Eine Frage an die Angehörigen.

  • Hallo!

    Ich bin abhängig und jetzt wieder einen Monat abstinent. Einige meiner engsten Familienangehörigen haben sich von mir abgewandt. Total. Warum brauche ich wohl nicht zu erläutern.

    Ich frage mich: Ist dieser Zustand unabwendbar? Heilt die (hoffentlich trockene) Zeit alle Wunden? Habe ich mich als "reuiger Sünder" demütig entschuldigen?
    In erster Linie kennen sie meine Exzesse nur vom Hörensagen. Ich lebe für mich alleine. Ich hatte niemanden unmittelbar geschadet oder beleidigt o.ä.; und ich bin nicht abhängig geworden, weil es mir Spass gemacht hat.

    Meine Vermutung geht dahin, dass ich schon lange nicht mehr ins familiäre Bild passe (Charakterschwach? Dummheit?).
    Natürlich habe ich auch Angst den ersten Schritt zu tun (wüßte nichtmal konkret, wie der auszusehen hätte).

    Für die eine oder andere Ansicht von Euch wäre ich dankbar.

    Schönen Sonntag
    Lefty

  • hallo lefty!

    hast du den ein oder anderen denn gefragt warum er/sie sich von DIR abwendet?

    oder bleibst DU zurück mit "vermutungen"?

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Lefty,

    warum deine Angehörigen sich abgewendet haben, kann man aus der Ferne ja nur spekulativ beantworten.
    Vielleicht schützen sie sich selbst damit, weil es für sie zu schmerzhaft war zuzusehen, was du da tust.
    Vielleicht sind sie aber auch ein bisschen intolerant, wollen so ein "schwarzes Schaf" nicht in der Familie (Ich hoffe, du verstehst das nicht gegen dich, ich meine so gesellschaftlich gesehen.)

    Was würde denn passieren, wenn du einfach einen kleinen Schritt auf sie zumachst. Hast du das probiert?
    Einfach sagen: Hallo, ich trinke jetzt nicht mehr und würde mich freuen, wenn wir wieder mehr Kontakt hätten?

    Und erstmal drauf gefasst sein, dass sie ein bissschen skeptisch sein werden ne Zeit lang. Sie müssen dich doch auch erstmal neu kennenlernen.

    Ich selbst hab mich hier im Forum vor Kurzem darüber aufgeregt, dass sich mein Mann nach seinen Alkoholexzessen (die allerdings sehr wohl gegen mich gingen) nicht entschuldigt hat, hab aber inzwischen eingesehen, dass das eigentlich problematisch ist. Ich verstehe, dass es irgendwie schwierig ist. Was soll man sagen? Was soll es bringen? Wie soll man etwas rechtfertigen, was aus einer Krankheit heraus passiert ist?
    Ich hab verstanden, dass er sich nicht schuldig fühlen sollte.
    Aber ob das andere so sehen, weiß ich nicht.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Lefty,

    du schreibst, du bist wieder einen Monat abstinent. Das liest sich für mich, als ob du es schon öfter versucht, aber nicht durchgezogen hast.

    Ich habe einen Freund, der seit einigen Jahren trocken ist. Mit ihm habe ich nach wie vor, allerdings nach einem längeren Kontaktabbruch, wieder häufiger Verabredungen. Ein anderer Freund will schon seit Jahren etwas gegen seine Sucht tun. Meldet sich hin und wieder, wenn er getrunken oder gekifft hat und ereifert sich über die schlechte Welt und seine fürchterliche Kindheit. Außer Absichtserklärungen ist bisher nichts passiert. Ich habe dann irgendwann den Kontakt abgebrochen, weil ich diese Nörgeleien über alles und jeden nicht mehr hören wollte. Noch dazu, weil er die Dinge, die er als negativ sieht, auch noch als Grund für seine Abhängigkeit benennt und Schuldzuweisungen über Schuldzuweisungen formuliert. Verantwortung für sein Leben hat er jedoch nach wie vor nicht übernommen. Es hat mir auf Dauer nicht gut getan, mir das immer und immer wieder anzuhören. Deshalb habe ich mich zurückgezogen, obwohl ich ihn auch nie persönlich betrunken oder sonst wie berauscht erlebt habe und recht gern habe.

    Vielleicht lässt dich das deine Familie ein wenig besser verstehen. Vielleicht wollen sie einfach erst einmal abwarten, was aus deiner vierwöchigen Abstinenz wird. Wie gehst du selbst denn mit dir um? Hast du Hilfe von außen? Machst du eine Therapie? Oder wie möchtest du eine zufriedene, nachhaltige Abstinenz erreichen?

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette.

    Meine Bedenken gehen konkret in die Richtung: Glaubwürdigkeit.

    Nach jahre-/jahrzentelangem Konsum ist es durchaus legitim, dass Angehörige sich sagen: "Warum sollten wir ihm ausgerechnet jetzt glauben? Die konstanten Rückfälle über Jahre haben doch was ganz anderes gezeigt ... (Hopfen und Malz verloren)."
    Von daher kann ich die Angehörigen sehr gut verstehen.

    Hilfe von außen? Ja, SHG. Therapie habe ich mehrfach gemacht.

    Danke für die Antworten!

    Lefty

  • Und wenn Du die Abwendungen positiv nutzt und daraus einen Ansporn für Dich machst?

    Familie zu haben ist doch was schönes und auch nochmal was ganz anderes als nur Bekanntschaften aus der SHG.

    Einen kräftigen Tritt in den Hintern und mach was draus!

    rönade

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

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