Übergriffe unter Alkohol

  • Hallo! Ich bin seit ca. drei Jahren mit einem Alkoholiker zusammen. Seit ein paar Wochen ist er trocken und will jetzt auch eine Therapie machen. In der nassen Zeit hatten wir viel Streitereien, die auch von seiner Seit- nach meinen Provokationen- in körperliche Auseinandersetzungen arteten. Da ich eine Zeit lang nicht wußte, dass er wieder trinkt, er hatte nämlich eine Zeitlang aufgehört, dachte ich, dass er also auch nüchtern so aggressiv mit gegenüber ist. Jetz ist das alles rausgekommen, dass er immer vorher viel getrunken hatte, wenn unsere Streits so eskaliert sind. Grundsätzlich ist er ein ganz lieber Mensch, dem ich das nie im Leben zugetraut hätte und der es nüchtern wahrscheinlich auch NIE dazu gebracht hätte, mich grob anzufassen. Ich wollte Euch nun fragen, ob ihr im Suff mit Euern Frauen auch schon diese Erfahrungen gemacht habt und Euch jetzt in Eurer trockenen zeit sowas nicht mehr widerfahren ist???? Liegt es wirkch nur an der heruntergesetzten Hemmschwelle, wenn man trinkt? Ich freue mich von Euch zu hören...Danke!Eure pensamentos..

  • Hallo pensamentos

    Es tut mir leid fuer dich das du auch diese Erfahrung machen musstest und hoffe fuer Euch das Dein Freund trocken wird und bleibt. Zu Deiner Frage meine ich das du dir die Antwort selber gegeben hast:

    Grundsätzlich ist er ein ganz lieber Mensch

    Ich selber bin auch gewalttaetig gegen meine Frau geworden, aber nur wenn ich im Vollrausch war, wofuer ich mich sehr schaemte,war aber noch nicht mal in der lage mich am naechsten Tag zu Entschuldigen,
    und egal was sie machte schimpfen oder ins Bett gehen im Rausch war aus meiner Sicht alles falsch was sie tat.

    Niemals wuerde ich ihr Gewalt antun wenn ich nuechtern bin, dafuer Liebe und achte ich sie zu sehr, aber der Suff macht den Menschen unberechenbar.

    PS. Sie sagt auch ich bin ein lieber Ehemann wenn...... und vielleicht habe ich dadurch noch eine Chance.

    Ich wuensche Euch alles Gute

    LG
    Hoffender

  • Liebe pensamentos,
    ich selber bin "nur" Co und somit ist hier meine Antwort "weniger gefragt". Allerdings muss ich Dir sagen - da ich auch jede Menge an Übergriffen erlebt habe - dass das meiner Meinung nach keinesfalls nur am Alkohol liegt.

    Zwar enthemmt dieser, wer aber die Grundpersönlichkeit nicht dazu hat, der tut das auch nicht. Mein Hausarzt (suchterfahren durch Arbeit auf Suchtstationen an Landeskliniken) meinte ganz trocken "ein verklemmter wird übergriffig weil er nun das tut, was er im inneren schon immer wollte.".

    Ich finde Deine Frage interessant, glaube aber nicht, dass der Großteil selber übergriffig wurde, derer, die jetzt trocken sind. Übergriffig heißt für mich trotz NEIN körperlich den anderen zu benutzen. Übergriffig sein bedeutete für mich im Schlaf hochzuschrecken weil trotz getrennter Schlafzimmer plötzlich jemand an mir fummelte ect.

    Ich muss Dir sagen, ich hatte den Eindruck, dass der Mensch, den ich mir einbildete zu lieben gar nicht derjenige war, der er wirklich ist. Die agressive, übergriffige Art, auch mit kriminellen Tendenzen, erschien viel eher seine wahre Persönlichkeit zu sein. Dank Alk wurde alle Erziehung und alle sozialen Grenzen eben eliminiert. Aber diese Wünsche der Grenzüberschreitung, die könnten schon zuvor vorhanden gewesen sein.

    Schön, dass er den Weg in die Trockenheit gewagt hat und super, dass er eine Therampe machen möchte. Denn das dürfte ja das wichtigste überhaupt sein: falsche Mechanismen abzustellen und zu lernen selbstverantwortlich im anerkennen der Grenzen der Mitmenschen, sein Leben zu leben.

    Ich wünsche Euch viel Glück.

    Dagmar

  • Hallo Pensamentos,
    Wir kennen uns ja aus dem Vorstellungsbereich :wink:
    Schön das du jetzt hier bist.
    Also ich kan nur aus meiner Sicht erzählen.Bei mir war und ist es so.
    Das ich noch nie eine Frau geschlagen habe.Egal ob Nüchtern oder besoffen.Aber ich habe mittlerweile gelernt das es nicht nur die Körperliche Gewalt gibt.Sondern vor allem die Seeliche Gewalt und von
    der kan ich mich nicht freisprechen.Will ich aber auch nicht. Ich möchte lernen meine Gefühle ruhig und Sachlich anzusprechen.Aber das gelingt mir nicht immer.Manschmal kommt der Brüllaffe :twisted: in mir noch raus. :roll:
    Aber ich arbeite dran das er nicht wieder die Oberhand gewinnt.
    bis bald
    Günter :wink:

  • Hallo pensamentos,

    ich empfinde immer noch als sehr müßig, mir als Angehörige, die mit sich selbst sooo viel zu tun hat, mir Gedanken darüber zu machen, warum, weshalb und wieso ein Mensch übergriffig wird.

    Wichtiger ist es doch, was Du für Dich daraus machen möchest, daß Du es *ausgehalten* hast, daß er übergriffig wurde, und Deinen Anteil zu betrachten, den Du folgendermaßen beschreibst:

    Zitat

    In der nassen Zeit hatten wir viel Streitereien, die auch von seiner Seit- nach meinen Provokationen- in körperliche Auseinandersetzungen arteten.

    Vielleicht magst Du dazu ja mal in Deinem anderen Thread im Co-Bereich näher drauf eingehen, warum Du es provoziert und zugelassen hast, daß Dein Partner übergriffig wurde?

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Hallo Hoffender,

    wie Du aus den anderen Beiträgen erfahren hast, ist es wohl doch eher so, dass es sicher auch mit der Persönlichkeit zu tun hat. Denn wieso gibt es dann soviel trockene Alk. , die Ihre Frauen nie geschlagen haben? Es kann ja nicht nur der Alkohol sein...Irgendwie glaube ich auch , dass der Alkohol das wahre Gesicht ans Licht bringt. Endlich können sie das machen, wozu sie sich sonst nicht trauen..(siehe Dagmar007- danke Dir dafür, damit könntest Du wirkich Recht haben). Trotzdem denke ich, dass diese Theorie auf meinen Freund nicht zutrifft. Bei anderen mag es so sein, aber es passt einfach nicht zu ihm. Dadurch, dass ich es auch zum Teil selbst durch meine Art provoziert habe, habe ich es ZUM TEIL auch selbst zu verantworten. Näheres schreibe ich dazu im Co-Abhängigen-Forum...

    Um hier noch mal eines klarzustellen: ich meine mit Übergriffen KEINE Vergewaltigung, sondern körperl. Gewalt.

    Danke für Eure Unterstützung

  • Hallo pensamentos

    Ich bin auch nicht grundlos aufgestanden und habe ummich geschlagen ich sagte doch egal was sie tat ich habe es als falsch angesehen z.B. Worte wie: Hoer auf du bist schon total besoffen, oder sie hat meinen Alk weggeschuettet. Dieses wahren dann die Ausloeser. Es tat mir auch sehr leid, aber eben unfaehig daran was zu aendern.

    LG
    Hoffender

  • Ich denke, liebe HOffender,
    Du hast es erkannt und gehst dagegen an. Du gehst mit der Problematik offen um und hast alle Chancen der Welt nicht so zu werden wie beispielsweise mein Partner geworden ist als die Suchtspirale immer enger wurde.

    Ich denke mal, er selber hätte vor fünf Jahren noch den Kopf geschüttelt über die Strafanzeigen, die er bekommen hat, die sexuellen Übergriffe oder die Aussage "das Haus abzufackeln".

    Spät zwar, aber Du bist nicht zu spät aufgewacht und wie in einem Thread zuvor so wunderschön geschrieben wurde: Du hast einen Bruder auf den Verlaß ist und eine Frau, die noch mit Dir spricht, also alle Chancen mit Karacho den Karren rauszukriegen.

    Toi toi toi
    wünscht Dagmar

  • Sicher ist es richtig, dass es vor allem an der Grundpersönlichkeit hängt oder liegt, wie sich jemand im Suff verhält. Dennoch enthemmt Alk auch und gewisse aggressive Tendenzen gibt es bei jedem!

    Wenn ich von mir ausgehe, kann ich sagen, dass ich auch im Suff meiner Freundin gegenüber nicht körperlich aggressiv wurde. Verbal und psychisch sieht es da allerdings schon anders aus. Da konnte ich dann richtig vom Leder ziehen! Und ich bin im nüchternen Zustand nicht unbedingt jemand, der Streit sucht und andere zu beleidigen versucht. Erst recht nicht meine Freundin. Besoffen hab ich`s dennoch gemacht. Der Schritt in Richtung körperlicher Aggression ist dann nicht mehr weit. Zum Glück bin ich zumindest davor verschont geblieben, mich für Schläge oder dergleichen entschuldigen zu müssen....

  • Das ist nachvollziehbar, Thomas. Wobei ich schon Unterschiede sehe in Worten oder Taten. Auch Worte verletzen, dass soll nicht in Frage gestellt werden, dennoch, sagen und tun ist zweierlei.

    Sowie mein Hausarz mir erzählte, lange als die Beziehung beendet war, sprach ich mit ihm über die Suchtbeziehung ist ein Großteil der Alkoholiker nicht so, dass sexuelle oder körperverletzende Aktionen von statten gehen.

    Schön, dass Du den Weg in ein anderes Leben geschafft hast, bevor solche Punkte gekommen wären, mit denen man/frau dann später Probleme haben sollte klar zu kommen.

    Ich denke auch, je mehr passiert ist an extremen Vorfällen, desto schwere ist eine wirkliche Bearbeitung im nüchternen Zustand. Auch mit Hilfe von Therapie ect. Ich weiß nun nicht, was im Gedächtnis bleibt von solchen Vorfällen bzw. was bei 20 Jahren oder mehr Alkoholmissbrauch überhaupt noch vom Hirn erfasst werden kann, aber ich denke, je mehr es ist, desto schwerer einen neuen Weg einzuschlagen.

    Das mit der Agression ist schon gewaltig und für mich als Nichttrinker schwer nach zu vollziehen. Ich denke, da wird ganz viel an Emotionen in die Wut gepackt und an "irgendjemandem" ausgelassen. Vielleicht auch die Wut auf sich selber. Der Partner ist eben im Regelfall derjenige, der am häufigsten in der Nähe des Suchtkranken ist.

    Lieben Gruß von Dagmar

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