Menschen haben eine WAHL ....

  • Hallo zusammen,

    als ich eben gerade den TV eingeschaltet habe, hat ein bekannter Politiker, in einem Zusammenhang den ich nicht mitbekommen habe, folgenden Satz gesagt:

    "Menschen sind nicht dazu verurteilt, Opfer ihrer Umstände zu sein, Menschen haben eine Wahl."

    Dieser Satz hat mich angesprungen, ist mir unter die Haut gegangen, so als hätte dieser Satz gerade jetzt mich gemeint... Wer bei mir gelesen hat weiss, dass ich mich in diesem Herbst trennen will.

    Ich möchte für mein künftiges Leben wählen dürfen:
    Ein Leben in Frieden, Freiheit
    Ein Leben in dem es wieder möglich ist, Kontakt zu halten mit meinen Freuden, sie zu mir nach Hause einzuladen...
    Ein Leben ohne einen saufenden, brüllenden Ehemann
    Ein Leben ohne niedergemacht zu werden
    Ein Leben ohne jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen
    Ein Leben ohne vor anderen gemaßregelt zu werden
    Ein Leben ohne ständig angelogen zu werden

    Ich habe die WAHL, weil ich ein MENSCH bin.

    Menschen können sich entscheiden zwischen verschiedenen Möglichkeiten, das Leben zu gestalten.
    Ich habe die WAHL, weil ich kein Opfer der Umstände bin.

    Ich würde mich freuen wenn ihr schreiben würdest, zu welchen Gedanken der o.g. Satz des Politiker Euch inspiriert. Danke!

    Lieben Gruß, Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo Aufbruch!

    Den Satz habe ich 10000 mal in meinem Kopf gehört: "Du hast die Wahl! Gehen oder bleiben und die Situation als gegeben hinnehmen."

    Aber soll ich Dir was sagen?
    Erst seit ich KEINE Wahl mehr habe, geht es mit mir bergauf.
    Erst, seit mir bewusst wurde, dass es eben keine Alternativen/Kompromisse gibt, als MEINEN Weg zu gehen, MICH zu ändern, kam alles ins Rollen für eine bessere Zukunft.

    Nenn es Leidensdruck, Tiefpunkt oder sonst wie:
    Ich glaube, erst wenn wir tatsächlich keine andere Wahl haben, als uns zu ändern, tun wir es auch tatsächlich.
    Und leider passieren bis dahin manchmal schlimme Dinge.
    Aber die Hauptsache ist ja, dass der Wendepunkt da ist.

  • Nachtrag:

    Ich glaube auch nicht, dass man immer eine Wahl hat.
    Ich habe mir nicht ausgesucht, co-abhängig zu werden, genauso wenig wie alle anderen Cos hier auch. Und mein Partner hat sich genauso wenig ausgesucht, alkoholkrank zu werden.

    Allerdings habe ich seit ich weiß, dass ich es bin, die Fähigkeit, zu entscheiden, ob ich so weitermachen will, oder nicht. Insofern stimme ich dann schon zu, aber eben nur teilweise. ;)

    Sorry, habe heute Formulierungsschwierigkeiten. Ich hoffe, Ihr versteht trotzdem, was ich meine! :)

  • Zitat von desperateS

    Ich glaube auch nicht, dass man immer eine Wahl hat.
    Ich habe mir nicht ausgesucht, co-abhängig zu werden, genauso wenig wie alle anderen Cos hier auch. Und mein Partner hat sich genauso wenig ausgesucht, alkoholkrank zu werden.

    Hallo und GuMo,

    doch man hat die Wahl ! Ich hätte zu jeden Zeitpunkt sagen können "bis hierhin und nicht weiter",
    dass ich es nicht tat, war meine Entscheidung, meine Wahl.
    Und auch mein Männe, der viel durch gemacht hat, hatte die Wahl, es besser zu machen, nach sich zu schauen.
    Und wenn Er es nicht gleich konnte, hätte Er sich Hilfe holen können. Er hatte die Wahl.

    Das ist ja des, was mir jetzt ein schlechtes Gewissen macht...ich hatte die Wahl, und hab sie nicht für mich genutzt.
    Jetzt hab ich gewählt, und auch für meine Kinder, die hatten nämlich keine Wahl, sie waren ihm und der ganzen Situation ausgesetzt.
    Wählen können wir viele Entscheidungen,
    aber leben können wir nur Eines. Das sollten wir immer im Hinterkopf haben, wenn wir uns entscheiden.

    Liebe Grüße,
    nici :wink:

  • Hallo Nici,

    ich finde, Du gehst viel zu hart mit Dir ins Gericht!
    Natürlich hättest Du sagen können, bis hierher und nicht weiter. Was ich aber meine, ist, dass man sich nicht bewusst selbst vor die Wahl stellt, ob man nun Co werden will, oder nicht.
    Das ist ein schleichender Prozess.
    Niemand hier ist eine Beziehung eingegangen mit dem Vorsatz, jetzt Co zu werden mit allem, was dazugehört.
    Zumindest glaube ich das. Denn meiner Erfahrung nach braucht man erst etwas oder jemanden, der einem die Augen öffnet.
    Bei mir war es zunächst dieses Forum mit allen Geschichten, die meiner Geschichte so glichen.
    Und anschließend waren es die Gespräche mit der Suchtberatung.
    Und erst wenn man dann "aufgewacht" ist, hat man wirklich eine Wahl.
    Und erst dann kann man anfangen, sich Vorwürfe zu machen.
    Das ist meine Meinung, und ich merke schon wieder, dass ich sie nicht besonders verständlich rüberbringen kann... :)

  • Hallo,

    grundsätzlich stimme ich nici zu, jeder Erwachsene kann sich so-oder so entscheiden. Kinder eben nicht und da arbeite ich auch an meinen schlechten Gewissen. Ich denke aber auch, dass es Situationen im Leben gibt, wo man sich eben nicht so einfach entscheiden kann. Wenn man permanent unter Stress steht, kann man ja gar keinen logischen Gedanken mehr fassen. Ich jedenfalls konnte erst eine Entscheidung treffen, als es für mich nicht hätte schlimmer werden können. Alles andere war besser als der damalige Zustand.
    Liebe Grüße

    Nanni

  • Hallo desperateS,

    Ja ich weiß, was Du meinst. Aber schleichend ??? wenn wir ehrlich zueinander sind, haben wir schon damals gespürt, dass viele Sachen nicht ok waren. Wir haben uns stückweit selber was vorgemacht, um unser Nicht-handeln unsere Lethargie zu rechtfertigen.
    Aber ganz im Innern hab ich schon damals nicht das Gefühl gehabt "alles wär ok".
    Klar, ich habe gehandelt...alles mögliche versucht...aber als Er nichts annahm, nicht änderte...hätte ich für mich und die Kindern handeln sollen.
    Und da hab ich meinen Einsatz verpasst,
    und den Jungs und mir viele Jahre angetan, die nicht hätten sein müssen.
    Na ja desperateS, die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

    Aber jetzt können und müssen wir handeln...das ist das Wichtigste.
    Zurück schauen bringt eh nix.
    nici :wink:

  • Hi nici!

    Ich glaube, wir meinen beide das selbe. Ich habs nur nicht so gut rüberbringen können. :)

    Zitat von n i c i

    Aber jetzt können und müssen wir handeln...das ist das Wichtigste.
    Zurück schauen bringt eh nix.

    Absolut und ganz und gar so ist es!!! :D

  • D A N K E Euch allen für Eure Gedanken!

    Aurora schrieb in Joannes Thread einen Satz der zu diesem Thema passt. Ich nehme an, ich darf ihn hier mal zitieren: ... "damals konnte ich noch nicht so gut erkennen, dass es jedermanns und jederfraus Recht ist, Situationen und Lebensgemeinschaften zu beenden, wenn sie einem nicht mehr gut tun! Dass eine klare Ansage, ein "Stopp, es reicht" genug sind, um etwas zu beenden. Alle dürfen das, alle Menschen! Auch du!"

    Das trifft genau, was ich meinte.

    Ich handele leider auch immer erst dann, wenn ich mit dem Rücken an der Wand stehe, ähnlich wie desperateS geschrieben hat, erst, wenn der Leidensdruck so enorm geworden ist, die Umstände so unerträglich geworden sind, dass ich tatsächlich keine "Wahl" mehr habe zu handeln oder nicht zu handeln. Dann wird mir das Handeln stets von außen aufgezwungen. Die Umstände handeln im Grunde an meiner statt. Und ich re-agiere nur noch. Das ist aber kein freies Handeln aus Einsicht, wie ich es mir für mich wünsche.

    Ich möchte in Zukunft viel früher erkennen, wenn etwas falsch läuft und niemals wieder jahrelang stillhalten und hoffen, dass es bestimmt irgendwann besser wird, wenn ich mich nur genug bemühe.
    Es ist es schwieriges Thema und es hat auch mit Menschenwürde zu tun und mit Selbstachtung. Ich habe des RECHT, ein Leben in Selbstbestimmung zu führen und mich aus einer krank machenden Beziehung zu lösen - und für mich ein besseres Leben zu "wählen". Das muss ich so sehr verinnerlichen. Diese Gedanken in dieser Klarheit kommen für mich sehr spät, Fehlentwicklungen in 14 Jahren Ehe waren frühzeitig absehbar - und ich habe sie beharrlich ignoriert, die Augen fest verschlossen und michs aufs Hoffen verlegt anstatt frühzeitig und entschlossen zu handeln.
    Ich weiss schon lange, dass ich mich von meinem Mann trennen muss um meine Identität zu retten, und dass eine solche Trennung letztlich auch für ihn gut ist. Trotzdem steigen immer noch so destruktive Gedanken herauf wie z.B. "darf ich ihn überhaupt alleine lassen, er ist ja schon 65 J." Mist. Danke für Eure Beiträge.

    Grüße, Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Menschen haben eine Wahl...

    ja, schon, aber erst nachdem sie die Realität erkannt haben, erst nachdem sich Türen geöffnet haben, wo sie gewisse Möglichkeiten einsehen können.
    Ich bin der Meinung, viele Frauen haben früher auch nicht die Wahl gehabt in der Ehe, da spielt auch die finanzielle Abhängigkeit eine Rolle.
    Stimmt, ich habe die Wahl, mein Mann trinkt, es ist seine Wahl, ich bleibe bei ihm aber ich konnte mich soweit abgrenzen, dass ich selber nicht zu schaden komme, das ist meine Wahl.
    Wenn er mal noch mehr trinkt, wenn ich es nicht mehr aushalten kann, werde ich vermutlich wieder eine Wahl treffen...
    Die Wahl hat man also schon aber es muss nicht immer heissen, dass die Wahl daraus besteht zu gehen, die einen finden es gut, die anderen finden andere Lösungen.

  • Ja man hat die Wahl. Vom Kopf her ist einem vieles auch schon vorher bewußt. Sogar denke ich dass unser Unterbewußtsein noch früher alarmglocken läutet.
    Aber unsere Gefühle, dneke ich, sträuben sich dagegen. Wir fühlen etwas , was wir zumindest Liebe nennen. Obwohl es vielleicht schon längst keine Liebe mehr ist. Doch Gefühle sind da und hindern uns ganz stark daran zu agieren,so wie es uns gut tun würde. Doch mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass es nicht die Liebe ist, die uns so sehr zusammenhält ( siehe auch mein Thread dazu), sondern ganz starke innere Gefühle der Angst vor dem Alleinsein, vor dem Verlust, auch der Verlust einen Kampf verloren zu haben. Auch so eine Art Kontrollverlust. Hat man sich erst einmal mit diesem gefühl abgefunden , sich zurück gezogen, sein eigenes Leben in den Mittelpunkt gestellt dann sind diese Gefühle plötzlcih verschwunden. Wo ist dann die Liebe geblieben. Nicht nur mir gehts so, auch in vielen anderen Threads lese ich das so. So eine immens große Liebe, wo ist die denn plötzlich? Und plötzlich sehe ich den Partner mit gnaz anderen Augen. Hab e ich ihn doch vorher trotz seienr Alkoholsucht vergöttert bis sonst wohin, so habe ich nun wo ich mich befreit habe von meinen gewissermaßen eigenen Zwängen, ein ganz anderes Bild von meinem Mann.
    Ich sehe wieder die Realität udn die sieht verdammt anders aus als die vor ein paar Jahren. Ich habe noch ein wenig Erinnerung an die Liebe, die einmal war, als alles noch in Ordnung war. Und das ist auch ok so. Mein Mann ist krank, bedauernswert. Aber er hat sich dadurch verändert. Zu einem Mann, den ich nciht mehr lieben kann. Ich mache ihm jetzt keinen Vorwurf mehr, habe es so akzeptiert. Es ist eben passiert und es ist vielleicht nicht seine Schuld. Auch egal, die schuldfrage. Es ist passiert, die Gefühle haben sich geändert. Auch das akzeptiere ich und das ist ganz wichitg. Denn vorher war es ein ungeheures Festhalten der Gefühle an dieser Vorstellung, dass es noch Liebe ist, eine sinnestäuschung. Liebe ist einfach, leicht, ohne Leid udn unkompliziert. Liebe fühlt sich gut an. Aber das was ich fühlte.... Ich glaube sogar in all den Jahren hatte ich regelrecht verlernt zu lieben, wußte wohl nicht einmal dass DAS keine Liebe mehr ist. Jetzt weiß ich, dass starke Gefühle nicht gleichzusetzen sind mit Liebe. Starke Gefühle hat man auch, wenn man etwas unbedingt will. Haben will oder erreichen will usw. Habe viel drüber nachgedacht und langsam muß ich meine Gefühlswelt wieder in Ordnung bringen und die Gefühle wieder richtig zuordnen. Denn ich denke, dass diese flasche Zuordnung der Gefühle, diese falsche Wahrnehmung oder Deutung geanu das ursächliche Problem bei uns coabhängigen ist.

  • Hallo Paddy,

    du schreibst:
    ch glaube sogar in all den Jahren hatte ich regelrecht verlernt zu lieben, wußte wohl nicht einmal dass DAS keine Liebe mehr ist.

    genau das ist es, was mich auch unsicher macht, ich glaube, wenn ich die Liebe wieder begegnen würde, könnte es möglich sein, dass ich sie nicht mal erkenne und es könnte auch sein, dass ich mich wieder täusche, indem ich wieder glaube, ich liebe und es wäre nur Co-abhängigkeit.
    Ich bin mich ganz einfach nicht mehr sicher, was Liebe richtig bedeutet, wie es sich anfühlt, denn ich war ja vor der Ehe Co-abhängig, habe mein Mann als Co-abhängige kennengelernt, und wenn es nie die Liebe war, weiss ich nicht was Liebe ist, ganz einfach!

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