Wesensveränderung durch Trockenheit?

  • Hallöchen. Will mich auch mal einmischen in Eure Diskussion. Ich beschreibe euch mal aus der sicht des Kindes. Meinen Vater habe ich als Kind erstmal als einen liebevollen sensiblen Menschen geshene, der verantwortungsvoll ist, ordentlich und handwerlich sehr geschcikt und fleißig.
    Durch den Alkohol ist er nach und nach zu einem Monster mutiert. Er hat Dinge getan, die er ohne Alkohol sicher niemals getanhat. Jetzt ist die Frage , ob das die Wesensveränderungen sind.
    ich würde schon sagen, dass der ALkohol einen menschen sehr stark in seinem Verhalten ändert. Dasist ja auch wohl der Grund warum Menschen trinken. Sie fühlen sich dann stark, locker, fit, ruhig, sicher. Sie verhalten sich dan ungehemmt, lsutig, mutig, zügellos etc. Der Alkohol bewirkt ja schon, das gewisse Tabus nicht mehr da sind usw. Viels aus dem Unterbwußtsein kommt an die Oberfläche. Somit also auch Dinge, die in ihrem Wesen schon vorhanden sind, aber wohl durch Moral , Wertvorstellungen usw unterdrückt wurden. Mal so mit einfachen Mitteln beschrieben. Hab da mal einiges drüber gelesen. Das bedeutet aber nicht, dass derjenige , der im alkoholisierten Zustand seien Frau geschlagen hat nun ein ohnehin schon immer schlechter mensch gewesen ist. Wenn man kleine Kinder betrachtet, die noch nicht so sehr von werten geprägt sind, kann man sehen, dass Menschen nciht von Natur aus friedlcihe kleine engel sind. Kleine Kinder grabschen auf brutalste Art anderen Kindern ins Gesicht und freuen sich. nehmen sich, was ihnen gefällt, mach kaputt, was andere mühselig aufgebaut haben. oder aum hört man immer: nein, fass das nicht an. Finger weg. Entschuldige dich. Tu dies nciht, mach das nicht. Unter Drogen werden all diese Tabus unter umständen wieder ausser Kraft gesetzt. Daher könnte man auch sagen, dass eigentlich der Mensch unter Drogen in seinen ursprünglichen Wesenszustand wieder zurückgesetzt wird. Erst durch Erziehung, Moral, Manipulation etc wird der mensch doch 'sozial, gesellschaftsfähig, angenehm....
    Also auch mal über diesen Aspekt nachdenken.
    Möglicherwiese ist die Sucht an sich auch so stark, weil in ihr der Wunsch nach diesem unbeschwerten ursprünglichen Kindheitszustand lauert. - Das jetzt mal als so ein Gedanke von mir, der mir hier beim Schreiben gerade kam.
    Jedenfalls war es dann so, dass mein Vater in seiner trockenen zeit in wesentlichen wieder zu dem wurde,wie er vorher war. Obwohl man dabei nicht vergessen darf,d ass ein mensch sich ja ohnehin irgendiwe weiterentwickelt udn auch aus seine Erfahrungen geprägt ist. Von daher ist kein Mensch der gleiche, wie er es vor 5, 10 oder 20 Jahren war. Wäre ja auch traurig. Ich würde mal sagen, dass der Alkohol schon spuren hinterlassen hat. Reife, Erkenntnis, Selbstbewußtsein im positiven Sinne. Aber irgendwie sind auch Dinge hängengeblieben aus der nassen zeit. Diese Launenhaftigkeit ist irgendwie geblieben. Zwar nciht mehr so extrem , aber schon unangenehm, finde ich.
    Dass Partner von nassen Alkoholikern immer mehr alleine entscheiden müssen ist für mich eine logische Folgerung, auch dass sie dann dadruch dominant/ bestimmend werden.
    War bei uns nicht so der Fall. Aber finde ich dennoch logisch.
    Mann wird doch dann automatisch sehr selbständig, ob man will oder nciht. Da stehn Frauen mit vielen Kindern da und müssen den Haushalt alleine schmeißen, geld verdienen usw. dadruch verändern sich doch die Partner wesentlich mehr und werden gewissermaßen stark, wachsen da ien ine Rolle automatisch hinein. Wenn dann hinterher der Partner wieder mitmischen will, was der andere uU 10 Jahre kontrolliert hatte kann das schon schwierig werden. Jedem Coabhängigen wird geraten sich möglcihst seine eigenen kleine heile welt aufzubauen. Das muß man ja auch schon während der beziehung schon. Das alles wieder aufzugeben und noch dazu ein Risiko einzugehen, dass es nicht mehr klappen wird wäre doch auch nciht gerade ratsam. Sicher muß man dann wieder neu anfangen mit dem trockenen Partner und ihn in sich wieder einmischen lassen in seine selbsterschaffene heile Welt. Ob das dann klappt und ob es überhaupt erstrebenswert ist? ich denke jetzt dabei auch an das Risiko der Rückfälligkeit. Jedenfalls muß es so sein, dass nichts mehr ist wie vorher, denn beide haben sich verändert. Und genau genommen darf das dann auch nciht mehr passen. Ein trockener Alkoholiker 'muß' sich doch aus seienn Zwängen befreit haben. Eine Coabhängige muß sichauch freier und unabhängiger gemacht haben. Nun stellt sich die Frage, die Paddy in einem Thread so wunderbar ins Leben gerufen hat. ist es die Liebe, die uns zusammenhält. Und was macht eine Beziehung aus. da geht es eben nicht nur um Liebe, da müssen wieder gemeinsame Werte, Ziele usw vorhanden sein. Ich würde sagen, das hängt auch sher davon ab, wie sehr man sich auseinandergelebt hat. und das auseinandergelebt haben sollte man sich ja auch garnicht so negativ vorstellen. Man kann ja auch auf freundschaftlicher Ebene wieder zusammen finden.

  • Hallo,

    ich kenne meinen Mann nicht "vor der Sucht" - wohl aber trocken.
    Und ich kenne ihn jetzt, total wesenverändert und oft wahrlich ein Monster. Das ist einfach nicht zu leugnen und keine verworrene Theorie. Das sage nicht nur ich, das sagen auch andere, die mit ihm jetzt zu tun haben und ihn von früher kannten. Nun ist er allerdings wohl in einem sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadium und natürlich will ich nicht sagen, dass alle dieses Symptom zeigen. Sicher gibt es nasse Alkoholiker, die ganz anders sind. Für mich ist der ganze Vorgang überhaupt nur zu verstehen, wenn ich dieses extrem unsoziale Verhalten als Krankheitssymptom begreife und es ist ja auch logisch, schließlich wirkt der Alkohol ja auch im Hirn.

    Es ist doch auch für die Alkoholiker enorm wichtig anzuerkennen, dass diese Krankheit eben auch auf das Verhalten wirkt. Das entlastet doch sogar. Wär ja schlimm, wenn alle Verhaltensweisen, die nasse Alkoholiker so teilweise an den Tag legen, in ihrem ursprünglichen Charakter begründet lägen.

    Das heißt nicht, dass er im trockenen Zustand ein idealer Mensch war - wie die meisten Menschen nicht "ideal" sind. Das ist ja wohl selbstverständlich, dass es auch unter Nicht-Alkoholikern genug Charakterfehler, Schwächen, unsoziales Verhalten usw. gibt. Das hat ja nichts mit dem Alkohol zu tun.
    Trotzdem: Es war erstmal ein Unterschied wie Tag und Nacht. Er war plötzlich verlässlich, leistungsfähig und irgendwie "sozial", d.h. er konnte wieder die Grenzen sehen, die man bei anderen Menschen respektieren sollte, wenn man es sich nicht mit allen verderben will. Er war auch nicht gewalttätig (höchstens in ganz subtiler-manipulativer Art, aber keinesfalls direkt).

    Als also mein Mann damals plötzlich trocken war, bin ich vielleicht zu unkritisch davon ausgegangen, dass damit alles paletti wäre. Ich hab mir zu wenig Mühe dabei gemacht, herauszufinden, wer er nun eigentlich wirklich war. Und hab ihn vielleicht auch überfordert dabei. Dachte: Na, jetzt kann er ja normal "funktonieren" - hab selbst die Krankheit böse unterschätzt. Sie ist zurückgekommen mit unglaublicher Wucht.

    Was mich noch interessieren würde:
    Inwieweit gibt es Wesenveränderungen bei Co-Abhängigen im akuten Zustand (so würd ich es mal umschreiben). Verändert die Co-Abhängigkeit auch unser Wesen?

    Mir ist da nämlich bei mir eins aufgefallen: Ich selbst bin auch nicht gerade sozialer geworden in dieser Beziehung! Ich hab da auch ne Reihe von Freundschaftn vernachlässigt und andere zwischenmenschliche Beziehungen. Ich hab meinen Job vernachlässigt. Ich bin unzuverlässiger geworden. Ich bin jetzt dabei, nach und nach meine Wertmaßstäbe wieder zu verändern und erinnere mich dunkel daran, dass ich eigentlich schon mal anders war...

    Liebe Grüße
    Doro

  • Zitat

    Ich frage mich oft, sind all diese Charakterzüge wirklich nur durch den Alkohol abhanden gekommen, bzw, nicht da? Sprich, wenn der Alkoholiker trocken ist, wird er dann zum ehrlichen, einfühlsamen Menschen der verantwortungsbewusst für sich und andere lebt?

    Das finde ich ein interessantes Thema!

    Ich bemerkte bei mir:

    1. durch Alkohol kamen mir einige Wesenszüge abhanden, wie Aufmerksamkeit und Toleranz, incl. Zuhören können, teilweise Ehrlichkeit (in Bezug auf Alkohol), Beherrschung ...

    2. ich wurde nicht zum Ideal (ehrlichen, einfühlsamen Menschen der verantwortungsbewusst für sich und andere lebt), ich blieb die gleiche "Pappnase" , bevor ich dem Suff verfiel.

    O.g. konnte sich wieder völlig entfalten.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!