Ursprünge von Coabhängigkeit, - die liebe Familie?

  • Hallo Kaltblut, finde ich nicht...
    und sicher kann überall was dran sein, nur die Frage ob ich es so möchte oder ob es reicht. Vielleicht bin ich da ein bisschen schwarz weißer geworden im denken...
    und trotz allem ist der Wunsch dahinter das da doch sowas wie eine Familie wäre, bei der ich mich gut und aufgehoben fühlen könnte.
    Ist Sie aber nicht. Fertig.

    K

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Karotte,
    ich hab auch mal drüber nachgedacht über Co-Abhängigkeit und meine Kindheit.

    Ich glaube eigentlich nach wie vor, dass ich wirklich gute Eltern hatte, die mich auch sehr liebevoll behandelt haben.
    Trotzdem: Natürlich gabs auch Mängel.
    Meine Eltern hatten untereinander viel Streit, für den ich mich mitverantwortlich fühlte (natürlich zu Unrecht).
    Außerdem hatte ich oft das Gefühl, es schwer zu haben, beachtet zu werden als jüngstes Geschwisterkind.
    Vielleicht war dieses Lieb-Sein einfach MEINE Strategie, meine Geschwister waren wieder anders.
    Und ich bin voll abgefahren auf die Selbstlosigkeits-Weltanschauung. Sich aufopfern für irgendetwas Gutes - das fand ich in jungen Jahren das Größte. Später hab ich gemerkt, dass mir der Preis doch zu hoch ist.

    So, das waren meine Nachtgedanken zum Thema
    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Karotte,

    ich kann dein Bedürfnis nach Familie nachvollziehen, habe aber das Empfinden, dass du deine Familie so haben möchtest, wie du sie für dich gut empfindest. Es liegt jedoch nicht in deiner Macht, Menschen so zu verändern, dass sie deinen Bedürfnissen entsprechen. Die Realität ist einfach, dass Menschen sind, wie sie sind. Du schreibst, dass du dich in deiner Familie aufgehoben fühlen möchtest. Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich nur dann irgendwo gut aufgehoben fühle, wenn ich es auch alleine tue. Solange ich mich bei mir selbst nicht gut aufgehoben fühle, habe ich alle anderen Beziehungen als mangelhaft empfunden. Ich lese aus deinen Zeilen, dass du nach wie vor in deiner Familie und auch in Beziehung zu Männern ein Anerkanntsein, ein Angenommensein, suchst. Genau das ist ein Teil unserer Co-Abhängigkeit. Familie, Freunde und Partner sollen uns das geben, was wir uns selbst nicht geben können. Deshalb können wir Co´s so schlecht zufrieden sein mit dem, was uns gegeben wird. Es ist uns nie genug und nie so, wie wir es brauchen. Logisch, denn das, was wir in erster Linie brauchen, ist das Annehmen von uns selbst. Solange ich dazu nicht in der Lage war, hatte ich, genau wie du, immer das Gefühl, nicht richtig „aufgehoben“ zu sein. Das Fazit für mich ist folglich: wenn ich mich bei mir selbst nicht richtig aufgehoben fühle, ist es ein aussichtloses Unterfangen, dieses Empfinden im Außen, bei anderen Menschen zu suchen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo, liebe Karotte,
    ich denke, genau das war mein Weg in kranke Beziehungsmuster "mich wohl fühlen zu wollen und zu dürfen". Denn genau dadurch leistete ich und leistete und leistete. Eines habe ich dabei vergessen, der Mensch ist als solches wertvoll. Die einen mehr, die anderen weniger.

    Es gibt hier einen Nachbarn, der mir zum Einzug Hilfe in allen Belangen anbot. Ich kam nie auf diese Hilfe zurück, aber ich schätze den Menschen unwahrscheinlich. Sehr viel später, durch viele Gespräche, musste ich erkennen er ist es gewöhnt Hilfe zu geben und zu geben und zu geben. Ich habe mich gefragt, ob er sich auch vorstellen könnte nur seiner selbst wegen gemocht zu werden.... Ich weiß es nicht....

    Was ich aber weiß ist dass ich mein Umfeld nicht verändern kann, ich kann es jedoch "auswechseln". Wer mir nicht gut tut wird ausgewechselt gegen Menschen die mir gut tun. Familie - was eben nicht geht geht nicht. Wärme, Sympathie und Verständnis muss meiner Meinung nach nicht nur von der Familie kommen. Auch wenn es schön wäre, aber zuweilen geht es eben nicht.

    Davon mal abgesehen muss ich mich Ette anschließen, die Wärme und Ruhe müssen wir in uns finden. Als Kind, da wäre sie wichtig gewesen, um uns zu gesunden Menschen zu erziehen, die auf sich selber achten. In meinem Fall ist das misslungen. Nun aber kann meine Familie dieses Manko nicht aufholen. Ich aber kann es mit meinem nun erwachsenen Hirn versuchen. Ich will einfach dafür selber meine Verantwortung tragen, da diese mir als Kind nicht umsichtig genug gegeben wurde. Schuld dafür gibt es keine, es war so und damit basta.

    Aber es muss nicht so bleiben und ich kann mit mir arbeiten.

    Lieben Gruß von Daggi

  • Zitat


    Genau das ist ein Teil unserer Co-Abhängigkeit. Familie, Freunde und Partner sollen uns das geben, was wir uns selbst nicht geben können. Deshalb können wir Co´s so schlecht zufrieden sein mit dem, was uns gegeben wird. Es ist uns nie genug und nie so, wie wir es brauchen. Logisch, denn das, was wir in erster Linie brauchen, ist das Annehmen von uns selbst. Solange ich dazu nicht in der Lage war, hatte ich, genau wie du, immer das Gefühl, nicht richtig „aufgehoben“ zu sein. Das Fazit für mich ist folglich: wenn ich mich bei mir selbst nicht richtig aufgehoben fühle, ist es ein aussichtloses Unterfangen, dieses Empfinden im Außen, bei anderen Menschen zu suchen.

    Hallo Ette,

    bei diesem Thema geht es an die Ursache der Co-Abhängigkkeit.

    Als Babys sind wir abhängige Wesen, wenn hier unsere Bedürfnisse nicht gestillt werden können, laufen wir leider ein Leben lang hinterher.

    Bei Mutter und Vater fängt es an, ob wir Vertrauen und Selbstliebe entwickeln können.

    Wir waren in diesem Thread schon soweit, dass die Lieb- und Gedankenlosigkeit oder die Gewohnheit, das eigene Erfahrene an seine Kinder weiterzugeben, leider an der Tagesordnung ist, um mich als Eltern nicht hinterfragen zu müssen.

    Den Partner als Ergänzung für eigenes Wachstum zu erkennen, ist die Chance seine eigenen Unzulänglichkeiten zu überwinden, damit wir unsere eigenen Bedürfnisse sowie die von unseren Kindern wahrnehmen und erfüllen können. Wenn ich liebe, egal was, lerne ich gerne dazu, Verhaltensänderungen sind dann, ohne, dass es mir schwer fällt, umzusetzen.

    Das ganze Leben ist ein Prozess indem wir lernen können, mit unseren Gefühlen so zu leben, dass sie mitmenschliche gesunde Verhaltensweisen bewirken.

    Ich war siebzehn Jahre als ich meinen Mann kennen lernte. Wir haben miteinander neue Verhaltensmuster gelernt und umgesetzt, da, was wir in unserer Herkunftsfamilie vorgelebt bekamen, wie viele Gleichaltrige in unserem Lande damals, nicht gerade vorbildlich was "Familienleben" angeht, war.

    Wir versuchten es in Gruppen mit Gleichgesinnten unsere Selbstliebe und unsere Vorstellungen wie wir mit unseren Kindern umgehen wollten, uns gegenseitig zu befruchten. Ich kann für mich sagen, dass sich dieses Zusammentun, für mich, meine Partnerschaft und meine Kinder gelohnt haben.

    Alles was mit Liebe zu tun hat, ist ein Geschenk, das wir uns nicht kaufen können. Dafür öffnen kann sich jede/r. Und Informationen gibt es heute viele.

    Der Wunsch in einer Familie Liebe und Geborgenheit zu erfahren ist berechtigt und sollte eigentlich zum Leben dazugehören. Schade, dass das so wenig stattfindet.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    ich bin mir durchaus bewusst, dass hier die Wurzeln meiner Co-Abhängigkeit sind. Und ja, als Baby sind wir abhängige Wesen, die auf die Eltern angewiesen sind. Trotzdem habe ich für mich erfahren, dass ich durchaus in der Lage bin, von den damals gelegten Defiziten zu genesen. Und zwar dergestalt, dass ich die Verantwortung für mich und meine Gefühle selbst übernehme. Es nützt mir überhaupt nichts, wenn ich immer und immer wieder die Tatsache in den Vordergrund stelle, dass ich als Kind nicht liebevoll genug behandelt worden bin. Diese Tatsache kann ich nicht mehr rückgängig machen oder nachholen. Ich kann aber lernen, mit mir selbst liebevoll und anerkennend umzugehen. Und das auch ganz ohne Partner. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Andern etwas wert bin, wenn ich mir vor allem selbst bin. Und das ist etwas, was NIEMAND für mich tun kann.

    Als Mutter habe ich natürlich in Anbetracht meiner eigenen Defizite die Angst, auch an meinen Sohn die gleichen Defizite weitergegeben zu haben. Weitsicht, ich weiß nicht, wie alt du bist. Mein Sohn ist dreißig Jahre alt und ich habe mit ihm mehrfach über meine Bedenken gesprochen. Weißt du, was er mir dazu gesagt hat? „Mutter, du hast mich so erzogen und behandelt, wie du dachtest, es wäre das beste für mich. Wenn etwas nicht richtig gelaufen ist, ist es nicht mehr deine Verantwortung, dass ich damit klarkomme. Ich bin jetzt erwachsen und kann und muss für mich selber sorgen.“ Das hat mir gezeigt, dass ich, auch wenn vielleicht nicht immer alles optimal gelaufen ist, ich doch auch eine ganze Menge richtig gemacht habe, als mein Sohn noch Kind war.

    Du hast also recht, mit deiner Äußerung, dass es mit Vater und Mutter beginnt, wie wir uns entwickeln. Und du hast recht, dass das Bedürfnis nach dem Eingebunden sein in eine Familie zum Leben dazu gehört. Der Dreh- und Angelpunkt sind wir jedoch selbst. Wenn wir uns ein Leben lang darauf berufen, was in unserer Ursprungsfamilie falsch gelaufen ist, halten wir uns ein Leben lang auf einer Art Kind-Status. Solange wir die Verantwortung für unser Wohlfühlen und unsere Zufriedenheit in allen möglichen äußeren Konstellationen suchen und begründen, sind wir nicht wirklich erwachsen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Zitat


    Es nützt mir überhaupt nichts, wenn ich immer und immer wieder die Tatsache in den Vordergrund stelle, dass ich als Kind nicht liebevoll genug behandelt worden bin. Diese Tatsache kann ich nicht mehr rückgängig machen oder nachholen. Ich kann aber lernen, mit mir selbst liebevoll und anerkennend umzugehen. Und das auch ganz ohne Partner. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Andern etwas wert bin, wenn ich mir vor allem selbst bin. Und das ist etwas, was NIEMAND für mich tun kann.

    Stimmt liebe Ette, diese Tatsache, dass ich nicht so geliebt wurde wie der Alkohol, kann ich nicht rückgängig machen, ich kann und sollte es dennoch betrauern, um zu meinem eigenen Selbst zu finden. Das Hinsehen auf meine Anfänge ist Voraussetzung dafür, um unterscheiden zu lernen was wahre Liebe eigentlich ausmacht.

    Ich glaube hier speist das eine das andere, Selbstliebe wird durch Partnerliebe verstärkt, wie Partnerliebe die Selbstliebe fördern kann. Diese Sehnsucht haben wir alle in uns, diese Ganzheit im FRAU-Mann-Sein zu finden und zu erfahren.


    Zitat


    Als Mutter habe ich natürlich in Anbetracht meiner eigenen Defizite die Angst, auch an meinen Sohn die gleichen Defizite weitergegeben zu haben. Weitsicht, ich weiß nicht, wie alt du bist. Mein Sohn ist dreißig Jahre alt und ich habe mit ihm mehrfach über meine Bedenken gesprochen. Weißt du, was er mir dazu gesagt hat? „Mutter, du hast mich so erzogen und behandelt, wie du dachtest, es wäre das beste für mich. Wenn etwas nicht richtig gelaufen ist, ist es nicht mehr deine Verantwortung, dass ich damit klarkomme. Ich bin jetzt erwachsen und kann und muss für mich selber sorgen.“ Das hat mir gezeigt, dass ich, auch wenn vielleicht nicht immer alles optimal gelaufen ist, ich doch auch eine ganze Menge richtig gemacht habe, als mein Sohn noch Kind war.

    Diese Bedenken und Ängste kommen heute noch ab und zu bei mir hoch, finde ich auch wichtig, dass Eltern sich erinnern und hinterfragen, wie sie mit ihren Kindern umgegangen sind, bzw. heute noch umgehen.
    Ich kann hier bei Dir und mir Übereinstimmung finden was Altersangaben entsprechen, meine KINDER KONNTEN MIR IN Gesprächen meine Defizite gut nahebringen, diese Ehrlichkeit hat mich in meiner Entwicklung Riesenschritte weiterbringen lassen. Dafür bin ich meinen Kindern dankbar. Besonders meiner Tochter, diese forderte mich speziell heraus, mir meine Schattenseiten aufzuzeigen, um mir diese anzusehen, ist ein schmerzhafter Prozess gewesen, der hinterher ein befreiendes Gefühl hinterlassen hat. Wir dadurch heute innige Gefühle füreinander empfinden. Sie fühlt sich von mir ernstgenommen, beide erwachsene Kinder wissen, dass sie sich auf uns, als Eltern verlassen können, mag kommen was will. WIR SIND DA.


    Zitat

    Du hast also recht, mit deiner Äußerung, dass es mit Vater und Mutter beginnt, wie wir uns entwickeln. Und du hast recht, dass das Bedürfnis nach dem Eingebunden sein in eine Familie zum Leben dazu gehört. Der Dreh- und Angelpunkt sind wir jedoch selbst. Wenn wir uns ein Leben lang darauf berufen, was in unserer Ursprungsfamilie falsch gelaufen ist, halten wir uns ein Leben lang auf einer Art Kind-Status. Solange wir die Verantwortung für unser Wohlfühlen und unsere Zufriedenheit in allen möglichen äußeren Konstellationen suchen und begründen, sind wir nicht wirklich erwachsen.

    Hier stimme ich Dir zu, füge noch dazu, dass ich mir meine Eltern ansehen sollte, wie sie wirklich zu mir waren, sie heute nicht verherrlichen muss, sondern durch das Hinsehen können, bewusster und liebevoller mit mir und somit auch mit meinen Kindern umgehen kann, ihnen nicht weitergeben brauche, wie meine Eltern mich erzogen haben. Falls es in Stresssituationen durchgekommen ist, konnte/kann ich mich hinterher reflektieren und wenn nötig bei meinen Kindern, entschuldigen. Das Leben geht vorwärts niemals zurück. Ich bin dankbar, dass damals in den 80er Jahren Möglichkeiten aufgezeigt wurden, wie wir liebevoller unsere Kinder begleiten konnten. Meine Therapie hatte auch vieles dazu beigetragen.
    Erwachsen bin ich, wenn ich nicht mehr mit meinem Schicksal hadere, sondern versuche Tag für Tag dazuzulernen, annehmen kann, was mein MENSCH-SEIN ausmacht und es umsetze.

    Liebe Ette ich lese Dich gerne, kann mir Anregungen mitnehmen, ich wünsche Dir einen erholsamen Tag und, dass Deine Hand gut heilen kann.Fällt mir gerade dazu ein, dass wir unser Leben in eigene Hände nehmen SOWIE zupacken sollten, was uns täglich so herausfordern lässt.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo, ich möchte diesen Thread mal ein Stück nach oben holen. Ich denke hier liegt der Schlüssel für sovieles: Selbstliebe und Selbstbewußtsein. Wenn wir von dort aus gehen sind wir nicht auf die Bestätigung vin Außen angewiesen. Wir gewinnen Zufriedenheit und Stärke. :wink:

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

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