) seine weiteren Lebensziele.

    Dabei ist sehr oft für den bisherigen "Partner" (mit dem der Alkoholiker ja durchaus auch sehr negative Erinnerungen verbinden kann - auch wenn diese 100% "selbstgezimmert" waren) einfach kein Platz mehr. Der Alkoholiker erkennt recht schnell, was ihn z.T. über Jahre an dieser "Beziehung" festhalten ließ, und das Ergebnis ist meist sehr unbefriedigend. Von daher bleibt für viele nur eine Veränderung - auch und gerade in der Beziehung.

    Hinzu kommt: ein durch Alkoholsucht psychisch kranker Mensch kann keine "gesunde Beziehung" führen, weil seine eigene Wahrnehmung durch das persönlichkeitsverändernde Zellgift Alkohol massiv gestört ist. Eine gesunde Partnerschaft setzt aber zwei gleichberechtigte Menschen voraus, die sich auf gleicher Augenhöhe begegnen können.

    Ob das bei einem Alkoholiker gegeben ist, stelle ich jedem Einzelnen zu überlegen anheim.

    LG
    Spedi

  • Hallo Frozen Tears,

    Zitat

    Ist es nciht vielelicht sogar eine Lebensnotwenidkeit für den ALkoholiker in siener Theapie diesen 'ach so lieben' menschen abzulegen, weil genau der ihn in die Sucht getrieben hat?

    Wer treibt wen wohin? Wer ist für wen verantwortlich?

    Doch jeder für sich selbst, denn wenn jemand einen anderen in die Sucht treibt, dann ist das vorsätzlich und damit würde es einen Schuldigen geben, aber so ist es ja nicht.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Frozen Tears,

    ich komme aus einer recht trinkfreudigen Familie, würde sie jetzt aber nicht als Alkoholiker bezeichnen. Als Kind und Jugendliche war ich ein recht aufgewecktes aber auch eigenwilliges und aufmüpfiges junges Mädchen, wurde dann von meinem sehr autoritären Vater durch Schläge und andere verbale Entgleisungen immer mehr zum Duckmäuser und Ja-Sager.
    Damals wusste ich es noch nicht besser und “suchte” mir ein ähnliches Exemplar zum Ehemann, erfolgreich, dominant, unterdrückend,…..ich blieb weiter still duldend und der Abstieg in verschiedene Süchte begann.
    Heute sagt meine Tochter noch manchmal zu mir, Mama warum warst du immer so “lieb” und hast alles geduldet und geschluckt, warum bist du nicht früher “ausgestiegen“ ?!
    Seit ich trocken bin hab ich nun endlich zu meiner früheren Stärke und meinem Selbstbewußtsein zurückgefunden, einen neuen Partner an meiner Seite für den Respekt, Toleranz und sich begegnen auf Augenhöhe keine Fremdwörter sind, aber es war auch ein harter und langer Weg bis hier hin.


    Zitat

    Die meisten "Beziehungen" zwischen einem Alkoholiker und einem nicht-Alkoholiker gehen nicht während der akuten (langjährigen) Sauf-Phase auseinander, sondern im ersten Jahr der Trockenheit des Alkoholikers.

    Ich hatte mich schon vorher getrennt,....es gab keine gemeinsame Basis mehr und "mit" meinem damaligen Mann wäre ich niemals Trocken geworden, wobei dieses jetzt keine Schuldzuweisung sein soll,.....getrunken hab ICH ganz alleine !

    Zitat

    Ich persönlich empfinde das heute als "normal", denn ein Alkoholiker, der wirklich kompromisslos trocken werden will, bricht erfahrungsgemäß mit seinem kompletten bisherigen Leben, er stellt all seine Empfindungen und Verhaltensweisen auf den Prüfstand und definiert für sich (erstmalig?) seine weiteren Lebensziele.

    Ich hab komplett NEU angefangen, alles auf den Prüfstand gestellt, nach neuen Lebenszielen gesucht, mich und meine Sucht hinterfragt, und mit Hilfe von Therapien mich aus dem Sumpf gebuddelt.

    Zitat

    Dabei ist sehr oft für den bisherigen "Partner" (mit dem der Alkoholiker ja durchaus auch sehr negative Erinnerungen verbinden kann - auch wenn diese 100% "selbstgezimmert" waren) einfach kein Platz mehr. Der Alkoholiker erkennt recht schnell, was ihn z.T. über Jahre an dieser "Beziehung" festhalten ließ, und das Ergebnis ist meist sehr unbefriedigend. Von daher bleibt für viele nur eine Veränderung

    Kann ich auch nur so bestätigen. Erst in meiner Therapie konnte ich hinschauen was mich so lange in einer krankmachenden Beziehung hielt, und das war nicht immer sehr schön was dort zutage kam und oft sehr schmerzhaft.

    Zitat

    Hinzu kommt: ein durch Alkoholsucht psychisch kranker Mensch kann keine "gesunde Beziehung" führen, weil seine eigene Wahrnehmung durch das persönlichkeitsverändernde Zellgift Alkohol massiv gestört ist. Eine gesunde Partnerschaft setzt aber zwei gleichberechtigte Menschen voraus, die sich auf gleicher Augenhöhe begegnen können.

    So ist es !

    Lieben Gruß, Rose

  • Elocin und graffiti:
    ja, genau so ist es gemeint. ich spreche von der selben Person mit den Zwei Persönlichkeiten. Das ist ja das Thema des Threads, das worüber ich mir gerade Gedanken mache und...

    rose2 hat mir gerade solch ein Aha-Erlebnis geliefert mit ihrem Beitrag.
    Gewalt, Unterdrückung, strenge Regeln, Dominanz können anscheinend diese Persönlichkeitsstrukur hervorrufen. Gehorchen, es jedem Recht machen müssen/wollen, lieb sein zu allen. Aus Angst? Damit man auch geliebt wird?
    Irgendwann der Punkt des Überfordertseins?

    Auf jeden Fall scheint es eine Notwendigkeit zu sein dieses Muster zu druchbrechen. Wenn ich hier von trockenen Alkoholikern lese wird gesagt: Der trockene Alkoholiker orientiert sich neu etc.
    Welche Hilfe wird ihm dabei geboten, ist das ein Teil der Therapie, oder eher eine Erkenntnis , die von selber kommt, ein neuer Bewußtseinsprozeß?

    Plötzlich kommt eine ganz neue Logik in meinem Denken dazu: der trockene Alkoholiker bestrebt udn muß es bestreben im SInne seiner Trockenheitsarbeit dieses Verhaltensmuster des 'liebevollen jedem gerechtwerdenden Menschen' abzulegen.

    Der coabhängige Partner erstrebt stattdessen diesen für ihn funktionierenden wieder herzustellen. Da treffen ja richtige Widersprüche aufeinander, die mir auch bisher boch nciht bewußt waren.

    Interessant ist es ja auch nochmal zu überdenken, wie das Verhalten von Coabhängigkeit und 'liebevoller Mensch'- mir fällt jetzt kein anderer Begriff ein,aber im Zusammenhang versteht wohl jeder was ich heir damit meine- zusammen spielt und sich diese beidseitig ungesunde Beziehung daraus entwickelt.
    Nochmal erwähnen möchte ich, dass es mir in deisem Thread keienswegs um Klärung von Schuldfragen geht. Mir ist kal, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Ich möchte einfach mit eurer Hilfe etwas mehr Erkenntnis über dies Zusammenspiel zwischen Coverhalten und Profil des Liebevollen Partners erhalten. Soll auch keine Verallgmeinerung sein. Aber wie viele hier bestätigen können und selber immer wieder lesen / schrieben scheint es diese Konstellation recht oft zu geben. Und auch nachdem ich diesen Thread eröffnet habe lese ich immer noch, meist sogar schon im Vorstellungsbereich, in den ersten Sätzen:
    mein sonst so liebevoller Partner... trinkt jetzt schon seit ....
    Würde diese liebevolle Art nicht vielleicht doch aus Versagungsängsten, Unterdrückung, Gewalt existenzängsten entstanden sein dann wäre dieser Mensch vielleicht erst garnicht der Sucht verfallen. Denn Sucht ist ja auch Flucht. Liebe ist ein schwieriges Thema. Aber was von den Cos oft als Liebe empfunden wird basiert meiner Meinung nach auch zum großen Teil auf Verlustangst, Kontrollzwang und Machtausübung. Ich kannte mal ein Mädchen, die meinte, dass sie von der Liebe ihrer Eltern erschlagen wird. Ich dachte, dass so etwas garnicht möglich sein könnte. Aber nachdemich heir so viele Threads gelesen habe , habe ich manchmal auch so ein eigenartiges Gefühl, dass mich an meine Mutetr erinnert. Dieses Gefühl, dass sie zu stur auf ihrer meinung pochte, ihren Standpunkt nie wechseln wollte und vieles unter dem Deckmantel von Luebe udn Aufopferung geschah. Das hindert irgendwie daran sich frei zu entwickeln und man fühlt sich in seienr Freiheit eingeschränkt. Ich glaube, dass dieses Überhäufen mit Liebe und Aufgaben , was uns an sie binden solllte eher ins Gegenteil umschlöägt. Mein Vater ist geflüchtet, zunächst in den ALkohol, jetzt in seiner Trockenheit hat er sich auch seine eigene kleine Welt geschaffen. Rückzug.
    Auch ich sehen mich eher nach meinen eigenen 4 Wänden. Nähe ja, aber nie zu nah. Wird eine Beziehung zu klebrig brauche ich meinen Rückzug.
    Und wenn ich es mirso recht überdenke ist dies sicherlich ein Resultat aus diesen beiden Komponenten Alkohol und Co.

  • Hallo, liebe Frozen Tears,

    Du schreibst:
    Würde diese liebevolle Art nicht vielleicht doch aus Versagungsängsten, Unterdrückung, Gewalt existenzängsten entstanden sein dann wäre dieser Mensch vielleicht erst garnicht der Sucht verfallen...

    dazu fällt mir ein:
    wäre dieser Mensch sich selber treu in Wut, Agression und anderen Gefühlen, so wäre er/sie vielleicht nicht liebevoll.....

    Weißt Du, diese Geschichte vom ehemals liebevollen Vater in trockenen Phasen, der sich später zum Eigenbrötler entwickelte, der mürrisch ist, genau diese Geschichte sagte mir "hallo, dass ist das, was Du selber denkst und für möglich hältst"

    Genau das sind nämlich die Punkte der Veränderung wo sich dann erst zeigen kann ob ein Paar zueinander findet mit den gemeinsamen Veränderungen. Wenn der co-Partner sich freigeschwommen hat und für sich selber autonom lebt, dann haut es ihn vielleicht nicht um wenn der trockene Partner nun jetzt kein Partner mehr sein kann oder will. Bleibt aber der co gefangen, so ist er eine Gefahr für den Trockenen (ihn in seinen Mustern zu halten und es sich bequem zu machen) und eine Gefahr für sich selber.

    Rückzug finde ich nicht schlecht, wenn er dem eigenen Wunsch entspricht. Ich bin auch jemand, der sich gerne zurückzieht, ich finde es schön - genieße es, genieße aber auch das Gespräch mit Freunden oder anderes in Geselligkeit.

    Wichtig ist einfach nur, so denke ich: das es der eigene innere Wunsch ist und keine Handlung, die zwangsläufig sein muss. Selbst gewähltes alleinsein ist keine Einsamkeit bzw. eine schöne Einsamkeit. Isolation, ungewollt, ist ein Schritt in Richtung Traurig sein.

    Somit Konsenz: das a und o scheint zu sein die eigenen Wünsche zu erfassen und in die Tat umzusetzen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Frozen Tears : vieles von dem, was Du hier beschreibst und hinterfragst, kann durchaus auch die Folge des Aufwachsens in einem durch einen Alkoholiker und/oder einen Coabhängigen belasteten Haushalt sein.

    Es kann aber genau so gut auch "einfach" das Resultat des Lebens in einer "einfachen" dysfunktionalen Familie sein.

    Das ist die weitaus häufiger anzutreffende "Variante".

    LG
    Spedi

  • Volltreffer Spedi,
    das ist nämlich ein Punkt, den ich jetzt auch komplett "übersehen" habe obwohl ich diesen als wichtig kennengelernt habe und ihn sogar in meiner persönlichen Geschichte als Auslöser betrachte.

    Wenn Eltern ihrem Kind nicht ermöglichen verantwortungsvoll und konsequenzentragend aufzuwachsen, wir ein erwachsener Mensch das ebenfalls nicht mehr lernen können. Dort, wo Ellbogen den Ton angaben, da war Kampfesdenken oder Aggression zu Hause. Unwesentlich ob der Alk dazu in Bezug stand oder nicht....

    Ertappt.... Anfänglich habe ich das Alk-Thema in der Familienproblematik versucht zu finden, dann irgendwann mal resigniert und aufgegeben, als ich mich trennte und dann versuchte zu bewältigen, da war ich dann vielleicht zu sehr bei mir selber um dann nochmal auf den 0-Punkt zurückzukehren, was doch immer wieder sinnvoll ist. Mit jeder persönlichen Veränderung können sich auch die Betrachtungsweisen alter Erlebnisse wandeln.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat von dagmar007


    Du schreibst:
    Würde diese liebevolle Art nicht vielleicht doch aus Versagungsängsten, Unterdrückung, Gewalt existenzängsten entstanden sein dann wäre dieser Mensch vielleicht erst garnicht der Sucht verfallen...

    dazu fällt mir ein:
    wäre dieser Mensch sich selber treu in Wut, Agression und anderen Gefühlen, so wäre er/sie vielleicht nicht liebevoll.....

    ich glaube, da hast Du auch den Punkt getroffen. Seitdem ich mir Gedanken über dieses Thema mache und diesen Thread eröffnet habe kommen mir lauter Aha-Erlebnisse und ich sehe meine Eltern viel klarer.
    Als Kind hat man sich ja solche Gedanken garnicht machen können, man konnte nur reagieren auf die jeweilige Situation.
    Nun denke ich gerade drüber nach wie mein Vater ganz zu Anfang noch war. Er hat sehr viel mit uns Kindern unternommen, uns viel gebastelt. Ein eigenes Spielhaus draussen im GArten gebaut. Möbel für unsere Puppen. Tiere. Spielgerüste. Er baute mit uns Schneemänner und ging mit uns rodeln. Und wenn ich mir so seine Begeisterung vor Augen führe würde ich jetzt sagen: Er war selbst noch ein Kind. Er war in der Tat auch erst Anfang 20 als wir so nach und nach auf die Welt kamen.
    Als wir ins Teenageralter kamen konnte er kein Verständnis mehr für uns aufbrignen, war die Alkoholabhängikeit ja auch schon weit fortgeschritten. Dennoch erinnere ich mich jetzt, dass er selsbt im Suff meiner kleinsten Schwester wiederum versuchte alles Recht zu machen. Das gelang ihm lämgst nicht mehr so wie ohne Alkohol. Wie gesagt, heute ist er ein notorischer Nörgler und für uns nciht mehr der liebevolle Vater. Es fällt ihm schwer seine Gefühle zu zeigen. Stattdessen hat er wohl mindestens gelernt zu äußern, was ihm nciht paßt. Und muß nciht mehr trinken.
    Mit seinen Enkelkindern tollter immer noch genauso rum wie mit uns damals. Also nicht gerade DER liebevolle Mensch, aber zumindest der kinderliebe Mensch. Das ausleben einer nicht gelebten Kindheit?

  • @graffiti
    das scheint mir alles sehr einleuchtend was du schreibst. Erklärt einiges. So langsam versthe ich auch, was mir vorher imemr ein Rätsel war. ich fragte mich immer, wo doch ALkohol eigentlich als Partydroge gilt um gut drauf zu kommen, warum trinken danneinge weiter, wenn siedadruch schlechte Laune bekommen. Oder auch anders betrachtet: Bekommen sie dann durch das Trinken selber schlechte Laune oder fällt es nur leichter diese gefühle plötzlich zu zeigen? Also, ist es eine Befreiung für denjenigen, mal so richtig die negativen Gefühle los zu lassen? Aber ejtzt gibt es noch eine dritte Variante. Es könnte eben auch eine gestiegerte Form des Selbstschutz sein. Wo Alkohol nicht mehr greift und keine Steigerung mehr bringt. Da setzt der notorische Nörgler plötzlich ein. Eine eigens geschaffene Persönlichkeit , die nach aussen tritt, um sich die Leute fern zu halten, die ja womöglich Forderungen stellen könnten. Oder als Alternative die Flucht. Wobei das Trinken an sich ja auch schon eine Flucht ist. Genauso habe ich den Ablauf in Erinnerung. Betäubung bis zu einer gewissen Grenze, Aggressivität, Flucht, Rückkehr, wieder Aggressivität, Alkoholkonsum wieder steigern. Bis dieses Level erreicht ist, also bis zum Umkippen. Eine einzige Selbstqual.
    Gerade habe ich einen anderen Thread über Angst gelesen und ich sehe da eine ganz enge Beziehung.
    Dieser Teufelskreis kann nur durchbrochen werden, wenn man sich seinen Ängsten stellt, sie überhaupt erstmal erkennt, wahrnimmt und an Lösungen arbeitet. Und dazu gehört auch viel positives Denken. Aber zu allererst muß man wieder ein gefühl für sich selber bekommen und lernen sich selber auszuhalten. Und dafür muß man trocken sein.
    Für mich persönlich ist das eine ganz wertvolle Erkenntnis, denn meine Eltern haben mir ja gewissermaßen solche Verhaltensmuster/-abläufe vorgelebt und ich teilweise sicher einiges davon übernommen. Wenn auch nicht übernommen, so ist man ja als Kind auch imner ein wenig gefährdet es zu übernehmen. und je mehr man von diesen Mustern durchschaut und wahrnimmt, desto mehr ist man davor geschützt. So empfinde ich es.
    Daher bin ich euch sehr dankbar für Eure Erklärung/ betrachtungsweisen etc.

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