• hallo huepferle80,

    ich kann dich so gut verstehen. ich habe eine andere lebensgeschichte, doch sie ist genau so tragig zu ende gegangen wie bei dir,nämlich mit dem tot.

    bei mir war es keine schwester, sondern die eigene mutter. bei mir gab es seit jahren keinen kontakt mehr zu meinen eltern. meine mutter hat getrunken. hatte leberzlirose und ist daran gestorben. mein ganzen leben, hab ich um ihre zuneigung und ihre liebe gekämpft. bis es, da war ich 28 zum großen streit kam. dann war funkstille. ich hab noch drei geschwister, alle haben gewußt das meine mutter so doll krank war. keiner hat mir bescheid gegeben. 12 stunden bevor meine mutter starb hat man mich geholt. sie war nicht mehr ansprechbar. alles ist bis heute unausgesprochen und man bleibt mit der "schuld" zurück. man kann nichts mehr besprechen, nichts mehr bereinigen oder grade rücken. sie sind weg und wir bleiben mit dieser schuld zurück. bei mir ist das ganze jetzt fast 19 jahre her und ich bin noch immer nicht darüber hinweg. als ich deinen beitrag gelesen habe, hab ich angefangen zu heulen. ich finde vielleicht nicht die richtigen worte und vielleicht kommt es bei dir auch anders an oder du siehst die dinge noch anders, aber in mir, kann ich nachemfinden, was du fühlst.

    ich drück dich unbekannterweise

    lg emma

  • glück auf huepferle

    Zitat von huepferle80

    ich kann rauchen oder auch nicht
    ich kann trinken oder auch nicht

    das trifft für nichtabhängige raucher/trinker wohl zu - wer sich aber drauf einlässt weils üblich is / weils alle andern auch tun / um dazuzugehören alk zu trinken kann abhängig (alkoholkrank) werden oder nich - der wechsel vom einfach nur trinken zur krankheit ervolgt unbemerkt + schleichend (wie z.b. auch beim krebs) das lässt sich also durchaus vergleichen (jeder vergleich hinkt)


    Zitat von huepferle80

    aber ich will z.b. brustkrebs oder auch nicht - hab ich noch nie gehört

    ich will alkoholkrank werden - hab ich noch nie gehört / ich will heroinabhängig werden - hab ich noch nie gehört

    wie ^ geschrieben die sucht schleicht sich ein - auch daran hat niemand schuld - es sei den sie/er gibt sich die schuld überhaupt (mit allen anderen) gemütlich alkohol getrunken zu haben < aber hat sie/er gewusst das daraus (schleichend) ne abhänigkeit / ne krankheit entstehen kann?
    über schuld könnte man sprechen - ab dem moment wo die/der kranke erkannt hat das sie/er krank is - und nichts tut um die krankheit zu stoppen (wo sie/er krebs hat und nicht zum arzt / zur OP / zur chemo geht)

    meine fragezeichen beziehen sich auf dich - worin siehst du die schuld die bleibt?

    nachdenklichen sonnabend

    :D
    matthias

    mitgefühl für deinen schmerz

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • hallo hupferle

    mathias hat dir die zusammenhänge für meinen vergleich schon erklärt. ich wollte nicht abhängig werden, nur mit freunden mal ein bier trinken weil es eben alle taten. die sucht sucht man sich genau so wenig aus wie jede andere krankheit. bei manchen hilft eine therapie, ob nun sucht- oder chemotherapie und bei anderen nicht. warum wieso? wer weiß das zu sagen. es ist aber ganz sicher nicht deine schuld. das du als kind oft im kh warst hast du dir doch schließlich auch nicht ausgesucht und das deine schwester dadurch evtl zu kurz kam oder sich zumindest so gefühlt hat lag doch eben so wenig in deinen händen. was hättest du denn anders machen können? im bezug auf krankheit gibt es keine schuld.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • hallo hupferl

    und was hätte es geändert wenn der arzt ihr gesagt hätte das die leber kaputt ist. ich bin mir sicher das sie wußte was mit ihr los ist, sie hat nichts dagegen getan. du hättest da auch nichts tun können. ein alkoholiker muß seine krankheit einsehen und hilfe annehmen wollen. alles andere ist sinnlose zeitverschwendung. selbst wenn du sie über jahre eingesperrt hättest, sobald die tür auf geht wäre sie trinken gegangen. es ist wie es ist, du konntest nichts tun als dich selbst zu schützen. ihre krankheit hat dir auch massiv geschadet, du bist auch krank geworden, seelisch krank. diese gedanken binden dich so sehr das du nicht zufrieden leben kannst. arbeite daran diese schuldgefühle los zu werden sonst richtet dich das noch völlig zu grunde. du mußt begreifen das es hier sowas wie schuld nicht gibt. es ist sehr tragisch und tut unglaublich weh, aber du hättest es nicht ändern können. egal was du auch immer unternommen hättest.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • glück auf huepferle

    Zitat von huepferle80

    ich hab es so wahrgenommen und nichts weiter getan - hätte ich sie zum arzt bringen müssen / sollen ?

    ich frag mal (leich übertrieben) ^ mit gewalt? - hintragen - in handschellen - wer hätt deine schwester "zwingen" können?
    die doro hats sachlich geschrieben - du hast keine schuld
    noch ne frage ganz ernsthaft ? wenn du gedacht / gewust / gefühlt hättest das es so wichtig is - hättest du trastischere maßnahmen ergriffen? - ja hättest du aber deine schwester hat dir das erfolgreich "ausgeredet" < oder irr ich mich?

    ruhigen sonntag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • hallo hupferle

    also wer die antwort auf die frage findet bekommt sicher den nobelpreis. das ist auch heute noch ein buch mit 7 siegeln. es gibt leute aus meiner jugend die mit mir um die wette gesoffen haben, die aber nicht abhängig geworden sind, warum das ausgerechnet mich traf, keine ahnung. es ist einfach so. ich habe die kurve bekommen und muß nun mein leben danach ausrichten dem alkohol aus dem weg zu gehen. für mich ist das auch nicht so wichtig zu wissen warum. ich kann es eh nicht mehr ändern. wichtig ist für mich hierbei aber mir nicht irgend eine schuld zu geben. denn das würde mich nur runter ziehen. man kann sagen die krankheit ist schuld, ok, aber da ich sie mir nicht ausgesucht habe, habe nicht ich schuld. so ist das auch mit dir. deine schwester hat dich geliebt, da bin ich sicher, aber sie hatte eben diese krankheit die einen auch ein gutes stück zuzurechnungsfähig macht solange man trinkt. auch hier ist es so das die mehrheit es nicht schafft dauerhaft davon los zu kommen. die statistiken sprechen da eindeutige worte. wenn deine schwester fähig gewesen wäre was dagegen zu tun, dann hätte sie es sicher getan. sie konnte es nicht. und wenn sie es nicht konnte dann du schon gar nicht. das mußt du dir immer wieder sagen, bis dein herz auf deinen verstand hört. unsere krankheit ist heimtückisch, sie kann jeden treffen und die wenigsten schaffen es sie dauerhaft in den griff zu bekommen. das ist einfach so und damit müssen wir leben.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • glück auf hupferle

    Zitat von huepferle80

    was mich noch interessieren würde - gibt es eine ursache für eine abhängigkeit - also wenn zwei personen trinken - warum wird der eine abhängig und der andere nicht. klar persönliche umstände etc. aber gibt es noch mehr - genetisch - u.ä.

    sind zuviele "vieleicht" im spiel
    was is mit eineiigen zwillingen - einen erwischts den andern nich?

    für mich (ganz pesönliche meinung) gibts sooooooooo viele faktoren die zusammenwirken + von denen jeder einzeln betrachtet unerheblich is - so das niemand auf eine ursache n finger halten kann

    schönen sonntagnachmittag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo huepferle,

    ich kann gut nachempfinden wie du dich fühlst. Lange Jahre habe ich das wie du getan, auf der suche nach dem warum bin ich irgendwann zusammen gebrochen und habe mich damit selbst fast kaputt gemacht.

    Ich habe niemals meine Lösung im Alkohol gefunden. Zum Glück habe ich es nicht als etwas gutes empfunden mir Drogen zu geben, lediglich Zigaretten waren ein Problem, von dem ich aber auch immer wieder mal die Finger lassen konnte. Heute rauche ich nicht mehr, trinke selten mit viel Genuss mal ein Weinchen oder so bis zu einem gewissen Punkt, an dem ich spüre, das es mir nicht gut tut um damit aufzuhören.Hier kenne ich meine Grenzen ganz genau und weiss in welcher Verantwortung ich für mich stehe.

    Dennoch ich entwickelte in mir diesen Krebs, der mich fast umgebracht hätte. Fast! Krebst ist eine ganz besondere Krankheit, der Körper entwickelt Zellen die sich vermehren, die wuchern und irgendwann umkippen um den Körper zu zerstören. Kein Mensch weiss wirklich warum. Ich habe mir nun ewig den Kopf zermartert warum ich?

    Mich brachte es soweit, das ich in eine Depression rutschte und dort fast nicht meh raus gekommen bin. Dann begann ich eine Therapie und das war das beste was mir in dieser Situation passieren konnte. Die Frage nach dem Warum löste sich innerhalb dieser Terapie auf, denn sie hatte irgendwann an keinen Sinn mehr.

    Es bringt mich nämlich in meinem Leben nicht weiter zu wissen warum dies odere das passiert ist, vor allem nicht in diesem Bereich den wir eh niemals beantwortet bekommen. Denn für ein gesundes Leben gelten andere Gesetze, andere Regeln, wenn ich es so ausdrücken darf.

    Ich habe inzwischen für mich entschlossen das ganze abzuhaken und zu akzeptieren was gewesen ist ist gewesen. Manchmal tut es weh, dann weine ich noch darüber aber auch das habe ich akeptiert und lasse es zu.Meine Mutter ist Alkoholikerin.Punkt.

    Dadurch kann ich ganz anderst mit dieser Situation umgehen, mich trifft darin keine schuld mehr, ich muss nicht alle Energie darin verbrauchen zu fragen warum?Muss nicht dafür sorgen das es ihr gut geht, damit sie weitermachen kann.

    Ich habe dadurch ganz andere Gedanken, nämlich die, wie ich jetzt Leben mag. Denn eines ist mir so klar geworden, ich selbst habe für mich eine Verantwortung zu tragen, für mich und muss mich schützen, für mich sorgen, mir gutes tun, auf mich aufpassen. Ich weiss ich habe die Veranlagung wieder Krebs zu bekommen, doch ich habe nun die Möglichkeit mein Leben so zu gestalten, das es nicht mehr nötig ist, sowas zu entwickeln.Dazu gehört Positives Denken, die Akzeptanz, eine gute Menge von Gelassneheit und eine Riesen Portion an Eigenverantwortung.

    Es ist wie es ist, jeder Mensch hat die Verantwortung für sich selbst und sollte sorgsam damit umgehen. Wer das mal umgesetzt hat hat denk ich etwas gutes erreicht und kann gut und gesund leben.

    Lieben Gruss Melanie

  • Die Schuldfrage wird hier im Forum ja desöfteren und in allen Variationen gestellt. Da muß man sich natürlich auch gleich fragen, warum. ist es, weil amn den Schuldigen veruteilt, bestraft sehen möchte. Soll der Schuldige eine Verantwortung für die Konsequenzen übernehmen? Soll es eine Wiedergutmachung geben? Was heißt Schuld überhaupt und im Falle einer Sucht. Bei vielen Krankheiten könnte man mal eben schnell sagen: Der/die hat doch selber schuld. Wie korrekt ist das. Oder gibts vielleicht eine Mitschuld? Wenn jemand weiß, dass ALkohol süchtig machen kann und derjenige dennoch trinkt oder überhaupt trinkt , ist er dann mit schuld daran? Das gleiche würde dann für Übergewichtige gelten usw.
    Oder gibt es gar ungenügend Aufklärung. Sind die Hersteller des Alkohols Schuld oder gar unsere Politik, die Alkohol nicht verbietet? Die werbung? Die Gesellschaft?
    Soll auf jeder Flasche Alkohol ein Aufrdruck stehen wie bei Zigaretten. Tausend Überlegungen, aber eines ist bestimmt klar. Eine kleine Schwester , die zudem auch noch selber krank war kann nicht Schuld sein.
    Ursachen, die dazu geführt haben Alkohol zu tirnken gibt es wie Sand am Meer. Und nicht jede dieser Gelegenheiten hat bei jedem gleich zur Sucht geführt. Ist es nicht einfach auch nur Ratlosigkeit nach der Schuld zu suchen? Eine Art, die beißende Hilflosigkeit zu überwinden, indem man sich zumindest ein Stückchen weit etwas aufbürdet, ein bißchen Leid übernimmt, um überhaupt etwas getan zu haben. Doch ändern würde es nichts. Nur wieder eine andere Form des "Mit"leids. Nur wieder eine andere Form der Coabhängigkeit?

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