Durchhalten mit Begleitung

  • Ich habe mich natürlich schon vorgestellt. Hier eine kurze Wiederholung. Ich bin 68 Jahre alt, weiblich, meine erste Alkoholentwöhnungskur (so hieß das damals ist 30 Jahre her. Seitdem war ich zwei Mal längere Zeit (1 ½ und 1 Jahr) rückfällig, sonst abstinent. Seit zwei Jahren gelingt es mir nicht, zu einer halbwegs zuverlässigen „Trockenheit“ zurückzukehren bzw. sie neu zu erreichen. Ihr könnt Euch denken, dass ich inzwischen weitere stationäre und ambulante Therapien absolviert habe zumal auch eine behandlungsbedürftige Depression in unterschiedlich ausgeprägter Stärke mich plagt. Ich bin auch in einer Selbsthilfegruppe, die mit mir aber auch nun nicht mehr so recht weiterwissen. Das Wissen ist ja da, die Umsetzung nicht, das Durchhalte-vermögen bei hilfreichen Strategien auch nicht wirklich. Also ich bin ganz schön blöd: Ich weiß wie’s geht und halte mich nicht richtig dran.
    Jetzt will ich wieder voll durchstarten und Durchhaltevermögen haben; dazu erhoffe ich von Euch etwas Ermutigung und Begleitung. Ich habe beim Lesen in Eurem offenen Bereich auch ältere Betroffene gefunden, die inzwischen ganz vergnügt sich mit anderen austauschten. Das hat mir Mut gemacht, bei Euch „mitzumischen“.
    Jetzt bin ich allerdings ab Donnerstag bis Sonntag auf einer Kurzreise, würde mich aber freuen, beim Nachhauskommen schon einen Gruß vorzufinden. Danke, Kamino

  • Hallo Kamino,

    herzlich Willkommen.

    Zitat

    Seit zwei Jahren gelingt es mir nicht, zu einer halbwegs zuverlässigen „Trockenheit“ zurückzukehren bzw. sie neu zu erreichen

    Wo liegt denn der Unterschied zwischen deiner damaligen Trockenheit und heute, das Umfeld, der Freundeskreis ?

    Erzähl doch einfach mal, dann können wir uns ein besseres Bild machen.

    Zitat

    Ich habe beim Lesen in Eurem offenen Bereich auch ältere Betroffene gefunden, die inzwischen ganz vergnügt sich mit anderen austauschten.

    Ab wann gehört man/frau denn deiner Meinung nach zu den Älteren :wink:

    LG Martin

  • Hallo Michael, ich bin z.Zt. trocken. Hallo Martin, richtig weiß ich den Unterschied nicht. Vielleicht geht es mir zu gut und ich trau dem "Frieden" nicht so recht. In meiner bisherigen Biographie gabs nach Wohlergehen immer den großen Hammer, Tod oder Betrug oder unfreiwilliger Umzug. Außerdem habe ich mir und meinem Umfeld durch viel Arbeit immer beweisen müssen, wie toll ich bin und was ich alles schaffe. Jetzt nimmt mir mein Partner viel Arbeit ab, die Berufstätigkeit ist weg. Übrigens fehlen mir da durchaus meine 12 netten Kollegen. Ich sehe einige von ihnen zwar hin und wieder, aber das gemeinsame Erleben, Lästern, Lachen, Bestürztsein fehlt. Ansonsten wissen wir doch alle, dass ein Alki keinen Grund braucht bzw. immer einen findet, um zu trinken. Mir sitzt wirklichimmer der Belzebub im Nacken und überredet mich wegen der Entspannung, dass die wenige Arbeit leichter fällt, dass ich aus meiner Gedankentretmühle komme usw. Sicher spielt die Depression auch eine Rolle, die Antriebslosigkeit ist manchmal sehr lähmend. Guten Abend Euch allen, Kamino

  • Ich bin jetzt mak weg, nicht auf dem Jakobsweg wie Kerkeling, sondern nur zu einem Treffen in Norddeutschland. Montag schaue ich wieder ins Forum, Kamino

  • Hallo Kamino,

    Zitat

    Ansonsten wissen wir doch alle, dass ein Alki keinen Grund braucht bzw. immer einen findet, um zu trinken.

    wenn der Alkoholiker noch nass ist stimmt das schon.

    Ich bin aber trockener Alkoholiker und weiss dass es, aus meiner Sicht, keinen Grund gibt zu trinken.

    LG Martin

  • Ich bin wieder zuhause, zufrieden mit Erlebtem und Wiedersehen mit Bekannten und Freunden. Alles etwas anstrengend aber auch belebend. Ich habe früher auch einmal wieder getrunken, als ich aus einem so dichten Erleben wieder in den Alltag eintauchte. Dieser Gefahr bin ich mir heute bewusst und handele entsprechend: Ich ruhe mich aus und versuche dann auch mein Leben vor Ort/im Alltag mit Erleben zu füllen.
    Natürlich weiß ein trockener Alkoholiker, dass es keinen Grund zu trinken gibt; ich weiß das auch. Ich hoffe so bald nicht wieder auf den :evil: herein-
    zufallen. Manchmal liegt mein Selbstbewusstsein allerdings ganz am Boden, ich finde alle besser als mich (das hat eine lange Vorgeschichte), dann gerate ich leicht in einen unheilvollen Strudel, in dem mir alles egal ist, hauptsache ich muss nicht denken bzw. grübeln.
    :roll: Morgen komme ich eher nicht ins Grübeln, da steht mir ein übler Zahnartztbesuch bevor und übermorgen gleich noch einmal! Da werde ich eher nicht über das Leben als solches nachdenken sondern nur an die linke bzw. dann rechte Kieferseite! Wünscht mir wenig Zahnweh und -ach! Kamino

  • Hallo Kamino,

    was immer du da rechts oder links gemacht kriegst: leg dir vorher paar Kühlakkus oder so etwas in den Kühlschrank. Ich weiß wovon ich rede... :wink: Kühlen ist das a und o, vor allem bei der Hitze.

    Weiß dein Zahnarzt, daß du trockener Alkoholiker bist? Das ist ganz wichtig. Nicht daß dir plötzlich ein alkgetränkter Tupfer im Mund landet oder ein Medikament mit Alk.

    Nicht denken oder grübeln kann man hervorragend beim Sport oder Trommeln...

    Das mit der Depression kommt oft parallel vor, bist du da schon aktiv geworden?


    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde, ich habe mich gefreut :) , dass Du geschrieben hast. Der Zahnarzt weiß im Prinzip, dass ich alkoholabhängig bin, musste ihn aber heute bei der Verschreibung eines "Spülmittels" dran erinnern. Insgesamt war die Behandlung nicht ganz so schlimm, und so kann ich vor der morgigen ruhig schlafen.
    :oops: Meine ganze Umgebung weiss um meine Abhängigkeit, alle wissen, dass ich jahrelang trocken war, verstehen (natürlich) aber nicht, dass ich wiederholt rückfällig war, und für die aktuelle Situation hätten die wenigsten Verständnis. Aktuelle Situation heißt, ca 3 Wochen trocken (müsste im Kalender nachschauen, wann genau) aber alles andere als gefestigt. Deshalb ja auch mein "Durchhalten mit Begleitung". Ich habe einfach Angst vor mir selber, alles Theoretische und Praktische weiß ich ja und habe es jahrelang praktiziert. Nun hilft mir nur noch Galgenhumor: Neues Spiel, neues Glück!" Ich kann sowieso manches, was mich tief berührt nur leicht ironisch beschreiben. :lol: Liebe Grüße Kamino

  • Hallo Kamino,

    freut mich für dich, daß es a nicht so schlimm war wie du befürchtest hattest und b du den Zahnarzt an das alkfreie Spülmittel erinnern konntest. Bei sowas heißt es ein Leben lang hellwach sein. Die anderen müssen ja nicht für mich mitdenken, das muß jeder für sich.

    Jemand, der selber nicht alkoholkrank ist, kann diese Rückfallkrankheit nicht nachvollziehen. Wie auch?

    Aber auch hier: es ist DEIN Thema, nicht ihres.

    Das kannst du auch als Chance begreifen. Im Moment schreibst du noch von "Durchhalten mit Begleitung", wir begleiten dich gern (du ja auch jeden anderen hier! :wink: ) Mit der Zeit wandelt sich das pure Durchhalten in eine lebendige, ausgefüllte Trockenheit. Das kannst du hier lernen. Ich schreibe im geschützten Bereich, dort sind mehr Langzeittrockene aktiv. Von denen kann sich gerade jemand am Anfang seines Weges viel abgucken. Wissen wie es geht ist schon sehr viel! Und das Anwenden im Alltag, dafür braucht es Zeit. Hab Geduld. Und schreib viel. Dann bekommst du auch Rückmeldungen vom Forum und kannst nachsteuern, bevor du in Schräglage kommst!

    Das mit der Ironie ist vielleicht auch Schutz. Ich würde hier im offenen www auch nicht sooo tief einsteigen wollen.

    Bis denn und vergiß nicht, deine Backe zu kühlen! :lol:

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde und andere, gleich gehe ich zum zweiten Zahnarzttermin. Obwohl es gestern nicht gar so schlimm war, ist mir nicht wohl. Übrigens habe ich mich im internen Bereich angemeldet und ganz brav gestern bezahlt, jetzt werde ich sicher bald "freigeschaltet" und kann Dir, Linde 66" dort auch wiederbegnen.
    Ich habe gesehen, dass viele meinen Text gelesen haben aber nur wenige mir ein paar Zeilen geschickt haben. Das finde ich schade. Die Zugewandtheit von anderen Menschen helfen mir so sehr.
    Grüße Kamino

  • Hallo Camino,

    ich gehöre auch zu deinen Lesern. Warum ich mich in deinem Thread nicht bemerkbar gemacht habe? Nun, ich bin der Meinung, dass man nicht jeden einzelnen persönlich begrüßen muss, bläht den Thread auf und jede Begrüßung von Anderen sehe ich als stellvertretend.
    Die Frage die ich spontan hatte, wurde bereits gestellt. Für mich persönlich ist dein Problem nicht wirklich greifbar. Daher kann ich keine Tipps geben, du weißt durch deine Thera’s mehr
    als ich je wissen werde und deine praktische Erfahrung ist ja langjährig.


    Gruß

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo Kamino,

    viel Glück für deinen heutigen Zahnarztbesuch.

    Mach dir keinen Kopp was das mit den Antworten angeht. Manchmal ist das so, manchmal ist das anders. Und je mehr du selber im Forum ankommst und auch mal bei anderen schreibst, desto intensiver wird der Austausch! Das dauert einfach ein paar Tage.

    Kühlen nicht vergessen! :wink:

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich bin in den internen Bereich gewechselt, werde hier aber auch noch reinschauen. Es geht mir recht gut, auch wenn meine Selbstzweifel noch recht lebendig sind. Zur Zeit mache ich vieles wie nach dem Lehrbuch und warte auf die positiven Auswirkungen. hoffentlich kommen die! :lol: Grüße Kamino

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