• Hallo zusammen,

    ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht. Mein Vater trinkt seid ca 7 Jahren, es war schwer zu sehen, wie er sich immer mehr kaputt macht. Ich wusste, dass er viel trinkt, damals war ich zwischen 13 und 14 Jahre alt. Ich wollte mich immer um ihn kümmern und war gut darin, die ernste Situation herunter zu spielen, so nach dem Motto, der fängt sich wieder, er wird trocken, er wird wieder der Vater, der er mal war. Ich habe ihn sehr lieb, er ist ein sehr toller Mensch, doch alles hat sich immer mehr verschlechtert. Seine Wohnung lebte, er hat 20 kg ab genommen, brauchte jeden Tag 1-2 Flaschen Schnaps, in dieser Zeit hatte ich nicht so viel Kontakt zu ihm.(unter Kontrolle ist wol besser ausgedrückt) Er hat sich selber entzogen, kam ins Krankenhaus und von da aus in eine Therapie. Schon da war er sehr vergesslich aber nicht so schlimm.

    Dann kam er aus der Langzeittherapie und hat sofort, am selben Tag wieder angefangen zu trinken. Noch mehr als vorher. Die Körperpflege fällt ihm sehr schwer, er weint sehr viel sitzt nur zuHause, ich kann nur mit ansehen wie sich mein Vater in den Tod trinkt.
    Er kann sich kaum noch etwas merken, weiß manchmal garnicht das er in seiner Wohnung ist.

    Jetzt ist er im ambulant betreutem wohnen aufgenommen und 1-2 mal in der Woche geht sein..Betreuer... nach ihm gucken, doch das hindert ihn natürlich nicht daran weiter zu trinken. Vor der Therapie haben wir 110 Wodkaflaschen aus der Wohung geräumt. Ich bin fix und fertig und kann garnicht glauben, dass ich den Vater, den ich einmal hatte, nicht mehr so wieder bekommen werde. Ich habe die Hoffnung, dass er doch noch trocken wird und wir uns wieder annähern können. ich liebe ihn und will ihn nicht verlieren. Doch es ist sehr unwarscheinlich oder?

    Vielen Dank fürs lesen und sorry, falls es etwas durcheinander ist, das bin ich auch. Liebe Grüße

  • Hallo Honnest2211!

    Sag mal,wann Denkst Du an Dich und Deine Bedürfnisse?

    Ja, Deine Bedürfnisse meine ich!

    Helfen kann er sich nur selber.
    ,glaub mir.

    Das ist vielleicht hart zu lesen und anzunehmen für Dich.
    Sieh Dich um im Forum,Du wirst besser begreifen.

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Honest,

    willkommen im Forum. Was Du schreibst hört sich nicht gut an und erweckt bei mir nicht den Eindruck, als wollte Dein Vater ohne Alkohol leben. In einer LZT werden Hilfestellungen gegeben und Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein trockenes Leben möglich ist. Auch mit diesen Hilfestellungen geht es nicht von allein, aber der Weg wird aufgezeigt. Man bekommt gezeigt, was man braucht wenn man will. Wenn Dein Vater trotzdem dem Alkohol den Vorzug vor einem trockenen Leben gibt, will er trinken.

    Selbst wenn er trocken werden würde, würdest Du nicht mehr den Menschen vor Dir haben, den Du kanntest. Ein Mensch der trocken wird verändert sich und das nicht immer so wie wir es uns als Angehörige erhoffen. Dazu kommt, das Korsakoff nicht heilbar und nicht aufzuhalten ist. Der Krankheitsverlauf kann verlangsamt werden, aber auch nur wenn kein Alkohol mehr getrunken wird.

    Ich weiß wie weh das tut sich das Häufchen Elend anzuschauen. Wie es ist wenn Erinnerungen an „bessere“ Zeiten hochkommen, man mit der Gegenwart vergleicht und nicht weiß wie man die Gefühl aushalten soll die dabei hochkommen. Ich weiß aber auch, dass man nichts ändern kann. Du kannst ihn nicht ändern. Das einzige was Du ändern kannst ist Deine Einstellung, zu lernen ihn so zu nehmen wie er ist, die Situation zu nehmen wie sie ist. Der Mensch den Du vor Dir hast ist Dein Vater, so wie er ist.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Honest,

    für jemanden, der nicht trinkt, ist es nicht nachvollziehbar, wie der Alkoholiker sich immer und immer wieder für das Saufen mit allen Folgen, die es hat entscheidet. Er kann das Ganze rational nicht in Zusammenhang bringen und weigert sich einfach, Verantwortung für sich und sein Leben und seine Familie zu übernehmen.

    Damit klar zu kommen, ist schwer, aber machbar. Welches große Ziel ist schon leicht zu erreichen? Und als EKA ist es ein Riesenziel, Unabhängigkeit, Gesundheit und ein glückliches, selbst bestimmtes Leben zu erreichen und dauerhaft zu halten.

    Viel Mut und Erkenntnis,
    LG, Lavandula

  • Hallo zusammen,
    vielen Dank schon einmal für die Antworten, ich verstehe was ihr schreibt, was ihr meint. Meine Bedürfnisse wahr zu nehmen, habe ich sehr früh aufgegeben, weshalb ich jetzt auch eine Psychotherapie mache um mich besser kennen zu lernen und zu akzeptieren.

    Im Grunde weiß ich auch, dass ich keinen Einfluss darauf habe, dass er trocken wird, darauf hat nur mein Vater einen Einfluss, ich glaube darum geht es jetzt auch nicht mehr wirklich, sondern um diese große Angst ihn irgendwann auf dem Friedhof besuchen zu können. ich weiß auch nicht wie ich mit der Veränderung umgehen soll, mit dem Korsakoff Syndrom, die ständigen Entgiftungen, die er früher abbricht als geplant...ja dieser ganze Zerfall. Ich habe einfach so große Angst vor der kommenden Zeit, dass ich echt in Zwangsgedanken verfalle. Aber da kann man wol nichts machen, außer abwarten und versuchen, sein Leben zu leben.
    Ganz liebe Grüße an euch und euch selber auch viel Kraft :D

  • Hallo Honest!

    Es würde Dich gleich hernehmen wenn Dein Vater eine andere tödliche Krankheit hätte,denke ich.

    Gut ist,dass Du selber siehst,dass Du zuerst zu Dir schauen musst.
    Das ist ganz wichtig!

    Wenn Du untergehst kannst Du niemandem mehr helfen.Dir nicht und Deinem Vater auch nicht.

    Vielleicht wäre es auch gut daran zu denken,Dir durch ein Fachperson (Therapeut) helfen zu lassen.

    Studiest Du,arbeitest Du?

    Ich schicke Dir ein Paket Kraft,indem ich an Dich denke,ja?

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo,

    ich klinke mich mal in die Diskussion ein, denn dann brauche ich bei gleicher Überschrift kein eigenes Kapitel aufmachen.... wenn das okay für Euch ist.

    Vor 4 Tagen war ich mit meiner Mutter und ihrem Lebensgefährten bei einer Neurologin. Dort erfuhr ich dann, die Hirnschäden seien durch Alkohol ausgelöst, Korsakov-Syndrom, reparabel sei da nichts mehr. Erst konnte ich mit dem Begriff nichts anfangen, in der Mittagspause habe ich gleich im Internet recherchiert und mir hat es den Boden weggezogen....

    Die Ärztin legte mir nahe, eine Betreuung durch das Amtsgericht "anzuregen". So sei ich nicht gleich wieder die Böse.

    Die "allgemeine Situation" erkläre ich gleich in einem anderen Kapitel, das würde hier zu umfangreich werden.

    Nun aber meine Fragen zum Korsakov-Syndrom:
    - ist meine Mutter überhaupt noch in der Lage, Situationen zu bewerten und Entscheidungen zu treffen?
    - kann sie ihre Lage überhaupt einschätzen?

    Wenn ihr Lebensgefährte da ist (Berufskraftfahrer), ißt sie regelmäßig, trinkt Wasser und Apfelschorle, nimmt halbwegs regelmäßig ihre Medikamente. Ist er nicht da, vergißt sie alles. Den ganzen Alk haben wir weggeräumt.
    Ich wohne 100 km weg und bin ganztags berufstätig. Mit 20 wurde ich von meinem Vater aus dem Studium in eine Ausbildung gezwungen und mußte nach Köln umziehen. Hab ich gemacht, weil ich damals dachte, endlich raus zu kommen und meine Ruhe zu haben....
    Ich kann und will mir jetzt kein schlechtes Gewissen aufdrängen lassen "das ist nur, weil Deine Mutter so einsam und allein ist".
    Sie hat alle Verantwortung an ihren Lebensgefährten abgegeben und kümmert sich um nichts mehr.

    Bei meinen täglichen Anrufen sagt sie mir immer "es geht mir gut, mach Dir keine Sorgen". Auch wenn ich sie direkt auf ihre Wortfindungsstörungen oder ihre Vergeßlichkeit anspreche (wenn sie mir wie eine Schallplatte mit Sprung immer und immer wieder das gleich erzählt).
    Letzten Donnerstag hatte sie einen Rückfall, kaum hatte sie ausgeschlafen, war alles vergessen. Die Schnapsflasche in der Küche, die ihr Freund gefunden hatte, daß sie wieder getrunken hatte, einfach alles war weg. Gelöscht.

    - Kann sie sich überhaupt an irgendwas erinnern?
    - Begreift sie, daß sie ein Alkoholproblem hat?
    - Kann sie überhaupt noch einschätzen, was "langfristig" heißt und kann sie überhaupt langfristige Entscheidungen treffen?
    - Knallhart gesagt: kann sie überhaupt eine Therapie absolvieren? Oder ist das wegen Verlust des Kurzzeitgedächtnisses nicht mehr möglich?

    Nächste Woche hat sie einen Termin bei ihrem Hausarzt, da werde ich mitgehen und mir die Diagnose und die Auswirkungen bei ihr erklären lassen.
    Ich würde aber gerne von Euch erfahren, welche Erfahrungen Ihr mit Korsakov-Angehörigen gemacht habt. Auf was ich alles vorbereitet sein muß. Jaaa, da ist wieder der Kontroll-Zwang und der alle-Eventualitäten-abchecken-Zwang des EKAS.... :roll:

    Gruß
    Mada

    Habe Mut, Dich Deines Vestandes zu bedienen. I. Kant

  • "Jaaa, da ist wieder der Kontroll-Zwang und der alle-Eventualitäten-abchecken-Zwang des EKAS...."
    Hallo Mada,
    ne, es ist gut, dass du informiert sein willst. Ich habe jahrelang meine Mutter gepflegt, die an Demenz litt (Demenz und Korsakow-Syndrom sind in den Symtomen fast gleich) und war froh, dass ich viel über diese Krankheit wusste. Man kann dann besser damit umgehen und macht sich nicht vergeblich Hoffnung auf Besserung.
    Vieles kannst du aus dem Internet erfahren, was diese Krankheit betrifft. Kurz geschildert: Das sog. Altgedächtnis bleibt erhalten, das Frischgedächtnis und damit die Merkfähigkeit sind drastisch gemindert. Es kommt zu Orientierungsstörungen in Bezug auf Raum und Zeit. Die Orientierung zur eigenen Person bleibt meist erhalten (Ich-Bewusstsein). Es ist aber fraglich, ob deine Mutter ihre Situation einschätzen kann, eher nicht! Die Stimmung schwankt oft stark, Aggressionen können auch auftreten.
    Im Falls des amnestischen Korsakow Syndroms ist mit einer Besserung leider nicht zu rechnen, im Gegenteil. Es ist sicher sinnvoll, wenn du für eine qualifizierte Unterbringung deiner Mutter sorgst, es sei denn, du traust dir zu, sie selbst zu betreuen. Auf keinen Fall darf sie Kontakt zu Alkohol haben. Sie kann es nicht mehr steuern, ob sie trinken will und wieviel. Das ist lebensgefährlich.
    Ich kann dir leider nicht viel Positives zur Situation deiner Mutter sagen. Wenn du Fragen hast, melde dich.
    Liebe Grüße Charlotte

  • Hallo Charlotte,

    danke für Deine Antwort, das hatte ich mir fast gedacht.
    Was momentan für mich so schwer ist, ist zu akzeptieren, daß der Mensch vor mir nicht mehr mit dem Bild meiner Mutter übereinstimmt.

    Die zunehmende Vergesslichkeit habe ich vor 5 Jahren festgestellt.
    Da ihre Blutwerte immer okay waren, ging ich von dementiellen Störungen aus. Ihr Hausarzt, ein Internist, wollte sie schon zum damaligen Zeitpunkt zu einem Neurologen und Psychologen schicken, um abzuklären, ob eine Altersdepression oder Demenz vorliegt. Sie hat sich dem immer verweigert. Sie brauche keine Hilfe, sie wisse, daß sie "ein bißchen vergesslich" ist, sie will nicht die alten Kamellen aufwärmen. Ja, ich habe auf sie eingeredet wie auf einen kranken Gaul....

    Im letzten November hatte ich sie dann endlich so weit. Ihre Verwirrtheitszustände nahmen immer mehr zu. Dann war sie gestürzt und wurde mit 2 Promille in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie ließ sich aber gleich von ihrem Freund abholen. "Sie hat so gegreint, das kann ich nicht sehen". Und sie hat ihr Ziel erreicht. Zwei Stunden später stand sie vor dem Spiegel und wunderte sich, wo die Blutergüsse im Gesicht her kamen..... Keine Erinnerung mehr an Suff, Sturz und Krankenhaus.

    In der Folge war sie beim Hausarzt und erstmals bei einer Neurologin. Da konnte ich aber nicht mit, ich mußte arbeiten. Eine genaue Diagnose sagte man mir nicht. Ihr Freund meinte, die Vergesslichkeit sei vom Alkohol und "das wird schon wieder, wenn sie ab jetzt nichts trinkt". Selbstverständlich berief sich der Hausarzt auf die ärztliche Schweigepflicht. Ich schwankte weiter in der Ungewissheit Alkohol/Demenz/Depression? Dazu ihr Untergewicht (167 cm groß, 42 kg damals), was ich auch für eine Mangelversorgung des Gehirns verantwortlich machte.
    Und sie zeigte sich weiterhin beratungsresistent. Es ginge ihr gut, sie sei nur ein bißchen vergeßlich.

    Ihr Freund lehnt fremde Hilfe ab, er wolle sich um sie kümmern. Wenn er nicht da sein könne, würde eine Nachbarin einspringen. Er verschätzt sich meiner Meinung nach völlig mit der Situation, will es vielleicht auch nicht erkennen. Er sieht nicht ein, daß meine Mutter Betreuung braucht, wenn er nicht da ist. Sie habe ihm doch versprochen, daß sie genügend ißt und keinen Alk mehr trinkt, wenn er nicht da ist. Wie weit das gilt, habe ich letzten Donnerstag gesehen....

    Manchmal könnte ich nur schreien und frage mich, ob ich die einzige bin, die hier klar sieht.

    Unnötig zu erwähnen, daß die Sorge und Ungewissheit um meine Mutter ein dicker Baustein meines Burn-out und meiner Nervenzusammenbrüche ist (zusammen mit einigen anderen Bausteinen). Ich zähle die Tage bis Mai, wenn ich endlich in eine REHA gehe.
    Davon weiß meine Mutter nichts, im Anfangsstadium habe ich noch über meine Nervenzusammenbrüche erzählt, aber sie hatte es sofort vergessen. Und ihr Freund hat kein Gespür dafür.

    Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort eine Betreuung für sie beantragen. Ich befürchte aber auch, daß sie sobald sie woanders ist oder sie in eine gerichtliche Betreuung "gezwungen" wird, weglaufen wird. Oder sich vom Balkon stürzen wird (Suizid liegt in der Familie,eine Tante meiner Mutter, ihre Schwester und mein Bruder haben sich das Leben genommen). Egal, was passieren wird, ich werde als die Böse dargestellt. Den Schuh zieh ich mir aber nicht an....

    Trotzdem bin ich so wütend über die Bockigkeit meiner Mutter, über die Lügen, die mir jahrelang aufgetischt wurden, daß ich das alles geglaubt habe, daß ich mich jetzt weiter in die Verantwortung drücken lasse. Und daß ich jetzt vor einem neuerlichen emotionalen Scherbenhaufen stehe.

    Manchmal möchte ich einfach nur alles abbrechen, mich mit meinem Mann, meinem Pferd und meinem Hund beschäftigen und die Welt um mich rum einfach vergessen.

    Gruß
    Mada

    Habe Mut, Dich Deines Vestandes zu bedienen. I. Kant

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