Erwartungs-Spannung

Hallo, Ihr Lieben,

vielen, vielen Dank für euer Dasein.
Ihr glaubt garnicht, was mir das bedeutet, wieviel Kraft mir das gibt. Ich hab gerade in mein TB geschrieben, dass ich Euch gestern gespürt habe(bitte nicht lachen).
Immer wieder kam mir ein an mich gerichteter Post in den Sinn und mir wurde ganz warm ums Herz.
Da sind Menschen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, nur gelesen und gespürt...und die geben mir Kraft.
Wenn mir einer vor Monaten gesagt hätte, er ist so froh, sich mit Menschen in einem Internet-Forum auszutauschen, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt.

Vielleicht ist das Gespür füreinander viel intensiver, WEIL wir nicht abgelenkt sind von der Optik.
Ein Sinn, nein zwei Sinne (das Hören ja auch) fällt quasi weg, dadurch verschärfen sich wahrscheinlich andere Sinne. Vor allem der siebte.
Wir sind gezwungen, hinter das Geschriebene zu blicken/fühlen.
Naja, das nur am Rande.

Der gestrige Tag zog sich unendlich lange hin.
Ich zauberte meinem Mann noch einen großen Blumenstrauss ins Zimmer. Eine Karte hab ich nicht gefunden, egal.
Ich holte ihn erst um 22:15 vom Bahnhof ab.
Dieser Moment war für mich sehr ergreifend.
Ich war den ganzen Tag so nervös und aufgewühlt.
Als er dann vor mir stand, brachen die Dämme...

Wir saßen schließlich noch zwei Stunden zusammen und redeten. Ich konnte mich nicht satt sehen an ihm. Er hat sich wirklich sehr verändert. ER ist viel schlanker, braun gebrannt, erholt, klar, fit und entspannt.

Als ich ihn vor drei Wochen besuchte, fiel mir das nicht so extrem auf. Komisch.

So, jetzt werden wir mal schauen, wie es weitergeht.
Ich bin recht zuversichtlich, dass wir es hinkriegen.

Er will nicht mehr trinken.
Es geht ihm so gut.
Er hat sein Leben mithilfe der LZT von wirklich allen Seiten her beleuchtet.
Er hat sich unwahrscheinlich schonungslos mit sich auseinandergesetzt.

Ein Mann, mit dem er sich in der Klinik anfreundete und der vor zwei Wochen ging, hatte am Samstag einen Rückfall. Sie waren zum Essen verabredet und er kam nicht. Als ihn mein Mann anrief, merkte er gleich, dass sein Freund betrunken war.
Das war der letzte Anti-Kick für meinen Mann. Gerade von DIESEM Freund hätte er es am Wenigsten erwartet. Da will er nie mehr hin. I hope so...
Ich hoffe, dass auch ich ganz ganz gut bei mir bleiben kann.
Ich hab hier so viel gelernt.
Nun die Ärmel hoch und losgelebt.

Äh...bei eventuellen Rückschritten hab ich ja Euch, gell!?!?!?!?

Liebe Grüße

von der für den Moment (so ganz traue ich mir noch nicht über den Weg, aber ein bisschen schon) etwas entspannteren Thelma

hallo Thelma

...bevor ich zur SHG fahre;

Alles Gute für Euch beide!
Nun ist die Zeit des Wiederkennenlernens bestimmt schön!;-)

Liebe Grüsse

Backmaus

Liebe Gotti, Oiseau, Backmaus und Caro (freut mich sehr, die berühmten Caro-Zeilen mit den einzelnen Großbuchstaben-Wörtern hier bei mir zu entdecken ),

Eure Worte gehen runter wie Öl. Ich muss zugeben, dass mir jeder einzelne Beitrag so guttut. Diese geballte Kraft hier im Forum ist unglaublich.

Ihr glaubt garnicht, was das für ein Gefühl ist, nach all den Jahren meinen Mann anzuschauen und in ein klares, geläutertes Gesicht zu blicken. Mich nicht mehr angewidert an ihm vorbeischlängeln zu müssen, innerlich zerrissen von Schmerz, Verzweiflung und ja, Hass.
Nicht mehr vor Scham im Boden zu versinken bei der Vorstellung, irgendjemand aus dem Bekanntenkreis/Nachbarschaft könnte ihn im Garten seiner fertigen Stammkneipe, mit der X-ten Halben vor sich, oder abends in der Tankstelle beim Nachschub besorgen, antreffen.
In seinen schlimmsten Phasen hing er sogar in der Tanke mit den dort üblichen Verdächtigen rum und hielt philosophische Reden (Ditsche lässt grüßen, fehlte nur der Bademantel)...
Nicht in mein Zimmer fliehen zu müssen, wenn ich den Haustürschlüssel höre.
Mich nicht unruhig und schlaflos im Bett herumzuwälzen, weil mich die Bilder meines in der Nacht herumgeisternden Mannes nicht einschlafen lassen. (Er machte schon lange die Nacht zum Tag)
Nicht zittern zu müssen, aus Angst vor der nächsten unkontrollierten Verbalattacke.
Nicht mehr vom Brechreiz übermannt zu werden, wenn ich ihn oder seinen Dunst, den er überall verbreitete, roch.

Nein, ich schaue ihn an und bin stolz.
Ich atme ihn ein und er duftet.
Ich umarme ihn und fühle mich gut.

Das ist ein unglaublich schönes Gefühl.

Ich genieße dann mal weiter...

LG

Thelma

Hallo Thelma,
vorab erst einmal möchte ich Dir sagen,das ich Dir deine Gefühle vom Herzen gönne.

Aber auch ich als trockener Alkoholiker möchte dich davor warnen jetzt alles nur mit der rosaroten Brille zu sehen.

Ich kann dir nur von mir erzählen und werde dieses einmal tun.
Als ich in meiner 2 Langzeittherapie war nahm ich Kontakt zu meiner Ex Freundin auf,es war glaube ich zu Ostern und ist schon fast,na ich müsste Lügen ich glaube es war 1992 soweit ich mich erinnern kann.

Sie hatte mich damals vor die Tür gesetzt,weil ich das Saufen nicht lassen konnte,und wir verloren uns eine Weile aus den Augen.

Ich traf Sie als ich in der LZT war und einen Behördentag gehabt habe um mich nach einer Wohnung umzuschauen,als Sie hörte das ich in der LZT bin und nun bereit war etwas gegen meine Sucht zu unternehmen kamen wir uns wieder näher,und ich brauchte mich auch nicht mehr nach einer Wohnung umschauen,denn Sie bot mir an bis ich etwas passendes gefunden habe wieder bei Ihr einzuziehen

Ich war heilfroh vorerst wieder eine Bleibe zu haben,da ich vor meiner LZT auf der Strasse lebte.

Es hatte den Anschein alles bestens zu laufen,ich fand wieder eine Arbeit und schaute mich nach einer passenden Wohnung für mich um,es lief nur zu gut!

Und eben weil es eben zu gut lief,wurde ich überheblich und hochtrabend und vergaß alles erlernte aus der LZT weil ich es vergessen wollte und meinte siehste watt willste mehr lüppt doch.

Ich fing wieder das Saufen an,zuerst heimlich,und dann unheimlich,natürlich blieb dieses nicht unbemerkt und Sie setzte mich schnurstracks vor die Tür,da war Sie reguros und das war gut so um sich und Ihre Tochter zu schützen.

Warum erzähle ich dir dieses?
Nun ja es sind meine ureigendst gemachten Erfahrungen,und ich möchte dir damit aufzeigen das es auch in diese Richtung laufen könnte was ich Dir nicht wünsche,aber Du solltest davor die Augen nicht verschließen.

Geht es gemeinsam ruhig an,dein Mann wird sich zwangsläufig verändern soweit die Dauer der Trockenheit andauert,meist sind es positive Veränderungen diese werden aber auch meist vom Partner der es nicht anders kennt als nicht so positiv empfunden werden!

Es kommt ein hartes Stück Arbeit auf euch beide zu,und ich wünsche euch die Kraft euren weiteren Lebensweg gemeinsam gehen zu können.

Gruß Andi

Nachtrag:

Es war mal wieder eine meiner zahlreichen Trinkpausen!!

Gruß Andi

Hi Oiseau, Skibird, Andi,

kam es echt so rüber, dass ich ihn und unsere Liebe glorifiziere?

Interessant.

Und vielen Dank für Eure Meinungen. Hmm.
Ich habe eigentlich nicht das Gefühl, mit rosaroter Brille rumzulaufen.
Was ich momentan genieße, ist einfach mein Mann ohne Alk.
Ohne Gestank.
Ohne bedeutungsschwangeres Geschwätz.
Kurz, ohne diese ganzen Begleiterscheinungen des Suffs.

Und ja, er hat auch diese anderen Seiten.
Ich hab mich heute leider auch schn erwischt, dass ich irgendeine dämliche vorfixierte Meldung von mir gegeben habe.
Ich hätte mir gleich danach am liebsten die Zunge abgebissen.

Das wird harte Arbeit.

Ist mir klar.
Er kommt gerade, ich muss aufhören.
Bis später,

Thelma

Sodele,
weiter im Text.
Andi, lieben Dank übrigens für Dein post hier bei mir. Es ist natürlich äußerst hilfreich, hin und wieder mal eine Meinung von der "Gegenseite" zu lesen.
Oiseau schrieb:

Zitat

dass du es anscheinend geschafft hast, trotz der furchtbaren Zeit, die hinter euch liegt, dir eine tiefe Liebe und Zuneigung für deinen Mann zu bewahren.

Weißt du, Oiseau, ich habe meinen Mann die letzten zwei, vor allem das letzte Jahr nur noch gehasst.
Er widerte mich an, usw, schrieb ich ja mehrfach.

Wenn ich es mir recht überlege, stand er ja von Anfang an unter Alkeinfluss.
Ich hab mich anfangs, wie viele, blenden lassen, verharmlost, etc.

Und jetzt kommt die Krux.
Er hätte der absolute Märchenprinz sein können, ich wäre garnicht fähig gewesen, zu lieben, weil ich eine verkorkste Art von Liebe zelebrierte.
Eben eine Liebe im sinne von Beziehungsabhängigkeit, gebunden an Unmengen von Erwartungen und Forderungen meinerseits.
Co-abhängig.
Und nun, nach/während einer sehr intensiven Auseinandersetzung mit mir selbst(hier im Forum), stelle ich fest, dass ich ihn viel besser sein lassen kann.
Wie soll ich es erklären?
Ich hatte imme, solange ich denken kann, Panik vorm Alleinsein, vor der Einsamkeit.
Ich nahm es persönlich, wenn mein Mann (oder frühere Partner) alleine sein wollte(n).
Zog er einen Tag im Gebirge mit einem Freund vor, dachte ich gleich: "Mit mir will er nicht..."
Diese Urangst, vernachlässigt und nicht geliebt zu werden, die in mir war, die ich auf meinen Mann projizierte, war das reinste Seelengefängnis.

Und ich erlebe mich zum ersten Mal in meinem Leben innerlich freier.
Das ist es, was mich gerade so glücklich macht.
Eine Liebe zu mir!!!
Die war so noch nie da!!!
Auch vor dieser Beziehung nicht.
Das empfinde ich wie ein Geschenk.
Und ich spüre diese Leichtigkeit in mir, die mich offener für meine Gefühle zu meinem Mann macht.
Ich bin noch lange nicht da, wo ich hin will.
Ich muss mich nicht mehr so auf ihn konzentrieren, getrieben von meinen Ängsten.
Ab und zu drifte ich wieder hin zu ihm.
Dann kommt der Gedankenstopp:
Lass ihn sein.

Das genieße ich. Ich übe. Und das mit Freude.
Danke, dass Ihr mich immer weiterschubst mit euren Gedanken. Das ist Gold wert.
Ich bleib aufmerksam, bescheiden. Das verspreche ich mir.
Die Liebe ist noch nicht groß, Oiseau, aber zart.

Liebes Julchen, danke auch Dir für dein Dasein. Tut mir echt gut.

So. jetzt muss ich ...
LG

Thelma

Hallo Ihr,
erstmal Tschuldigung, skybird für das "i" statt dem "y".

Liebe Gotti,
das hast Du schön geschrieben. Danke Dir. Tut immer gut, von Dir zu lesen.

Liebes Rüblein, together we are strong, nicht wahr?!
Wir helfen uns da einfach gegenseitig raus aus unseren alten Mustern.
Hauptsache ist doch, dass wir uns nicht selbst fertigmachen, sondern uns langsam aber sicher auf den Weg zu uns selbst machen und dran bleiben.

Kurzes Update:
Bei uns ist so was wie Normalität eingekehrt.
Ich kann es noch garnicht fassen, dass es so locker läuft.
Nicht zuletzt deshalb, weil ich ganz einfach weitermache mit meinem wunderbaren Leben, meiner Freude an mir selbst.
Ich dränge ihn zu nichts , beanspruche ihn nicht, ganz einfach deshalb, weil ich nicht mehr bedürfig bin. Ich weiß, dass ich mit mr selbst gut kann. Hab ich ja lange genug geübt.

Er geht wirklich ganz anders mit den Jungs um.
Er zeigt Interesse, ist geduldig, wie ausgewechstelt.
Er ist TROCKEN, ausgeschlafen, nüchtern.

Haken, wo bist Du?
Vielleicht nirgends?
Es läuft.
Gestern waren wir am Chiemsee, heute nachmittag geht er mit den Dreien Billardspielen und morgen machen wir unsere erste Bergtour 2009, mit anschließendem Rodeln.
Man, ist das spießig
Herrlich.
Wir werden sicherlich nicht die Waltons von Oberbayern werden.(Gute Nacht John-Boy, gute Nacht Großmutter, gute Nacht Mary-Ann, gute Nacht Jim-Bob, gute Nacht Bayern )

Aber dieser Hauch von Normalität und Ruhe tut nach diesen aufreibenden Jahren einfach nur gut.

Liebe Grüße

Thelma