Wesensveränderung durch Trockenheit?

  • Hallo Ihr,

    heute habe ich eine Verständnisfrage an Euch "Trocknen" als Angehörige. Der ein oder andere von Euch liesst ja bestimmt auch immer mal wieder im Angehörigenbereich. An einem nasser Alkoholiker bleibt ja teilweise kein gutes Haar bei uns ;-). Wir unterstellen z.B. Egoismus, teilweise sogar Narzissmus, Unzuverlässigkeit, mangelnde Eigenverantwortung, Unehrlichkeit und keine Empathiefähigkeit. Ich habe hier die Haupteigenschaften aufgezählt, die mir immer wieder auffallen.

    Ich frage mich oft, sind all diese Charakterzüge wirklich nur durch den Alkohol abhanden gekommen, bzw, nicht da? Sprich, wenn der Alkoholiker trocken ist, wird er dann zum ehrlichen, einfühlsamen Menschen der verantwortungsbewusst für sich und andere lebt?

    Ich würde mich über Antworten von Euch freuen, da ich hier etwas im Dunklen tappe und mich es interessieren würde, ob wirklich alles nur am Alkohol liegt.

    Viele Grüsse Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Martha,
    ich hab die Erfahrung gemacht, dass es andersrum ist.
    Wesensveränderung durch den Konsum von Alkohol.
    Vorhandener Narzissmus und Egoismus wird bei mir durch den Konsum von Alkohol verstärkt.
    Die Fähigkeit zur Empathie geht im alkoholisierten Zustand bei mir verloren. Wahrscheinlich nicht genug Verarbeitungskapazität übrig, für so einen komplexen Prozess…
    LG Toby

  • Zitat von Martha66

    Wir unterstellen z.B. Egoismus, teilweise sogar Narzissmus, Unzuverlässigkeit, mangelnde Eigenverantwortung, Unehrlichkeit und keine Empathiefähigkeit.


    Hallo Martha66,

    das war bei mir notwendig, dass ich meine Hauptpriorität, nämlich das Zuführen von Alkohol, setzen und durchsetzen konnte. Ein Mensch wird durch seine Umwelt geformt, in dem Fall eben durch das Suchtmittel.
    Als ich trocken geworden bin, haben sich meine Prioritäten verschoben und ich habe mein soziales Umfeld geändert. Von vielen, die mich vor- und nachher kannten und kennen, habe ich gehört, dass ich mich stark geändert habe. Selbst kann ich dies nicht richtig nachvollziehen, aber wo soll die Objektivität herkommen - und das soll der Hauptgrund sein, warum viele Partnerschaften nach dem Trockenwerden nicht mehr funktionieren. Ich halte es für einen wichtigen Aspekt der Trockenheit, dass einem so etwas auch mal von extern mitgeteilt wird.
    Natürlich sehe ich den Unterschied im Vollsuff und jetzt. Aber ich hatte ja auch früher Phasen, in denen ich es ausgehalten habe, nicht oder wenig zu trinken.
    Auch die ganzen Jahre des Saufens wirken sich auf die Entwicklung eines Menschen aus und nehmen Einfluss auf seine Persönlichkeit. Diese Entwicklung kann man nicht ganz zurück nehmen oder ändern, sondern ich muss sehen und akzeptieren, dass sie zu mir gehört.

    Schönen Tag noch

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Liebe Martha,

    Deine Frage möchte ich am liebsten mit folgender Gegenfrage beantworten:

    Warum ist das für Dich wichtig?

    Habe ich jetzt ja auch gemacht :wink:

    Zitat

    Sprich, wenn der Alkoholiker trocken ist, wird er dann zum ehrlichen, einfühlsamen Menschen der verantwortungsbewusst für sich und andere lebt?

    Ich kann nicht für den Alkoholiker sprechen. Ich kann nur von mir sprechen:

    In meiner „nassen“ Zeit habe ich nicht darüber nachgedacht, ob ich ehrlich, einfühlsam oder verantwortungsbewusst bin. Ich hätte gar nicht sagen können, was diese Worte für mich bedeuten. Ich habe schlicht nicht in diesen Kategorien oder Begriffen gedacht.

    Mein Denken war ausschließlich damit befasst: Wie kann ich bestmöglich meine Sucht nach Alkohol befriedigen. Ethische oder moralische Werte spielten dabei keine Rolle.

    Erst nach meinem Tiefpunkt und mit Beginn meines Trockenprozesses (der immer noch anhält) habe ich begonnen mich damit zu beschäftigen wer ich bin und welche Werte mir wichtig sind.

    An guten Tagen bin ich heute ehrlich, einfühlsam und verantwortungsbewusst. An schlechten Tagen muss ich mich ganz schön anstrengen :wink:

    Das Thema „Ehrlichkeit“ finde ich dabei besonders vielschichtig:

    Es beginnt mit der Ehrlichkeit zu mir selbst. Wo fange ich da an? Wie tief kann/will ich in mich hineinschauen? Bin ich bereit mich vollständig anzunehmen? Wähle ich nicht in einigen Situation doch (unbewusst) wieder eine Rolle?

    Insbesondere im beruflichen Kontext stellen sich für mich im Bezug auf „Ehrlichkeit“ weitere Fragen:

    Wie ehrlich bin ich zu meinen Mitarbeitern, Vorgesetzten, Kunden? Wie „ehrlich“ ist das Produkt, das ich verkaufe?

    Du siehst, der Begriff „Ehrlichkeit“ hat es mir besonders angetan :wink:

    Für mich ist das ein fortlaufender Prozess, den ich täglich überprüfe. Das gilt selbstverständlich auch für „Einfühlsamkeit“ und „Verantwortungsbewusstsein“.

    Meine bisherigen Erfahrungen, insbesondere im beruflichen Umfeld, sind, dass ich mit meinem „Wertegerüst“ eher als Idealist betrachtet werde. Und „Idealismus“ hat im Moment keine Konjunktur …

    Ich hatte gerade heute über dieses Thema einen recht interessanten Gedankenaustausch, deshalb ist meine Antwort wohl auch so lang geraten. Obwohl meine Beiträge ja auch sonst gerade nicht kurz sind :wink:

    Gerne würde ich mit Dir und Anderen das Thema „Ehrlichkeit im Beruf“ einmal vertiefender besprechen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das hier im offenen Forum so gut passt, weil dann ja Beruf, Position und Aufgabe näher zur Sprache kämen und damit die Anonymität nicht mehr gewährleistet wäre.

    Möglicherweise wäre das auch ein Grund um ins „geschlossene“ Forum zu wechseln …

    Wie siehst Du das?

    Liebe Grüße
    Manfred

  • Lieber Manfred,

    Danke für Deine ausführliche Antwort, auch an Toby und Hansa

    war mir schon klar, dass diese Frage an mich kommt ;) Gerne schreibe ich Dir, warum es für mich wichtig ist - Klarheit....

    Ich werde den Gedanken nicht los, dass ich denke, wenn der Alkoholiker trocken ist, er auch ein anderer Mensch ist. Eben ehrlich, einfühlsam, verantwortungsbewusst bla bla bla. Ich schiebe also alle Charakterzüge, mit denen ich nicht leben will auf Bruder Alkohol. Vielleicht ist ja ein trockener Alkoholiker der egoistisch und verantwortungslos war immer noch genauso, bloss dass er das jetzt nüchtern ist.

    Wir als Angehörigen denken doch oft, wenn der Alkohol weg ist, wird XY zum einfühlsamen Menschen und da bin ich mir halt nicht so sicher, ob das wirklich so ist.

    Bei Ehrlichkeit im Beruf kann ich leider gar nicht mitreden, zumindest habe ich hier kaum Schwierigkeiten mit meiner Ehrlichkeit. Ich bin selbstständig und mache das was ich will, ohne Kompromisse. Hier habe ich "ausnahmsweise" sehr gut für mich gesorgt :-)!

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • hallo martha

    das kann man nicht pauschal sagen. fakt ist, die sucht macht einen menschen zu einem egoistischen monster das nur hinter seinem stoff her ist und dabei über leichen geht. fakt ist auch, das sich ein mensch verändert wenn er sich aus der sucht befreit. in wie weit sich dann aber die von dir genannten punkte ändern hägt von der tatsächlichen persönlichkeitsstruktur ab. wer schon immer eine narzistische persönlichkeit hatte, der wird sich auch hinterher nicht in einen rücksichtsvollen menschen verwandeln. da muß man einfach abwarten wie sich das alles entwickelt, prognosen sind hier wirklich nicht möglich.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • glück auf martha

    meiner meinung + erfahrung nach wird ne alkoholikerin / n alkoholiker wenn sie/er trocken wird wieder so oder so ähnlich wie vor beginn des missbrauchs / der sucht < allerdings nich "automatisch" > das erfordert sehr viel harte (oder auch weiche) arbeit + geduld + einsicht in die notwendigkeit - allerdings is diese "renovierung" des charakters ne grundvoraussetzung um trocken zu bleiben (immer noch meine meinung) aber gerade durch diese "renovierung" gehen viele ehemalige alk-beziehungen/ehen kaputt eben weil die/der trockene "plötzlich" wieder verantwortungsbewust is + selbstständig handelt +++ - die/der co könnte sich "plötzlich" teilweise überflüssig und/oder übergangen fühlen (immer noch meine erfahrung) sowas ähnliches hab ich vorhin auch bei HansHa gelesen (danke hans)
    zum thema ehrlichkeit gabs bei mir ne diskusion: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=434168#434168

    ^kann man alles in der selbst hilfe lernen + üben
    bei mir hats geklappe (hoffe ich wenigstens)

    wenn du von mir noch was spezielles wissen willst frag ruhig direkt - ich hab mich übrigens riiiiesig gefreut das du deine fragen hier gestellt hast

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen Ihr,

    Danke für Eure Antworten :)

    @ Dorothea,
    es ist mir schon klar, dass keine Prognosen erstellt werden können und man es auch nicht pauschalisieren kann, deswegen meine Frage an Euch wie jeder Einzelne von Euch das für sich erlebt.

    @Matthias
    ich finde es interessant, dass Beziehung daran kaputt gehen, wenn ein Partner aufeinmal eigenverantwortlich und selbstständig wird. Ich mein, dass ist doch das, was ich meinem Partner vorgeworfen habe und weswegen ich mich getrennt habe. Ich würde mich nicht übergangen fühlen. Ich würde mich doch für den anderen freuen, das ist doch das, was ich mir wünsche........ Eigenverantwortung.........hm, bin wohl doch gar nicht so CO ;-)?

    Dein Geschriebenes zum Lügen Saufen Kaufen ist brilliant, Danke für Deine Offenheit. Und danke, dass Du mir anbietest, Dich fragen zu dürfen, wenn ich noch was Spezielles wissen möchte. Momentan fällt mir nichts ein und wenn komme ich gerne auf Dich zu.

    Euch einen schönen Tag, viele Grüsse Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Martha,

    da triffst Du mit dem Nagel in den Kopf. Arroganz und Liebesunfähigkeit fehlen da noch.

    Die Frage die ich mir heute stelle ist: wie komme ich zu solchen Gedanken? Wer gibt mir das Recht einen anderen Menschen zu beurteilen, ihm Charakterzüge anzudichten, die oft meinem kranken und verwirrten Hirn entspringen?

    Nur weil sie nicht mehr so empfand wie ich, habe ich ihr einen Knick in der Gefühlswelt angedichtet, vielleicht hat sie nie so gedacht wie ich, nur ich dachte das. Vielleicht habe ich ihr Egoismus und Narzissmus aufgelegt, weil alles in meiner kranken Vorstellung genau in dieses Klischee passte. War sie unzuverlässig, weil sie sich um sich, um ihre Bedürfnisse kümmerte und nicht mehr um mich? Ist das mangelnde Eigenverantwortung oder habe ich angedichtet und projiziert was meins war?

    Es stand mir nicht zu darüber zu urteilen, zu empfinden ist etwas anderes. Es steht mir zu darüber zu urteilen, was ist, wenn der eine sich verändert und der andere nicht, denn meist sind es ja die Coabhängigen die weiter an ihrem Suchtmittel unverändert rumnuckeln wollen. Dann geht die Kluft eben immer weiter auseinander.

    Ob das am Ende nur am Alkohol liegt, Martha, der Alkohol ist so vielseitig wie die Personen die daneben sind.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • glück auf martha

    Zitat von Martha66

    Ich würde mich nicht übergangen fühlen. Ich würde mich doch für den anderen freuen, das ist doch das, was ich mir wünsche........

    wenn der andere plötzlich dinge entscheidet die euch beide betreffen - oder die du jahrelang allein geregelt hast - ohne es vorher mit dir zu besprechen? < das würde dir gefallen?

    auch kaltbluts gedanke is wichtig

    Zitat

    meist sind es ja die Coabhängigen die weiter an ihrem Suchtmittel unverändert rumnuckeln wollen

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • ':lol:' Mattias, ich muss grad laut lachen..... XY hat immer versucht Dinge für uns gemeinsam zu entscheiden.... Das ich eine eigenständige Person bin, die auch Vorstellungen hat, war eher unbequem...

    schalt mich später noch mal ein...

    Liebe Grüsse Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • naja - das sind dann doch unterschiedliche voraussetzungen - ich war im entscheidenden moment immer zu besoffen um überhaupt mitzubekommen das was entschieden werden soll :oops:

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Lieber Matthias,
    ich glaube, ich hatte es mit einer besonderen Spezies zu tun: Mann, Macho, eloquenter Verkäufer, noch Fragen ;-)? Er wollte gerne bestimmen, gerne entscheiden und im Suffkopp erst recht :)

    Hallo Kaltblut,
    ich habe weder ein krankes, noch ein verwirrtes Hirn, ich habe bloss andere Vorstellungen und vielleicht auch andere Strategien, um mir meine Bedürfnisse zu erfüllen und die sind mit einem Trinkenden nicht kompatibel.

    Ich mag es auch nicht, über andere zu urteilen. Bei Alkoholismus bleibt mir aus meiner Sicht, wenn ich unmittelbar damit konfrontiert werde keine andere Wahl, als in die Bewertung zu gehen - als Schutzmassnahme.

    Liebe Grüsse Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Meiner Meinung nach, und da spreche ich vor allem über mich, ist es doch so, dass trockene Alkoholiker, wenn es gut läuft, irgendwann zu sich selbst finden und ihr wahren Charakter erkennen.

    Dies kommt dann in Partnerschaften oft nicht so gut an.
    Ich habe das Gefühl, dass viele Partnerinnen (ich spreche jetzt von Frauen, da ich Männer als Beziehungspartner nicht beurteilen kann), die es lange mit ihrem alkoholkranken Partner aushalten, dies eigentlich nicht nur aushalten, sondern zum Teil wollen.

    Diese Frauen (ich spreche nicht pauschal alle Frauen in einer Partnerschaft mit einem Alkoholiker an) empfinden teilweise nicht nur Leid, sondern Dominanz. Sie "führen" die Beziehung und den Mann und wirken auch in vielen Fällen manipulativ.

    Wenn dann der Partner trocken wird, sich aufbäumt, das Leben selbst meistern möchte, ja wieder zum Menschen wird, fühlen sich die Partnerinnen dann auf einmal bevormundet, da ihnen die ursprüngliche Dominanz entrissen wird.

    Dann entstehen verworrene Theorien über Wesensveränderungen etc.

    Wenn ich ehrlich bin, halte ich mich nur sehr ungern in Gesprächsrunden mit sogenannten "Co-Abhängigen" auf, da ich, wenn ich denn mal in einen dieser Threads stoße, permanent auf ein Selbstmitleid stoße, das für mich unbegründet ist.
    "Co-Abhängige" versuchen sehr oft, ihren alkoholkranken Partner und die gesamte Situation nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
    Gerät dieses Manipulations-Konstrukt (durch das Trockenwerden des Partners) ins Wanken, wird das selbst geschaffene Gewebe der Manipulation angegriffen und meist sogar zerstört.

    Sogenannte "Co-Abhängige", die es auch laut verschiedener Quellen und Psychologen in dieser Begrifflichkeit an sich überhaupt nicht gibt, sollten sich intensiv mit sich selbst beschäftigen und ihre Gedanken ein wenig von der Wesensveränderung ihres Partners auf sich selbst lenken.

    Grüße

  • Hi Martha66,

    ich finde, du lässt einen wichtigen aspekt bei deiner fragestellung aussen vor: kannte der jeweilige angehörige seinen partner auch schon im stadium, als weder sucht noch missbrauch von alkohol eine rolle spielten?

    das habe ich immer so meine zweifel.

    sehr oft erfahre ich von angehörigen, dass ihr partner "damals" zwar schon "ganz gerne einen getrunken" hat, aber vom wesen her "ganz anders" war, als im (end-)stadium der sucht. was sagt das aus? nichts anderes, als dass der angehörige den jetzt süchtig trinkenden partner schon damals nicht ohne alkohol gekannt hat - also auch damals schon nicht sein "wahres gesicht" gekannt haben kann.

    daraus dann abzuleiten, mann "kenne" den "alten" (im sinne von nüchternen) partner, halte ich für einen klassischen selbstbetrug.

    beim rest stimme ich meinen vorschreibern zu, niemand kann vorhersagen, wie sich ein alkoholiker verändert - weder von trocken zu nass, noch umgekehrt.

    cu
    MrHardcore

  • Zitat

    fakt ist, die sucht macht einen menschen zu einem egoistischen monster das nur hinter seinem stoff her ist und dabei über leichen geht.

    Dorothee, Bist Du Angehöriger, oder was ist der Grund für solch pauschale negative Aussage?

    Ich habe immer nur alleine getrunken, war eher jemand, der sich durch Alkohol beruhigt hat und mit keinem Streit angefangen hatte.
    Deswegen fühle ich mich von Deiner Pauschalisierung angegriffen, ich bin nicht über Leichen gegangen..

  • hallo xenica

    nein ich bin alkoholikerin, ein monster das sich trotz schwangerschaft ne flasche vodka reingeschüttet hat, das sich täglich die kante gegeben hat statt sich gescheit um die kinder zu kümmern, das alkohol gekauft hat statt was gescheites für die kinder zu kochen, das gelogen und betrogen hat um an den stoff zu kommen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hi,

    hoppegarten ... ich darf ein paar Sätze kommentieren, aber mehr so im allgemeinen ? Soll jetzt nicht gegen dich gehen. Danke.

    Zitat

    Diese Frauen (ich spreche nicht pauschal alle Frauen in einer Partnerschaft mit einem Alkoholiker an) empfinden teilweise nicht nur Leid, sondern Dominanz. Sie "führen" die Beziehung und den Mann und wirken auch in vielen Fällen manipulativ.

    Kann man nicht pauschal so sagen. Irgendwie wird man im Laufe der Zeit ja auch in diese Rolle gedrängt. Denn außer dem Angehörigen ist da ja niemand der führen will/kann/tatsächlich macht.
    Was ist schon manipulativ ?? Das ist der Alkoholiker auch, der Suchttherapeut - warum also nicht auch die Angehörige. Angehörig zu sein ist weder ein wundervolles Privileg noch ist man einzigartig.

    Zitat

    Wenn dann der Partner trocken wird, sich aufbäumt, das Leben selbst meistern möchte, ja wieder zum Menschen wird, fühlen sich die Partnerinnen dann auf einmal bevormundet, da ihnen die ursprüngliche Dominanz entrissen wird.

    Bei mir ist es so angekommen, dass ich als perfektes "Übungsfeld" mißbraucht wurde. Alles was Therapeuten und die lieben Leidesgenossen an Erfahrungen und Wissen in den trocken werdenden Partner investiert haben, hat er zu Hause rausgelassen. Das kann wundersame Blüten treiben - man mutiert von der Mutter bis zur manipulativen dominanten Partnerin. Das was der Arzt oder der Therapeut sagen ist HEILIG.

    Und was das aufbäumen betrifft - da gibt man wieder Verantwortung gezielt ab, nehmen wir z. b. die verlorene Arbeitsstelle - es soll eine neue gesucht werden und was passiert oft ?? Och nööö, das geht nicht, da fühle ich mich "überfordert". Dieses ich bin überfordert lernt man auch ganz schnell anzuwenden - in vielen Bereichen. Es dient für alles zur Erklärung, warum man grad nicht so kann - selbst wenn man schon länger trocken ist. Nettes Schlagwort welches jedem Menschen - egal ob Arzt, Therapeut, Angehörige sofort den Wind aus den Segeln nimmt. Manche können dies wunderbar manipulativ benützen.

    Zitat

    Dann entstehen verworrene Theorien über Wesensveränderungen etc.

    Das ist keine verworrene Theorie. Nasse Alkoholiker verändern sich. Und je länger und inteniver die Sucht besteht und ausgelebt wird, desto mehr Abgründe können sich da auftun. Nimm die Hemmschwelle. Nüchtern würde man nie zuschlagen - stockbesoffen kann das durchaus passieren.
    Ob nach vielen Jahren Suff nach länger anhaltender Trockenheit davon noch etwas wahrzunehmen ist - wer weiß das schon. Dem ist ja noch niemand wissenschaftlich nachgegangen - oder ?

    Zitat

    Wenn ich ehrlich bin, halte ich mich nur sehr ungern in Gesprächsrunden mit sogenannten "Co-Abhängigen" auf, da ich, wenn ich denn mal in einen dieser Threads stoße, permanent auf ein Selbstmitleid stoße, das für mich unbegründet ist.
    "Co-Abhängige" versuchen sehr oft, ihren alkoholkranken Partner und die gesamte Situation nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
    Gerät dieses Manipulations-Konstrukt (durch das Trockenwerden des Partners) ins Wanken, wird das selbst geschaffene Gewebe der Manipulation angegriffen und meist sogar zerstört.

    Naja - die einen werden immer wieder rückfällig - die anderen jammern.

    Rückfall = Verständnis ala - der braucht noch ne Runde oder zwei oder drei;
    jammern = ist nicht auszuhalten, mag ich nicht hören, klammert und badet in Selbstmitleid. Null Verständnis - fehlt nur noch das Verbannungszeichen auf der Stirn.

    Zitat

    Sogenannte "Co-Abhängige", die es auch laut verschiedener Quellen und Psychologen in dieser Begrifflichkeit an sich überhaupt nicht gibt, sollten sich intensiv mit sich selbst beschäftigen und ihre Gedanken ein wenig von der Wesensveränderung ihres Partners auf sich selbst lenken.

    Stimmt - LZT usw. auch für Angehörige, damit sie mit den gleichen Waffen arbeiten dürfen und können. Das wäre dann ausgleichend. Und man würde ganz schnell feststellen, was man auf gar keinen Fall mehr haben möchte. Dann würde es diese jammernden und bemitleidenswerten Wesen nicht geben und sie würden nicht ständig nerven.

    Wäre schön, wenn hier nicht einer Gruppe der Heiligenschein aufgesetzt wird und die andere Gruppe verteufelt wird. Keine der beiden Gruppen handelt mit Vorsatz und berechnend. Hier sind verhängnisvolle Verhaltensweisen entstanden welche es gilt zu entwirren und zu sortieren. Und das eben auf beiden Seiten.

    Und ich mag es immer mal gerne wieder sagen - jeder Alkoholiker hatte ein Leben VOR der Sauferei. Um abhängig zu werden bedarf es schon einiger Zeit. Wo war da der Verstand, das Unrechtsbewusstsein, die Vernunft ?? Das, was man den Angehörigen ständig vorhält sollte man dann auch mal dem Alkoholiker vor Augen führen.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

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