Hallo zusammen,
ich habe mich lange nicht mehr zu Wort gemeldet, zum einen weil ich durch meine Schwangerschaft viel mit mir selbst beschäftigt war, zum anderen weil ich zunächst etwas ganz allein mit mir selbst ausmachen musste- vielleicht so eine Art Schweigephase. Oder auch einfach: nicht hundertprozentig zu wissen, das Angekündigte und Angedrohte dieses Mal auch tatsächlich in die Tat umsetzen zu können.
Trotzdem oder gerade deswegen habe ich die ganze Zeit über still mitgelesen, habe so ziemlich alle Threads wie ein Schwamm aufgesogen, meinen eigenen von damals habe ich mir wohl so um die fünfzig Mal zu Gemüte geführt. Ich habe zwischenzeitlich ganz gut gelernt zu verstehen wie er tickt und noch viel wichtiger: wie ich ticke, warum ich immer wieder Entscheidungen getroffen habe, die mir absolut nicht gut tun, warum ich immer wieder Hoffnung hatte, wo beim besten Willen gar keine mehr Sinn machte.
Auch habe ich überlegt, ob ich in meinem alten Thread weiterschreibe, oder einen neuen eröffne. Irgendwie kommen mir die Gedanken, die ich damals hatte, so fremd und so weit entfernt von meinem heutigen Standpunkt vor, aber der Hauptgrund für die Eröffnung eines neuen Threads ist der Beginn eines neuen Lebenskapitels.
Denn nach dem letzten Knall im September hat sich einiges bei mir getan:
1. Jawoll, ich bin noch einmal kurz abgebogen: Auf Bitten und Betteln meines Mannes hatte ich mich darauf eingelassen, die Einhaltung seiner unzähligen Versprechen aus sicherer Entfernung – nämlich meiner eigens sorgsam errichteten Abgrenzung- zu beobachten, um ihm dann zum Zeitpunkt meiner Wahl eine erneute Chance zu geben. (Was für ein Schwachsinn javascript:emoticon('') )
2. Vor einigen Wochen wurde mein kerngesunder Sohn geboren javascript:emoticon(':D').
3. Zur Fortsetzung von Punkt 1 kam es natürlich nicht mehr, denn auch die längste Trinkpause hat einmal ein Ende
Hinzu kam noch, dass ich Anfang des Jahres dank Kommissar Zufall erfahren habe, dass sich zu dem Alkohol- nun auch noch ein Spielproblem gesellt hatte.
Die Verbundenheit und das Vertrauen zu meinem Mann waren mir ja schon länger abhanden gekommen, meinen Ehering trage ich seit Weihnachten 2008 nicht mehr, aber spätestens jetzt war auch das allerletzte Fünkchen Hoffnung weg. Und wo es keine Hoffnung mehr gibt, gibt es auch keinen Grund, sich länger aufzuhalten. Rette sich, wer kann.
Auf Einzelheiten unserer Trennungsgespräche möchte ich nicht näher eingehen, sämtliche Ausflüchte, Argumente und Versprechungen sind euch zur Genüge bekannt.
Fakt ist, dass wir zwar noch im gleichen Gebäude leben, aber jeder von uns seine eigene Tür hat und eigenes „Ding“ macht. Ich zumindest. Auch wenn er es mir schwermachen will, indem er die Kinder zu verabredeten Zeiten plötzlich doch nicht mehr nehmen kann, weil etwas immens Wichtiges dazwischen gekommen ist, oder er unaufgefordert vor der Hintertür steht um mal eben den Kleinen zu sehen. Ich habe mir angewöhnt für solche Fälle immer „Plan B“ in der Tasche zu haben, was zwar auch nervig und anstrengend ist, aber immer noch nur halb so anstrengend wie mit einem Alkoholiker zusammenzuleben.
Meine für ihn penetranten Bemühungen, eine noch größere räumliche Distanz zu schaffen, scheitern momentan noch an seiner Ignoranz, wenn es nach ihm ginge, könnte erstmal alles so bleiben wie es ist (bis ich es mir wieder anders überlege).
Es ist zwar schon viel vom Tisch, aber es gibt noch einige Dinge zu regeln, und ich muss oft Druck ausüben bei seiner heute-Hüh-morgen-Hott- Stimmung. Trotzdem geht es mir damit schon wesentlich besser, denn jetzt bin ich endlich in der Lage meinen Kindern und vor allem mir meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit mir selbst horche ich in regelmäßigen Abständen misstrauisch und tief in mein Innerstes hinein: Ob wirklich keine Zweifel mehr für mich bestehen, diesen Weg weiter gehen zu wollen, ob mein Herz nun tatsächlich den Verstand eingeholt hat, und ich bekomme (noch) immer dieselbe erleichternde Antwort: Es gibt nichts mehr, was mich noch halten kann, und es gibt nichts innerhalb meiner jetzigen Vorstellungskraft, das mich jetzt noch zur Umkehr bewegen könnte. Die Schmerzgrenze ist längst mehrmals und weit überschritten, meine Leidensfähigkeit trotz konsequenter Abgrenzung erschöpft. Ich hoffe inständig, das bleibt auch so.
So, das war´s erstmal von der Front.
Es grüßt euch
Nina