Immer wieder Suchtdruck...

  • Hallo an alle,

    wie Ihr ja meinen bisherigen Beiträgen entnehmen könnt, war ich bis Montag in einer Sucht-Tagesklinik. Diese Tagesklinik-Zeit möchte ich nicht missen - sie hat mir wahnsinnig gut getan und ich bin mittlerweile seit fast 6 Wochen trocken.
    Nun aber muss ich feststellen, dass, kaum bin ich wieder den ganzen Tag zu Hause, der Suchtdruck wieder regelmäßiger auftritt.
    Ich hatte ja schon vom Suchtdruck am Montag nachmittag berichtet - heute ging das Ganze dann wieder los. Nach meinem Mittagsschlaf gingen mir die Gedanken an Bier nicht aus dem Kopf. Ich wäre mal wieder fast verrückt geworden.
    Mir ist natürlich klar, dass es dafür Gründe gibt und ich weiß auch, wo diese Gründe bei mir zu finden sind. Der entscheidende Faktor ist diese Beziehung, die ich in dieser Form kaum noch aushalte. Leider weiß ich zur Zeit keinen Ausweg. Zu einer Trennung bin ich "noch" nicht in der Lage.

    Die letzte Zeit mit all ihren Umstellungen ist insgesamt echt heftig gewesen (bzw. sie ist es immer noch). Es wird ja oft davon berichtet, dass man sich besser fühlt, wenn man trocken ist. Das kann ich nach den 6 Wochen nun überhaupt nicht sagen. Natürlich hängt das auch ganz eng mit der belastenden Beziehungssituation zusammen.
    Ich habe zur Zeit zu nichts Lust. Bin insgesamt sehr kraftlos, erschöpft. Könnte ständig schlafen. Und wenn dann der Suchtdruck kommt, dann bin ich gereizt, wütend und traurig. Vorhin habe ich erstmal wieder eine Runde geheult.

    Ich bin ziemlich ratlos und weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll.
    Viel Zeit werde ich mir für wichtige und richtige Entscheidungen nicht mehr lassen können - das wichtigste ist die Abstinenz; doch diese wird in dieser Situation bald bedrohlich wackeln.

    Drückt mir bitte die Daumen.
    L.G. Bianca :?

  • Hallo Bianca,

    weinen hilft mir einen gewissen Druck gehen zu lassen... damit löst sich bei mir meist schon eine Menge, spazieren gehen und viiiiiiell Wasser.

    Deine Beziehung hast du doch sicherlich auch in der Tagesklinik thematisiert. Was haben die dir denn mit auf den Weg gegeben?

    Und worauf wartest du bei deiner Entscheidung bzw. wovon machst du es abhängig, ob es die richtige oder die falsche ist?

    Lg Mieken

  • Hallo Bianca,

    Zitat von bibo614

    das wichtigste ist die Abstinenz; doch diese wird in dieser Situation bald bedrohlich wackeln.

    Hmmm, das ist für mich ein falscher Gedankengang. Damit hast Du den Rückfall in meinen Augen schon fast gedanklich vollzogen. Entschuldige, für mich liest es sich halt so, als würdest Du zweifeln.

    Wie wäre es statt dessen mit dem Gedanken: "HEUTE trinke ich keinen Alkohol !" Damit kannst Du Dich vielleicht eher stärken.

    Du hast einen geschützten Bereich verlassen und bist nun wieder mehr auf Dich alleine gestellt. Kein Wunder, dass der Suchtteufel da wieder mit Gewalt zuschlägt. Laß ihm keine Chance, schreibe Dir lieber die Finger wund, lies hier viel und wie Mieken schon schreibt: Viel Wasser, von innen nach außen und umgekehrt. Es hilft einfach, den Druck zu lindern und dann wird es sicher auch bald weniger. Halte durch !

    Lieben Gruß
    Biene

  • hallo bianca

    die käseglocke is nu weg, nu kommt der alltag und damit der druck. ich kann mich biene und mieken nur anschließen, viel wasser trinken und dich ablenken. schreibe hier und auch wenn es irgend etwas ist was nicht mit dem thema zu tun hat. wichtig ist das du dich ablenkst.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Danke für Eure Antworten,

    erstmal möchte ich sagen, dass die Beziehung natürlich ein großes Thema in der Tagesklinik-Therapie war. Es wird mir immer wieder zu einer erneuten Trennung geraten. Doch ist das leichter gesagt als getan. Ich kann das meinen Kindern gewissensmäßig nicht antun. Daran würde ich dann innerlich ganz zerbrechen. Ich befinde mich da zur Zeit in einer totalen Zwickmühle.
    Und was den gedanklichen Vollzug eines Rückfalls betrifft: Biene hat wahrscheinlich recht. Die Gedanken gehen wieder öfters in folgende Richtung: Am liebsten mal wieder die Birne zudröhnen - damit ich diese ganze Situation mal für ein paar Stunden wegbeamen kann. Es geht mir ja eh schon sch....; schlechter als zur Zeit geht es kaum noch.

    Ich stehe dem Ganzen wirklich ratlos gegenüber. Es ist einfach nur noch zum Heulen. Hätte, wenn und aber....... (Das ich hier im letzten Jahr wieder eingezogen bin, das war der Größte Fehler meines Lebens).
    Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.
    Ich bleibe auf jeden Fall standhaft und trinke wirklich Wasser, was das Zeug hält. So auf die 4 - 5 Liter komme ich am Tag.
    Ausserdem war ich vorhin doch noch ein bisschen spazieren - das hat mir auch gut getan.
    So, ich wünsche Euch allen einen schönen Abend.
    L.G. Bianca

  • Zitat

    Ich kann das meinen Kindern gewissensmäßig nicht antun.

    Hallo Bianca,

    ich nochmal: überdenke doch mal ganz in Ruhe für dich, ob du deinen Kindern es denn antun kannst, wieder zu trinken und so gar nicht für sie dazu sein?

    Lg Mieken

  • hallo bianca

    du solltest wirklich mal darüber nachdenken wo deine proritäten liegen. als ich mich von meinem ex getrennt habe war das für meine kinder sicher nicht leicht, aber sie haben es verstanden. sie merkten schnell das es mir sehr viel besser ging und somit auch ihnen. ich war ausgeglichener und konnte mich besser auf ihre bedürfnisse einstellen. ich habe mit meinem ex eine regelung das die kinder wann immer sie wollen zu ihm können. heute ist das für sie kein soooo großes problem mehr, im gegenteil die großen sind sogar früh darüber.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Mieken und Dorothea, danke nochmal für Eure gedanklichen Anregungen.
    Das mit "dem für die Kinder dasein" ist schon so ein Thema für sich.
    In den Jahren, wo ich alleine gewohnt habe und die Kinder mich alle 2 Wochenenden besucht haben, da habe ich mich immer auf dieses Wochenende eingestellt und wir haben tolle Sachen gemacht.
    Wobei auch in dieser Zeit der Alkohol immer einen hohen Stellenwert hatte. Bevor die Kinder kamen war ich immer sehr angespannt und wenn sie dann da waren, habe ich abends grundsätzlich getrunken.
    Ich tue mich unheimlich schwer mit der Verantwortung für die Kinder. Ich liebe die Beiden - aber vieles macht mir auch immer wieder sehr zu schaffen.
    Was ich aber sagen wollte, ist, dass wir, seitdem ich hier wieder wohne, kaum noch gemeinsame Unternehmungen durchführen. Ab und zu gehen wir mal schwimmen oder essen. Das war es dann aber auch. Aufgrund meiner wirklich schlechten psychischen Verfassung ziehe ich mich abends z.B. immer sehr früh zurück und lese dann für mich alleine. Ich bin in vielen Situationen des Familienlebens total überfordert. Ständig muss man Rücksicht nehmen; oder alleine schon die Essensplanungen. Oder was läuft abends im Fernsehen und wann läuft der Fernseher? All diese Fragen und Situationen belasten mich sehr. Im Prinzip hätte ich gar keine Kinder kriegen dürfen. So schlimm, wie sich das auch anhört. Aber ich selber möchte mich nicht als Mutter haben. Für die Kinder tut mir halt besonders leid, dass sie ständig meine wechselhaften Stimmungen mitbekommen.
    Naja, jetzt ist es erst mal genug für Heute. Jetzt versuche ich mal, gedanklich ein bisschen abzuschalten.
    Liebe Grüße von Bianca

  • Liebe Bianca!

    Zitat

    Aber ich selber möchte mich nicht als Mutter haben.

    Das tut weh!Nur schon das Lesen!
    Was muss es dann für Dich sein?

    Schau doch einmal in aller Ruhe,[b]was Du Gutes in Dir hast.
    [/quote] Jeder Mensch hat das,selbst der grösste Halunke würde fündig!(Und dann wäre er vielleicht,Schwupp,kein Halunke mehr!)

    Wir lernen hier,uns selber zu mögen,ja uns selber zu lieben!

    Das könntest Du doch in Dein Tagesprogramm einbauen:Einige Male ,nur für Dich,Ruhe herzustellen.Da kannst Du dann sicher bald einiges finden,was Du Gutes in Dir hast!

    Für mich selber sind Ruhe und Stille sehr wichtig geworden.
    Ich habe es auch langsam,Schritt für Schritt gelernt.

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo und herzlich willkommen hier im Forum, liebe Bianca :) Du bist hier bei uns und schreibst dir deinen Kummer in die Tastatur! Das ist ein sehr guter Anfang :D Ich kann dich sehr gut verstehen, denn ich weiß ebenfalls wie sich Suchtdruck anfühlt. Es ist grausam :( Die gute Nachricht ist aber: er geht auch wieder weg :!: Du s p ü r s t dich jetzt sehr intensiv und musst gewisse Situationen, wo du dich früher weggemacht hast, jetzt aushalten und d a s ist manchmal verdammt schwer, ich weiß das, bitte glaub mir. Ich möchte dir aber auch sagen, es wird besser. Langsam,manchmal sehr langsam, wird es besser!!! Versuch trocken zu bleiben, in allererster Linie für dich, aber auch für deine Kinder. Du musst jetzt einen g e s u n d e n Egoismus haben und zuallererst schauen was für d i c h gut ist. Denn nur wenn es dir gut geht, kann es auch deinen Kindern gut gehen. Wenn d i r deine Beziehung nicht mehr gut tut, solltest du mit gesundem Egoismus nachdenken, was zu tun ist :wink: Alles Gute für dich und schreib bitte weiter wie es dir geht! Sei lieb gegrüsst von Franky

  • Hallo

    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß der Suchtdruck am Anfang sehr
    schlimm war und ich alle Kraft aufwenden mußte, um mich abzulenken. Sehr geholfen hat mir der Rat einer Ernährungsberaterin, die mir sagte, Suchtdruck (da gings um Heißhunger... ) hält nicht länger als eine halbe Stunde an.. Es hat mich getröstet, zu wissen, das Verlangen verschwindet irgendwann wieder, auch ohne, daß ich mich auf den Kopf stelle (und mit den Füßen wackele... ) Man muß nur durchhalten ...

    Mir hat geholfen:
    Jemanden anrufen,
    Sport machen
    hier im Forum surfen

    Und bitte denke daran.. immer ein Schritt nach dem anderen
    Wenn man zuviele Baustellen in seinem Leben bearbeiten will, wird das meist nichts. Immer eins nach dem anderen .. Erst mal abstinent bleiben wollen und abstinent und dann ein Problem nach dem anderen angehen

    Xen.

  • hallo bianca

    du bist momentan in einer sehr schwierigen phase. während dieser zeit konnte ich auch nicht so wirklich die gute mutter sein. in meinem kopf war chaos und konnte mich kaum auf meine termine konzentrieren, wie sollten da noch die von 4 kindern platz finden, oder ihre interessen. ich habe manches mal einfach nur geheult weil ich wirklich dachte ich bin zu blöde um alles auf reihe zu kriegen. meine therapeuten, ( meine thera hat ein jahr gedauert, ambulant ) haben mir mut gemacht, mir gesagt das ich erst einmal an mich denken muß, eine weile egoistisch sein, wenn ich in mir und mit mir klar bin, dann wird alles andere automatisch besser. es gab auch gespräche mit den kindern, die ausnahmesituation wurde kindgerecht erklärt. am ende meiner therapie war dann auch alles so weit in ordnung. ich war belastbar, konnte auf die probleme und bedürfnisse meiner kinder eingehen und sie wieder auffangen wenn es nötig war.

    gestehe dir einfach auch diese zeit zu. unsere krankheit braucht geduld, in allen bereichen. mach dich nicht kleiner als du bist. bleib einfach am ball und du wirst sehen das du auch wieder die kraft findest die dinge ohne selbstzweifel und überforderung in die hand zu nehmen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Ihr Lieben,
    erneut vielen, vielen Dank für Eure Beiträge. Ihr alle macht mir Mut und das kann ich wirklich gut gebrauchen.
    Es ist zur Zeit wahrscheinlich alles etwas zu viel.
    Diese Veränderungen durch die Abstinenz und auch der immer mal wieder auftretende Suchtdruck machen das Leben zur Zeit schwerer als es eigentlich ist. Mein Umfeld tut mir echt leid wg. meiner starken Stimmungsschwankungen. In der einen Minute bin ich noch gut drauf und in der nächsten fahre ich meine Krallen aus. Naja, wir müssen da halt alle irgendwie durch. Mitleid mit den anderen hilft mir natürlich auch nicht weiter.
    Und je nachdem wie ich drauf bin, so denke ich natürlich auch. Fühle ich mich schlecht - dann denke ich auch negativ. Fühle ich mich gut - dann denke ich auch mal positiv.
    Heute Morgen habe ich echt was krasses erlebt. Während der Tagesklinik-Zeit habe ich mich gedanklich viel mit meiner Raucherei beschäftigt. Ich habe in den letzten Jahren so um die 25 Zigaretten am Tag geraucht und merkte in letzter Zeit sehr stark die Auswirkungen auf meinen Körper und meine Psyche. Nun hatte natürlich erstmal die Alkoholproblematik Vorrang. Aber meine Gedanken gingen in die Richtung: " Wenn die Tagesklinik-Zeit vorbei ist, dann gehe ich meiner Raucherei an den Kragen". Bereits vor 3 Wochen habe ich mir Nikotin Kaugummis und eine Selbsthypnose-CD gekauft. Diese habe ich nun jeden Abend vor dem Schlafen angehört und heute früh haben die Suggestionen anscheinend voll Ihre Wirkung entfaltet. Ich saß also wie immer mit meinem ersten Kaffee und der Zigarette auf dem Balkon; doch beim ersten Zug an der Zigarette überkam mich ein totales Ekelgefühl. Das war echt krass. Die Zigarette musste ich ausmachen. Ich habe es danach noch mal probiert - und wieder kam der Ekel. So habe ich also kurzerhand seitdem keine Zigarette mehr angefasst.
    Heute früh habe ich dann tatsächlich mal mit einer positiven und freudigen Stimmung Sport gemacht. Ich bin abwechselnd gewalkt und gejoggt. So insgesamt eine dreiviertel Stunde. Das war wirklich herrlich. Und am Nachmittag kam dann der obligatorische Spaziergang. Auch herrlich.
    Wie gesagt, heute habe ich mal einen guten Tag erwischt und darüber freue ich mich und bin echt dankbar. Die Kinder sind beide bis ca. 20 Uhr auf Geburtstagen unterwegs. So ist es natürlich auch mal still im Haus.
    Ich grüße Euch alle und wünsche Euch einen schönen Samstag Abend.
    Bianca :)

  • Hi Bianca, das sind doch mal gute Nachrichten :D Freut mich, das du heute einen guten Tag hattest :) Ich bin seit einigen Monaten ebenfalls Nichtraucher und sehr glücklich damit :D Eines ist aber für mich vollkommen klar, wenn ich mal wieder in eine schlimme Extremsituation kommen sollte, bevor ich wieder saufe, fang ich wieder mit dem Rauchen an. Das kleinere Übel, denn es verändert meine Persönlichkeit nicht!!! Was ich damit sagen will, das Wichtigste zuerst. Höre auf dich und verzeih dir, wenn du mit Rauchen noch nicht gleich aufhören kannst. Nicht zu trinken ist glaube ich, im Moment und auch immer, wichtiger :wink: In diesem Sinne sei lieb gegrüsst von Franky

  • Hallo und guten Morgen,

    werde von Alltäglichem jetzt wieder unter meinem anderen Thread (Ich freue mich, dass ich wieder hier bin) berichten.

    Das Thema "Immer wieder Suchtdruck" hatte ich speziell für dieses Thema eröffnet.
    Würde mich freuen, auch weiterhin von Euch zu hören.

    L.G. Bianca

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