• Hallo,
    meine Mutter ist Alkoholikerin und ich bin bei ihr aufgewachsen, nachdem sich meine Eltern scheiden ließen. Sie ist eine funktionierende Alkoholikerin, sie geht zur Arbeit und trank am Wochenende, das war jedesmal die Hölle für mich, ich liebe meine Mutter, aber in diesem Zustand hasse ich sie.
    Meine ganze Jungend stand sie im Mittelpunkt, ihr geht es schlecht, sie hat Depressionen und Sorgen und ich war immer bemüht ihr bei zu stehen. Immer wieder bekam ich ihre Launen ab, einmal war ich das beste Kind, im anderen Moment hat sie mich aufs übelste beschimpft. Ich habe sie so oft gebeten mit dem Alkohol aufzuhören, habe geschrien und geheult, bin sogar auf sie losgegangen, aber alles umsonst, sie hat immer so weiter gemacht, denn das man am Wochenende mal was trinkt, ist normal und das steht ihr zu, denn sie gaht ja schließlich arbeiten...Sie hat mich vor anderen so dargestellt als wäre ich krank und würde mir das einbilden. Ich fand diese Hilflosigkeit das schlimmste Gefühl und ich konnte nicht raus aus meiner Haut. Auf der einen Seite wollte ich weg von ihr, mein Vater trinkt nichts und führt ein normales Leben, aber auf der anderen Seite wollte ich sie nicht allein lassen. Ich weiß das es eine Krankheit ist, aber es ist schockierend, was diese aus einem Menschen machen kann.
    Meine Mutter ist inzwischen trocken und gesteht sich ihre Alkoholsucht ein. Aber was hat ihre Sucht aus mir gemacht?
    Ich finde es so interessant zu sehen wie es anderen geht und das es andere gibt, die ähnliches erlebt haben und vor allem die ähnliche Charakterzüge entwickelt haben.
    Ich studiere momentan, nachdem ich meine Ausbildung abgebrochen und das Abitur nachgeholt habe. Ich hatte mit 14 Jahren unter einer Essstörung gelitten, war selber in Behandlung und habe auch heute noch einen Therapeuten, aber nicht wegen der Essstörung, sondern eben wegen meiner Persönlichkeit. Mein Therapeut sagt im Mittelpunkt stehe ich, sollte ich zumindest, aber das fällt mir so unsagbar schwer. Ich habe einfach das Problem immer von mir abzulenken, ich rege mich über andere auf, rede und beschäftige mich mit deren Problemen, denke nur ich kann alles perfekt machen, ich traue keinem und mache lieber alles selber. Aber mir fällt mehr und mehr auf, dass ich nur funktioniere, ich plane alles genau und möchte das alles geregelt abläuft. Wie schaffe ich es endlich locker zu werden, spontan, das Leben genießen? Zu fühlen was mir gut tut und was ich will.
    Ich habe Probleme bei anderen Menschen, ich komme mir minderwertig vor und überspiele das, indem ich sehr viel Wert auf tolle Kleidung und mein Äußeres lege, wenn ich unzufrieden bin, verkrieche ich mich und möchte keinen sehen.
    Auch habe ich Probleme vor fremden Menschen zu sprechen, meine Meinung zu sagen... Oft platzt mir der Kragen und ich sage meine Meinung, bzw. schreie rum in einem aggressiven und unkontrollierten Ton, dass andere vor dem Kopf gestoßen werden und vor allem die Menschen die es nicht verdient haben.
    Ich habe um mein Leben und meine Geschichte eine tolle Fassade aufgebaut und spiele dies auch jedem gut vor, doch mehr und mehr merke ich, dass nichts so ist wie es ist oder sein soll...
    Mehr und mehr frage ich mich, wer bin ich?
    Tut mir leid wegen dem vielen Text, habe einfach alles geschrieben was mir durch den Kopf ging.
    LG Tinka

  • Hallo Tinka,

    es ist immer wieder überraschend, wie groß der gemeinsame Nenner der EKA's oft ist.

    Ich weiß erst seit kurzem von EKA, mir war vorher nicht klar, welche Schädigung ich davon trug und welch gravierenden persönlichen Defizite ich in mir trage. Die Folge: ein scheinbar bodenloses Loch. Ich befinde mich momentan in einer ähnlichen Situation, wie Du. Wer bin ich eigentlich? Ich war so verwirrt und bin es auch immer noch, aber plötzlich finde ich das gar nicht so schlecht.

    Das bloße Wissen darum, dass ich EKA bin, hat mich entlastet. Banal ausgedrückt: Heute ist es mir egal, dass ich nicht weiß wer ich bin, denn morgen werde ich entscheiden, wer ich übermorgen sein werde!

    Ich empfinde auch irgendwie Freude daran, ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Endlich habe ich die Wahl, mich selbst zu definieren. Wird es einfach? Glaube nicht. Werde ich Rückfälle haben, in alte Muster zurückgleiten? Denke schon. Werde ich mich davon aufhalten lassen oder in Zweifel stürzen, sobald ein Rückfall kommt? Mein "altes Ich" ja, auf mein leeres Blatt Papier steht deutlich: Nein!

    Augenblicklich weiß ich nicht, wer ich bin. Tagtäglich beobachte ich mich, frag mich, was tue ich da und will ich das so. Nehme ich war, dass ihc in alte Muster abgleite, bin ich nicht enttäuscht, dass mir das passiert, denn das ist natürlich. Ich bin eher froh, dass es mir auffällt, wenn ich zurückfalle. Ich sag mir dann: Hey, so wolltest Du das doch nicht mehr machen, steht doch nicht auf deinem Blatt. Nimm Dir Zeit und Ruhe und dann wird's schon. Ich entwickle Richtig Genuß daran mich neu zu entdecken, mich neu zu organisieren. Wer auch immer ich meine bisherigen 32 Lenzen war - klingt jetzt hart, aber für mich ist es so - möge er in Frieden Ruhen. Ich glaube nicht, dass ein Mensch eine 180° Kehrtwende vollführen kann, also werde ich auch einen Teil erhalten. Und zwar die Dinge, die ich bisher als meine Stärken erachtete. Augenblicklich sind das noch nicht so viele, weil ich mich ja immer so schwach fühlte, aber ich entdecke immer wieder neue.

    Will sagen: Mir hilft es, dass ich nicht weiß wer ich bin. Ich begrüße den Neuanfang.

    Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, denn bis vor kurzem hat mich diese Frage ebenso zermürbt, wie Dich. Du findest Deinen Weg, ganz ganz sicher!

  • Vielen Dank für deine Antwort. Ich muss auch sagen, dass es mich ermutigt zu sehen, dass es Menschen gibt die ähnliches erleben und die mich verstehen. Für Menschen die so etwas nicht erlebt haben ist es wohl schwer nachzuvollziehen was in einem vorgeht.
    Ich finde deine Sichtweise, nochmal neu anzufangen und als eine Chance zu sehen gut, sie hat etwas positives und das finde ich sehr gut ;).
    Ich muss auch sagen, dass trotz oder gerade wegen der seelischen Verletzungen die ich erlebt habe, ich zu dem geworden bin, der ich bin und dazu gehören durchaus auch meine Stärken.
    Wenn ich fragen darf, wie bist du an den Punkt gekommen, dass hinter dir zu lassen und einen Neustart zu wagen?
    Danke und ganz liebe Grüße

  • Liebe Tinka,

    so genau kann ich Dir das gar nicht sagen. Ein großer Schritt, war die Lektüre des Buchs "Familienkrankheit Alkoholismus", denn dieses Buch hat mich so sehr von meiner Verantwortung befreit, mich geradezu angeschrien mir keine Vorwürfe zu machen, dass ich bin, wie ich bin. Hat mir erklärt warum ich bin, wie ich bin. Es war nicht leicht, die ganze Lektüre über habe ich meine Tränen zurückgehalten wie ein junger Welpe. Letzten Endes hat es mich aber enorm, ganz ganz tiefgreifend entlastet.

    Und jetzt? (Banal) Hey, es gibt mich nicht mehr, also bin ich momentan ohne Fehler. Ja, ich habe keine Stärken, aber auch keine Schwächen :) In den ersten Tagen war ich schwer verwirrt (bin ich auch immer noch), aber nachdem ich mich ein wenig sortiert habe, habe ich mich gefragt: Was aus Deinem bisherigen Leben bedrückt Dich und wird morgen noch da sein, weil dieser Mensch, den Du nun definieren wirst, dem nicht ausweichen kann. Diesen Dingen widme ich grade. Ich habe mich bei einigen entschuldigt, was auf positive Resonanz stößt. Mit anderen habe ich offen geredet, was ebenfalls auf positive Resonanz stieß. Ich habe mein zu Hause neu entdeckt, mich von Dingen getrennt, von denen ich auf einmal denke, sie könnten meine Entwicklung verlangsamen oder gar aufhalten. Ich höre in mich hinein, stelle fest, dass ihc mir allen möglichen Quatsch gönne, aber im Restaurant spare. Also ging ich heute ins Restaurant, bemerkte, wie mein Blick zu den Preisen schielte und entschied mich, nicht auf den Preis zu achten (Studentengewohnheit ;-)) sondern mir heute mal das Gericht zu bestellen, dass mir am meisten zusagte. Kleinere und größere Dinge, die mir ein gutes Gefühl vermitteln. Klar muss ich drauf achten, dass ich meine Miete bezahlen kann, aber dieses ewig drauf achten muss weg. Steht nicht mehr auf meinem Zettel! :)

    Ich beginne kommende Woche eine Therapie, aber diese soll hauptsächlich den Nachreifungsprozess und die Abnabelung von alten Verhaltensmustern anstossen. Ich freu mich drauf :) Dann bin ich halt irgendwo stehen geblieben und habe viel nachzuholen. Pack ich's an. Definiere mich neu. Vorsätze: Entdecke Deine Bedürfnisse, erfülle diese, lerne besser aus Fehlern und nimm sie Dir nicht so zu Herzen, wie diese alte Person, die ich mal war. Ich denke da wird noch so einiges auf mich zukommen, aber hey, meine Güte: Es KANN nur besser werden. Und das wird es auch!

    Entschuldige bitte, wenn ich das alles so leichtfertig und -herzig formulieren. Ich bin mir bewußt darüber, dass ich hier über einen mühsamen und eventuell mein Leben lang andauernden Prozess rede. Es wird Punkte geben, an denen ich scheitern werde schätze ich. Aber das ist mir zumindest heute erst mal irgendwie egal. Ich sag mir dann: Du lebst heutzutage in einer Gesellschaft mit dem Motto "lebenslanges Lernen". Es gibt kaum noch Jobs und Firmen, in denen ich mein Leben lang verweile. Die neue Stadt, die neue Firma, die neue Umgebung zwingen mich zum Umdenken. Aber letztlich: Was soll an lebenslangem Lernen schon falsch sein.

    Mir mag jemand sagen, dass ich mir die Dinge schöner rede, als sie sind. Dass ich einer gewissen Form von Verleugnung unterliege und ein altes Muster aufgreife. Und in Teilen hat dieser Jemand recht. Denn ein altes Muster von mir ist es, viel schwarzen Humor zu haben. Das war einmal eine Stärke. In Teilen werde ich diese alte Stärke in mein neues Leben integrieren, werde sie aber - im Gegensatz zu früher - mit einer Portion Bewußtsein vermischen, so dass ich nicht vergesse wozu, weshalb und warum dieser Neuanfang mir so wichtig ist.

    Ich hoffe, Deiner Frage einigermaßen gerecht geworden zu sein. Gerne Teile ich Dir weiterhin mit, wie ich so mit mir umgehe und welche (vermeintlichen) Erfolge sich für mich ergeben, was mich bestärkt, mir positive Erfahrungen beschehrt.

    WIch wäre auch brennend an Deinem (bitte nicht abwertend verstehen) "Resozialisierungsprozess" interessiert. :)

    Gruß,
    A.

  • Danke, ich finde gerade deine positive Art und Weise sehr sehr angenehm und ermutigend. Ich bin mir durchaus bewusst, dass die ganzen Erlebnisse der Vergangenheit sehr schmerzhaft sind, aber ich möchte nicht daran zerbrechen oder in der Opferrolle aufgehen, dazu bin ich einfach nicht der Typ. Ich weiß das viel Schmerz in meiner Vergangeheit war, aber gerade deshalb habe ich nicht vor meine Zukunft damit auszugestalten.
    Ich habe gelesen das du eine tolle Freundin hast, ich habe auch einen wunderbaren Mann, der einfach alles für mich tut und so viel Rücksicht auf mich nimmt, aber irgendwie kann ich das nicht genießen. Auch sollte ich mich eigentlich freuen, dass ich trotz "verkorkster" Kindheit, die Möglichkeit habe zu studieren und eigentlich nicht so blöd sein kann, wie ich denke, aber leider gelingt mir das nicht ernsthaft. Ich habe so viele Verhaltensmuster an mir, leider nicht das mit auf den Preis schauen, eher das Gegenteil;), die so tief sitzen und irgendwie halte ich an denen fest. Ich finde es toll, dass du dir die Chance gibst und werde dies auch probieren. Meine Therapie beinhaltet ähnliches, doch leider lasse ich es nur schwer zu. Das bin eben ich;).
    Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und bin überzeugt, dass es das Beste ist das man für sich selbst tun kann! Ich würde mich sehr freuen von dir zu hören wie es weiter läuft und ich werde mir in den Arsch treten und es genauso zulassen, mich von Altem zu lösen und Neues auszuprobieren. Ich muss mir wohl in nächster Zeit erstmal Gedanken machen, wer ich bin, was ich will...und mich nicht immer mit anderen Dingen ablenken. Ich werde mir auch dieses Buch besorgen, vielen Dank für deine Tipps, tut echt gut von einem Menschen zu hören, der verstehen kann wie es mir geht.
    Ganz liebe Grüße

  • Hey, das klingt ja schon fast so als hättest Du ein wenig Hoffnung schöpfen können. Ich lese sogar ein Lächeln heraus, dass Deinem ersten Beitrag verständlicherweise gar nicht zu entnehmen war.

    Habe ich bei meinem eigenen Thread aber auch nicht getan. Aber siehe da, mein Thread ist nur 2 Tage alt. Und ich fühle mich schon so bedeutend besser.

    Meine Freundin hilft mir grad mich von dem Muster zu trennen "gebraucht zu werden". Ich will nicht gebraucht werden, sie soll mich wollen. War mir bis gestern nur nicht so klar. Klang im ersten Moment so hart und nüchtern für mich, aber sie hat einfach recht... hat sie sowieso ständig. Gruselig ;)

    Gestern konnte ich während eines stundenlangen Gesprächs mit einem langjährigen Freund das erste Mal seit Wochen wieder richtig, aus tiefstem Herzen Lachen. Ist mir aufgefallen. Tat gut. Werde ich wiederholen.

    Heut war ich in der Innenstadt unterwegs. Ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation spricht mich an: "Guten Tag. Sie haben doch sicher auch ein Herz für Kinder" ... Abrupt denke ich: Ja, eines habe ich im Moment ganz besonders im Blick. Ich musste ne Stunde lang bis über beide Ohren grinsen.

    Es sind so viele Kleinigkeiten, die mir viel bewußter auffallen. Klasse!

    Würde gerne von Dir hören, ob und was das Buch Dir gebracht hat, wenn Du soweit bist.

    Ich muss jetzt ins Bett, der Geist ist willig, aber der Körper schwach.

    Wünsch Dir alles Gute!
    A.

  • Guten Morgen,
    ich habe einen ersten Erfolg zu verbuchen;). Habe heute mit meiner Mama telefoniert, sie ist zur Zeit stationär in Behandlung und möchte eine Langzeittherapie machen. Dafür muss sie einen Lebenslauf schreiben und sie hat mich gebeten, da sie sich damit schwer tut, ihr zu helfen... Und was kam von mir, wie aus der Pistole geschossen? NEIN. Ich habe nein gesagt... Ganz einfach und ihre Reaktion, sie hat gelacht und gesagt WOW... Gar nicht schlimm mal nein zu sagen. Ich werde das weiter üben, damit ich das öfter mache;)
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

  • Liebe Tinka,

    Du hast meinen Beitrag von heute morgen ja gelesen. Kurz verfiel ich in Zweifel. Was mir geholfen hat, war das Schreiben. Die Erinnerung ist so trügerisch. Jetzt kann ich jederzeit nachlesen, welche vermeintlichen Kleinigkeiten mir positive Gefühle und Reaktionen vermittelten. Vielleicht ist das auch was für Dich, wenn Du mal "rückfällig" wirst. Ich glaube, es wird Dir - solltest Du wann immer an dem Punkt sein, wie ich vor wenigen Stunden - vor Augen halten was Dir gut tut. Mit der Zeit sammeln sich viele solcher Dinge und sollte es Dir schlecht gehen liest Du in Deinen Notizen, pickst Dir eine raus, ziehst los und begehst eine dieser "Untaten" :)

    Wieder einmal: leichtfertig dahergeredet. Funktioniert für Dich vielleicht nicht, funktioniert für mich selbst morgen vielleicht schon nicht mehr. Aber was weiß ich schon heute darüber? Ausprobieren heisst momentan meine Devise. Bisher kenne ich mich nur äußerst passiv. Steht nicht mehr auf meinem Blatt.

    Und was Deine Vermutung in meinem Thread mit dem "sich selbst so streng sehen" anbelangt. Ich werde mich weiterhin auch streng beurteilen. Was ich nur definitv abschaffen werde, ist dieses Sich-Selbst-Hart-Verurteilen, wenn ich Fehler begehe.

    Ganz liebe Grüße,
    A.

  • Hallo Tinka,

    irgendwer hat das Wörtchen Nein erfunden, das dürfen wir ruhig mal benutzen! :lol:


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hi tinka ,
    ich mache es momentan so alle sachen die ich normal gemacht habe für meine mutter oder auch im alltag ich drehe es um.ich bin nicht mehr über mich wütend weil ich zu langsam laufe und die bahn verpasse ich denke "gut kommt halt die nächste" aber das mit den auf regen uiuiui da habe ich gut dran zu knabbern aber ich finde das auch einfach toll wie ich sehe wie weit ich mich schon verändert habe und das gibt mir kraft nicht auf zu hören
    lg jessy21

  • Hallo Jessy,
    dass kommt mir alles so bekannt vor... Ich finde es schön, dass ich nicht die Einzige bin (dachte ja bis jetzt ich bin was besonderes ;)) und das tut einfach so gut. Ich versuche auch von meinem eingefahrenen Muster abzuweichen und Dinge anders zu machen und auch neues auszuprobieren. Ich habe mir eine Meditations CD gekauft und mache jetzt Übungen zum Entspannen, denn ich habe gemerkt wie unruhig ich bin und ständig unter Strom, ja nicht zu viel nachdenken.... Früher habe ich darüber gelacht, heute tut es mir gut und ich merke langsam eine Verbesserung... Schritt für Schritt...
    Liebe Grüße

  • hi tinka,
    stimmt unruhig bin ich auch total und brauche viel aufmerksamkeit schon ne seltsame sache mit der cd dachte ich schon drüber nach hab es aber bis jetzt noch nicht gemacht
    erzähl mal drüber wie du dich hinter fühlst wenn du es macht interressiert mich mal
    lg jessy21

  • Hey Jessy,
    muss sagen, dass es für mich ein beunruhigendes Gefühl war, da ich ständig den Fernseher anhabe, Laptop, Telefon... und dann auf einmal Ruhe. Nachdem ich die CD gehört habe, konnte mich wirklich die Ganze Zeit ruhig halten und innerlich auch mal entspannen, konnte ich keinen Lärm ertragen, keinen Fernseher, nichts. Kenn ich nicht. Muss ich weiter üben, denn ich bin eben zu fest gefahren in meinen Gewohnheiten, aber ich habe gemerkt, es tut mir gut. Ich habe diese Nacht so ruhig geschlafen, wie lange nicht mehr. Kann es wirklich nur empfehlen. Ganz liebe Grüße

  • Hi Tinka,

    derlei gibt es viele Dinge. Ich kenne das selbst auch, dieses sich beschäftigen müssen oder sich berieseln zu lassen. Vielleicht sind einige von uns so drauf, weil wir eben nichts mit uns selbst anfangen können? Vielleicht spiegelt sich auch darin wieder, dass wir unsere Bedürfnisse gar nicht kennen und uns dann immer irgendwie mit was anderem beschäftigen müssen, ohne zu erkennnen, dass es irgendwie so nur die Zeit tot schlägt.

    Hier ein paar andere Ansätze, die ich zum Teil selbst schon probiert habe, zum Teil mal irgendwo las. Allen ist folgendes gemeinsam: sie können stark beruhigen

    - Autogenes Training
    - Atemtechniken (ich kann meinen Puls nachweisbar senken, durch wenige Atemzüge)
    - sich jeden Tag einige Minuten selbst im Spiegel ansehen (bewußt, nicht das Waschen, Haare machen und so)
    - Meditation (echte Meditation ist furchtbar schwer und braucht jahrelanges Training, soll aber das Nonplusultra sein :-))

    Ein alter Bekannter (seines Zeichens Philosophiestudent) war auch mal über das Wochenende in einem buddhistischen Kloster bei einem Meditationsseminar. Ich meine das kostete ihn 75,- Euro mit Verpflegung und zwei Übernachtungen. Das für mich "unvorstellbare" an dem Seminar war das Gebot diese drei Tage KEIN einziges Wort zu sprechen. Wann spricht Mensch schon mal 72 Stunden lang nicht ein einziges Wort? Was bleibt mir denn dann sonst als die Auseinandersetzung mit mir selbst? Laut ihm eine ganz ganz krasse Erfahrung. Man kann sich nur mit sich selbst beschäftigen. Alles bleibt in Dir, nichts dringt in diesen drei Tagen nach außen.

    Wünsche Dir weiterhin alles gute Tinka! :)

    Gruß,
    A.

  • Hallo Lost,
    vielen Dank für deinen Beitrag und deine Tipps;.
    Musst du immer den Nagel auf den Kopf treffen ;)?
    Ich weiß nichts mit mir anzufangen, ich weiß nur was für andere gut ist und das ist das Problem. Das ist so schwer für mich zu fühlen was ich will. Mein Therapeut hat mich auf diese Atemübung gebracht und ich übe fleissig. Außerdem meinte er diese Unruhe und Nervosität kommt von der ständigen "Habachtstellung", die ich als Kind mit meiner kranken Mutter haben musste. Ich wusste ja nie was ich zu erwarten hatte, sind wir gut drauf oder deppressiv...Mögen wir heute die Menschen oder hassen wir sie...
    Es kommen immer wieder neue Einsichten und Ideen und dafür bin ich sehr dankbar. Immer wenn ich denke, ok, jetzt weisst du alles, kommt was neues, aber inzwischen sehe ich das ganze positiv. Mein Leben ist aufregend ;)
    Das Buch, Familien Krankheit Alkoholismus habe ich leider nicht bekommen, jetzt habe ich es bestellt und werde es heute abholen. Habe einige Kritiken zu diesem Buch gelesen und die sind wirklich durchgehend positiv. Bin schon gespannt.
    Mein Studium geht auch bald weiter und da habe ich einiges zu tun...
    Ach genau und das mit den drei Tagen im Kloster, echt eine sehr gute Idee, aber ich glaube ich würde platzen;)
    Ich wünsche Dir auch alles, alles Gute und ganz liebe Grüße Tinka

  • Liebe Tinka,

    dass es Dir zunehmend gut geht finde ich ganz furchtbar schön zu hören.
    Geht es Dir genauso wie mir? Es hat sich noch gar nicht so viel verändert, irgendwie ist alles beim Alten und dann auch wieder doch nicht? Man entdeckt sich und einfach alles um sich herum irgendwie neu? Vielleicht zum ersten Mal bewußt? Ich bin auf jeden Fall ganz ganz seltsam drauf und ich meine meiner Freundin anzusehen, dass sie die Miniveränderung begrüßt. Wir haben schon vorher eine sehr gute Kommuniktaion und ein sehr gutes Verhältnis zueinander gehabt, aber momentan scheint es schlagartig noch ein Stück besser geworden zu sein. Und dieses "ein Stück weit besser" trifft irgendwie auf den ganzen Alltag zu... seltsam, seltsam. :)

    Das mit dem Kloster ist momentan auch nichts für mich, auch wenn die Idee irgendwie faszinierend ist. Aber wurscht, soll mich nicht stören :D

    Deine Aussage "Mein Leben ist aufregend" spricht Bände und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. :)

    Weiter so!

    Gruß,
    A.

  • Hallo Lost,
    ja, wenn ich mir deine Beiträge durchlese, finde ich mich wieder. Ich muss auch sagen, dass mir das sehr viel weiter geholfen hat. Du hast eine sehr starke Persönlichkeit und eine sehr positive Sichtweise und das macht Mut. Mir wird zur Zeit auch bewusst und das zum ersten Mal, das es um mich geht, nicht um meine Mutter und deren Krankheit, sondern um mich. Ich muss mich um mich kümmern und mich selber entdecken. Es ändert sich so einiges und trotzdem bin ich immer noch ich. Auch gestehe ich mir Mal Macken und Fehler ein und spiele nicht immer die Starke. Ich distanziere mich bewusst von Menschen die mir nicht gut tun und spiele nicht mehr den Mülleimer für jeden. Ich lerne jeder ist für sich verantwortlich und ich muss bei mir bleiben. Ich hatte die Angewohnheit gerne Fehler bei anderen zu sehen und mir darüber gerne das "Maul" zu zereisen, zufrieden hat mich das nicht gemacht, diese Eigenschaft hat mich genervt, jetzt habe ich immer weniger den Drang dazu und merke ein Gefühl von Gleichgültigkeit, es ist mir egal was andere machen.
    Ich muss sagen, ich schöpfe soviel Kraft und Mut und genieße einfach mal die Eindrücke die auf mich zukommen und ich werde zunehmend entspannter. Ich glaube es wird ein langer Weg, aber den Anfang habe ich gemacht und das ist für mich das Entscheidende...
    Es freut mich, wenn ich dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte, habe Dir auch schon einige zu verdanken;)
    Kann ich nur zurückgeben, weiter so!
    Ganz liebe Grüße Tinka

  • Das mit den Fehlern bei anderen zu entdecken, kenne ich auch von mir. Ich bin eh der Kritiker vor dem Herrn. Auch eins der Dinge, die ich für mich ändern möchte.

    Ich glaube, ich habe für mich das Verhalten übernommen, andere ändern zu wollen. Ich nehme mir manchmal Sachen zu Herzen, die mich gar nichts angehen sollten. Unterm Strich stelle ich für mich fest, dass ich andere nicht akzeptieren kann, wie sie sind. Ich nörgle oft an Kleinigkeiten herum, weil ich der Meinung bin, dass wenn Person X sich in diesem und jenem Punkt so verhielte, wie ich das für richtig empfinde, dann würde es ihm besser gehen. Was für ein haltloser Unfug. Letztlich macht es doch viel mehr Spaß, Leute so sein zu lassen, wie sie sind. Alle die mir nicht in den Kram passen finden eh keinen Platz in meiner neuen Zukunft ;) :)

    Der Weg - wie Du schon sagst - wird lang. Aber sollte uns das abschrecken, dass wir vielleicht herbeigesehnte Ergebnisse erst in mühsamer, lang andauernder Arbeit erzielen, statt schon heute? Nein. Wir werden nicht nur das Ergebnis, viel besser zu schätzen wissen, sondern Du und ich werden sogar schon viel Freude auf dem Weg dahin empfinden!

    Ganz liebe Grüße zurück,
    A.

  • Hallo,
    inzwischen habe ich mir das Buch Familienkrankheit Alkholismus geholt und auch fast schon ausgelesen, konnt gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich kann mich nur für den Tipp bedanken und es nur weiterempfehlen. Weinen kann ich nicht wirklich, ich erlebe viele schmerzhafte Erlebnisse wieder, aber ich kann nicht wirklich weinen, kann ich schon lange nicht mehr, weiß nicht, ob ich das jemals konnte.
    Ich bin traurig, verletzt, gedemütigt, erniedrigt und irgendwie kühl, indem wie ich es ausdrücke. Ich habe für mich einen wichtigen Punkt entdeckt, Wut, Wut die in mir steckt und die mich lebendig gemacht hat. Ich habe oft meine Wut rausgelassen, habe gechrien, geschlagen... aber die Wut war weiter da. Es ist diese Wut, die mich lebendig gemacht hat, die mich handeln ließ, statt nur zu sein... Ich habe meiner Mutter eínen Brief geschrieben, keine Liste mit du hast..., seinen einen Brief, indem ich geschrieben habe, wie ich mich gefühlt habe, wie sie mich verletzt hat, welche Dinge mich am Meisten getroffen haben... Und jetzt, jetzt ist die Wut weg, sie ist einfach weg...
    Ich fühle mich erleichtert, aber auch kraftlos, erschöpft...ERNÜCHTERT
    Was ist jetzt? Ich bin an einem Punkt, ich frage mich nicht mehr nach dem warum, warum ich, warum wurde mir das angetan, ich suche auch keinen Schuldigen mehr...
    Nein, ich merke, all die Fragen die ich hatte, auf die ich so verzweifelt eine Antwort gesucht habe, auch wenn ich wusste, dass es die nicht gibt, ich wollte eine, es gibt doch auf alles eine Antwort, für alles eine Lösung... Ich habe sie, es gibt keine und wenn es eine geben würde, sie ist egal, es ist einfach so wie es ist.
    Es ist gut so wie es ist, weiß ich nicht, ist auch egal, es ist einfach so. Meine Kindheit ist so wie sie ist, meine Mutter ist so wie sie ist und ich kann es nicht ändern. Ich habe verzweifelt einen Schuldigen gesucht, jetzt habe ich ihn, Alkoholismus, sie ist krank. Ich kann ihr nicht helfen, dass habe ich verstanden, aber inzwischen will ich es gar nicht mehr. Es ist nicht mehr meine Aufgabe.
    Ich bin so lange in psychologischer Behandlung und das war sicher wichtige Vorarbeit, aber den entscheidenden Schritt, musst ich selber machen, LOSLASSEN!
    Mal sehen wie es jetzt weiter geht, momentan bin ich leer, ernüchtert...
    Jetzt kann ich selber beginnen zu Leben!
    Lost, ein langer, aber schöner Weg, du hast recht ;)
    Ich werde hier weiter berichten und weiter lesen, denn ich merke wie sehr mir das hilft! DANKE
    Liebe Grüße

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