• Hallo Leute!

    Kennt ihr dieses "Problem" der abwechselndes Distanz und Nähe?
    Wenn mein Partner aufgrund seines Alkohol-Absturzes wieder depressiv wird, steht mein Telefon nicht mehr still, bis ich antworte. Es gab schon Nächte, da hat er bestimmt über 40 mal angerufen. Von sms will ich gar nicht reden (hunderte...) Er sagt dann immer, wie sehr er mich braucht und dass ich das Wichtigste bin für ihn und "einfach da sein soll".


    Wenn er aber fit ist und ich vielleicht einen schlechten Tag habe, distanziert er sich.

    Das Ganze gibt mir so wenig Sicherheit. Ich weiß nie genau, wodran ich bin.

  • Zitat von karlotta

    Hallo Leute!

    Kennt ihr dieses "Problem" der abwechselndes Distanz und Nähe?
    Wenn mein Partner aufgrund seines Alkohol-Absturzes wieder depressiv wird, steht mein Telefon nicht mehr still, bis ich antworte. Es gab schon Nächte, da hat er bestimmt über 40 mal angerufen. Von sms will ich gar nicht reden (hunderte...) Er sagt dann immer, wie sehr er mich braucht und dass ich das Wichtigste bin für ihn und "einfach da sein soll".


    Wenn er aber fit ist und ich vielleicht einen schlechten Tag habe, distanziert er sich.

    Das Ganze gibt mir so wenig Sicherheit. Ich weiß nie genau, wodran ich bin.

    Hallo Karlotta,

    hmmmm.....wenn dein Alki selbstmitleidig im Brausebrand nach dir verlangt, dann hat das meines Erachtens wenig mit einem echten Bedürfnis nach Nähe zu tun. Viel interessanter ist die Frage, warum du die Nähe für deine Sicherheit brauchst. Vor allem - wie willst du in der Beziehung mit einem abhängig Trinkenden Sicherheit bekommen? Und warum muss ER dir das Gefühl der Sicherheit geben? Ich glaube, das sind die Kernfragen, mit denen wir Co´s uns auseinander setzen sollten.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • ich befürchte, liebe Karlotta, die Antwort aus meinem Leben wird nicht die sein, die Du hören möchtest.

    Während der Schlussphase der Beziehung wirkte es ebenfalls so, als würde mein Expartner spezifisch Nähe suchen. Richtete sogar einen speziellen Platz mit Banner "ich liebe dich" frischen Blumen und Obst und blablabla. Je mehr ich mich distanzierte, desto mehr war er aktiv.

    Um mich ging es jedoch keinesfalls! Kann es nicht, denn wie soll ein kranker Mensch in der Lage sein, einem anderen nachzufühlen oder jemand, der sich selber so wenig schätzt, dass er den eigenen Körper vergiftet, den Körper eines anderen und dessen Seele gesund halten oder werden lassen.....

    Wie soll ein Mensch, der durch Alkohol beständig in Watte gepackt ist (und sei es nur der Restalkohol) und somit nicht in der Realität lebt, ein wirkliches Bewußtsein erlangen und leben?

    Nein Karlotta, im Fall meines Expartners war es schlicht und einfach die Angst vor seiner Zukunft wenn ich mal gegangen bin. Davon mal abgesehen, dass es aufgrund der vielen Tiere die ich betreute fast unmöglich erschien, den geeigneten Wohnraum zu finden befand sich mein Expartner in einer Pseudosicherheit. Diese wollte er durch liebevolles Verhalten noch festigen.

    Als ich dann - von jetzt auf nachher weg war - da zeigte sich dann Wut und Agression, ich würde mal vermuten u. a. als Abreagieren der eigenen Zukunftsängste.

    Liebe Karlotta, ich für mich habe eines lernen müssen: egal, was sich um das Leben eines Alkoholkranken abspielt, ich kann nicht erkennen was gelogen ist und was Wahrheit. Deshalb überzeugen mich persönlich Taten und keine Worte.

    Wenn mir jemand sagt, er braucht mich, dann weiß ich heute, dass es nicht ist weil dieser Mensch mich wert schätzt und respektiert sondern weil er mich "braucht" für seine tägliche Lebensbewältigung.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar, das hast du gut gesagt.
    Auch ich hab ja meinem Mann gesagt, dass seine Worte mich nicht berühren, nur seine Taten. Man kann gar nicht wissen, was wahr ist und was nicht. das weiß der Kranke mit Sicherheit auch nicht. Und von Taten hatte ich gerade wirklich genug.
    GLG
    Gartenarbeit :oops:

  • Weißt Du Gartenarbeit, das Einzige, was mich betrübt ist die Tatsache, dass ich zu meinem Expartner uneingeschränktes Vertrauen hatte. Ich gehe auch davon aus, dass es die ersten Jahre begründet war.

    Was aber dann passiert ist, spottet jeder Beschreibung und noch immer hatte ich ein Gottvertrauen, welches ich zuvor nicht gehabt hatte - zu keinem anderen Menschen. Das ist wohl das, was mich am betroffensten gemacht hat.

    Auch wenn ich weiß, dass das Verhalten in der Sucht nicht persönlich zu nehmen ist, so ist für mich einfach Fakt gewesen, dass das Vertrauen welches ich gegeben hatte mit Füßen getreten wurde. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich diesem Menschen weiterhin trauen könnte. Gut, wir haben NULL Kontakt und somit werde ich nicht in die Gefahr kommen da zu wanken und rückfällig zu werden. Aber ich weiß nicht einmal ob ich in der Lage wäre diesem Menschen zuhören zu wollen (egal ob nass oder trocken) da es mir zu mühsam ist zu überlegen ob wahr oder gelogen....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Nun, das finde ich nun mal einen interessanten Ausgang.

    Ich habe ja nunmehr auf Anrufe und Klingeln nicht reagiert, welches die letzte Woche erfolgt ist - heute erst wieder.

    Vor 30 Minuten erfolgte ein Anruf: ob er mir helfen könne, er verstehe ja dass ich meine Ruhe haben wolle aber.... seine Mütter würde auch ihn nerven, es läge halt im Blut.

    Eine halbe Stunde später: Nun, auch er möchte seine Ruhe. Er würde sich ständig, wenn er zuhause wäre, überlegen was mit mir sei und das wäre nicht gut für ihn (da hat er Recht). Dadurch, dass ich meinen Anrufbeantworter abhöre und nicht reagiere wäre er mir nichts wert (ist leider nicht ganz falsch) somit würde er sich nicht mehr sehen lassen.

    Aber - und das fand ich interessant: ich möge doch bitte zukünftig mein Auto anders parken, auch er würde Miete bezahlen (für seine Scheune) und müsse an- und abliefern.
    War eigentlich noch nie ein Problem, aber das kann ich selbstverständlich in seinem Sinne regeln :)

    Ehrlich gesagt, ich empfand das gerade wie den kleinen Struwelpeter: "Nein, meine Suppe ess ich nicht". Eine solche Extremreaktion zeigt mir jedoch schon, dass es ein ebenso extremer Belagerungszustand war wie die jetzige Reaktion. Also kein gehen in den Ruhezustand, etwas abwarten oder einfach mal geschehen lassen, sondern etwas erzwingen wollen.

    Das erinnert mich ganz dolle an meine Beziehung mit dem alkoholkranken Partner. Wenn wir Krach hatten, so wollte ich partout eine Lösung erreichen, wieder Frieden schließen oder darüber reden - einfach es nicht im Raum stehen lassen.

    Ich empfinde diese Situation als ziemlich gleich und empfinde auch diese Aussage "dann lassen wir es" ebenso wie die Reaktionen des kranken Partners.

    Schon komisch, wie solche Situationen wieder auftreten - auch ausserhalb von Partnerschaften und auch bei Nichtalkoholikern.

    In jedem Fall empfinde ich es für mich so, als ob tatsächlich sehr wohl verstanden wurde dass ich meine Ruhe haben möchte, dieses aber nicht akzeptiert wurde. Das ist übrigens noch unangenehmer, als ich das ursprünglich vermutete. Denn da dachte ich "nur" er versteht das nicht.

    Nun gut, somit ist das Thema geklärt und zeigt mir ganz deutlich, wie froh ich bin gelernt zu haben den Dingen ihren Lauf zu lassen und nichts mehr selber erzwingen zu wollen. Denn dieses egal, was ich dieser Situation gegenüber empfinde habe auch ich früher ausgelöst, wenn ich eine Situation erzwingen wollte.

    Lieben Gruß von Dagmar

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