will nicht mehr alleine kämpfen!

  • Lieber Manfred,
    selbst in den schlimmsten Phasen meines Alkoholismus habe ich nie in der Öffentlichkeit getrunken, ich war immer bestrebt auch meinem nächsten Umfeld (Mutter, Schwestern) zu verbergen wie es um mich stand und wie es in mir aussah. :roll:
    Selbst meinem Hausarzt gegenüber konnte ich nicht offen sein, - bis heute.
    Ich akzeptiere lieber Alkoholkonsum in meiner Gegenwart, als unangenehme Fragen beantworten zu müssen. Feig nicht? :oops:
    Wenn ich zuhause so besoffen war, daß ich gelallt habe, habe ich einfach das Handy ausgeschaltet und war nicht mehr erreichbar - Migräne war dann die Ausrede, selbst meine beiden Suizidversuche mit anschl. Klinikaufenthalt haben mein LG und ich als "Burnout" getarnt, hat keiner hinterfragt.
    Das heimliche "Zuhause-weg-saufen" scheint sowieso ein sehr typisches Verhalten bei Frauen zu sein, wie ich hier schon öftres gelesen habe, was meint Ihr?
    LG, murmeltier

  • Liebes Murmeltier,
    mich erinnert das Alles sehr an meine nasse Zeit.

    Nachdem ich jahrelang „öffentlich“ getrunken habe, im Betrieb, im Fussballverein, in Kneipen, auf Feiern, etc., und mir das irgendwann peinlich wurde, habe ich mich zu Hause weggesoffen.

    Ich habe den Betrieb gewechselt (dort gab es ein Alkoholverbot), ich bin aus dem Verein ausgetreten, ich bin nicht mehr weggegangen. Ich habe nur noch zu Hause gesoffen. Und zwar nicht weniger. Sondern mehr. Viel mehr. Bis zum endgültigen Zusammenbruch …

    Seit ich trocken bin, bin ich mit meiner Alkoholkrankheit immer offen umgegangen. Arbeitsumfeld, Freunde, Familie, etc. Ich habe dabei durchweg positive Erfahrungen gemacht.

    Unangenehme Fragen? Wie sollten die lauten? Zum Beispiel: Warum trinkst Du nicht mehr?, Warum bist Du denn Alkoholikerin geworden und dergleichen?

    Meine Antwort: Ich kann Alkohol nicht kontrolliert trinken. Weitere Fragen nach Gründen, etc. beantworte ich so: Das bespreche ich nicht in der Öffentlichkeit.

    Für eine dauerhafte Trockenheit ist es m.E. unerlässlich die nähere Umgebung (Betrieb, Familie, Freunde, etc.) darüber zu informieren, dass ich keinen Alkohol trinke. Das ist in erster Linie ein für Dich wichtiger Selbstschutz. Sonst bleibt immer dieses Hintertürchen: Ach, da es ja keiner weiß, kann ich mich heute ja nochmal richtig zuschütten. Ich habe das ja auch in der Vergangenheit gut verstecken können.
    Das ist, finde ich, lebensgefährlich. Woher willst Du wissen, ob Du aus einem Rückfall wieder herausfindest.

    Liebe Grüße
    Manfred

  • Lieber Manfred,
    ich glaube was du da ansprichst war genau der Grund für meine beiden Rückfälle in diesem Jahr. Beide Male passierte es ja aus einer sehr angespannten Situation heraus (heftiger Streit mit der Folge: "Entweder ich fange gleich an zu schreien, um mich zu schlagen oder ... ich kipp mir schnelle einen hinter die Binde :oops: ). Sämtliche Konfliktlösungsstrategien die mein Therapeut mit mir geübt hat (von 60 an rückwärts zählen, ein Boot schaukelt übers Meer etc.) ihr wißt schon was ich meine, habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschöpft, ich konnte meine innerliche Wut nicht mehr im Zaum halten :evil: , bis ich trank.
    Hätte ich vielleicht jemanden eingeweiht hätte ich diesen wohl als letzten Ausweg zumind. telefonisch kontaktiert, als Hilferuf quasi.
    Naja, - ob ich dann wirklich jemanden mit dieser Situation belasten würde ... :cry:
    Ich merke ich steh noch sehr am Anfang, und schon nach einem Tag hier wurde ich mit vielen Dingen konfrontiert die ich wohl auch stark verdrängt habe.
    In einem anderen Thread hier hab ich von "es aushalten" und "sich aushalten"gelesen, - das hat mich sehr bewegt, weil eigentlich bn ich noch in dieser Phase, ich muss lernen "es" und "mich" auszuhalten. Mit "es" meine ich garnicht so sehr das Trockensein, oder den Saufdruck, sondern "es" steht für mich eher für die Alltagssituationen (Stress, Langeweile, Frust, Sorgen usw.) die ich bisher weggesoffen habe.
    Und mit "mich" aushalten meine ich eher, dass ich wohl endlich auch mal vor anderen Schwäche zeigen sollte, vielleicht ahnen so manche einiges und waren nur zu höflich mich darauf anzusprechen?
    Ich denke mein nächster Schritt wird nun sein, mein näheres Umfeld über mein Alkoholproblem zu informieren, und vielleicht sogar um Hilfestellung zu bitten !? :?
    Bei euch habe ich mich ja auch getraut! :D

  • Liebes Murmeltier,
    ein Beispiel zum Thema „Wut“ und „Schreien“:

    In meiner letzten beruflichen Position hatte ich mal eine Auseinandersetzung mit meinem Chef. Ab einem bestimmten Punkt war die Gesprächssituation so verfahren, dass ich an zu schreien anfing. Ich hab dann auch noch mit der Faust auf den Tisch geschlagen, auf dem eine Kaffeetasse stand. Das hat dann noch mal ordentlich gescheppert. Er hat dann zurück geschrieen. Nachdem wir uns eine Weile angeschrieen hatten bin ich aus der Situation ausgestiegen und ein halbe Stunde um den Block gegangen. Danach bin ich zu Ihm hingegangen und hab mich bei ihm für meinen Wutausbruch entschuldigt. Wir haben uns die Hand gegeben und die Sache war erledigt.

    Ich will damit nicht sagen, dass ich es für richtig halte, dass man die Wut einfach mal rauslassen sollte. Zumindest nicht im beruflichen Umfeld. Das hätte ja auch andere Folgen haben können. Aber es ist für mich alle mal gesünder gewesen als zu trinken.

    Für die Ursachen von Wut, Langeweile, Stress, etc. und den Umgang damit gibt es ja unterschiedliche Bewältigungsstrategien. Diese kannst Du sicher mit Deinem Therapeuten besprechen.

    Die denkbar ungesündeste Strategie ist jedoch Alkohol zu trinken. Niemand kann vorhersagen wo und wie das endet …

    Ich wünsche Dir einen entspannten Abend!
    Manfred

  • glück auf mumeltier + manfred

    wie der manfred das wieder formuliert hat - toll - bin ich zu faul - genau was ich auch gedacht hab

    mir hat bisher in so situationen der galassenheitsspruch der AA geholfen:

    ... gib mir die gelassenheit dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann
    ... gib mir die kraft dinge zu ändern die ich ändern kann
    ... gib mir die weisheit beides voneinander zu unterscheiden

    ^ steht hier iwo noch ausführlicher :wink:


    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Murmeltier,

    Im Frauenhaus wirst du aufgenommen wenn du von körperlicher, seelischer oder sexualer Gewalt betroffen bist.

    Außer Caritas kannst du dich noch an „Frauen helfen Frauen e.V.“ wenden so eine Stelle müsste eigentlich in jeder Stadt sein, da kannst auch über alles reden.
    Allerdings solltest du tatsächlich ins Frauenhaus gehen würde ich dir raten Wertgegenstände und Schmuck wo anders unter zu bringen oder einen Schließfach mieten.
    Aber vielleicht ist das ja auch nicht nötig es gibt ja bestimmt noch andere Wege, mein Sohn war damals ganz klein hat ja kaum was mitbekommen vom Frauenhaus aber dein Junge ist ja schon größer, lass dich beraten brauchst dich nicht zu schämen oder Angst haben niemand wird dich zu etwas zwingen. Aber mach etwas weil du leidest, und ich kann mir beim bestem Willen nicht vorstellen das dein Kind unter diesen Umständen wie du beschreibst, nicht leidet.

    Gruß Maria

  • Hallo Murmeltier,

    noch etwas von mir,

    Zitat

    Mit dem Trinken habe ich erst 2001 angefangen, als ich nach meiner Scheidung meinen Lebensgefährten kennenlernte. Er hat (so mein Verdacht) schon immer mehr Alkohol getrunken, es fing harmlos an mit 1-2 Bieren zum Feierabend.
    Die Folgen der Scheidung, finanz. Probleme (bin selbstständig), verschiedene Vorfälle die mich sehr verletzten und der ständige Stress (Firma, Kind, keine Urlaub etc.) führten dazu, dass ich meine ersten Vollräusche hatte. Immer nur an freien Tagen, immer nur zuhause, eigentlich immer zusammen mit meinem neuen Partner.

    Schließlich war der Punkt erreicht, an denen wir bereits morgens (an freien Tagen) Bier oder Wein tranken, ich konnte endlich entspannen, indem ich in einem Alkoholnebel war, alles war plötzlich leichter - ich hatte Spass. Bis sich die Situation umkehrte, wir stritten immer häufiger im Rausch, es kam zu Gewaltausbrüchen, Kontrollverlusten usw.


    Dann kennt dein Kind auch nichts anderes, als das was du schreibst

    Zitat

    Im Februar 2008 schnitt ich mir nach so einem Streit die Pulsadern auf, im November 2008 sprang ich von der Brücke, jedes Mal überlebte ich und war dann eine zeitlang in der Klinik, immer auf eigenem Wunsch frühzeitig entlassen, - ich konnte ja die Firma und meinem Sohn nicht alleine lassen.

    Und dein Kind hat das ja mitbekommen oder?

    Zitat

    Übrigens zu meinem Sohn: Mein Sohn liebt meinen LG, obwohl dieser meist nur meckert und ermahnt. Obwohl mein LG sich nicht wirklich mit ihm liebevoll beschäftigt, sieht ihn mein Sohn schon als Papa


    Und manchmal trügt der Schein

    Ein Kind braucht einen Ansprechpartner, jemanden der da ist wenn es Angst hat, jemanden dem es immer vertrauen kann, und sich auf den auch verlassen kann, das ist normalerweise deine Aufgabe.
    Durch deine Vollräusche und Suizidversuche hat dein Kind eventuell Vertrauen zu dir verloren, du hast schließlich an dein Kind nicht gedacht als du dir Leben nehmen wolltest, ein 12 Jähriges Kind bekommt mehr mit als du vielleicht denkst.
    Dein Kind seht den Ansprechpartner jetzt in deinem LG auch wenn er säuft, meckert oder ermahnt, alles ist besser für ein Kind als die Angst haben zu müssen von der Mutter verlassen zu werden.

    Das sind nur meine Gedanken!!!

    Gruß Maria

  • Liebe maria,
    weißt du was meine erste Reaktion auf deine offenen Worte war? Wut! :oops: Es tut weh, wenn man sich eingestehen muß, daß man den Menschen den man am meisten liebt auf der Welt, am schlimmsten verletzt und enttäuscht hat! :cry:
    Das schlimmste an dieser Krankheit ist, das man zum totalen Egoisten wird. Auch jetzt noch dreht sich die Welt hauptsächlich um mich selbst, - ich bin so arm, mir geht so schlecht, ich muß so schwer kämpfen usw. du siehst - es geht immer nur um ICH-ICH-ICH!
    Ich habe heute einen Termin beim Frauenhilfswerk-Caritas ausgemacht, für Dienstag, dort werde ich zumindest weitere Informationen erhalten, und ich habe für Sonntag ein Gespräch mit meiem Sohn geplant, nur wir zwei allein - ich muß wissen wie es um ihn steht. :roll:
    @zu meiner Wut: Ich war schon in meiner Kindheit voller innerer Wut, eine Sache die ich gerade in der Therapie aufarbeite. Sie kommt mnchmal so heftig über mich daß es in meinem Kopf zu rauschen anfängt und mir den Atem nimmt. Ich kann mittlerweile gut damit umgehen - aer sie ist sicher meine grösste Gefahr. Sie ist die intensivste und tiefste Emotion deren ich fähig bin. Selbst der Alkohol konnte nicht gegen sie an, gegen die Liebe schon, sonst hätte ich mich nicht so gehen lassen können, die Liebe zu meinem Kind war scheinbar nicht starck genug !?!
    Muss mal drüber nachdenken
    LG, murmeltier

  • Hallo Murmeltier,

    ja so was in der Art habe ich mir schon gedacht als ich das schrieb, und überlegt ob ich schon im Vorfeld das geschriebene mildern sollte, aber dann hab ich doch gelassen.
    Mein geschriebenes sollte dich natürlich nicht wütend machen, sondern eventuell deine und deines Kindes Lebenssituation aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.

    Ich bin ja selber Mutter aber ja auch Alkoholikerin und auch ich habe meinem Kind wehgetan in dem ich mich für Saufen entschieden habe und Jahre lang in Selbstmitleid gebadet habe statt nach Lösungen zu suchen.
    Ich habe mich fast tot gesoffen also auch eine Art Selbstmord nur auf Raten so zusagen.
    Als ich nüchtern wurde und mir das alles richtig klar wurde füllte ich mich wie du nur nicht mit Wut erfüllt sondern mit unendlicher Traurigkeit.
    Wir haben mein Sohn und ich viel darüber gesprochen, aber das Vertrauen war erstmal Weg nach und nach kam es wieder, aber als ich mich ja von dem Ex trennte, immerhin hat er sozusagen 10 Jahre mein Kind mit großgezogen theoretisch zumindest, selbst da hatte mein Kind nicht die Angst den Stiefvater zu verlieren sondern vielmehr ob ich das alles alleine schaffe ob ich nicht zusammenbreche und anfange wieder zu trinken, es war eben keine leichte Zeit nicht für mich und nicht für mein Kind.

    Du tust ja was und ich wünsche dir viel Kraft und Mut, nur sprechenden Menschen kann man helfen.

    Gruß Maria

  • liebe maria, ich glaube deswegen bin ich hier -
    1. weil es wichtig ist sein Leben aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen, und das geht wohl am einfachsten wenn andere einem die Augen öffnen
    2. Wattebäusche werfen wird uns nicht weiterbringen
    3. Ich bin nicht mehr allein mit dieser Last, diesen Ängsten, diesen Erfahrungen!
    :D

  • Mir hat es sehr geholfen meinen Tag in kleine Aufgabenschwerpunkte zu splitten, so weiß ich morgens immer genau was mich erwartet aber ich stehe nicht vor einem Riesenberg der mir schon morgens den kalten Schauer über den Rücken kriechen lässt. :shock:
    Heute z.B.:
    6.00 Aufstehen und Morgenroutine (Sohnemann schulfertig machen, Hund versorgen, Eigenroutine)
    8.00 Sport
    9.00 Haushalt (auch der ist tageweise aufgesplittet)
    10.00 Arbeiten
    13.00 Mittagessen danach Sohnemann Hausaufgaben betreuen
    18.00-19.00 Freizeit (größtes Gefahrenpotenzial! :evil: ), Abendessen
    Das funktioniert eigentlich ganz gut, denn da ich nicht mehr besonders belastbar bin hilft es mir mich an diesem Tagesplan entlangzuziehen, gefährlich wirds nur wenn etwas unplanmässiges passsiert, da kann schon passieren daß sich mein Suchtgedächtnis zurückmeldet - deswegen gibts einen Notfallplan: Abwarten und (viel) Tee trinken! :D
    Klingt irgendwie doof wenn ich das jetzt grad so durchlese :shock:
    LG. murmeltier

  • Hallo Murmeltier,
    das klingt überhaupt nicht doof.

    Eine Tagesstruktur für sich zu entwickeln ist gerade am Anfang der Trockenzeit für Viele sehr hilfreich.

    Wenn die Zeit zwischen 18:00 und 19:00 Uhr für Dich das größte Gefahrenpotential für Dich darstellt, dann könntest Du hier vielleicht nochmal eine Tätigkeit "einbauen", die Dir besonders gut tut. Was immer das auch sein mag ... Vielleicht irgendetwas was Deine innere Struktur stärkt. Entspannungstechnik, z.B. Es gibt da eine ganze Reihe von CD´s. Progressive Muskelentspannung wäre einen Möglichkeit ...

    Liebe Grüße und einen entspannten Abend ;)
    Manfred

  • Hi, Manfred! :D
    Eigentlich hab ich gemeint, daß ich ab etwa 18.00/19.00 Uhr je nach Auftragslage im Geschäft Dienstende habe, und dann meine Freizeit beginnt!
    In meiner nassen Zeit war dann der Ablauf so:
    LG und ich haben Alk besorgt, im Schnelltempo die abendlichen Pflichten erfüllt (Sohnemann Abendritual, Hund Gassi) und dann - eeeendlich Entspannen :evil: Flasche auf und rein damit. Wir redeten über den Tag während wir einen irren Wettbewerb hatten, wer zuerst das Nebelhorn tuten hört. :(
    Jetzt schau ich daß ich mich beschäftige:
    Mit Sohnemann noch schnellein Wiifit Tennis od. Bowling-battle, hometrainer, Baden, Lesen, Fernsehgucken und was ganz wichtig ist - meine Teezeremonie. Hab mein altes Teegeschirr (orginal Artdeco) aus dem Schrank geholt und probiere mich quer durch das Angebot! :D
    Auf der Strecke bleibt da leider mein LG, aber wenn er gemütlich mit mir quatschen will muß er halt auch ein Tässchen Tee mittrinken, sonst hat er halt Pech gehabt, - ich stehe nicht mehr zur Verfügung! :wink:
    Euch allen einen entspannten Abend, Hoch die Tassen (Tee, Heiße Schokolade oder Latte Macciatto)
    LG, murmeltier

  • Hi Murmeltier,
    das hört sich doch schon alles ganz gut an. Besonders schön finde ich die Teezeremonie.:-)
    Muss ich auch mal wieder machen ...

    Was ist denn jetzt mit Deinem LG? Trinkt er noch?
    Und wie bedrohlich ist die Situation insgesamt?

    Ein alkoholfreies Zuhause halte ich für ein absolutes Muss, wenn Du dauerhaft trockenbleiben willst.

    Liebe Grüße
    Manfred

  • Lieber Manfred,
    ich habe meinen LG gestern in einem nüchternen Moment direkt auf sein Alkoholproblem angesprochen, und ihm auch vermittelt, daß ich ihn verlassen werde, wenn er nicht zu trinken auffhört und sich ebenfalls Hilfe holt. Ich habe auch gesagt, daß er zwar während meines Klinikaufenthalts eine große moralische Stütze für mich war, aber mir bei meiner Abstinenz mehr schadet und im Wege steht als daß er mir hilft. Wenn er mich wirklich lieben würde, dann wäre er besorgt um mich und mein Leben, und würde mich stattdessen nicht gefährden.
    Er war sehr bestürzt, und hat zu ersten Mal zugegeben daß er ein Alkoholproblem hat, bis jetzt war er ja immer der Meinung "er könne mit Alkohol umgehen, nur ich sei die Alkoholikerin!" :shock:
    Ob er das umsetzen kann oder will, oder ob er mich nur besänftigen will, weil ich ihm jetzt quasi das Messer an die Brust setze, weiß ich nicht, ist mir auch egal, weil ich jetzt trotzdem zu meiner und zur Sicherheit meines Sohnes Informationen zu einer möglichen Initiative einholen werde. Eine räumliche Trennung ist sicher der beste Weg, damit wir beide trocken werden!
    So, jetzt muß ich echt Schluß machen,
    wünsch dir und allen anderen alles Liebe
    murmeltier

  • So, mich melde mich zurück aus dem Wochenende! :P
    Samstag hatte ich Großputztag, also Musik an und durch die Wohnung gesaust. Um 16.00 Uhr war ich dann erst fertig, erschöpft aber sehr stolz auf mich! :D
    Genau das war auch der Zeitpunkt wo sich mein Suchtgedächtnis wieder mal plötzlich gemeldet hat: "Na murmeltier, jetzt warst du so brav, hast dir eine Belohnung verdient... :twisted: " Kennt ihr das auch? In meiner nassen Zeit waren es die "Belohnungsbiere" nach getaner Arbeit die mich erst zum Alkoholiker werden ließen...
    Ich habe mir dann schnell einen Karamelltee gemacht, dann ein schönes Duftschaumbad, und ab auf die Couch mit dicker Decke und Kuschelklamotten. Zur Belohnung gabs außerdem noch 2 Stück Erdbeer-schoko, und schon war alles wider in Ordnung.
    Sonntag war dann Bügel und Fernsehtag, alles ohne Stress und ganz gemütlich, abends noch 30 min Sport zum müde werden. Wieder ein Wochenende gut und trocken überstanden! :D
    Mein LG hat das Wochenende ebenfalls nicht getrunken, aber er war schon sehr nervös, und mußte sich ständig beschäftigen. Vielleicht gibt ihm das endlich zu denken, sonstige körperliche Entzugerscheinungen hatte er aber zum Glück nicht.
    Ich hoffe bei Euch war es auch so entspannt,
    ich schick euch mal eine Tasse "GuteLaune-Tee" rüber
    LL, murmeltier

  • Hi Murmeltier,
    ja ich kenne das auch mit dem "Belohnungsbier".
    Ich habe in den ersten Tage ohne Alkohol, auch viel Energie mit Hausarbeit abgebaut und früher waren das auch immer die Gelegenheiten sich dann mit ruhigen Gewissen die Kante zu geben.
    (Wenn sehr starker Suchtdruck entsteht, sollte man in den ersten Tagen solche Situation u.U. auch meiden.)

    Du hast das genau richtig gemacht mit dem Bad und den Süßigkeiten ;)

    Ich finde fast, das der Suchtdruck der entstehen kann wenn es einem gut geht, schlimmer ist als der, der vielleicht kommt wenn es einem schlecht geht.
    Das liegt wohl in der Natur von uns Süchtigen, das man meint etwas schönes noch schöner machen zu können, wenn man sich Drogen reinzieht.
    Ich finde das geht aber recht gut und schnell wenn man wirklich nicht mehr trinken will, das man emontial wieder etwas genügsamer wird und mit dem zufrieden ist was man bekommt.
    Mir hilft es in solchen Momenten auch, mir dann vor Augen zu führen was passieren würde, wenn ich trinken würde. die ersten 20min gehts mir dann vielleicht gut und dann schlägst wieder um, und dann gehts mir Tage lang schlecht.
    Viele Grüße
    Mario

  • Bin grade ein wenig traurig - eine Freundin, die ich sehr lange nicht gesehen habe, wollte sich mit mir in der Stadt treffen... mir wurde richtig angst und bange. :? Ich muß gestehen daß ich mir das noch nicht zutraue, in einem Pub zu sitzen und Tee/Cola etc. zu trinken, während sie ein Bier/Wein etc. trinkt! :(
    Ich habe mir im letzten Jahr bewußt eine Auszeit gegönnt, ich habe meine sozialen und gesellschaftlichen Kontakte bis auf wenige komplett eingeschränkt, was ich aber eigentlich nicht vermisse. Zu Grillfesten, Sylvesterparties u.ä. gehe ich nicht mehr, außer es findet im privaten Rahmen statt, wo ich vorher schon weiß, daß kein Alkohol getrunken wird.
    Mit meinen Schwestern und meiner Sportkameradin treffe ich mich nachmittags auf Kaffee und Kuchen oder eben zum Sport, Sauna oder Gassi gehen mit den Hunden.
    Wie habt ihr das gehandhabt? Ist schon komisch, wenn mein LG zuhause trinkt kann ich mich ablenken, aber was mach ich in einem Pub? Da ist sicher auch die Macht der Gewohnheit eine große Gefahr rückfällig zu werden. :evil: Keine Ahnung wielange das noch dauern wird, bis ich soweit bin, vor dieser Situation habe ich wirklich unglaubliche Panik.
    LG, murmeltier

  • Hi Murmeltier,
    seit dem ich nicht mehr trinke, war ich in keinem Pub/Kneipe mehr.
    Selbst wenn Du es schaffst und dort nix trinkst, so sitzt man doch die ganze Zeit dort und denkt an Alkohol bzw. keinen zu trinken.
    Damit macht man sich das Leben nur selbst schwer...

    Mir wurde hier im Forum der Rat gegeben, echte Freunde und die Familie über meine Sucht/Krankheit zu informieren. Man kann dann auch sagen, das es nicht immer leicht ist nicht zu trinken und das man deswegen Orte an denen getrunken wird meidet.

    Meiner Erfahrung nach reagieren die meisten Leute verständnissvoll bei dem Thema.

    Und dann muss man auch nicht immer irgendwelche Ausreden erfinden usw... .Das ist für einen selbst auch sehr angnehm und viele Menschen wissen das auch zu schätzen wenn man ehrlich zu ihnen ist.
    Glück auf ;)
    Mario

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