• Meine Gedanken zum Jahreswechsel...

    In meinem täglichen Meditationsbegleiter wird zum Jahresanfang ermutigt, eine Liste zu erstellen, über die Ziele, die im neuen Jahr angestrebt werden. Ziele sind wichtig.

    Das deckt sich vollkommen mit meinen Gedanken. Wo jedoch es schwierig wird, wenn die Ziele nicht von außen messbar sind. Woran erkenne ich, daß ich mein Ziel erreicht habe?

    Wenn ich mir überlege, dieses Jahr einen neuen Job anzustreben mit mindestens x-Betrag mehr an Gehalt... kann ich das gut überprüfen. Oder wenn ich mir als Ziel setze, dieses Jahr meine obligartorischen 5 kg am Jahresende weniger zu haben (wobei das mittendrin bestimmt der Fall ist - leider am Ende meist wieder nicht :-)).

    Wie messe ich das mit den inneren Zielen? Ein gutes Ziel für mich am Jahresende 2010 näher an mir dran zu sein, mich tiefer kennengelernt zu haben. Meinem Weg gefolgt zu sein. In meiner Trockenheit weiter eine Stabilität zu erlangen, ohne überheblich zu werden und die Risiken aus den Augen zu verlieren.

    Das gleiche Ziel hatte ich im übrigen für das Jahr 2009. Also schaue ich mal zurück. 2009 war mein 1. komplett trockenes Jahr. Mit vielen Wegstrecken, Etappen, Stillständen, wieder Luft holen, weitergehen. Umdrehen? Das ist das Einzige, welches nicht für mich in Frage kommt.
    Eher in Bereiche vordringen, wo ich noch nicht war. Wo die Furcht zu groß war, oder der Mut erst wachsen musste. Ist innerliches wachstum messbar?

    Wenn ja, woran erkenne ich es und wenn ja, legt das irgendjemand anderer fest - außer ich selbst?

    Und vor allem davon geprägt meinem ureigenstem Rhytmus zu folgen, zu erkennen, daß es für mich nur hierüber geht. Lernen auf mich zu hören... meine eigene Stimme zu finden.

    Eine Festellung zum Jahreswechsel 2009/2010 meinerseits war, daß Freiheit nicht einzuatmen ist - also nicht von außen hereinzutragen - sondern Freiheit ausgeatmet wird. Was ich im innern finde, strahle ich aus.

    Wechselspiel habe ich meinen Thread genannt. Weil ich denke, daß zu jedem Weitergehen und zu jedem Schritt nach vorne, auch immer mal ein Blick zurück gehört.

    Mein Ziel für 2009 habe ich erreicht, nicht messbar von außen - aber spürbar im innern.

    Vielleicht ist es mit den inneren Zielen jedoch auch so, daß der Weg - das unterwegs sein, das Leben zu leben mit all seinen Facetten und der Fülle - das eigentliche Ziel ist?

    Wünsche allen, die hier vorbeilesen, ein frohes Neues und vor allem erfüllendes Jahr 2010.

    Liebe Grüße
    Mieken

  • Hallo Mieken

    Ich freue mich auf deinen neuen thread!

    Ich wünsche dir ,das du deine Ziele weiterhin nicht aus den Augen verlierst.
    Ein Konfuziusspruch auf meinem aktuellen Lesezeichen lautet:
    Der Weg ist das Ziel!

    Wege sind oft steinig,sind oft verschlungen und ihr Verlauf oft verwirrend ...Hauptsache es geht vorwärts...und ich wünsche dir einen guten Weg in deinem Tempo!
    ...und ein zufriedenes ,trockenes Jahr 2010!

    Liebe Grüße von
    Backmaus

  • glück auf mieken

    wünsch dir, dass du 2010 einfach weiter deinen weg gehst - freu mich drauf dich hier 8ab und zu9 begleiten zu dürfen

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Mieken,

    ein frohes und gesundes Neues Jahr 2010 wünsche ich Dir!

    Ich für mich habe festgestellt, dass ich am Ziel bin, wenn es sich für mich gut und richtig anfühlt, wo ich stehe. Dass ich von Herzen JA dazu sagen kann, JA, das habe ich geschafft, so ist es gut. Und sich besinnen auf den langen, oft schwierigen Weg, den ich gegangen bin. Dann mache ich mir bewußt, was ich alles geschafft habe und bin allein dafür schon stolz auf mich (na ja, daran arbeite ich noch, aber es wird besser... :wink: ).

    Schöne Gedanken von Dir zum Jahreswechsel. Danke dafür!

    LG.. Pedi

  • Ein Blick zurück...

    Was hat mich denn weitergehen lassen oder auf meinem Weg zu bleiben oder überhaupt erst auf ihn zu kommen?

    Einen Schritt zur Seite zu gehen, um von dort eine andere Sichtweise zu erhalten.

    Der Schritt zur Seite hat mich im August 2008 einen neuen Weg beschreiten lassen. Bis da dümpelte ich vor mich hin, hangelte mich von einer Trinkpause zu nächsten. Verlor mehr und mehr den Glauben an mich und die Menschheit und war als höchste Priorität damit beschäftigt, mich selbst zu demontieren, rutschte unaufhörlich die Suchtspirale weiter hinab. Was rückblickend wohl genauso zu meinem Weg gehört, der mich schließlich hierhin geführt hat.

    Mein Schritt zur Seite war das Lesen hier im Forum, das langsame herantasten und das vorsichtige Annehmen alkoholkrank zu sein. Nicht mehr auf dem alten eingetretenen Pfad mein Glück verzweifelt zu versuchen, sondern einen Schritt in eine ganz andere Richtung zu wagen. Einen neuen Weg einzuschlagen, von dem ich rein gar nichts wußte.

    Ich hatte nicht viel im Rucksack, eigentlich nur den unabdingbaren Wunsch und Willen, nicht mehr zurück zu gehen.

    Ich tue mich deshalb schwer mit der Aussage "bleib´ auf deinem Weg oder folge ihm", denn wie schnell kann ich mich verzetteln oder bin falsch unterwegs oder mich darauf ausruhen "ich bin ja schließlich unterwegs". Ich beobachte an mir wie fein die Unterschiede dabei sind.

    Einen gesunden Umgang mit den Dingen zu finden, ist wohl die anspruchsvollste Aufgabe für einen suchtkranken Menschen.

    Vielleicht ist aber mit der Aussage "folge einfach deinem Weg" gar nicht gemeint, daß es immer nur geradeaus und easy going geht. Das es bedeutet sich den Gegebenheiten des Weges anzupassen, sich auf ihn einzustellen, mal geht´s locker und leicht geradeaus , mal kommt eine scharfe Kurve rechts und dort kann mich durchaus eine Steigung von 12% erwarten oder eben ein Gefälle.

    Und es dann drauf ankommt, wie fest die Schritte sind, um diese Wege beschreiten zu können. Mit Alk im Gegenpäck und wankendem Schritt wohl kaum.

    Liebe Grüße
    Mieken

  • Hallo Mieken,

    schön Dich wiedermal zu lesen.

    ich kann noch folgendes von mir dazu sagen, seit ich diesen Weg beschritten habe jetzt vor 11 Monaten, hat sich wirklich etwas verändert in meinem Leben, wenns auch oft nur Kleinigkeiten sind, aber es bringt mich vorwärts und die Veränderungen kann ich deutlich in mir spüren.
    Früher hatte ich immer das Gefühl, was solls es verändert sich ja doch nichts.

    Ich hatte auch sehr viel Angst mich auf das alles einzulassen. Habe es aber nicht bereut.

    Ich wünsch Dir weiterhin alles Gute auch für das Neue Jahr 2010.

    lieben Gruß Wish

    Ich bin Ich , und will es immer mehr werden

  • Hallo Wish,

    danke für deine Worte, denen ich entnehme: Diesem Weg nun zu folgen, setzte demnach voraus, den alten Weg zu verlassen. Den Mut aufzubringen sich auf Neuland zu wagen, loszugehen, ohne genau zu wissen, was erwartet mich überhaupt da. Vertrauen zu sich selbst entwickeln, obwohl tiefgründig versoffen.

    Menschen vertrauen zu lernen. Ängste überwinden. Durststrecken aushalten und zuversichtlich weitergehen, denn die Veränderungen kommen, weil losgegangen, ist was ins Rollen gebracht worden ;)

    Wünsche dir ebenso alles Gute für das Neue Jahr,

    lg Mieken

  • Hi,
    glaub ich nicht das dies Verwirrung pur ist, wer länger unterwegs ist in der Trockenheit versteht das schon.Wenn man die zufriedenen Trockenheit als Masstab nihmt für sich selber, und das damit verbundene zufriedene Leben. Mieken ,du hast ja gefragt, an was kann ich das innerlich messen?
    An deinem Gespür für dich, und deinen feinen Antennen die feiner werden im Laufe , wiedermal laufen, ja ein Weg läuft man, im Laufe der Trockenheit.Es ist unumgänglich ab und an Rast zu halten, was tut sich in mir, was tut sich um mich rum, und zurückzublicken, inne zuhalten.
    LG
    Jürgen

  • Hallo Mieken,

    ich habe folgendes in mein Tagebuch (es heißt 'Cube' :oops:) geschrieben:

    Liebe Grüße und KeepDry

    Michael

  • Hallo,

    das Thema des Weges beschäftigt mich halt doch immer wieder. Und meistens dann, wenn es bergauf geht. Wenn der Anstieg zu schwer erscheint, ist der Impuls schnell da, an der Richtigkeit zu zweifeln.

    Caroline, du sprichst Veränderungen an. Sie gehören ja unabdingbar dazu, wenn ich dabei bin mir ein trockenes Leben aufzubauen oder dabei bleiben möchte, weiterhin ein trockenes Leben zu führen.

    Anders geht das gar nicht. Doch in den Momenten, wo ich andere Menschen in meine Veränderungen einbeziehen muss, fällt es mir schwer, sie anzugehen. Solange ich still und wenig auffällig meine Runden ziehe, falle ich nicht auf, werde in Ruhe gelassen. Sobald ich aber einen anderen Tritt oder eine Richtungsänderung vornehme, reagiert das Außen. Und dann wird es unbequem oder in dem Moment ist es halt dran, Farbe zu bekennen. Für sich Verantwortung zu übernehmen.

    Jedoch gehe ich zu oft davon aus, daß der Weg eben und leicht zu gehen ist und das ist er ja nunmal nicht. Da hakt es ja dann schon :) und ab könnte Verwirrung beginnen.

    Jürgen... laufen, laufen lassen, achtsam in Bewegung bleiben. Meine Worte ;-).


    Hallo keedry,
    ich antworte dir mal hier:
    28 Tage (+4) sind ein guter Anfang, denn jeder Weg beginnt mit den ersten Schritten (da ist es wieder mit dem Weg) Ich habe hier im Forum irgendwo mal gelesen, Trockenheit wird in Jahren gerechnet. Das hat mich schwer beeindruckt, seitdem zähle ich nicht mehr ;)

    Deine Überlegung dir zusätzlich keinen weiteren Druck aufzubauen, finde ich gut. Ich teile sie, bei schweren Wegen ist es wichtig, das Gepäck leicht zu halten. Denn oft müssen wir durch Stürme und über Stock und Stein, um zu dem zu kommen, wo wir hinwollen oder warum wir überhaupt losgegangen sind.

    Bis denne,

    Mieken

  • Zitat von Mieken

    die Rechnung kannte ich noch nicht ;)

    macht nischt

    bleib scön trocken > zufrieden + glücklich :arrow: die nächsten 2 sekunder oder die nächsten 2000 jahre :wink:

    glück auf

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,

    das musste ich nun erstmal ´ne Weile wirken lassen und muss sagen, damit hast du ja voll meinen Nerv getroffen.
    Denn ich denke, daß es ein wesentlicher Punkt ist - auch oder auch grade (wie du möchtest ;-))- bei der Trockenheitsarbeit, ein rechtes Verhältnis zu bekommen.
    Verharre ich zu stur oder ängstlich und mit zu großem Druck, löst es bei mir Suchtdruck aus. Bin ich zu nachlässig, laufe ich Gefahr, mich Situationen auszusetzen. von denen ich vlt. noch nicht weiß ob sie schadhaft für mich sind. Begebe ich mich stattdessen in die Mitte, wo ich um die Gefahren weiß, mich ihnen nicht nachlässig aussetze, aber mich nicht verschüchtert in die Ecke verziehe, bleibe ich offen und verschaffe mir einen Handlungsspielraum.

    Mein zentrales Thema für mich war heute, eine dankbare Einstellung zu finden. Ich habe ein bewegtes Wochenende erlebt, wo mir auf einmal
    klar wurde, daß ich zu der Zeit als ich noch Alkohol trank, verzichtete. Jeden Tag verzichtete ich auf die Klarheit des Lebens. Und nun wo ich
    täglich daran arbeite, meinen äußeren und inneren Abstand zum Alkohol zu vergrößern, ich in den Genuß einer Fülle komme, die mir mit
    Alkohol in meiner Nähe niemals erreichbar gewesen wäre.

    Ich lese häufiger hier und weiß von mir selbst noch, wie ich anfangs dem Irrglauben erlag, nach dem Weglassen des Suchtmittels - würde
    eine Zeit des Verzichts vor mir liegen. Dabei stimmt das gar nicht und zeigt mir im nachhinein, wie tückisch der Alk vor sich geht und
    was er mir vorgegaukelt hat. Ich glaubte, die Welt würde mir gehören, wenn ich so täte, als wüsste ich alles. Doch erst als ich mir zugestand,
    daß ich niemals alles wissen werde und jeder klare Tag mir die Möglichkeit bietet zu lernen, fange ich an zu verstehen.

    Ich bin dankbar dafür, daß es Menschen gibt, die den Mut haben, ehrliche Worte zu sprechen. Denn das ist es was uns weiterbringt. Irgendwo hier habe ich mal gelesen, wahre Worte sind nicht immer schön, jedoch sind schöne Worte nicht immer wahr. Hat mich auch schwer beeindruckt.

    Ich bin dankbar für jeden noch so kleinen Zentimeter mehr Abstand zwischen Alkohol und mir. Dafür bin ich losgegangen, um mich von diesem Teufelszeug zu befreien. Und wenn ich aus dem alten jahrelang antrainiertem falschen Verhalten (in meinem Falle zusätzlich noch als EKA anerzogenem) in die falsche Richtung unterwegs sein sollte, bin ich denen dankbar, die den Weg vor mir gegangen sind und mich aufgrund ihrer gelebten Erfahrungen auf meinem Weg zurück bringen.

    Ich bin dankbar dafür, meine Entscheidungen heute selbstständig treffen zu können. Mir klare Gedanken darüber machen zu können, setze ich mich Situationen aus, weil ICH das so möchte oder weil ich meine im gesellschaftlichem Strom mitschwimmen zu müssen. Ich erlebe selbst, daß es nicht immer geradeaus geht, teilweise mitunter sogar recht hügelig zugeht. Jedoch weil ich lediglich die EINE Sache - den Alkohol - weggelassen habe, bekomme ich erst den Zugang zu so viel mehr.

    Für mich schließt sich somit immer wieder ein Kreis, zuerst steht das Loslassen und dann erst das Finden. Das Loslassen bezieht sich meines Erachtens auf so viele Dinge. Allen voran und an erster Stelle steht der Alkohol und zieht sich ab da weiter von altem falschen Verhalten über falsche Vorstellungen, alte Kompromisse, verbogene Wertvorstellung usw.

    Zitat von silberkralle

    ...die nächsten 2 sekunder oder die nächsten 2000 jahre...

    Da liegt ´ne Menge zwischen. Gefällt mir immer besser :)

    Schöne Grüße
    Mieken

  • Meine zentralen Themen in meiner Trockenheit sind: Loslassen und die Dankbarkeit darüber, es heute suchtmittelfrei angehen zu können.

    Ein Wechselspiel ist es somit jeden Tag. Zu schauen, wo liegt Handlungsbedarf? was gibt es zu tun? Oder ist Zeit für eine Pause? Zurück zu sehen, wie war das damals und wie gehe ich es heute an? Welche Möglichkeiten bieten sich? Bin ich noch richtig unterwegs oder schaufel ich mich wohlmöglich langsam wieder in die alten Verhaltensweisen ein?

    Ein trockenes Leben bedeutet für mich in erster Linie, unterwegs und in Bewegung zu sein. Nicht kopflos und auf der Flucht, sondern möglichst in einem Tempo, was erlaubt nach links und rechts zu schauen, doch dabei in meiner Mitte zu verbleiben.

    Was gibt mir Sicherheit? Was gefährdet mich?

    Wie kann ich mich in einer Welt bewegen, die darauf ausgelegt ist, Höchstleistungen von mir zu verlangen, obwohl ich jeden Tag eh schon das Beste gebe? Indem ich die Welt verändere und jeden Tag den Kampf aufnehme? In die Schlachten ziehe, vlt. welche gewinne, aber dafür total erschöpft und ausgelaugt zurückbleibe?

    Oder anfange stiller zu werden, mich zu verändern, an mir zu arbeiten, mich auf mein Ich zu besinnen. Auf meine eigenen Werte, auf meine Dinge, die mir als Kind so wichtig waren. Die ich verloren habe als Heranwachsende, weil ich mich in dieser Ellbogengesellschaft zu behaupten versuchte. Ich nicht stark genug war, immer kleiner wurde. Alkohol als Schmerzmittel einsetzte und so noch kleiner wurde, fast weg war ich.

    Ich bin stiller geworden, in mich gekehrt und finde dort die Fülle, die ich im außen so verzweifelt gesucht habe. Auch heute gefällt mir nicht alles, auch heute tut noch vieles weh. Doch bin ich dankbar, diese Schmerzen fühlen zu dürfen, denn sie weisen mir den Weg.

    Mieken

  • glück auf mieken

    liest sich gut - scheinst immer mehr aufm weg zu dir zu sein - klarer strukturierter planmäsiger - zufriedener

    bleib in bewegung - is di richtige richtung - fein

    schönen sonntag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Mit 13 Jahren hatte ich meinen 1. Vollrausch. Von da an habe ich mit Freunden regelmäßig getrunken. Am Wochenende – auch mal in der Woche vor Langeweile. Von Anfang an konnte ich die Menge des Alkohols nicht kontrollieren. Sobald er seine enthemmende Wirkung entfaltet hatte, trank ich bis zum Gedächtnisverlust. Die ersten Parties standen an. Ich erinnere mich, wie ich da schon dachte, entweder du trinkst und bist total betrunken, oder du trinkst nicht, damit es nicht entgleist. Meist habe ich getrunken. Es gab immer nur entweder / oder.

    Mit 20 Jahren war ich total ausgebrannt. Es stellten sich Schlafstörungen ein, die erste fette Depression hatte mich voll im Griff. Die Frage meines Therapeuten, ob Alkohol eventuell für mich ein Problem sein, verneinte ich. Wir dröselten so einiges auf, was mich nicht mehr täglich zum Alkohol greifen lies, aber dennoch wenn – war das Resultat wenn ich es tat - stets das Gleiche.

    Ein paar Jahre konnte ich den Alkoholkonsum in soweit kontrollieren, dass ich nach außen funktionierte und die Abstürze sich nur auf Feierlichkeiten begrenzten.

    Mit Anfang 30 trank ich regelmäßig. Mein normales Pensum lag bei 2 halbe Liter Weizenbier und 1 Flasche Rotwein. Eines Morgens erwachte ich und wollte schon morgens trinken. Das war ein Weckruf für mich. Ich holte mir Hilfe für meine neuerliche Depression. Die Feststellung der Therapeutin lautete nüchtern, es ist der Alkohol, der mich in die Depressionen treibt – konnte ich nicht annehmen. Ich süchtig? Niemals.

    Fünf Jahre lang bewies ich ihr, dass ICH doch keine Probleme mit Alkohol habe. Mein Pensum wuchs, von 2-3 ltr. Weizenbier auf 2 Flaschen Rotwein. Ich fing an, Flaschen zu verstecken, leere Flaschen heimlich zu entsorgen. Unter größter Kraftanstrengung baute ich Trinkpausen in mein Leben ein. Es wurde immer schwerer eine Pause zu beginnen, die Pausen dazwischen geringer. Der Kraftaufwand immer größer.

    Ich war innerlich leer und wusste keinen Ausweg.

    Langsam näherte ich mich den Worten der Therapeutin an… schaute dahinter, hat sie vielleicht doch Recht? Ich googelte und fand diese Seite. Las bis in die tiefe Nacht hinein. Mal nüchtern, mal mit viel Alkohol im Blut.

    Die Geschichten hier wiederholten sich. Der Ton war rau. Wenn ich nicht raus wollte aus meinem Loch erschienen mir die Worte hart, verletzend, unangebracht, grenzüberschreitend. Wenn ich einen klaren Moment hatte, konnte ich sie annehmen. Auf mein Leben anwenden und war mir sicher, wenn ich raus will aus diesem Loch, dann geht’s nur mit allergrößter Konsequenz und Vertrauen den Menschen gegenüber, die bereits raus waren.

    Kommal’s LZT-Erfahrungen habe ich so viele Male gelesen, sie hat mich ermutigt, wie viele andere Worte ebenso. Schonungslose Worte haben mich wachgerüttelt, dass beim Alkoholismus die Spirale ungestoppt unweigerlich nur nach unten geht.

    Ich danke allen, die den Mut aufbrachten und aufbringen, ihre Geschichten zu erzählen und mir geholfen haben, mich wachzurütteln und genau hinzusehen und ich danke mir, dass ich die Chance meinem Leben eine Wendung zu geben, annehmen konnte.

    -Maria-

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