• ... und etwas weiter gedacht.

    Mal angenommen, er ist also willenlos der Sucht, die ja Krankheit ist, ausgeliefert, ist es dann nicht völlig falsch, davon zu sprechen, dass er sich "für den Alkohol" entschieden hat oder dass man ihm/ihr "seine/ihre Verantwortung" zurückgeben sollte?
    Ist es denn dann nicht so, dass man einfach nur aus praktischen Erwägungen eine Zwangsbehandlung sein lässt, weil sie eben keinen Erfolg verspricht, so lange noch nicht der Tiefpunkt erreicht ist? In Wirklichkeit ist also der suchtkranke bereits durch seine Sucht entmündigt? Bloß, bis ihn die Gesellschaft entmündigt, ist es dann eben noch ein langer Weg.

    Ich würde übrigens auch nie davon sprechen, dass ein Alki schuld an seiner Sucht ist. Aber vielleicht doch schuld daran, dass er sich nicht behandeln lässt?

    Versteht ihr den Widerspruch, den ich erkenne?

    Gruß
    Doro

  • hallo doro,

    ich verstehe schon was du meinst
    ich für mich weiss das ich nicht schuld bin am trinken meines ex partners,weil er allein entscheidet wann und wie und wo und und und er trinkt.
    ich bin froh das ich für mich erkannt habe das er allein verantwortung für sich ,sein verhalten und sein leben hat,genauso wie ich für mich.
    er ist suchtkrank und er weiss auch das es ein aussteigen gibt.wann und ob er es für richtig hält etwas dagegen zu tun liegt nicht mehr ,oder besser überhaupt nicht an mir.
    eine zwangsbehandlung ist quatsch,weil wie der name schon sägt etwas erzwungen wird was der betroffene nicht von selber will.
    ich denke,und wirklih nnur denke,weil nich bin nicht betroffen,das sich ein betoffener hilfe holt wenn es so sein soll.jeder tiefpunkt ist ja bei jedem anders oder eben wirklich das ende.
    ich bin deshalb grundlegend zu der erkenntnis gekommen das niemand schuld hat an irgendetwas,doch jeder hat eine eigenverantwortung für sein leben.
    wie er damit umgeht liegt an einem selber.
    ich muss mir nichts mehr schön reden.

    glg kathrin

  • Hallo Pandora,

    aber in deiner Antwort selbst stecken doch schon wieder die Widersprüche!


    Zitat

    ich bin deshalb grundlegend zu der erkenntnis gekommen das niemand schuld hat an irgendetwas,doch jeder hat eine eigenverantwortung für sein leben.

    Bei dir hört es sich so an, als ob es also doch die Wahl gibt für den Suchtkranken.
    Für mich als Abhängige gibt es nicht die Wahl, ihn davon abzubringen, das sehe ich nach leidvoller Erfahrung ganz genauso.

    Wo für mich die Schuld ins Spiel kommt:
    Wenn ein Suchtkranker seine Wahlmöglichkeit, die er anscheinend doch hat, nicht wahrnimmt, dann zerstört er leider nicht nur sich selbst. Denn dann könnte man ja sagen: Gut, ist sein Leben, kann er wegschmeißen, wenn er will. Insofern keine Schuld, nur Verantwortung.

    Er trägt ja Verantwortung über sein Leben hinaus.
    Verursacht Kosten, lässt Kinder im Stich und und und.
    Und lädt also auch Schuld auf sich!

    Immer vorausgesetzt, dass er tatsächlich eine Wahl hat.

    Also, ich in meinem Hirn kann diesen Widerspruch nicht anders auflösen.
    Entweder er/sie hat eine Wahl, dann lädt er/sie auch Schuld auf sich, wenn er anderen (wie z.B. die eigenen Kinder) durch sein Suchtverhalten schadet.
    Oder er hat eben keine Wahl. So kommts mir nämlich fast vor, wenn ich mir meinen Mann angucke. Ich hab den EIndruck,. er hat keine Wahl, er muss einfach trinken. Als wäre er ferngesteuert und kann erst aufhören, wenn der in seinem Programm eingespeicherte Tiefpunkt erreicht ist.

    Und dann heißt es für mich, dass ich ihn nicht in seine Verantwortung entlassen kann, sondern dass er eigentlich gar kein mündiger Mensch mehr ist. Auch wenn diese Erkenntnis mir nicht wirklich etwas bringt.

    Gruß
    Doro

  • Was natürlich an dem Begriff "Schuld" wirklich dumm ist, ist, dass er einen zu runterziehen kann.

    Wenn ich mir vorstelle, dass mein Mann irgendwann nochmal aus seinem Dauer-Wahn erwacht, dann wird er wohl schrecklich von seinen Schuldgefühlen erdrückt werden (und zwar vor allem der Schuld sich selbst gegenüber). Das möchte ich auch nicht. Ich will doch nur, dass er aufhört mit dem Sch...
    Und ich wäre die letzte, die ihm dann noch ewig Vorwürfe machen würde über das, was er angerichtet hat. Ich hab kein Pferdegedächtnis und ich bin immer sehr schnell dabei, wenn es darum geht, den großen Schwamm rauszuholen und wieder bei Null anzufangen.
    (Bloß diese Beziehung will ich wirklich nicht mehr, dass hat nichts mit Schuld zu tun.)

    Es ist sicherlich absolut destruktiv, wenn man sich ewig mit der eigenen Schuld beschäftigt und dadurch lähmen lässt.
    Ich kenne dieses Gefühl Gott sei dank auch (noch?) nicht.

    Aber ich kenne auch ein destruktives Schlussstrich-Ziehen.
    Wenn man überhaupt nicht mehr weiß, wo man herkommt.
    Wenn Dankbarkeit zum Fremdwort wird.

    In anderen - politisch-historischen - Zusammenhängen käme hier kein Mensch auf die Idee, das Wort "Schuld" aus unserem Wortschatz zu streichen.
    Etwa, wenn ein ganzes Volk sich schuldig gemacht hat an einem anderen Volk.

    Ist nicht so einfach, da die Balance zu finden hin zu einer gesunden Verantwortung, die einen nicht erdrückt.

    Gruß
    Doro

  • Hallo an alle,

    die Schuldfrage ist in meiner Ursprungsfamilie (danke Linde für die Wortwahl) immer Thema Nummer 1 gewesen. Ich bin nicht Schuld, war das erste was man hörte wenn etwas schief lief.

    Meine Mutter erklärte mir während meine nassen Zeit, dass sie nun wüsste woher meine Sauferei kommt, einmal weil Papa ja so ein schrecklicher Mann war und sie festgestellt hat das in seiner Familie auch ein Säufer ist. Es handelt sich um Verwandtschaft meines Onkels (Bruder von Papa) der in Brasilien lebt. Sie war nicht Schuld. Dass sie übersehen hat, dass es sich nicht um Blutsverwandtschaft handelt sondern um Angeheiratete hat sie großzügig übersehen und hätte sie auch nicht gestört.

    Ich mache da keine Schuldzuweisungen, letztlich habe ich getrunken und kann mich nicht rausreden ich hätte nicht gewusst worauf es hinauslaufen würden. Doch ich wusste es ziemlich früh und habe es nicht gestoppt (stoppen können!?).

    So meine Gedanken dazu als Alkoholiker.


    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • hallo doro,

    jeder suchtkranke hat die wahl,etwas gegen SEINE SUCHT zu unternehmen.jeder hat eine eigenverantwortung für SEIN leben.
    für dich als coabhängige gibt es die wahl etwas für DICH zu tun,richtig.
    alkoholismus ist eine familienkrankheit,die kinder sind leider mitbetroffen.
    aber schuldzuweisungen,warum wieso weshalb helfen niemanden.deshalb ist die schuldfrage für mich nicht relevant.
    du brauchst deinen mann nicht in seine selbstverantwortung entlassen,da du da keine macht drüber hast.
    es mag sein das wenn dein mann mal trocken werden darf von schuldgefühlen geplagt ist,wobei ich denke das er das jetzt auch ist und mit alk eben wegsaufen möchte,aber selbst dann muss ER damit leben,nicht du.
    mit jeder diskussion kommen wir doch immer wieder selbst bei uns an,denn ich kann nur MICH und MEIN leben beeinflussen.ales andere liegt nicht in meiner macht.

    glg kathrin

  • Hallo Kathrin,

    ja, hast schon Recht, es bringt einfach nichts und ist doch irgendwie destruktiv, sich damit zu beschäftigen.
    Ich steiger mich da auch manchmal rein in so Gedankenspiele, die eigentlich gar nichts bringen. Das hab ich hinterher dann auch gemerkt, dass ich mich hier ein bisschen zu sehr festgebissen habe.

    Es ist, wie es ist. Und ich muss damit jetzt klarkommen und das beste draus machen.

    Für mich immer wieder hilfreich sind die Sätze:
    Was kann ich tun? und Tu was.

    Einfach aufhören über Dinge zu grübeln, die man nicht ändern kann.
    Und handeln.

    Dieser Perspektivwechsel ist der Schlüssel zu allem.

    Liebe Grüße
    Doro

  • liebe doro,

    weisst du ,es gibt tage da geht es mir auch so.da will ich alles ergründen,erklären ,verstehen.
    da mach ich mich verrückt.
    am ende komme ich immer wieder an der gleichen stelle an,nämlich bei mir.
    niemand,nichts und gar nichts ausser ich selber kann was tun indem ich immer wieder bei mir bleibe.
    zur zeit hab ich damit ganz stark zu tun und es fällt mir auch nicht leicht.
    annehmen wie es ist,ohne dran zu rütteln,akzeptanz.auch wenns immer wieder schwer ist loszulassen.es klappt,mit jedem mal etwas besser.

    glg kathrin

  • Ja, liebe Doro und liebe Kathrin,
    genau in dieser Ruhe, dieser Akzeptanz dessen was kommen kann und der Annahme liegt das Glück und die Zufriedenheit, liegt die Chance auf schöne Erlebnisse.

    Das Schlimme ist, dass es fast nicht erträglich ist etwas nicht kontrollieren zu können (so geht es mir) einfach zu hoffe, dass doch alles gut wird, wenn die Grundvorausetzungen nicht schlecht sind.

    Einfach zu warten, nichts mit brachialer Gewalt regeln zu wollen. Alles das war mein Leben früher: eher mit Gewalt etwas vorcieren, als abwarten - lieber ein schlechtes Ergebnis als keines, lieber ein negatives Resultat als abwarten.

    Nein - aushalten konnte ich diesen Druck wohl nie... Konnte ich mich nicht aushalten??? Hm, kann ich so nicht beantworten. Aber ich versuche zu lernen. Heftig, schwer und manchmal zum Heulen weil ich etwas tun will und genau weiss, ich würde der Zeit voraus eilen.....

    In mir liegt es .... die Bereitschaft Geschehnisse anzunehmen, aktiv zu sein, aber nicht Ergebnisse provuzieren zu wollen. Dinge ihre Zeit lassen und mich selber dabei aushalten. Den Druck eine Zeit auf den inneren Wunsch warten zu müssen, das Wissen nichts kontrollieren zu können ....

    Ich hatte heute ein Erlebniss der schlimmsten Art: eine traumatisierte Kollegin wurde zurückgeworfen. Sie erlebte einen furchtbaren Tod einer Mitarbeiterin, fand die entsetzliche Leiche und und und heute brach eine Kollegin von uns zusammen und sie war sofort wieder in der Situation von damals. Ein Trauma der grausamsten Art.

    Die Schuldfrage .... die Frage damit umzugehen und Frieden zu finden .... diese zitternde Bündel Mensch wieder zur Ruhe zu bringen und aus dem sinnlosen Bewegen zur Ruhe zu bringen und vor allen Dingen zu vermitteln: es gibt keine Schuld, kein Versagen weil nicht helfen können - sondern nur dafür sorgen dass sie informiert wird und nicht im Unwissen bleibt und ihr Klar machen dass sie fachmännische Hilfe benötigt.

    Niemand hatte Schuld an dem einen Tod und dem anderen Zusammenbruch - meine Kollegin aber ist total aus der Bahn geworfen worden ..... Schuld, ein grausames Wort...... mit oftmals entsetzlicher Bewandniss und Folgen....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Guten Morgen, liebe Kathrin,
    ja ich kenne die 12 Schritte wenn wohl auch nicht auswendig.

    Dieses "kranke" Verhalten hatte vielleicht sogar einmal seine "Berechtigung" und wir "mussten" es für uns leben. Diese Zeiten, liebe Kathrin, haben wir überstanden! Wir haben das grausame Wissen erlangt, dass egal, was wir planen, hoffen oder glauben alles, aber auch wirklich alles, anders kommen kann.

    Warum also brachial das Schicksal in die Knie zwingen zu wollen. Im unpassendsten Moment verknacksen wir uns nämlich das Sprunggelenk ;)

    Natürlich ist es schwer es 24 Stunden am Tag in jeder Lebenslage umzusetzen. Aber wir lernen doch, Situation für Situation, Stück für Stück. Dieses frühere Brachiale hat doch so viel Kraft gekostet, uns so fixiert und dabei für alles andere gelähmt.

    Mensch, ich habe doch den Wald vor Bäumen nicht mehr sehen können. Ja Kathrin, der Staubsauger wäre zu einfach :) und hätte keinen Nutzen, denn hinterher käme wieder Dreck auf unsere Teppiche. Ich denke mal, wir machen die Tiefenreinigung und später legen wir gute Abtretematten vor die Türe.

    Schuldfrage:
    Schau, mittlerweile verfüge ich über zwei Stalker. Ich fragte mich - bin ich schuld, weil ich diese Pappenheimer animiere? Hmmm, nein, den Schuh ziehe ich mir nicht an, denn ich ziehe auch ganz andere, liebenswerte Menschen an. Wer oder was hat nun schuld??

    Keiner....

    aber ....

    Beide diese schlimmen, nervigen, uncharmanten und nicht so hellen Köpfe hat der Vermieter angeschleppt. Einer ist sein Kumpel, der andere sein Untermieter für die Scheune.
    So jetzt bekommt der Schuh der "Marke tritt mich in den Allerwertesten" eine Größe!

    Nein, die Männer hier waren keine Zangengeburten, denen bei der Geburt das Hirn zerquetscht wurde, aber der Vermieter kennt Menschen, die sich mir wie Schmeissfliegen nähern wollen. Somit kommt aus seinem Umfeld einiges an Ungeziefer. Damit kein weiteres zu erwarten ist werde ich mich auch ihm fern halten (nicht ganz einfach, weil er täglich hier auftaucht und Kontakt sucht).

    Hier liegt das Übel nicht in der SCHULD - sondern schlicht und einfach im Umfeld. Nicht mal in meinem, aber meine Schuld wäre es, mich weiterhin solchen Einflüssen auszusetzen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • guten morgen,

    hier ist gerade die sonne eingetroffen,herrlich.
    trotallem bin ich ein nervenbündel,unruhig und mit mir unzufrieden.
    habe letzte woche einen brief an meine ex schwiegers geschrieben.etwas was mir sehr am herzen liegt möchte ich noch klären.es geht dabei um die grabstätte meiner tochter.
    sicher bin ich auch deshalb etwas aufgewühlt.

    daggi,mit der zangengeburt,da musst ich lachen.mein grosser war eine,aha effekt,ist er vielleicht deshalb son bissel anders,lach?

    jetzt geh ich erst mal ne grosse hunderunde,wird mir gut tun und den fellweibern sowieso.

    schönen sonntag glg kathrin

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