• Hallo @ all,

    was ist Eure Motivation trocken leben zu wollen?

    Offentsichtlich ist es für mich auch sehr schwierig zu verstehen, dazu motiviert zu werden - bis heute war ich der Meinung es ist mein Wunsch, mein Wille, bei mir fängt es an und bei mir hört es auf.

    die kawi

  • Hallo Kawi

    ..ich weiss nicht,ob ich das Motivation nenne.Das hört sich so an,als ob ich durch irgendwas oder irgendwem vom Trinken abgehalten werden muss.
    Nein,das ist es nicht.
    Ich möchte einfach nicht dahin zurück!Mein letzter nasser Tag und dann die ersten zwei trockenen Tage mit körperl. und seel. Ausfallerscheinungen--nie wieder möchte ich DAS erleben!
    Noch nie vorher ging es mir SO schlecht--die Erinnerung daran reicht!
    Es IST so:bei mir fängt es an-bei mir hört es auf!
    ...und es ist einfach SCHÖN ohne Alkohol!
    Liebe Grüsse
    Backmaus

  • Hallo kawi,

    ich spürte, dass ich am Abgrund stand. Ich konnte diese Droge, das Gift, die Chemikalie, den ALKOHOL, nicht mehr vertragen und den Zustand mit ihm nicht mehr ertragen. Ich empfand meine Situation so, dass ich mich ganz unten befand.

    Aus dieser Hölle wollte ich mich befreien, um wieder leben zu können.

    Entsetzlicher, körperlicher Kater, grauenvoller Psychokater, Isolation mangels verloren gegangener Fähigkeit zur Kommunikation, Verlust des Vertrauens in mich selbst, mangelnde Achtung vor mir selbst, Gedächtnis- und Merkschwächen, insbesondere im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses, mangelnde Konzentration Magen- und Darmprobleme, Aufgedunsenheit, Antriebsschwäche, depressive Verstimmung, ...

    Diese Zustände manifestierten sich in der Endphase meiner nassen Zeit immer deutlicher.

    Zum Glück konnte ich das Elend wenigstens noch wahrnehmen.

    Ich sagte mir, "Ich bin Alkoholiker" und beschloss, mein weiteres Leben in Trockenheit zu leben.

    Ich holte mir Hilfen.

    Schon ziemlich schnell konnte ich feststellen, dass sich einige der o.g. Zustände besserten und schließlich ganz behoben waren.

    Bei manch anderen der o.g. Zustände brauchte es mehr Zeit, das war mir aber auch klar, dass so manches nicht von heute auf morgen behoben worden konnte.

    Mit der Zeit wurde alles immer besser und leichter, ich näherte mich auch meinem eigenen Selbst.

    Meine Wahrnehmung und mein Bewusstsein gewannen wieder an Qualität.

    Mein Gehirn ist heute wieder in der Lage, konzentriert und mit einer gewissen Leichtigkeit auch komplexe Themen mit mehreren Gedankenebenen und Gedankensträngen zu verfolgen und kreativ Eigenes zu produzieren.

    Den Umgang mit meinem Umfeld, mit meinen Mitmenschen kann ich wieder freundlich und offen und kommunikativ leben.

    Und heute ist es so, dass sich immer wieder Türen öffnen auf meinem guten, trockenen Weg.

    Hing ich doch im Suff in Dumpfheit im Sessel und ließ mich vollkommen interessenlos vor der Glotze berieseln.

    Heute bin ich wieder interessiert, neugierig, offen, lebendig, spielerisch...

    Ich bin dankbar dafür, ich bin diesem Forum dankbar dafür.

    Und meine Trockenheitsarbeit sehe ich als Prozess, der fortwährend ist.

    Ich werde immer, jeden Tag achtsam bleiben.

    Liebe Grüße
    -zerfreila

  • Nachtrag

    ...meine Motivation war, aus meinem Elend herauszukommen, mich aus ihm zu befreien.

    Und als ich auf meinem Weg die so deutlichen Besseungen sah, war dies für mich eine weitere, zusätzliche Motivation.

    Und meinen heutigen Zustand zu behalten und nicht wieder an den Alkohol abzugeben, ist mir eine weitere Motivation.

    Und auf meinem weiteren, guten, trockenen Weg weiter zu gehen ist mir Motivation.

    Ich war verwelkt und bin wieder aufgeblüht, und dieser Prozess des Aufblühens darf auch gerne noch weiter gehen.

    LG zerfreila

  • Meine Motivation ist die, dass ich über mich selbst bestimmen will, nicht der Alk. Ich habe hunderte Kämpfe gegen den Alk gefocheten und sie alle verloren. Es kam der Punkt, da wollte ich dann einfach nicht mehr. Hinzu kam, dass ich auch nicht mehr konnte. Ich konnte einfach nicht mehr saufen, obwohl ich Vorrat hatte, es ging nicht in mich hinein, mir lief es aus allen Öffnungen wieder heraus und ich kotzte mir die Seele aus dem Leib. Drei Tage dauerte es, bis ich halbwegs wieder stehen konnte, von geradeaus laufen nicht die Rede. Das war der höllischste kalte Entzug meines Lebens und ich hatte dutzende kalte Entzüge. In diesen Tagen machte es in meinem Schädel *Klick*, ich wusste, es geht nicht so weiter. Schnauze voll gehabt, das war meine erste Motivation. Zwei Monate dauerte es bis ich eine LZT antrat, ich war körperlich fit und fühlte mich sauwohl. Was aber noch auf mich zukommen sollte, wusste ich nicht. Zu der Zeit damals, es war 1981, gab es noch sechs Monate Therapie und ich muss sagen, das war auch bitter nötig. Es führt jetzt zu weit dieses ganze Zeit hier zu erzählen (kommt vielleicht mal Stück für Stück), kann aber sagen, es war die schönste Zeit meines Lebens bis dahin. Viele schöne Jahre sollten folgen. Was will ich sagen? Mit der Zeit schlich sich eine Art Selbstverständlichkeit ein, die nach rund 18 Jahre zum Rückfall führte. So ganz aus heiterem Himmel kam der nicht, meine Motivation war einer Gefälligkeit gewichen, die mich *vergessen* ließ, dass ich Alkoholiker bin. Es lief alles wunderbar, ich hatte zwischenzeitlich sogar geheiratet (meine Exfrau hat mich nur trocken gekannt), die Ehe hielt aber nicht lange, ingesamt 10 Jahre, mit rund drei Jahren Trennungen und hinundher. Zu meinem Rückfall.... Ich dachte mir nichts dabei, so blöd wie sich das anhört, aber es war tatsächlich so, wusste nicht mehr, welche Höllen ich durch schritten hatte. Bei dem Rückfall erlebte ich keinen Absturz, es passierte anfangs gar nichts, nur das ich etwas getrunken hatte. Das lief so fünf Jahre lang recht gut, bis mir mein Suchtgedächtnis ein Schnippchen schlug, es meldete sich wieder. Von dem Tag an wusste ich plötzlich wieder, ich bin doch Alkoholiker. Da wurde es kritisch, mir rasten die Gedanken, wie ich da jetzt wieder raus komme. Es hat gedauert, bis ich einen gescheiten Arzt fand, der mich zur Entgiftung schickte. Da ging ich wieder trocken hin, hatte allerdings auch kaum Entzug, außer im Kopf. Diese Entgiftung motivierte mich wieder meiner Weg als trockener Alkoholiker weiter zu gehen. Jetzt bin ich wieder dreieinhalb Jahre trocken, besuche REGELMÄSSIG eine Gruppe (was ich während der Zeit vor dem Rückfall nicht tat) und fühle mich täglich motiviert. Abgesehen davon habe ich mir etwas aufgebaut, das ich mir nicht durch Saufen kaputt zu machen gedenke. Wohl fühlen motiviert mich. ICH WILL LEBEN.
    Gruß RonaldB

  • Zitat von kawi


    was ist Eure Motivation trocken leben zu wollen?

    Hallo kawi,
    mir geht es da ganz ähnlich wie den Vorrednern: Ich würde es eine Mischung aus der nassen Vergangenheit und der abstinenten Gegenwart nennen. Allein dieser krasse Gegensatz bewirkt - zumindest bei mir - eine Art positive Spannung oder Energie oder eben auch Motivation, so dass es für mich keine Frage ist, welches von beiden ich lieber hätte.
    Das heißt aber noch lange nicht, dass es immer nur einfach wäre. Wollen alleine genügt ja bekanntlich nicht. Dahinter steckt eine ganz schöne Portion Arbeit. Und somit komme ich zu dem Schluss, dass ich mich einerseits Backmaus anschließe und sage "Da will ich nie wieder hin!", andererseits aber auch Ronalds Beitrag, siehe:

    Zitat

    Mit der Zeit schlich sich eine Art Selbstverständlichkeit ein, die nach rund 18 Jahre zum Rückfall führte. So ganz aus heiterem Himmel kam der nicht, meine Motivation war einer Gefälligkeit gewichen, die mich *vergessen* ließ, dass ich Alkoholiker bin.


    mir dick hinter die Löffel schreiben werde.

    LG
    espoir

  • Danke für die Antworten.

    Ich war einwenig irritiert als ich las, dass sich vom Forum versprochen wird: Die Motivation zum Trocknen Leben.

    Vlt. wäre auch eine wichtige Frage was motiviert mich hier im Forum zu sein.

    Also was mich motiviert ist trocken leben zu wollen - das was ich alles geschafft habe, seitdem ich trocken bin.
    Ich habe gelernt mir zu vertrauen – ich weiss was ich kann, auch was ich nicht kann oder auch mag. Ich habe meine Schulden abgebaut, ich habe ein Leben was ich liebe und ich kann mein Leben nüchtern wahrnehmen.
    Ich traue mir zu Verantwortung zu tragen, aber auch Verantwortung abzugeben. Vlt. bin ich für den einen oder anderen mit meiner Auffassung, ein Spießer, aber das interessiert mich nicht, weil es mein Leben ist.
    Ich habe einen tollen Partner gefunden und auch hier arbeite ich (er auch) jeden Tag daran dass wir weiterhin eine tolle Beziehung haben.
    Ja ich bin auch stolz mich diesem zu stellen und dies alles ohne Betäubung, auch wenn nicht immer easy ist.


    Bachmaus

    Zitat

    Ich möchte einfach nicht dahin zurück!Mein letzter nasser Tag und dann die ersten zwei trockenen Tage mit körperl. und seel. Ausfallerscheinungen--nie wieder möchte ich DAS erleben!
    Noch nie vorher ging es mir SO schlecht--die Erinnerung daran reicht!
    Es IST so:bei mir fängt es an-bei mir hört es auf!
    ...und es ist einfach SCHÖN ohne Alkohol!

    Ja das sehe ich auch so – Micha schreibt immer das Schönste kommt noch.

    Karsten

    Zitat

    wer motiviert werden muß, um trocken leben zu wollen, ist wohl noch nicht soweit, weil es nicht von einen selbst kommt.
    Ich brauchte keine Motivation, weil jeder nüchterne Tag, seih er auch noch so mühsam, noch so traurig und einsam, immer noch besser ist, als jeder Tag, den ich getrunken habe.


    Ohne Widerrede, stimmt einfach nur, erlebe ich auch so.

    Zitat

    Hier sollte nicht gefragt werden, warum nüchtern leben, sondern wie?

    Mit offenen Augen und auch Arbeit und auch mit Hilfestellung, aber nur wenn ich dazu bereit bin.


    -zerfreila

    Zitat

    Bei manch anderen der o.g. Zustände brauchte es mehr Zeit, das war mir aber auch klar, dass so manches nicht von heute auf morgen behoben worden konnte.


    Es ist kein Prozess von heute auf morgen, ich musste mich selbst erst kennenlernen.

    Zitat

    Und meine Trockenheitsarbeit sehe ich als Prozess, der fortwährend ist.

    Ja ich denke er darf nicht abgeschlossen sein.


    Susanne

    Zitat

    Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob ich eines sogenannten Tiefpunktes bedurfte. Es mag viele Menschen geben, die das so empfunden haben - für mich war es einfach anders. Für mich war es so, als hätte ich zu mir gefunden und damit eine Hoffnung gesehen, bei mir zu bleiben. Ich weiß nicht, wie ich das besser beschreiben kann. Es war einfach da.

    Nein, ein Tiefpunkt war das nicht. Bewusst nicht.

    Vlt. siehst Du es mit etwas Abstand anders.

    Zitat

    Eine Frage: Ist ein Tiefpunkt zu beschreiben? Ist er negativ besetzt oder eher mit einer plötzlichen Ruhe und positiv?

    Mein Tiefpunkt, war der Gedanke daran, in Selbstmitleid zu zerfliesen und ich hatte nicht den A… in der Hose es zu vollbringen, den Selbstmord.

    Aus heutiger Sicht weiss ich dass es egal gewesen wäre, weil mit jedem Schluck habe ich mich selbst zerstört.


    Zitat

    Ich hätte mich noch lange nicht bei Euch melden sollen. Mir war das viel zu anstrengend. Ich fühlte mich von Außen gefordert und zum Widerspruch gereizt. Das hat sich nun erledigt, dank der Übung.

    Susanne nur an der Aufgabe kann man wachsen, wenn Du willst.


    RonaldB

    Zitat

    Mit der Zeit schlich sich eine Art Selbstverständlichkeit ein, die nach rund 18 Jahre zum Rückfall führte. So ganz aus heiterem Himmel kam der nicht, meine Motivation war einer Gefälligkeit gewichen, die mich *vergessen* ließ, dass ich Alkoholiker bin.


    Mmmh, das war auch meine Motivation mich hier zu anzumelden, ich hatte schlichtweg vergessen, dass 10 Jahre rum waren, mein Mann überraschte mich an diesem Tag – er hatte daran gedacht, ich nicht.

    Zitat

    Diese Entgiftung motivierte mich wieder meiner Weg als trockener Alkoholiker weiter zu gehen. Jetzt bin ich wieder dreieinhalb Jahre trocken, besuche REGELMÄSSIG eine Gruppe (was ich während der Zeit vor dem Rückfall nicht tat) und fühle mich täglich motiviert. Abgesehen davon habe ich mir etwas aufgebaut, das ich mir nicht durch Saufen kaputt zu machen gedenke. Wohl fühlen motiviert mich. ICH WILL LEBEN.

    Mein erster Thread hier hies : ICH WILL LEBEN.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic12432.html


    espoir

    Zitat

    Das heißt aber noch lange nicht, dass es immer nur einfach wäre. Wollen alleine genügt ja bekanntlich nicht. Dahinter steckt eine ganz schöne Portion Arbeit. Und somit komme ich zu dem Schluss, dass ich mich einerseits Backmaus anschließe und sage "Da will ich nie wieder hin!", andererseits aber auch Ronalds Beitrag, siehe:
    Zitat:
    Mit der Zeit schlich sich eine Art Selbstverständlichkeit ein, die nach rund 18 Jahre zum Rückfall führte. So ganz aus heiterem Himmel kam der nicht, meine Motivation war einer Gefälligkeit gewichen, die mich *vergessen* ließ, dass ich Alkoholiker bin.

    mir dick hinter die Löffel schreiben werde.


    Ich mir auch.

    Liebe Grüsse die kawi

  • Guten Abend Susanne,
    danke für Deine Ehrlichkeit.

    Zitat

    dass der Anstoß von Außen kommen kann

    Du kanst hier viel für Dich mitnehmen und dabei würde ich Dich auch gern unterstützen (viele andere auch, denke ich).

    Liebe Grüße die kawi

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