mia-lena Kind einer Alkoholikerin

  • Hallo zusammen!

    Ab wann ist man süchtig nach Alkohol?? Bei meiner Mutter ist es so dass sie ja eigentlich nur abends ihr Bier trinkt bzw. trank, aber dazu komme ich noch. Seit einigen Jahren wurde immer deutlicher dass sie jeden Abend ihre 5 bis 6 Flaschen Bier braucht, bevor sie schlafen gehen kann. Am Anfang waren es sicher weniger, aber das ist mal der Stand bis Anfang dieses Jahres.
    Bisher hatte sie auch immer abgestritten das es da ein Problem gibt. Seit ich so weit weg wohne (ca. 600km) habe ich manchmal mir spitze Bemerkungen geleistet um ihr deutlich zu machen dass wir es merken. Ein richtiges Gespräch kam aber nie zustande. Die Kommunikation in der Familie is auch etwas schwierig.

    Nun hat sie Anfang des Jahres uns 3 erwachsenen Kindern eine Mail geschrieben in der sie sich zu ihrer Sucht bekennt und um Hilfe von denen die helfen wollen bittet.
    Aber was bietet man da an? Ich hab ihr geschrieben das sie mich immer anrufen kann oder schreiben, aber irgendwie kommt da nix.

    Von meinem Vater weiß ich das sie wieder den einen oder anderen Einbruch hatte, aber versucht mit 2 oder 3 Bier am Abend auszukommen.

    Wir wissen auch alle noch nicht wo sie sich Hilfe holen könnte. Es gibt zwar auch in ihrer Nähe die Anonymenalkoholiker, aber da sie in der Kirchgemeinde und anderen öffentlichen Sachen sehr engagiert ist hat sie Angst sich so weit zu outen... Nach einem Psychologen hat sie auch schon mal gesucht, aber da auf dem Dorf meint sie gibt es niemand. Sie war mal bei einer in mind. 50km Entfernung, aber mit ihr ist sie auch nicht zurechtgekommen.

    Ich werd ihr mal den Link zu eurer Seite schicken und hoffe sie nimmt dieses Angebot an.

    Und zu mir.... Ich wohne wohl so weit weg weil ich ihre Probleme und auch die Eheprobleme meiner Eltern nicht ertragen kann. Ich bin der geborenen "Emotionalemülleimer" (soll heißen viele Leute erzählen mir gern ihre Probleme), aber ich kann nicht alle Probleme aufnehmen, geschweige denn sie aus der Welt schaffen!

    Es gab Zeiten wo ich fast schon verzweifelt einen Mann gesucht habe um meine eigene Familie zu gründen und alles besser zu machen.... Natürlich bin ich nicht an den richtigen gekommen. Nun habe ich eine Verhaltenstherapie hinter mir, die mich ein bisschen auf einen besseren Weg gebracht hat, aber trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen besonders weil ich meine 11 jährige Schwester allein lasse!

    MfG mia-lena

  • Liebe Mia-Lena,

    Deine sachliche Schreibweise kommt mir so bekannt vor. Es ist aber gar nicht so sachlich und so übersichtlich, wie Du berichtest. Es ist ganz viel in Dir drin in Unordnung, aufgewühlt und emotional... Schreib einfach noch ein bisschen wie es Dir geht, welche Empfindungen Du hast, welche Sorgen Dich beschäftigen. Das ist wichtig. Hier kannst Du alles loswerden.

    Alles Liebe,
    Smilla

  • Danke Smilla!

    Im Moment war es das was ich erst mal los werden musste. Nun bin ich fleißig dran hier zu lesen und finde mich in vielen Sachen wieder. Das muss ich nun erst mal in meinem Kopf sortieren, aber werde sicher dieser Tage hier noch weiter schreiben!

    Das was mich heute wieder etwas beunruhigt hatte war das ich mit meiner Mutter telefoniert habe, sie nichts zu ihrem Befinden diesbezüglich erzählte und ich aber auch keine Frage formuliert bekam. Ich hab dann gar nicht nachgefragt und kam mir damit schlecht vor, aber nachdem ich nun hier ein wenig gelesen habe sage ich mir "Ich bin nicht verantwortlich! Ich habe ihr angeboten dass sie mit mir sprechen kann, wenn sie es nicht tut ist es ihre Sache!"

    Das verbuche ich jetzt mal als meinen heutigen Erfolg! :)

    LG Maria

  • Hallo ihr lieben!
    Nun möchte ich noch mal versuchen etwas mehr über mich zu schreiben. Wie ihr euch vorstellen könnt fällt mir das gar nicht so leicht. Am liebste rede ich nicht viel über mich, ganz besonders seit meiner Therapie in der mir gesagt wurde das wenn ich mich zu kleinmache ich Menschen anziehe die mich ausnutzen. Das stimmt ja auch soweit, aber dann muss ich ja wieder alles in mich rein fressen was auch wieder nicht gut ist. Die Therapie hat mir zwar sicher einiges gebracht, aber grad in solchen Sachen bin ich nur umso mehr verunsichert. Ich hoffe hier eine Plattform gefunden zu haben wo ich mich ein wenig mehr verstanden fühle und gleichgesinnte finde die mir bei meinen Problemen ein wenig helfen können.

    Im Moment stelle ich mir ständig die Frage wie lange sie wohl schon diese Probleme hat. Es klingt sicher bei einigen wesentlich krasser, aber das was ich an Auswirkungen an mir sehe geht schon so lange zurück... Ich dachte immer es wäre erst seit sie aus dem Job, eine Kindereinrichtung die hauptsächlich sie ins Leben gerufen und aufgebaut hat, raus gemoppt wurde losgegangen. Das ist jedoch erst ca. 8 Jahre her.

    Während meiner Therapie sind wir, glaube ich, gar nicht so auf das Alkoholproblem eingegangen. Ich habe sie immer eher als liebevolle, aber etwas überforderte Mutter gesehen. Sie hat selbst zugegeben das als meine 1. Schwester geboren wurde (ich war damals 7) sie meinte ich hätte sie als Mutter für die kleine frei gegeben. Doch welche 7jährige kann schon so eine Entscheidung treffen. Seit dem musste ich mehr oder weniger auf eigenen Beinen stehen.

    Allgemein kann ich mich an nicht viel von meiner Kindheit erinnern. Ich kenne einige Geschichten aber eben von ihr, nicht das ich mich selbst daran erinnern könnte. Bei den ersten bruchstückhaften Erinnerungen die ich habe war ich sicher schon 5 oder 6 und das sind auch nur sehr kleine Teile. Ich hör immer von Leuten die sich so genau an ihre Kindheit erinnern, da frag ich mich manchmal warum ich mich nicht erinnern kann.


    Jetzt will ich aber mal versuchen die Defizite die ich bei mir sehe zu beschreiben. Ich nehme mir dazu mal die Zusammenfassung von Roa aus dem Beitrag Merkmale für einen EKA. Der kleine Perfektionist will ja nichts vergessen...

    Fühlen
    Ein hohes Maß an Empathie? Ich weiß nicht ob man das so beschreiben kann. Wenn einer in einer Gruppe von den anderen ständig nieder gemacht wird zwingt es mich schon dazu auf dessen Seite zu stehen. Aber ich weiß nicht ob das so damit gemeint ist. In viele Menschen kann ich mich auch bei bestem Willen nicht hineinversetzen.

    Selbstwert
    Ja an Selbstbewusstsein fehlt es mir gewaltig, auch wenn das ein Punkt ist der seit meiner Therapie besser geworden ist. Meine Mutter hat mir oft gesagt das sie mich liebt, besonders wenn ich mal wieder ohne richtigen Grund am heulen war (besonders in der Pubertät), doch ich konnte es ihr nicht glauben. Auch wenn ich nicht mal sagen kann warum ich es ihr nicht glauben konnte. Vielleicht weil ich mich selbst schon als so absolut nicht liebenswert empfand.
    Manchmal habe ich auch das Gefühl sie braucht es das ich wegen meiner Probleme ihr die Ohren voll heule. Irgendwie scheint ihr das gut zutun, sie fühlt sich dann wohl gebraucht. Sie hat ein stank ausgeprägtes Helfersyndrom, das sie besonders in ehrenamtlichen Tätigkeiten auslebt, für die sie dann aber immer wieder nur Ar...tritte erntet.
    Heut erzähl ich ihr kaum noch wenn es mir schlecht geht und tu gegebenen Falls lieber so als ob es mir super ging. Wenn ich eine Schulter zum anlehnen brauch dann tu ich das lieber bei meinem besten Freund, obwohl der auch nicht der bester Zuhörer ist und erst wenn ich völlig am Boden bin und entweder total ruhig werde oder auf einmal das heulen anfange bereit ist das aufzunehmen was mich bedrückt.
    Ich habe allgemein das Gefühl das alle ihre Probleme gern bei mir abladen (wie ich schon geschrieben habe), aber wenn ich was sagen will hört keiner zu und wenn ich 3 Mal angefangen habe zu reden und mir wird einfach reingeredet dann hab ich auch keinen Bock mehr.

    Nähe
    Ja das kenne ich auch so dass man fast süchtig danach ist, es dann aber nicht erträgt. Ich kann die Begrüßungsumarmungen unter Freunden oder der Familie bis heute nur halbwegs ertragen und bin froh wenn mein Gegenüber das nicht gar so ausdehnt. Es meldet sich bei mir schon der Fluchtreflex wenn jemand ein paar Sekunden zu lange meinen Unterarm festhält um mir zu zeigen wie kalt seine Hände sind. Kommt mir jemand unerwartet zu nahe ist es schon passieren das ich rückwärts über irgendetwas gestolpert und fast gefallen bin bevor ich überhaupt merkte was geht. Solche Situationen sind etwas peinlich, aber es hat zum Glück noch nie jemand nachgefragt. Ich könnt da ja auch keine richtige Erklärung dafür abgeben, geschweige denn das ich es bisher damit in Zusammenhang gebracht hätte.

    Autoaggression
    Dass das sich selbst Schmerzen zufügen etwas damit zutun hat das man sich selbst fühlen will habe ich bisher noch nicht so gesehen. Ich hatte lange das Problem dass ich es nicht geschafft habe um Hilfe zu bitten wenn ich ein Problem nicht selbst gelöst bekam, z.B. auf Arbeit im Lager etwas suchen, wo mir eigentlich gesagt wurde wo es liegen soll. Das schlug dann sehr schnell in Aggression und Selbsthass über. Ich habe dann oft auf Türrahmen oder meine Oberschenkel mit Fäusten eingeschlagen. Hauptsache ich konnte mir weh tun, nix ging kaputt und es konnte keiner was sehen.
    Und das rauchen muss ich noch definitiv als Autoaggression aufzählen. Ich versuche es seit einigen Jahren wieder aufzuhören...

    Angst
    Angst vorm Tod kenne ich eigentlich nicht.
    Aber das oft beschriebene Gefühl das wenn jemand stirbt das man nicht trauern kann das kenne ich gut. Nur um meine Tiere habe ich immer geweint, das waren ja auch immer meine engsten Freunde, auch wenn ich manchmal dachte "Wenn sie es sich aussuchen könnten wären sie sicher nicht bei mir!". Trotzdem habe ich mich aufopfernd um sie gekümmert. Sie waren auch immer meine Versicherung gegen Suizidgedanken. Ich habe mindestens 2 Abschiedsbriefe im Alter zw. 16 und 22 geschrieben, aber was sollte dann aus den 2 Hunden, 3 Katzen, 2 Hasen und 4 Mäusen werden? Die konnte ich halt nicht in dieser Familie lassen. Es hätte sich doch keiner so gekümmert. (Für manche klingt das lächerlich, aber so ist das bei mir und ob es mich noch ohne sie gäbe kann ich nicht sagen.)

    Kontrolle
    Das kenne ich auch. Am liebsten alles selber machen, die anderen machen es eh nicht richtig, nicht so schön und nicht so ordentlich. Auf Arbeit darf ich manchmal bissel Chef spielen, wie ich gern sage, hab also die Leitung eines Discountmarktes für eine Schicht. Es geht immer besser, aber es fällt mir schwer da Aufgaben an andere weiter zu geben.

    Vorsicht
    Besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen. Das kenn ich auch. Freundschaften erledigen sich meist schon nach ein paar Wochen, weil ich Angst habe ausgenutzt zu werden, dass man mich nicht wirklich mag und weil ich Nähe und Forderungen nicht ertrage.

    Was mir noch einfällt aber nirgends so recht reinzupassen scheint ist mein Problem mit Kritik. Kritisiert man mich balle ich das Gesicht zur Faust und wirke sehr abwesend, aber innerlich nehme ich es mir zu sehr zu Hezen und habe lange daran zu knaubeln.

    Das soll´s erst mal gewesen sein. Meinen Respekt an jeden der den Roman bis zu Ende gelesen hat.
    LG Maria

  • Hallöle!
    Es ist interessant wie anders man manche Dinge sieht wenn man sich doch mal etwas mehr mit seinen Defiziten auseinandersetzt. Zumindest erkenne ich schon mal einige meiner fehlerhaften Gedanken.

    Am Mittwoch z.B. ist einiges auf Arbeit schief gelaufen. Eine Palette mit Ware die wir unbedingt brauchten war nicht auffindbar und erst nachdem ich im Zentrallager Unruhe gestiftet hatte fand ich sie doch bei uns, eine halbe Stunde vor Feierabend. So wurde es dann recht stressig, wir schafften nicht alles, ich schlief richtig schlecht und musste am nächsten Morgen den Rest machen. Doch die Schuld an der Misere sah ich nur bei mir, dass meine Kollegin die Palette auch nicht gefunden hatte entfiel mir. Erst als am nächsten Tag meine Chefin mich grinsend mit: "Du blindes Huhn!" begrüßte, bzw. noch eine Stunde später, fiel mir auf das meine Kollegin ja genauso blind war. Da musste ich schon bissel über mich schmunzeln.

    Ja und heut hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen weil ich meine Kollegin mit Lehrling allein gelassen habe. Für zwei Stunden waren sie unterbesetzt und in einem Discountmarkt ist das freitags von 14 bis 16 Uhr nicht grad die beste Zeit dafür. Ich wusste dass die Kollegin den Fehler im Plan schon letzten Freitag gesehen hatte und sich wohl nicht drum gekümmert hatte und ich hatte am Mittwoch auch noch die Chefin drauf hingewiesen. Also hatte ich nun wirklich einiges getan und warum sollte ich dann meinen Hund länger als gut ist allein zuhause lassen um die Lücke zu füllen? Hätten sie mich vorher gefragt ob ich heut länger bleiben könnte hätt ich eine Hundebetreuung organisiert. Haben sie aber nicht!
    Das schlechte Gewissen hatte ich trotzdem, aber ich fand schon gut das ich wenigstens theoretisch wusste das sie selber schuld sind und ich das Richtige tut in dem ich sie mal auflaufen lasse und nicht wie sonst rette.

    Erste Erkenntnisse in der Praxis, relativ zeitnah... :D

    Gruß Maria

  • Ich nochmal.
    Nun hab ich schon wieder 3 Stunden hier gelesen (mit Unterbrechung und nebenbei fernsehen).
    Bei vielen kommt mir die Situation krasser vor und so erlaube ich mir kaum mich zu beschweren das ich hier kein Feedback bekomme, aber das Forum sollte mich ja nich runterziehen, so dass ich mich allein und unwichtig fühle...

    Nun grüble ich ob es daran liegt das ich mich so schwer tue mich zu öffnen oder woran sonst?

    Es fällt mir schwer mich so hilflos darzustellen. Is "darzustellen" überhaupt das richtige Wort? Oder versuche ich mir schon wieder ein Hintertürchen offen zu halten um zu sagen "Ach nee so schlimm ist dann doch nicht..."

    Jetzt geh ich erst noch mal mit dem Hund raus, sonst fangen meine Gedanken wieder das kreisen an.

    Danke für jeden Leser und ich möcht ja auch niemand zum Schreiben zwingen, aber.... *übermichselbstdenkopfschüttel*

  • Hallo Mia,

    ich schreibe manchmal tagelang gedankenversunken vor mich hin. Da bin ich so in Fluß, da löst sich so viel in mir. Ich weiß, daß die anderen da sind und das trägt mich durch die Untiefen.

    Du wirst hier gelesen, du bist nicht allein. Schreib einfach weiter.

    In den 16 Seiten, da hab ich mich auch wiedergefunden, es hat mich entlastet zu spüren: Ich bin ein gaaanz normales EK! :D

    Vielleicht schreib ich die Tage da mal paar POSITIVE Merkmale rein. Denn die haben wir ja auch. Wir sind Überlebenskünstler. Nun geht es darum, lebendig zu werden.


    Bis denne, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hi maria

    schreib, schreib, schreib, das die tasten glühen, wenn dir danach ist, auch wenn net immer gleich ne antwort kommt.

    Zitat

    Bei vielen kommt mir die Situation krasser vor


    kenn ich zu gut den gedanken. es kommt aber nicht drauf an ob ein anderer hier mehr oder weniger erlebt hat, evtl geschlagen wurde oder sonst was - ganz allein darauf wie's uns mit unserem leben geht.

    Zitat

    Also hatte ich nun wirklich einiges getan und warum sollte ich dann meinen Hund länger als gut ist allein zuhause lassen um die Lücke zu füllen?


    weise entscheidung wie ich finde :lol:

    lg Dani

  • Hallo Maria,
    und auch in Deinem Beitrag erkenne ich mich selber...
    Rede Dir nicht ein, dass Deine Geschichte nicht so schlimm ist wie die der Anderen, denn das stimmt nicht! Deine Erfahrungen belasten Dich, was ich völlig nachvollziehen kann und nur darum soll es hier gehen!
    Bin selber erst seit einigen Tagen in diesem Forum unterwegs und ich persönlich empfinde es als ziemlich anstrengend hier zu schreiben und zu lesen...Aber es hilft eben auch!
    Deine Beschreibungen im Bezug auf Nähe, Angst etc. kenne ich nur zu gut!
    Und auch das mit den Tieren ist absolut passend!
    Meine Tiere sind meine Familie, von ihnen wurde ich nie enttäuscht, nie im Stich gelassen, sie schenken mir Nähe, die ich auch ertragen und annehmen kann!
    Bei Euch scheint es ein ganz gewaltiges Problem mit der Kommunikation zu geben, das ist Gift, selbst in einem Haushalt ohne Suchtstruktur! Ich habe auch einen 10 Jahre jüngeren Bruder, auch ich habe mich von Anfang an um ihn gekümmert und nebenbei versucht meine Mutter im Blick zu haben...Was wir vergessen, wir waren selber noch Kinder und es ist einfach Fakt, dass sich zu einem sehr frühen zeitpunkt unseres Lebens die Rollen getauscht haben...Wir mußten erwachsen werden, Verantwortung übernehmen, uns Sorgen machen und lernen, mit unserer inneren Not selber fertig zu werden....(Wir waren Kinder, Schutzbefohlene unserer Eltern)..... aber wir haben überlebt, wie auch immer! Nun sollte es darum gehen, zu erkennen, zu regulieren, zu verstehen und uns selber besser kennen zu lernen...Beziehungen zu einer Anderen Person stehen da wohl ersteinmal hinten an...aber wir sind auf dem richtigen Weg!Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und viele erleichternde, befreiende und wohltuende Hundespaziergänge;)
    BIs bald KIM

    Stark zu sein bedeutet nicht nie zu fallen, sondern immer wieder aufzustehen!

  • Danke für eure lieben Nachrichten! Ich hab mich da grad mal wieder fruchtbar einsam gefühlt und irgendwie kommt man dann auf den bescheuerten Gedanken das einen keiner mag.... und obwohl man weiß das es quatsch ist fühlt sich das wie ein brutaler Liebesentzug an.

    So geht´s mir auch manchmal mit meiner Familie und wenn ich dann all meine Kräfte zusammennehme (dieses Gefühl lähmt einen dann ja immer irgendwie) und es ruft nicht gleich oder gar erst Tage später einer zurück, dann grübelt man was man wieder ausgefressen haben könnte... Aber das jemandem zu sagen, so dass er das nächste Mal sich wenigstens schon mal kurz per Sms melden kann oder so ist halt auch schwierig. Würde wieder Mitleid erregen...

    Aber hier, glaub ich, darf ich ja schon mal einen Hilferuf abgeben wenn es grad wieder nicht zu ertragen ist und es haben ja auch einige sehr liebe gleich geantwortet.
    Ich hatte zwar nach dem Spaziergang nur noch die Nachricht von Linde66 gelesen und dann den Pc ausgeschalten, aber auch das schon gab mir das Gefühl nicht mehr ganz so allein zu sein.

    Es fehlt mir im Moment wohl auch bissel jemand mit dem ich über das alles reden kann. Es wühlt einen furchtbar auf und ich merke wie ich in vielen Situationen grad immer gleich gereizt werde, aber mit wem? Auf Arbeit merkt es scheinbar nicht mal jemand dass ich nicht grad im Gleichgewicht bin. Mal ganz abgesehen dass ich befürchte das es kaum einer verstehen würde und ich weder Mitleid haben will und auch nicht das mir keiner Glaubt.

    Mein bester Freund ist auch nicht grad der beste Zuhörer und meint nur "Was soll ich sagen ich sauf ja noch mehr als deine Mutter."

    Gestern Abend hatte ich ein gutes Gespräch mit meiner ältesten Schwester. Wir haben über 2 Stunden telefoniert und uns darüber ausgetauscht in welchen Punkten wir uns hier wiederfinden. Ich hatte ihr den Link zur Seite geschickt. Sie ist ja nun noch näher an der Sache dran und sieht wie viele "Rückfälle" es schon wieder gibt. Sie meinte, nach dem Lesen hätte sie das Gefühl, sie hätte erfahren sie hätte eine unheilbare Krankheit. Das ist schon brutal.

    Wir haben auch darüber diskutiert wann wir erkannt haben das es da ein Problem mit dem Alkohol gibt und kommen da beide auf eine Zeit vor mindestens 7 Jahren. Ich weiß nicht ob es wichtig ist sich darüber klar zu werden. Einen bestimmten Punkt kann man sicher eh nicht angeben und sagen ab dem Datum war es... Aber irgendwie geht es mir die Tage immer wieder durch den Kopf. Und die Ereignisse wo ich mich dran erinnern kann waren ja auch nicht ohne. Sie hat da gelallt und unzusammenhängende Sachen erzählt, so dass man ihn nicht mehr folgen konnte... Es wird mich wohl noch eine ganze Weile beschäftigen wie lange wir es vorher nur noch nicht mitbekommen haben.

    Wir haben uns vorgenommen jetzt wieder regelmäßiger zu telefonieren, da wir da auf jeden Fall einen Gesprächspartner haben der die Situation versteht und begreift was in einem vorgeht. Ich meine im Gegensatz zu Freunden und Kollegen, hier möchte ich auf jeden Fall nicht nur weiter lesen, sondern auch weiter schreiben. Vielleicht braucht es ein Jahr, aber dann kann ich hier sicher auch einige Fortschritte sehen.

    Das soll jetzt auch für heute reichen. Mir geistern noch so viele Sachen im Kopf rum, doch grad fällt mir eh nichts davon mehr ein und ist ja auch schon wieder viel Text geworden.

    Danke nochmal!
    LG Maria

  • Hallo Maria,

    dieses Aha-Erlebnis, was du von deiner Schwester schreibst, das war bei mir so ähnlich. Aber ich sehe mich inzwischen nicht mehr als Opfer.

    Sondern, das Ding hat einen Namen: EK!

    Und da kann ich wieder handlungsfähig werden! Und das hilft gegen das Lähmungsgefühl.

    Deine Familie ist so wie sie ist. Heute kannst du dir aussuchen, mit wem du worüber kommunizieren willst. Wann, wo, wielange, wie. DU entscheidest.

    Und ansonsten umgib dich mit Menschen die dir gut tun. :wink:


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich sehe es auch eher als Change mit all dem vielleicht irgendwann mal besser umgehen zu können. Ich weiß zwar noch nicht wie der Weg aussehen könnt, aber es tut mir gut mich nicht mehr so unnormal zu fühlen. Es gibt auch andere mit den gleichen Problemen. Das zu wissen ist doch schon mal toll.

    Trotzdem bringt es mich erst mal aus dem Gleichgewicht. Ich möchte einfach schreien und wenn ich genau darüber nachdenke möchte ich meiner Mutter ins Gesicht schreien. Einfach weil ich mich so hilflos fühle. Ich weiß dass ich ihr nicht helfen kann. Das muss sie selbst tun. Doch ich verstehe auch dass sie in ihrer Position ein Problem damit hat zu den Anonymen zu gehen. Doch was sollte sie sonst tun? Ich würd mich am liebsten einige Tage in meiner Wohnung einschließen und hier lesen und lesen... Bis ich wenigstens eine Idee, paar Vorschläge... hätte die ich ihr unterbreiten könnet.

    Ende März hab ich auch eine Woche Urlaub, in der ich gern hin fahren möchte. Ich will mit ihr reden und ihr sagen was ich denke, aber ich befürchte das sie mir nicht wirklich zuhört und es in einem Monolog ihrerseits endet in dem sie erklärt das wir ja alle Schuld sind.

    Sie hat vor paar Wochen wohl schon so ne Bemerkung gemacht das mein Schwester daran mit Schuld sein, weil sie ja auch immer mal etwas schwierig war... Ich hab mich so darüber aufgeregt! Dann bin doch wohl ich auch Schuld und unser Bruder. Keines unserer Leben ist so gelaufen wie sie es sich vorgestellt hat.
    Als ich meinen Vater, am Telefon, darauf ansprach meinte er (sinngemäß) er sehe das auch so und wimmelte mich dann schnell ab weil das andere Telefon klingelte. Ich hab ihm dann ne böse Mail geschrieben, auf die er dann mit ganz anderen Themen antwortete...

    Ich fühl mich momentan vor allem hilflos und wütend und kann diese Wut aber auch nicht ablassen, vor allem weil ich mich nicht trauen würde und was würde es bringen?

  • glück auf maria

    das mit dem schreien find ich gut > geh oder fahr raus (in n wald'?') nimm n bild von deiner mutter mit + schrei sie an bis du keinen ton mehr rausbringst
    was es bringt deinen ärger rauszulassen > er is dann aus dir raus > is wieder platz für dich
    ich würds sofort genau so ^machen

    ich wünsch dir alles gute

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias!

    Danke für deinen Tipp. Auf Abreit, wenn es richtig stressig war, hab ich mich schon manchmal ins Tiefkühlhaus gestellt und geschrien. Da ist die Wut schnell weg und ich kann bissel über mich lachen.

    Doch zum Lachen find ich das Ganze im Moment nicht. Ich muss es wohl wirklich mal ausprobieren. Jetzt muss ich mich nur erst mal um meine Wohnung kümmern. Mit diesem lähmenden Gefühl und dieser Hilflosigkeit fällt es mir grad schwer mich um mich und meine Ding zu kümmern, aber das nötigste sollte unbedingt mal gemacht werden.

    Heut Abend werd ich dann mal in briefform versuchen zu formulieren was ich ihr sagen und am liebsten an den Kopf werfen möchte. Ich will ihn nicht abschicken, aber vielleicht ist das ein Anfang für ein vielleicht im Urlaub stattfindendes Gespräch. Ich muss mir noch klarer darüber werden wie ich ihr entgegentreten will.

    Bis später!
    LG Maria

  • glück auf nochmal maria

    Zitat von Mia-lena

    Jetzt muss ich mich nur erst mal um meine Wohnung kümmern. Mit diesem lähmenden Gefühl und dieser Hilflosigkeit fällt es mir grad schwer mich um mich und meine Ding zu kümmern, aber das nötigste sollte unbedingt mal gemacht werden.

    mmhhh gäfäät mir nich so richtig ^ is aber deins

    ich glaub das aller aller wichtigste dürfte dein wohlbefinden sein ? - da dürfte alles andere liegenbleiben (auser n baby)

    tu was dir gut tut

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Mh... Klar könnte man es als Flucht sehen, aber es tut mir ja auch gut wenn ich mich in meiner Wohnung wohl fühle.

    Es fällt mir schwer mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Auf meine Gefühle zu hören erfordert wohl noch etwas Übung.

    Und der Brief wird wohl auch etwas schwierig. Wenn ich mit dem Hund laufe fallen mir immer 1000 Sachen ein was ich z.B. meiner Mutter gern sagen würde, aber sobald ich einen Stift in die Hand nehme ist mein Kopf leer. Ganz davon abgesehen wenn ich mit ihr reden wollte.

    Ich werd mich trotzdem jetzt mal dran setzen.

  • Vorgestern hab ich mal wieder versucht mit meinem Vater per Mail über das Thema zu sprechen. Es beschäftigt mich halt wie lange es schon geht.

    Hab sogar eine Antwort bekommen, aber wie immer keine die mich zufriedenstellt und eher noch mehr zum grübeln bringt. Er schrieb: "Ich bin der Meinung dass man da kein Datum festlegen kann ab wann man Alkoholiker ist. Das geht einfach, wie mit allem im Leben, mal auf und mal ab." Das man kein genaues Datum angeben kann ist mir schon klar, aber ein Jahr vielleicht oder ist das auch zu viel verlangt? Bei ihm klingt das so als wär sie es schon immer gewesen und das beunruhigt mich.

    Außerdem haben auf jeden Fall 3 ihrer Geschwister auch ein Alkoholproblem. Eine Schwester ist von vielen Jahren an Krebs gestorben, aber wär das nicht gewesen hätte es wohl auch bald der Alkohol geschafft. Sie hatte ihr Leben garnicht mehr im Griff. Ihr Bruder ist seit einigen Jahren trocken, aber wohl auch nur weil es bei ihm so schlimm war das man es nicht verstecken konnte. Und eine weitere Schwester ist ungefähr auf dem Level wie sie. Braucht jeden Abend ihre paar (?) Flaschen Bier.

    Aber woher kommt das? Bei den Großeltern kann ich mir bei beiden nicht vorstellen das Alkohol überhaupt ein großes Thema in der Familie ist? Auch wenn ich meinen Großvater nicht gut gekannt habe da er gestorben ist als ich noch jung war, ich kann mir bei beiden nicht vorstellen dass sie Alkoholiker wären.

    Stichpunkte für meinen Brief hab ich schon einige gesammelt, aber ich drücke mich noch davor wirklich in die Tasten zu hauen. Vielleicht brauche ich es, wie Linde66 es ganz am Anfang in ihrem Beitrag auch geschrieben hat, erst mal viel zu lesen und mir über vieles noch klarer zu werden.

    Ich bin froh dass ich mich nun erst mal intensiv damit beschäftige, der Rest kommt dann hoffentlich Schritt für Schritt.

  • Laut meiner Cousine hatte wohl doch der Opa, also der Vater meiner Mutter, ein Alkoholproblem. Sie ist sich nicht ganz sicher, aber meint sich daran erinnern zu können.
    Und in der Familie der Oma gibt es wohl auch mehrere Cousinen oder so (Ich sehe nicht ganz durch mit den Verwandtschaftsverhältnissen.) mit diesen Problemen.
    Das ist irgendwie alles ziemlich erschreckend und ich weiß auch garnicht warum dass alles für mich so wichtig ist. Ist das eine Suche nach Schuldigen oder einfach ein Versuch eine vernünftige Erklärung zu finden warum sie so geworden ist? Habt ihr auch so in der Ahnentafel "geforscht"?

    Ist es weil ich es nicht akzeptieren kann dass es wahr ist? Oder weil ich nicht glauben will das sie vielleicht doch schon mein ganzes Leben lang so war?

    Ich bekomme es grade nicht hin meine Gedanken zu sortieren oder überhaupt mir klar darüber zu werden was ich denke. Ich lenke mich ab und beschäftige mit meinem Hund. Deshalb hab ich bissel ein schlechtes Gewissen, aber ich versuch es als natürliche Pause an zu sehen, weil es ja doch alles ziemlich belastend ist. Vielleicht brauch ich das grad um alles zu verdauen.

  • Hallo Maria,

    mach alles, was dir gut tut. Mit dem Hund rausgehen und spielen ist doch was Schönes!

    Ich habe so nach und nach viele Puzzleteilchen zusammengetragen und mich wiedergefunden in einer Suchtstrukturfamilie. Es gibt und gab in jeder Generation Süchtige. Alkoholiker, Co's, Fernseh, Kauf, Putz, Freß- uvm. Die Geschwister meiner alkoholkranken Mutter sind ausnahmslos Alkoholiker.

    Mich in diesem größeren Rahmen wiederzufinden, hat mich entlastet, weil es mir viele Erklärungen liefert. Warum manches so ist wie es ist und so schwer zu verändern ist. Aber das genau Hinschauen ist ein Schritt auf meinem Weg.

    Der 1., später der 2. Weltkrieg hat die Menschen traumatisiert in den Alltag "zurückgeschickt". In diesen Generationen gab es meistens keinerlei Aufarbeitung, da ging es ums Überleben und ums Wiederaufbauen. Man hat funktioniert und die unverarbeiteten Anteile an die nächste Generation weitergegeben. In diesem Zusammenhang sehe ich den Alkoholismus, der in meiner Familie so derart präsent ist. Meine Mutter wurde Waise und landete im Heim, dort sind unsägliche Dinge passiert. Begann sie später zu trinken um zu verdrängen? Sie redet nicht darüber.

    In den Biographien der Alten steckt zum Teil sehr viel Leid und Ohnmacht.

    Heute sind wir eher bereit, uns Hilfe zur individuellen Aufarbeitung zu holen, in Form von Therapie oder Selbsthilfegruppen.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde!
    Das es damals kaum Möglichkeiten gab die schrecklichen Erlebnisse aufzuarbeiten war mir schon bewusst, aber dadurch das du es nochmal geschrieben hast merke ich das es damit ja keine Suche nach dem Schuldigen ist. Es ist wohl viel eher ein Schritt zur Akzeptanz der Krankheit!

    Es begann wohl nach dem Krieg, durch das was mein Großvater vielleicht erlebt hat und er hat an seine Kinder weiter gegeben dass es eine Möglichkeit ist zu verdrängen was man nicht ertragen kann.

    Wir haben die Möglichkeit es aufzuarbeiten und damit die Chance für uns den Bannkreis zu brechen.

    Wenn ich es so sehe waren die letzten Tage doch sehr erfolgreich!

    Vielen Dank, Linde!
    LG Maria

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