Nach ein paar Tagen schon eine Erkenntnis

  • Hallo Neraa,

    wenn Du im Bereich der Alkoholiker liest, kannst Du erkennen, daß Alkoholismus nicht alleinig an den Werten der Leber oder sonstigen Organen messbar ist!

    Aber wenn es Dir hilft :roll:
    Mein Ex hatte auch völlig intakte Werte trotz täglicher 12-16 halbe Liter Flaschen Bier und einem morgentlichen Restalkohol von über 1...Promille.

    Lieben Gruß
    Susanne

  • Guten Morgen Neraa,

    hmm, eine vertrackte Situation, in der du da steckst, finde ich. Meine erste Frage: Warst du bei dem Arztbesuch dabei? Ansonsten bin ich der Meinung, dass selbst unsere Hausärzte in der Regel wenig Kenntnis über Alkoholismus haben. Mein eigener Hausarzt, den ich wirklich sehr schätze in all seinen Fähigkeiten, macht da keine Ausnahme. Deshalb hatten wir schon öfter mal längere Gespräche, die dieses Thema zum Inhalt hatten. Ich glaube nicht, dass du dich in etwas hineinsteigerst. Der Alkoholkonsum deines Mannes stört dich. Das ist das, was für dich zählen sollte, denke ich. Ich hatte damals immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wenn er trank. Hab mich aber immer wieder „belatschern“ lassen. Irgendwann war es nicht mehr zu verbergen, dass er rückfällig war und als es dann endlich heraus war, war es für mich eine Art Erleichterung. Denn ich habe festgestellt, dass ich meinen Gefühlen diesbezüglich trauen kann.

    Andererseits, wenn ich lese, dass sich dein Mann zum einen Mühe gibt, sich wieder mehr mit der Familie zu befassen, auf der anderen Seite aber Bier trinkt, wenn es auch alkoholfrei ist und nur zwischendurch normales, dann habe ich so meine Bedenken, trotz normaler Leberwerte. Aber ich bin eben keine Ärztin, denke aber, dass sich Alkoholabhängigkeit nicht nur an Leberwerten festmachen lässt.

    Zudem lese ich aus deinen Zeilen, dass du letztendlich nicht genau weißt, was du in dieser Beziehung eigentlich erreichen möchtest bzw. ob überhaupt noch genug Gefühle vorhanden sind, sie aufrecht zu erhalten. Eine Paartherapie und auch deine eigene Therapie können dir sicherlich helfen, für dich hier Klarheit zu finden. Dazu ist es aber auch erforderlich, dass du den Fokus auf dich selbst richtest. Ich kann verstehen, dass du es als ungerecht empfindest, dass du nun an dir arbeiten sollst und es für deinen Mann ausreichend erscheint, deutlich weniger zu trinken. Bei seinem Trinkverhalten fällt mir als erstes „ruhig stellen“ ein. Aber das ist nur MEIN Eindruck. Deine eigene Therapie, dein an dir arbeiten birgt doch für dich den Vorteil der Weiterentwicklung. Du darfst und kannst an dir arbeiten. Das kann für dich nur positiv sein, egal, aus welchen Gründen du sie jetzt beginnst. Vielleicht ergeben sich dann weitere Schritte ganz von allein.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Neraa,

    ich glaube nicht, dass du dich in etwas hineinsteigerst. Du steckst schon sehr tief drin.
    Deine Gedanken kann ich alle noch sehr gut nachempfinden, war es bei mir doch genauso. Wie oft hat mein Mann solche -- ich sag mal Trinkpausen --- gemacht, um mich zufriedenzustellen. Mich hinzuziehen. Zu Beruhigen.
    Jedesmal bin ich wieder hereingefallen.
    Die Bemerkung der Ärztin kann ich richtig hören. Solche Aussagen habe ich auch zur Genüge bekommen. Von verschiedenen Seiten.
    Nur hat es weder mir noch ihm geholfen. Die Krankheit ging weiter.
    Was ich auch gefährlich erachte ist, dass dein Mann jetzt noch Antidepressiva nimmt, aber ja auch Alkohol trinkt. Wenn auch nur in Maßen ist das aber schon gefährlich. Vor allem beim Autofahren.

    Ganz egal, wichtig für dich ist, dir Hilfe zu holen. Mir hat die SHG am Anfang sehr geholfen, besonders eine Frau, mit der ich mich auch privat getroffen habe. Und dann hat mir meine Therapie ganz viel Stärke gegeben.

    Ich wünsche dir alles Gute und schicke dir ganz viel Kraft!
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Ihr drei,

    bin ich Euch dankbar für Eure Antworten!!!

    Überzeugt hat mich die Ärztin auch nicht und gesucht und gelesen habe ich hier auch schon nach passenden Antworten und Erklärungen. Ich habe auch etwas gefunden, konnte es allerdings nicht wirklich genau auf uns beziehn und daher war ich doch etwas verunsichert.

    Ich sehe jetzt einfach alle Chancen auf eine Einsicht meines Mannes schwinden. Die Antidepressiva haben mir auch Angst gemacht, aber ich muß sagen, sie scheinen ihm im Moment gut zu bekommen, er hat, seit dem er sie nimmt nicht ein einziges Mal geschimpft, das ist schon ganz unnatürlich.

    Ich selber hatte heute mein Erstgespräch bei der Thera und denke daß das der richtige Weg ist. Ich springe in den letzten Wochen jeden Tag zwischen meinen Entscheidungen hin und her. An einem Tag bin ich mir sicher mich zu trennen und am nächsten Tag ist alles wieder anders. Daß habe ich heute auch dem Therapeuten gesagt.

    Außerdem habe ich am Wochenende mit meinen Eltern geredet und ihnen gesagt, daß ich mit dem Gedanken spiele mich von meinem Mann zu trennen und daß ich davon ausgehe, daß er ein Alkoholiker ist.

    Also, ich arbeite an mir, und ich denke, daß es eigentlich mitlerweile auch egal ist, ob mein Mann ein Alkoholiker ist oder nicht. Ich versuche mich jetzt einfach nur auf meine Bedürfnisse zu konzentrieren.

    Allerdings hat es schon sehr weh getan quasi als hysterische Ehefrau hingestellt zu werden.

    Nochmals vielen Dank für Eure Antworten

    Liebe Grüße

    Neraa

  • Liebe Neraa,

    Zitat

    An einem Tag bin ich mir sicher mich zu trennen und am nächsten Tag ist alles wieder anders


    das kenne ich von mir auch zu gut!
    Seit ich mich mehr auf mich selbst konzentriere, werden diese Gedanken weniger. Es ist für mich auch nicht unbedingt die Lösung des Problems; Tennung oder nicht.
    Ich muss versuchen, mit mir im Reinen zu sein und meine Zufriedenheit aus mir zu *ziehen*.
    Manchmal klappt es schon ganz gut.
    Wünsche dir viel Kraft für deinen Weg.
    LG.Rosita

  • Hallo Rosita,

    entschuldige, daß ich Dir jetzt erst antworte.

    Auch über Deine Antwort bin ich Dir sehr dankbar.

    Ich habe in den letzten Tagen ein Buch gelesen: "Ich liebe Dich nicht, wenn Du mich liebst", dieses Buch hat sehr gut in Worte gefaßt, was in meinem Kopf herum geht.
    Es stellt eine ungleiche Beziehung in zwei Parteien dar. Es gibt eine unterlege Partei, die mehr liebt und eine Überlegene, die weniger liebt.
    Zwar konnte ich unsere Situation auch in diesem Buch nicht genau wiederfinden, da ich eigentlich glaube, beide Parteien in den letzten Jahren inne gehabt zu haben. Aber ich konnte auf viele Fragen antworten finden und eine Erklärung, warum es bei uns zu dieser Situation kam.

    Ich war quasi in der liebes Beziehung der Überlegene aber in der Partnerschaftlichen Beziehung die Unterlege, sollte aber trotzdem die ganze Verantwortung tragen und alle Aufgaben und Entscheidungen übernehmen.
    Dadurch daß mein Mann sich unterlegen fühlte hat er sich zwar auf der einen Seite vollkommen mir überlassen auf der anderen Seite allerdings sein Dominantes Verhalten und seine Wut an mir ausgelassen.
    Dadurch daß ich mich eigentlich unterlegen fühlte habe ich mich nur nach seinen Bedürfnissen gerichtet und bin deshalb immer mit meinen eigenen und den Ansprüchen der Mädchen und der anderen kollidiert.

    Gestern habe ich versucht meinem Mann den Inhalt des Buches zu erklären und dadurch begannen wir ein Gespräch zu führen, in dem ich ihm erklären konnte, warum ich mich über die Aussage der Ärtzin und über seine Reaktion so aufgeregt habe.

    Ich habe ihm gesagt, daß ich befürchte, daß er sich jetzt in Sicherheit wähnt und meint das Thema Alkohol wäre für ihn erledigt.

    Er sagte, daß ich offenbar garnicht wüßte, was ein Alkoholiker ist, daß er dann Täglich Alkohol bräuchte. Darraufhin habe ich ihm erklärt, daß er der jenige ist, der sich mit der Problemmatik nicht genug auskennt. Ich habe ihm einige Beispiele aufgezählt, die ich hier gelesen habe, und ihm gesagt, daß ich Angst habe, daß irgend wann der Frustfaktor bei ihm wieder so hoch ist und er deswegen rückfällig wird, oder aber, er sich in Sicherheit wiegt und wieder anfängt regelmäßig Bier zu trinken und dann irgendwann auch wieder die harten Sachen und dann wieder nicht auf mich hört, wenn ich ihn auf die Gefahr hinweise. Und ich habe ihm gesagt, daß ich diesen Kampf nicht noch einmal führen kann.

    Da er im Moment sieht wie schlecht es mir geht ( ich glaube im Moment habe ich meinen absoluten Tiefpunkt) denkt er sehr viel über unsere Situation nach und es tut ihm wirklich furchtbar leid und auch er fängt an zu verstehen, was er mir zugemutet hat, und worin meine Angst liegt.

    Er scheint bereit zu sein ernsthaft an unserer beziehung zu arbeiten und hat sich somit bereit erklärt auch über diesen Aspekt nachzudenken.

    Im Moment liest er gerade dieses Buch, und ich habe jetzt wirklich die Hoffnung, daß wir unsere Probleme in den Griff bekommen.

    Durch meine Überlegenheit habe ich ihn in den Frust getrieben und er hat seine Hilflosigkeit in seiner Agression und dem Alkohol ausgelebt. Wenn wir also an unserer Instabilen Beziehung arbeite, besteht die Möglichkeit unsere Probleme für die Zukunft langfristig in den Griff zu bekommen.

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