Ich denke die meisten hier kennen das Problem.
Die Eltern oder ein Elternteil trinken sich zu Tode und man steht ohnmächtig gegenüber.
Ich hab da mein Problem, nämlich, dass meine Mutter (co) meinen Vater vor 6 Jahren verlassen hat. Ich habe mich in dieser Situation erst mal gegen ein Gehen gewehrt, habe noch ein halbes Jahr alleine mit ihm ausgehalten. Er hat mehrere Entzüge durch, aber bis jetzt war es jedes Mal so, dass es ein oder zwei Wochen angehalten hat und er dann wieder angefangen hat zu trinken.
Anfang eines Jahres hatte sich meine Mutter endgültig von ihm getrennt und ist in eine eigene Wohnung gezogen, ich hatte weiterhin Kontakt zu ihr und hab dies aber vor ihm verheimlicht, aus Angst, dass er wenn er es rausbekommt und sie findet ihr etwas antut.
Also bin ich geblieben und hab versucht für ihn da zu sein, hab alles gemacht. Den Haushalt, Essen, Wäsche, nebenher Schule usw... bis er dann irgendwann mal wieder in den Entzug gegangen ist. Ich war also alleine, meine Mutter hatte sich komplett aus der Situation ausgeklinkt, ist zwar noch mit mir Einkaufen gegangen und hat mit mir Kaffee getrunken, aber sonst hat sie mich alleine im Haus gelassen.
In dieser Zeit hatte ich durch einige heftige Telefongespräche mit meinem Vater immer mehr Angst vor seiner Rückkehr und hab dann durch eine Gruppe für Kinder von Suchtkranken Eltern Kontakt zum Jugendamt aufgenommen.
Dort war dann sehr schnell klar, dass ich aus dieser Situation raus musste und ich bin relativ schnell in eine Notaufnahme-Station für Mädchen gekommen. Dort blieb ich bis ein geeigneter Heim-Platz für mich gefunden worden ist. Das Thema Pflegefamilie habe ich konsequent ausgegrenzt, aus Angst wieder in der gleichen Situation zu landen.
Ich hatte über zwei Jahre keinerlei Kontakt mehr zu meinem Vater. Irgendwann wurde die Sehnsucht nach ihm dann aber doch zu groß und ich habe wieder Kontakt aufgenommen.
Obwohl er inzwischen wirklich niemanden mehr hatte ausser seinen "Saufkumpanen" hat er nicht mit dem Trinken aufgehört.
Nach kurzer Bestandsaufnahme habe ich ihm die Bedingung gestellt, dass ich nur mit ihm Kontakt haben möchte wenn er nüchtern ist. Am Anfang funktionierte das auch ganz gut. Aber nach der Zeit ging wieder alles seinen gewohnten Gang. Er rief an wenn er betrunken war, ging tlw. so weit plötzlich vor der Tür zu stehen und Randale zu machen bis die Polizei kam.
Ich habe den Kontakt erneut abgebrochen. In der Zeit hat er zweimal versucht sich das Leben zu nehmen und wurde nur durch Zufall von einer Nachbarin gerettet. Irgendwann flatterte ein Brief ins Haus. Die Mitarbeiter des Heimes haben ihn abgefangen und waren sich unsicher was sie damit machen sollen. Ich wurde dann schlussendlich darüber informiert und habe ihn gelesen.
Tausende Entschuldigungen und er möchte mich wieder zurück haben etc.
Ich habe mich wieder darauf eingelassen.
Dieses Spiel haben wir bisher 4x durchgezogen.
Immer wieder hat er angedroht sich das Leben zu nehmen und ich habe darauf versucht ihm wieder alles recht zu machen und dann resigniert den Kontakt wieder abgebrochen.
Inzwischen habe ich selbst zwei 10-wöchige Aufenthalte in einer psychosomatischen Klinik hinter mir.
Die letzten zwei Jahre liefen relativ ruhig mit ihm. Wir haben zwar immer wieder gestritten, aber da ich leider auf gewisse Art und Weise auch finanziell von ihm abhängig war habe ich seine Eskapaden ertragen.
Inzwischen wohne ich 400km von ihm entfernt, aber es kommt mir trotzdem vor als würde er direkt im Nachbarhaus wohnen und sich immer wieder in mein Leben einmischen. Ständig droht er damit mir den geldhahn zuzudrehen etc....
Gestern kam dann der erwartete große Knall, ich habe mich die letzten Woche innerlich schon von ihm verabschiedet und gestern kam dann nach einem Streitgespräch am Telefon bei dem ich am Ende einfach aufgelegt habe eine Sms, er würde sich jetzt das leben nehmen weil ich ihn krank mache.
Ich habe daraufhin die Polizei gerufen, die ihn dann in die Psychatrie gesteckt haben. Seitdem klingelt ständig mein Telefon, es kommen SMS, dass ich an seinem Elend schuld wäre und ich ihn blamiert hätte etc.
Ich gehe nicht ans Telefon, habe sämtliche Anrufe direkt auf die Mailbox umgeleitet und reagiere auch nicht auf die SMS.
Ich möchte ihn nicht mehr in meinem Leben haben, da er mich wirklich systematisch zerstört, habe aber gleichzeitig das Gefühl ihm helfen zu müssen für ihn da zu sein, weil ja wirklich niemand mehr da ist.
Und nun stecke ich in diesem Zwiespalt und habe keine Ahnung was ich machen soll. Einerseits liebe ich ihn von ganzem Herzen und es bricht mir das Herz zu sehen was er sich antut, aber anderseits wünsche ich mir heimlich, dass er mit seinen Versuchen aus dem Leben zu scheiden endlich Erfolg hat, damit das ganze endlich ein Ende findet, und schäme mich dafür in Grund und Boden.
Kennt ihr solche Situationen, was habt ihr gemacht?
(sorry dass das ganze so lange geworden ist)