Beste Freundin trinkt ...

  • Liebe Forenteilnehmer,

    endlich habe ich mich hier auch angemeldet. Ich bin schon seit ein paar Monaten stiller Mitleser. Gestern, als Regenbogenblume einen Thread eröffnete, der mich sehr berührte, habe ich mich sofort angemeldet. Und nun möchte ich mich kurz vorstellen:

    Wie ihr seht, bin ich männlich. Ich lebe in einer festen Beziehung, in der Alkohol nie ein Thema war. Zum Glück! Seit langer Zeit habe ich eine sehr gute Freundin, man könnte auch "beste Freundin" dazu sagen. Ihr wisst, was ich meine: Beziehung zwischen Männlein und Weiblein auf rein freundschaftlicher Ebene. Sehr schön ist so eine Freundschaft, besonders wenn man das Gefühl hat, sowas wie seelenverwandt zu sein. Die Gefühle, die sich im Laufe einer solchen Freundschaft entwickeln, sind nicht weniger tief als die zwischen glücklichen Ehepartnern. Es ist auch so etwas wie Liebe - nur eben auf einer anderen Ebene. Ich hoffe, das verständlich rübergebracht zu haben. Ich sehe meine Freundin nur etwa alle paar Monate, und dann auch nur für ein, zwei Tage. Sie hat immer abends Wein getrunken, wenn wir mal einen Abend zusammen verbracht haben. Ich hatte dann mal ein Bier, und ganz oft nur Cola oder Kaffee. In den letzten zwei Jahren haben diese gemeinsamen Abende zumeist nicht so geendet, wie es normal gewesen wäre. Sie hat stets zu viel Wein getrunken, meist 1 bis 2 Flaschen. Mit dem Ergebnis, dass sie immer glasige Augen bekam, zu Bett musste und dann am nächsten Morgen nur schwer in Gange kam. Wenn wir dann etwas vorhatten, konnte es passieren, dass sie den Ausflug vermasselte. Sie war dann nämlich krank (angeblich Kopfschmerzen ...). Klar, einen dicken Kopf hatte sie dann. Es gab auch peinliche Situationen, sie sagte dann Dinge, die sie sich hätte sparen können. Ich glaube sogar, sie bewegt ihr Auto, wenn sie getrunken hat.

    Komisch, aber so richtig kapiert habe ich erst vor ein paar Monaten, was mit ihr los ist. Wie gesagt, ich sehe sie ja kaum. Wir telefonieren viel, und da sehe ich das Weinglas nicht. Und man hört es auch nicht an der Stimme. Die Toleranz ist wohl schon ziemlich hoch.

    Ihr Ehemann hat mich vor einiger Zeit auf ihren Zustand angesprochen und mich gebeten, mit ihr zu reden. Ich würde besser an sie rankommen. Er prallt mit seinen Beschuldigungen an ihr ab. Ja, ich würde ihr gern sagen, was ich sehe. Dass sie krank ist! Aber ich habe sagenhafte Angst vor diesem Moment. Ich fürchte, sie wird sich wehren, wird Wahrheiten verdrehen, mich als Freund verstoßen. Ich weiß aber, dass ich mit ihr reden muss - lieber heute als morgen. Ich weiß, dass ich alles nur noch schlimmer mache, wenn ich schweige. Da sie aber über 300 Kilometer entfernt wohnt und so bald kein Treffen in Sicht ist, frage ich mich, ob ich warten, bis ich sie wiedersehe oder ob ich ihr schreibe. Anrufen? Ich wüsst nicht einmal, wie ich es anfangen soll. Rein sachlich oder mit Gefühl? Ach, ich bin echt feige und weiß einfach nicht weiter!

    Was würdet ihr mir raten? Ich will sie nicht verlieren!

    Ich habe hier im Forum übrigens schon so viel erfahren und gelernt. Genaugenommen haben mir all Eure Beiträge die Augen geöffnet! Danke an Euch dafür! Ich freue mich, Euch gefunden zu haben. Ich bin sicher, mit eurer Hilfe werde ich in ein paar Monaten um Meilen weiter sein.

  • lieber roloff,

    ansprechen ja. sicher wird sie dann dementsprechend darauf reagieren. aber dann war`s. du hast hier sicher gelesen, das man so einen menschen nicht helfen kann. das der partner dich angesprochen hat ist schon heftig, der hat dir die verantwortung für ihr genesen in die hand gegeben. das musst du überhaupt nicht annehmen. sag ihr sachlich was du siehst, wie du sie empfindest und gib ihr ne liste von helfenden einrichtungen in die hand. mehr kannst du nicht tun. auch mit ihm würde ich reden, ihm sagen, dass du darauf keinen einfluss nehmen kannst.
    distancier dich da von den beiden.übernimm nicht eine helferrolle, du stürzt sonnst in was rein was für dich und eventuell auch deine partnerschaft nicht gut sein wird.ich halt mich inzwischen von diesen menschen fern, wenn ich merke sie haben ein alkoholproblem!

    lieben gruß melanie

  • Liebe Melanie,

    hätte ich nicht schon ein paar Monate hier gelesen, hätte ich bei deiner Antwort ziemlich traurig vor meinem Computer gesessen. Zum Glück bin ich schon so weit zu wissen, dass ich nichts ändern kann. Der Schritt hat allerdings Wochen gedauert. Wie viele anderen hier habe ich die Macht des Alkohols unterschätzt. Gut, dass ich jetzt schlauer bin. Dennoch verläuft meine Entwicklung sehr wellenförmig. Mal denke ich: "Die kann mich mal, soll sie sich doch besinnungslos trinken!" Dann wieder wünsche ich mir nichts mehr, als dass alles nur ein böser Traum ist, aus dem ich bald erwache.

    Aber du hast Recht, Melina, und das habe ich noch gar nicht so gesehen: Warum soll ich etwas tun, wozu ihr Ehemann nicht in der Lage ist. Ich werde in Ruhe darüber nachdenken.

  • Nochmal liebe Melanie,

    du hast in Regenbogenblumes Thread folgende Zeilen an Regenbogenblume und mich geschrieben:



    ihr zwei lieben,

    ich weiss was liebeskummer bedeutet. ich habe einen mann 5 jahre lang geliebt ohne ende. wie schmerzhaft es ist zu erkennen das wir niemals zusammen alt werden können. ich hätte alles getan nur um bei ihm bleiben zu können. leider habe ich dabei mein eigenes leben vergessen gehabt. ich hatte so schmerzen, mir tat alles weh, ich kann nachfühlen wie es euch gehen muss. einen menschen verlassen zu müssen, den man liebt um eine eigene zukunft zu haben ist sehr schlimm. nur eins dabei dürft ihr beide nicht vergessen:ihr habt nur das eine leben für euch! opfert es nicht. es ist ein opfern, denn bei alkoholkranken menschen verliert man selbst, es gewinnt keiner, der sog der sucht reisst alle mit und nichts bleibt übrig ausser elend und schmerz.

    ihr habt die wahl:

    schmerzhaften liebeskummer der vergeht (GARANTIERT!!!)
    oder
    ein leben mit schmerzen, hilflosigkeit,angst um einen partner der keine einsicht hat.

    beides ist schrecklich schlimm, nehmt den weg für euch der euch angenehmer erscheint.....ich meine ich bin es mir wert, das ich für mich selbst lebe...........
    heute geht es mir gut, ich habe die schmerzen überstanden, kann zurück schauen auf das was war und bin entsetzt über das ausmass dieser krankheit!!!!
    ihr scheint euch ja schon entschieden zu haben, bleibt euch selber treu!
    alles liebe melanie

    Ja, wenn ich so nachdenke: Ich kenne meine Freundin seit ein paar Jahren. Und wenn ich es richtig einschätze, hatte sie damals schon ein Alkoholproblem. Wie schon gesagt, ist es mir wegen der wenigen gemeinsamen Tage im Jahr nie wirklich aufgefallen. Es gab keinen einzigen gemeinsamen Tag, an dem sie nicht getrunken hätte. Und dann solche Mengen, nach denen man am nächsten Morgen noch nicht wieder bei null Promille angekommen ist. Heißt also, ich kenne sie nur mit Pegel, mal mit mehr, mal mit weniger. Ich frage mich, ob sie nicht anders wäre, wenn sie nicht trinken würde. Würden wir uns dann auch so gut verstehen, uns so nah sein? Oder kämen dann bei ihr andere Eigenschaften zum Vorschein? Wären wir überhaupt Freunde, wenn es den Alkohol in ihrem Leben nicht gäbe? Ich weiß, ich werde darauf keine Antwort enthalten, aber die Frage lässt mich jetzt, wo ich der Wahrheit ins Auge blicke, nicht los.

    Ich habe eine Stinkwut auf dieses Teufelszeug, das so viele Leben zerstört! Schon wenn ich einkaufen gehe und die vielen Flaschen im Regal und die Flachmänner an der Kasse sehen, dann ist meine Stimmung auf dem Nullpunkt.

    Was mir auch aufgefallen ist, seit ich hier mitlese: Ich sehe jetzt viel mehr Menschen, die mit Alkohol nicht umgehen können. Bis vor ein paar Monaten wusste ich niemanden, jetzt könnte ich auf einen Schlag zehn Menschen in meinem erweiterten Umfeld aufzählen, die mit Sicherheit krank sind. Und wenn man dann die Angehörigen beobachtet, die alles tun, um es zu vertuschen, dann ist das schon ganz schön gruselig. Was für eine verlogene Welt - die Welt des Alkoholismus!

    Ich muss euch mal was sagen, Ihr Lieben: Es hilft mir sehr, hier alles niederschreiben zu können. Es befreit und macht den Kopf ein bisschen freier - ein bisschen ...

  • halo roloff, ja und nun zu welchen ergebniss bist du nun gekommen?

    das du wut auf alkohol hast?alkohol ist ein getränk, eine sache, du bist wütend auf eine flüssigkeit?

    es gibt genug menschen die können alkohol trinken ohne dafon abhängig zu sein.wie kommt das?

    was macht es mit dir wenn du darüber nachdenkst?deiner freundin nicht helfen zu können?

    mach dir vielleicht wenn du lust hast mal gedanken dazu. les dich duch das forum, schau nach den bausteinen. ist interessant. aber im grunde solltest du anfangen dein leben zu leben, das ja hoffendlich nicht aus dieser problematik besteht...oder?

    lieben gruß melanie

  • Hallo roloff,

    wir sind in einer ähnlichen Situation und trotzdem wünsche auch ich Dir viel Mut, Kraft und Stärke um aus dieser belastenden Situation heraus zu finden.

    Ich bin mittlerweile ganz zuversichtlich.

    „Daumen hoch“ für die Leute hier im Forum, sie nehmen uns den Schleier von den Augen, damit wir klarer sehen können und sie unterstützen uns mit Zuspruch, Rat und lieben Worten.

    Das Beste jedoch ist, hier kann man sich alles von der Seele schreiben ohne sein Gesicht zu verlieren und ohne sich lächerlich zu machen. Das tut gut.

    Hier gibt es viele, die schon einen langen Leidensweg hinter sich haben, die wissen genau, was der Alkohol bewirkt und was er aus einem Menschen macht und mit dieser Erfahrung können sie uns und andere vor diesem Leidensweg warnen und vielleicht auch bewahren.

    „Wir schaffen das“

    Winterliche Grüße
    Regenbogenblume13

  • Melinak - Natürlich macht es keinen Sinn, auf eine Flüssigkeit wütend zu sein. Vielmehr richten sich meine Wut, die Ohnmacht und all die vielen Fragen gegen die Situation. Dagegen, dass ich nach dem vielen Lesen hier weiß, dass ich nichts ändern kann. Die Gelassenheit, die es bräuchte, hat sich noch nicht eingestellt. Du wolltest wissen, was es mit mir macht zu wissen, dass ich ihr nicht helfen kann. Es macht mich traurig, sehr sogar. Weil es menschlich ist, sich zu sorgen und traurig zu sein. Auf der anderen Seite ist man immer wieder im Leben mit Fakten konfrontiert. Also mit Dingen, die so sind, wie sie sind. Und auch da muss man sich dann mit abfinden. Je eher, desto besser. Dass es, wenn Gefühle im Spiel sind, etwas länger dauert, bis der Groschen fällt, müsste auch klar sein. Das liest man ja hier auch immer wieder. Mir ist inzwischen aber schon klar, dass nur mein Rückzug mir helfen kann. Ich kann ihr nicht helfen, aber mir. Soweit zur Theorie. Bleibt nur die Aufgabe, sie in die Praxis umzusetzen, und damit habe ich gestern angefangen:

    Ich habe zum ersten Mal seit Jahren abends mein Handy ausgeschaltet und nicht darauf gewartet, dass sie vielleicht anruft. Stattdessen habe ich die Initiative ergriffen und meine Frau ins Kino eingeladen. Sie weiß übrigens von der Alkoholabhängigkeit unserer gemeinsamen Freundin und auch, dass es mir damit nicht gut geht.

    Ich will versuchen, mich nach und nach von meiner alkoholkranken Freundin zu distanzieren. Das beginnt im Kopf. Nicht mehr ständig an sie und ihre Krankheit denken, die traurigen Gefühle zwar zulassen, mich aber nicht davon runterziehen lassen, mich selbst wieder wichtiger nehmen. Ein Treffen mit ihr werde ich nicht mehr vorschlagen. Bisher war immer ich die treibende Kraft, wenn ich meinte, wir müssten uns mal wieder sehen. Ich vermute, es wird von ganz allein ruhiger, wenn ich mich zurücknehme.

    @Regenbogenblume: Ich denke, es wird ein langer Weg sein, bis wir dieses Thema abgehakt haben. Ein Happy End scheint es ja nicht geben zu können. Mir hat in den letzten Wochen geholfen, meine Gedanken aufzuschreiben. So etwa wie in einem Tagebuch. Nur für mich. Da habe ich meine ganze Wut und Ohnmacht reingesteckt. Mit dem Ergebnis, dass es mir hinterher besser ging. Niemand wird das je lesen. Aber ich bin die Gedanken los. Während ich am Anfang meiner Erkenntnis noch tieftraurig war, Tag für Tag, so erlebe ich jetzt, dass es mir Stück für Stück besser geht. Ich bin auf dem Weg, gehe ihn langsam. Aber ich gehe ihn. Auch ich finde es gut, hier die Meinung der anderen zu lesen. Es ist, als ob man einen Spiegel vorgehalten bekommt. Gut so, auch wenn es nicht unbedingt angenehm ist. Ich sehe die Teilnahme an diesem Forum als eine Art Selbsthilfe. Und wer kann da besser helfen als all diejenigen, die Ähnliches erleben und erlebt haben.

  • lieber roloff,

    Zitat

    Ich habe zum ersten Mal seit Jahren abends mein Handy ausgeschaltet und nicht darauf gewartet, dass sie vielleicht anruft. Stattdessen habe ich die Initiative ergriffen und meine Frau ins Kino eingeladen. Sie weiß übrigens von der Alkoholabhängigkeit unserer gemeinsamen Freundin und auch, dass es mir damit nicht gut geht.

    na du hast es nicht nur kapiert sondern gleich umgesetzt. hut ab!! und deine frau wird es dir danken....eure beziehung sollte an erster stelle stehen, selbst wenn deine frau weiss, was los ist wird sie sich sicherlich freuen, wenn du mehr bei dir bist. denn dann hast du mehr raum und luft dich ihr zuzuwenden!.....das freut mich gerade zu lesen....ein mann der nicht nur theorisiert sondern das ganze in die praxis umsetzt...

    lieben gruß Melanie
    PS heir einen apfel vom baum der erkenntniss....grins, die verteilt zwar der matthias hier , ich habe so viele , da kann ich getrost welche abgeben! :wink:

  • Zitat von Melinak


    PS heir einen apfel vom baum der erkenntniss....grins, die verteilt zwar der matthias hier , ich habe so viele , da kann ich getrost welche abgeben! :wink:

    Hm, Äpfel mag ich!

    Man sagt ja den Männern nach, dass sie in manchen Situationen schneller handeln als Frauen. Mit der Anmeldung hier im Forum bin ich ins Handeln gekommen, die Monate davor, nur im Forum lesend, war es aber eine Starre, die mich gefangen hielt. Nur: Irgendwann muss man ja mal losgehen, sonst kommt "Mann" am Ziel nicht an. :wink:

    Mir geht es heute ausgesprochen gut, bin sehr fröhlich. Sicher, weil ich hier die Bestätigung bekomme, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

  • ich geh dafon aus, dass jeh mehr du dich von ihr löst, öfter das handy auslässt und deine gedanken mehr wieder um wichtigeres drehen, als um diese frau, um so besser wird es dir gehen.......

    der kinobesuch war sicher auch ein anlass zur freude....grins....

  • Es sind ein paar Tage vergangen, seit ich diesen Thread aufgemacht habe. Ich denke sehr viel nach. Es kommt ja hier in diesem Bereich des Forums nur selten vor, dass jemand von einem guten Freund oder einer guten Freundin mit Alkoholproblemen schreibt. Die meisten Betroffenen sind Ehepartner oder Lebensgefährten. Für mich ist also einiges anders als für die meisten von euch, und vielleicht ist auch einiges leichter. Abstand zu gewinnen zum Beispiel. Ich muss mich nicht räumlich trennen, ich muss nicht Haus und Hof aufgeben, mich scheiden lassen und für Kinder sorgen, die mitleiden. Aber auch ich muss meinen Weg finden. Und ich möchte diesen Thread nutzen, mich selbst zu finden und Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Eure Beiträge sind dabei sehr hilfreich. Sie öffnen mir die Augen und helfen mir, das Bild von meiner Zukunft zurechtzurücken.

    Die sehr enge Freundschaft zu meiner Freundin zu hinterfragen, sie sogar anzuzweifeln, das ist mir bis vor einigen Wochen nicht in den Sinn gekommen. Ich habe immer gedacht: Die Verbundenheit hält ewig! Nun erlebe ich aber schon seit Monaten, dass die Verbindung immer einseitiger wird. Meine Freundin ruft seltener an, schreibt nur noch Mails als Reaktion auf meine Mails und wartet schon lange nicht mehr mit eigenen Ideen auf. Ideen, die in den früheren Jahren zu sehr schönen gemeinsamen Aktionen (oft auch zusammen mit ihrer und meiner Familie) geführt haben. Ich habe das Gefühl, dass die Impulse fast nur noch von mir kommen. Dass sie sich kaum noch rührt, liegt meines Erachtens in ihrem allabendlichen Alkoholkonsum begründet. Diese Prozess ist schleichend, und es hat lange gedauert, bis ich ihn begriffen habe. Mir ist klar, dass der Prozess fortschreiten wird und dass sie sich irgendwann gar nicht mehr rührt. Und genau da muss ich für mich ansetzen. Das darf mich nicht runterziehen! Ich muss lernen, damit umzugehen. Im Moment sind meine Gefühle zwiespältig. Manchmal denke ich an all das Schöne, was wir zusammen erlebt haben. Dann bin ich traurig, dass all das zu Ende geht. Dann wieder bin ich trotzig und denke: "Okay, es ist so, du kannst nichts ändern. Bleib bei dir. Nimm es hin und denke an dich!" So oder ähnlich würdet ihr es mir ja auch raten. Die traurigen Phasen werden weniger, die trotzigen mehr. Aber irgendwo glimmt immer noch ein Fünkchen Hoffnung, ich könnte mich irren und morgen wäre alles wieder gut. Träum weiter, Roloff - ich weiß!

    Eines ist jedenfalls klar: Ich lasse mich nicht von dem Mann meiner Freundin einspannen, mit ihr Klartext zu reden. Das ist ihre Aufgabe, nicht meine. Außerdem muss sie ja selbst merken, dass sie ein Problem hat. Ich werde versuchen, selbst weniger auf sie zuzugehen und einfach mal abzuwarten, was passiert. Begegnungen wird es in der näheren Zukunft nicht geben, die Entfernung zwischen ihr und mir ist einfach zu groß. Ich kann also nur hören oder spüren, wie es ihr geht. Und sollte sich irgendwann am Telefon oder im persönlichen Gespräch einmal die Gelegenheit ergeben, das Thema Alkohol anzusprechen, dann werde ich das tun. Sie soll dann auch wissen, dass ich ihren noch besseren Freund, den Alkohol, im Visier habe.

  • hallo und guten morgen roloff,

    Code
    Und ich möchte diesen Thread nutzen, mich selbst zu finden und Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Eure Beiträge sind dabei sehr hilfreich. Sie öffnen mir die Augen und helfen mir, das Bild von meiner Zukunft zurechtzurücken

    das ist ne prima idee! willkommen!

    warum rufst du sie überhaupt noch an, wenn sie selbst dir keinen anlass gibt, sie sich ja offendsichlich entschieden hat sich nicht mehr um die freundschaft zu kümmern? im grunde darfst du ihr schon dankbar sein dafür, das sie dich nicht mit reinzieht und dich damit in ruhe lässt.

    lass dich vom mann deiner freundinn nicht vor den karren spannen, du hast erkannt das es ihre aufgabe ist, ihr leben.

    kannst du dir vorstllen ihm das auch noch so direkt zu sagen?
    ich würde es tun, dann wäre das nämlich auch ausgesprochen und geistert nicht irgendwo rum.

    was möchtest du denn in zukunft für dich anders machen, wenn du hier schreiben willst, dannsteckt doch da sicherlich noch etwas dahinter, was du vielleicht hier aufschreiben möchtest?

    alles liebe melanie

  • Gestern hat sie wieder angerufen. Sie tut das, wenn überhaupt, an den Abenden, an denen ihr Mann zum Sport ist. Sie mag dann nicht allein sein und telefoniert. Gestern habe ich mir vorgestellt, wie das bei ihr aussieht: Ich vermute, sie saß auf ihrem Sofa, in eine Wolldecke eingekuschelt, neben sich auf dem Couchtisch eine Flasche Wein mit einem halbvollen Glas. Während wir telefonierten, nahm sie immer wieder das Glas zur Hand und trank daraus. Mit diesen erdachten Bildern im Kopf mit ihr zu sprechen war sehr schwierig. Ich wollte die Bilder wegwischen, doch sie wurden bei dem, was sie sagte, immer deutlicher. Wieder einmal ist es die Jahreszeit, die ihr angeblich zu schaffen macht. Im Winter irgendwelche Ideen zu haben, Vorhaben anzupacken oder positiv zu denken, das schiebt sie von sich weg. "Wenn erstmal Frühling ist ...", "Wenn erstmal dieses und jenes geschafft ist ..." Wenn, wenn, wenn ... Ich habe dann von meinen Vorhaben berichtet und von meinen Ideen, in der Hoffnung, sie mitzureißen. Aber das scheint aussichtslos. In dem Moment dann zu ihr zu sagen: Du hast ein Problem, versuche es in den Griff zu bekommen - daran hapert es bei mir. Noch nie habe ich ihr zu erkennen gegeben, dass ich mehr weiß, als sie glaubt. Ich bin immer kurz davor, und dann ziehe ich mich zurück. Ich habe Angst vor der Konfrontation. Angst, wie sie in der Ferne reagieren könnte. Angst, dass dann die Freundschaft vorbei ist. Und genau das ist mein Fehler, vermute ich. Wenn sie direkt vor mir stehen würde, mit ihrem Weinglas und der Alkoholfahne, dann wäre ich vielleicht in der Lage, ihr meine Meinung zu sagen. Aber auf die Entfernung, aus der ich nur ihre Telefonstimme höre und Fantasiebilder im Kopf habe, denke ich, ich könnte ihr Unrecht tun. An dieser Stelle den richtigen Weg zu finden, deshalb bin ich hier bei euch. Da brauche ich eure Erfahrungen und Meinungen.

    Wisst ihr, was ich gerade überlege? Hier ist der Co-Bereich. Hier schreiben und lesen Co-Abhängige. Mit Sicherheit lesen hier auch diejenigen, über die wir hier schreiben. Nämlich die, die alkoholkrank sind. Sie lesen und finden sich in den vielen Erzählungen wieder. Da die meisten Geschichten sehr ähnlich klingen, ist der Wiedererkennungswert der Krankheitssymptome sehr groß. Müsste es nicht aufrütteln, wenn die Alkoholkranken hier lesen? Wenn sie sehen, wie die Gegenseite die Lage beurteilt. Natürlich habe ich auch schon im Bereich der trockenen und nassen Alkoholiker gelesen. Das hilft mir, die Krankheit besser zu verstehen und hat mir ein Stück weit die Augen geöffnet.

    @Melanie - Ja, ich könnte hier so einiges schreiben, um es zu verarbeiten. Sicher kommt das nach und nach. Es ist, als würde ich ein Puzzle zusammenlegen. Vor ein paar Monaten habe ich die Teile auf den Tisch geschüttet und angefangen. Nun sind Rand und Ecken fertig und ich beginne mit dem Innenleben. Je weiter ich komme, umso klarer sehe ich das Bild. Mit eurer Hilfe werde ich es fertig puzzeln. Allerdings: Es sind ziemlich viele Teile ...

    Genug für heute. Der Schreibtisch ruft.

    Danke für´s Lesen und danke für die Tipps. Euer roloff

  • Hallo roloff,

    dein Thread liest sich für mich ein bisschen eigenartig.
    Was ist denn nun tatsächlich das Problem?

    Du hast eine beste Freundin und sie ist Alkoholikerin?
    Was verbindet dich noch mit ihr?
    Sie hat doch eh einen Mann und wohnt einige hundert Kilometer von dir entfernt.
    Ist das nicht ein deutliches Signal, dass sie auch ohne deine Hilfe klar kommt?

    Oder warst du mal in sie verliebt, oder sie in dich?
    Bei besten Freunden zwischen Mann und Frau kann das schon passieren.
    Warum könnt ihr euch nicht einfach treffen und euch dann aussprechen, dann siehst du doch ob sie so alkoholabhängig ist, wie du denkst und kannst es ansprechen.

    Du scheinst mir wohl sehr rücksichtsvoll und mitfühlend zu sein. Aber hoffentlich ist das nicht gerade die Facette, die ihr ihr Mann nicht geben kann.
    Dann würde dein Verhalten, ihrer Ehe auch nicht gerade gut tun.
    Und wie steht überhaupt deine Ehefrau dazu, die wird doch auch mitbekommen, dass du gefühlsmäßig mit dieser Freundin intensiv beschäftigt bist.

    Zitat

    Wisst ihr, was ich gerade überlege?
    Nämlich die, die alkoholkrank sind. Sie lesen und finden sich in den vielen Erzählungen wieder.

    Na hoffentlich spekulierst du nicht damit, das womöglich noch deine Freundin in *** das vlt. auch lesen könnte.
    Das wäre von dir schon ein ziemlich co-abhängiges und passives Spiel.
    Ich denke nicht, dass ein Alkoholiker/in über das Anerkennungs- und das Bestätigungsbedürfnis und über den Leidensdrück eines Freundes nachgrübeln soll, wenn der/diejenige krankheitsbedingt schon mit dem eigenen Leidensdruck gar nicht fertig wird.

    Als guter Freund möchtest du doch bestimmt auch, dass sich diese
    Alkoholikerin eher mal um ihre Abhängigkeit kümmert, als noch zu überlegen, dass sie eure Fernbeziehung erwartungsvoll bedient.

    Viel wichtiger ist, dass du dein co-abhängiges Verhalten ehrlich zu lösen bereit bist.

    Liebe Grüsse und alles Gute
    Emma

  • Ich glaube, hier geht es um Gefühle.
    Gefühle, die man sich nicht mal so eben aus dem Herzen reißen kann und wenn, dann dauert es oft sehr lange bis man die Schmerzen nicht mehr spürt.
    Manchmal will das Herz noch nicht akzeptieren, was der Kopf schon weiß.
    Ich kannte mal jemand, der hatte auch schon seit vielen Jahren eine innige und recht gute Beziehung zu einer sehr guten, ja eigentlich besten Freundin. Sie haben Freizeit miteinander verbracht, sind zusammen in Urlaub gefahren, haben sich gegenseitig bekocht, viele Gespräche geführt, gute Ratschläge oder Hilfen gegeben, zusammen gelacht und geweint.
    Das alles oft auch zu dritt oder zu viert, je nachdem, wenn der andere gerade in einer Beziehung war oder nicht.
    Auf die Frage, weshalb er denn diese Freundin nicht endlich zu „seiner“ Freundin machen würde sagte er: „Wir machen uns doch durch eine feste Beziehung nicht unsere Freundschaft kaputt.“
    Wenn also so eine innige Freunschaft durch Alkohol in die Brüche geht,
    hat man daran zu knacken, ob man will oder nicht.
    Gruß Regenbogenblume13

  • lieber rollof,

    die hoffnung zu haben, der alkoholkranke würde sein suchtverhalten aufgeben, wei er sieht wie andere darunter leiden kannst du aufgeben. selbst wenn hier de ein oder andere liest, wird ers nicht dem anderen zu liebe aufhören.eher im gegenteil, der wird sich erst recht schlecht fühlen, dem anderen dann für sein sich schlecht fühlen veratwortlich machen und erst recht zur flasche greifen.

    es ist wichtig das jeder der ein problem hat, der eine seine alkoholkrankheit, der andere seine co abängigkeit von sich aus zu lösen versucht. WEIL ER ES NICHT MEHR AUSHÄLLT, SEINEN TIEFPUNKT ERKANNT HAT und FÜR SICH ein neues leben aufbauen will.nur dann, wenn innerlich alles bereit ist , du dich selbst so viel wert bist zu ändern wirst du auch was ändern. ist ja in vielen anderen bereichen auch so. ich mach ja auch nicht alles, weil der andere das von mir verlangt, oder machst du es?????

    mach dir mal dazu gedanken.

    ich finde es genau so seltsam, das mit deiner besten freundin. nur für mich wieder mal offensichtlich das man 1000 km voneinander weg wohnen kann, einem seine co abhängigkeit aber doch ständig im kopf rumspukt und nicht losslässt. da erkenne ich , das es wichtig ist eine innere distance aufzubauen und nicht die äussere einem da hilft. danke dafür.

    was hällt dich immernoch ab dafön dieser freundschaft aufgrund des trinkverhaltens deiner freundin abzubrechen und ihr das ehrlich und offen zu sagen???????

    ich mag meinen ex mann immer noch, doch ich liebe mich und mein leben mehr. ich weiss ein kontakt selbst frendschaftlicher art und weise würde nur dann funktionieren, wenn er therapie machen würde und sein suchtverhalten therapeutisch in den griff bekommen würde.

    doch ich kann ihn nicht dazu zwingen, überreden es zu tun. also heisst es hier , distance aufbauen, distance aufgrund meiner eigenen co abhängigkiet um mich zu schützen.zudem an meiner coabhängigkeit zu arbeiten und auch damit gut zu leben.

    da kann ich ihn trotzdem mögen, das ist ja nicht der grund für die distance die es braucht.das darf auch weiterhin bleiben. doch ich bin mir klar geworden für mich selbst wieviel bereitschaft ich habe da mit zu leiden. ich habe keine bereitschaft mehr zu leiden, mein leben soll in zukunft nicht mehr aus solchen gedanken bestehen,darum habe ich den kontakt von mir aus abgebrochen, selbst wenn bei uns sogar kinder dazwischen stehen. und geht es damit viel viel besser und jeder kleine kontakt der wegen der kinder dann doch entsteht ist einer zu viel.ich möchte auch noch extrem viel dazu lernen um aus dieser situation für mich raus zu kommen.da brauchts noch einige arbeit an mir selbst.

    alles liebe melanie

  • Regenbogenblume schreibt, was ich zu dem Thema denke. Es sind tatsächlich Gefühle, die es zu bewältigen gilt. Das ist nicht die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern einfach die "Liebe" zu einem Menschen, mit dem man viel Schönes erlebt hat. Zu zweit, aber auch zu dritt oder zu viert - also auch mit ihrem Mann und mit meiner Frau. Und genau, liebe Regenbogenblume - diese Gefühle lassen sich nicht von heute auf morgen abschalten.

    @Melanie, das hast du richtig erkannt: Die innere Distanz kommt nicht automatisch mit der äußeren Distanz. Auch dreihundert oder tausend Kilometer können Gefühle nicht zerstören. Sicher ist aber auch das eine Frage der Einstellung. Ich weiß, dass ich meine Einstellung ändern muss, dass ich auch die innere Distanz aufbauen muss. Das bedeutet für mich, dass ich mich mehr um mich selbst kümmere und weniger an die kranke Freundin denke.

    Emma : Natürlich spekuliere ich nicht damit, dass sie das hier liest. Das wäre in der Tat feige. Im Gegenteil: Ich habe begriffen, dass ich mit ihr reden muss. Sie muss wissen, was ich beobachtet habe. Sie muss wissen, dass ich ihr nicht helfen kann. Ich denke nur, dass sowas im persönlichen Gespräch passieren muss, nicht per sms, Telefon oder E-Mail. Das heißt, ich bestimme den Zeitpunkt, wann ich sie mit meinen Gedanken konfrontiere. Ich werde nicht weiter nur zusehen, sondern mich innerlich auf dieses Gespräch einstellen. Wann auch immer das stattfinden wird.

    Ich fange schon an, weniger an sie zu denken, habe die ganze Woche nicht mit ihr telefoniert und auch sonst keinen Kontakt zu ihr gehabt. Es ist ein langsamer Schritt in die hoffentlich richtige Richtung. Den Schlussstrich von heute auf morgen schaffe ich nicht.

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