Alkoholproblem oder normal?

  • Hallo Luca,

    hallo erstmal hier im Forum!

    Ob deine Freundin alkoholabhängig ist oder nicht, kann sie selbst nur beurteilen. Aber viele der Dinge, die du beschreibst, kenne ich auch so von meinem Exmann. Aber wichtig ist doch eins, nämlich, dir geht es nicht gut so, wie es ist! Du bist hin- und hergerissen, zweifelst an dir und deinen Wahrnehmungen, denkst, du bist zu pingelig. So habe ich auch gedacht, viele Jahre lang mit wachsender Verzweiflung.

    Es ist für dich wichtig, zu überlegen, was du möchtest und was nicht. Ob du so weiterleben möchtest oder ob es nötig ist, was zu verändern. Das ist 'ne Menge Denkarbeit!

    Ich wünsche dir jetzt erstmal eine gute Nacht, viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Also ich bin zwar jetzt Neuling hier im Forum, aber ich muss meinen Senf mal dazugeben, ich hoffe das ist okay. Aber Irgendwo muss man auch anfangen ^^

    Ich habe deinen Text verfolgt und muss dazu sagen: Alles was ich als trockene Alkoholikerin, und in meinen nassen Zeiten gelernt habe ( und ich höre nicht auf zu lernen ) ist, das es die Menschen und die Sichtweisen derer, die Alkohol trinken und diese die es nicht tun, sehr unterschiedlich sind.
    Ob deine Freundin gefährdet oder schon abhängig ist, das weiss nur sie selbst. Wie schon gesagt wurde. Aber Fakt ist: Du kommst offensichtilich nicht damit zurecht das sie Alkohol trinkt. Ob in 2 Wochen abständen oder täglich und ich schätze einfach mal auch generell. Du bist dagegen, es stößt dich ab wenn deine Freundin trinkt. Egal wann und in welchen Mengen.
    Deine Freundin sieht das offensichtlich sehr sehr anders. Für sie ist es Ihr Freiraum, so zu trinken wie sie es will. Und so wie ich es verstanden habe, sieht sie es als erheblichen Druck, den du aufbaust, wenn du sie bittest ( oder gar drauf ansprichst ) nicht mehr zu trinken. Das scheint für sie ein einbruch in ihren Freiraum zu sein.

    Das sind natürlich jetzt zwei sehr sehr unterschiedliche Ansichten die aufeinanderprallen. Das ist das Problem! So sehe ich das!

    Jetzt kommt noch hinzu, das man ( du , und wir Forummitglieder ) ja nicht wíssen wie viel sie vorher schon konsumiert hat und ob sie schon abhängig ist ( war - war sie trocken? wenn ja ist sie ja rückfällig geworden, wenn auch nicht so heftig ) Und ein trockener Alkoholiker sollte trocken bleiben.
    Auch wenn sie kurz vor dem Missbrauch stand, ist es gefährlich jetzt wieder "Genussvoll" zu trinken. Wie du schon gesagt hast. Das solltest du vielleicht mal herausfinden und hinterfragen.
    Dann wäre es gut zu wissen warum sie trinkt? Wenn sie alleine trinkt ist es für mich schon Anzeichen das es riskant wird! Wenn sie 3 Bierchen auf einer Feier trinkt oder beim Fußball, in Gesellschaft, ist es was anderers als wenn sie sich alleine ins Wohnzimmer setzt und 3 Flaschen trinkt bis sie ihr Pensum erreicht hat, um dann ins Bett zu gehen.

    So habe ich meine Sucht kennengelernt. Trinken. Ob allein, mit jemanden oder nicht. Trinken bis ich mein Pensum erreicht habe um dann beduselt in Bett zu gehen. Und das hat angefangen mit einem Bier....bis hin zu einer halben Flasche Schnaps. Das kam nicht sofort , sondern schleichend. Aber es kam. Und das solltest du beobachten. Ob es bei zwei Bier alle 2 Wochen bleibt oder ob es sich steigert.

    Achso, dann wollte ich noch den 3ten Menschen ( meiner Sichtweise! ) beschreiben. Mein Mann trinkt Alkohol. Auch jetzt noch wo ICH trocken bin. Aber es stört mich kein bisschen. Er trinkt 1 (!) Glas sehr teuren Whisky, den ganzen Abend über. Das tut er nicht üm betüddelt zu werden. Sondern als Genuss. Es stört mich auch nicht. Gut, küssen darf er mich dann nicht mehr ;) Aber ich weiss warum er trinkt. Ich schätze das es bei deiner Freundin nicht um den Genuss des schmeckens geht, sondern um den Genuss des betrunken seins. Und DA ist das Risiko!
    Lieben Gruß!

  • hi luca_s,

    hast du jemals ihr gegenüber klar und eindeutig formuliert, dass dir ihr alkoholgenuss so nicht passt?

    mutmassungen, sie hätte etwas verstanden, oder blosses hoffen, da aktuell ein anderer "zusatand" herrscht, als noch vor ein bis zwei jahren, ist ja wohl keine gesprächsgrundlage.

    also, nägel mit köpfen gemacht, das gemeinsame gespräch gesucht, die fronten geklärt und die eigenen grenzen aufgezeigt - und dann aber auch nach den grenzen gehandelt.

    und da wird es bei manchen ganz schön mau, denn das hiesse ja dann, auch unbequeme wege zu gehen.

    wärest du denn bereit, die partnerschaft hier und jetzt zu beenden, wenn sie dir sagt, dass sie ihren alkoholkonsum so in ordnung findet und nichts daran ändern will?

    du scheinst ja eher damit (=mit ihrem alkoholkonsum) ein problem zu haben, nicht unbedingt sie selbst...

    also: thema anschauen, thema aussprechen, zur reaktion die entsprechenden konsequenzen ziehen. oder?

    lg
    MrHardcore

  • Hallo Luca,

    ich bin Ex-Partnerin eines Hardcore-Alkoholikers.

    Meine Gedanken zu deinem Fall:
    Ich kann deine Bedenken total verstehen, auf der anderen Seite ist es nunmal so, dass diese Mengen und die Häufigkeit eigentlich tatsächlich nicht so spektakulär sind. Also: Wie soll sie denn da darauf kommen, dass SIE ein Problem hat?
    Aus ihrer Sicht ist doch alles perfekt: Sie hat es erfolgreich geschafft, ihren Alkoholkonsum zu drosseln und hat trotzdem noch ihren "Genuss". (Ob sie sich da was vormacht, kann man natürlich nicht wissen.)
    Sie könnte also höchstens "dir zuliebe" das zweiwöchige Trinken seinlassen. Aber du hast ja geschrieben, dass sie das nicht einsieht.

    Es ist für uns Co-Abhängige eigentlich immer das gleiche Spiel: Uns bleibt nichts weiter übrig, als für uns selbst zu entscheiden, was wir mitmachen wollen. Wir können uns trennen, wir können uns arrangieren mit dem Ist-Zustand, wir können Bedingungen stellen oder Wünsche äußern und uns notfalls dann trennen, wenn diese Bedingungen nicht eingehalten werden oder die Wünsche nicht erfüllt werden. Oder wir bleiben und machen eben, so gut es geht, unser Ding. So viel mehr Handlungsmöglichkeiten bleiben nicht.
    Was wir nicht können: Die andere Person in ihrem Handeln bestimmen oder kontrollieren.

    Du könntest also beispielsweise versuchen, diese "Trinktage" bewusst für dich irgendwie anders zu gestalten, um ihr Betüdelt-Sein nicht miterleben zu müssen. Und für dich selbst das Limit setzen: Bis zu diesem oder jenem Punkt ist es für MICH noch erträglich, ab da und da nicht mehr.
    Oder du könntest ihr klar machen, dass du damit nicht leben willst, aber dann müsstest du auch zu einer Trennung bereit sein.

    NOchmal: Ich kann das total verstehen, dass es dich stört.

    Schöne Grüße
    Doro

  • Hallo Luca,

    das mit dem Neurologen kann ja nicht schaden.
    Er sollte deiner Freundin zumindest klarmachen können/müssen, dass ihr Alkoholkonsum riskant ist. Vielleicht ist sie noch nicht richtig süchtig, aber sie riskiert es auf alle Fälle.
    Und sie nimmt MEngen zu sich, die auf die DAuer körperliche Schäden mit sich bringen, denke ich, ohne Ärztin zu sein.

    Besonders bedenklich finde ich auch, dass sie es regelrecht plant und dabei alleine ist. Es ist ja nicht so das Glas Wein zum Braten, sondern wirklich ein systematisches Sich-einen-Antrinken. Das ist schon rigendwie nicht gut.

    Ich hatte neulich eine Freundin zu Besuch und ich muss sagen, ihr Alkoholkonsum hat mich auch gestört, obwohl es auch nicht wirklich viel war, aber diese Regelmäßigkeit und Selbstverständlichkeit - ich mag das auch nicht. Und ich denke da auch: Sie ist wohl nicht süchtig und wird es vielleicht nie sein, aber es ist eine Gratwanderung und über diese Gewohnheit kann eben auch Sucht entstehen.

    Bloß du selbst bist auch hochgradig gefährdet, co-abhängig zu werden, so wie du dich da mit dem Zählen der Flaschen beschäftigst. Das ist dann deine Baustelle, da auf dich aufzupassen.

    Mach's gut,
    Doro

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