Nach ein paar Tagen schon eine Erkenntnis

  • Hallo Mauve,

    freut mich, daß Ihr so einen schönen Tag hattet.

    Auch bei uns scheint es noch einen Tag ohne Alkohol zu geben.

    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und hoffe für Euch, daß Dein Mann den morgigen Tag genauso eisern und stark durhsteht,

    LG Neraa

  • Aus dem Tag ohne Alkohol ist leider doch nichts geworden.

    Mein Mann hat gestern gesehen, daß ich hier im Forum gelesen habe und hat daraufhin aus trotz eine Flasche Bier getrunken, weil ich ihm nicht sagen wollte, was ich hier tue.

    Später als die Mädels im Bett waren, haben wir uns darüber unterhalten und ich habe ihm gesagt, daß ich davon ausgegangen bin, daß von ihm eine negative Reaktion kommen würde.
    Die kam ja auch im ersten Moment:" Mußt Du Deinen Seelenquatsch da ausbreiten!"

    Ich habe ihm gesagt, daß ich doch irgendwo hinmuß, mit meinen Gedanken, daß ich ja sonst keine Möglichkeit habe mit irgendjemanden zu sprechen.

    Er hätte mir doch versprochen, daß er sich jetzt unter Kontrolle hätte und er könne nicht verstehen, warum ich mich nicht einfach wieder normal verhalten würde, ich würde mich da total hineinsteigern.

    Darrauf habe ich ihm gesagt, daß ich das auch weiß und ich mich gerade deswegen hier angemeldet habe, damit mir jemand helfen kann meine Gefühle und Gedanken zu ordnen.

    Er hält weiter daran fest, daß er kein Alkoholproblem hat, ich würde mit Gewalt versuchen ihm das zu unterstellen.
    Ich habe von ihm einen Beweis verlangt, habe ihm gesagt, ich hätte Angst, daß wir wieder dahin kommen, wo wir im Dezember waren und ich solange er mir nicht das Gegenteil beweist, ich nicht alleine auf seine Versprechungen vertrauen kann.

  • Hallo Neraa,

    Zitat

    Das ist wohl das größte Problem, warum kann ich meine eigenen Gefühle nicht kontrollieren?
    Ich treibe einfach ziellos hin und her, und bekomme wegen so einem Mist Panikattaken.

    Dies ist auch eine Frage, die ich mir als Co-Abhängige nur mit einem Satz beantworten kann: *Ich bin auch krank!*
    So, wie ein Alkoholiker seine Gedanken nur auf sein Suchtmittel richten kann/muß, so sind meine Gedanken auf mein Suchtmittel, meinen Partner fixiert.
    Dein zieloses Treiben sieht für mich gar nicht so *ziellos* aus,denn Dein Fokus in Deinen Beiträgen richtet sich immer auf Deinen Partner.

    Was tust Du, damit es Dir gut geht? Unabhängig von Ihm?

    Noch kurz dazu:

    Zitat

    Er hätte mir doch versprochen, daß er sich jetzt unter Kontrolle hätte und er könne nicht verstehen, warum ich mich nicht einfach wieder normal verhalten würde, ich würde mich da total hineinsteigern.

    Dies ist unter anderem ein Versuch, der nicht unbekannt ist. Wir schreiben hier darüber als *Co-Knöpfe*, die viele abhängige Partner nutzen, um die Suchtspirale am Laufen zu lassen, nicht die Selbstverantwortung zu tragen, sondern wegzuschieben, den schwarzen Peter zuzuschieben etc.

    Deine Gedanken/Gefühle sind ver-rückt, aber sind sie dies zu unrecht? Nein, denn Du bist ein Teil dieser kranken Verbindung, denn solange Du Dir nicht wichtig bist, daß Du Dir im Klaren bist, was Du für Dein Leben möchtest, wird er auch die Chance haben, in Dir solche Gefühle zu wecken.

    Er sieht nicht ein, daß er ein Alkoholproblem hat. Was möchtest Du? Möchtest Du so mit ihm weiterleben? Dich stört sein Alkoholkonsum, also auf welche *Absolution* von ihm wartest Du? Du bestimmst über Dein Leben!!!

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Hallo Käferchen,

    Nein!! Ich möchte nicht so weiterleben.

    Was möchte ich: Ich möchte ein glückliches Leben, ich möchte wieder genauso fröhlich durchs Leben gehen und mit meinen Kindern Spaß haben und glücksich sein, wie vor drei Jahren.

    Schon wegen meiner Mädels ( ich glaube meine jüngste kennt mich schon garnicht mehr so) möchte ich wieder die alte werden.

    Nur die Gefühle zu meinem Mann stehen mir dabei im Weg.
    Gestern und heute hatten wir ein sehr gutes Gaspräch und er hat für alle meine Sorgen Verständnis gezeigt.

    Er kann so ein lieber Ehemann sein. ( wenn er nicht trinkt)

    Einerseits habe ich die Hoffnung, daß alles wieder gut wird.
    Andererseits denke ich an die Auswirkungen auf meine Mädchen ( auf die, wenn ich bleibe, aber auch auf die, die evtl. Folgen, wenn ich gehe)

    Und dann denke ich an mich, aber das rückt irgendwie immer wieder in den Hintergrund.

    Ein bißchen tue ich für mich.
    Ich gehe ab und an mit anderen Müttern essen.
    Ich habe meine Aufgaben, die ich in der Schule angenommen habe und wirklich gerne mache nicht aufgegeben.( das habe ich einige Male überlegt)

    Aber ich muß zugeben, ich habe gerade vor gut einem Monat etwas sehr wichtiges für mich aufgegeben.
    Ich habe vor zwei Wochen meine Teilzeitstelle verloren und habe die Gelegenheit gleich im Anschluß etwas neues anzufangen abgelehnt, weil ich mich total überfordert fühlte an zwei bis drei Nachmittagen die Woche zu arbeiten und anschließend noch mit den Mädchen Hausaufgaben zu machen, für Arbeiten zu lernen und allen dreien aufmerksam zuzuhören, wenn sie mir von ihrem Tag und ihren Problemen erzählen.

    Ich denke, daß war ein Fehler, da ich dadurch viel raus und auf andere Gedanken kam. Aber auch hier habe ich solche Panikattaken bekommen, daß ich mich Tagelang nur damit auseinandersetzen konnte.
    Nachdem ich die Stelle abgesagt habe, fühlte ich mich sehr viel besser.
    Und ich erhoffe mir dadurch auch etwas mehr Ruhe für mich, weil ich das Gefühl habe nie wirklich Zeit für mich zu haben.

  • Hallo Neraa,


    Zitat

    Nein!! Ich möchte nicht so weiterleben.

    Nur Du kannst es ändern!

    Zitat

    Was möchte ich: Ich möchte ein glückliches Leben, ich möchte wieder genauso fröhlich durchs Leben gehen und mit meinen Kindern Spaß haben und glücksich sein, wie vor drei Jahren.

    Dann hole Dir Dein Glück, aber nicht zurück, denn dies kannst Du nicht. Du kannst Dir nur wieder ein neues Glück verschaffen, nämlich für Dich!

    Zitat

    Schon wegen meiner Mädels ( ich glaube meine jüngste kennt mich schon garnicht mehr so) möchte ich wieder die alte werden.

    Deine Kinder haben auch ein Recht darauf, Dich als *gesunde* Mami zu erleben. Ich weiß, wovon ich spreche, denn meine 2 Kinder haben mich im letzten Jahr nur noch auf dem Zahnfleisch kriechen sehen. Und dies hinterläßt großen Schaden bei den Kindern, denn ich war für sie nicht mehr handlungsfähig!


    Zitat

    Er kann so ein lieber Ehemann sein. ( wenn er nicht trinkt)

    Neraa, Du kannst ihn aber nicht aufteilen in *nicht trinkend und trinkend*. Dein Mann ist krank, und nur, wenn er etwas bewußt für seine Krankheit tut und sie damit nur stoppt, nur dann kann es wieder besser werden. Aber darauf gibt es nie eine Garantie.
    Die Hoffnung von uns Angehörigen, daß sie so bleiben, so lieb, wie in der nicht trinkenden Zeit, ist da, verblendet uns nur zu oft den Weg, daß jeder Rückfall auch in uns immer mehr an Kraft, an Mut zu gehen, kaputtmacht! Nur ein krasser Bruch mit allem alten Verhaltensmustern kann diese Krankheit, der Familienkrankheit stoppen! Und dazu gehören nunmal auch wir Angehörigen!!!!

    Zitat

    Einerseits habe ich die Hoffnung, daß alles wieder gut wird.
    Andererseits denke ich an die Auswirkungen auf meine Mädchen ( auf die, wenn ich bleibe, aber auch auf die, die evtl. Folgen, wenn ich gehe)

    Dies kann ich verstehen, habe ich auch zu lange vermeintlich gedacht, eine Trennung würde größeren Schaden anrichten, aber erst heute, nach der Trennung, habe ich begriffen, welchen Schaden ein trinkender Teil in der Familie bei den Kindern anrichtet. Lies da mal im Bereich der Erwachsenen Kinder, dann hast Du einen Einblick, welchen Schaden dies bei unseren Kindern anrichtet, der sich fatal auswirkt!

    Zitat

    Und dann denke ich an mich, aber das rückt irgendwie immer wieder in den Hintergrund.

    Und das macht Dich immer mehr abhängig, krank, bis Du mit untergehst, wenn sich nichts verändert!


    Zitat

    Aber ich muß zugeben, ich habe gerade vor gut einem Monat etwas sehr wichtiges für mich aufgegeben.

    Du kannst Dir JETZT wieder etwas Neues aufbauen, dafür ist es nie zu spät. Zu spät ist es, wenn Du Dich weiterhin verlierst, kraftlos wirst. Dann hast Du verloren.


    Ich wünsche Dir, daß Du Deine Momente, in denen Du etwas für Dich und Deine Kinder tust, weiter ausbauen kannst. Verliere Dich nicht!

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Liebe Neraa,
    leider hat wohl dein WE nicht zur Erholung beitragen können.
    Ich habe mich in meiner freien Zeit weiter in das Thema Sucht und Co`s eingelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass konsequente Nicht-Hilfe wahrscheinlich den größten Erfolg verspricht! Dem Alkoholiker sollten wohl die Konsequenzen unbedingt klar sein, die sein Konsum nach sich zieht. Heißt: wir als Anghörige müssen genau sagen, was wir wollen, und zwar nicht für ihn sondern für uns und die Kinder. Und wenn wir dann wissen, was wir wollen, müssen wir wiederum überlegen, ob wir noch bereit sind, Umwege in Kauf zu nehmen oder sagen "Bis hierhin und nicht weiter!". Hört sich erstmal klar und plausiebel an. Doch oft kann man in unserer Situation ja gar nicht mehr so genau sagen, was man will. Vielleicht beginnt man also mit der Frage: Was will ich nicht mehr? Und dann in ganz kleinen Schrittchen weiterdenken......
    Liebe Neraa, Du kannst Deinem Mann nicht helfen! Er ist nicht böse etc., er ist süchtig! Darum muss sich Fachpersonal kümmern. Es ist auch klar, dass er nicht einsehen will, dass er abhängig ist, dann müsste er sich nämlich kümmern, und davor hat er Angst!
    Hilf Dir und Deinen Kindern! Da kannst Du wirklich was tun, dort wird es Dir auch gedankt! Von Deinem Körper, Deiner Seele und Deinen Mädchen!
    Ich denk`an Dich!
    Viele Grüße
    mauve

  • Hallo Käferchen,

    Danke für Deine Worte.

    Gerade weil ich das Gefühl habe mich immer mehr zu verlieren habe ich mich hier angemeldet und sitze nun schon wieder vor meinem Laptop.

    Die Mädchen sind gerade eben aus dem Haus und noch bevor ich irgendetwas anderes mache, sitze ich hier und lese schon wieder.

    Ich war gestern, obwohl ich vorgestern abend ein gutes Gespräch mit meinem Mann hatte, den ganzen Tag über extrem nervös.

    Ich bin im Moment total angespannt.
    Einerseits möchte ich ihm alles glauben und auf das Vertrauen, was er mir verspricht, andererseits kann ich es.

    Was meine Mädchen angeht habe ich bereits im Bereich der Erwachsenen Kinder gelesen und mir einen Link herunter geladen den ich vorgestern dort gefunden habe. Ich bin allerdings noch nicht dazu gekommen ihn mir genauer anzusehen, was ich heute Vormittag aber noch machen möchte.

    Ich sehe im Verhalten der Mädels sehr viele Veränderungen, die sicherlich auch auf ihr Alter zurückzufürhen sind.

    Aber ich mache mir sehr viele Gedanken, darüber wie es ihnen mit dieser Situation geht.

    Ich führe immer wieder Gespräche mit ihnen und versuche ihnen die Situation zu erklären. Allerdings scheue ich mich davor von einer Alkoholsucht zu sprechen.
    Sie selber sprechen immer wieder den Bierkonsum meines Mannes an, obwohl er überwiegend nur Abends trinkt und sie sich noch nicht für sein Verhalten vor ihren Freunden schämen.

    Aber sie sehen ihn am Wochenende, wenn sie länger aufbleiben können betrunken und seine Stichelleien beziehen sich dann ja auch des öfteren auf die Kinder.

    Seit einigen Monaten fängt die Kleine an, mich ganz gezielt darauf anzusprechen, daß sie weiß, daß es mir deswegen schlecht geht und versucht mich bei meinen Aufgaben zu unterstützen oder mich zu trösten.

    Die Große hat sich sehr zurückgezogen und ist einige Zeit mit ihren eigenen Problemen nicht mehr zu mir gekommen.
    Erst in den letzten Wochen wird sie wieder etwas offener.
    Sie hat Hilfe von mir abgelehnt und sich kaum auf Gespräche über ihr Wohlbefinden eingelassen.
    Das Ergebnis (zumindest aus meiner Sicht) ist, daß es im Moment ganz stark danach aussieht, daß sie die sechste Klasse im nächsten Jahr wiederholen muß. Und das, obwohl sie in der Grundschule einen Notendurchschnitt fürs Gymnasium hatte und wir uns nur weil sie bereits deutliche Anzeichen der Pubertät zeigte, und ihre Leistungsbereitschaft nachgelassen hat für die Realschule entschieden haben.

    Meine Schuld dabei sehe ich darin, daß ich nicht in der Lage war den nötigen Druck und die nötige Hilfe anzubieten, um den Unterrichtsstoff zu hause aufzuarbeiten.

    Ich habe den Eindruck sie im Stich gelassen zu haben.

    Heute Nachmittag habe ich mit der Kleinen einen Termin bei unserem Kinderarzt. Ich überlege, ob ich ihn darauf anspreche und ihn frage, ob es Möglichkeiten gibt, hinter die Psyche meiner Mädels zu kommen, ohne großes Aufheben darum zu machen und sie dadurch noch mehr zu verunsichern.

    Meine eigenen Versuche dahingehend sind irgendwie ergebnislos.

    Die Aussagen meiner Mädels sind in der Beziehung noch recht oberflächlich, ich weiß allerdings, daß sie sich austauschen.
    Gestern haben sie mir ein Zeugnis übergeben und darin unser Familienklima beurteilt. Es standen nur Mangelhaft und ungenügende Beurteilungen darin.

    Ich habe es ihnen zurück gegeben und sie gebeten Beispiele dazu zu benennen.
    Auch diese Beispiele bezogen sich überwiegend auf die normalen Bedürfnisse der Kinder z.b. nicht geschimpft zu bekommen, oder länger spielen gehen zu dürfen.

    Alledings haben sie auch den Bierkonsum meines Mannes und unsere Auseinandersetzungen aufgefürht.

    ich denke die Mädchen sind genauso zerissen wie ich.

  • Hallo Neraa,


    das Du viel hier im Forum liest, ist doch ein Zeichen, daß Du es benötigst.
    :wink: Mir hat es immer sehr viel geholfen, selbst heute, nach 2 Jahren brauch ich es, täglich hier zu lesen und zu schreiben.

    Nun einmal zu Deinen Kindern:

    Zitat

    Allerdings scheue ich mich davor von einer Alkoholsucht zu sprechen.

    Was läßt Dich da Scheu empfinden?
    Du schreibst doch selbst, daß Deine Kinder Dich schon selbst darauf ansprechen.

    Was glaubst Du, kann der *fremde* Arzt mehr bewirken, als die Mama, die aufrichtig und ehrlich mit den Kindern über eine Krankheit spricht?

    Ich kann Dir nur sagen, was ich mit meine Kindern tue. Mein Kleiner, 10 Jahre, geht einmal die Woche in eine Kindergruppe für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien, um dort den offenen Umgang mit der Krankheit Alkoholismus zu erlernen. Mein Großer hat ab und an dort auch Gespräche in Einzeltherapie.

    Ich war im Winter auf einem Vortragsabend mit dem Thema , wie Kinder unter diesen Umständen wachsen und gedeihen können. Die grundlegende Aussage der Dozenten und Erwachsenen Kindern von Alkoholikern war, daß a) das *Verschweigen* der Mutter oftmals zu Irritationen führte, und b) nur ein offener Umgangmit der Erkrankung des abhängigen Elternteils den Kindern enorm ein selbstbestimmtes Leben schenken kann.

    Neraa, Deine Große beginnt ja auch schon, wie mein Großer :roll: , Verantwortung für etwas übernehmen zu wollen, was nicht gut ist für eine Jugendliche (Trost..etc.).

    Du schreibst:

    Zitat

    Ich habe den Eindruck sie im Stich gelassen zu haben.

    Das hat mir mein Großer auch an den Kopf geknallt. Das tut weh, aber er hat es auch begründet. Ich habe nicht offen mit ihm gesprochen über das, was da zuhause passierte. Verdrängungstaktik, ein Verleugnen, Beschönigen hilft den Kindern nicht, sondern verlängert nur die Spirale der Familienkrankheit.

    Gibt es bei Dir im Ort oder in der näheren Umgegebung eventuell Angebote für Kinder? Wenn Du Dich überfordert fühlst, dann suche nach Unterstützung-für Dich wie Deine Kinder! Es lohnt sich immer, mit offenen Karten zu spielen. Denn Lügen und Verleumdung schaffen für die Kinder die beste Basisi, den kranen Weg nachzuahmen.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, vor Allem, Deine Schuldgefühle abzulegen. Du bist nicht schuld, hast nur Deinen Anteil. Nur Du kannst Dein Leben verändern.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Hallo Käferchen,

    Was mich davon abhält mit den Mädchen offen über ein Suchtverhalten ihres Vaters zu sprechen, ist die Tatsache, daß er davon nichts hören will.

    Ich habe Angst vor seiner Reaktion, wenn er erfährt, daß ich mich den Kindern oder anderen gegenüber so ausdrücke.

    Er gibt sich im Moment sehr viel Mühe, mich von dem Gegenteil zu überzeugen und ehrlich gesagt, kommen mir doch Zweifel, ob ich nicht doch überreagiere.

    Bisher hat er meines Wissens nach, noch keinen Alkohol wieder getrunken.

    Ich weiß allerdings, daß er aus Trotz jederzeit trinken würde, wenn er das Gefühl bekommt, daß ich ihm nicht vertraue.
    Und ich kalkuliere mit ein, daß wenn er glaubt, daß ich andere, besonders unsere Kinder gegen ihn aufhetze, er sich dann erst recht betrinkt und dann alles wieder von vorne Anfängt.

    Ich bin so froh, mich wenigstens einigermaßen wieder gefangen zu haben.( auch, wenn ich an dem, was ich hier schreibe sehe, daß ich offenbar total in der Luft hänge und öfter das Wort "Angst" benuze als irgendein anderes)

    Mir ist sehr genau bewußt, daß ich für die Kinder und für mich Hilfe in Anspruch nehmen muß. Aber ich schaffe es nicht, mich dazu durchzuringen, solange ich alles heimlich machen muß. ( Dafür ist mein Mann zuviel zuhause)

    Mit dem Arzt konnte ich gestern auch nicht reden, weil mein Mann dabei war.
    Ich werde gleich meine Bekannte treffen und sie bitten, mir zu sagen, wo hier bei uns eine Suchtberatung ist und an wen ich mich wenden muß.

    Mit den Mädchen habe ich gestern noch mal gesprochen und ihnen gesagt, daß die Gespräche zwischen meinem Mann und mir um seinen Alkoholkonsum gehen und ich ihm gesagt habe, daß ich nicht mehr will, daß er soviel trinkt.

    Ich habe ihnen auch gesagt, daß ich mir im Moment sehr viele Gedanken mache und mich zum Thema Alkoholsucht informiere.

    Ich danke Dir, daß Du meine Frage als eigenes Thema aufgenommen hast, darüber habe ich gestern auch nachgedacht.
    Ich habe viel im EKA- Bereich gelesen, auch Dein Thema:" Woran erkenne ich...", aber wirklich weitergekommen, bin ich damit auch nicht.

    Ich möchte so gerne wissen, wie es meinen Mädchen mit dieser Situation geht, habe aber den Eindruck, daß die beiden mir das garnicht sagen wollen, oder es nicht ausdrücken können.

    Auch im Alkoholiker- Bereich habe ich gelesen, weil ich wissen möchte wie mein Mann so tickt, aber es ist schwer bei so vielen Threads einen zu finden, der auf uns paßt und mir seine Denkweise vermitteln kann

    Ich danke Dir auf jeden Fall sehr für Deine Hilfe meine Fragen zu beantworten

    Liebe Grüße

    Neraa

  • Hallo Neraa,


    Zitat

    Was mich davon abhält mit den Mädchen offen über ein Suchtverhalten ihres Vaters zu sprechen, ist die Tatsache, daß er davon nichts hören will.

    Da frage ich mich dennoch, was Dir Deine eigene Meinung von Dir und Deinen Kindern wert ist?
    Es geht bei einem offenen Umgangmit Deinen Kindern nicht um ihn, sondern um Dich und Deine Kinder. Zählt Ihr nicht?


    Zitat

    Ich habe Angst vor seiner Reaktion, wenn er erfährt, daß ich mich den Kindern oder anderen gegenüber so ausdrücke.

    Vor was genau hast Du da Angst?

    Zitat

    Er gibt sich im Moment sehr viel Mühe, mich von dem Gegenteil zu überzeugen und ehrlich gesagt, kommen mir doch Zweifel, ob ich nicht doch überreagiere.

    Ja klar, denn dies ist auch ein Verhalten, die Suchtspirale aufrechtzuerhalten, ruhigzustellen, Dich in Sicherheit zu wägen, damit Du ja nichts veränderst!

    Zitat

    Bisher hat er meines Wissens nach, noch keinen Alkohol wieder getrunken

    .

    Neraa, nur nichts trinken, reicht nicht aus, um sich als trocken zu bezeichnen. Es bedarf einer kompletten Verhaltens-und Denkmusterveränderung! Und das tut weh, läßt Altes Muster brechen..

    Zitat

    Ich weiß allerdings, daß er aus Trotz jederzeit trinken würde, wenn er das Gefühl bekommt, daß ich ihm nicht vertraue.

    Da möchte ich Dich darauf hinweisen, daß dies bei einem Alkoholiker wiederum nur *Gründe* sind, um zu trinken, ein Druckmittel, aber sei Dir gewiß, daß er dies nicht macht, um Dich bewußt zu verletzten. Ein Alkoholiker ist krank, muß trinken, egal aus welchem Grund auch immer. Sei es Trotz, Trauer,Deine *Schuld* oder oder oder. Es ist seine Sucht, die ihn zwingt zu trinken, nicht Dein Verhalten!!!!


    Zitat

    Und ich kalkuliere mit ein, daß wenn er glaubt, daß ich andere, besonders unsere Kinder gegen ihn aufhetze, er sich dann erst recht betrinkt und dann alles wieder von vorne Anfängt.

    Es beginnt immer wieder, egal, was Du machst oder nicht machst. Er trinkt solange, wie die Sucht ihn im Griff hat, er sich keine Hilfe holt.


    Zitat

    Ich bin so froh, mich wenigstens einigermaßen wieder gefangen zu haben.( auch, wenn ich an dem, was ich hier schreibe sehe, daß ich offenbar total in der Luft hänge und öfter das Wort "Angst" benuze als irgendein anderes)

    Wovor hast Du genau Angst? Versuhe es doch mal zu benennen.

    Zitat

    Mir ist sehr genau bewußt, daß ich für die Kinder und für mich Hilfe in Anspruch nehmen muß. Aber ich schaffe es nicht, mich dazu durchzuringen, solange ich alles heimlich machen muß. ( Dafür ist mein Mann zuviel zuhause)

    Dies ist ein Punkt, an dem Du schon sehr tief in Deiner Sucht steckst. Warum *mußt* Du es heimlich machen?Es geht um Dein Leben, um das der Kinder.
    Ich frage nochmal: Bist Du Dir so wenig wert, Dir Hilfe zu holen?

    Du scheinst ernsthaft Angst vor Deinem Mann zu haben. Wird er handgreiflich?

    Zitat

    Mit dem Arzt konnte ich gestern auch nicht reden, weil mein Mann dabei war.
    Ich werde gleich meine Bekannte treffen und sie bitten, mir zu sagen, wo hier bei uns eine Suchtberatung ist und an wen ich mich wenden muß.

    Dies ist schon ein guter Ansatz.


    Zitat

    Ich möchte so gerne wissen, wie es meinen Mädchen mit dieser Situation geht, habe aber den Eindruck, daß die beiden mir das garnicht sagen wollen, oder es nicht ausdrücken können.

    Dies habe ich bei meinen auch lange beobachtet, weil sie mir auch nicht trauten, sich nicht öffnen konnten. Dies bedurfte viel Geduld, aufrichtiges Interesse und gnadenlose Ehrlichkeit. Solange ich das Verhalten meines Expartners *deckelte*, hatten meine Kinder auch das Signal, alles mitzudeckeln.

    Zitat

    Auch im Alkoholiker- Bereich habe ich gelesen, weil ich wissen möchte wie mein Mann so tickt, aber es ist schwer bei so vielen Threads einen zu finden, der auf uns paßt und mir seine Denkweise vermitteln kann

    Du kannst da auch nur sehen, wie sich viele Verhaltensmuster ähneln. Aber ganz wichtig ist es, was es bei Dir macht, wie Du es empfindest!
    Nicht die Allgemeinheit entscheidet, wann es für Dich unerträglich wird, sondern nur Du allein bestimmst über Dein Gefühl und Deine Bedürfnisse. Dies ist etwas, was wir Co's verlernt haben: Unseren gefühlen und Bedürfnissen zu vertrauen!


    Zitat

    Ich danke Dir auf jeden Fall sehr für Deine Hilfe meine Fragen zu beantworten

    Gern geschehen

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Hallo Neraa,

    jetzt kann ich Deine Angst verstehen.

    Auch ich habe diese Form von Gewalt erfahren.
    Es hat lange gedauert, bis ich die Kraft hatte, mit meinen Kindern zu gehen, aber Neraaa, dies macht Dich kaputt. Dich und Deine Kinder!
    Meine Kinder beginnen erst jetzt, nach etlichen Jahren Trennung, zu realisieren, welcher Qual sie und ich ausgesetzt waren.


    Ich kann Dir nur aus eigener Erfahrung sagen, daß es sehr schmerzhaft war, voller Angst, nach der Trennung, all die Schuldgefühle, aber alles ist 1000mal besser als diesen Mißbrauch weiter auszuhalten.

    Es gibt Wege, Hilfen, die Du Dir holen kannst und dringend solltest! Lies mal bitte hier

    Was soll noch passieren?

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Liebe Neraa,

    ich habe Dir auf Deine an mich gerichteten Fragen noch nicht antworten können, weil ich am Freitag für ein paar Tage weggefahren und erst heute zurückgekommen bin.

    Ich habe Deinen Thread deshalb nicht weiterverfolgt, werde das aber im Laufe des Tages noch tun.
    Darum erstmal nur ein paar liebe Grüße von mir,

    Antwort folgt,

    Thelma :)

  • Hallo Neraa,

    bei deinen Worten habe ich das Gefühl, dass deine Kinder um Hilfe schreien.
    Du schreibst von einem Zeugnis, von Bemerkungen - und die Handgreiflichkeiten - haben sie die auch mitbekommen?
    Als meine Tochter mir riet, mich scheiden zu lassen, bekam die "Idee" das erste mal richtig "Licht".
    Ich weiss auch noch genau, wie ich darauf reagiert habe. Habe ihr dann von den Folgen für den Rest der Familie erzählt, worauf sie verzichten müsste usw.
    Daran hatte sie zu knabbern, denn finanziell bin ich schon auf meinen Mann angewiesen.
    Ich hatte ja selbst die größte Angst vor dem finanziellen Ruin.
    Ein viertel Jahr später war es mir aber egal und ich konnte - mit der Sicherheit der Kinder im Rücken - eine Entscheidung herbeiführen.
    Damals hätte ich auch alles mögliche in Kauf genommen, sämtliche Ämter benutzt, nur um mit den Kindern frei leben zu können.

    Ich bin sehr froh, dass meine Kinder mit ihren Problemen versuchen fertigzuwerden, sich Hilfen suchen und annehmen bzw. alleine schaffen.
    Das tröstet mich ein wenig über meine (leider manchmal auftretenden) Schuldgefühle hinweg.
    Gut, dass ich auch lerne, diese abzubauen.

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Käferchen,

    wieder einmal danke für Deine Antwort.

    Ja, dass ich ohne fremde Hilfe das alles nicht in den Griff bekomme, wird mir mit jeder Antwort, die hier schreibe bewusster.

    Ich habe gestern und heute Vormittag noch lange über Deine Frage nachgedacht, und am Ende ist mir ein Wort eingefallen, das es wohl zusammenfasst.

    Kontrollverlust!

    Solange ich mich von mir aus füge kann ich mich zumindest gedanklich abgrenzen, in dem ich das Gefühl habe der Situation überlegen oder zumindest gleichgültig gegenüber zu stehen.

    Was ich absolut vermeiden will, ist die Kontrolle zu verlieren und mich wehrlos zu fühlen.

    Allerdings bin ich wohl mittlerweile an einem Punkt, an dem es eigentlich das Gleiche ist.

    Ich werde mich wohl doch überwinden müssen, die Ruhe, die wir im Moment haben aufzugeben.

    Ich denke eigentlich habe ich unsere Beziehung schon aufgegeben.

    Auch jetzt, wo mein Mann seit Tagen keinen Alkohol getrunken hat, kann ich keine Verbesserung hinsichtlich meines Vertrauens ihm gegenüber erkennen.

    Ich frage mich: „ Warum hat er den Bogen erst zerreißen lassen?
    Warum bin ich ihm so wenig wert?“

    Kann man darauf überhaupt noch wieder etwas aufbauen, selbst wenn er es jetzt begriffen hätte und alles tun würde um sich zu ändern.

    Den Link, den Du mir gegeben hast, habe ich als erstes hier im Forum gelesen und mich in sehr vielen Punkten wieder gefunden.

    Es freut mich für Euch, dass Du die Kraft gefunden hast und nun auch von Deinen Kindern dass Gefühl vermittelt bekommst, dass es die richtige Entscheidung war. Ich werde als Ansporn für mich sehen.


    Liebe Grüße

  • Hallo Gotti,

    danke, für Deine Antwort.

    Nein, die Mädchen haben die Handgreiflichkeiten nicht mitbekommen.
    Sie haben allerdings einiges von unseren Gesprächen mitbekommen und die Kleine hat gehört, wie ich zu meinem Mann gesagt habe, dass ich Angst vor ihm habe, wenn er trinkt.

    Mitbekommen haben sie einmal die Drohung alles im Haus zu zerdeppern.

    Ich habe mit meiner Großen schon mal darüber gesprochen mich/ uns zu trennen. Ich denke die Konsequenzen, die es für sie haben wird, kann sie gedanklich noch nicht ganz erfassen. Aber sie selber hat gesagt, dass sie auch lieber ohne ihren Papa leben möchte. Ich bin mir aber auch hier nicht sicher, ob sie sich darüber bewusst ist, was das für sie bedeuten würde.

    Um so mehr ich hier jetzt schreibe und lese, und um so mehr Antworten ich hier bekomme, bzw. Fragen ich hier jetzt beantworte, um so mehr wird mir klar, dass es wohl auf nur auf eine Entscheidung hinauslaufen kann.

    Das Problem wird wohl nur noch sein, sich zu überwinden, das auch wirklich umzusetzen.

    Seit ich mich hier angemeldet habe bin ich zwar irgendwie noch aufgewühlter als ich es vorher schon war, aber ich denke, dass das auch nötig ist, um mich aus diesem Treiben lassen zu lösen.

    Ich bin auf jeden Fall dankbar dieses Forum gefunden zu haben.

    Liebe Grüße

    Neraa

  • Hallo Thelma,

    Ich hatte heute leider nicht mehr die Zeit auch Dir noch zuantworten.

    Ich hoffe Ihr hattet ein schönes Wochenende und Du konntest Dich gut erholen.

    Ich habe in den Tagen schon einige neue Erfahrungen gemacht und bin auch heute Abend noch einen guten Schritt weiter gegangen.

    Eure Anregungen haben mir die Augen endlich etwas weiter geöffnet.
    Allerdings geht es bei mir wohl eher in die Richtung nur an meine Mädels und an mich zu denken.

    Heute Abend habe ich mich zwei Stunden mit meiner Bekannten unterhalten. Und zwar, durch Eure Hilfe dazu angeregt, auch etwas tiefgründiger.

    Sie hilft mir jetzt auch für mich die nötige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Ich denke vor mir liegt noch eine Menge Arbeit aber ich habe erkannt, daß es Zeit wird die Sache anzugehen und dem Treibenlassen ein Ende zu machen.

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag

    Liebe Grüße

  • Liebe Neraa,

    ich habe mir vor ein paar Minuten Deinen Thread ganz durchgelesen.

    Mein Jüngster ist auch in der sechsten Klasse. Auch er kam mit einem Notendurchschnitt von 2,0 auf die Realschule. Seit ca einem Jahr geht es bergab mit seinen Noten.
    Auch ich plage mich immer wieder mit Schuldgefühlen rum, weil ich im letzten Jahr nicht mehr in der Lage war, ihm zu helfen.
    Auf der anderen Seite denke ich, ist es vielleicht garnicht schlecht, wenn er mal eine Ehrenrunde dreht. Dieses Jahr will er unbedingt noch schaffen.
    Ich beobachte jetzt mal in Ruhe die Sache und nächstes Jahr schauen wir mal, wie es läuft.
    Ich mache ihm und auch mir keinen Stress. Neraa, das bringt doch nichts, sich wegen einem Jahr hin oder her verrückt zu machen.
    Die Dinge sind wie sie sind und unsere Kinder werden ihren Weg gehen, wenn sie zur Ruhe kommen.

    Da wäre ich schon beim nächsten Punkt.
    Die Kinder brauchen Ruhe und ein stabiles Umfeld.
    Solange ich in der Unentschlossenheit rumeierte, verlor ich immer mehr an Kraft.
    Lange vertrauet auch ich meinen Bedürfnissen und Wahrnehmungen nicht, weil ich es mir nicht WERT war.
    Der Gedanke an meine Jungs drängte mich immer heftiger zu der Frage: Was kann ich verändern, dass sie zur Ruhe kommen?

    Solange Dein Mann weiterhin Gründe sucht, zu trinken und Du Gründe suchst, keine Entscheidung zu treffen, wie Du leben willst, wird Euer Sucht-Pingpong so weitergehen.
    Er trinkt wegen Dir und Du wartest und hoffst und gehst kaputt.

    Als meinem Mann im letzten Jahr Monat für Monat immer klarer wurde, dass ICH definitiv nicht mehr will, hat bei ihm ein Umdenken begonnen.
    Langsam aber sicher stellte er seinen Konsum immer mehr in Frage. Er wurde unsicher und begann zu grübeln.

    Wenn er sich entschlossen hätte, weiter zu trinken, wäre es aus gewesen.

    In den Sitzungen bei einer Eheberaterin kamen wir immer wieder zu dem Schluss: Aufhören mit Trinken, auch kein alkoholfreies, wie er anfangs noch meinte (klar, er bekam erstmal Panik), oder wir müssen getrennte Wege gehen.
    Er wand sich und bog sich um die Sucht herum, aber ich blieb dabei.
    Dann kam die Entscheidung zur LZT.

    In mir wuchs das Vertrauen, dass er es wirklich ernst meint.
    Hätte er "nur" nicht getrunken, läge ich sicher tagtäglich auf der Lauer, immer in der Erwartung, das Damoklesschwert könnte jeden Moment herabschießen.
    Nur nicht trinken reicht nicht, Käferchen schrieb Dir das schon.
    Bei meinem Mann hat sich durch die Kur die komplette Denke umgestellt.
    Ich vertraue ihm hundertprozentig, dass er trockenbleiben will.

    Das ist eine Basis, auf der wir unsere neue Beziehung aufbauen können.
    Vertrauen.
    Arbeit gibt es immer, in jeder Beziehung, ich will ja in Bewegung bleiben und mich weiterentwickeln.
    Es geht mal vor, mal zurück, aber der Alk ist weg!!!

    Liebe Neraa, versuche, Dir selbst zu vertrauen.
    So lange ließ ich mir von meinem Mann einreden, dass ich maßlos übertreibe, ihn nur noch mehr in den Suff treibe, er alles im Griff hat, ich hysterisch bin und so weiter und so fort.
    Er drohte mir mit allem, was ihm so einfiel, wenn ich von Trennung sprach. Mit finanziellem Ruin, damit, mich fertig zu machen, alles kurz und klein zu hauen...

    Das war doch nur die Angst.
    Die ANgst, mit sich und seinem Alk allein zu sein.
    Die Angst, die zuverlässige Basis, mich, zu verlieren, auf der er gemütlich weiterhin vor sich hinsaufen kann.
    Das Nest, das ihn schützte, wäre weggewesen.

    Ich denke, ein nasser Alkoholiker zieht alle Register der Manipulation, um jegliche Veränderung der Rahmenbedingungen zu verhindern.
    Sonst bliebe nur nackte Angst, er, sein Stoff und die Einsamkeit.

    Ich wünsche Dir, dass Du irgendwann so weit bist und tief in Dir eine Sicherheit fühlst, was Du willst.
    Das wirst Du auch ausstrahlen, so war es bei mir.
    Als ich mir sicher war, konnte er tun und sagen und Saufen und zetern, was er wollte, es gab kein Zurück.
    Ich war am Ende.

    Und diese Sicherheit wird Dich nach vorne tragen.

    Sie wird kommen, liebe Neraa, wenn Du es Dir wert bist und wenn Du bereit bist, gesund egoistisch für Dich, Dein Wohl und das Deiner Mädels zu sorgen.

    DU bist die wichtigste Person in Deinem Leben. Dir muss es gutgehen.
    Schieb Schuldgefühle, was deine Töchter getrifft, weg. Sie blockieren Dich, zur Sicherheit zu finden.

    Sei Dir ein gutes Leben wert.
    Lass Dich nicht davon abbringen, egal, was er tut oder sagt.

    Ja, vor Dir liegt eine Menge Arbeit. Aber es ist Arbeit, die sich lohnt, weil sie Dich auf den richtigen Weg führt, auf DEINEN.
    Glaub mir, Du schaffst es, sobald Du Dir sicher bist. Das gibt Kraft.

    Liebe Grüße

    Thelma

  • Hallo Thelma,

    Daß meine Tochter eventuell eine Ehrenrunde drehen muß, ist sicherlich nicht das Problem, nur, ich sehe wie schlecht es ihr damit geht. Die Entscheidung fällt nächste Woche. Ihre Klassenlehrerin ist jedoch der Meinung, dass sie die siebte Klasse schaffen kann und auch die Lehrer bei denen sie auf der Kippe steht, konnten ihr heute ihre Entscheidung noch nicht sagen, es ist also noch alles offen.

    Ja, dass meine Unentschlossenheit den Kindern nicht gut tut, das weiß ich, daher will ich mich jetzt auch endlich aufraffen.
    Mein Vorsatz für dieses Jahr war, bis zum nächsten Monat eine Entscheidung zu treffen. So viel Zeit wollte ich meinem Mann geben, mich davon zu überzeugen, dass er eine zweite Chance verdient hat.
    Er hat sich Mühe gegeben, dass rechne ich ihm an, aber er hat es nicht geschafft, mich davon zu überzeugen, ihm wieder vertrauen zu können, und er hat durch sein Verhalten gezeigt, dass ich ihm nicht wert genug bin, mehr zu tun als absolut nötig, auch jetzt hält er nur sein Versprechen ein, nicht zu trinken, aber alles andere worüber wir geredet haben, hat er offenbar nicht in sich aufgenommen.

    Ich weiß jetzt auch, dass das alles wegen der Sucht ist, aber ich habe ihn jetzt dreimal zurechtgewiesen, und eigentlich vertrete ich den Standpunkt, zwei Verwarnungen, und bei der dritten ziehe ich die Konsequenzen.

    Wenn ich also wieder zu eigener Stärke gelangen will, sollte ich das jetzt wohl umsetzen.

    Durch meine Antworten, die ich hier in den letzten Tagen gegeben habe, ist mir klar geworden, dass bei mir einiges im Argen ist, an dem ich arbeiten muß.
    Ich denke, ich habe heute mit dem Gespräch mit meiner Bekannten den ersten Schritt getan, an mir zu arbeiten und ich will und werde sicherlich auch nicht mehr darum herumkommen die nächsten Schritte auch zu gehen.

    Im Moment sieht es ganz danach aus, dass ich mich räumlich von ihm distanzieren muß, um zur Ruhe zu kommen. Auch heute musste ich wieder darauf hinweisen, dass auch ich ein Recht auf Privatsphäre habe. Zweimal habe ich ihn heute daraufhingewiesen, aber verstanden hat er es auch heute Abend noch nicht.
    Meine Bekannte sagte, er würde merken, dass ich versuche mich zu distanzieren und um das zu verhindert, klammert er immer mehr.

    Ich muß jetzt nur noch den Weg finden alles was ich in der nächsten Zeit lernen werde, auch umzusetzen. Hört sich leicht an, aber vieles war mir eigentlich auch vorher schon irgendwie im Bewusstsein, die Umsetzung ist das Schwerste an der ganzen Sache.

    Eigentlich bin ich ein Typ „Augen zu und durch“ aber bei dieser Sache fällt mir das sehr schwer.

    Es freut mich für Euch, dass es jetzt so gut klappt.

    Liebe Grüße

    Neraa

  • Hallo Ihr,

    Ich muss mich nach dem vergangenen Wochenende jetzt erst mal ein bisschen sammeln und zusammenfassen, was sich bei uns abgespielt hat.

    In meinem Kopf schwirrt es nur noch.
    Teils freu ich mich und teils traue ich der Lage nicht.

    Mein Mann hat am Freitag begriffen, dass ich mich durchaus ernsthaft mit den Überlegungen beschäftige, mich von ihm zu trennen. Daraufhin hatten wir ein Gespräch bei dem ICH laut geworden bin und eindeutige Forderungen gestellt habe.

    Ich habe ihm gesagt, dass ich jahrelang alle meine Energie in den Fortbestand unserer Beziehung gesteckt habe. Dass ich versucht habe Verständnis zu haben, Entschuldigen zu finden und anzunehmen, dass ich alles mitgemacht habe und nur Nackenschläge bekommen habe. Dass ich ihm eine Chance gegeben habe, zu beweisen, dass ihm etwas an mir liegt und er mich auch da in den letzten Monaten, durch sein Verhalten immer wieder enttäuscht hat.

    Und dann habe ich ihm gesagt, dass ich nicht mehr bereit bin weiterhin 150% zugeben und bei ihm höchsten 50% Einsatz zu erkennen.

    Ich habe ihm gesagt, dass ich mir jetzt die nötige Hilfe hole, die ich brauche und den Weg ohne ihn fortsetze, um mir und den Mädchen zu helfen, wenn er nicht auf der Stelle aufhört nur sich in den Vordergrund zu stellen.
    Noch mal habe ich ihm klipp und klar gesagt, dass ich ihn für einen Alkoholiker halte, auch wenn er jetzt schon seit einer Woche nichts getrunken hat.
    Als Bedingung für den Fortbestand unserer Ehe habe ich von ihm verlangt, ab sofort meine Bedürfnisse und Wünsche zu akzeptieren, eine Ehe- und eine Suchtberatung aufzusuchen und endlich vollen Einsatz zu zeigen.

    Am Freitagabend sah es dann auch erst so aus, als ob er, bis auf das Suchtproblem alles eingesehen hätte, und hat mir wiedereinmal Besserung versprochen.

    Samstagmorgen wollte er doch dann unser Brennholz wegfahren, mit der Begründung, er würde das doch nicht dem Nachbesitzer unseres Hauses überlassen.
    Danach habe ich ihm nochmals die Leviten gelesen und habe ihm gesagt, dass er offensichtlich wohl doch kein Interesse daran hätte, um unsere Zukunft zu kämpfen.
    Er meinte dann, dass das seine Art wäre mit der Situation umzugehen, schließlich möchte er später nicht alleine vor dem Problem stehen, das Haus räumen zu müssen.

    Ich habe ihn darauf hin angeschrieen, dass das reines Trotzverhalten wäre und wenn er nicht auf der Stelle seinen Trotzkopf abstellen und damit aufhören würde, ich nach oben gehe, unsere Sachen packe und das Haus mit den Mädchen noch nachmittags verlassen würde.

    Das zog dann wieder eine dreistündige Unterhaltung nach sich bei der ich nochmals meinen Standpunkt ganz deutlich gemacht habe, dass es jetzt an der Zeit wäre sein pubertierendes Verhalten abzustellen und sich über die Gefühle der restlichen Familienmitglieder Gedanken zu machen. Nur unter dieser Vorraussetzung hätte es noch Sinn sich weiter zu unterhalten.

    Anschließend hat er dann doch nur die Rasenabfälle weggefahren und mir einen Blumenstrauß und meine Lieblingsschokolade mitgebracht.
    Der Sonntag war danach sehr entspannt. Allerdings fing er gestern Abend dann wieder an, über seine Gefühle zu sprechen, dass er jetzt durch das Internet wohl einen Gegner hätte und durch meine Netzwerkverbindungen, mit denen ich mich unterhalte, eifersüchtig werden würde.
    Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er sich vernachlässigt und nicht stark genug fühlt, wenn ich ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit zu teil werden lasse und mich weiterhin auf ihn konzentriere.
    Ich habe dazu nichts gesagt, weil ich ihm freitags und samstags gesagt habe, dass ich in mir nicht mehr die Kraft sehe, für die Kinder, für mich und für ihn Stark zu sein,
    solange er sich nur auf mich stützt und selber nichts beiträgt.

    Heute morgen dann, hat er wieder diese Erwartungshaltung angenommen und mich den ganzen Morgen beobachtet und angestarrt, als ob er von mir eine bestimmte Reaktion erwartet, von der ich ihm am Wochenende gesagt habe, dass ich dazu nicht mehr bereit bin.

    Heute Mittag musste ich dann kurz weg und er hat in der Zeit die Telefonnummer der Eheberatung herausgesucht, da angerufen und sich im Internet darüber informiert.

    Das hab´ ich erreicht,
    er will endlich etwas tun, von sich aus, ohne mir die Verantwortung dafür zu überlassen.

    Allerdings von einer Alkoholsucht will er immer noch nichts wissen.
    Anscheinend hat er auch keine oder wenn, dann nur ganz schwache Entzugserscheinungen.
    Ich glaube ihm, dass er nichts getrunken hat (außer am Samstag zwei Bier).

    Kann es sein, dass er keine Entzugserscheinungen hat, weil er Tabak mit Whisky- Aroma raucht, er raucht jetzt mindestens doppelt soviel wie vorher?

    Einerseits glaube ich an diesem Wochenende viel erreicht zu haben, andererseits fühle ich mich wieder schlecht, weil ich ihm wieder glaube und alles vielleicht doch nur weiter hinauszögere.

    Richtig glauben kann ich nicht daran, dass jetzt alles besser wird und vor allem wirklich für die Zukunft besser wird.

  • Hallo Neraa,
    danke für die aufmunternden Worte in meinem Thread!
    Und hey :shock: , ich dachte, ich lese nicht richtig, Du scheinst ja am WE einen echten Rundum-Schlag verteilt zu haben! Hut ab, dass Du so energisch und konkret Deine Bedürfnisse und Wünsche formuliert hast! Und standhaft geblieben bist! Gratulation!
    Solltet Ihr wirklich gemeinsam eine Beratung aufsuchen, könnte es doch durchaus sein, dass bei Deinem Mann dann der Groschen fällt bzgl. seiner Alkoholsucht! Ich denke, da ist das letzte Wort auch noch nicht gesprochen!
    Ich freue mich für Dich! Genieße den Aufbruch, auch wenn es immer nur in kleinen Schritten vorwärts geht!
    LG mauve

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