• Hallo Jinx,

    herzlich willkommen - auch ich bin neu und ich wollte nur schreiben, dass Du hier Menschen triffst, die Dich verstehen. Mir geht es seit dem ich im Forum schreibe/lese/erfahre besser. Ich hoffe sehr, dass Du auch eine kleine Heimat hier findest.

    Der Alkohol ist einfach so mächtig, dass wir Kinder nur selten dagegen gewinnen können. Aber ich habe gelernt mich viel wichtiger zu nehmen. Aber es ein langer Weg mit viel Kampf - aber es lohnt sich.

    Trotzdem bleiben unsere Eltern (Mutter/Vater) für uns wichtig - auch wenn wir versuchen den Kontakt zu unterbinden -. Jemand im Forum hat geschrieben "keine emotionale BIndung mehr zu der Mutter/Vater". Das stimmt, aber trotzdem schaue ich mehrfach in der Woche nach ob sie noch lebt.

    Bitte gib nicht auf und rede/schreibe. Vertraue Dein Leid besonderen Menschen an - die tragen Deine Sorgen bestimmt gerne mit - für diese besonderen Menschen sind Deine Sorgen auch große Last. Frage die Menschen und wirst überrascht werden.... Menschen, die Dich mögen/lieben/schätzen werden für Dich da sein. Versuche es - so kannst Du lernen Dein Leben trotz des trinkenden Vaters zu leben.

    Pass auf, dass Du nicht untergehst

    Schick Dir viel Kraft und alles Gute

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

  • Hallo Jinx,

    ich habe gemeinsam mit Vater und Geschwistern über Jahre gedeckt und das hat mich sooo angestrengt. Ende war dann eine Psychsomatische Klinik und ein mehrwöchiger Aufenthalt dort. Dann habe gelernt es nahe zu rauszubrüllen. Mein Bauchgefühl sagt mir, wem ich es sagen kann. Es ist hilfreich. Wieviele haben Alkis in den Familien und schweigen. Jedes mal wenn ich jetzt davon erzähle, geht es mir besser.

    Versuche es.... Fange mit Deinem Hausarzt an. Mein Arzt hat auch eine gute Selbsthilfegruppe empfohlen, denn es muss ja auch zusammen passen. Aber ich habe erst Einzelgespräche bei der Diakonie gehabt. Da wurde ich "vorbereitet".

    Deine Geschichte ist nicht mehr oder weniger schlimm als andere. Wir haben als Kind das Recht von unseren Eltern beschützt zu werden und die Eltern haben die Aufgabe sich um uns zu kümmern. Leider verändert die Sucht die Wertigkeit und der Alkohol hat uns die Eltern genommen. Ausserdem haben wir als Kinder Aufgaben getragen, die uns nicht zustehen. Wir sollten doch beschützt und behütet aufwachsen. In unserer Prägephase haben wir durch den Alkohol trinkenden Elternteil etwas falsch abgespeichert und wir müssen jetzt umlernen.

    Bitte gib Dir nicht die Schuld und gib nicht auf. Es ist ein so schwerer Weg für uns alle und ich tappe immer wieder in alte ausgelaufenen Pfade. Aber ich erkenne jetzt so langsam die Sackgassen und Du wirst es auch schaffen.

    Wünsche Dir einen sonnigen Sonntag Lillemann

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

  • glück auf jinx

    ich hab deine beiträge gelesen - mir fällt leider nichts hilfreiches dazu ein weil ich mich mit der eka-problematignich auskenne

    will dir nur schreiben damit du merkst das nich nur lillemann bei dir is


    daumen gedrückt


    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Jinx,

    meine Mutter ist Alkoholikerin solange ich denken kann, auch heute noch. Solche Fragen habe ich mir auch gestellt.

    Zitat

    Warum hat er sich gegen mich und für den Alkohol entschieden? Bin ich wirklich so wenig wert?


    Er MUSS trinken, das ist die Sucht. Ein Alkoholiker hat keine Wahl. Der Alkohohol stellt sich an die erste Stelle, alles andere ist nachrangig. Nicht der Alkoholiker kontrolliert den Alkohol, sondern der Alkohol den Menschen.

    Es bedarf eines persönlichen Tiefpunktes, daß ein nasser Alkoholiker sich zum Stoppen seiner Erkrankung entscheidet und Hilfe annimmt. WIE dieser Tiefpunkt aussieht, das ist für jeden unterschiedlich. Mal ist es der Verlust des Führerscheins, die Arbeitslosigkeit oder Obdachlosigkeit, Verlust der Familie, schlimme Erkrankung, Unfall oder das Aufwachen in den eigenen Fäkalien. Und manche erreichen ihren Tiefpunkt nie.

    Du bist weder für das Trinken verantwortlich noch kannst du es in irgendeiner Richtung beeinflussen. Mir wurde als Kind weißgemacht, ich sei Schuld, daß die Mutter säuft. Wenn ich dies oder das so oder so, dann müßte sie nicht saufen... was für ein Blödsinn! Ich war Kind, ich habe das geglaubt. Ich versuchte alles, um die Mutter davon abzubringen, geht aber nicht. Sie MUSS trinken, um sich nicht zu spüren, um zu vergessen, um im Nebel zu existieren weil sie das Leben nicht aushält. Die Ursachen liegen tief in ihrer schrecklichen Biographie begründet, das weiß ich inzwischen.

    Ich bin weder schuld, noch "zu wenig wert" oder sonstwas. Das ist IHRE Geschichte.

    Es ist sehr schwer, sich unabhängig von der Sucht der Eltern zu sehen. Das ist ja das verwirrende, Alkoholismus ist immer auch eine Familienkrankheit. Jeder ist Teil eines Mobiles, das im Raum schwebt.

    Ich habe mich da rausgenommen und halte Abstand.

    Meinen Wert habe ich entdeckt und meine Unabhängigkeit gefunden. Meine Stärken sind mir bewußt geworden. Ich darf so sein wie ich bin, sie darf aber auch so sein wie sie ist! Ihren Lebensweg habe ich zu akzeptieren, selbst wenn ich aus der Ferne lange einfach fassungslos nur war, wie man so leben kann. Das ist IHRS. Und meins ist, mich um mich zu kümmern. Sie könnte jederzeit zu einem Arzt gehen und sich helfen lassen. Es ist ihre Entscheidung, es nicht zu tun.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Jinx,

    jeder Geschichte ist für sich schlimm und tragisch.
    Es gibt keine die mehr oder weniger als die anderen zählt, in jeder geht es um Menschen die so nicht mehr weiter wissen!
    Jeder empfindet seine Geschichte auf die ihm eigene Art und Weise.
    Durch eine SHG oder durch das Forum hier ist man aber nicht mehr alleine mit seiner Geschichte und das ist das wichtige!
    Menschen die soetwas nicht kennen, können selten nachvollziehen wie es einem bei dem allen geht. Nicht einmal, weil sie nicht wollen, sondern weil sie einfach nicht können! Hier ist es anders!

    Jeder Mensch hat seinen eigenen Wert und das wichtige ist, dass man ihn selber erkennt.
    Man trägt nur Verantwortung für sein eigenes Leben, für seine Eltern aber schon gar nicht. Es sollte anders herum sein.
    Der schwerste und wichtigste Schritt ist genau das zu erkennen und danach zu handeln.
    Mit sich selbst muss man jeden Tag leben und sich selbst sollte man mögen so wie man ist. Sicher man kann Dinge ändern, aber nur für sich selbst, weil man es selbst will.

    Du kannst nicht verhindern, dass Dein Vater trinkt. Du wirst leider keine Argumente finden ihn davon abzubringen. Die muss er selber finden, er selber muss einen Tiefpunkt erreichen, der ihn animiert etwas zu ändern. Dieser Punkt ist bei jedem anders, wie Linde schon geschrieben hat.

    Ich selbst bin erst am Anfang meines Weges und habe in den letzten Wochen viel gelernt.
    Zeitweise habe ich im Moment einfach nur Angst bin ich mir unsicher. Ich sehe was nicht gut ist, kanns aber noch nicht ändern, dass ist frustrierend und mein Verhalten wird dann zurzeit nur schlimmer.
    Aber ich bin auf dem Weg in die Zukunft!

    Damit das Du Dich hier angemeldet hast und für Dich selbst gemerkt hast, irgendwas sollte anders sein, hast Du Dich auch auf Deinen Weg gemacht! Und das ist gut!
    Der Weg ist schwer, aber ich bin überzeugt er lohnt sich!

    Liebe Grüße

  • Hallo Ihr Lieben,

    ja - ohne Euch zu kennen schreibe ich "Ihr Lieben" - es tut so gut Eure Beiträge zu lesen.

    Für Jinx: Regisseur, Linde und Silberkralle haben recht - gemeinsam im Forum können wir für dort - wo wir im realen Leben sind - Kraft tanken.

    Ganz liebe Grüße besonders an Linde - denn Linde hat mich zuerst hier im Forum aufgefangen und unterstützt.

    Jinx, Kopf hoch. Schreib Dir die Finger wund und wir werden da sein und antworten. Das eigene Leben geht nie gerade aus. Aber manchmal denke ich, dass der Weg eine riesengroße Sackgasse ist und rechts und links ist Stacheldraht. Wenn man den Weg verlassen will, dann muss man durch die Stacheln und es tut so weh. Aber auf der anderen Seite blühen Blumen und die Wunden verheilen. Versuch es aus.

    Ich bin schon über so manchen Stacheldraht drüber weg und noch immer Schmerzen die Seelenwunden. Aber es verheilt und mein Mann pflegt und hegt mich um mir zu helfen.

    Haltet durch.

    Jinx, hat Deine Freundin Dich bis zur Tür gebracht? Wenn ja, dann nimm sie in den Arm und sag Danke. Sie wird Dich vermutlich anlächeln und die Liebe in dem Lächeln tut so gut.

    Ganz viel Kraft Euer Lillemann

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

  • Vor ein paar Tagen hat jemand zu mir gesagt: Etwas in Ihnen kennt den Weg...

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Jinx,
    deine Worte und Gefühle kommen mir so bekannt vor, dass mir gleich die Tränen in die Augen geschossen sind.
    Auch die Unkonzentriertheit kenne ich im Job nur zu gut. Leider liegt es oft an unserer Überlastung. Die innere Unruhe die uns immer wieder antreibt und nicht zur Ruhe kommen lässt.
    Wenn du den Mut aufbringen kannst, sprich mit deiner Vorgesetzten. Sie muss nicht deine Beichtmutter werden, aber du könntest zugeben, dass du Konzentrationsschwierigkeiten hast und das du daran arbeitest.

    Versuche durch evtl. Joga o. Atemübungen zu deiner inneren Ruhe zu finden, dann wir es auch mit deiner Konzentration wieder besser klappen.
    Und nicht zu vergessen, überfordere dich nicht - du bist keine Maschine.

    Ich würde dir zudem gerne das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus" empfehlen, welches du hier in der Buchliste findest. Mir hat es sehr geholfen. Man sieht sich und das "Anders sein" aus einer ganz anderen Perspektive.

    Zudem möchte ich dir noch dazu gratulieren, dass du den ersten Schritt in die Gruppe gewagt hast. Das ist sehr mutig und kostet viel Kraft. Aber du wirst merken, dass es ein gutes Gefühl ist, sich endlich verstanden zu fühlen. Seine Scham ein Stückweit ablegen zu können und lernen sich selber der beste Freund zu sein.

    Es ist ein verdammt langer und sehr steiniger Weg, aber wir gehen ihn nicht alleine.

    Alles Gute weiterhin. LG

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