Lebe ich mit zwei Menschen?

  • Hallo, lese seit kurzem hier und habe mich noch nicht vorgestellt.
    Ich lebe seit 17 Jahren mit meinem Freund ohne Kinder zusammen.
    Er hat am Anfang unserer Beziehung viel Alkohol getrunken.
    Ich als Kind eines alhokolkranken Vaters, der vor 20 Jahren verstorben ist, habe mir ihn zielsicher ausgesucht und kämpfe seitdem darum ihn zu retten.
    Da er in den ganzen Jahren sehr lange Phasen hatte in denen er garnicht getrunken hat und er auch seit Jahren auf Feiern, bei denen ich dabei bin nicht trinkt, wir nie Alkohol im Haus haben, ist er nicht und war er nie überzeugt davon Alkoholiker zu sein. Auch hat er nie Tage lang getrunken, wenn er getrunken hatte, dann aber heftig viel und er ist ein völlig anderer Mensch, dies habe ich in den Jahren oft erlebt, bin abgehauen, weil ich mir den Mist nicht anhören wollte. An den Tagen danach war er so erschrocken über sich selbst und hat alles für mich getan.Im Grunde ist sein Alkoholismus total unauffällig, kaum jemand in unserem Umfeld hat ihn so erlebt und er ist hilfsbereit, sympathisch, zuverlässig,witzig. Er macht es auch an der Menge fest, da er auch wenig trinken kann. Mit anderen Worten spinne ich? Er will nächste Woche in eine SHG, weil ich ihm gesagt habe entweder er unternimmt etwas oder ich ziehe aus. Er hat vor zwei Wochen wieder getrunken,nach seinen Angaben den Wotka selbst weggeschüttet, hat sich am nächsten Tag entschuldigt und war wieder der Andere. Ich will das nicht mehr, warten auf das nächste Mal. Ich schlafe in meinem Zimmer seit Monaten, habe meinen Beruf, meine Hobbys und Familie und Freunde, bin finanziell von ihm unabhängig und möchte ein normales Leben durchgehend!!! Danke für Zuhören Cidra
    Mir macht seine Wesensveränderung sehr zu schaffen, es ist als ob ich mit zwei Menschen lebe, den anderen liebe ich.

  • Hallo Cidra,

    ja, ich glaube auch mit 2 Menschen zu leben. Ohne Alkohol ist mein Mann nett und ich kann ihn ansprechen, mit Alkohol ist er oft aggressiv und eben nicht ansprechbar! Da er meistens in der Woche trinkt, kann ich sagen, in der Woche habe ich keinen Partner. Nur noch an den Wochenenden kann ich mal Dinge mit ihm besprechen und so was wie eine Beziehung führen, soweit die überhaupt noch vorhanden ist.
    Ich habe ihm auch schon gesagt, den Nüchternen liebe ich, den Betrunkenen kann ich nicht ausstehen. Kratzt ihn überhaupt nicht. Der Alkohol ist stärker. Ich dachte bis vor kurzem auch, weil er nicht viel trinkt, dass das Problem noch nicht so schlimm ist. Und er hat sich bis vor kurzem selbst erschreckt, wenn er am Abend zuvor zu viel getrunken hat. Aber es wird immer schlimmer und öfter!

    Ich glaube, man kann nur zusehen, sich selbst zu retten!

    LG, Anesa

  • Hallo Anesa,
    ich habe Wochen manchmal Monate einen Freund, mit dem ich viel lache, rede, der den Haushalt macht, zuverlässig ist, es kratzt ihn sehr, wenn ich ihn am Tag nachdem er doch wieder getrunken hat konfrontiere. Er versteht sehr gut, dass ich ihn ablehne, wenn er getrunken hat. Ich rette mich glaube ich schon seit Jahren, weil ich viel Halt finde in meinen Bereichen mit denen er nichts zu tun hat. Ich helfe ihm schon lange nicht mehr d.h. wenn er Probleme hat, dann sind das seine und nicht mehr meine. Manchmal denke ich, ich bin auf einem guten Weg, weil ich ihn loslassen kann . Seine Abstürze sind
    seltener geworden, aber sie hören nicht auf. Das schafft er allein nicht und ich kann ihm nicht helfen.
    Ich führe drei Leben, meines ohne ihn, eines mit ihm und das dritte mit seiner durch Alkohol verzerrten Karikatur. LG Cidra

  • Hallo gestern Abend war es wieder so weit, der Andere war da und hat sich zuerst garnichts anmerken lassen, aber dann kams die Vorhaltungen ich würde mich garnicht mehr für ihn interessieren, er ist das Opfer, er wäre und das müsse ich doch in diesem Forum auch gesagt bekommen garkein typischer Alkoholiker u.s.w.
    Ich habe die Verzweiflung in ihm gesehen, weil er langsam begreift, dass ich es ernst meine mit der entgültigen auch räumlichen Trennung.Ich würde ihm im Stich lassen und alles was er uns aufgebaut hätte, sei ja umsonst gewesen, er hätte doch schon so viel verändert.
    Habe ich denn eine Wahl? Die nächsten Jahre mit ihm und diesen gemeinen Vorwürfen, Ängsten - wo ist da eine Zukunft? Er trinkt ja weiter...
    Cidra

  • Hallo,
    ja genau das kenne ich. Mein Mann denkt immer noch, er ist kein Alkoholiker. Er kann auch ein paar Tage ohne Alkohol auskommen. Für ihn ist ein Alkoholiker einer, der von morgens bis abends Alkohol braucht.
    Aber wenn er Schnaps trinkt, dann direkt aus der Flasche. Ich habe ihn gefragt, ob er das als normales Trinkverhalten sieht. Da musste er schon nachdenken.
    Mein Mann fängt jetzt gerade eine Therapie an. Ich habe keine Ahnung, ob die an seinem Trinkverhalten etwas ändert oder nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm hier noch eine Chance geben könnte, denn diese Therapie hat er von sich aus angefangen, weil er schon merkt, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung ist.

    Vielleicht merkt Dein Freund auch, dass er Alkoholprobleme hat, wenn er in eine SHG geht? Vielleicht solltest Du mal abwarten, wie er danach dazu steht?

    Ich lese hier immer wieder, was tust du für dich. Ich denke ich tue viel für mich, habe noch nie wirklich an meinem Mann wie eine Klette gehangen. Und Du schreibst, dass Du auch viel unternimmst.
    Da fragt man sich schon, was sollte man noch für sich tun?
    Das verstehe ich immer noch nicht so ganz.

    LG, Anesa

  • Hallo Anesa,
    ja er hofft auf eine weitere Chance mit derSHG, er sagt es koste ihn Überwindung und er wünscht sich dort Menschen zu treffen, von denen er lernen kann ohne Alk zu leben.Ist ein Ansatz oder? Ich verstehe das für sich selbst tun so, das wir Cos uns mehr um unsere Patner kümmern, als um unser Wohlbefinden b.z.w. wir unsere Probleme damit verdrängen. Es gibt Cos, die 16 Std. nur an ihren Partner denken müssen, da bleibt nichts mehr für einen selbst. Wenn es nichts anderes mehr gibt außer den Partner ist es verdammt schwer. Bei mir ist es so, dass ich obwohl ich ganz viel für mich tue, oft über ihn nachdenke und versucht habe für ihn zu denken.Ich kann sehr dominant sein und eines meiner Hobbys ist mit gefährlichen Problempferden sozusagen verhaltenstherapeutisch zu arbeiten. Mit anderen Worten ich habe meine Anteile in dieser Beziehung und komme langsam dahinter, wie ich wirklich was für mich tun kann. LG Cidra

  • Hi Cidra,
    Du schreibst von Deinem Hobby mit Problempferden. Das habe ich auch einmal gemacht, berufsmaessig. Beim Umgang mit Tieren habe ich vor allem eines gelernt, konsequent sein. Seit ich in diesem Forum bin, habe ich diese Eigenschaft wieder neu entdeckt und sie mir zu eigen gemacht.
    Dir ein wunderschoenes Wochenende

  • Hallo Cidra!

    Bei dir sinds 17, bei mir waren es 24 jahre, bis ich erst mal aufwachte, wirklich etwas unternahm.
    Nur - alleine in der SHG hat es mein Mann nicht ganz geschafft, trocken zu bleiben. Wenn du meine Geschichte verfolgst, wirst du von den Rückfällen lesen.
    Da hängt so viel dran. Auch bei dir - bei mir.
    Die ganzen Jahre kann man nicht so einfach abstellen. Ich habe es auch mit SHG, Forum und dann mit Therapie versucht. Ganz gehts noch nicht - wirds wohl auch nie - aber ich kann sagen, ich bin auf einem guten Weg.
    Ich arbeite sofort an mir, wenn ich "Co-knöpfe" gedrückt spüre. Und das auch mit anderen Personen! z.B. mit meiner Mutter, Kolleginnen etc.
    Ich bin auch dominant. Bei gewissen Personen.
    Aber bei meinem Mann war ich immer klein.
    Jetzt bin ich "ebenbürtig".

    Um mir was Gutes zu tun, musste ich erst erlernen, was mir wirklich gut tut. Gar nicht so einfach! War mal eine Hausaufgabe meiner Therapeutin.
    Und dann sollte ich jeden Tag wenigstens eine Kleinigkeit für mich davon tun. Auch nicht einfach. Der Alltag fordert ganz anderes.
    Aber jetzt gehts ganz gut.
    Und ich kann auch mal sagen, dass ich Ruhe brauche. Jetzt. Und dafür gradestehen.

    Dabei denke ich noch oft an meinen Mann.
    Aber nicht immer.

    Das so meine Gedanken zu deinem Post.

    Ich wünsche dir ein schönes Restwochenende, viel Sonne - gut für die Seele! - und schicke liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Barcelona und Gotti,
    ich bin in so vielen Bereichen meines Lebens konsequent, aber in dieser Beziehung nicht. Ich habe enorme innere Stärke und jedes Pferd spürt dies sofort.
    Richtig klein fühle ich mich in der Beziehung, wenn er getrunken hat, als ob ich in meine Kindheit zurück falle und hilflos abwarte bis mein alkoholkranker Vater schlafen geht, dieses Gefühl kommt wieder durch und bisher schaffte ich es nicht mir klarzumachen, das ich erwachsen groß und stark bin und es eben nicht mehr aushalten muß. Seit dem ich klarer und deutlicher geworden bin und meine Unabhängigkeit mehr lebe, ist mein Freund allamiert, er weiß es ist nur noch ein kleiner Schritt und ich bin weg in meinem neuen Leben ohne ihn! Im Grunde versuche ich realistisch zu bleiben und hoffe garnicht so sehr auf die SHG, d.h. ich wünsche ihm, daß er seine Probleme angeht, aber ob wir ein Paar bleiben oder uns auseinander entwickeln wird die Zeit zeigen.
    Leider wenig Sonne hier aber das Wochenende ist trotzdem schön! Lg Cidra

  • Hallo Cidra,

    ja... hier wird immer wieder gefragt, was tust Du für Dich. Damit sind aber erst in zweiter Linie Hobbys und Freizeit gemeint.

    Gemeint ist... kannst Du Dich abgrenzen? Ihn sein Ding machen lassen? Einfach nur auf Dich schauen?

    Ich denke, dass ist der Knackpunkt!

    Es geht Dir nicht gut mit seinem Alkoholkonsum, also musst Du etwas ändern - und zwar an Dir!

    Solange Du an seiner Seite bist, ihm den Rücken frei hälst - warum sollte er was ändern?

    Die Frage ist, wie lange möchtest Du das mitmachen?

    Bis Du krank bist?

    Glaube mir... ich spreche aus Erfahrung, man wird auf Dauer krank und Du wirst nicht mal wissen warum, denn am Anfang bringst Du das nicht mit ihm in Verbindung!

    Ja ich weiss, Du liebst ihn - leider hat Liebe noch keinen Alkoholiker trockengelegt.

    Du musst wissen, wie lange Du diese Spielchen mitmachen möchtest.

    Wir können Dir den Weg zeigen, aber gehen musst Du ihn!

    Lieben Gruss
    Speedy

    lieben Gruß

    Speedy

    Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt

  • Hallo Speedy, Du hast recht der Knackpunkt ist die Abgrenzung, ich schaffe es nicht wirklich.
    Brauch ein wenig Zeit um über Deine Fragen nachzudenken! LG Cidra

  • Hallo Speedy,
    wie kann der Weg mein Weg sein, um nicht krank zu werden? Ich bin geradezu süchtig ihm helfen zu müssen,
    nicht finanziell sondern emotional,er ist meine Droge und ich versuche immer wieder sein Leben zu kontrollieren.
    Wie schaffe ich es damit aufzuhören? Ich übernehme die Verantwortung für sein Leben, das ist ziemlich co-abhängig und ich halte ihm den Rücken frei, es geht ihm gut in den Monaten, die er nicht trinkt, er hat ein schönes zu hause, eine Frau, die sich um vieles kümmert, verlässlich ist und wenn er trinkt ausrastet verbal, aber sich wieder beruhigt, wenn er wieder normal ist. Diese Spielchen laufen so seit Jahren!
    Ich habe zwar meinen Beruf, meine Hobbys , meine Freunde aber ich ändere nichts, weil ich in den großen Zeitspannen, in denen er nicht trinkt völlig eingelullert bin und ein " normales" Leben führe. Es wird nie normal werden, wenn ich nichts ändere o.k. ich gehe in eine SHG, brauche Unterstützung vor Ort! Danke für Deine Fragen LG Cidra

  • Hallo Barcelona,
    es geht mir gut. Auf geradezu magische unausgesprochene Art und Weise verändere ich mich.
    Ich vergesse meinen Freund, wobei ich mich doch immer um alles gekümmert habe. Ich lasse ihn total in Ruhe und plane ohne ihn.Ich übernehme halt keine Verantwortung mehr für ihn und hab so Zeit mich um mich zu kümmern und das macht Spaß. Ich lese gute Bücher, die mich stärken, konzentriere mich auf die schönen Dinge, plane Schönes, gehe früh schlafen und mach mir viel weniger Gedanken. Er trinkt nicht seit drei Wochen, aber ich lasse mich nicht mehr einlullern, er merkt dies und ich habe überhaupt keine Angst mehr.Früher hab ich versucht ihm das Leben angenehm zu gestalten, jetzt muß er das selbst machen und irgentwie macht er das auch, er ist gelassener... und macht mich nicht mehr verantwortlich...ich suche noch nach einer SHG für mich... wohne auf dem Land und da gibts nicht so viel... wie ist das Wetter? Lg Cidra

  • Hi Cidra,
    ich freue mich, dass es Dir gut geht. Du schreibst, Du hast keine Angst mehr. So geht es mir auch. Der Partner fuehlt diese Veraenderung. Aber allein schon die eigene Veraenderung. Grossartig.
    Ich bin seit 3 Wochen im geschlossenen Bereich und schreibe mir mein Leben von der Seele. Das nimmt mir auch viel Angst.
    Das Wetter, naja!!
    Es ist lausig kalt, letzte Nacht ging der Regen in Schnee ueber, aber nur in den Bergen hat es wieder kraeftig geschneit. Dazu gibt es einen heftigen Wind. Die gefuehlte Temperatur hier am Meer liegt bei 0 Grad. Fuer Mitte Maerz einfach lausig bitter kalt. Die Einheimischen hier sind alle ganz schoen gefrustet.
    Aber es kann ja nur besser werden.
    Alles Gute
    Barcelona

  • Hallo Barcelona, das Wetter bei Dir war sogar in der Tagesschau. Bis April wird es hoffentlich schön warm!
    Wie geht es Dir, Du schreibst nur noch im geschlossenen Bereich?Ich vermisse meine Angst nicht, aber sie ist verpufft und ich glaube es garnicht. Lg Anja

  • Hi Cidra(Anja),
    ich bin nicht nur im geschl. Bereich; dort kann ich viel privates loswerden. Die Schreibstil hier ist etwas anders, ich lese hier aber sehr viel.
    Es freut mich, dass Du Deine Angst nicht vermisst. Super Gefuehl, oder??
    Alles Gute
    Barcelona

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