• hallo an alle hier im forum ,

    ich hoffe ich finde mich hier im laufe der tage zurecht.
    ich bin seit 7 jahren alkoholikerin..vielleicht auch schon länger..der übergang war schleichend..und doch gab es in meiner kindheit viele episoden, die ich nicht gewusst habe zu deuten.
    ich bin wieder rückfällig...wiedermal nach 4 wochen...immer und immer wieder
    ich bin in einer selbsthilfegruppe...aber ich tu mich schwer offen zu reden...ich hoffe, dass das hier besser geht, weil ich mich völlig anonym fühle...da kann ich endlich mal alles rauslassen.....
    ich möchte endlich wieder normal leben...
    gerne möchte ich mehr über mich schreiben...aber das ist wirklich krass...ich bin am überlegen ob dass nicht sogar besser für den geschlossenen bereich wäre

    lg melisse

  • hallo nochmal an alle,

    ja ich bin ungeduldig und kann nicht warten auf eine reaktion. deshalb werde ich mir jetzt mal alles von der seele schreiben..

    ich wurde 1962 geboren, mein vater war alkoholiker und gewalttätig...meine mutter hat ihn geheiratet, weil er in ihren augen aussah wie james dean (was sogar stimmt)..meine mutter war eine sehr hübsche frau...und ich war sogar ein wunschkind...aber mein vater war eifersüchtig...und er trank..er war einfacher arbeiter auf der baustelle..aber weil meine mutter so hübsch war, haben ihn seine kollegen aufgehetzt..sie würde fremdgehen..tagsüber auf der baustelle hat er bier getrunken..und abends als er heimkam hat er dann randaliert...bewusste erinnerungen habe ich so mit 4 jahren...meine schwester ist 1 1/2 jünger..sie hat viel geweint..weinen mochte mein vater gar nicht..auch meine mutter weinte...oft hat er sie auf den boden geworfen und verprügelt...in den bauch getreten...ich mit 4 jahren habe nie geweint...ich habe späße gemacht...ihn abgelenkt, damit er meine schwester und mutter nicht schlägt...ich war sein liebling...weil ich nicht weinte...ich bin auf allen vieren rumgekrabbelt und hab kapriolen gemacht, damit ich ihn ablenke....mein vater ist mit 36 jahren, da war ich 12, durch einen sturz aus dem fenster im 2.stock ums leben gekommen...ob es selbstmord war, weiss ich bis heute nicht...danach hatte meine mutter mehrere freunde...und meine schwester und mich jedes jahr auf "erholung" geschickt, meist waren wir bei meiner oma..in meinem ganzen leben hat mich meine mutter noch nie in den arm genommen und gesagt, dass sie mich liebt...das war der erste teil meines lebens...und es kommt noch viel dicker...aber ich muss erstmal durchatmen, weil ich grad nur am heulen bin

    lg melisse

  • ok...weiter..
    ich kann mich erinnern dass mir meine oma immer eierlikör gegeben hat...oder meine mutter sagte, wenn ich magenschmerzen hatte..ich soll einen magenbitter trinken..meine oma gab mir auch das buch von maria treben heilkräuter gottes oder so...da stand drin...wenn du kreislaufprobleme hast...versetze weisswein mit honig und trinke es tagsüber mit kleinen schlucken...oder schwedenkräuter aufgesetzt mit schnaps....NIE wollte ich so werden wie mein vater...ich hasste alkohol...und doch habe ich ihn als medizin benutzt...als meine mutter einen pharmareferenden kennenlernte, der 19 jahre älter war als sie ..wurde alles noch schlimmer...wiegesagt meine mutter war sehr hübsch...dieser mann...ich nenne ihn wolfgang fuhr einen sportwagen...einzigartig 1979 ...mit 3 sitzen ...und dieser mann war sehr dominant...er war verheiratet...als seine frau nach 15 jahren heimlicher affäre starb hat er meine mutter geheiratet...als ich in der pubertät war hat er mich und meine schwester sexuell belästigt..aber es kam nie zu etwas schlimmerem...aber er gab uns alkohol...mal einen martini...mal rotwein mit eiswürfeln...da war ich 15!
    ich mach mal pause....
    melisse

  • Hallo Melisse,

    ich begrüße Dich im Forum und wünsche Dir einen guten Austausch. Du bist sehr offen, Offenheit, finde ich, ist wichtige und notwendige Voraussetzung bei der Verarbeitung seiner eigenen Suchtgeschichte. Du sprichst alte Wunden an, mir selbst gingen kürzlich erst Dinge durch den Kopf, die ich als Kind im Zusammenhang mit meinem trinkenden Vater damals erlebte.

    Da Du bereits jetzt zu Beginn hier sehr offen und detailliert und tiefgehend schreibst, würde ich an Deiner Stelle wirklich eine Teilnahme im geschlossenen Bereich in Erwägung ziehen.

    Ich bin dort seit Feb. 2009 und fühle mich dort gut aufgehoben. Habe dort einen guten Platz für mich gefunden. Davor war ich einen Monat lang bereits im offenen Bereich, wo ich bis vor kurzem in meinem Thread geschrieben habe. Davor nutzte ich das Forum ca. 7 Monate lediglich als stiller Leser ohne Anmeldung. Ich bin jetzt im 14. Monat trocken und das ist auch gut so und schön so. Das Leben ist wieder reich geworden. Dir einen guten Austausch.

    Gruß

    zerfreila

  • danke markus, es tut mir gut zu wissen, dass jemand das alles liest. und ich brauch das grad wirklich...einfach alles rauslassen...egal ob das grad sinn macht oder nicht...DAS konnte ich in der realen gruppe noch nie..da hab ich mich geschämt,vor anderen menschen zu weinen...wie vor meinem papa...

    mit 23 jahren habe ich geheiratet...eine tochter bekommen..aber irgendwie war ich unglücklich...damals war ich noch nicht abhängig, aber ich hatte depressionen..
    mit 35 hatte ich die absolute lebenskrise...soll das alles gewesen sein...ich machte sport...trank absolut nix und hatte einen mann kennengelernt..in den ich mich total verliebte...aber er wollte ein kind von mir...dem fühlte ich mich nicht gewachsen und dachte für mich...ICH will endlich leben...danach begann ein exzessives leben..mit jede nacht disco, sport, sauna....wechselnden männern...aber kein alkohol...bis ein mann in mein leben trat, der alles veränderte...er war so anders...liebevoll, goldig, typ robbie williams, gute figur...ABER...er war alkoholiker...nur das wusste ich nicht...wenn ich kam, k.o. von der arbeit nannte er mich spassbremse und hat mir erstmal ein großes glas weisswein eingeschenkt...und er wusste genau was ich brauchte und hat mir eine art gehirnwäsche verpasst...nicht dass ich ihm die schuld gebe....aber nach intensiven recherchen...bin ich der meinung dass er eine narzisstische persönlichkeitsstörung hat...zusätzlich zu seinem alkoholismus....3 flaschen wein am tag waren gar nix!! das ging so lange...bis ich nach 3 jahren auch voll drauf war...ich konnte morgens schon nicht arbeiten ohne einen schluck alk...er meinte immer, er hätte alles im griff...hat er auch...er säuft...hat erfolg im beruf...ich dagegen hab meinen führerschein verloren..vor 10 monaten haben wir uns getrennt...und ich versuche mein leben neu zu ordnen...aber es fällt mir sehr schwer....zu viele dinge die ich aufarbeiten muss...

    danke fürs lesen
    melisse

  • danke zerfreila..ich denke ich werde mich im geschlossenen bereich anmelden, weil meine geschichte wirklich zu heftig ist...
    aber ich werde mich hier trotzdem melden...
    vielen lieben dank
    melisse

  • Guten morgen an alle,
    ich habe mich entschlossen doch vorerst im offenen bereich zu bleiben, für die erste zeit.
    zu meinen rückfällen wollte ich erzählen...dass der kontrollverlust nicht erst passiert, wenn ich den ersten schluck getrunken habe...sondern schon vorher...da passiert etwas was ich absolut nicht mehr steuern kann...ich verliere im vorfeld die kontrolle über meine gedanken und weiss nicht wie ich damit umgehen soll. in der shg sagen sie wachsam sein...aber wie soll ich wachsam sein, wenn ich nicht mehr klar denken kann?
    ich denke wie betrunken, obwohl ich noch nichts getrunken hab...will mich dann nur wegbeamen.
    der saufdruck wird dann immer größer..bis ich es nicht mehr ertrage..

    hört das denn nie auf? wie geht ihr damit um ..bzw..wie haltet ihr das aus?

    lg melisse

  • hallo an alle hier,
    ich war gerad im internet unterwegs und war auf der seite der zauberwiesentherapie..da wird vor allem versucht den grund für eine suchterkrankung zu finden..der mit einem permanenten schlechten gewissen zu tun hat....seit der kindheit..
    und ich habe mich dort selbst wiedererkannt...immer allen alles recht machen...immer lieb sein...und doch ein schlechtes gewissen haben und angst

    kennt das jemand von euch auch?

    lg melisse

  • Hallo Melisse,

    Ja, ich kenne dieses Verhalten von mir auch.
    Immer den Gedanken im Kopf hoffentlich hast du nichts verkehrt gemacht.. kein falsches Wort gesagt...dem P. alles Recht machen... und mich dabei vergessen, leider.

    Heute ist das anders, ich Lebe für mich, ich setze mich an erster Stelle, habe keine Angst mehr und das ist ein tolles Gefühl.

    Liebe Grüsse von Ute

  • Hallo Melisse,

    Ja, ich kenne dieses Verhalten von mir auch.
    Immer den Gedanken im Kopf hoffentlich hast du nichts verkehrt gemacht.. kein falsches Wort gesagt...dem P. alles Recht machen... und mich dabei vergessen, leider.

    Heute ist das anders, ich Lebe für mich, ich setze mich an erster Stelle, habe keine Angst mehr und das ist ein tolles Gefühl.

    Liebe Grüsse von Ute

  • Leider ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, aber Doppelt hält bekanntlich besser.

    lg Ute

  • danke ute für deine worte...
    da ich bisher noch keinen arzt gefunden hab dem ich vertraue ..habe ich dem zauberwiesenarzt eine mail geschrieben und um eine terminvereinbarung gebeten

    meine kusine hat mir mal ein buch geschenkt...auch mal nein sagen können...sie ist leiterin eines heimes für psychisch krank menschen..hat mein problem erkannt..aber irgendwie hab ich keinen draht zu ihr..und schon wieder hab ich ein schlechtes gewissen, weil ich mich seit wochen nicht bei ihr gemeldet hab

    melisse

  • Hallo Melisse

    Meinst du die leichten immerwährenden Bauschschmerzen? Im Rückblick meine ich, ich hätte sie die gesamte Kindheit gehabt.
    Habe mich mal auf die angesprochene Internetseite geklickt und nur kurz die Startseite angelesen. Ja, dass mit der Kindheit kommt bei mir auch in etwa hin.
    Mir ist dabei eingefallen, dass ich in der Anfangszeit meine Abstinenz ab und an Meditationskassetten gehört habe, hatte ich ganz vergessen. Ob sie was geholfen haben? Keine Ahnung. Ich weiß nur, danach habe ich mich meist wie ausgewrungen aber ausgeglichen und zufrieden gefühlt.

    Gruß

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo Melissa,
    ja immer allen alles recht bleiben und dann selber auf der Strecke bleiben....
    Oder sich immer Schuldig fühlen.....das hab ich leider auch jetzt noch....
    Mir helfen da grad lange Spaziergänge und Gespräche mi meinen Freunden die hinter mir stehen.
    Nach einer Gewissen Zeit konnt ich auch wieder anfangen zu lesen das hilft mir grad sehr.
    lg nine

  • hallo melisse

    das ist wohl das was die meisten von uns auszeichnet, immer artig allen alles so machen wie sie es gern hätten, und trotzdem gibt es nörgler und ich fühlte mich mies. heute seh ich das so, wer einen fehler sucht der findet einen, jesus wurde auch ans kreuz genagelt weil man bei ihm fehler suchte und fand. ich habe keine löcher in den händen, wie könnte ich also perfekt sein? und, wieso muß ich das eigentlich, und noch wichtiger, wer bestimmt was perfekt ist. seit ich erkannt habe, das ich nur für mich selbst gut sein will, das ich morgens in den spiegel schauen kann, seit mein leitspruch ist: ich bin nicht auf der welt um so zu sein wie andere mich gern hätte, seit dem geht es mir gut. mir ist wurscht was andere denken, dafür kann ich mir nichts kaufen. es gibt menschen die wollen nicht mit mir auskommen weil sie mit sich selbst unzufrieden sind und mich evtl beneiden weil es bei mir anders ist, nicht mein problem. wenn man das erst mal verstanden hat und auch umsetzen kann, also sich mit dem allerwertesten drauf, dann geht der rest fast von allein.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Melisse,

    Zitat

    ich verliere im vorfeld die kontrolle über meine gedanken und weiss nicht wie ich damit umgehen soll

    Hier heißt es hinschauen, in welchen Situationen sich deine Gedanken verselbständigen, damit Du sie in Zukunft entweder vermeidest oder lernst, damit umzugehen.

    Dich abgrenzen, "nein" sagen, auch entspannen sind Stichworte, die mir dazu spontan einfallen. Das ist zunächst nicht einfach, ich habe dazu viel in miener LZT mitgenommen.

    Auch wenn Du selbständig bist: Deine Trockenheit steht obenan, sonst bleibt dein Leben eine Quälerei mit der von Dir beschriebenen Konsequenz.

    Bei mir hing in den letzten Jahren viel an der Arbeit. Ich habe nach meiner LZT einen neuen Arbeitsplatz bekommen, mit dem ich gut leben kann.

    Du hast viele "Baustellen", die Du ohne Hilfe nicht bewältigen kannst. Hattest Du schon ein Gespräch in der Beratungsstelle? Hast Du einmal über eine (ambulante) Therapie nachgedacht?

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo an alle im forum,
    nach begründeter abwesenheit melde ich mich hiermit zurück...gottseidank hat euer forum dazubeigetragen, daß mir klar wurde..ich gebe auf..ich gebe auf ..gegen den alkohol...und war deshalb 7 tage in der klinik zur entgiftung...heute morgen bin ich entlassen worden.. noch in der klinik wurde eine ambulante therapie eingeleitet mit einer suchttherapeutin, die mich in der klinik besucht hat..ich fühle mich total erleichtert, weil ich endlich zugegeben habe, dass ich das alleine nicht schaffe...sie wird mit mir eine verhaltensrückfalltherapie machen und ursachenaufarbeitung..alles in einzelgesprächen..ich bin sehr dankbar dafür

    ganz liebe grüße an alle

    melisse

  • moin melisse

    das ist doch mal ne tolle nachricht, ich freu mich für dich. nu aber langsam voran, nicht alles auf einmal. so ne therapie ist ganz schön anstrengend. wünsch dir alles gute dabei.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

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