• Hallo an alle.
    Habe hier viel gelesen und das macht einen sooo traurig, was erwachsene Kinder mitmachen müssen, wenns Elternteil erkrankt ist und ums Leben kämpft, stirbt, etc ...
    Mein Vater hat auch getrunken, er war auch aggressiv; ich kenne ihn nicht anders. Meine Mutter hat sich vor 19 Jahren, da war ich 11, von ihm getrennt und wir sahen ihn nie wieder (Gericht entschied, dass er keinen Umgang haben darf; wir waren 3 Kinder), er zog weg, ich weiss nichtmal ob er noch lebt.
    Heute bin ich selber von einem Alkoholiker getrennt, nach 5 Jahren Beziehung, einer Trennung, einem Versuch. Wir haben einen Sohn zusammen, der ist jetzt 4. Dass ausgerechnet mir das passiert ist, will ich hier nicht erörtern.
    Ich frage mich, ob es besser ist, ein Kleinkind bereits so gut es geht vor dem trinkenden Vater zu bewahren. Mein Sohn reisst sich nicht um Kontakt mit dem Vater und sein Vater versetzt uns immer wieder, ist absolut unzuverlässig, trinkt jeden Abend. Hat sich "offiziell" gegen uns entschieden mit den Worten "ich werde mein Leben lang weiter trinken, dann passt es halt nicht mit uns". Wir haben derzeit keinen Kontakt, wenn dann fragt er nach dem Kind und dann holt er es doch nicht ab...
    Wenn ich hier diese heftigen Geschichten lese, frage ich mich als Mutter jetzt so oft, ob es unzumutbar ist für mein Kind ihm weiter den Kontakt zum Vater zu ermöglichen (zB Ausflüge mit Papa, die nur im Biergarten enden - bei Papa schlafen obwohl der trinkt - er fährt auch noch Auto mit Restfahne morgens, ich weiss nicht ob er das auch mit Kind tut). Ich stelle mir vor , das geht eventuell noch 10 Jahre so weiter, besser wird es vermutlich nicht mit dem Trinken. Ist das Leid eines jugendlichen oder erwachsenen Trinkerkindes nicht unglaublich? Diese Zerrissenheit, die Hoffnung und Verzweiflung; auch die Co-Verhaltensmuster, die man erlernt hat sind gefährlich.
    Soll ein Kind lieber den Papa als "selten da aber wenn dann normal " (zB bei Besuchen nur am Tag oder nur unter Aufsicht) kennen und später in Erinnerung behalten oder ist es eben einfach so, dass Papa so ist und damit muss/will man leben. Immer.
    Was finden die Betroffenen hier, im Nachhinein besser?
    Ich wünschte mir, meine Mutter hätte meinen Vater verlassen als ich 4 war, da war sie schon mal ausgezogen, ließ sich aber wieder überreden und hielt dann noch mal 7 Jahre durch. Lieber eine blasse aber nicht dominierend schlechte Erinnerung als so eine absolut desolate. Denn Liebe und Hass liegen ja dicht beinander in den Empfindungen diesem Elternteil gegenüber.
    Kommt hinzu, dass mein Vater wirklich schrecklich war. Es gibt ja auch nette und harmlose Alkoholiker, wenngleich man sagen kann, Trinker ist Trinker. Beides schlecht für seine Mitmenschen.

    Ist vielleicht eine krasse Frage, aber die antwort, die ich aufgrund meiner Kindheit finde, ist halt irgendwie nicht passend, zu extrem.

    Hiermit meine ich nicht, dass an der Liebe die man trotz allem zu seinen Eltern hat, Zweifel bestehen sollen. Aber die Frage ist, ob man das Leid, dass einem als Kind eines Trinkers zugefügt wurde (und die Schäden womöglich) und wird, lieber nicht in der Form kennengelernt hätte.

    Hoffe auf ein paar Antworten hierzu. Finde die Frage selber hart; aber ich tendiere dazu zu sagen, mein Kind bewahre ich davor... Nur sind ja immer diese Zweifel da.
    Kleine Kinder kann man noch beschützen, die Großen stehen mit Ihrer Entscheidungsfrage alleine da. :(

    Liebe Grüße
    morgan

  • Hallo,

    ich finde es auch am besten, wenn du den selten (überwachten) Umgang mit dem Vater des Kindes ermöglichst.

    Was ich aber ganz, ganz wichtig finde: Kinder, und sind sie noch so klein, spüren sehr viel, d. h. dein Kind wird die Sucht seines Vaters spüren (auch wenn der Vater immer gerade nüchtern sein sollte, wenn dein Kind bei ihm ist), dein Kind wird merken, dass etwas nicht in Ordnung ist, aber nicht verstehen was.

    Für mich ist das Schlimmste an meiner Kindheit, dass nie über den Alkoholismus gesprochen wurde, ich kann es heute noch nicht (im realen Leben). Ich kann nur hier schreiben.

    Damit es deinem Kind nicht so geht, rede mit ihm, aber eben kindgerecht. Jetzt, nicht erst in ein paar Jahren. Vielleicht gibt es irgendwo Tipps, wie man einem Kind so etwas kindgerecht beibringen kann. Dadruch gibst du dem Thema nicht die Chance zum Tabu-Thema zu werden, dadurch wird dein Kleiner sich nicht schämen, weil eben offen mit dem Thema umgegangen wird. Und was ganz wichtig ist, es bewahrt dein Kind davor, sich schuldig zu fühlen. Sehr viele Kinder fühlen sich hier schuldig, an der Sucht der Eltern.

    Aber zum Abschluss noch mal ein dickes Lob: Du überlegst, was für dein Kind am besten ist! Super!!!!!!!!

    Grüße
    Kämpferherz

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo Morgan

    Also für mich als Mutter ist es eigentlich auch klar: lieber selten Kontakt und dann überwacht als ohne Kontrolle! Die Sicherheit des Kindes geht vor.

    Da dein Mann sich eh gegen euch und für den Alk entschieden hat, unzuverlässig ist und offenbar auch völlig verantwortungslos (Fahren unter Alkeinfluss?) behaupte ich, dass er sich irgendwann eh nicht mehr bei euch meldet.

    Aber ich würde mit deinem Sohn das Thema Alkoholsucht auch angehen, altersgerecht einfach. Sie kriegen mehr mit, als man möchte, habe ich vor ein paar Monaten bei meinem damals 2.5 Jahre alten Sohn miterlebt (da hatte die Oma einen Absturz). Ich habe das dann mit ihm auch aufarbeiten müssen und danach verstand er, was passiert ist und fand seine Ruhe wieder.

    Liebe Grüsse
    Jamie

  • Hey, jetzt bin ich aber froh, dass doch 3 Antworten zusammengekommen sind.
    Mein Gefühl sagt mir, dass ich meinem Kleinen das ersparen will. Sein Papa ist jetzt schon körperlich krank - sehr wahrscheinlich aufgrund des Trinkens, trinkt aber dennoch weiter. Ich habe halt Angst, dass wenn ich jetzt den Kontakt zum Vater forciere (dem "armen Papa" nicht alles nehmen wollen und dem Kind seinen Vater nicht entziehen wollen) mein Kleiner dadurch so mit seinem Vater verbunden wird und bleibt, (was der Kleine im Übrigen ja nicht unbedingt will) dass er - spinnen wie seine Trinkerkarriere mal weiter - in zB 10 Jahren miterleben muss, wie sein Papa dahinsiecht. Bei meinem Ex sind gesundheitlich die Probleme aufgetaucht, die sein Vater - auch Trinker - in dem Alter, 30, auch hatte. Der hörte auch nicht auf zu saufen, ging nicht zum Arzt, keine Behandlung, etc - 10 Jahre später starb er elendig an Nierenversagen und sein Sohn, mein Ex, erlebte das als 12jähriger mit!
    Hab Angst, dass mein Kind - wenn er trinkenden Vater miterleben muss weil Mama ihn nicht davor bewahrt - auch irgendwann in diese Rolle gerät, sich schuldig zu fühlen, hilflos, ungeliebt weil trinken wichtiger ist, und Gefahr läuft in die Co-Schiene reinzuwachsen und sich in fragwürdige Verbindungen zu begeben. Mein Vater war auch Trinker und es zog sich durch mein Leben, dass ich mit allen Menschen, die nicht so "normal und fest im Leben" waren, Mitleid hatte, Freundschaften mit "strauchelnden" Menschen suchte, brauchte, dieses typische "ich muss anderen helfen, was ich selber brauche will ich gar nicht wissen (und verliere irgendwann auch die Fähigkeit, das überhaupt zu merken!). Dies ist die eine Gefahr, die ich sehe und die andere ist, dass mein Kleiner selber ein schwieriges Verhältnis zum Trinken bekommt. Eben die zwei Gefahren, denen Trinkerkinder ausgesetzt sind.

    Mein EX wird beaufsichtigte Treffen sicher nichtmal wollen. Ich als Begleitperson würde das auch nicht aushalten, weil natürlich noch Gefühle da sind und ich leide wie ein Hund zur Zeit. Aber die Großeltern wären da. Beim Jugendamt o.Ä. kommt auch nicht in Frage, weil man da ja zu deren Geschäftszeiten hin müsste, was nicht geht.

    Zu dem Trinken (was für Kinder ja fürchterlich stinkt) kommt ja noch hinzu, dass das Kind die üblichen Nebenwirkungen aushalten muss, wie zB Unzuverlässigkeit, Wahrheitsverdreherei bis hin zu lügen, keine Ausgelassenheit und Unkonzentriertheit beim Spielen zB, versetzt werden (ist ganz groß an der Tagesordnung bei seinem Papa), einfach immer nur 2. Geige gegenüber den Saufkumpanen zu sein, die entweder ständig anrufen oder da hocken. Vielleicht auch irgendwann Aggressionen.
    :(

    Primär ist es halt die Angst, dass mein Kind seinen Untergang miterleben muss.


    Es gibt übrigens ein Kinderbuch für Kleinkinder, in dem denen das erklärt wird. Es heisst "Der Schal, der immer länger wurde" und in der Bildergeschichte hat der Papa einen Schal, der immer länger wird, und obwohl er schon drüber stolpert, kann er ihn nicht abnehmen. Werde ich aber nicht kaufen.
    Mein Kleiner sagt "Papa stinkt nach Bier" (reicht schon), und ich hab ihm als er mal gefragt hat "wo geht Essen im Bauch lang?" fragte (süüüüüß) ihm das eben erklärt, und dass der Magen sich dann schnappt was der braucht und der Rest....hingeht. Auch, dass man von Bier so oft rennen muss, weil der Körper das ja nicht braucht, und es ungesund ist, hab ich erzählt. Man kann einem Kind nur nicht erklären, wie Bier auf den Geist wirkt, und warum man zB dann nicht mehr autofahren darf.

    Wenn Papa also beaufsichtigte Besuche nicht will (womit zu rechnen ist!!!) was dann ???
    Mein Kind denkt, der Papa hat uns nicht mehr lieb, will keine Familie mit uns sein und mag die Kumpelfreunde lieber. WAs soll ich ihm denn dazu erklären ????????????? Ich will nicht, dass mein Kind sich ungeliebt fühlt. Und das Papa krank ist, ist das nicht zuviel für einen 4jährigen? Dann wird er sagen "warum geht der dann nicht zum Arzt" - was sagt man dazu?

    Hoffe, ein paar große Kinder hier können sich noch erinnern oder sind selber betroffen und wissen Rat.

    Schöne Grüße
    morgan

  • Hallo Mogan! Es ist sehr berührend, wie viele Gedanken du dir um deinen Sohn machst. Ich will dir nur eine Angst nehmen: Dein Sohn ist nicht ungeliebt - du liebst ihn!!!! Und wie! Und das spürt er! Ich verstehe aber auch, dass du dir Gedanken darüber machst, ob man ihm den Papa entziehen darf oder nicht. Wenn dein Ex so säuft wie du es andeutest, wird er über kurz oder lang keinen Nerv Gedanken mehr an euch verschwenden (können). Und das würde deinem Sohn vielleicht noch viel mehr weh tun, oder? Denn dann wüsste er gar nicht, warum sich Papa nicht mehr meldet. Viellciht wäre es da doch besser, du würdest den Kontakt abbrechen.

    Wie ist es denn mit deiner Ex-Schwiegermutter? Hast du zu der noch Kontakt? Viellicht kann die Oma da einiges wett machen?

    LG tini

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