solange ich mich traue...

  • Hallo!

    Letztes Wochenende lief alles gut, keine "Sonntagdepri" und morgen bekomme ich Besuch - es sieht also gut aus. Es ist mal mehr, mal weniger schwer, das "Sonntagsgefühl" zu ignorieren oder gar loszuwerden... aber zur Zeit geht's.

    Dafür was ganz anderes - heute hat mich eine "Angstwelle" förmlich überrollt und noch hat sie mich im Griff. Eigentlich hat alles ganz harmlos begonnen, es gab Streß mit einem Kunden, habe mich von seiner Agressivität total verunsichern lassen. Eine Kollegin hat mich unterstützt, alles war soweit okay. Jetzt sind ausgerechnet von ihm Unterlagen nicht im Büro angekommen, so dass ich ihn noch mal anrufen mußte. Wieder hat er sich aufgeblasen und hat angefangen mich zu beleidigen, so nach dem Motto ich wäre ihm schon beim ersten Gespräch lächerlich vorgekommen. Das Gespräch hatte ich noch halbwegs im Griff, bin sachlich geblieben, habe nur gesagt ich schicke ihm die Unterlagen neu zu, habe mich verabschiedet und habe aufgelegt. Nun wird der Kunde aber garantiert Montag mit den Unterlagen im Büro auflaufen, die Kollegin, die mir gegenübersitzt hat montags frei und ich habe regelrecht Angst vor Montag. Das macht überhaupt keinen Sinn, es ist nicht der erste aggressive Mensch, der mir begegnet, ich kann nicht gut damit umgehen, weil es mich oft sprachlos macht, aber so von der Angst überrollt wie heute, wurde ich bisher nicht. Ich werde die beiden anderen Kolleginnen, die Montag da sind bitten mich zu unterstützen und ich bin sicher, sie werden es auch tun. Trotzdem geht es mir heute mies, denn ich werde diese Angst nicht los. Ich glaube nicht, dass es bei dieser Angst nur um den Kunden geht, aber weiß auch nicht um was dann...

    Ich würde der einen Kollegin, die schon viel von der Geschichte mitbekommen hat, gerne eine sms schreiben, um ihr von meiner Angst zu erzählen, denke aber auf der anderen Seite, dass ich sie nerve, dass ich mich aufdränge, wenn ich sie am Wochenende damit belästige... Änderen kann sie das Ganze ja auch nicht, aber irgendwie möchte ich gern darüber reden, texten und es irgendwie loswerden. Ist wahrscheinlich nicht richtig, es bei ihr abzuladen...

    Irgendwie kann ich immer nur schwer einschätzen, wann es okay ist was zu erzählen, zu sagen, dass es mir in einer Situation nicht gut geht und wann es eben unangemessen ist. Eigentlich führt das dazu, dass ich nichts sage, besser geht's mir dann aber auch nicht. Kennt ihr das auch?

    Gruß
    Anna

  • Hallo Anna!

    Ich hoffe, dein Sonntag heute war ein guter Tag.

    Ich hab mich grad durch deinen Thread durchgelesen... wir haben wirklich viele Ähnlichkeiten in unserer Vergangenheit.
    Viele deiner Sätze könnte ich genausogut geschrieben haben.
    Ich persönlich habe eine Handvoll guter Freunde, die ich jederzeit anrufen kann. Sie sind mir eine wichtige Stütze. Dennoch scheue ich mich davor, weil ich mir dann als Belastung vorkomme. Als eine Person, die ihr Leben nicht selbst in den Griff bekommt. Ich arbeite daran, dass ich diese Gedanken bleiben lassen kann.
    Und eine Beziehung krieg ich einfach nicht auf die Reihe. Ich schaff es nicht, soviel Vertrauen zu einem Mann aufzubauen. Ich lass es nicht mal dazu kommen, dass ich jemanden näher kennenlerne. Wenn ich mich alle heiligen Zeiten mal verliebe sind das unerreichbare Männer. NUR.
    Im Prinzip glaub ich einfach in meinem Innersten nicht daran, dass sich jemand in mich verlieben kann. Das ist der Punkt.

    Vielleicht schaffen wir das doch einmal... mit viel Geduld...
    Ich wünsch dir einen schönen Abend, mali

  • Hallo Anna,

    danke für Deinen Beitrag bei meinen Thread. Ich finde das klasse, dass Du einfach einen Schlussstrich gezogen hast und den belastenden Job gekündigt hast. Ich habe den Mut noch nicht. Obwohl ich leide, habe ich noch mehr Angst, dann wirtschaftlich wieder von jemanden abhängig zu werden, schlimmstenfalls von meiner Familie. Das möchte ich nicht. Aber es ist auch schön, zu lesen, dass Du Deinen Schritt mit einem guten Gefühl bei der Arbeit belohnt bekommen hast. Das ist soviel wert!

    Icih habe auch Deinen Thread gelesen. Wie Du Deinen Vater beschrieben hast, Quartalssäufer und weinerlich, das trifft auch auf meinen Vater zu. Er war immer das dritte Kind in der Familie, hatte mit meinem Bruder und mir um die Liebe unserer Mutter konkurriert. Ich empfand das auch als abstossend. Ich glaube, deswegen habe ich auch Probleme mit Partnern. Meine bisherigen Partner hatten total mangelndes Selbstbewusstsein und ihren Frust dann mit Dauerkritik an mir abgelassen. Ich konnte mich nicht wehren, aus Angst, verlassen zu werden und habe zu lange ausgehalten, bis ich fast zusammengebrochen wäre.

    Seit ein paar Wochen kenne ich einen neuen Mann. Tja, das Gefühl, wir sind zusammen habe ich noch nicht so richtig. Er ist echt ganz anders als meine bisherigen Partner, lieb und treu und zuvorkommennd. Aber am Wochenende habe ich wieder ein Deja vu mit früher erlebt. Der Mann trinkt halt ganz gerne was, wenn wir unterwegs sind, mal ein Bier oder Wein. Er trinkt eigentlich jeden Tag irgendeinen Alkohol. Ich kann nicht gut abschätzen, ob das zuviel ist oder ob ich überreagiere. Das hat mich schwer belastet, aber ich habe nichts gesagt, wie immer leide ich still. Solche Dinge halt, die mir das Leben schwer machen. Gerade habe ich an meine Mutter gedacht, die auch seit jahrzehnten leidet - liegt wohl in der Familie.

    Heute dann wieder Büro, eine Chefin, die ständig beobachtet und Kollegen die vor Futterneid triefen. Ich wollte heute nur noch weg, abhauen irgendwohin.

    Dann war ich nach der Arbeit bei einem Meditationskurs. Die Leute dort kenne ich schon lange und ich kann offen sein. Ich fühlte mich getröstet und nicht alleine. Das tat gut.

    Ich wünschte, ich könnte meine Gefühlswelt ordnen. Aber manchmal ist es wie die "Büchse der Pandorra". Ich habe sie geöffnet und nun fliesst alles raus, was jahrzehntelang gesammelt wurde. Ich kann es nicht mehr kontrollieren, wünsche mir Normalität.

    Aber es tut auch gut, hier zu lesen und zu schreiben, unter Menschen, die ähnliches erlebt haben und erleben.

    Schönen Abend, Anna!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo! Danke für Eure Antworten!! Es tat gut sie zu lesen :)

    Ja, es ging recht gut im Büro. Ich habe mich dann doch noch getraut der Kollegin zu simsen und habe ich von den Ängsten erzählt und auch den Kolleginnen, die am Morgen mit mir zusammen gearbeitet haben. Sie waren alle sehr verständnisvoll und fürsorglich. Ich solle den Kunden abgeben, wenn er solche Ängste in mir auslöse, müsse ich mich dem auch nicht aussetzen. Er ist den morgen nicht gekommen. Eine Kollegin hat ihn am folgenden Tag angerufen, die Unterlagen sind angekommen (im zweiten Versuch) - alles ist gut. Aber die Angstwelle war schon erschreckend!

    Jetzt hänge ich an dem zweiten Teil der Geschichte fest... wie schon beschrieben habe ich total liebe Kolleginnen und darüber bin ich sehr froh! Die meisten arbeiten schon recht lange zusammen und einige sind auch untereinander befreundet. Und ich würde gerne zu diesem Freundeskreis dazugehören. Geduldig, wie ich bin, natürlich sofort, obwohl die anderen sich über Jahre kennen und mich erst einige Monate. Ich weiß, wenn es sein soll, wird es sich in diese Richtung entwickeln, denn Freundschaften entstehen ja nicht von heute auf morgen, vom Kopf her ist mir das klar, aber ... ich möchte einfach dazugehören!!!

    Ich habe einfach Angst, dass ich es mir verderbe, indem ich mich aufdränge und den anderen keine Luft mehr lasse. Ich kann nicht gut unterscheiden, ob ich mich aufdränge oder ob es mir nur so vorkommt. Und zumindest zum Teil dränge ich mich auf, da ich was "Gutes" sehen und auch spüre und das will ich einfach nur festhalten. Kennt ihr das, man möchte manches so sehr, dass man einfach es einfach zu stark versucht und dadurch anderes aus den Augen verliert? Das man verkrampft und eigentlich nicht mehr man selbst ist? In so einer Situation ist es dann auch schwer sich selbst zu mögen, denn ich komme mir dann wie eine "bedürftige" und nicht wie eine gleichberechtigte Person vor. Aber ich möchte eine echte, also gleichwertige Freundschaft.

    Ich weiß ich muss loslassen und die Dinge einfach auf mich zukommen lassen. Zeit geben und Raum lassen, damit Freundschaften eine Chance haben, sich entwickeln zu können. Aber es ist so schwer!!!

    GEDULD - das scheint ein Schlüsselwort für mich zu sein.

    Gruß
    Anna

    Wie verscheuchst du die "unerwünschten Gedanken", Mali?

  • hi anna

    ich geh morgen mit paar arbeitskollegen auf after-work party, ham wir schon mal gemacht. beim zweiten mal konnt ich nur leider net mit,da war bowling angesagt.

    hier in münchen gibts genug auswahl an after-work-party, in meiner alten heimat z.b. gabs des net - weiß etz net wie's bei dir so is. aber läßt sich ja auch einiges anderes machen - ich sag nur bowlen :lol:

    ich finds auf jeden fall amüsant, bin auch "neu" (halbes jahr) in der firma und is einfach ein großer unterschied ob ich mit den leuten IN der arbeit rede oder eben außerhalb. da sind viele viel entspannter, ich auch :lol:

    spricht grundsätzlich nix dagegen im büro mal vorzuschlagen was gemeinsam zu machen oder?

    Zitat

    Kennt ihr das, man möchte manches so sehr, dass man einfach es einfach zu stark versucht und dadurch anderes aus den Augen verliert?


    yup, kenn ich. wie so ne art tunnelblick, ich nehms zwar war, registrier es aber net wirklich :oops:

    für mich isses leichter ich zu sein, wenn ich mich in ner kleinen gruppe oder nur mit einem menschen alleine befinde. in ner gruppe bin ich gehemmt, da brauch ich zeit; fällt mir inzwischen leichter da ich die "damen und herren" inzwischen auch so mehr kenne, den einen mehr, den anderen weniger :lol:

    lg -Dani-

    p.s. klasse wie du das mit dem problemkunden gelöst hast!

  • Hallo!

    Habe längere Zeit nicht mehr geschrieben. Es geht mir gerade relativ gut und es gibt immer wieder Momente an denen ich mit mir "im Reinen" bin. Das ist doch ein Anfang!
    Jetzt ist etwas passiert von dem ich gedacht hätte, dass es für mich nicht möglich ist: Ich habe mich verliebt!! Habe eine Weile gebraucht um das zu begreifen, aber ich glaube es ist so. Leider in jemanden, wo es garantiert keine Zukunft hat (die sichere Variante also, wo ich meinen Gefühlen auf keinen Fall folgen kann). Es ist jemand aus meinem Bekanntenkreis, der allerdings seit Jahren in einer festen Beziehung lebt. Beide kenne ich schon lange und mag beide sehr. Das ist die nicht so schöne Seite, trotzdem bin ich auf der anderen Seite froh, dass ich überhaupt in der Lage bin was zu fühlen! Klingt irgendwie merkwürdig, ist aber so. Ich hoffe einfach, dass ich mich dann irgendwann auch in jemanden verlieben kann, wo es auch eine Zukunft geben kann. Irgendwie freue ich mich zur Zeit einfach über den Gedanken, dass ich nicht mehr "völlig tot" bin. Kennt ihr das?

    Liebe Grüße
    von einer zur Zeit etwas verwirrten und überraschten
    Anna

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