vergessen ja,doch verzeihen WIE

  • genau das beschäftigt und verfolgt mich in letzter zeit.
    wenn ich manches erlebte denke vergessen zu haben,verfolgt es mich in träumen,dann wache ich auf und alles ist so präsent.
    wie kann ich verzeihen?
    wie geht ihr damit um und lernt zu verzeihen?
    geht das überhaupt?
    bin dankbar über denkanstösse.

    glg kathrin

  • hallo kathrin,

    ich kann meinem ex nicht verzeihen, kann ihm wenn irgend wie möglich nur vergeben. ich habe keine wut mehr, die hatte ich lange jahre. inzwischen ist er bestandteil meines lebens. das muss ich für mich akzeptieren. was gewesen ist ist vergangenheit, die bilder, träume und erinnerungen von ihm sind inzwischen zum glück mit wenig emmozionen verbunden.ich versuche mich und mein erlebtes zu verarbeiten, je mehr mir das gelingt, desto besser kann ich damit umgehen.

    mein bild von ihm ist ein kranker, bedauenswerter mann, unfähig sein leben zu geniessen. er ist für mich unfähig sich zu helfen.emozionen für ihn hab ich nicht, will ich nicht mehr.manchmal kommt ein wenig mitleid hoch, was ich aber sehr schnell versuche zu unterbinden, da ich ihn sonnst helfen würde als co.das ist aber vorbei ich will das nicht mehr. er will sein leben so und ich lass ihn.ich will nichts mehr von ihm.

    kathrin du musst nicht vergessen oder gar verzeihen. das ist nicht das woran du arbeiten solltest. du musst dir selber versuchen, deine gefühle in den erinnerungen bewust zu werden und versuchen diese gefühle zu hinterfragen. wenn du es schaffst aus einer enormen wut wie ich sie hatte gleichgültigkeit werden zu lassen woran ich arbeite und ich bin ziemlich nah dran, dann kannst du träumen, dich erinnern und die erinnerungen machen dir nichts mehr aus.die wut ist verschwunden und die gleichgültigkeit setzt sich an deren stelle. so bei mir.

    noch mal, verzeihen werd ich nicht können.zu viel ist passiert aber das ist nicht mein bestreben.warum denn auch, was soll mir das bringen? geschehen ist nunmal geschehen. damit mach ich ihn frei von dem was er mir angetan hat und ich bin wieder der liebe gute mensch der alles schluckt. nein kathrin nicht doch.

    mir selber ein gutes gefühl meiner vergangenheit für mein leben aufbauen, das werd ich können.dann kann ich sie annehmen und akzeptieren.er ist mir nicht wichtig. ich bin es für mich.

    das meine gedanken dazu grüße melanie

  • Hallo pandora,

    als ich noch sehr nah an „meinem Alki“ war und an meinem Schmerz, dachte ich auch, dass ich nie verzeihen könnte. Inzwischen ist „er“, wie er sagt, mehr als drei Jahre trocken und ist mir ein sehr guter Freund. Er ist immer für mich da, wenn ich Hilfe oder einen Menschen zum Reden brauche. Er ist fürsorglich, hilfsbereit und verständnisvoll. Und er hat seine Ecken und Kanten, die er sich nun zu leben traut und nicht mehr mit Alkohol zuschüttet.

    Als er „nass“ war, hat er mich mit vielen Dingen verletzt. Diese Verletzungen waren aber auch möglich, weil ich aufgrund meiner eigenen Abhängigkeit zuließ, dass sie geschahen. Ich habe diese Dinge nicht vergessen, aber inzwischen akzeptiert, dass sie geschahen, weil er in seiner Sucht kein „normales“ Maß im Umgang mit mir hatte. Deshalb kann ich sie inzwischen auch verzeihen. Wenn ich mir ein ganz plattes Bild zur Bewältigung meiner damaligen Wut und auch zum Verzeihen vorstelle, dann gehe ich einfach von einer Krankheit aus. Mein Sohn hat mir irgendwann durch Erbrechen meinen besten Mantel ruiniert. Das werde ich nie vergessen, verziehen hab ich ihm längst. Schließlich hatte er eine Magenverstimmung und konnte nicht anders. So ähnlich sehe ich die Handlungsweisen meines Freundes in der Nachschau. Ich werde nicht vergessen, was er mir Negatives veranstaltet hat. Aber verziehen hab ich ihm. Seine Sucht war der Motor für sein Handeln. Inzwischen handelt er anders, „gesünder“. Warum sollte ich meinen Groll und meine Verletzungen weiter am Kochen halten? Was bringt mir das, wenn ich mein Leben zufrieden führen will?

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Pandora,
    mir geht es wie Dir.
    Träume und Erinnerungsfetzen suchen mich heim und ich steh dann da und weiß noch nicht, wohin damit.

    Gerade habe ich mal wieder Weg und Garageneinfahrt freigeschaufelt und wurde dabei so wütend, weil ich alleine bin und mein Mann seit Jahren ausfällt.
    Er hat mir gestern eine mail geschickt und mir mitgeteilt, dass er nach einer sehr intensiven Therapiewoche mit Schwerpunkt "Vater-Kind-Beziehung"sehr traurig ist.
    Ich kann ihm einfach nicht darauf antworten. Ich lass ihn jetzt mal mit seiner Traurigkeit alleine. Ich stelle fest, dass er mir nicht leid tut, sondern dass es mich einfach nur wütend macht.
    Lies mal, was Ette geschrieben hat:

    Zitat

    Inzwischen ist „er“, wie er sagt, mehr als drei Jahre trocken und ist mir ein sehr guter Freund

    Fällt Dir was auf, Pandora?
    "DREI JAHRE".

    Ich bin noch so nah dran an der ganzen Geschichte, ich kann noch nicht vergeben. Trotz meines ganzen Wissens über meine eigene Abhängigkeit etc.

    Ich gestehe mir jetzt einfach mal diese Wut zu und nehme sie an.
    Bisher habe ich sie eher verteufelt und mich für unreif und unfähig gehalten, weil ich so "niedere" Gefühle habe und nicht verzeihen kann.

    ICH KANN ES NOCH NICHT. PUNKT.

    Und schon fühle ich mich befreiter.
    Vielleicht ist der erste Schritt, sich selbst für das "Noch nicht verzeihen können" zu verzeihen.
    Sich nicht anklagen für das, was man fühlt und denkt.
    Es einfach mal so annehmen.
    Sich selbst einfach mal in Ruhe lassen.
    Dann ist man vieleicht irgendwann in der Lage, dem Anderen zu vergeben.

    Liebe Grüße
    Thelma
    Die Zeit wird auch einiges von alleine richten.

  • Hallo Pandora,

    ich habe mich vor ein paar Monaten von meinem Ex (nasser Alkoholiker) getrennt und bin gerade dabei, dies zu verarbeiten. Ich denke in alle Richtungen und suche einen Weg, um für mich an dem Erlebten loszulassen, damit ich mich hier im Jetzt auf mich konzentrieren kann. Der Weg ist steinig. Meine Gefühle und Gedanken führen mich immer wieder in vergangene Zeiten zurück. Ich arbeite am Abnabelungsprozess und dem Schmerz, den ich mir selbst antue, wenn ich mir den Kopf zermartere. Ich kann nur akzeptieren, dass die Dinge passiert sind und auf die Wundheilung der Zeit vertrauen. Gleichzeitig habe ich die Aufgabe, mein Leben so zu gestalten, damit es mir gut geht.

    Ich bin der Meinung, ich muss zuerst vergeben (wie sich das anfühlt und wie es funktioniert, muss jeder für sich herausfinden), um loslassen zu können. Ansonsten trage ich die Kummer-Päckchen inkl. Vorwürfe gegen den Ex-Partner immer mit mir herum und lenke wieder von meinen eigenen Baustellen ab. So hat es mein Ex auch immer gemacht. Um selbst nicht in den Spiegel sehen zu müssen und die Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen, hat er mich als Buhmann hingestellt. Das gleiche gilt für mich.

    Ich habe meinem Ex nach der Trennung aus Wut die Pest an den Hals gewünscht. Aber die hat er ja schon. Ich glaube, es hilft, wenn wir uns immer wieder bewusst machen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und der Betroffene (Alk/Co-Alk), solange Gefangener ist, bis er sich aus den Fesseln der Sucht selbst befreit.

    Die Schmerzen und den Kummer, den wir mit unseren Partnern erlebt haben, haben wir in gewisser Weise auch gebraucht und als Nebenwirkung akzeptiert. Sonst wären wir schon früher gegangen oder hätten uns garnicht erst auf diese Beziehung eingelassen.

    Wie bereits gesagt, von der Reihenfolge sehe ich das Vergeben an erster Stelle, dann kommt das Loslassen, das Vergessen ist kein Muss – es ist auch ein Erfahrungsschatz – wie ein Kind, das sich das erste Mal an Feuer verbrannt hat und dies im Schmerzgedächtnis speichert. Wir brauchen die schlechten Erfahrungen, um aufzuwachen und zu wachsen.

    Einen schönen + leichten Samstag.

    Der Kopfmensch

  • Ich persönlich halte Vergebung für einen elementaren Bestandteil meines Lebens.

    Ich werde durch mein Verhalten schuldig an anderen, sie an mir.
    In welcher Form auch immer, mit Worten oder Taten, mehr oder weniger stark, bewusst oder unbewusst.

    Hier ist Propaganda für Religionen verboten, dies soll auch keine Propaganda sein, sondern dem Verständnis dienen; ich zitiere deshalb einen Vers aus einem christlichen Gebet:

    "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..."

    Das bedeutet für mich, dass ich frei werde von Schuld, im Gegenzug aber auch dazu aufgerufen werde, anderen zu vergeben, die sich an mir schuldig gemacht haben.

    Mit einer Schuld durchs Leben zu laufen, ist bedrückend. Es ist wie eine Last, die wir tragen. Wie gut ist es dann, wenn "man" uns vergibt. Es ist befreiend, erleichternd.

    Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es ebenso bedrückend und belastend ist, wenn wir anderen nicht vergeben. Immer wieder kommen die Bilder und Gedanken in uns hoch, die so schmerzhaft sind.
    Das Prinzip der gegenseitigen Vergebung funktioniert wirklich.

    Es ist relativ einfach, einem anderen Menschen zu vergeben, wenn dieser uns darum bittet, denn das bedeutet, es tut ihm leid, er sieht, dass er uns verletzt hat.
    Sehr sehr schwer ist es, einem Menschen zu vergeben, der es nicht sieht, geschweige denn uns darum bittet. Ich habe es schon oft erlebt.
    Es sitzt in Dir wie ein Stachel, der Dich immer wieder ins Herz sticht.
    Es ist wie eine Fessel, denn solange wir nicht vergeben, solange kommen die Gedanken und Gefühle immer wieder zurück, sie halten uns gefangen.

    Kathrin, Du fragst, wie man das macht.

    Ich habe kein Rezept dafür.

    Aber seit ich mir dieses Prinzip verinnerlicht habe, und wenn ich wirklich vergeben will, dann geht es; wenn auch nicht sofort, aber irgendwann.

    Es gibt eine Begebenheit in meinem Leben, in der ich von einem Freund, dem ich sehr vertraut habe, verraten wurde. Er brach auch in diesem Zusammenhang sofort den Kontakt zu mir ab. Ich weiß bis heute nicht, was geschehen ist, das ihn so handeln ließ, und er hat mich nie dafür um Vergebung gebeten. Ich war maßlos enttäuscht und verletzt. Und allabendlich vor dem Schlafen kamen diese Gedanken hoch in mir und ließen mich grübeln. Sie hielten mich gefangen.
    Ich schrie oft: "Ich WILL Dir vergeben!"
    Es dauerte 10 Monate, bis ich frei davon wurde.

    Ich habe auch meinem Mann alles vergeben, auch wenn ich für vieles nicht um Vergebung gebeten wurde, weil er es anders sieht als ich.
    Aber ich will diese Fessel nicht, sie tut MIR nicht gut. Und darum geht es.
    Um MICH, nicht um den anderen.
    Es ist nicht mein Problem, wenn jemand mit seiner Schuld beladen durchs Leben läuft.
    Aber es ist meine Sache, wenn ich selbst eine Last trage.
    Diese will ich nicht.
    Also vergebe ich.

    Und noch etwas finde ich sehr wichtig:
    In dem Augenblick, in dem ich vergebe, versenke ich diese Last in den tiefsten Tiefen des Meeres, und niemand, auch ich selbst nicht, habe das Recht, sie wieder hoch zu holen. Vergeben ist vergeben, versenkt ist versenkt. Für immer und ewig.

    Das hat nichts damit zu tun, dass wir dies vergessen, denn das geht nicht. Es ist eingebrannt in unseren Erinnerungen, und das ist auch in Ordnung so. Aber ich bin nicht mehr gefangen in ihr. Ich bin frei.

    Es hat auch nichts damit zu tun, dass wir uns alles gefallen lassen sollen und den Märtyrer spielen, mit dem "man" ja alles machen kann.
    Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

    Die Quintessenz:

    Du bittest mich um Vergebung, ich vergebe Dir --> wir lösen die Fessel, die uns beide gefangen hält.
    Du bittest mich um Vergebung, ich vergebe Dir nicht --> Mit Deiner Bitte bist Du frei von der Fessel, ich selbst jedoch nicht.

    Du bittest mich nicht um Vergebung, ich vergebe Dir deshalb auch nicht --> Wir tragen beide weiterhin diese Fessel.

    Du bittest mich nicht um Vergebung, ich vergebe Dir trotzdem --> Ich bin frei, Du nicht.

    So verstehe ich Vergebung und deren Folgen.
    Und so erlebe ich sie immer wieder.

  • Was Du schreibst, ist auch sehr wichtig, Thelma,
    ich will nicht weniger gnädig sein mit mir als mit anderen.
    Oftmals KANN ich einfach nicht sofort vergeben, weil da Wut und Enttäuschung ist. Aber wenn diese verblassen, dann kann ich mich auf den Weg machen und um meiner selbst willen sagen: Ich WILL Dir vergeben (weil es mir dann besser geht).

  • Nachtrag:
    Mir gelingt es schon recht gut, alles, was passiert ist als "Ausgeburt" der Krankheit zu sehen.
    Immer öfter.
    Und der Wille, ihm zu vergeben, ist unbedingt da.
    Auch der Wille, mir zu vergeben.
    Ich stelle immer wieder fest, dass ich den Mann hinter dem Suff liebe.
    Die Momente, in denen die Wut hochkommt, (Stichpunkt Schneeschaufeln), vergehen auch wieder.
    Sie vergehen eben schneller, wenn ich mich dafür NICHT anklage, sondern mir alle "schlechten" Gedanken und Gefühle zugestehe.

    Am meisten stehe ich mir im Weg, wenn ich mich selbst fertigmache.

    Ich muss immer bei mir selbst anfangen. Immer und immer wieder.
    Die Wut auf den Partner ist letztendlich ja auch nur Wut auf mich selbst.

    Wichtiges Thema, danke Pandora

    LG Thelma

  • Zitat von Thelma


    ....wenn ich mich dafür NICHT anklage, sondern mir alle "schlechten" Gedanken und Gefühle zugestehe.

    Am meisten stehe ich mir im Weg, wenn ich mich selbst fertigmache.

    Thelma, wir sind Frauen mit Gefühlen und keine Übermenschen.
    Ja, gestatte sie Dir, alles andere ist doch nur eine Vergewaltigung Deiner selbst. Wir haben schon genug damit zu tun, nach unserem Kopf, und nicht nach dem (suchtgesteuerten) Bauch zu handeln, das ist schwer genug, da müssen wir uns nicht auch noch selbst anklagen.

    Zitat von Thelma


    Wichtiges Thema, danke Pandora

    Da schließe ich mich sofort an und sagen ebenfalls: DANKE für dieses Thema.

  • halllo kathrin,

    im verzeihen und vergeben seh ich wesendliche unterschiede. sehr ähnlich die beiden begriffe. aber doch mit einem grossen unterschied.

    verzeihen ist für mich, dem anderen das anzuerkennen was er gemacht hat indem er sich erklärt.eine erklärung für das alles gibt es nicht, er hat als mensch gehandelt, wenn auch teilweise unter alkohol aber auch teilweise nüchtern.auch wenn die krankheit das alles erklären kann,er hat eine persönlichkeit die dahinter steht. es gibt alkoholiker die es nicht nötig haben das so tu tun wie er.es ist seine persönlichkeit gewesen die ihn so handeln lies. ich bin nicht bereit alles nur aufgrund einer sucht oder krankheit zu entschuldigen.er ist ein mensch und hat mitmenschlich zu leben.ich bin überzäugt, das dieser mensch sich mit einer persönlichkeit hinter dem alkoholismus versteckt. dieser persönlichkeit kann ich es nicht verzeihen aber

    vergeben kann ich ihn unter genau den gesichtspunkten

    zitat
    Hier ist Propaganda für Religionen verboten, dies soll auch keine Propaganda sein, sondern dem Verständnis dienen; ich zitiere deshalb einen Vers aus einem christlichen Gebet:

    "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..."

    Das bedeutet für mich, dass ich frei werde von Schuld, im Gegenzug aber auch dazu aufgerufen werde, anderen zu vergeben, die sich an mir schuldig gemacht haben.

    Mit einer Schuld durchs Leben zu laufen, ist bedrückend. Es ist wie eine Last, die wir tragen. Wie gut ist es dann, wenn "man" uns vergibt. Es ist befreiend, erleichternd.

    das ist mir möglich und lässt mir freiheit.damit bin ich für mich im reinen und macht es mir möglich für mich einen inneren frieden zu bekommen.
    melanie

  • Liebe Pandora,
    na, da hast Du mal wieder "Pandoras Büchse" aufgemacht. Seit langer Zeit habe ich heute nacht mal wieder ganz komisch geträumt.

    Und zwar suchte ich mein Auto und fand es nicht, wusste auch nicht, wo ich es abgestellt hatte. Das Auto bedeutet in der Traumdeutung weiterkommen und sich weiter entwickeln.

    So, ich finde also das Auto nicht - die Weiterentwicklung hängt. Nein, welch ein Zufall, gestern fragte ich mich kurz vor dem Schlafen, warum ich überhaupt noch zuweilen den einen oder anderen Gedanken verliere an diesen Menschen, die Geschehnisse und die Aktionen. Ich habe sie überstanden, sie sind vorbei und begleiten mein Leben nicht mehr.

    Gut, ich weiss es über den Kopf dass es vorbei ist. Aber die vielen Jahre lassen wohl noch den einen oder anderen Gedanken zu - und sei es nur durch ehemalige Gemeinsamkeiten, Orte ect.

    Ich schließe mich Melanie an: Ob ein verzeihen unbedingt nötig ist ist die andere Frage, ich für mich denke mit einem "egal" besser bedient zu sein. Wenn ich ehrlich bin, so ist so viel Farbe mehr in mein Leben gekommen, seit ich eine Beziehung führte die schlecht für mich. Mehr Farbe, als das Leben vor der Beziehung hatte.

    Wohl demonstrativ habe ich mir einen Teppich in Pastellfarben gekauft, der nun das Wohnzimmer wärmer macht. Die anderen Teppich habe ich heute in aller frühe in den Schnee gelegt und abgeklopft. Tierische Arbeit, meine Handgelenke sind lädiert, aber die Farben strahlen nun wieder herrlich - besser als von jedem Staubsauger. Wann wäre mir das früher möglich gewesen? Nie, nie, nie hatte ich so viel Platz für mich und meine Bedürfnisse. Hätte ich dieses Leben und diesen Platz ohne diese Beziehung. Nein! Ich wäre nicht hier gelandet in dieser Region! Ich wäre nicht an diesem Arbeitsplatz gelandet, wo ich Fototorten designen kann - auch wieder mit Farbe spielen.

    Seit ich hier lebe gibt es keinen Tag, an dem ich nicht für irgendetwas dankbar sein kann, was unerwartet passiert oder über etwas, das mich freut. Nein, ich muss ihm nicht verzeihen, ich muss ihm sogar wohl dankbar sein, für das Glück welches ich hier und in mir und um mich herum finden durfte.

    Auch dem was Ette sagt kann ich zustimmen: die Verletzungen geschehen durch jemanden der seine Person lebt, wie sie durch die Sucht geworden ist. Nicht mehr und nicht weniger.

    Wichtig ist für mich einzig und alleine, dass ich mich aus der Suchtbeziehung gelöst habe und es mir gut geht - besser als je zuvor. Spielt der Alkoholkranke da wirklich noch eine massgebliche Rolle? Er ist da ... klar, wie die Schulzeit auch. Auch die Schulzeit war nicht immer schön, aber sie war da.

    Ja, es ist früher viel passiert - was aber interessiert mich das heute, wo meine Teppiche in frohen Farben leuchten, wo ich noch vor habe Fastnachtsküchlen zu backen und vielleicht noch ein paar Berichte schreiben kann (vielleicht auch nicht, dann vielleicht morgen, schon die letzten Wochen wollte ich schreiben und kam nicht dazu... Na und .... dann eben irgendwann....)

    Nein, das was ich jetzt im hohen Alter von 48 Jahren lebe ist mehr als je zuvor auch nur ansatzweise denkbar war.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • danke euch ganz doll,
    ich hab gedacht ich hab vieles schon verarbeitet doch ich bin noch nicht so weit.
    manchesmal klappt es ganz gut,doch gerade heute durch diesen traum weiss ich das ich vieles verdränge.
    den wunsch zu vergeben habe ich.doch ich kann es noch nicht.
    am meisten verletzt hat mich das fremdgehen,da fällt es mir schwer die krankheit alkoholismus vorzuschieben,weil das ja nicht auf jeden zutrifft.
    ich lass das jetzt erstmal sacken.
    meine gedanken sind im moment zu durcheinander.

    danke.glg kathrin

  • hallo dagmar,
    ich find es immer schön von dir zu lesen.
    deine farbenpracht ist auch ein wesendlicher bestandteil in meinem leben. ich hab mir die wände schön bunt gemacht, die kinderzimmer sind mit bildern von mir an die wand bunt angemalt. zum wohlfühlen und gegen das verkümmern.nicht schlimmer als in einer weissen bude zu sitzen und an die weisse wand zu starren, kein reiz, ein nichts, so viel leere.
    mein teppich den ich kaufte ist pertrolfarben. ich war ers skeptisch, so eine farbe ist dann doch ungewohnt. vor allem diese spezielle. am anfang hat er mich sogar aufgeregt. mensch was hab ich mir da blos gekauft.dnaa habe ich die wände einer neuen farbe angenommen, einwenig hier , einbischen da um die farbenharmonie wieder herzustellen. die rote wand war für den teppich zu viel, jetzt ist die wand in einem chappucino und das harmoniert toll. dann noch die tabete mit petrolfarbenen blumen drauf, fertig. inzwischen ist es so toll ich freu mich so darüber.das nennt sich gewöhnung.

    kathrin, durcheinander das bin ich im moment auch. ich versuch mich zu sortieren. hier zu schreiben, so hab ichs schon beschrieben, ist wie eine lawine die ich auslöse. ich muss versuchen das sie mich nicht überrollt. allso langsam. manchmal sietz ich hier und mir dreht der kopf. dann weiss ich ich muss mich entspannen. dadurch das wir uns sehr mit uns selbst auseinandersetzten werden gedanken, gefühle träume wach und sie kommen hoch. ganz normaler prozess und wichtig für die aufarbeitung. das ist ein zeichen, dass wir uns mit uns auseinandersetzten und das ist doch ein gutes zeichen. es geht was.....nach vorne....

    ich drück euch melanie

  • Liebe Pandora,
    erlaube mir mal, Dich als Leidensgenossin in den Arm zu nehmen :) Auch ich wurde munter flockig während der Beziehung betrogen, einfach um sich sicher zu sein eine neue Co an der Angel zu haben. In diesem Fall eine kleine Erleichterung für ihn: Im Gewgensatz zu mir auch jemand, dem das Tröpfchenb schmeckt.

    Oh litt mein Ego. Ich wurde ausgetauscht, ich bin wohl so wenig wert, ach je und schmerzlich war es und überhaupt, ich dachte mein Leben ist nichts mehr. Aber wo war das denn zuvor ein Leben?

    Wo gabe es bei uns Gemeinsamkeiten? Nirgends - mein Leben im Haus, seines in der Kellerbar. Gemeinsamkeiten? Wo denn? Sogar am Weihnachtsabend musste er noch in seinen Keller, dass es wegen dem Alk war begriff ich erst Monate später.

    Mensch Pandora, wie dankbar können wir doch sein, dass uns genau der Schmerz angetan wurde uns auszutauschen! Wärst Du gegangen? Wäre ich gegangen? Ich hätte wohl noch weiter mit mir spielen lassen und selber noch weiter gehofft, ignoriert und wäre unzufrieden gewesen.

    Nein, nicht jeder Alkoholiker geht fremd! Aber auch nicht jeder Alkoholiker hat schon eine toxische Vergiftung. Liebe Kathrin: achtete Dein Partner sich selber, hielt er sich gesund, pflegte er sich? Wenn nein, wie hätte er dann Dich pflegen, wohl behüten bzw. respektvoll behandeln sollen? Glaubst Du wirklich es liegt an Dir, dass Du betrogen wurdest? Mal ganz ehrlich, Kathrin - ob wir mit Mrs. Alk oder Mrs. Real betrogen werden ist doch Jacke wie Hose - Partnerschaft ist beides nicht. Wenn aber Mrs. Alk und Mrs. Real zusammen treffen, dann haben wir die Beste Chance zu gehen. Die Chance auf unser Leben! auch wenn es dauert ....

    Ja, liebe Melanie das Leben zeigt uns zuweilen die vielen Farben, die wir zuvor durch schwarz/weiss nicht mehr sehen konnten.

    Ihr wundert Euch aber nicht "ernsthaft" darüber, dass Ihr durcheinander seid ;) Ist doch nur logisch, dass wir - die wir jahrelang selbstschädigendes Verhalten ausgeübt haben dieses noch gewohnt sind. Es ist doch mehr als natürlich, dass uns jetzt jede Art von Egoismus als fremd, vielleicht sogar als falsch vorkommt oder? Für meine Katzen hatte ich hervorragend gesorgt, für den Lover auch ... für mich wesentlich weniger. Mein Katzenfutter ist first class, meine Lebensmittel waren Sonderangebote. Es spricht nichts gegen das eine oder das andere - aber ausgewogen - jeder muss zum Zug kommen.

    Meine Tiger haben immer noch first class :) Ich nun auch ab und zu :)

    Es fühlt sich plötzlich gut und zufrieden an - Wünsche werden erfüllt (vielleicht erstmalig wahr genommen) somit muss es sich anfühlen wie ein "Durcheinander" oder?

    Also ich für meinen Teil bin hierher marschiert ohne Wohnung (auf der Suche dananch) ohne Job und lebte damals in einem farblosen Gefängnis.

    Für mich ist es normal, dass die Farbe im Haus, das Grün - oder derzeit weiß im Garten - und der Kühlschrank (der nun auch nicht mehr Geld frisst als zuvor!) bei mir ein Durcheinander bewirkt. Vor allen Dingen dachte ich mal, ich könnte ohne mein Gegenüber nicht leben. Nun lebe ich nicht nur, lebe nicht nur gut, sondern fühle mich wohl und glücklich. Wenn das nicht genug Gründe für ein Durcheinander sind :)

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat

    ich bin nicht bereit alles nur aufgrund einer sucht oder krankheit zu entschuldigen.er ist ein mensch und hat mitmenschlich zu leben

    Ich kenne meinen Mann nicht "trocken".
    Ich hab keine Ahnung, wie er sein wird, was an Aggressionen noch da sein wird nach diesen vier Monaten LZT.

    Ich bin echt gespannt.
    So wie er in seinen mails schreibt, am Telefon klingt, ist er mir sehr sympathisch, doch wenn das reale Leben, der Alltag, die Jungs, die Arbeit etc auf ihn prallt, dann wird sich herausstellen, was der Suff war und was Charakter.

    Dagmar, du schreibst, das Auto steht im Traum für Fortkommen und Weiterentwicklung.
    Ich flog heut nacht mit einem Flieger durch die Gegend. :shock:

    Thelma

  • dagmar,
    ich geb dir so viel recht wie ich nur geben kann. ich bin so glücklich das ich mein leben leben kann und darf. das ich es geschafft habe, mir das selbst zu ermöglichen. das macht mich innerlich so stolz. das nimmt mir auch keiner mehr.wie du beschreibst und das ist echt heute noch. kauf ich mir jetzt ein sofa, hab ichs aus meiner kraft für mich kaufen können. hätte ich früher nie gekonnt. jedes mal wenn ich solche erfolgserlebnisse habe, bin ich mir darüber bewusst was ich geschafft habe und das tut mir unglaublich gut im ego.

    thelma, deine hoffnungen in aller ehre, es ist ein guter kampf, die hoffnung stirbt zuletzt. bleib dir immer treu und verlier dich nicht selber, wenns dann nicht geht gehts nicht und du hast dich hier gut gerüstet. mach das draus was für dich das beste ist. ich hoffe für dich es steckt ein guter mensch dahinter.

    ich denke aber immernoch nicht , das der mensch an sich durch den alkohol zum thyran, fremdgeher oder psycho wird oder oder wird, sondern das er von vorneweg eine solche problematik mit sich gebracht hat und durch den alkohol diese persönlichkeiststrukturen sich nur verstärkt haben. oder wie sonnst erklärt man sich denn den griff zum glas und die bereitschaft in den alkoholismus fallen zu lassen. starke menschen brauchen das nicht.

    in diesem sinne grüßle melanie

  • liebe dagmar und liebe meli,dieses schöne gefühl kenne ich auch,aber manchmal kommt da so ein bummerang zurück das ich nicht mal weiss wieso.und vorallem wo er her kommt.
    liebe thelma,ich kenne meinen ex nass und trocken,das sind zwei verschiedene menschen.klingt doof,ist aber so.
    glg kathrin

  • liebe kathrin,
    vielleicht kenn ich meinen ex einfach nur nass und weis nicht wie er trocken ist. in meinem fall ist mir das inzwischen egal....schon weder...aaber es macht mir heute keinerlei unterschiede mehr.

    würd ich in so einer position stehen wie thelma, die mit einer enormen hoffnung da steht, der mann, den sie liebt ist trocken ein anderer mensch, dann wäre es mir nicht egal....dann würd ich mir es so wie thelma auch wünschen. dann würd ich alles was erlebt wurde auf den bösen alkohol schieben und alles ist gut.......hä??????? sorry ziemlch zynisch heute ich hör besser auf......

    liebe thelma, nichts desto trotz, ich wünsch für dich vom innersten meines herzens das du den weg für dich suchst, der dich glücklich macht, ihn für dich findest und hoffe für dich es wird für dich alles gut.....

    lg melanie, die einwenig zynisch ist und bitte nichts für ungut......doch das ist eine meiner meinungen. hab ja auch ne mutter die ist alkoholikerin.die grundpersönlichkeit ist immer die gleiche......wie sie es lebt ist verschieden.....

  • Liebe Pandora,
    ich persönlich kenne schon auch mal den kleinen Rückschlag. Aber für mich konnte ich erfahren, dass der immer das Vorzeichen für die nächste Bewältigung war. Ging es mir heute schlecht, dann war ein weiteres Stück in meiner Hausmauer neu gebaut worden - zuvor ver- und bearbeitet und eingesetzt. Jeder Punkt des Verstehens setzte bei mir zuvor "eigenartige" Gefühle voraus.

    Nass - Trocken - zwei Menschen .... Hm, glaube ich Euch wohl, aber ich denke dennoch, dass eine Grundstörung in der Psyche da war oder derjenige moralisch andere Wertvorstellungen an sich hat als ich selber wenn er fremdgeht, zum Tyrann wird ect.

    Und ich muss nach reichlichem Abstand sagen, das was ich erlebte war viele Jahre ein entgegenkommender hilfsbereiter Mensch. Ich glaube nicht mehr, dass das aus seinem Inneren heraus kam. Ich denke, er übernahm das weil er meinte die Forderung der Umwelt sei so an ihn gestellt. Ich empfinde es so, als ob durch den extremen Alkoholgenuß genau die typischen, ureigenen Persönlichkeiten zum tragen kommen. Keinen Bock auf Verantwortung, auf soziales Verhalten. Und wenn ich mich richtig zurück erinnere, so war es schon immer so, dass Gesetz und soziale Regeln eigentlich keine Rolle spielten. Nur: damals konnte das besser vertuscht werden.

    Auch ich bin der Meinung dass ein Alkoholiker ein Grundproblem hat. Wenn dieses gelöst werden kann besteht eine kleine Hoffnung (sehen wir ja hier im Forum). Aber es darf wohl nie vergessen werden wie groß die Gefahr eines Rückfalles ist. Somit ist also der Partner fast mehr gefordert als der trocken werdende Alkoholiker.

    Der Partner muss ich meiner Meinung nach
    1) eine eigene Persönlichkeit erarbeiten, die alleine existent ist und in keinster Form vom Partner abhängig ist, am besten auch nicht von anderen Menschen
    2) Gute Nerven für die Zeit der Verarbeitung des nun Trockenen, der sich selber finden muss - was sicherlich mit Gefühlsauf- und abs von statten geht.
    3) Die Bereitschaft das gewesene in den Papierkorb zu stecken und neu anzufangen.
    4) Den Alltag komplett neu zu überdenken, Nahrung, Aufenthaltsorte, Freundeskreis ect.

    Das Hauptproblem sehe ich in der Autonomie von zwei Personen, jeder muss selbständig bleiben oder werden. Ich hatte ja anfänglich die Hoffnung, dass mein Ex es schnallt. Dennoch war für mich persönlich klar, es muss eine räumliche Trennung geben damit ich nicht in die Gefahr komme Unterstützung zu bieten, da wo er selber lernen kann selbständig zu werden. Für mich war klar, ich muss selbstverantwortlich alle Belastungen des Lebens alleine durchziehen. Ich sah es so, dass wir uns hätten beide zu selbständigen Personen hätten entwickeln müssen um dann zu sehen, ob es überhaupt noch Gemeinsamkeiten gäbe.

    Liebe "dicke Katze"
    Dir zu verzeihen ist ein Ding, welches auch ich lernen musste. Ich bin nämlich nicht perfekt, ich bin nur ein Mensch und habe das Recht Fehler zu machen, mich traurig zu fühlen oder oder oder. Ich habe das ganz "komisch" gelöst. Ich habe meine Lieblingspuppe, die ich als Kind hatte, neu eingekleidet ;) Habe für mein inneres Kind (für das sie stellvertretend war) gesorgt. Ich habe meine Zwiegespräche geführt und sie sichtbar aufgestellt. Dieses sichtbare erinnerte mich immer daran ein Mensch zu sein, alles ist menschlich, alles kann verziehen werden. Am meisten sich selber! Denn mit dem Bewußtsein irgendwo nicht klar zu kommen ist der Anfang zur Lösung getätigt.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • hallo dagmar,

    schön dich zu lesen,gibt mir den reelen blick zurück den ich wohl manchmal verdränge.
    ich hoffe mein rückschlag hilft mir wieder die richtige richtung zu sehen,ist schon belämmert wenn die gefühle verrückt spielen.
    es ist bestimmt so das gundzüge in einem menschen vorhanden sind und diese gelebt werden wenn die hemmschwelle nicht mehr da ist wie z.bsp. in nasser zeit.
    zur zeit ist in mir so ein durcheinander,aber ich werde da wieder heraus kommen,muss es halt ordnen.nur geht momentan schwer.
    mit vergeben kann ich denke ich mehr anfangen wie verzeihen,das muss ich erst mal verarbeiten.
    ich danke dir
    glg kathrin

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