• ...und dennoch Mut zu neuem Leben.

    Hallo.

    seit etwa einem Jahr, vielleicht auch länger, kam schleichend, leide ich an einer Alkoholabhängigkeit. Ich bin Kummersäufer, habe kein Problem mit Nüchternheit, sondern stürze ab und finde kein Ende mehr wenn ich Kummer habe.

    Meine Beziehung ging jetzt deswegen auch in die Brüche, diese verlief schon lange einseitig, ich durfte zwar Unterstützung geben, aber keine erwarten, so verschlimmerte sich mein Problem noch. In letzter Zeit ging ich auch in der Beziehung offen mit meinem Problem um, unternahm auch zwei halbherzige Versuche, das Problem zu lösen. Nach einem Rückfall jetzt, den meine Ex-Partnerin einfach mit ansah, beendete Sie die Beziehung, Unterstützung auf meinem Weg trocken zu werden brauche ich also nicht erwarten. Wohl auch, weil Sie selbst jeden Abend ihre Flasche Sekt wegpichelt und mich jetzt nur noch als Klotz am Bein ansieht.

    Mut hab ich jede Menge, denn so kann das nicht weitergehen und ich möchte endlich dauerhaft trocken bleiben.

    Ein bisschen Angst hab ich vor allem vor den nächsten Wochen, da ich mit dem Beziehungsende klar kommen muss ohne rückfällig zu werden.

    Beim Hausarzt war ich schon, soweit alles ok, ein stationärer Aufenthalt ist nicht nötig.

    Vom Typ her gehöre ich in die Klasse Co-Abhängiger, sagt auch meine Therpaeutin. Das Saufen hab ich zur Kompensation angefangen. Das alles hat sehr viel mit dieser kranken Beziehung zu tun, in der ich 4einhalb Jahre war. Im Grunde kann ich froh sein, dass die vorbei ist, weil ich eigentlich nie echte Hilfe oder Unterstützung erfuhr. Schwer das zu akzeptieren ist es trotzdem.

    In Therapie bin ich auch, viel wurde dadurch schon verändert und ich hab Selbstwert gewonnen und Verlustangst sowie Helfersyndrom ablegen können.

    Nur das sich mittlerweile verselbständigte Alkoholproblem bleibt nun übrig und auch das muss endlich Ein- für Allemal aus der Welt. Deswegen auch meine Anmeldung hier.

    Grüße

    Kaleu

  • Hallo Kaleu und herzlich willkommen hier im offenen Bereich des Forums !

    Du hast ja schon einiges unternommen für Dein neues Leben. Respekt ! Ich wünsche Dir einen regen Austausch hier.

    Gruß
    Anit

  • Danke! Es tut gut motiviert zu werden. Leider stiess ich bisher nur auf Ablehnung, besonders in meiner Beziehung und das tat sehr weh.

    Ich weiss, ich hab den schlimmsten Fehler gemacht den ich machen konnte und mein Alkoholproblem ignorriert. Ich dachte, wenn ich in Therapie bin und die Grundlagen warum die Alkoholsucht entstanden ist beseitige, was mir auch gelang, dass dann die Alksucht von allein verschwindet.

    Ich hab das absolut nicht ernst genommen. Schön dumm. Hab nicht kapiert, dass meine Alksucht schon ein eigenständiges Problem ist und sich verselbständigt hat und schon lange kein Symptom mehr war.

    Dümmer ging's glaube nicht. Aber es ist nie zu spät um wirklich aufzuwachen und ich hab vor wach zu bleiben.

    Danke für das Willkommen :)

  • Was neu ist und was ich an mir merke, vielleicht hängt es mit meinen halbherzigen Versuchen zusammen mich rauszuschleichen - bei jedem Versuch dachte ich, ich würde so gern "kontrolliert Trinken".

    Jetzt hab ich gar keinen Bock mehr auf diesen Scheiss. Ich will den Dreck nicht mehr anfassen. Garnicht.

    Weil es mein Leben ruiniert und ich bin mehr wert als mir selbst mein Leben zu ruinieren.

    Ich kenn das Forum schon länger, hab immer mal reingeschielt, aber nach wie vor verdrängt. Ich doch nicht. Ich kann das kontrollieren.

    Nein - kann ich nicht! Ich kann es nicht kontrollieren, der Alk kontrolliert mich. Zum Glück und da muss ich echt sagen - zum Glück noch nicht mein gesamtes Leben. Aber ich weiss, wenn ich so weitermache - wird er mein gesamtes Leben kontrollieren. In einem halben Jahr oder in fünf, das spielt keine Rolle, aber ich weiss was passiert, denn wenn ich saufe, merke ich, dass ich keine - gar keine Kontrolle mehr habe.

    Ich will das nicht mehr!

  • hallo Kaleu,

    ich verstehe sehr gut, was du meinst. auch ich habe jahre gebraucht, bis ich mir eingestanden habe, dass ich mein trinkverhalten NICHT kontrollieren kann, dass ich alkoholikerin bin.
    noch heute zucke ich zusammen, wenn ich dieses wort sehe und höre und ich weiß: ich bin das!

    ich kann dir nur raten, hole dir hilfe, nimm hilfe an und beschäftige dich - zumindest in dem ersten jahr- soviel es geht mit diesem thema, auch wenn deine mitmenschen schon genervt sind!
    ich habe den fehler gemacht, das suchtgedächnis zu unterschätzen. habe mich einfach nicht damit beschäftigt....auch ich dachte, dass ich nach abstinenten jahren endlich ein normales trinkverhalten haben könnte.
    das war ein großer denkfehler!!!!!

    dieses "nie wieder" jagt mir angst ein, das gebe ich unumwunden zu. ich stütze mich mit dem satz: die nächsten 24 stunden, irgendwie kann ich das mental besser verarbeiten!
    alles liebe!
    viel kraft!
    isbeau

  • Kurioserweise jagt mir das "Nie wieder" überhaupt keine Angst ein - es macht mir Hoffnung.

    Ich weiss was Du meinst, bei meinen zwei halbherzigen Versuchen irgendwie kontrolliert zu Trinken war es erschreckend zu lesen, dass ich nie wieder "darf".

    Ich glaube es hängt ein bisschen mit meiner Geschichte zusammen. Ich hab sehr viel in diese Beziehung investiert, was von Anfang an aussichtslos war und auch viel mit meiner Therapie.

    Ich möchte raus aus einem Leben geprägt von Abhängigkeiten. Prinzipiell.

    Für mich ist es auch nicht erschreckend mich selbst als Alkoholiker zu bezeichnen, denn es ist ja einfach die Wahrheit und ich möchte meine Augen nie wieder verschliessen und mich in Täuschungen und Selbsttäuschungen verstricken.

    Mit einem Outing im Umfeld hätte ich aber zur Zeit Probleme. Nicht weil ich nicht dazu stehen will, sondern weil ich Angst vor Ablehnung habe und die zumindest zur Zeit nicht verkraften könnte.

    Im Moment wissen es mein Arzt, meine Therapeutin und dieses Forum. Alles Menschen bei denen ich nicht stigmatisiert werde.

    Meine Ex (die u.a. wahrscheinlich selbst alkoholabhängig ist) hat mir so heftig eine verbraten weil ich mein Problem offen ausgesprochen habe, dass ich da im Augenblick sehr vorsichtig bin. Leider wird mir halt so auch klar, wie destruktiv und zerbrechlich das von mir gewählte Umfeld ist und dass auch hier Handlungsbedarf besteht.

    Na gut, die Beziehung ist ja eh futsch. Diese Baustelle hat sich erledigt. So werd ich wohl zu meinem Alkoholproblem auch mit dem Liebeskummer klar kommen müssen ohne rückfällig zu werden.

    Denk schon drüber nach das Rauchen gleich mit aufzugeben. Alles in einem Aufwasch sozusagen. Weiss aber nicht, ob mich das nicht überfordert.

  • auch wenn es nicht wirklich tröstet und sehr platt ist:
    viele mütter haben schöne töchter...und der liebeskummer ist nach einem jahr spätestens geschichte, der alkohol nicht!
    beneidenswert, dass du so konsequent sagen kannst, dass das NIE WIEDER dir keine probleme bereitet!
    nicht nur in bezug auf alkohol, sondern allgemein habe ich wohl schwierigkeiten mit dem wort NIEMALS, weil es eine endgültigkeit beinhaltet, von der ich nicht weiß, ob ich sie auch einhalten kann.
    was ich mir wünsche, was notwendig ist und die unzulänglichkeit u wankelmütigkeit der menschen als gegengewicht, das beunruhigt mich schon.

    deshalb mein kleiner 24 stunden plan....

  • Warte - im Augenblick verfolge ich auch den 24 Stunden Plan. Aber das Ziel lautet - nie wieder.

    Ich weiss, dass ich sehr vorsichtig sein muss, und besser kleine Schritte mache, gerade und besonders zum Anfang.

    Ich hab ein bisschen Glück im Unglück. Weil die Beziehung so richtig für den Eimer war, dachte ich ich hab einen an der Klatsche und hab meine Therapie angefangen. Und ich hab sehr viel gelernt, über Abhängigkeiten, Sucht usw. Auch über mich, destruktive Beziehungen. Ich hab mir Selbstwert aufbauen können und weiss zu welchen Anlässen und warum ich gesoffen habe. Zum einen um nicht wahrhaben zu wollen, dass ich an einer aussichtslosen beziehung festhalte und zum zweiten um den Kummer und den Schmerz der damit zusammenhängt nicht durchleben zu müssen. Ich hab "nur" dann das Saufen angefangen wenn die Realität mir bedrohlich nahe kam.

    Ich hab also zumindest eine gewisse Vorarbeit geleistet die echt hart war. Jetzt muss aber die Alkoholsucht auch endlich weg. Und zwar mit der gleichen Konsequenz mit der ich auch meine Therapie verfolge. Ich hab keine Lust draufzugehen!

    Ich weiss, dass ich das alleine nicht schaffen werde. Ich hab aber meine Therapeutin und mich auch hier angemeldet um Rückfälle schon im Ansatz zu veremiden.

    Ob ich mir zusätzlich eine SHG suche ist noch nicht entscheiden, vielleicht schon. Im Augenblick (wirklich im Augenblick) hab ich zu viel Angst mich direkt vor anderen Menschen damit zu öffnen aus Angst wieder im Stich gelassen zu werden.

    Mein Vertrauen ist noch zu stark angeknackst, das kommt aber wieder und ich denke, dann geh ich auch in eine SHG.

  • bei mir wissen meine familie und einige wirklich gute freunde bescheid.
    ich sage für mich: ich kann es mir beruflich u privat nicht leisten, damit "hausieren" zu gehen. die stigmatisierung ist leider noch sehr sehr hoch, auch wenn es als krankheit anerkannt ist!
    ich habe einen standartsatz: der alkohol u ich, wir verstehen uns nicht. bitte ein wasser.
    es hat mich noch nie jemand genötigt, dazu eine erklärung abzugeben oder mitzutrinken.

  • Das klare Denken tut gut.
    Waren im letzten Jahr doch einige Tage an denen ich in's Büro kam und der Kopf war in Suffwatte gepackt.

    Das klare Fühlen zur Zeit weniger. Aua... :D

    Hab heute in einem anderen Thread gelesen, dass es ganz gut ist sich seine Suffsünden mal aufzuschreiben und das werd ich auch machen.

    Hab ein Notizbuch für meine Therapie. Mischung aus Tagebuch und Notizen die ich in der Therapie besprechen will. Denke das wird ein guter Platz dafür sein.

  • Hallo Kaleu, auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum :)
    Schön, das du zu uns gefunden hast :)
    Aufhören zu trinken und gleichzeitig das Scheitern einer Beziehung
    zu verkraften, stelle ich mir anstrengend vor...
    Ich würde mir an deiner Stelle mit dem Rauchen aufhören wollen
    noch etwas Zeit lassen, von mir weiß ich, irgendein Ventil braucht
    man(ich!)
    Ich rauche ja auch schon längere Zeit nicht, aber ich habe mir ganz klar
    vorgenommen, bevor ich mich wieder runtersaufe, fange ich wieder
    mit dem Rauchen an, das ist dann zwar auch Mist, für mich allerdings
    das kleinere Übel...
    Berichte bitte weiter von dir, du wirst erstaunt sein, wieviel Menschen
    hier sich für Dich interessieren und dir helfen wollen :wink:

    LG Franky

  • Danke Franky, freu mich zur Zeit über jede Antwort.

    hab gerade ein offenes Gespräch mit meinem Sohn geführt. Bin alleinerziehender Vater und mein Sohn ist 13. Natürlich kann ich die Verantwortung nicht auf ihn auslagern und das soll auch nicht Sinn der Sache sein. Dennoch war's mir wichtig offen mit ihm zu reden.

    Das Thema Rauchen ist noch nicht ad acta gelegt. Kann ich diese Woche sowieso vergessen, da ich konzentriert arbeiten muss und die ersten 3 Tage Entzug beim Qualmen, die gehen gar nicht, da bekomm ich nichts auf die Reihe, hab schonmal versucht mit dem Rauchen aufzuhören, aber nicht konsequent genug.

    Ich denk wirklich darüber nach, Beides zeitgleich zu machen. Entschieden ist es noch nicht, aber der Alk steht auf der Prioritätenliste so oder so ganz oben auf Platz 1!

  • Moin allerseits,

    nach dem offenen Gespräch mit meinem Sohn gestern, was mir gut tat aber auch kurz war, ich will ihn ja nicht damit überfordern, merke ich doch wie das Bedürfnis steigt zu reden.

    Werd mir wohl eine SHG suchen. Ein bisschen Angst habe ich zwar nach wie vor irgendwelche Abwertungen zu erfahren und trau mich irgendwie nicht so richtig, aber das werd ich wohl überwinden müssen. Ich möchte ja reden und auch raus aus diesem Mist.

    Irgendwas hat bei mir Klick gemacht gestern Abend und ich möchte es auch Familie und Freunden sagen. Auch dieses Bedürfnis ist da - aber auch da fehlt mir echt noch der Mut.

    Ich steh jetzt da meine Beziehung halt den Bach runter ist ziemlich alleine da (gut, das stand ich vorher auch) und ich hab ein bisschen Angst, dass sich dann alle von mir abwenden. Trotzdem erwacht das Bedürfnis offen auf Menschen zuzugehen. Ich fühl mich total allein :(

  • Das ist doch total bescheuert. Ich fühl mich so allein gerade, dass ich heulen könnte.
    Und was hab ich in solchen Situationen gemacht? Na klar. Lasst mich doch alle alleine - und Hand an's Glas.

    Mir wird gerade klar wie sehr ich schon anfing mich selbst aus dem Leben abzugrenzen und zurückzuziehen. Ich fühlte mich allein gelassen und wollte zum saufen allein sein. Tolle Lösung :(

    Alles Scheisse gerade. :(

    Werd heute Abend mir eine SHG suchen. Das muss raus alles. Ich schaff das alleine nicht und ich will nicht rückfällig werden. Ich brauch echte Menschen um mich rum die mich ernst nehmen mit meinem Problem.

  • ICH HABS GEMACHT!

    ich hab mir gesagt - nein, nicht immer vor mir herschieben. Dann hab ich in's Amtsblatt geschaut und eine Nummer der Guttempler gefunden und die auch gleich angerufen!
    Und was ein Glück - schon heute Abend kann ich zur SHG kommen - und werd's auch machen.

    Der Mann war supernett und Vertrauenserwckend. Das war wirklich angenehm.

    Ich freu mich richtig! Bisschen nervös bin ich - aber ich freu mich auch. Das mach ich jetzt FÜR MICH!

  • hi kaleu,

    Zitat

    Ein bisschen Angst habe ich zwar nach wie vor irgendwelche Abwertungen zu erfahren und trau mich irgendwie nicht so richtig, aber das werd ich wohl überwinden müssen. Ich möchte ja reden und auch raus aus diesem Mist.

    hmmm, diese unsicherheit kenne ich. aber führe dir bitte mal vor augen: wir leiden alle an der selbsen krankheit. d.h. in einer shg triffst du -wie auch hier- auf menschen, die deine erfahrung, gefühle, sorgen und nöte deshalb nachvollziehen können, weil sie es zum teil 1:1 selbst erlebt haben - da weiss jede(r), wovon du sprichst.
    abwertung habe ich noch nie in irgend einer shg erfahren oder erleben müssen.

    wenn du also das bedürfnis hast, dich in einer face-to-face-shg auszutauschen, dann mach das! jede hilfe, die du kriegen kannst, solltest du dir zukommen lassen! ob es dir dann den gewünschten erfolg bringt, entscheidest du.

    ach ja, und: müssen tust du gar nichts. entweder du willst, oder du willst nicht.

    cu,
    MrHardcore

  • Hallo Kaleu,

    gut dass du es gemacht hast jeder sucht sich die Hilfe die er/sie braucht.

    So nebenbei, sind wir aber ja auch echte Menschen, nur hinter dem Bildschirm, und ernst genommen wirst du in diesem Forum ja auch.


    Ich habe Jahre lang im Selbstmitleid gebadet das tust du jetzt auch, ich weiß das hilft dir im Moment nicht weiter aber du bist ja nicht der einzige der alleine ist oder alleinerziehend ist, und die Verantwortung übernehmen muss, das wird dir ja auch keiner abnehmen. Ob Frau oder Mann das spielt ja keine Rolle.

    Gruß
    Maria

  • Hey Maria,

    ja Du hast Recht. Auch die Menschen hier im Forum sind echte Menschen. Das stell ich nicht in Frage. Für mich ist das trotzdem nicht das gleiche!

    Ich bin froh und dankbar für euch alle hier. Trotzdem möchte ich unbedingt auch direkt mit Menschen darüber reden.

    Ich hab das gestern Abend schon gemerkt und heute morgen war es ganz massiv.

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