Warum regt mich das so auf??

  • Hallo zusammen,

    ich hab mal wieder ein Problem, allerdings glaube ich das ich das mit mir selbst habe. Ich muss ein bischen ausholen, um zu erklären worum es geht.

    Ich bin seit fast 10 Jahren geschieden, habe aber noch Kontakt zu meinem Ex-Mann und einigen seiner Familienmitglieder. So auch mit meiner angeheirateten Nichte. Sie ist ein Jahr älter als ich und wir verstehen uns ganz gut. Es ist wichtig das ihr wißt das auch die Familie meines Ex mit Alkohlproblemen behaftet ist. Meine Nichte ist da ganz besonders schlimm betroffen. Sie hat mehrere Suizidversuche hinter sich, einige Klinikaufenthalte, ebenso eine LZT. Sie ist geschieden, hat drei Kinder und ein Enkelkind um das sie sich kümmert wenn die Tochter arbeitet. So weit so gut. Aber heute vormittag hatte ich die Eingebung sie anrufen zu müssen. Das hätte ich besser gelassen. 10:50 Uhr und eine Stimme lallt mir entgegen. :(
    Oh man.... schon wieder. Ich hätte es wissen müssen. Sie hat es nie wirklich kapiert. Immer wieder fällt sie in ihr altes Muster zurück.
    Das schlimme ist, das es mich tierisch aufregt wenn sie solche Phasen hat und ich es mitbekomme.
    Alle meine schlauen Sprüche die ich anderen erzähle helfen mir da nicht. Ich könnte sie schütteln, sie ohrfeigen oder sonst was tun. Eigentlich hatte ich heute vor sie zu besuchen, aber das werde ich tunlichst unterlassen. Ich muss mir das Bild des Jammers nicht antun.
    Warum kann ich mich nicht distanzieren? Warum kann ich nicht einfach sagen, geht mich nichts an, sie hatte genug Hilfe und kann sie sich jederzeit holen. Aber sie will ja nicht. NEIN ich muss mich aufregen.
    Ich versteh das nicht. Vielleicht könnt ihr mir sagen wo meine Fehlfunktion liegt.

    GLG Chaosimleben

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Deine "Fehlfunktion" liegt darin begründet das bei dir dmmerweise alles richtig ist. Wenn du dir um sie kein Kopf machen würdest hättest du eine Fehlfunktion.

    Es ist nunmal nicht so leicht sich von jemanden loszusagen der noch in alten Mustern lebt. (anders wie einige hier im Forum oder in SHGs immer sagen oder tun)

    Wäre das so einfach wäre der ganze Mist nur halb so wild. leider

    Ich kann dir aber leider keinen Tip geben wie du mit ihr umgehen sollst, aber du wolltest ja auch wissen was mit dir los ist. Und aus meiner Erfahrung was meine Bekannten diesbezüglich betrifft sehe ich das so.

    GRuss

  • Hallo chaosimleben,


    Zitat

    Titel: Warum regt mich das so auf??

    Weil es mich an meine eigene "Geschichte" erinnerte und dadurch vieles immer wieder bei mir hoch kam.

    Bei mir war es die Schwester meines Schwiegersohnes die für mich wie eine zweite Tochter ist, und zu der ich von anfang an ein sehr inniges Verhältnis hatte und wieder habe,.....heute ist sie seit gut einem Jahr trocken.

    Betrunkene Anrufe ihrerseits mitten in der Nacht, ...voller Selbstmitleid, und ach wie schlecht ist doch diese Welt.
    Rief ich sie morgens zurück in der Hoffnung nun wieder halbwegs nüchtern,.....hatte sie schon nachgetankt.

    In einer nüchternen Phase gab es dann "Klartext" von mir und ich hab mich ab dato ganz klar abgegrenzt,.....keine betrunkenen Anrufe mehr nachts,....oder ich lege sofort auf,...Anrufbeantworter auf ganz leise !
    Sie nochmals darauf hingewiesen,.....im betrunkenen Zustand rede u. diskutiere ich nicht mit dir !

    Es war manchmal hart, ......aber ich habs durchgezogen.

    Sie wußte das ich immer für sie da bin,.....aber nicht angetrunken- oder betrunken.
    Ich hatte eine gute "Lehrmeisterin",.....meine Tochter !


    Niemand muß trinken,....Hilfe-u. Unterstützung gibt es in diesem Land wahrlich genug,.....die Einsicht muß aber von jedem selbst kommen und den eigenen persönl. Tiefpunkt halte ich für ausschlaggebend.

    Abgrenzung heißt für mich das "Zauberwort"......

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo Chaosimleben

    Zitat

    Alle meine schlauen Sprüche die ich anderen erzähle helfen mir da nicht. Ich könnte sie schütteln, sie ohrfeigen oder sonst was tun.

    haben mir auch nicht geholfen

    Zitat

    Warum kann ich mich nicht distanzieren? Warum kann ich nicht einfach sagen, geht mich nichts an, sie hatte genug Hilfe und kann sie sich jederzeit holen. Aber sie will ja nicht. NEIN ich muss mich aufregen.

    da wird ein nasser Spiegel vorgehalten mit dem Wissen das es auch anders geht. Nun kommt noch der Verwandtschaftlskrad dazu ,das innerlich bohrt helfen zu müssen. Helfen durch Nicht- Helfen .. Dazu gehört die Akzeptanz machtlos zu sein und es so zu akzeptieren.

    Ist es dein nasser Spiegel?

    Gruß hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    ... ich glaube, die bewusste Hilflosigkeit macht es.
    Je näher die Person einem steht - desto schwerer trägt man dann daran.

    Gruss Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Schönen Abend, Chaosimleben

    Zitat

    Warum kann ich mich nicht distanzieren?

    Zitat

    NEIN ich muss mich aufregen.

    Ja, das hab ich mich auch schon oft gefragt, diesem Thema begegne auch ich des öfteren im Leben.

    Wie ja auch die Antworten schon sagen, spielt hier zusätzlich eine Rolle, daß es eben jemand aus dem näheren Bekanntenkreis ist.

    So erlebe ich es bei mir auch von Zeit zu Zeit, daß ich mich über einen näheren Bekannten ärgere, daß er sein neues, abstinentes Leben im 2. Jahr der Trockenheit beendet hat und eben wieder trinkt.
    Mit allen Schwierigkeiten in seinem Umfeld, die eben dann dazugehören.

    Hier könnte ich übrigens auch andere Dinge des Alltags aufzählen, die nicht die Krankheit Alkoholismus betreffen, wo es mir aber ähnlich geht, das heisst, wo ich mich auch unnötig ärgere.

    Wenn man sich jetzt diese Abläufe ansieht - so sehe ich es für mich - bin eigentlich immer ich derjenige, der sich selbst auf Dauer nichts Gutes tut, indem ich mich eben ärgere oder die längste Zeit darüber grüble.
    Denn derjenige, den es betrifft, in deinem Fall, deine Nichte, die hat ja kein Problem damit, und ich wage zu behaupten, daß sie nicht mal merkt, wie dich das trifft, daß sie um 10.50h vormittags lallt.

    Und da es keinen Schalter im Kopf gibt, den man ausschalten kann, wenn man sich über derartige Dinge "einen Kopf macht", ist, so glaube ich, ein lebenslanges Lernen oder besser gesagt, sich befassen damit, notwendig, um sich selber sagen zu können:

    - Dinge, die ich nicht ändern kann, habe ich leider hinzunehmen

    ein Teil des "Gelassenheitsspruches", der diese Thematik gut trifft.

    Wir sind eben "nur" Menschen, dadurch auch mit Gefühl, Nächstenliebe etc. ausgestattet, und so werden uns solche Dinge immer wieder mehr oder weniger "belasten", für mich weiß ich jetzt schon, daß das auch noch mit 70 (wenn ich so alt werde) so sein wird, es ist nur die Frage, wie weit ich solche Sachen an mich ran lasse.

    lg

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Ich danke euch für eure Antworten.
    Ich habe oft in meinem Leben mit ansehen müssen wie sich Verwandte oder gute Freunde kaputt gemacht haben. Ich bin umgezogen, habe mich von vielen Menschen distanziert. Bei ihr hatte ich die Hoffnung das sie endlich begriffen hat, worum es geht. Aber immer wieder muss ich feststellen das sich gar nicht "bei sich" ist. Immer mit den Gedanken und Taten bei anderen. Und dann, wenn sie mal "Zeit für sich" hat, ist sie besoffen. Ich weiß das ich ihr nicht helfen kann, und ich will es ja auch im Prinzip gar nicht.
    Im nächsten Monat bin ich 3 Jahre trocken. Ich habe viel durchgemacht, aber niemals wäre mir in den Sinn gekommen, mich abzuschießen. So vieles hätte anders bei mir laufen können, wäre ich früher in die Klinik gegangen. Ok, lässt sich nicht mehr ändern. Aber jetzt habe ich es doch in der Hand, mein Leben klar zu leben. Sie hatte das auch. Und so oft hat sie Hilfe bekommen. Wie kann es denn sein, das sie nicht versteht. Sie hat sich mühselig ein neues Leben aufgebaut. Auch mehrere Personen in ihrem Umfeld die trockene Alkoholiker sind. Mit denen sie reden kann. Die Verständnis haben, die gerne für sie da sind, wenn es ihr schlecht geht. Aber nein, das ist ihr wohl nichts Wert.
    Wir hatten ursprünglich vor, gemeinsam mit ein paar anderen Freunden einen Weihnachtsfeiertag zu kochen und uns ein paar schöne Stunden zu machen. Jetzt allerdings halte ich das für keine gute Idee mehr. WEiß ich ob sie sich bis dahin wieder gefangen hat? Meistens braucht sie dann auch noch 1 Woche bis sie wieder auf die Beine kommt.
    Und eine zitternde aufgeschwemmte Nichte mag ich wirklich nicht an Weihnachten bei mir haben.

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Ach und ja,
    jeder nasse Alkoholiker dem ich begegne und mit dem ich direkten Kontakt habe, hält mir einen Spiegel vor. Das finde ich gar nicht so verkehrt, erinnert es mich doch an meine erbärmliche Gestalt in meiner nassen Zeit. Und die werde ich mit Sicherheit mein ganzes Leben nicht vergessen und das ist auch gut so.

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Zitat

    jeder nasse Alkoholiker dem ich begegne und mit dem ich direkten Kontakt habe, hält mir einen Spiegel vor.


    Genau so sehe ich das auch.
    Und jedesmal denke ich mir dann, eigentlich muß ich meinem Tiefpunkt damals vor über 5 Jahren und meiner Reaktion darauf dankbar sein, ich möchte mir nicht ausmalen, wie meine heutige Situation wäre ....

    Ach ja, und meine Glückwünsche zu den bald 3 trockenen Jahren.

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Guten Morgen Chaosimleben,

    dass du nicht trinkst ist das aller wichtigste!
    Dass sie trinkt, da kannst du nicht dafür. Hilfe gab es schon. Mehr kann man nicht tun. Das wissen die Co's und wir müssten das eigentlich noch besser wissen.
    Reg dich nicht auf...freu dich. Freu dich, dass du trocken bist.
    Da du so konfrontiert wirst jetzt mit dem Thema sollte dir klar machen, wie stolz du auf dich sein kannst.
    DU hast es geschafft!!!
    Und du bist nur für dich verantwortlich und Hilfe...tja wir kennen das doch...wenn jemand nicht will, da kannn man nichts machen.
    Wo wir saufen wollten, hat auch niemand und nichts geholfen.
    Nehme das als diesen "Spiegel" deiner nassen Zeit und sei glücklich, dass das Vergangenheit für dich ist.
    Du bist trocken!!! UND du bist wichtig!

    Liebe Grüße
    live2008

  • Einen wunderschönen Samstag wünsche ich euch.
    Ich muss nochmal eure Hilfe in Anspruch nehmen. Nachdem ich vergangenen Samstag mit U. telefoniert hatte, war ich, wie ihr ja wisst total durch den Wind. Seitdem habe ich mich bei U. nicht mehr gemeldet. Mein Weihnachtsfest ist auch geplant. Ohne U. Gerade bin ich dabei mich für den Hundeplatz fertig zu machen, da klingelt mein Telefon. Meine Nichte. Ich habe nicht abgenommen weil ich mich gerade jetzt nicht mit ihr auseinander setzen will. Also hat sie mir eine Nachricht auf dem AB hinterlassen.
    Ich zitiere wörtlich:
    Hallo C. hier ist U. Ich wollte mich nur mal melden. Ich lebe noch. Ich hoffe du auch. Bis dann mal. In ihrer Stimme ein verlegenes Lachen.
    Und jetzt bin ich schon wieder wütend. Ich hab keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Am liebsten würde ich hinfahren und sie anständig rund machen. Aber das bringt ja auch nix. Nur einfach so tun als sei nichts gewesen kann ich eben auch nicht.
    Habt ihr einen Rat für mich?

    LG Chaosimleben

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Alles gesagt, möchte nur die Bemerkung von Paul nochmal herausheben : Wir Menschen (viele, die meisten ) leiden nunmal mit mit denen, die uns lieb sind. Das ist wichtig und richtig und empathisch. Wirf Dir das bloß nicht vor !
    Die andere Seite der Medaille - den Selbstschutz, die Abgrenzung- müssen wir uns hart erarbeiten, wenn jemand nicht ein außergewöhnlich ausgeprägter Egoist ist.
    Ich mach sowas zur Zeit mit meinem 20-jährigen Sohn durch, weil er gehörig spinnt ( nicht mit Alk ).
    Ist einfach so !

    LG Bettina

    Ganz liebe Grüße
    Spes

  • Ach so, hatte Deinen letzten Eintrag noch nicht gelesen.
    Ganz spontan von mir :
    Du hast keinen Grund, sauer zu sein und sie keinen, sich bei Dir zu entschuldigen. Hand reichen, aber mit klarer Ansage unter welcher Bedingung.

    Ganz liebe Grüße
    Spes

  • Liebe Bettina,
    vielleicht ist meine Sichtweise eine Andere, aber ich bin schon tierisch sauer, weil sie genug trockene Alkoholiker um sich rum hat die ihr ihre Hilfe angeboten haben. Und nach ihrem letzen Exzess haben wir lange gesprochen. Immer wieder nach Lösungen gesucht. Aber scheinbar war das alles nur heiße Luft von ihr. Und dann, wie kann es anders sein, belügt sie uns und sich selbst ebenfalls. Wenn sie wenigstens zu ihren Abrutschern stehen würde. Es ist ja nicht so das wir nicht wissen was los ist. Und die Phase des Unwissens ist bei uns längst vorbei.
    Oh man, vielleicht denke ich ja wirklich in die falsche Richtung.
    Ich geh jetzt mal mit meinem Hund trainieren. Dann vergess ich erst mal ne Weile den ganzen Mist.

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Hallo "Mag dich mit Deinem Nick nicht ansprechen",

    ich meinte nur, sie hat Dir nichts getan. Warum solltest du sauer sein ?
    Ja, sie hat Dir gezeigt, dass Deine bisherige Liebesmüh vergeblich war, okay. Aber auch das ist ja nichts zum sauer sein, sondern die Aufforderung zur Abgrenzung.
    Aber klar, das ist meine Sicht, Du bist eben tief gekränkt und wütend im Moment, ist auch ok, zum rund machen gibt es trotzdem echt keinen Anlass. Außerdem könnte es sein, dass du Dich wieder ärgerst, wenn es nichts nützt.

    Ganz liebe Grüße
    Spes

  • Hallo Bettina,
    da widerspreche ich dir auch nicht. Ich werde sie auch nicht "rund" machen, weil ich ja weiß das es nichts nutzt. Ich glaube, ich bin so wütend weil sie wie jeder nasse Alkoholiker reagiert. Und das obwohl sie so viel Hilfe hatte und noch immer haben könnte. Ich weiß auch nicht recht, warum mich das so ärgert. Nur hilft mir das auch nicht weiter, denn ich weiß ja immer noch nicht was ich jetzt machen soll. Zurückrufen und ihr sagen was ich über die Situation denke und wie es mir dabei geht? Oder einfach gar nichts sagen, und so tun als wäre nichts geschehen? Das kann ich sicher nicht. Oder den Anruf einfach ignorieren und gar nicht zurückrufen?

    LG Chaosimleben

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

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